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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.03.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188303064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830306
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830306
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-03
- Tag1883-03-06
- Monat1883-03
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.03.1883
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Uetrctirn und ErpMis» J^mmeSgasse 33. Lprech-vadkn -er grdarti»«: Vormittag« 10—13 Uhr. Nachmittag« b—6 Uhr. M u, ««,,» k«n^!»«cr «.mttcrM», mM S» »« tzk»«u»o mchi A»uaH»t Üer für »te «tchftfalgeudr Nummer Üeftftmute» Inserate a» küacheut»«« dt« » U»r «achmitt»,», an Ta««- an» Kesttagen früh di» '/.»Uhr. 2» he« FM«lea für Züs.-Lüllah««: 1 vtt. Me««. UuwrrfitätSftrabe 21. Lout« Lösch«, Kattzariaeustraßr 18. p. «r dt«Uhr. . 'rWlgcr.TaMait Anzeiger. Organ fir Politik, Lrcalgeschichte, Handels- nnd GtsWSverkehr. «nslOOA »,V0G. Atz«mm«rnt»rri» viertelj. 4»/, M inet. Brtaaertoh, ö «, darch dt» Post de»»«»» SUN. Jede etnzalue Nammer SO Vs. Belrgerrmplar 10 Ps. Gebühre» für Erlrabetlaua» «h,e PostbelSrderuug »S ML . «11 VafttÄcher», 48 «. Alftrntr SaefpaK« PrUkzeüe 20 Pf. GaSher« Schriften kut LateMrHch« «atz »ach Wh«« Ltzttf »al««» «Mer de» Lrhaflochrich dir Svasimsie öv Ps. Inserat, stu» ÜrlS an dte Gtztzedttt»« zu seiden. — Nab«» wirb »tcht gegeben. Zahluug peaauumorumi» «er d»rch Post- ^ 65. Dienstag den 6. März 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher TheU. Bekanntmachung. g»r Unterstützung unsere» Snntztzlente 1« de« Bereinigte» Staate» von -lordamerlka, »elche durch die noch audauernde« aroGe» Ueberschwem- «uuge» schwer hei«-ef«cht Und, erklären »tr »»« bereit, in unserer Stistnngtzbnchhalterei, Skat-Han«, 1. Etage, Beitrüge a»zu»eh«e«, und »erde« »ir diese durch die Air»« Mi-»»«!» «L ihrer Bestinunnng,nsiihren« Leipzig, a« LU. Februar L882. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Srnrgt. Di». Wangemann. Holzauctim. Mittwoch, den 7. Mürz 1888 sollen von vor mittag« 9 Uhr an im Forstreviere Counewitz «mf dem Schlage in Abtheilung 43 und 44 . 8 Rmtr. Eichen-Breuufchett«, io Abraumhaufen und 42 starke Laughaufen, sowie 180 Bund Dorue» unter den im Termine öffentlich »»«gehangene» Bedingungen und argen die übliche Anzahlung au Ort und Stelle nach dem Meistgebote verkauft «erben. Zusammenkunft: i» der Non« «u der vr. Heine'schen Brücke bei Neuschleußra. Leipzig, am 22. Februar 1888. De« Rath« Forst-Deputation« Herr S. Höhne in Leipzig hat den Verlust de« von der Lagerhofverwaltung am 24. September v. I. unter Nr. 79824 au-gestellten. ihm gehörige» Lagerschein«, über von den Herren I. Schneider «k So. ausgelagerte« 1 Faß Arrne gez. L. V. ck 0. (unterm Dreieck) A 820, Gew. S90 Kilogr.. angezeigt. Wir fordern den Inhaber de« Lagerschein* hier durch ans, sich mit demselben binnen 8 Monaten und spätesten« bt« 8. April 188» tei Verlust jeglichen Anspruch« an die Lagerhofverwaltung in der Lagerhos-Expodition zu meld«». Erfolgt keine Meldung, so wird der Lagerschein unwirk sam erklärt und ein neuer Lagerschein ausgesertigt werden. Leipzig, deu k. Januar 1883. Lagerhos der Stadt Leipzig. Gether. - König!. Akademie der bildenden Künste nnd Knnstseverbeschnlr za Leipzig. Areanenz de« laufende» Semester« 222 Schüler. Die Studien im Tommertzulbjatzr 1888 brgiuueu Dienstag, de« ». April n. die TageScurs« früh 7 Uhr, die Abendkurse um ö Uhr. Nachdem das hohe Königliche Ministerium de« Innern tu Wür» dtgung de- ans den örtlichen Verhältnissen sich ergebenden Lehr- bedürsnisfeS die bisher noch bestandenen Vakanzen im Lolleg,um durch Berufung von Lehrern für Aquarell-, Parze!««- und Glas malerei aufgehoben und demgemöh eine bedeutende Erweiterung und Vermehrung der Studirnröume stattgefunden hat, ist neben dem theoretischen Unterricht durch Linrichtuua vou Meisterwerkpätten für die verschiedenen Kunst, und Kunstgewrwrgebiete zugleich die prak tisch« Ausbildung ermöglicht. Anmeldungen zur Aufnahme stud lu der Zeit vmn 26. Februar bt» «tt 1b Marz a. «. i« der Spedition der Kunstakademie, vestl. Flügel der Pleihendnrg, >. «tage» Rnchmittog» zwischen 4 und ü Uhr zu bewirke». Leipzig, de» 18. Februar 12«. »chr »treet«rr «ieper. Vkbstahls - Bekanntmachung. Gestohlen wurde» allbter erstatteter Anzeige zufolge: I) ei» Paar ledern» Franenstiescletten «tt Gommtetosatz, an« riurr Wohnung in Rr. S der Hainstrahe, vom 7. bt» 8. vor. MtS.; 8) eine Servtette vou weißem Damast, gez. 6. L. Ik» 48, au« einer Rrmise in Nr. 22 drr Gustav «dolph-Sttaßr, tu der Zeit vom 13. dl« 17. vor. Mt«.; 3) ein Waichfast» mittelgroß, draunzestriche, und «tt elserue» Aeisen, a»S einer Kellerabtheilung tu Nr. 11 der Kvchstraße, vom 18. bt» IS. vor. Mt».; 4) ein llederzirhrr vou schwarzem Flocomw, wtt Sammet- krage», zwei Reihen schwarze« Hornknüpft»» Settrutasche» und schwarzem WollatlaSsutter, aus einem Küchenraume tu Rr. 13 drr PeterSstraße, am 2b. vor. Mt».; b) ein vier «äderiger Kinderwagen, brorm gestrichen, mit gelb nnd brannem Korb, einem Verdeck von schwarzem Wachstuch und mit braunen Vorhängen, au« der Flur des Hauses Rr. 9? drr Lutritzscher Straße, am nämliche» Tage Abend-: 6) ein eiserner Sananenafe«. zwei Haljb-Fe und der untere Thkil eine» Schreibpult-, au» einem Bodenräume i» Rr. K der Ricolaistraße, in der Zeit vom 21. bis 26. vor. Mt».; 7) etu Franeurock von braunem halbwollene» Stoff, an« dem Losranm des Grundstück« Rr. 88 der Brandvorwerkstraße, vom 8L. di« »6. vor. Mt«.: 8) ei« Seldtßschche« von rothe» Leder mit gelbem Schlößchen, enthaltend ca. 4 », tu einem Lholer und kleiner Münz«, mittelst Tasche«dtedstahls in der Grimmaischeu Straß«, am 26. vor. Mt», «achmtttag«: 9) ein Buch (Holbfrauzband mit Marmorschnttt), „ck. Sarburä, kmolla 1—4", au» einem Handwagen, welcher in der Hausflur Windmühlengasse 3 gestanden hat, zu gleicher Zeit; 10) sechs silberne Kaffeelöffel, gez. vv.. au» einem Zimmer in Kr. 1 am Täubchen weg, iu der zwrtten Hälfte de« vor. Mid.; II) eine große Laterne vou Weißblech, mit Draht vergittert, welch, an eine» TicherheiiSbock aus dem König-Platz gehangen hat, in der Nacht vom 26. zvm 37. vor. Mt-.; 18) An brauner Handkart, darta eia« Parti» Aepfel und ein Schlüssel, «» einem Expedition «local in Rr. 67 der Rordstraße, am 87. vor. MtS. Vormittag«; 13) ein Frauenpaletat von glatte« starke» schworen Stoff, mit zwei Reihen KnSpsen — Kragen, Aufschläge und Laschendes«; da« schwarzem Grimmer — im Rücken mit Schnurr und zwe Quaste» besetz»: eia Kleid von blanem Lachrmir, «tt Schooßtaille und mit blauem Allo« besetzt u,d ein schwarzer Aranenhut mit weißer Fed». au« einer Watznnng t, Rr. 46 der Körurrstreß«. zur Nämlichen ZBl; 14) zwei Rahrftühle, mabagoniartig lackirt, au« der Flur de» Hause« Weststraße 77, am gleichen Tag« Abends: lb) ein weißleinener Bettüberzug, ein ebensolcher Kiffen- tdrrzng, rin weihlrinene« vetttuch. zwei blauleinene MannS- hrmdcn, zwei Paar braune Strümpfe, drei blaugedruckte uod ein weißleinene« Tascheutuch, Alle« in einem grauleinenen Sack verwahrt, mittelst Einbruch- au« einer Bodenkammer iu Nr. b der Burgstrabe, zu derselben Zeit; 16) eia Mannsjagurt von grauem Sommerstoff, mtt zwei Reihen KnSpsen und grauwollcnem geblümte» Futter, auS drr Flur de- HaulcS Nr. 112 drr Bayerischen Straße, am 28. vor. MtS. Abend«; 17) ein Doppel-abel, rin Putzhodrl und eine Handsüge, aus einem Arbeitslocale in Nr. 33 der Sternwartenstraße, vom 1. bis 2. ds«. MtS- 18) ein Paar vktnNetder von duakelgraurm roth> nnd grün- melirten Stoff, säst neu, mit grauem Bundfottrr und dem ans ein Stückchen blauseidenrm Stoff gestickten Name» „.luliu, Voigt", au« einem Sieubau an drr Dorotheenstraß«, am 3. dj». MtS. Nachm.; 19) eine silberne CtzlinSeruhr mit Secunde, geriester Rückseite mit wappenähnlübem «childche» in der Mitte, nebst dreisträngigrr brauner Haarkrne mit Messingbeschlag, au« eiuem ArbcitSlaeale in Nr. 88 der Weststrahe, am 3. ds-, MtS.; 20) ein Uedrrzieher in Rocksorm von dunkelblauem RatinS, mit Sammetkragcn, zwei Reihen Knöpfen, schwarz- und weißgcstrrif- tem Aermelsutter und schwarzem WollatlaSsutter im Schooß, — in den Taschru befand sich eiu weißleinene- Taschentuch» Ü. 4. l,. gezeichnet, eia Paar braune Bnckskinhandschuhe und eia Loniract über rineu Hauükauf —» seraer ein schwarzer Ftljhut mit breitem Rande, rothseidenem Futter uud dem Firineustemvel „lUmüüua", au« dem Borsaal einer Wohnung in Nr. 39 drr Eliseustraße, am dst. MtS. Nachmittags. Etwaige Wahriiehmungea über de» Verblieb der gestohlenen Sachen oder den Thäter sind ungesäumt bei unserer Lrtminal- Abiheüuna zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 5. Mürz 1883. Da» Polizei-Amt per Stadt Letpzt». Bretschueider. vr. Lenrcke. Nichtamtlicher Thell. Die Nachlese vom Lulturlumrpf. Da» Berkältniß der katholische» Kirtba za« Staate, wie «S neuerdinast in dem Briefwechsel zwischen Kaiser nnd üstapst Und in der Note de» vatikanischen SlaatSsrcretairS zu Tag« getreten ist, siebt reichlichen Anlaß zur Betrachtung der Preußisch-deutschen Kirchenpolitik nach großen ÄesichtS- puncten. Tie liberale Presse hat sich während der letzten Zeit redlich bemüht, die psychologischen, historischen und rechtlichen Momente dieses Kampfes richtig z» erfassen, eine politisch« Debatte ,im großen Stil" zu führen, wie sich einmal der Minister von Pullkamer im Reichstage gelegent lich einer Debatte über daS Soeialistengesetz anSdrÜckte. Wir hätten gewünscht, daß dasselbe Streben sich auch in den Reden der klerikalen Abgeordneten gezeigt hätte, die sie anläßlich der Berathung deü CultuSctats im preußischen Abgeordnetenhause gehalten haben. Leider war da« nicht drr Fast. Die Klopsscchlrreicn Windthorst'S und seiner Genossen vom Eentrum sind vollständig zur Genüge im Parlament und in der Presse zurückgewiesen worden, »nd wenn wir heute noch aus einzelne ihrer Acußerungen zurückkommen, wenn wir gewissermaßen eine Nachlese halten aus dem Feld« der letzten Eulturkampsdebattcn, so geschieht da« hauptsächlich au» dem Grunde, wnl au- diesen kleinen Äügen, die in der Leidenschaft des Kampfe« meist verloren gehen, die Art und Weife de« ultramontanen Borgehens und der klerikalen Anmaßung diel deutlicher und prägnanter erkannt werden kann, al» durch die gründlichsten und gelehrtesten Ausführungen. Nehmen wir beispielsweise einmal die vom Abgeordneten Windthorst ausgestellte Theorie über die Pflicht der Minister, jedem Abgeordneten auf jede Frage Rede und Antwort zu stehen. CS ist diesmal dem Führer de» Eentrum» für seine Zwecke dienlich erschienen, den Herrn CultuSminister durch rmmer wiederholte, an Heftigkeit sich steigernd« „Anzapfungen" »u Aeuücrungm über schwebende Verbandlungen und in der DiScussion begriffene Fragen zu bestimmten Aeußermrgen zu ver anlassen, welch« die welfische Excellenr sicher dann in ihrem eigenen agitatprischm Interesse verwerthet hätte. Der Cultusministrr, welcher an die Variation «ine» bekannte» SprüchwortS denken mochte: ein Windthorst kann mehr fragen, als rehn Minister beantworten können, that, wa» er unter diesen Umständen sür angezeigt erachtete, er schwieg. Das ärgerte natürlich die schwarze Perle von Meppen, and flug« hatte er de« all gemeinen unumstößlichen Satz fertig, daß der Ministe, stet« aus jede Anregung au« dem Hause Erklärungen abgeben müsse, nnd daß also in dem vorliegenden Fall« der Minister seine Wicht verletzt habe. Derlei falsche Lehrsätze, für di« Zwecke augenblicklicher Taktik erfunden mrd ausgestellt, schleichen sich leicht al» un umstößliche Wahrheiten in die Doctrin de» Parlamentaris mus eiu. wenn man ihnen nicht gleich beim Entstehen ent gegentritt und sie auf ihren wahren Werth rurücksührt. Es ist selbstverständlich, daß eine moralische Verpflichtung sür die Minister besteht, den Abgeordneten Auskunft über alle die öffentlichen Dinge und ihr Ressort betreffenden Fragen Auskunft zu geben, sofern kein fpecielles Landrsinterrsse direct Schweigen gebietet. ES liegt daS in dem Wesen des parla mentanschen Systems, welches einen unmittelbaren Meinungs auStausch zwischen Regierung und Volksvertretung ver langt. Aber die Entscheidung darüber, ob da« Interesse de» LandrS eine An-nahme von der Regel gebietet und dem Minister Schweigen auferleat, kann nur von den Mitgliedern der Regierung selbst getroffen werben. E< ist die Beant wortung dieser Frage gänzlich in ihre discrrtionaire Gewalt gestellt, die fle nach ihrem Gewissen, nach ihrem Taktgefühl und nach dem Bedürfniß «ine- guten konstitutionellen Ein- vrrnebmens mit der Regierung gebrauchen müssen. Eine stricte juristische oder staatsrechtlich« Verpflichtung für die Minister, stets die gewünschte Aaskunst zu gewähren, besteht deshalb nicht und kann nicht rpistiren. Sie findet sich weder in der Verfassung, noch in den traditionellen Bestimmungen der Parlamente. 2m Gegentheil lassen diese Bestimmungen nur eine Deutung in unserem Sinn« zu. Die feierlich« Anregung, welche aus dem Haufe an die Re gierung in der Form einer Anfrage ergeht, ist di« Inter pellation. Sir ist viel wichtiger, al- die bloße Frage während der Debatten, denn sie wird förmlich eingebracht, der Rr- gierung vorher gemeldet «nd dann vor dem Hause amtlich zur Verlesung gebracht. Iber selbst sür diese» Fall «xistirt keine absolut« Verpflichtung für die Regier««» zur Lntwart, denn nach der Verlesung richtet der Präsident an dirRegienmg di« Anfrage, ob »nd wann sie die Interpellation beantworten will. Häufig ist die Beantwortung vertagt, manchmal auch ganz ver- weigert worden. Die einzige strenge Pflicht, welche die preußische Verfassung de» Ministern m dieser Hinsicht anserlegt, ist, daß sie hören müssen, wa« die Volksvertretung sagt, da da« Hau« die Anwesenheit der Minister bei seinen Berathungen verlangen kann. Diese» klar« und zweckmäßig« Sachverhältniß darf vurck> keinerlei nltramontane Kunstgriff« getrübt werden. Herr Windthorst ist auch viel zu bewandert in parlamentarischen Dingen, al« daß er sich hierüber in Unkenntniß befinden sollt«. Er wollte nur einmal den Unwissenden spielen, nm ein popn- laires Agitationsmittel gegen die Vertreter der Staatsgewalt zu haben. Wir find srst überzeugt, daß Herr Windthorst als activer Minist« von der Besuguiß deS SchweiaenS emea viel ausgedehnteren Gebrauch mache» würde, als me Staats männer au» allen anderen Parteien. Er würde vielleicht — chwcitzcn, aber dabei schweigen zugleich, denn e« ist ein« vulgäre Kunst, viel Wortezu machen, ohne sachlichen Inhalt. Ein anderer für die Charakteristik de» Ultramontanis««» bezeichnender Zug drr letzten Debatten liegt in der Haltung des Centruirs zu der Bestrafung eines katholischen Geistlichen, oer sich gegen die Bestimmungen der Maigesetze vergangen batle. Wir wollen an Vieser Stelle gar nicht untersuchen, ob sür den betreffenden Priester MilderunaSgründe zettend ge macht werden können. Das Gericht hat den Thatbrstand einer Gesetzesverletzung sestgestellt und danach sein Unheil gesprochen. Den Richter konnten di« Herren vom Centrum nicht angreifen, aber sie tadelten di« Verwaltung, die Staats anwaltschaft, weil diese den Richter in di« Lage brachte, sich mit der Strasthat zu befassen. Wir bekommen da eiu schvnes Bild von de, Rechtspflege, di« un» bevorständ«, wenn riamal die Klerikalen i« deutschen Reich« «« da» Ruder Atmen. Da könnt« jeder die Gesetz« verletzen, so viel er will» wenn er damit oder dabei nur den hierarchischen Interessen dient, kein Hahn wüiw« dann danach krähen, keine Anklage bei Gericht erhoben werden. In der That ist es auch so in de« klerikal regierten Ländern immer üblich gewesen und der Kirchenstaat besonder« bot während seine» ganzen Bestehen» in Bezug auf Rechtssicher heit und Justizpflege ein abschreckendes Beispirl. Die höchste Gerechtigkeit bedeutet« dort ha» Interesse der geistlichen Machthaber «nd dieser Zweck heiligte da» Mlttel drr GesetzeSvSrletz»»-. Sonst pflegen sich di« Herren dom Crntrum immer als den Hort der Gerechtigkeit «us- zuspielen, al» die Bertheidiger de» Gesetze» gegen die Willkür, hier haben sie einmal ihr wahre« Angesicht gezeigt, der Fuchs sieht ans dem Schafspelz heraus. Mit einer Dringlichkeit, die an Impertinenz grenzt, verlangten sie sür den vernrtheilten Priester Straferlaß im Wege der Gnade. Die Gnade läßt sich nicht ertrotzen und erzwingen, sie ist ein freies Recht der Krone — «nd die Krone zittert nicht vor der Stimme eine» Windthorst. Es sind da« kleine aphoristische Beitrüge zur Kenntmß der ultramontanen Politik, die wir hier gebracht. Sie be stätigen dos Urlheil, da» längst bei allen Liberalen über den KlenkaliSmuS seststehl. Line Principienstage. Die „Leipziger Zeitung", unsere geschätzte Eollegsn, bringt in ihren beiden Nummern vom 28. Februar »nd vom 1. März d. I. eine Erwiderung auf den Artikel, welchen wir vor längerer Zeit unter der obigen Uebrrschrift veröffentlicht hatten. Daß di« „Leipziger Zeitung." nicht unserer Meinung ist, >eht schon au» der Thatsache der Erwiderung hervor, aber re stimmt dennoch mit uns in wesentlichen Puncten überein und macht uns obenein daraus aufmerksam, daß wir au Grund geltender gesetzlicher Bestimmungen in unseren Be hauptungen noch einen Schritt weiter hätten gehen können, alS wir thatsächlich gegangen find. Der Zweck unseres Artikel» war. die Grenzlinie zu ziehen zwischen der prrsvnlichen Beleidigung eine» Staatsmannes und der berechtigten Kritik seiner ReglerunqShandlnngen. Dir „Leipziger Zeitung" gesteht zu, daß die Schranken für da« Recht der freien Meinungsäußerung nicht sowohl von der Gesetzgebung al< von der Sitte gezogen werden müssen. Erstere könne nur Direktiven ertheilen, deren Handhabung im Einzelnen dann von der Bolksanschauung abhänge, welche so mit hier mehr wie irgend wo Einfluß übe auf die endliche Ge- staltung des einzelnen Fall« vor dem Forum deS Gerichts. Sv sei der Beleidigungsbegriff, der di« vornehmlichst« Schranke bilde, kein vom TesHgrber geschaffner und bestimmter, sondern al» gegeben dem BolkSbewußtsem innewohnend und von diesem hinreichend umgrenrt vorausgesetzt, so daß drr Richter in seinem Spruche ien« Auffassung de, Allgemeinheit zum Ausdruck zu bringen habe. Wir acceptirrn dwse» Zugeständ- niß, können dasselbe aver nicht mit der weiter unten von der „Leipziger Zeitung" ausgrstellten Behauptung vereinigen, da; wir mit unserer Meinung. Angriffe, welche gegen die Politik eine« Staatsmannes gerichtet sind, ohne feiner persönlichen Ehre zu nah« zu treten, müßten im eonstitutionellrn Staate straflos sein — nicht da« Richtige getroffen hätten. Wäre unsere Auffassung wirklich unrichtig, dann wäre sa die persvn liche Empfindlichkmt de« Angegriffenen der Maßstab für die Strafbarkeit de« Angriffes und nicht die begangene GesetzeSverletzung. Damit steht aber da« von der „Leipziger Zeitung" al» berechtigter Factor für die Handhabung de, Gesetzgebnng Über Beleidigungen an erkannte Volksbewußtsein in direktem Widerspruch, denn gerade diese« hat sich mit größte, Entschiedenheit dagegen erklärt, daß die Kritik van Reg,erung»handlunaen unter den v«riff. der persönlichen Beleidigvng falle. Der Minister, dessen Politik al» verfehlt, schlecht oder nicht-würdig bezeichnet wird, hat im verfassunaSstaatr nicht da« Recht, eine solche Kritik al» eine persönliche Beleidigung zu betrachten und sie de« Strafrichter zu, Verfolgung zu übergeben. Diese« Recht besteht um so weniger, al« tz. 193 de« Strafgesetzbuch« auch svlch« an sich beleidigende Aeußerungen für straflos erklärt, welche zue Wahrnehmung berechtigter Interessen gemacht sind. Wir batten diese gesetzliche Bestimmung nicht einmal zu, Unterstützung unserer Behauptung heim«, aezogen, w«l e« un« auf die vebtheidigung de« Prinriv« an- kam und diese« Brincip besteht eben dann, daß die Kritik von ReaierungShandlunaen, auch wenn sie noch s, scharf und ad- M,g ist, leine veleidiguug für ihren Urheber in sich schließt m,d zwar deshalb, weil di« Verfassung ausdrücklich bestimmt: Jeder Staatsbürger hat da« «echt, sein« Meinung in Wort und Schnst frei zu sagen. Alle«, wa- der Verfasser drr beiden Artikel in der Leipziger Zeitung" Üb« den tz. 193 d«S Strafgesetzbuch« bemerkt, trifft als» da« nicht, um wa« e« uns zu thun ist. Zagegen paßt ein anderer Satz dr« zweiten Artikels o recht aus unseren Kall. E« heißt darin: „Die kritik öffentlicher Anaelegmheiten ist ja heute Niemandem mehr verwehrt, mag sie auch öffentlich erfolgen, streng und attzrisch gehcfltea sA«. Man denke nur an die politischen Witzblätter." ES ist wohl noch allgemein erinnerlich, daß der vor Kurze« verstorbene Redakteur de« „Kladderadatsch" Dohm ich v»r dem Strafgericht wegen eine« Bildes in vem von ihm redigirten Blatte zu verantworten hatte, welches Saturn darstellt, al« er seine eigenen Kinder verzehrt. Der leitende Staatsmann hatte sich durch diese« Bild beleidigt gefühlt und Dohm wurde auch zu einer Gcsängnißstrase vrrurtheilt. Au» dwser Thatsache mag di« ^Leipziger Zeitung" entnebmrn, daß jenes Recht der Kritik, öffentliche Handlungen, wclches ie al» Vorhände» cumimmt, nur in sehr beschranktem Maß besteht. Durch diese« Bild sollte doch offenbar die persönliche Ehre de« leitenden Staatsmann«« nicht angegriffen werde», e« war lediglich seine Politik in herber Form vrrurtheilt. Da« Richtercollegium, welche- da« betreffende Urtheil fällte, laut» jedenfalls nicht aus dem Standpunct de« Verfasser« de« Artikels in der „Leipziger Zritung", sonst würde eS in der Veröffentlichung des Bilde» keine strafbare Handlung gr ünden haben. Die Leipziger Zeitung" sagt: .grifft auch solch« Kritik immer mit die Person des bei jenen Angelegenheiten betheiligten, eine Beleidigung wird darin nicht gefunden, ebenso wenig wie in tadelnden Urtheilen über wissenschaftliche, künstlerisch« oder gewerbliche Leistungen. Denn der Be- leidigungsbegriff ist »ach unsenr heutig» Botksauschauuug wesentlich eine Kränkung i« Ei»« von veruei»»»tz sittlicher Werthschätzuug." Der Meinung stud wir auch mW wir wünscht» nur, daß auch die Rechtsprechung stet« dieser Bolksanschauuug «M- prechend gehaadhabt würde. Leipzig, 6. MSrz 1883. * Man ist seit Langem daran gewöhnt, dtze p» kutsch« Fraktion al« ein Anhängsel de«Eentrum« zu betrachte». Pie Verquickung kirchlicher und sogenannter „uationaler" In teressen bei den Polen, die au« der Zeit de« Ledochow-kiffche» Episkopat« datirt, hat vorzugsweise zu diese« Berbältniß d« beiden Fractionen beigetragen: aber auch die Hoffnung, bei de« Ultramontanen für ihre Wünsche und Beschwer»» Unter stützung zu finden, veranlaßte die Polen, sich vom Eeutrn« in« Schlepptau nehmen zu lassen. Hi» und wieder ist dies« Hoffnung auch erfüllt worden, und auch da« neulich« An treten Windthorst'« für die jährlich »iedrrkehreud» Klag» de« Herrn Kantak hat iu den polnische» Kreis» aus da« Angenehmste berührt. Trotzdem ist «an mit de» Abhäugig- keit-verhältniß der polnischen Fraktion vom Eentrum »lcht zufrieden und der „Goniee" ist schon seit Jahr« euergtsch für eine vollständigeEmancipativn seiner Landsleute von de» nttra- montaaen Eentrum emgetreten, weil er die Befürchtung hegt, daß die eigentlich« Ausgabe derselben, die Vertretung der erwähnte« nati»alea Interessen, unter dies« Umstünden leicht in den Hintergrund gedrängt Wertzen könnte. In neuester Zeit hat auch daS liberale AdelSorgan, der „Dzieuuik", tza« BerhSItuiß der Polen zum Eentrum zmn Gegenstand der Besprechung gemacht, uud au« Anlaß der Behandlung der StablcwSki'ichen Red« Uber die Schnlverhültmss« iu der Provinz Posen giebt er seiner Mißstimmung darüber nutzer- hohlen Ausdruck. Da« polnisch - nationale Gepräge wird a« dies» Rede vermißt uno darin mit unzweideutigem Aerg» nur die Bertheidigung religiöser Interessen »blickt, welche die polnischen Abgeordneten getrost dem Crntrum überlassen sollten. Ueberhaupt findet der „Driennik", daß nur da Avg. Kantak in sein« parlamentarisch« Wirksamkeit deu nationalen Standpunct vertritt und läßt dnrchblicken, daß » nicht Wieda für die Wahl von Abgeordneten einzutreten gedenkt, die den eigentlichen Zweck ihre« Mandat« ganz au« de« Auge va linen. Da „Gouiec" erklärt den Abg. vou Stavlrw-ki sür eiu« Ko«mopolitrn, weil seine sarb- und marklose Rede ebenso gut von einem Abgeordneten au« einer rrindeutschen Provinz hätte gehalten werden können. Indessen haben die aenanaten Blätter kaum ein Recht darüber ungehalten zu sein: seit jeher haben sie daran gearbeitet, die Begriffe „polnisch" und „ultramontan" zu identificiren und sie haben es dahin gebracht, daß man im Volke sich allmälig daran gewöhnt hat, die evangelischen Polen al» Deutsche zu betrachten. Die Zahl derselben schwindet auch mehr und mehr, sie kehren in den Schooß der Mutterkirche zurück, sie halten den Katholicismu» sür die Nalionalreligion der Polen. Ei« Beispiel hierfür hat erst kürzlich der RcichStagsabgeordnete d. KarnatowSki gegeben, der, selbst dem calvinischen Bekenntnisse angehörig, seine Kinder in ver katholischen Religion erziehen läßt. Bei dieser Gelegenheit mögen einige Daten Raum finden, die den Rück gang de- Polcnthum» im Posenschen darstellen nnd den Be weis liefern, Daß die Gcrmanisirung auch ohne besondere amtliche Vorschriften vortreffliche Fortschritte macht. In drn letzten fünfundzwanzig Jahren hat der polnische Großgrund besitz 900,000 Morgen an da- Deutschthum abtreten müssen und da der Abgang alljährlich 20—30,000 Morgen beträgt, so ist der Zeitpunkt nicht mehr sern, ivv mit Ausnahme wenig» Maiorate der ganze Grundbesitz der Provinz in deutsche Hände übergegangen sein wird. * Daß daSBerhältniß de« Eentrum« nicht nur, sondern auch eine« Thril» der Conservativen zur preußischen Re gierung in drr letzten Zeit immer mehr an Innigkeit verloren hat. ist in den parlamentarischen Debatten der letzten Wochen wiederholt zu Tage getreten. Während aber bisher besonder em« Animosität gegen den Finanzminist» Scholz zu Tage trat, ist e« am Sonnabend nicht uubemerkt geblieben, daß Herr v. Rauchhaupt mit einer au ihm vorher kaum wahr genommenen Energie gegen den vicepräsidenten de« Etaat«- ministerium« Herrn v. Puttlamer gmvandt hat ES handelte sich um eine Resolution, welche von dem Gejammtvor- stande de« Hause« der Abgeordneten gestellt war. in welcher die königliche Staatsregierung ausqesordrrk wird, den Bau eines neuen Landtagsgebäutes thunlichst zu beschleunigen. Derselbe Antrag ist vom Haus« bereits in d» vorigen Session angenommen worden; im vorigen Jahre sagte Heer v. Putt- kam» zu, sein Möglichstes ,u thun, geschehen ist aber gar nichts, obgleich dir Räumlichkeiten nicht nur unzureichend, sondern der länger« Ausenthatt im Hause in der That, bei
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