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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.06.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188206255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820625
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820625
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-06
- Tag1882-06-25
- Monat1882-06
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.06.1882
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Grfcheknt täglich früh 6'/, Uhr. Ue-atlion nud Lrptditto« Iohanne-gasse »3. Sprechstunden der Kedartion: Bormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. -U« dt« «Ni«,-«» Vliiiulcr«»»« «acht gch du »Ictaeiio» »Ud! »krdwdlich, U«>«»tz«e der sür die «Schsts»I,e»d« Nummer bestimmte« Inserate an V»che«ta,c« dt» 3 Nhr Nachmittag», au Saun- und Srsttagri, srüh bi«'/,» Utzr. 3u den Filialen für 3ns.-^nnahme'. Ltt» Klemm, Universstit-straße 21. Laut« Lösche, Katharinenstrabe 18, p. »nr bi» '/,S Uhr. 176. . Amtlicher Theil. -e-entliche Sitzung -er Stadtverordneten Mittwoch, am 28. Juni 1882, Abends v'/, Uhr im Saale der I. Bürgerschule. Tagesordnung: I. Bericht de- VersassniigS-Ausschusie» Uder die AuSflurung zweier an Herrn Beyer in Lindenau abgetretener Areal- sireisen au« der Flur Leipzig nach der Flur Lindenau. II. Bericht de- Finanz-AuSschusfeS über: a. die Ermielhung eine- Locale- im Grundstücke Nr. 48 der Nürnberger Straße für die V. Polizei-Bezirkswache; d. die Ge währung eine- jährlichen Geschenke- an den Nennclub zur Errichtung zweier Preise für die hiesigen FrühjatzrS- nnd Herbstrennen; c. die Bewilligung einer fäbrlichen Bei hilfe für die neubegründete Kleinkinderbewahranstalt im Nordviertel LcivzigS; ä. die Bewilligung einer jährlichen Zulage zur WovnungSentschäkigung für einen nach Leipzig commcmdirten Zahlnieistcr-Aspirant. HI. Bericht dr» Ban- und Finanz-AuSschusieS über den An trag de- Herrn Fiedler auf Herstellung von Noth- auSgängen für da- Parquet im Neuen Theater. IV. Bericht de- Bau - Ausschüsse« über: ». die Neudielung der Parquetgarderoben und de- ConversalionSzimniers im Neuen Theater; b. Pos. b de- SpccialanschlageS zu Pos. 58 der Bedürfnisse des Specialcontos „Nicolai schule" pro 1882; e. Pos. I N der Bedürsnisie (I. Bürger schule) de- Cpeciall'iidgets der Volksschulen ^ro 1382. V. Gesuch de- BuchbindcrmeistcrS Herrn Föste um Ent lastung als Armenpsleger. VI. Bericht de- StistungS- und Finanz - Au-schusie- über: » die Anshkbung der Hotz- und KohlenvertheilungS- Anstalt; d. die Etatisirimg der Beamten de- Armen- amleS und Pes. 18 der Bedürsnisie de- SpcciatbudgetS „Armencasie" pro 1882. tlWM Vekanntmachnng. Die zum Umbau de- Rödclwehrc« erforderlichen Erd», Zimmer- und Schmiedearbeiten sollen an einen Unternehmer in Accord vergeben werden. Di« Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS, Zimmer Nr. 14, au- und können daselbst eingefeben rcfp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind verfi-D-lt und mit der Aufschrift „Umbau des RüdeNveffres bete." versehen ebendaselbst und zwar bis zuin SV. Juni vr , Nachmittag- 5 Uhr, einzureichen. Leipzigs am 17. Juni >882. Der Rath der Stadt Leipztg. I)r. Georgi. vr. Wangemann vermiethung in der NeisWlle am Hospltalplatz. In obiaer Fleischhallc sotten die miethfreien Abthei lungen Acr. 8, 28 und S1 sofort gegen etnmonat Itche Kündigung anderweit vermiethet werden. Miethgcsuchc werden auf dem Rathhause. 1. Etage, Zimmer Nr. 17, entgegen genommen, auch können ebendaselbst die BermiethungSbedlngungen ringesehen werden. Leipzig, den 22. Juni 1882. - Der Rath der Stadt Leipzig. vr Georgi. Stöß. Vrkßvnlmchllns. Die Herstellung einer Schleuß« IN. Elasse in der ver längerten Körnerstraße soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau-Berwallung, Rathhau», Zimmer Nr. 14. au- und können daselbst eingefeben rcsp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Schleuß« in der Körnerstraße" versehen ebendaselbst und zwar bis zum SV. Juui dfS. JrS. Nachmittags S Uhr einzureichen. . Leipzig, am 19. Juni 1882. DeS NathS der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd GeMtSverkehr. Sonntag den 25. Juni 1882. Auflage L7,800. Adonnemrntsvreis Viertels. 4'/, MK. incl. Bringerlotm 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren sür Extrabeilaaeu ohne Postbesörderung 39 Mk. Mit Postbesörderung 48 Mk. Inserate sigespaltene Petitzcile 20 Pf. Gröbere Schriften laut unserem Preis- verzrichnlß. Tabellarischer Sa? nach höherem Taris. Krclamrn unter den llrdactionsjlrich die Svaltzeile 50 Pf. IMerate sind stets an die Expedition zu senden. — Ülabait wird Nicht gegeben. Zahlung pr»euuiiii>ra.i»>o oder durch Post- Nachnahme. 76. Jahrgang. «csticht der Handelsmann Bernhard Falk, geboren den 1. Januar 1843 in Camberg, welcher zur Fürsorge für seine Familie aiizuhalten ist. Leipzig, den 18. Juni 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Armen Amt. Ludwig-Wolf. Scheinichen Im Besitz« eine- hier inhaftirten Dienstknecht- Ist ein Iaquet von braunein, mit blauen und rothen Fäden durchwirkten Stoffe gesuadeu worden, über dessen Erwerb derselbe sich auszuweiicir nicht vermocht hat. Da anzunehmen, daß da- Ioouet gestohlen worden ist, so veranlassen wir den Ligcnthümer desselben, sich ungesäumt bei uns zu melden. Leipzig, am 22. Juni 1882. Das Polizei-Amt der Ltadt Leipzig. vr. Berger. Richter. Vekaillltmachung. Auf dem Hose des Postgebäudcs am ÄugnstuSplatze hiersclbst werden am Mittwoch, den 23. Juni, Vormittags 10 Uhr ver schiedcue au« dem Abbruche gewonnene Fenster, Thören, eine Aus jiigswindc mit Schutzdach, sowie 5 Hausen Holzabsälle unter den vorher bekannt zu machenden Bedingungen gegen sofortige Bezahlung an die Meistbietenden versteigert. Leipzig, den 23. Juni 1883. Ter Kaiserliche cber-P-sttztreetor. Walter. erledigt Kat sich di» aus Montag, den 26. Juni o., Nachmittags S Uhr, lm Gasthose Lützschena anberaumte Auctio». Leipzig, den 24. Juni 1882. Sie in deck, Gericht-Vollzieher. Auktion. Dienstag, den 27. Juni 188S, 8 Uhr Bormittags und folgenden Dag ollen im Grundstück Nr. 23 der Querstraße allhicr 1 Bohrmaschine, 1 Drehbank, 2 Dampfkessel, 1 Heibluslmaschine, 1 Schrotmühle, 1 Frldschmiede, 25 Stück oersch. Pulsometer, 12 Stück Saugkörbe, ca. 8 Ltr. rohe vüiklheile, 1 grosse Partie GaSrohre, 37 Stück ver schiedene Hotzmodclle zu Pulsometertheilen, 38 Stück Dampsabsperr- vcntile, Gummiklappen, Lufthähne, Messingkuppetungen, 1 Partie div. Handwerkszeuge, 1 Handwagen, verschiedene Comvtoirutensilien re. öffentlich an den Meistbietenden gegen sosorüge Baarzahlung ver- teiger» werden. . den 20. Juni 1882. er «ertchtsvolljtrher des -Sntgk. Amtsgericht». Thierbach. beständen jetzt noch dieselben Bürgschaften wie bisher. Chaplin beantragte für Montag di« Annahme folgender Resolution: „DaS HanS betrachtet mit Unruhe und Besorgniß die Lage der britischen Unterthanen in Egypten und betont die gebie terische Nothwenbigkeit rascher und entschlossener Schrille zu deren Schutze." — Inzwischen setzt die Pforte in allen Aeußcrungen ihre Zeinülinngen fort, die Mächte zu überzeugen, daß die Sen kung Derwisch Pascha'-zum erwünschten Ziel geführt habe, indem gegenwärtig „Beruhigung" in Egypten herrsche; cS anerkannt, in zweiter verneint, und in dem Augenblick, als die Angelegenheit im Wege der Berufung an das Reichs gericht gebracht werden sollte, wurde seiten- de- Obcr- präsidenteii von Hessen-Nassau durch Beschluß vom 7. Januar 188l der Compelenz-Conflict erhoben. Darüber also soll nun entschieden werden. In derselben Erbschaslssache schwebt aber noch ein anderer Competenz-Confliet. Cs bat nämlich die älteste Tochter deS Kurfürsten, die Fürstin Auguste von Isenbnrg-Büdingen-Wächlcrsbach, im März k. I. vor dein Berliner Landgericht I Klage aus Herausgabe ihre- Antheils Leipzig chcine rin Zustand geschaffen, der auch den fremden Interessen I sein Nenntheil^ an dem bcschlagnabmtcn Vermögen erhoben Nichtamtlicher Theil. Egypten. Gladstone bat sich, um die öffentliche Meinung einiger maßen zu bernbigen, nunmehr dazu verstanden, dem Par lamente ein Blaubuch über die egyp tische» Angelegen- beiten vorznlegen. Dasselbe nmsaßt den Zeitraum vom Februar d. I. bis zum 16. Mai d. Ä. Unterm l t. Februar richtete Lord Granville eine Depesche an die diplomatischen Vertreter Englands in Berlin, Wien. Rom und Petersburg, worin er einen Mcinnng-auStansch der Mächte über die egyptische Frage empfahl. Der englische Bot- chaster in Berlin, Lord Amptbill, antwortete unterm 15. Februar, iffirst BiSniarck sei der Ansicht, daß ein Meinungsaustausch der Ausrcchterbaltung des Frieden« dienlich sein werke, nnd habe hin- zugesügt, England und Frankreich hätten einen diplomatischen Stantpunct in Egypten erworben, der nicht behelligt werden dürfe. Fürst Bismarck begünstige persönlich ein Dazwischen- treten de- Sultan-, würde aber einen anderen von den Mächten genieinschastlich gebilligten Vorschlag nicht beanstanden. EincDepeschc Lord Granville'S an den BotscbaftcrLord Lyon» in Pari- vom 24. April macht den Vorschlag, daß der Sultan einen türkischen General nach Egypten senden solle, um in Ge meinschaft mit einem englischen und einem französischen General die Mann-zucht in der egyplischen Armee wiederhcrzustellen. Ministerpräsident Freycinet benachrichtigte Lord Lyon» unterm 3. Mai, die französische Regierung beanstande Lort Granville'S Vorschlag, weil die Pforte. wenn der moralische Eluslliß der drei Generale die gewünschte Wirkung nicht haben sollte, aus der Entsendung von türkischen Truppen bestehen würde. Der deutsche Botschafter Gras Münster theilte Lord Granville am 3. Mai mit, Fürst Bismarck begünstige noch immer die Verwendung türkischer Truppen nnd sei gegen eine englisch-französische Besetzung, weil er glaube, daß eine solche zu einem Zcrwürfniß zwischen den Weltmächten führen würde. Der Botschafter Tisiot wicderboltc Granville gegenüber die Einwändc Frcyeinct's gegen eine Einmischung der Türkei und fügte hinzu, falls sich die englische Regierung nicht unverzüglich entschlossen gegen dieselbe erkläre, würde sic eine solche unvermeidlich macken. Granville erwiderte, die türkische Einmischung erscheine der englischen Regierung, ob schon Tics viele Unbequemlichkeiten in sich schließe, als da- jenigc AuSknnstsmittel, gegen welches sich die wenigsten Ein wände erbeben ließen. Lord Lyon- meldete Granville am 12. Mai, Freycinet habe die Entsendung englischer und fran zösischer Kriegsschiffe nach Alexandrien vorgcschlagcn und habe ferner den Vorschlag gemacht, England und Frank reich sollten durch ibre Vertreter in Konstantinopel die Pforte ersuchen, vorläufig sich jeder Einmischung in Egypten zu ent halten; gleichzeitig sollten die übrigen Großmächte von der Entsendung de- Geschwader» in Kcnntniß gesetzt werden mit dem Ersuchen, ähnliche Weisungen nach Konstantinopel zn senden. Die französische Negierung fahre fort, die Einmischung der Türkei zu bekämpfen. Sie würde eS aber nicht als eine solche «»sehen, wenn die nach Egypten berufenen türkischen Truppen unter der Aufsicht der Äestmächte bandeln würde». Sollte die französische Regierung eS nach Ankunft der Ge schwader für rathfam erachten, Truppen zu landen, so würden sie hierzu die türkischen Truppen unter der erwähnten Bc dingnng herbciziehen. Granville antwortete am 13. Mai auf die Vorschläge Freycinet'- zustimmcnd, indem er zugleich den Einwendungen der französischen Regierung gegen den Vorschlag auf Ent sendung von Generalen nach Egypten nachgab.' In einer Depesche Granville'S an den Botschafter in Pari-, Lord LyonS vom 15. Mai heißt c-, Granville und Gladstone bedauerten, daß die übrigen Mächte nicht zu einem gemeinsamen Handeln cingeladen worden seien, die englische Regierung Halle Dies sür einen Fehler, aber da die französische Regierung sich da gegen ablehnend verbalte, so wolle England dem eingcschlagencn Verfahren seine Zustimmung nicht versagen. Gladstone bat sodann dem Parlamente nock weitere mündliche Aufklärungen zum Stande der Frage gegeben. Viel Neue- erfährt man aber au- seinen Angaben nicht. Er sagte, die Pforte sei gegenwärtig gegen die Conferen»; von dem veröffentlichten neuen Rundschreiben der Pforte habe die Regierung keine Kcnntniß. Die Anweisungen für die Vertreter England», Frankreich« und Italien» aus der Eon ferenz feien bereit- in Konstantinopel cingetroffcn; die Am Weisungen sür die Vertreter Deutschlands lind Rußland- seien jetzt ebenfalls angelangt; hinsichtlich der Anweisungen sür den Vertreter der österreichischen Regierung sei er ohne be stimmte Kcnntniß, eS liege aber kein Grund vor, zn erwarten daß Oesterreich eine Sonderstellung einnchmen werde. WaS die EntschädignngSfordening sür den Verlust britischer Menschen leben und britischen EigenthumS in Alexandrien anbc lange, so werde dieselbe gegen die in Egypten thatsäcklich bestehende Regierung erhoben werden; ans diese rechne England in erster Linie auch wegen Ausrechkerhaltung der Ordnung. WaS die zukünftige Wahrung der Ordnung betreffe, so rechne England aus die Maßregeln der Conscrenz. Falls die that- sächlick bestehende egyptische Regierung die Ordnung nicht ausrecyt erhalten sollte, feien die localen diplomatischen Ver treter England- mit genügende» Befehlen verleben. Aus eine weitere Frage Vartlett'S erwiderte Gladstone. die Gesammtfragc der Neberwackung der Verwaltung »nd dcr Ofsen- haltung de» uezkanalSsür die Schissc aller Länder sei von der Conserenz au-geschlvsirn. UntrrstaatSsecretair Dille erwiderte sodann aus eine Anfrage Mac Eoan'S, hinsichtlich der Gesetz lichkeit der Ucberwachuiig de- Staatshaushaltes in Egypten genügen und besondere Eonserenzbcralbungen überflüssig macken dürste. Aus diese Ausflüchte ist natürlich wenig zu geben; Da» wissen auch die in Konstantinopel tagenden Bot- chasler. Terwisch Pascha geht mit Arabi Pascha Hand in Hand, d. b. nicht weiter als eS der Sultan, sein Herr und Meister, will. Der Schlaukops Arabi gedenkt aber, wie zu erwarten stand, nicht in die Höhle des Löwen zu gehen. Er erklärte sich in einer Antwort aus die Depesche des Sultans zwar „bereit", :er an ibn ergangenen Aufforderung, »ach Kon- ßantinopcl zu ko»,men, Folge zn leisten, wies aber auch daraus bin, „daß ihm die Arniec nicht gestalten würde, daS Land zu verlassen..." — Derwisch und Arabi haben also die Armee nnd da» Volk von Egypten binlcr sich; in der hat eine Lage, welche den in Konstantinopcl bcrathenden Herren noch viel Kovszerbrcchen machen wird. Leipzig, 25. Juni 1882. Denn c» sich darum handelt, den Mittelparteien Etwas am Zeuge zu sticken, dann sind die Herren von recklS nnd links (äußerster Richtung) slnaS bei der Hand, um ihr Mulbchen zu kühlen. Die samose Berliner Ncgier»ngsprcsie unterstützt natürlich nach Kräften dieses würdige Gebahren. Hcutc heißt eS wieder einmal, vie Rolle der Mittctpartcien (und zwar der liberalen wie ver conservativen Richtungen) sei aus- gcspiett, dcr NalloiialliberaliSinu- ein überwundener Standpunkt und was deS Larifari mehr ist. Freilich haben — aber DaS soll uns nicht weiter verdrießen — in Zeiten erregter Lcidcnschasten und scharf zugcspitzter Gegensätze, wie die jetzigen sind, vcr- mittclnte Richtungen gegenüber den Spitzen von beiden Seiten einen schweren Stand. Tie Stimme der Mäßigung wird nur u oft von dein wüsten Lärm von recht» und links übertönt. In solchen Zeiten mögen die vermittelnden Parteien vorüber gehend geschwächt und entmuthigt werden. Die Ueberzeu- zung. daß sic ein ganz nothwcndigeS »nd höchst heilsame» oindcalied zwischen sonZt unversöhnlich sich gegcnüberslehenden Gegensätzen bilden, und daß eine vorübergehende Einbuße an Macht uiid Volksthümlichkeit gegen die Nothwcndigkeit ibres Dasein- Nickis beweist, darf ihnen darum doch nicht verloren geben. Besäßen wir nur eine Partei schroffer eolitisch-kirchlicker Reaction mit dem katholischen Psafscn- tbum alö wesentlichem Bcstandtheil ans der einen Seite, eine Partei de» radikalen überstürzenden Libe ralismus aus der andern Seite: so würde unser Staats wesen den größten Erschütterungen und Krisen entgegen gehen; wir würden, je nachdem die Reaction oder der Uta dicaliömnS obenauf kommt, unaufhörliche Umwälzungen aller Grundlagen unsere- staatlichen und geselligen Lebens zu be ürchtcn haben. Solche Erwägungen mögen augenblicklich nicht allzu angenehm sür viele Lcnte sein: cS pflegt sich sogar von rechlS und von links ein ebenso alberner wie wohlfeiler Spott über die „Mittclparteicn" zu ergießen. Wenn die Gegensätze sich erst einmal eine Zeit lang in unvermittelter Schroffheit gcgcnübcrgestandcn nnd ihre Kräfte in einem ^ , Kamps aus Leben und Tod gemessen haben, wird man auch I Feinden überliefere, den Werth von politischen Richtungen, deren Charakter darin * besteht, die Gegensätze so weit als möglich zn mildern und auszugleichen, statt sie immer weiter aus die schroffste Spitze zu treiben, wieder besser erkennen und würdigen lernen, als eS jetzt vielfach geschieht. Diese politischen Richtungen mögen eine Zeit lang znrückgedrängt, in ihrer Macht und Wirksam keil geschwächt werden, sie dauernd auS den, öffentlichen Leben zu beseitigen, ist entweder gar nicht möglich oder würde zu überaus traurigen und verhängnißvollen Zuständen führen. Am Sonnabend sollte in Berlin vor dem Obervcr- waltung-gcrichte al- Gerichtshöfe zur Entscheidung der Com petcnzconflicte Verhandlung stattsindcn über eine Klage de» rinzen Wilhelm von Hanau gegen den preußischen Dieser Rechtsstreit ist der wichtigere, denn cS handelt sich um die Einkünfte, welche seit November 1868 und theilweise schon länger dem Kurfürsten znrückbcballen worden sind und sich auf mindestens 7 Millionen Mark belanscn. Auch dieser .Klage ist der Finanzministcr durch Erhebung deS Competenz- EonflielS begegnet. In einzelnen polltischen Kreisen werden die Gerüchte, nach denen der UnterstaatSfccretair v. Mayr das durch .Herrn Scholz' Eintritt inS preußische Finanzministerium zur Erledigung kommendeReichSschatzamt übernehmen würde, mit einer gewissen ironischen Heiterkeit besprochen. Indessen kann die Millbeilung, so überraschend sie klingt, nicht in das Gebiet der Erfindungen verwiesen werden; Herr v. Mavr gilt wirklich in engeren Kreisen als einer der Candidaten sür da« Reicksschatzamt, fall- dessen jetziger Inhaber der Nach folger de» zurücktretenden Ministers wird. Die Bedeutung dieses Wechsel» wäre ziemlich durchsichtig. Der heißblütige UntcrstaatSsecretair an- Straßburg, diese Verkörperung deS MonopolgedankenS. würde dem Reichstag als ein stete« Ein gedenk an die.Kämpfe dieser Session nnd als da« Werkzeug erscheinen müssen, mit welchem Fürst BiSmarck später noch diirckzusetzen dofst, WaS ibm sür jetzt mißlang. Herr v. Mayr als EtaalSsecretcnr gegenüber der Volksvertretung, daS hieße überdies so viel wie die bedauerlichen Reibungen steigern und dauernd machen, zu denen derselbe schon in seiner bisherigen bescheideneren Stellung regelmäßig Anlaß gegeben. Eine bedeutsame Nachricht brachte daS Wolff'sche Buriau an? St. Petersburg. Graf Tolstoi, der neue russische Minister de» Innern, bat an die Gouverneure deö Zaren reichs ein Rundschreiben versendet, welche« denselben die volle Verantwortung sür etwa fortgesetzte Judenver folgungen ansbürdct nnd alle Beamten mit strengster Abndnna bedroht, welche, im Widerspruch mit dem Geist nnd den Pflichten ihrer Stellung, sich sernerbin zu Werkzeugen der judenfcini lichen Wühlerei hergcbcn. Dieser Erlaß des Grafen Tolstoi wird, wi« er dem Charakter nnd der Geschäfts führung de» Minister» zur hohen Ehr« gereicht, auch nicht versetzten, in der gebildeten Welt den besten Eindruck zu machen. Hoffen wir. daß eS dem Grafen Tolstoi gelingen möge, den moralischen Bankerott zurückzndänimen, welchem sein AmtSvorgänger da» russische StaalSirescn entgcgengeftlhrt tzat. Schade nur. daß Graf Tolstoi schon jetzt in seiner Stellung nicht mehr ganz fest ist. E» will nämlich Niemand die oberste Polizei-Verwaltung unter ihm überncbmen. weder Trcpow noch Baranow. während, wie zur Feier seines Amts antritte«. nihilistische Verschwörungsquartiere und Dynamit- leger entdeckt werden. Gambctta setzt seinen Mincnkrieg gegen da- Cabinet fort. Der Ministerpräsident v. Freycinet aber ist nicht das einzige Mitglied deS Cabinels. welches von den Gam- bettistcn bedroht wird. Der Minister de- Innern, Herr Goblct, der eS wagt, wirklich liberalen Ansichten zu hnlngen nnd ernsthafte Versuche zur Selbstverwaltung zn mackjcn, wird von den Gambetlisten als ein Pcrrälhcr bezeichnet, der durch seine Maßregeln die Republik ihren schlimmsten Der Finanzministcr Lson Say wurde bi« jetzt, ähnlich wie drr Unlerrichlöiiünister InleS Ferry^ von den Organen Gambetta'S aus Kosten de» Herrn von Freycinet „hcrauögcstrichcn", womit bezweckt wurde, Zwiespalt im Schoße de- EabinetS zu erregen und cS dadurch zn Falle zu bringen. Da diese elende Taktik keinen Erfolg gehabt hat und vielleicht, weil Herr Lson Say in letzterer Zeit eine ungewöhnliche Riitzrigkcil entfaltet tzat, die dem Eabinet zu Nutze» kommt, hat Herr Gambctta plötzlich seinen Getreuen in der Budget-Commission den Befehl rrtkeilt, die Opposition gegen den Finanzminister und seine finanziellen Pläne stärker zilzuspitzcn. Insolge dessen haben Staat wegen der Hinterlassenschaft de» Vater- des Klägers, > des letzten Kurfürsten von Hessen. Die Veranlassung zu dem Processe mag hier wieder i» Erinnerung gebracht werden. Nach dem am 6. Januar 1875 erfolgten Tode de» Kurfürsten haben Dessen Tcstanientsvollstrecker im Namen der Allodialerbcn (der Kinder deS Kurfürsten a»S seiner nicht ebenbürtigen Ehr mit der Fürstin von Hanau) an die preußische Regierung eine dreifache Anforderung gestellt: 1) Anerkennung eines Vermächtnisse- des Kurfürsten vom 6. December 1856, wonach seinen Kindern tzezw. Enkeln eine lebenslängliche Rente au» dem Zwölslheil der Einkünfte des kurfürstlichen HauSschatzeS gezahlt werden soll; 2) Aus händigung de» mit Beschlag helegten Vermögen», soweit dasselbe nickt nach Maßgabe tcS BcschlagnahmcgesetzcS Ver wendung gesunden hatte; 3) Nebernahme der bei Auslösung de« kurfürstlichen Hofstaates zu gewährleistenden Ruhegchallc für Beamte nnd Diener. Während nun bekanntlich mit den Agnaten de- Kurfürsten (den Landgrafen von Hessen) über den Äntzalt de« Familien-Fldeiconimiß-Vermögen» ein Vergleich abge schlossen worden ist, hat die Regierung den Ansprüchen der leiblichen Erben de» Kurfürsten gegenüber bisher sich ab lehnend verhalten. Eine Nebernahme der Beamte»- und Dienerpenstonen erfolgte nur insofern, als denjenigen Dienern, die schon 186« ii» eigentlichen Hosdicnst gewesen waren, gestattet wurde, sich Preußen so zur Verfügung zu stellen, al» ob sie nicht im kurfürstlichen Dienste verblieben wären. Die diesen Dienern inzwischen zu Tbril gewordenen Mebr- besoldungen sowie die Ansprüche derjenigen Beamten, die 1866 a»S dem Staatsdienst in den Hosdienst ibre« früheren Lände-Herrn übcrgctrctcn oder sonst in seinen Diensten ver blieben waren, wurden principiell nickt anerkannt, sielen demnach den Privaterben zur Last, die zn diesem Zweck eine RudegebaltS-Ciisie auS dem Nactzlaßvermögen mit einem Bc trage von 450,600 österrcich. Gnlden anSznschciten batten. WaS die lebenslängliche Rente sür die Kinder deS Kurfürsten betrifft, so klagte der älteste Sohn, Prinz Wilhelm von Hanan, seinen Antheil bci den Gerichten in Kassel ein. In erster Instanz wurde die Berechtigung deS Kurfürsten zn dem Vermächlnih sehr heftige Debatten in ver Commission stattgesunden, die aber beide Male zu der „Consusiou" der Gaiiibcllisten geführt haben, wobei allerdings die Majorität zn Gunsten de- Finanz- nlinisterS nur eine geringe war. Als Hauptredner der Opposition machte sich während dieser Verhandlung der Marseiller Abgeordnete Rouvier bemcribar, der in dem Cabinet Gambctta als Hantelsministcr saß und bis dahin Henau dieselben vollswirthschasllichcu liberale,» Lehren wie Herr Lion Say vertreten hat. Aber der „Patron" hat besohlen »nd Herr Rouvier hat geborcbt. Jedenfalls ist auch auö diesen Ränken zu erkennen, weß Geiste» .Kind Gambctta unv was sür ein Mann dieser „Patron" ii'r, der keine Ne gierung ehrlich unterstützt. Aus Alien. Indessen die Augen der Welt ans Afrika gerichtet sind, geben in Asien wichtige Veränderungen vor. ES wurde vor einiger Zeit mit Genugthnung bcnicrll, daß die sran- zösische Politik des Aeußeren sich grnndsätzlich geänbert bade. Früher glaublcn die Franzose», nickt obne ein schwache» zersplitterte« Deutschland zn Macht und Einfluß gelangen zu können. Nock Napoleon III. verfolgte diesen Grundsatz. Di« dritte Republik endlich ging davon ab nnd verwendet« ihre Krasl sür Vergrößerung der Cvlonialiiiacht Frankreichs; sie nahm den Zug nach Tunis aus und vc.größcrlc die sran« zösiscbcn Besitzungen in Anam. In Anain haben sich die Franzosen allerdings seit 186» schon festgesetzt, nachdem sie sich l857 mit den Spaniern ver bündet, »in gegen Anam einen Rackczug zu unternehmen, weil der Sultan von Anam einen Europäer batten grausam binricbtcii lassen. Nach Kämpfen, die sich durch da« gefähr liche Klima sür die Europäer ganz besonders mörderlich ge« staltclcn, kamen die Franzosen in den Besitz jenes TheileS von Anam, der Cochincbina genannt wird; mittelst drr Verträge, die sie dem besiegten Sulian von Anam ansge zwungen haben, ist Derselbe zu ihrem Vasallen geworden. Eochinckina hat zwar ein scbr ungesunde« Klima, aber e« liefert scbr viel ReiS, »nd DaS ist den Franzosen die Hauptsache. Aus die Dauer aber warcu die Franzos»» »nt dem un«
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