Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188207027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-02
- Monat1882-07
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.07.1882
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich stütz Utz^ Urteetst« ,«» Lrvrdüst» Ivhauuetgasse 38. Sprechstunden der Krdackt,,. «.nnittaq» 10-12 Uhr. «lachinltiag« 5—k Uhr. DI» dt« NXk,«»« ^«1-««lc« V!»n»tc«i,I« >m«ch»« »er für »t, »rchstf,l,e«»e «»»»er trstt««te» Aujerat» m, W«heut«,ea hi« S Uhr Nachmitta,«, «» O«««» „„» Fes«ta,eu früh hi»'/,» U«r. 3« den Filialen siir Ius.-Äuuahme: Ltt« Klem«. UniversstStSstraße 21, L«ni« Lösche, katharinenstraßc 18, p. nur »t« 'i»p Uhr. tlWM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Ldounnnentovrei» vierielj. 4'/, Mk.. rncl. Bringerlobn S Ml. durct, die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren iür Extrabeilage» «hnr Postbejörderung 39 Mk. «it Poslbeiürdenlng 48 Mk. Inserate Sgespaltene Petitzeile 70 Pf. Gröbere Schriften laut unserem Prei«- verzeichnlb. Tabellarischer Sap nach höherem Laris. Reklamen nnter den Nedactionsitrich die Svaltzeile SO Pf. Juierate sind ne:- an die trxpehlti» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruenuia, rnnao oder durch Post« Nachnahme. 183. Sonntag den 2. Juli 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. ilkfenililhe Sitzung der Stadtverordneten Mi«»och, «« S. 3«lt 188», «b-«d» « /. Uhr, tm Saale der I. Bürgerschule. Tagesordnung: I. Bericht de« Bau-, Oekonomie» nnd Finanzausschusses über: ». den Bauplan für die von der anglo- amerikanische» Kirchengemeinde zu errichtende Kirche und den mit dieser Gemeinde wegen de« derselben überlassenen Platze« abzuschließenden Vertrag: d. ein Abkommen mit Herrn I. G- Krempler über Erwerb bez. Ueberlassuirg von Areal am König-Platz« und an der Plcißengasse. N. Bericht de« Bau- und OekonomieauSschusscS über: » die Aufstellung öffentlicher Pissoir- (Conto 10, L, Pos. 49i de- diesjährigen Budgets); d. die Enteignung von Areal de- sogenannten Römischen Hause-. HI. Bericht de- Bauau-scbnsseS über a. Position d. de- Spezialanschlages zu Position 58 der Bedürfnisse de» SpczialcontoS „Nicolaischulc pro t882; b. Position 141 der Bedürfnisse (I. Bürgerschule) de- Hau-haltplaneS für die Volksschulen pro 1882; o. Conto 31, Anbang, Position 34 (Turnhalle) deS diesjährigen HauShalt- planeS; ä. die Abänderung der Pissoirs und Aborte an den Vestibüls de- neuen Theater-. IV. Bericht de« Bau- und Slistung«au«schusseS über die Abrechnung der Kosten de- neuen JohanniShoSpilal- baueS. V. Bericht de- OekonomieanSschusseS über: » die Ver breiterung deS Dammweges im Rosenthale; d. die Anträge de- Herrn Döring wegen Legung von Mosaik pflaster aus dem Woge durch die Parkanlagen von der Wintergarten- nach der Göthestraße bez. Fortführung deS Trottoir» an der Ostseite der Göthestraße bi» zum Brühl; o. die Einfriedigung de» Teiches im Rosen- thale; ck. die Nebcrtraaung der Position 30 de« Eont» 12 auf Conto 38 deS die-jährigen Haushalt plane«; e. die Errichtung eines aflgemeinen Ablage- rungSplatzeS für Pflastersteine; k. die Mittheilung de» RatheS zu dem wegen der im Jahre 1581 herqestellten UserböschungdeSKuhtburnigrundstück-gcstrfltenÄntrage; u. die anderiveite Vorstellung de» RatheS gegen den Be schluß deS Collegium», betr. Gcrwilligung der Kosten zu Schleußcnbautrn; d. die Rückäußerung de» RatheS aus die gefaßten Beschlüsse zu Pos. 3, 23, 34. 56 — nicht 57 — der Bedürfnisse des Conto 38 de» Bud gets pro 1882; i. die Derwilligung der Mittel für Beschaffung von 1960 Cbm. rohen Pflastersteinen; K- die Verwendung von 2303 für Umgestaltung de» Freibade» einschließlich der bei Conto 10 L budgetirten 600 VT Bericht de» StistungS- und OekonomicauSschusseS über die Anlegung gepflasterter Schnittqerinne in den Fahr straßen deS neuen ZohanniSsriedhoseS und Abführung der Tagewässcr daselbst mittelst einer Thonrohrschleuße. VII. Bericht des St ftungSauSschnffe« über die Verlängerung deS mit dem Kbuigl. Ministerium deS Cultu» und öffentlichen Unterrichts getroffenen Abkommen wegen Normirung de- Berpflegocitrage» für die im hiesigen Krankenhause vorhandenen klinischen Stellen. Eventuell wird am 7. Kuli ds». IS. Abend« 6V, Ubr eine Plenarsitzung abgehalten werden. Feststellung der Tage» ordnung für diefelbe bleibt Vorbehalte». Unter Hinweis auf die Vorschriften de» ReichSimpfgesetzeS dom 8. April 1874 und nach Maßgabe der hierzu erlassenen kgl. fächs. Ausführungsverordnung vom 20. März 1875 machen wir hierdurch Folgende» bekannt: 1) Die Stadt Leipzig bildet einen selbstständigen Impf- berirk, für welchen der Stadtwundarzt, Herr vr. meä. Wilhelm Sonrad Blaß alSImpsarzt und Herr I)r. mock. Schelleuherg als dessen Assistent verpflichtet worden sind. 2) Da» Impslocal befindet sich in de», alten Lhoma« sehulaebäude auf dem Thoma«kirchhose (Eingang mittelne Thür). 3) Daselbst finden die öffentlichen Impfungen von hier aufhältlichen Kindern in der Zeit vom 3. Mai bis einschließlich 26. Juli und vom 23. August bis ein schließlich 27. September cr., und zwar biS auf Wei tere« an jedem Mjttivoch, von '/,3 b>S 5 Uhr Nach mittag», unentgeltlich statt. Daselbst sind auch die Impflinge je an dem darauf, folgenden Mittwoch zur Revision vorzustellen. ft) Im Lause diele» Jahre» sind der Impfung zu unter ziehen: I. diejenigen Kinder. ». welche im Jahre 1881 geboren worden, d. welche in den Jahren 1874 bi» 1880 geboren sind und im Jahre 1881 der Impspflicht nicht vollständig ge nügt haben (erfolglos geimpft oder wegen Krankheit «cht geimpft). N. Diejeuigcn Zöglinge öffentlicher Lehranstalten und Privat, schulen, ». welche im Jahre 1870 geboren sind, d. welche in den Jahre» 1863 bi- 1869 gekoren sind und im Jahre 1851 der Impfpflicht noch nicht vollständig genügt haben (erfolglos wiedergeimpst oder wegen Srankheit nicht wiedergeimpst). 5) Alle hiesigen Einwohner sind berechtigt, ihre, wie zu 4 unter l. a und d bemerkt, impspslichligen Kinder dort unentgeltlich impfen zu lassen. Ebenso wird unbemittelten hier wohnhaften Per sone», deren Kinder vor dem Jahre 1874 geboren, ober noch nicht mit Erfolg geimpft sind, die unent geltliche Impfung dieser Kinder in den vorerwähnten Impfterminen hiermit angcboten. ») Für jede» Kind, welche» zur Impfung gebracht wird, ist gleichzeitig ei» Zettel zu übergeben, a» welchem Name, GeburtSjabr und Geburtstag de» Kinde», sowie Name, Stand und Wohnung de» Vater». Pflegevater» oder Vormunde», bez. der Mutter oder Pflegemutter deutlich verzeichnet ist. 7) Die Eltern der im laufenden Jahre impspflichtigen Kinder werden daher hierdurch unter ausdrücklicher Verwarnung vorbenim8.l4Abs.2deSInipsgesetze»angedrohtcnStrascn ausgesordert. mit ihren Kindern in den anberaumten Imps- bez. Revisionsterminen dehus» der Impfung und ihrer Controle zu erscheinen, oder die Befreiung von der Impspflicht durch ärztliche Zeugnisse hier nach- znweisen. 8) Wegen Anberaumung der Imps- und Rcv'isionS- termine zur Wiederimpfung bez. Controle der oben unter ll. u und d gedachten iiupsvflichtigen Zöglinge wird an die Schulvorstchcr besondere Weisung ergeben. -) Diejenigen Eltern. Pflegeeltern und Vormünder aber, welche ihre im Iabre 1882 impspflichtigen Kinder und Pflegebefohlenen wie ihnen freigestcllt ist, durch Privat ärzte der Impfung unterziehen taffen wollen, werden hierdurch ausgesordert, bi» längsten» zum 30. Sep tember 1882 die erforderlichen Impsungcn auS- sührcn zu lassen, sowie jedenfalls längsten» am 8. Januar 1883 die vorgeschriebcuen Bescheini gungen darüber, daß die Impfung bez. Wieder- liiipsuiig erfolgt oder au- einem gesetzlichen Grunde unterblieben ist, in der Impsexpeditwn in, Stadlhansc. Obstmarkl 3. Parlerre-Zuiimer Nr. 63. vorzuleqen, widrigenfalls sie Geldstrafe bi» zu 50 .«k oder Haft bi» zu 3 Tagen zu gewärtigen haben würden. Leipzig, am 25. April 1882. Der Rath -er Stadt Leipzig. Ilr. Tröndlin. Uhlemann. Vckanntmllchililg, Kohlenlieferuug betreffend. Die Lieferung de» Bedarf» an Stein- und Braunkohlen für da» hiesige IohanniSstift auf die Zeit vom 1. August l882 bis 3l. Juli 1883 und zwar von ungefähr 135,000 Kilogramm bester Rußstrmkohten in Stücken, 400 Hektoliter bester böhmischer Knörpclkoblen und 1,900 Hektoliter bester böhmischer Palentbraunkohlrn soll an den Mindcstfordernden, jedoch vorbehältlich der Aus wahl nnter den Licitantcn, vergeben werden. Die Lieferungsbedingungen lieaen an RathSstcllc zur Ein sichtnahmc au» und sind die Offerten bi» zum 7. Juli Mittag» 12 Uhr bei der Runtiatur ebendaselvff mit der Aufschrift: ,Kohlenlteferung für da» Jo-anniShoSpttal" versiegelt einzureichcii. Später cingehcubc Offerten können keine Berücksichtigung sindcn. Leipzig, am 20. Juni 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Ci. Ilr. Georgi. lichoriu». Äckaillltlnachlmg. Wegen Legung der Pferdedahiiglcise wird die Blücher strafte aus der Strecke zwischen Blücherplatz und Uferstraße für die Dauer der Arbeiten für den durchgehen den Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 30. Juni 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr Georgi. Harrwitz. Gesucht die am 22. Deccmber 1859 zu NegiS geborene, zuletzt hier Sebastian Bachstraße 63 wohnhaft gewesene ledige Näherin Anna Sophie Richter, deren Kind sich hier in Waiscnpflege befindet und deren Er werbs- und Nährfähigkeit deshalb'fcstznstellen ist. Leipzig, den 22. Juni 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. (Arinen-Aint.) Ludwig-Wolf. M. Nichtamtlicher Theil. Vom baltischen Meere. lieber die Pa nslavistischcn Bestrebungen in den russi scheu Ostseeprovinzen wird un» auö Riga geschrieben: Da« vcrhängnißvolle Walten deS Grafen Ignatieff bat auch in unseren baltischen Provinzen bedenklichen Erscheinungen Raum gegeben. Während bisher bei uns die Nationalitäten sich aut zu vertragen pflegten, die Erlösung der Bauern von der Leibeigenschaft sogar 42 Jahre früher als im übrigen Rußland zu Stande kam. während ferner, Tank den Be mühungen der deutschen Bildung, die Letten und Esthcn in gut geleiteten Schulen sänimtlich lesen lerne», machten sich im letzten Jahre Erscheinungen bemerkbar, welche au künstliche Aufregung gewisser nationaler Leidenschaften Hin- Wiesen. ES kamen in Folge Dessen in einzelnen Gegenden Verbrechen zu Tage, die doch wohl nur durch eine Hetzerei von außen hcrvorgerufen sein konnten. Da» beißt, die Hetzerei mußte augenscheinlich außerhalb der baltischen Provinzen ihren Sitz haben: ihre Mittel deuteten ans Verwandtschaft zu den jenigen, mit welchen der Nihilismus und der PanslaviSmuS zu arbeiten pflegten. E« steht nunmehr unzweifelhaft fest, daß die Hetzereien gegen die baltischen Deutschen der nationalistischen oder panslavistiscken Richtung in Rußland gar keinen Nutzen gebracht. D«e Letten und Esthen, die angestammten Be wohner Livland», Kurland« und EsthlandS, stehe» nämlich im Allgemeinen an politischer Reise viel höher al« die Groß russen nnd sind überhaupt nicht geneigt, für eingebildete oder »orgeschwindelte Hirngespinnste Da-, was ihnen die deutsche Bildung gebracht, «n die Schanze zu schlagen. Es ist daher bei ihnen, namentlich den Letten, rin lebhaftes Bestreben vorhanden, sich z» germanisiren, ihren Namen zu verdeutschen, sobald sie eine gewisse Bildung erlangt, und auch sonst Art und Gewohnheit der Deutschen anzimebmcn. E» ist bei den gebildeteren Elementen unter den Letten »nd Esthcn der Gedanke vorherrschend, daß nur durch deutsche Sprache »nd Bildung die höhere Entwickelung für sie zu erreichen ist. Nehmen wir denjenigen Theil der lettischen nnd eflhniscben Bevölkerung, welcher blo» materielle Interessen verfolgt. so iü auch bei diesem siir da« nationale Russentbum Nicht- zu hoffen. Der einheimische Bauernstand in den baltischen Provinzen ist reich und blühend; er begreift eS vollkommen, daß cr die Möglichkeit seine- Aufschwunges der weisen Art zu verdanken gehabt, wie im Iabrc l8lit die Baucrn-Bcsrciung in de» baltische» Provinzen durchgesührt wurde. Wer HauS und Hof nicht hat, weiß, daß er mit Geschick und unter dem Segen Gotte» durch Fleiß und Arbeit vorwärts kommen kann — während im inneren Rußland bei dem dortigen Agrar-Commu- niSmuS — dem Ideale der Nationalen und Panslavistcn in Rußland — der gesammte Bauernstand mit Nothwendigkeit stetig verarmen muß. Mil Hchngelächter beantworten Letten und Esthen die Vorspiegelungen, welche rlwaige Wühler a»S de» Panslavistcn- und Nalioualistciikrcisen Rußland- ihnen Vor trägen mögen. Demnach sind selbst solche lettische oder csthiüsche Kreise, welche die deutsche Bildung nach ihrem vollen Werlbe auch nicht zu crinesscu im Stanke wären, durch die russisch-nationalistische Hetzerei gegen alle» Russische miß trauisch und somit noch abweisender geworden. Eine Stär- ku»g de- lettischen oder csthnischcn Natioualitätcn-Bewußt- seins führt daher keine größere Hinneigung zum russischen Wesen herbei. Eine Anzahl von Strolchen und Taugenichtsen, an welchen e» wie begreiflich auch in den baltischen Provinzen nicht fehlt, mag die russische nationalistische Wühlerei allerdings für sich gewonnen habe». Da» ist eine Errungenschaft, aus welche dieselbe kaum besonders stolz zu sein Ursache haben dürste, und einzelne Vorfälle von Brandstiftungen und anderen Tcn- deuzvcrhrcchcn bieten dazu eine bezeichnende Erklärung. TaS Großrusscntlnim bat ja in 300 Jahren nicht einmal die Tataren im Kasanscben mit sich zu verschmelzen vermocht, und anderen Nationalitäten (z. B. der polnischen und klcinrussischen) gegenüber weicht e» entschieden zurück. Daher als einmal eine russische Zeitung den Letten und Esthen statt der deutschen die russischen Ideale anprirS, erwiderte darauf ein esthnische» Blatt: „WaS sind denn eigentlich die sogenannte» russischen Ideale und wie weit sind die Russen selbst mit ihnen ge kommen?" Leipzig, 2. Juli 1882. Vor längerer Zeit ist von der Schweiz bekanntlich die Anregung zn einer internationalen Regelung der Fabrikgesetzgebung gegeben worden. Jetzt liest man in schweizerischen Blättern die mehr oder weniger ablehnenden Antworten, welche von dcn größeren Staaten daraus erfolgt sind. Dieser AnSgang war vorherznsehcn. Wer erwägt, wie große Schwierigkeiten eine internationale Vereinbarung auch über die geringfügigste» Dinge zu machen pflegt, wird eine gemeinsame Gesetzgebung der civilisirtcn Wett über ein so weites, in das wirlhschasltich-socialc Leben der Nationen so tics eingreifendes Gebiet unter den heutigen Verhältnissen siir ein »»mögliches Unternehmen batten. Dcn sachlich durch schlagendsten Grund für die Ablehnung sindcn wir in der Antwort England», welche» aus die Verschiedenheit der Arbeitsbedingungen in den einzelnen Ländern ans- nicrksam macht. Außerdem wird man fragen müssen, wie die Eontrole über die wirkliche Beobachlnng der betreffende» gesetzlichen Bcsilinmungc» in den einzelne» Staaten eingerichlel werde» sollte. An dieser Frage würde die praktische Durch führung einer internationalen Fabrikgesetzgebung, selbst wen» sie ans dem Papiere bestände, immer eine gefährliche Klippe finde». Nichts desto weniger bat der Gedanke, welcher dein Vorgehen der Schweiz zu Grunde lag. seine volle innere Be- rcchiignng. Die Pflichten wie die Gefahren, welche dein modernen Eulturstaalc an» dcn durch die Entwickelung der Industrie geschaffenen socialen Verhältnissen erwachsen, sind im Wesentliche» überall die gleichen; nur durch eine gewisse Geincinsamkeil der gesaninitcn civilisirtcn Well werden die einen ganz erfüllt, die anderen dauernd be kämpft werden können. Gegenwärtig liegt da» Verhältnis; Ibatsächlich so, daß die verschiedenen Staaten sich die Pflicht erfüllung wie die Bekämpsung der Gefahren gegenseitig er schwere». Bei jeder Maßregel, die zu Schutz »nd Schonung der arbcitttidcn Elasten ersonnen wird, muß zugleich erwogen werden, inwieweit dadurch die Eoncurrcnzsäbigkcit der eigene» Industrie gegenüber dem AuSlande eine Beeinträchtigung er leiden würde. Man sicht, e» ist ein Problem von unabseh barer Tragweite, um welches e» sich hier handelt. Wie wenig günstig auch einstweilen die Aussichten für seine Lösung sein mögen, c» ist immerhin ein wirkliche» Verdienst der Schweiz. cS zum ersten Male in aller Form zur inter nationalen Erörterung gestellt zu haben. Mit Genuglhuiing ist in liberalen Kreisen da» Vorgehen de» LandwirthschaslSministcrS vr. Luciu» bcmerlt worden dessen Fragebogen über die Bewegung aus dem Güter markt die Fabel von der Masscn-ÄuSschlachtung der bäuer lichcn Güter wohl ein- für allemal zerstören wird. Daß Herr Luciu» selbst der Ansicht ist, die aiiszunehmende Statistik werke diese» und nicht etwa da» entgegengesetzte Ergcbniß haben, dasür spricht die Antwort, die cr vor Kurzem erst dem Grasen Schlicken im Herrenhause ertheilte, al» Derselbe den Minister über die angeblich überhaiienebmeiide» Zerthcilungcn »in AuSkiinst ersuchte. Die Agrarier sind dann auch schlecht unterrichtet, wenn sie die jetzt gemeldete Maßregel de» EhcsS der landwirlhschafUichc» Verwaltung al» eine solche hinsicllcn, zu der e» erst eines äußeren Antriebe» vom Fürsten BiSmarck bedurft hätte. Herr LucinS dürfte vielmehr zu seinem Vorgehen durch die Erwägung veranlaßt worden sein, daß er das Gewicht seiner Behauptung, wonach der angebliche Skandal der GülcrauS- schlachtung'gar nicht Vorhände» sei, nicht besser bekräftigen und stützen könne, al» wenn er den zahlenmäßigen Beweis beibringe. E» gicbt eine ältere amtliche Angabe über die nämliche Frage, und auch sie (au» dem Anfang der fünfziger Jahre herrührend) stellt zur Gewißheit fest, daß von einem Nothstand der Güterzerstückclung damals eben so wenig die Rede sein konnte wi» gegenwärtig. Wohl aber wurde e» schon damals sichtbar, daß eine langsame, dock stetige Aus saugung deS kleinen Besihcrstande» durch den Großgrund besitz sich vollzieht. Der Landwirthschastsminister. der nach alledem dcn agrarischen Einflüssen gegenüber eine selbstbewußte Standhaftigkeit an den Tag legt, scheint nach dem ganzen Zuschnitt seiner Unternehmungen überhaupt nicht geneigt irgend welchen Neidern und Feinden da« Feld zu raumen Kaum in einem zweiten Ministerium herrscht z. Z. eine so lebhafte Thätigkcit wie in demjenigen de» Herrn Luciu» (es sei nur an die vorbereitete Landaüterorduuiig für Branden burg. an da» wichtige Unternehmen zur Eindeichung der schlcSwig-bolstcinischen Ostsrelüste, an die Entwässerung nnd Bebauung der ostsriesisch-n Moore, an die Stromregelungen und an die fortgesetzte Umwandelung von Ocdeländcreicn i» Forste erinnert), und wenn e» den Dcutschconservativen ge lingen sollte, ihn zu Fall zu bringen, so würde eS ihnen ver- »»itklich recht schwer werde», einen Ersatz z» schassen, dessen Fähigkeit mit seiner agrarischen GesiniuingSlüchtigkeit sich die Waage hielte. Bei den Wahlen pflegt e» sich an den meisten Orten al» eine Erschwerung oeSErfolgS herauSzustcllen, wenn die bisherigen bewährten Vertreter die Bewerbung um ein weitere» N?and«l abichnen und die Wahlkreise gezwungen 7nd, sich »ach neuen, meist unbekannten Nachfolgern umzu- ehen. DaS Aussinden geeigneter Persönlichkeiten ist bei der wachsenden Abneigung gegen die Tbeilnahme am parlamen tarischen Leben nicht allemal leicht. In nationallibcralcn Kreisen ist, soweit wir bis jetzt übersehen können, die Zahl derjenigen Abgeordneten, welche eS ablebncn, um ein Mandat sich wieder zu bewerbe», nicht allzu groß, nicht so groß wie bei dcn letzten RcichStaavwahlc». Tie Bereitwilligkeit der ganz überwiegenden Zahl der bisherigen Volksvertreter unserer Partei, den Wahlkamps aus» Neue auszunchmen, verstärkt unsere Hoffnung auf einen günstigen Erfolg. Mit größerem Fanatismus für den extremsten Liberalismus geht keine Zeitung i» die Wahlbcwegung als die Berliner „Volkszeitung". Zum Beweis sei aus eine Eorrespondenz de» Blatte» auö Posen hingcwiesen, welcher vor der Vereinigung der Deutschen gegen die Polen, die allerdings, wenn sie erfolgreich sein soll, in manchen Wahl kreisen Eonservative und Liberale umfassen muß, dringend gewarnt wird. In einer Reihe poscnschcr Wahlkreise ist eS bis in die neueste Zeit gelungen, sämmllichc Deutsch« aus eine einzige Candidalur zn vereinigen, und wenn eine solche Vereinigung nicht gelingt, so sind die betreffenden Wahl kreise rettungSlo» den Polen preisgegeben. DaS Svrcnae» der konservativ-klerikalen Mehrheit ist gewiß vom liberalen Standpunkt ein sehr erstrebenöwcrtbc» Ziel, aber zu dieser Mehrheit gehören auch die Polen, und wir ver stehe» wirklich niqt, wie ein deutsche» Blatt zweifelhaft sein kann, wer vorzuzicbcn sei, ein deutscher Conservatidcr oder rin polnischer EcntrumSmann. Und nicht bloS Segen eonservative, sonder» auch gegen sccessionistischc nnd national liberale Candidaturen in der Provinz Posen richtet sich der Unwille de» Correspondenten der „BolkSzcitung". Bei den jüngsten ReichStagSwahlen haben die Polen nicht weniger als vier Mandate, die vorher in deutschen Händen waren, erobert. Diese Erfahrung sollte eine eindringliche Mahnung für die nächsten Wahlen sein! Der khcmalige Direclor de» preußischen statistischen Bu reau«, Gchcimrath Engel, welcher seit mehreren Tagen in Berlin verweilt, begicvt sich auf seine Billa bei Dresden zurück. Er wird seinen Aufenthalt an der Stätte seiner Hauvtwirksamkcit mit seiner Verabschiedung von de» Beamte» deS statistischen BurcauS beschließen. Wie mau hört, hat DrigalSki Pascha, der Svecial- gcsandte de» Sultan- an unseren Kaiser, seine Anwesenheit in Berlin auch dazu benutzt, tüchtige militairische Kräfte in dcn Dienst der Psorteiircgicrung zu ziehen. Unter Aiidcrm ist der General sofort mit größter Bereitwilligkeit aus ein bezügliches Ansuchen zweier in Dresden lebender pcnsionirtcr Ossieiere eingegangcn, »achtem sich dieselben, seine», Wunsche entsprechend, ihm erst in Berlin vorgcstellt hatten. Die stetige, planmäßige nnd in anspruchsloser Stil!« sich vollziehende Neugestaltung der Türkei durch deutsche Kräfte in, Civil- und Kriegsdienst gehört vielleicht zu den wichtigste» Vorgängen der zeitgcnössichcii Geschickte. Während Rußland die Pforte durch äußere Kriege und Anzettelung innerer Un ruhen zu verderbe» sucht, und während die „Freundschaft" der Weltmächte sich in der wucherischen AuSsangnng durch die capitalmächtigen Börsenlcute bezeigt, legt Deutschland in bescheidenerer, aber um so wirksamerer Arbeit am Bosporus Cauicnkörner der Cultur und staatlichen Ordnung, deren Früchte nicht blo» dem OSma»eiircichc, sondern auch un» zu Gute konimen müssen. Ein interessanter Beitrag zur Auslegung de« Civil- standSgesctze». Im Großhcrzogthum Mccklenburg- Strclitz hatte die Regierung vor einigen Monate» gegen einen Standesbeamten wegen Verletzung deS Civilcheacsctzcs Anklage erheben lassen, weit er die Eheschließung eine« Lehrer- voracnomnien hatte, ohne daß Dieser die vorgeschriebe»« landes herrliche Bewilligung erwirkt und eine Bescheinigung darüber bcigcbracht hätte. Vor dem Richter erklärte der Standes beamte, daß ihm jene Verordnung nicht bekannt gewesen sei. und eS wurde sestgestellt, daß derselben weder in der mecklen burgischen AilSsübrungSverordniing zum Civilebcgcsctz, noch in der spcciclle» Instruction für die Standesbeamten gedacht worden ist. Der Angeklagte wurde daranshin frcigcsprochc». indem im Urtheil noch besonder» bervorgchoben wurde, daß die landesherrliche Zustimmung nickt zu dcn gesetzlich notl>- wcndige» Erfordernissen einer Eheschließung gehöre. Dagegen legte nun die Staatsanwaltschaft Revision ein, so daß das Reichsgericht vor die Entscheidung gestellt wurde. Diese in »>», dahin erfolgt» daß die Revision zu verwerfen sei. Ter angezogene tz. 69 de» PersonciistandSgesctzcS bezieht sich nur auf solche Vorschriften, welche entweder m dein Gesetze selbst gegeben oder aus welche in dem Sinne verwiesen sei, daß sie als Tdeil der Reichsgesetzgebung anzusehcn seien. Mil der kaiserlichen Bestätigung der Wahl de» Pros. Tomck zuni Rector magnisicuS und deS Pros. Ritter von Randa zum Prorector der tschechische» Universität in Prag i't die letztere thatsäcklich begründet. Daraus nimmt der „Pokrot" Bcranlassung. die tschechischen Studenten aui- zusordern, sich gegenseitig das bindende Wort zu geben, im nächsten Semester die tschechische Hochschule zu besuchen und somit durch zahlreiche Einschreibung die Nothwendigkeit einer tschechischen Universität zu beweisen. Auch wollen die lschecki scheu Professoren, welche RcichSrathSmitglieder sind, ihr« Mandate nickcrlegen, um sich besser ihrem Amte widmen zu können und ihrer Universitär eine ebenbürtige Stellung neben der deutschen zu erobern. Bei letzterer ist der Professor der Physiologie, Pros. Ilr. Ewald Hering, ein geborener Leipziger, für da» nächste Studienjahr z»»i Rector magnisien» gewählt. Prof. Or. Gindely hat gegen die voin Senat beim Mimste- rium wegen seines Bcrbtribcn» an der deutschen Universität eiligereichte Vorstellung Berufung eingelegt. Die österreichische Regierung läßt mit einer fast pein lichen Gewissenbastigkeit jeden einzelnen Mann seststellen und der Ocssentlichkeit bekannt machen, welcher der Recrnti- rung in Bosnien Folge geleistet. ES ist offenkundig, daß man damit dir Bevölkerung der Monarchie in den ange nehmen Glauben versetzen will, als sei dort unten Alle»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite