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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.02.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188302179
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-02
- Tag1883-02-17
- Monat1883-02
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.02.1883
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Erscheint täglich früh «'/, Uhr. Rrtaction und Llprditio« Johannesgasse 33. -Prechkoiidrn der Nrdactionl Bormittags 10—12 Uhr. Nachmittags ü—6 Uhr. 6>I X» Atta,ad« «uiqelandtxr v>iiiiilcri»t« »acht »ich di« Stedacr,«» n.cdl vcrbuidliq. Nn»«h«e tzer für die nächstfolgende Nummer bestimmten Jus erakr an Wochentagen bis 3 Uhr Nachmittags, an La«»- uni» Festtagen früh bis '/,!> Uhr. In drn Filialen für Ins.-Annahmr: Dtto Klemm, NniversilitSstraße 31, Louis Loscht, Kathariaenstraße iS, p. nur bis '/,S Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage 17,»SO. Älionnementspreis vienclj. 4'/, Klß. »icl. Bringerlohn 5 Mt., durch die Post bezogen 0 Mt. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Bclegczemplor 10 Ps. Gebühren snr Extrabeilagen ohne Postbe'ürderung :>!' Mt. mit Poslveiörd'ruiig 18 Mk. Inserate «»gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften lavt unserem Preis verzeichnis-.. Neclamrn unter dem Uedactionsürich die Spallzeüe 50 Ps. Inserate sind siel- an die Kxpedttlou zu senden. — Rabatt wird »ich: gegeben. Zahlung prac.-uun:erai,>io oder durch Post, nachna.jme. 48. Tounabeud den 17. Februar 1883. 77. Jahrgang. Jur gkliilligen Achtling. Unsere Expedition ist morgen Lonntag, den 18. Februar, Bormittags nur bis '>,S Uhr geöffnet. Expedition de8 I>elpr1xvr iLKtzdlsttes. Amtlicher Theil. Vekauntmachnng. Nachdem wir Herrn Bsnedtct Hubert Merzenich» hier am heutrgcn Tage Concession zur gewerbsmäßigen Beförderung von Auswanderern nach überseeischen Häfen und Abschließung von SchifsScontraclen im Aufträge deS concefsionirten Schiffs expedienten Herrn Tbeokor Jchon, alleinigen Inhaber- der Firma Ev. Jchon in Bremen, erlheilt haben, bringen wir oie» hierdurch zur öffentlichen Kcnnlniß. Leipzig, am 10. Februar 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Kretschmer. vermicthnng einer Nbthetlung der Landfletscherhalle am Plauenschca Platze. Die miethsrcie AbtheilnnH Rr. 1» in obiger Fleisch halle soll vom 8. März diefeS JahreS an gegen ein monatliche Kündigung Sonnabend den 24. diese- Monat- Vormittag- 11 Uhr auf dem RathhauS, L Vtage, an den Meistbietende» anderweit vermiethet werken. Die BermiethungS- unk BersieigerungSbedingungen liegen ebendaselbst schon vor dem Termine zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den 10. Februar 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cerntti. Bekanntmachung Im Monat Januar 1883 gingen beim Armcnamte ein an Geschenken: 38 56 „AuSqleich einer Rechnung mit 0. v." — . 20 - aiS „Streitobject" lO . — - - Sühne in einer Klagsache 8./N. II. 5 » —— s B - B Sachen b. X. L.M.bl. > durch Herrn 20 « — - « B - - b'. 8t. 'L. IV. s FriedenSrich- 7 - — - - » B - L. K. l'ck. 0.1ter V. Nagel. — - 75 - - B - - NM. 5 » — » - B - - b'.,8ck. 20 » — « « - B - O./D,. durch Herrn 2 - — « - r> B - 8et>/11. Friedensrichter 1 « — . . B - . 8.,3. G. A. Jaucksön. 2 » — » - B B . It/VV 5 « — - - . >V./D> 1 - » - - « - k!. 8oft./^. 8od.z durch Herrn 5 * B O B < » XH.tAl.v. I Frieden»« 10 , — « - B B - 6. öl./L. L. I-. s Achter 4 « —- - * B B » b'r.iLck. iWünschmann. lZS^esi-l Leipzig, dm 12. Februar 1883. Da- Armenamt. Ludwig-Wolf. Lange. Holjauction. Mittwoch, den 21. Februar diese« Jahre« sollen von Vormittag- tt Uhr an im Forstreviere Connewitz, aus dem Schlage rn Ablhcilung 43 und 44. 15 Eichen-, 3 Rüstern-, >l Weißbuchen-, I Apfelbaum-, 13 Erlen- und 2 Aspen-Nutzklötzr, ferner 2 Eichen- und 1 Cschen-Schirrhölzer und von Itt Uhr an 47 Meter Eichen-Brenuschette, 26 Abraumhaufen und 103 Langhaufen, sowie 385 Bund Dornen unter den im Termin öffentlich au-gehangmen Bedingungm und gegen die übliche Anzablung an Ort und Stelle nach c«m Meistgebole verkauft werden. Zusammenkunft: um 8 Uhr zur Klotz-Auction und um lO Uhr zur Brennbolz-Auction in der Nonne an der vr. Heine'schcn Brücke de, Neuschleustig. Leipzig, am 12. Februar 1383. DeS RarhS Forstdeputation. Holr-Auction. DieaStag, den 20. Februar dsS. IS., sollen von Vormittag« 9 Uhr an im Forstreviere Rosenthal in der Nähe der FricdenSeiche circa 50 starke Abraumbaufen, » 140 - Langhauses und - 160 klein gemachte Stockholjhaufen gegen sofortige Daarzahlung und unter den öffentlich >m Termine ausgehangcuen Bedingungen meistbietend verkauft werken. Zusammenkunft: An der FricdenSeiche. Leipzig, am 9. Februar >883. — De» Rath- Forst-Deputatton. OoLkentlieke Handelslekranstrüt. Lossinn «e, htz. 8oduU»t>re<i »in 2. ^prll ck. E. Die Itoise- »eomii«« äer dvkeroo chdtdelloar ä«r Xustnlt («irezjrbriirer t u»»,) dervehciiren rum bänjLlirict-b'reivillitreockiemt«. kUr zuo^s !>>ul«. velode »»eil rleu Iler«rl>ri^unx«cbem rum käizjldriE-k'reinütüxenilieosre erworben dalwu, i»t ein kaetrnlooeo- ^ob»M1«b«e knron» von ckodremlouer b«j 30 I^krnUmä«, »o äor IVoed« eüiaoriokt-t, kitr welchen <i», 3cknI>reI4 246 Nord lx>tr»ac. Aumelilun^eo erbittet »ich clor Ontaneicdoela in «len IVacben- t»^en von 11—12'/, l.'br. l-eipri^, üu kedruar 1883. Carl 1t°ol5rum, Vircvtor. Lubmiskon. Die Liefernagen von Bier, Wurst, Schwarz, und Weißbier, Schnaps, Butter, Kaie. Cigarren und Heringe für die BaluillonS- Canline des 3. Bataillons 8. Jirsanteric-RegimciiiS Nr. 107 sind vom 1. März bis Ende November d. I. zu vergeben. Proben nebst Preisangaben, beim Bier nur Preisangabe, sind dis 21. ds. MtS. Lasern« Pleißcuburg, Flügel 8. 1., Stube 68 alZuaebea. Tic Brrwaltuugd-Pommijsion. Holzorrkauf: öberf. Tornau. Echutzbez. Tornau II, Jagen 69: 22. Februar cr. früh 10 Uhr im Schlage an der Rhei,'harzer Straße: Eichen: 171 Stämme mir 246.Il tw, 44 Kahnknle, 7 rw Nutzscheit. Blichen: 38 Stämme mit 51.20 sin. 50 rm Nutzscheit. Niesern: 10 Stämme mit 23.19 Lm, 1 rm Nutzscheit. Königlich« LbersSrsteret. Nichtamtlicher Theil. Zur Lrisis in Frankreich. In der Donnerstag-Sitzung der französischen Abgeordneten kammer ist die leidige Prätendenlcnsrage in eine für den Senat annebmbare Form gekrackt worden, so daß der Weg für die Verständigung zwischen beiden VcrtretiiiigSkörpcrn frei ist. Der Antrag Barbcy-Höbrard, welchen die Kammer mit 342 gegen 182 Stimmen im Einverslänbniß mit der Negierung angenommen hat, unterscheidet sich von dem An trag Wakdington-Say, für welchen sich bekanntlich der Senat am 12. Februar erklärte, nur in dem Puncte, daß gegen Prinzen, welche als Prätendenten austretc», nach dem Antrag Wakdington die Entscheidung deS Schwurgerichts oder des Senats angerusen werden sollte, während der Antrag Barbey- Höbrard dem Präsidenten ver Republik daS Recht zucrkennt, solche Prinzen aus Beschluß de« Ministerium« au« Frankreich auszuweisen. Der Unlerschied besteht all» lediglich in der Form de« Verfahren« und der von der Abgeordnetenkammer angenommene Antrag kürzt diese Form ab. Vielleicht ist da« sogar ein Vortheit, denn wenn ein Prinz von Orleans ober aus dem Hause Bonaparte jetzt wirklich die Thorhcit begeben sollte, ein Attentat gegen die republikanische SlaatSsorm zu wagen, so kann man mit ihm kurzen Proeeß macken und ,bn einfach Uber die Grenzt! schaffen. Der Senat wird sich Diesem Beschluß der andern Kammer um so leichter fügen können, weil ja schon für der. Antrag Barbey in seiner ursprüngliche» Fon», also mit dem Artikel, welcher die Prinzen in der Armee zur Disposition stellt, 132 Senatoren gestimmt haben bei 148 Gegnern des Antrages. Nach dem Antrag Barbey, wie er heute lautet, bekalten die Prinzen ihre OssiclerSgrade, sind aber der Gefahr sofortiger Verbannung auS.oesetzt, sobald sie Ansprüche aus den französische» Thron erhebe». Da daS Gesetz wahrschein lich niemals zur Anwendung gelange» wird, so wird der Senat schwerlich Bedenke» trage», den Antrag Barbey anzu- nehmcn und kamst den Prälenkcnlenslreit endlich auS der Welt zu schassen. Dann wird auch vermutblich dem Prinzen Jerome die Lust vergeben, einen zweiten Act der Manisest- lomödie folgen zu lasten, eine Aosichl, welche ihm vielleicht nickt ohne Grund zugeschricbcn wurde. Rief dock der Finanz- minister Tirard während der EenatSsitzung vom 12. Februar in die Rede des Senator« Barkhelemy St. Hilaire die Worte: „Vielleicht wiederholt Prinz Napoleon in diesem Augenblick sein Vorgeben". Es war aber auch in der Thal hohe Zeit, daß die Beunruhigung, welche Frankreich seit einem Monat ergriffen hat, ihr Ende erreicht. Ein sehr bcacktenswertbc« Symptom der Lage ist die Peiition, welche eine größere Anzahl Ver treter der Pariser Kausieistc und Industriellen dein Präsi denten Grevy am Mittwoch überreicht haben. Handel und Industrie haben ein lieseS Ruhebedürfniß, die politischen Wirren, welche in Frankreich kein Ende nehmen, bringen dem Volkswohlstand schwere Gefahren und haben ihm bereits tiefe Wunden geschlagen. „Das kann aus die Dauer nicht so sorl- gehen" — VaS ist der Sin» der Mahnung, welche die Kaus- leute und Industriellen an Grevy gerichtet haben. E« liegt darin zugleich ein unausgesprochene« Unheil über die repubst- kanische SlaatSsorm. Denn wer ist für DaS, was seit einem Jahr in Frankreich gejcheben ist, veraistworllich zu machen? Grevy? Kaum! Er hat DaS gethan, waS die Franzosen von ihrem Präsidenten verlange»; er soll nickt selbst ständig in die Entwicklung der Dinge eingreisen, sich nickt in die Parteikäinpse mischen, sondern der Regierung lediglich die Richtung geben. Sein vornehmstes Reckt besteht darin, die Personen zu bestimme», welche die Negierung führen und mit ihnen die Grundsätze zu verein baren. nach welchen sie ihr Amt ausüben sollen. Das wurde ja gerade Thier« zum Vorwurf gemacht, daß er al« Präsi dent in der Kammer erschien und persönlich in die Debatten eingriss. Der Chef der Ereculivgewall kann dem Wesen seiner Ausgabe entsprechend nur im Verborgenen wirken, er kann nicht hinauStretcn unter da« Volk und ihin seine An sichten und Absichten auseinandersetze». Was der Präsident thut, wird nur in feinen Wirkungen klar und eö sra^zt sich sebr, ob ihn für den häufigen Ministerwecksel eine >Lchuld trifft. Sowohl Freyciuet als Duclerc waren bestrebt, mit der Mehrheit der Vollsvcrlrctung im Emvcrslänkniß zu bleibe», aber diese Mebrhcil war eben keine feste, sie schwankte in der bedenklichsten Weile von einem Er krem inS andere hinüber und da war denn allerdings eine irgendwie censeguente und stabile Regierung nickt möglich. Eine Kammer, die heute mit Eng land zusammen nach Egypten geht und morgen der Flotte den Besebl erlyeill, den Suezcanal zu verlassen, die nicht einmal Geld zum Schutz französischer Unterlhanen in einem im Kriegszustände befindlichen Lande bewilligt, kann nicht er warten. daß sie eine mit ihr einversta''dene Regierung zur Seite bat. So war denn ouck (Yrevy ganz in seinem Reckt, al« er den Kaufleuten, welche sich über de» häufigen Wechsel der Ministerien beklagten, erwiderte, daß er mehr al» irgend Jemand Anthcil an der gedeihlichen Entwickelung vo» Handel und Industrie nehme, daß er aber Verhältnisse, die er nickt geschaffen habe, so nehmen müsse, wie sie sind. Der Einzige, welchem die Schuld für die gegenwärtig herrschende Ver wirrung beizumessen ist, lebt niwt inebc und gerade sein Tod hat bewiesen, daß ein Einfluß, welcher sich über den Kops de« Präsidenten hinweg geltend zu machen sucht, der Volks- woblsabrt nickt nützt, sondern schadet. Jetzt gilt e». den Staat in eine ruhige und regelmäßige Bahn zu lenken und da« Ueberwuchern eine« perjönlichen Einflusses zu hindern. Insofern war die Empfindung, von welcher die Kammer beherrscht wurde, als sie am 16. Januar die Dringlickkeil sür den Antrag Floguet votirte. nicht ganz unbevechligt, sie wollte da« Emporkeimcn übermächtiger persönlicher Einflüne schon in der Entstehung unlerdrücken. Nur täuschte sich b»e Kammer über die Bedeutung dieser Einflüsse. Sie überschätzte z. B. die Kundgebung de« Prinzen Napoleon so sehr, daß sic nicht zögerte, daS Land darum in die größte Verwirrung zu stürzen. Angesicht« dieser Sachlage hat der Senat sich cm werthvolleS Verdienst erworben, indem er den Eifer der Kammer mäßigte und den unbesonnenen Schritt, welchen sie getban, nickt unt- mackte. Die Kammer ist jetzt selbst zur Einsicht darüber ge- kommen, daß sie zu weil gegangen war. denn sie hat den Antrag Barbev angenommen, welcher nach Ausscheidung deS Artikel 3 im Wesentlichen mit dem Antrag Wadkinglon-Say übereinstimmt. Jetzt kommt e« nur nock daraus an. daß der interimistische KrirgSminister Thibaudin nicht durch eine Und«sonnenl)«it Da«, wa« die Kammer gut gemacht hat, wieder umslürzt, daß er also nicht etwa an« eigener Machtvollkommenheit den ge strichenen Artikel S de« Anträge» Barbey wieder in Kraft setzt. Die Interpellation Laisant, welche darüber Klarheit gewinnen wollte, ist vertagt worden bis zur Enlschewung de« Senat-, weil die Negierung erst bandeln will, wenn ein Gesetz vorliegt, nickt ein Gcsctzesvorschlag. Die Interpellation hat aber dennoch ihren Zweck bereit« erfüllt, den» der KriegS- minisier ist gewarnt, er weiß, daß die Kammer ihm aus den Dienst paßt. Wenn die letzte Abstimmung der Kammer, durch tvelcke der modisicirte Antrag Barbey angenommen wurde, über haupt einen Sin» haben soll, so muß jent vorläufig jede Maß regelung der Prinzen von Orleans uiilerbleiben. Der Senat hat sich klar darüber ausgesprochen, daß er nicht Absichten, sondern nur Handlungen zuni Gegenstand der Versolgung und Be- strasui'g machen will. Der Kricgsiuinistcr mag also über die Absichten der Prinzen denken wie er will, er muß sie vor läufig in Frieden lasten. Hn dieser Sache hat auch Grevy ein Wort mitzurcden, denn das gegenwärtige Ministerium ist nicht mehr im vollen Besitze seiner amtliche» Bcsugnistc, sondern führt nur noch die lZlesckäste bi« zur Ernennung de« neuen CabinetS. Es vcrsttht sich von selbst, daß nicht da» adtretende Ministerium der 'neuen Regierung die Kciine zu ueucu Zerwürfnissen hinteclasten darf. Grevy wird jetzt zu »eigen haben, ob sein persönlicher Einfluß als Präsident der Republik binreicht, um na» Beruhigung der letzten Aufregung ueue Krisen z» ver- meiden Ten Willen dazu hat er gewrk, wenn ihm aber die Kraft fehlen sollte, dann ist es um die Republik geschehen. Leipzig, 17. Februar 1883. * AuS dem Reichstage wird un« vom Donnerstag geschrieben: „Die dritte Lesung de« Etat« wurde heule iin Reichstage weiter, aber nicht zu Ende geführt, da ein großer Tbcil der Zeit durch die Umständlichkeit der Ab stimmungen verloren ging. Nicht weniger al« Dreimal wurde DaS Resultat der Abstimmung Durch Zahlung — Den soge nannten Hammelsprung — scstgestcllt und zweimal erfolgte namentliche Abstimmung. Zunächst stand da« projecUrle Hamburger Postgebäude zur Debatte. In zweiter Lesung war die erste Baurate abgclchnt worden, heute wurde sie aus einen Antrag de« Abg. v. Minnigerode wieder be willigt, nachdem der StaatSsccretair Dr. Stephan aus Ver langen de« Abg. v. Bennigsen ausdrücklich die Erklärung abgegeben batte, daß der Bau »m 100,000 -4l billiger hcr- aeitellt werden würbe, al» im Etat gefordert mar. Dieser Umstand ist zwar einerseits erfreulich. andererseilS aber muß eS doch einen bciremdlichen Eindruck machen, daß bei einem einzelnen Ban nach Aussage d»S Herrn StaalssccrctairS schon 100,000 gespart werden können, ohne daß die Postverwallnng von vornherein billigere Ausstellungen zu macken sich bewogen sanv. Solche Vorgänge sind leicht geeignet, ein gewisses Miß trauen zu erwecken, waS gerade der mit Recht allseitig aner kannten Postverwaltung gegenüber zu bedauern ist. Tie heute ebenso wie in der zweite» Lesung vorgebracdtc Ermahnung, die Pvstverwaltung möge den bisher betriebenen LuxuS bei den Baute» ausgeben, wird hoffentlich von jetzt ab mehr be herzigt werden. Beim Etat der Mili tairverwaltung wurde die erste Rate sür den Bau einer evangelischen Gar- nisonkirche in Spandau, welche in zweiter Lesung bewilligt worden war, mit t34 gegen 129 Stimmen abgelrhnt, die Garnisonkirche in Neiße wurde dagegen mit 155 gegen l4l Stim men bewilligt, da hier das Centruin den Conservaliven seine Unterstützung lieh. Die Artillerickasrrne in Sagan wurde in namentlichcrAbstimmung mit 195, gegen >01 Stimmen abgelehnt; hier ging das Centrum mit den Liberalen. — Eine etwas erregte Debatte knüpfte sich an die Forderung sür den Bau der Unteros sicier Vorschule in Neu breisack. Die national- liberale Partei trat, wie im vorigen Jahre wiederum sür die Bewilligung dieser Position ei», welche der Abg. v. Ben da in längerer Rebe beantragte. Abg. v. Bennigsen wiber- leglc die Ausführungen deS Abg. Richter und de- ElsässcrS Simonis in schlagender Weise. Daß aus die Auffassung der elsässiscken Abgeordneten in mililairischen Angelegenheiten nichts zu geben ist. daran sollte ein einsichtiger Politiker keinen Zweifel hegen; würden wir den Rathschlägen der Simonis, Winterer. Guerber folgen, so würden wir die schwer errungenen Grenzprovmzen wohl sehr leicht wieder verlieren. Auch daraus wieS Herr v. Bennigsen hin. daß, wie wir sür andere Gebiete Fachschulen gründe», ebne zu bcsiirchten, daß dadurch rin schädlicher Kastengeist sich entwickele, eine solche Pcsorgniß auch gegenüber den mililairischen Anstalten durchaus unbegründet sei, ebenso wies der Redner nach, daß in dieser Weise der gerade in den Elsässern schlummernde vorzügliche kriegerische Geist in die richtigen Bahnen geleitet zum Besten deS deutschen Vater landes verwendet würde; zugleich aber würde auch der schwer daniederliegenten Stadt Nenbreisach durch die Errichtung der Anstall wieder ein Theil ihrer früheren Wohlhabenheit verschafft werden können. Auch der secessionistiiche Abg. Rickert trat sür die Bewilligung der Forderung ein. Dock Alles war vergebens, mit >69 gegen I II Cliinmen wurde die Position gestrichen, wie sich von selbst versteht, in nament licher Abstimmung. Gegen die Bewilligung sanken fick die Parteien zusammen, die in Bezug aus »alionale Gesinnung meist nickt zum Muster ausgestellt werden, die Polen, kie Elsässer, die Socialvemokratcn, kie sogenannte Bolkspartei, sie gingen Hand in Hand mit den Welten, Ultramonkanen und — der Fortschrittspartei. ES ist nichr unbemerkt geblieben, daß Herr v. Schorlemer-Alst und Herr Windthorst bei der Abstimmung festen; Herr v. Sckorlemer - Bebr, der Bruder deS crsteren, stimmte sür die Schule, ebenso znm großen Schmerze deS Herrn Soonemann ver Abg. Härle von der VolkSparlei; Herr Laöker trennle sich von seinen sccessio- »istischen Freunden und stimmte mit „nein-, ebenso Herr Lipke. In Bezug auf den Bau deS Kaiserpalastes zu Slraßburg wurde aus den Antrag des Abg. Neicbensperger (Crefeld) eine Resolution angenommen, wonach der Herr Reichskanzler ersucht wird, die Anfertigung eines neuen Plane« zu veranlassen, womöglich mittelst Ausschreibung ciucr engeren Concnrrenz." * Man schreibt un« auS Berlin: „Während man sich über den Inhalt und die Tendenz der päpstlichen Ant wort aus den Brief deS Kaiser« lediglich in Ver- mutkungcn ergebt, bin ich in der Lage. Ihnen au» authentischer Quelle eine Mitlhcilung machen §u können, die als ein Symptom sür die Aussichten der -iwrliandlnngen zwischen Preußen und der Curie beachtet zu werden verdient. Cardinal Gras LedocbowSki wird den Batican verlassen, und somit eine Bedingung erfüllt iverHen, von welcher die preußische Regierung nickt abstehen zu kö»nen glaubte. Natür lich wirb dieses Ereigniß nickt etwa als eine Concession de« Papstes bezeichnet, sondern aus den schlechten Gesundheits zustand des Cardinal« zurückgesührt. Da« Leiden desselben, das übrigens thalsachtich vorhanden ist und in einer chronischen Herzkrankheit besteht, hat jchon wiederholt als Borwand bienen müsse», wenn man im Vatikan geneigt war. die Wünsche der preußischen Regierung zu erfüllen. Als vor mehr als Jahres frist die Verbandlungen zwischen den streikenkxcn Parteien eine günstige Wendung genommen zu lzaben schienen und LcdochowSki aus höheren Wunsch aus sei» Amt in der Erzdiöcese Gnesen- Posen zu resigniren entschlossen war, um dem der Regierung genehnieren Vwar Prinz Ravziwill dm erzbischöflichen Stubl einzuräumen. da mußte gleichfalls da» Leiden de» Cardinal» den Vorwand abgeben, und so lange die Wahrscheinlichkeit eine« Ausgleiches im Vordergründe stand, veröffentlichte da« Lciborgan desselben täglich telegraphische Bulletin« über seinen Zustand. Man gebt mit der Annahme schwerlich fehl, daß die Gerüchte von der Verschlechterung der Gesund heit Ledochow»ki's jeveSmal einen befriedigenden Stand der Verbandlungen mit Rom bedeuten.— Wie ich von anderer Seite vernehme, soll der Papst, der bisher weniger eigenen Wünschen al» den Bestrebungen einer Cotcrie intoleranter Prälaten Rechnung trug, wenn er lange in seiner adlebnenden Haltung verharrte, entschlossen sei», sich von dem Einfluß der letzteren möglichst zu emancipire», um seinen eigenen Grundsätzen mehr Geltung zu verschaffen. Ja der Entkernung LcVochowSki's au» dem Batican darf »a» die erste Bcthätigung diese- Entschlüsse« erblicken." * Dem Reichstage ist folgender Antrag zar Beschluß» nähme zugegaugeu: Berlin, 1b. Februar 1883, Mit Ermächtigung Gr. Majestät de« Kaiser« beehrt sich der Unterzeichnete dem Reichstag den Antrag, zur Berraqung de« Reichstag« vom 17. Februar bi« 3. April 1883 die Zustimmung zu erlheilen, znr versasitiiigsiili-ßigea Bcjchlubiiahme ganz ergebenst vorzolegea. Der Reichskanzler, v. Bismarck. * Aus die Von un« initgctheiltc Acußerung der „N. A. Z." über die Verbreitung de« Gerücht«, betreffend VaS EntlassungS- gesuch deS KriegSminlster« v. Kameke, erwidert die „Kreuzzeilung" Folgende«: „Wir sind nicht gewohnt. Nach richten leichtfertig in die Wett zu schicken, am allerwenigsten solche, welche die Minister Sr. Mas. deS Königs betreffe»: wir haben aber andererseits die Verpflichtung, verbürgte Nacb- riculen Vvn so hoher Wichtigkeit unsere» Lesern nicht vorzuenl- hatten. Auch in dem vorliegenden Falle war unsere Information absolut zuverlässig und wir sind in der Lage, dem Dementi der „Nordd. Allg. Ztg." gegenüber die Nichtigkeit der von unS gebrachten Nachricht vollständig aufrecht zu erhalten." * Die Erklärung, welche nach dein jetzt vorliegenden Bericht der Unterrichtscvm Mission de« preußi schen Abgeordnetenhauses der Commiffar deS CultuS- ministerS über die deinnäcbstigc Negklniig des Pension-- wesens der Volksschullebrer abgegeben hat, muß mit großer Reserve ausgenommen werden. Selbst wenn man e« hier mit einem er»sit>chen Versprechen zu thu» hat. ist dock da» verkündete Princip, aus welchem die neue GesetzeSvorlage beruhen soll, daß neben der grundsätzlichen Anerkennung der Untcrballungspslicht der Commune auch der Slaat in den Kreis der U»terhaltung«pft>chtigcn ausgenommen werden soll, so lange ein äußerst bedenkliche«, als man nicht gleichzeitig erfährt, welche Forderungen der Staat sür diese seine Leistungen stellt. Mil anderen Worten, eS muß zuvor sestgestellt werden, ob nicht als Gegenleistung sür di« staatlichen Geldzuschüsse den Commune» so viele Befugnisse über ihre Volksschulen genommen »nd ans die staatlichen Organe übertragen werden, daß dagegen die angcbolciic Beihilfe wertbloS erscheint. Jeden- satlS ist cs aussallend, daß sich über diese Seite der Frage der Commissar des Herrn CuUuSminislcrS vollkommen aus- geschwiegen hat. * OssiciöS wird die Vorlage über Einrichtung eine« StacitSschuldbuckcS sür den preußischen Landtag cingekundigt und dessen hauvtsäcblich« Bestimmungen bereits mitgctbeilt. Eine derartige Maßregel wurde bekanntlich vom Abgeordnetenhaus« bei der Beralhung de- AntrageS v. Tiedemann (Bomst), betr. die Ausgabe von StaatS- schuldicheinen aus den Namen, befürwortet. Wir vermissen aber jede Andeutung über die Kosten, welche die AußercourS- und W>ckeri»co»rssctzung von StaalSscbuldscheinen verursachen würde. Diese Frage ist sür die künstige Wirksamkeit der neuen Institution ausschlaggebend. * Wie der „Germania" auS Straßbnrg gemeldet wird, hat der dortige Bischof Näß die Diöcesanverwaltung niedergelegt. Coadjulor Stumpf übernimmt al« Administrator die Verwaltung der Tiöcese. Da« genannte Blatt bemerkt zu dieser Milikeilung: Die Nachricht kommt Denen nicht unerrvurtet, wekche wissen, dafi Biichos Rüst beinahe daS 89. Jahr vollendet H«I. Der greise Bischof Hatte sich bereit« vor mein al» Jahresfrist vom heilige, Stuhl einen Coadjutor erbeten und einen wichen auch in der Person des Herrn SliiTnvs erbalten. Ein Elsässer Kind, begnmr er seine öffentliche Laujbahn als Professor am Seminar z» Mainz, wo er 1821 mit seinem Freunde und späteren Amtsbiudrr, dem Bicar Weiß, dem nacdmoli-ien Blicklos von Sveier, die Zeitschrift „Katholik" gründete und bis 1842 r digirtr und dadurch an der Begründung der letzt io reich ausgebrriteien kalholisö >n Journalistik in Deulicl»- iand sich bcihciligie. Mit demselben Freunde bearbeitete er da»
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