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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188207055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820705
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820705
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-05
- Monat1882-07
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.07.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Kröarlion und Expedition JvhanneSgaffe 33. Sprechstunden -er liedactiou: Vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittags 5 6 Uhr. M u» Ucki-adi «>n,elaneirr DianuIcN»:, m»chi sich tie I!et»cr>«» »>Ll vert>U«dUch» >nn«h«e per für »ie «ichftfol,e«»e Nummer Pestimmte« Inserate an wechrutageu 8is L Nhr Nachmittag». ,n Lann- »nd Kesttagen srüh Pi» '/,v Uhr: 3a de« Filiale» für Ins.-Annahme: Ltt» Klemm, UmversitätSstraße 21, reut» Lösche, Katharinenstraße 18, p. unr bi» '/,3 Ntzr. riMgcr.TagMM ' »- ^-186. / Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage L7.8V«. Adonlirinentsvreis viertelj. 4'/, incl. Bringerlodn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Ziummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren iür Extrabeilagen ebne Postbesürderung 80 Mk. mit Posrbeiörverung 48 Mk. Inserate gespaltene Petitzeile 20 Ps, Größere Schriircn laut unserem Preis verzeichnis. Tabellarischer Sah nacy höherem Tarif Krrlamen unter den Uedactionsstrich die Svaltzeile 50 Ps. Jnierate sind siel-? an die EppeSttion zu ieaven. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruenuluoraimo oder durch Post- uachnahine. Mittwoch den 5. Juli 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekannlnmihlmg. In Gemäßheit de» tz. 1 der Instruction für die Aus führung von Wasserrohrleitungen und Wafferanlagen in Pridatgrundstücken vom 1. Juli 1880 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klein vner Herr Otto Friedrich hier, Nordstraße Nr. 58, zur llebernahme solcher Arbeiten bei nnS sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nack- gewiesen hat. Leipzig, den 1. Juli 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Altmann. Bekanntmachung. Nach den Messungen des Herrn Geh. Rath Professor vr. Kolbe betrug die Leuchtkraft de« städtischen Leuchtgases bei einem Consum von fünf Cubikfuß pro Stunde im Monat Juni d. I durchschnittlich das 15'/, fache von der der Normalwachskerze. Das specifische Gewicht war 0,453. Leipzig, den 3. Juli 1882. DeS RathS Deputation zur Gasanstalt. In den Monaten Mai und Juni 1882 sind vom Stadt rath angestellt worden: als Baurevisor: Gollhilf Alfred Bärmia; als Expedient bei der Stadtsteuer - Einnahme: Gustav Adolph Pähtz; als RatbSdiener: Friedrich Hermann Stock und Ernst Eduard Richter; als Forstaussehcr im Burgauer Revier: Eduard Hermann Schulze und Carl Gottlieb Hermann Seidel; als Aufseher im Rosenthale: Carl Gustav Herrmann. ViMahls - Bekanntmachung. Gestohlen wurden allhier erstatteler Anzeige zufolge: 1) Eine Vtgarettendose von Elfenbein, mit dem Monogramm 8. v., 4m Wiener Lass am Tkeatcrplatz, innerhalb der letzten 5 Wochen; 2) ein Paar Ltderhausschuhe, au- einer Baubude beim Alien Theater, am 21. v. MiS.; 3) drei bis vier -laschen Weißwein, roih gesiegelt, mit der Etikett» ,,äl»re»I»", mittelst Einbruchs au- einer kellerabthkilung tu Nr. 28 der Lessingstraße, in der Zeit vom 23. zum 24. v. Ml«.: ») ein schwarzlederncs Portem»nnaie, enthaltend ca. 40 >!, in einer Dovvclkrone, einer Krone, sowie in div. Eilbermünzen, ferner einen Strpäckschet» über einen Reisekorb, und einige Visiten karten aus den Namen „llouiss 5.1tmanu" lautend, von einem Tische aus der Theaterterrasse, am 24. v. Mts. Nachmittags; 5) eine rehbraune, wollene Kinberwagcndrckc, mit großen, buntgestreiften LarrSs, aus einem Hosraum in Nr. 24 der Dusour strahe, am 24. v. Mt». Mittags; 6) ein schwarzlederueS Geldtäschchen, mit Messingbügel. ent haltend ca. 28 >t, in zwei Kronen und in div. kleiner Münze, ferner einen klansscheiu Nr. 62871 über eine Hose und Weste, au« einem Gastlocal in Nr. 1b der Blücherstraße, am 25. v. Mts. Abends; 7) eine -lasche Rothwein mit der Etikette „8t. Lstöpbs", ferner ei« halbe« Kilo Bnttcr, mittelst Einbruchs aus einer Keller abtheilung in Nr. 0 der Lanalstraßc. vom 26. bi- 27. v. MtS. Bormittag«; 8) ein schwarzlederncs Geldtäschchen mit Messingschloß, ent haltend ra. 2 Mark in di». Münze, mittelst TaschendiebftahlS auf dem Marktplatz, am 27. v. Mts. Vormittags; S) ein Somnirrüberzichcr von schwarzem graumelirten Stoff, zweireihig, mit schwarzem Futter, aus der inneren Seite unter den Aermeln blauaesteppt, ohne Henkel — in den Taschen hat sich ein HanSschlnffel befunden — aus einem Gastzimmer in Nr. 17 der Grtmmaischen Straße, am 27. v. Mts. Abends; 10) eine Topvelkronc. an- einer Wohnung iu Nr. 7 der Schul straße, am 27. v. MtS. Abends: 11) drei bis vier Stück blau- und weißgefiederte englische -ropstaubco, aus einem Taubenschlage im Pfaffendorser Hose, in der Nacht vom 27. zum 28. v. Mts.: 12) ^wei Packetchen in graues Papier verpackt, enthaltend je 1» Stuck Nalle» schwarzen Zwirn, mit der Firma „Clark ch Comp. Ko. 40", aus einein Geschästslocal in Nr. 36 der Wind mühlenskraße, am 28. v. MtS.; 13) ein brauner mit rothen Fäden durchwirkter Anzug, bestehend o»S Rock, Hose und Weste, auf den Knöpfen der Hose, sowie im Henkel des Rockes befindet sich die Firma „Bräunig in Halle" ferner ein Herren-Iaquet und eine Wette von schwarz, und grau, melirtem Sommerstoff und mit grauenHornkiiöpsen, eins deralktchcn von schwarzgrünem dicken Stoff, mit schwarzen Hornknöpsen und schwarzem Futter, eine hellgraue Tischdecke von NipS, mit roth und blauer Kante, und 4 Paar Halbftiefrln» darunter drei Paar von Salbleder und ein Paar von Rindleder, sämmtlich mit Gurt strippen au« einer Wohnung in Nr. 5—7 am Täubcheuweg, am 27. v. MtS. Abends; 14) ein dunkelbrauner Stoffrock mit schwarzem Schooß und buntgestreiftem Aermelsutter, zwei Reihen schwarzen Hornknöpsen einer linken äußeren und einer rechten inneren Brusttasche und Billettäschen, aus einer Wohnung in Nr. 8 der Humboldtstraße, am 28. vor. Mts. früh; 1b) ein hellbrauner Herrcn-Toniicnschirm mit Naturstab und kolbigem Griff, serner ein hellblauer desgleichen mit gebogenem Griff und eme braunwollene Pferdedecke mit rothem Streiten, gez. k. X., aus einem Hoiraum im Grundstück Wmdmühlenweg Nr. 29, am 29. vor. Mis. Mittags; 16) eine ovale Porzcllail-Brochc mit glatter Goldeinsassung innen eine Landschaft, seiner ein goldenes Medaillon, runde Faxen, innen eine hellblonde Haarlockr, aus einer Wohnung in Nr. 19 der Lsttzowstraße. am 29. vor. MtS.; 17) «ine Geldsumme von drei Mark, in einem Thalerstück, aus einer Wohnung in Nr. 8 de- Barjußgäßchens am 28. vor. M. 18) ein eiserner Nochofcn aus einer Gartcnabiheilung in der Liebigstraße in der Nacht vom 29. z»m 30. vor. Mis.; 19) ein rundes mattgoldenes Medaillon, ans der Vorderseite mit einer weißen Perle verziert. Rückseite mit Glas — innen befand sich eine männliche Photographie — au» einer Wohnung in Nr. 12o der Slerwartenstraße am 1. d. Mts.; 20) eine Geldsumme von acht Mark, in vier Zweimarkstücken, au» einer Wohnung in Nr. 8—10 der Hainstraße in der Zeit vom 1. bis 2. d. Mt«. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Sachen ober den Thiter sind ungesäumt bei unserer Lriminal Sblheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 3. Juli 1882. Ta» Voliiei-Amt der Stadt Leipzig. Richter. vr. Denecke. Da- der Anna Auguste Lamprecht au« Adorf am 8. Jan. 1881 von der Unterzeichneten Behörde a»sgestellte Dienstbuch ist derselben abhanden gekommen und im Ausfindungsfalle hier abzugcbcn. Leipzig, am 1. Juli 1882. Ta» Polizei-Amt daseldft. Richter. Nichtamtlicher Theil. Europa und -er Orient. In der orientalischen Frage eilen wir von Verwickelungen n Verwickelungen. Der kleinste Streit, der unter den orien- alischen Völkerschaften ausbricht, ist im Stande, die gestimmten > sebr befriedigenden und harmonischen Verlauf genommen. !Mehr alS 2500 Vertrauensmänner und Delegirte, im Verein mit fast allen nationaltiberaleu Abgeordneten dieser Provinzen, hatten sich eingesunken, um einen Bortrag deS Herrn v. Bennigsen zu hören und sich über die bei den Wahlen einzunehmende Haltung zu besprechen. Wir baben darüber bereits m voriger Nummer ausführlicher berichtet. Die Versammlung schloß sich ein stimmig der bekannten Erklärung vom 29. Mai vor. I. an, ,,— , die auch heute noch in jeder Beziehung als nationalliberales europäischen Mächte auf die Beine zu bringen und Angelegen-1 Programm gelten kann. Zum Zwecke der Besprechung einer beiten, über die man sonst kaum in den TageSblättern Etwas I zweckmäßigci: Wahlorqanisalion werden BcrlrauenSmänncr- zu lesen bekäme, derart an Wichtigkeit auszubauschcn. daß sie I Versammlungen der einzelnen Provinze» einberusen werden, ganz Europa in Alhcm erhallen. Wir erinnern an die An- I Die Versammlung hinterließ bei allen Betbeiligten den Ein- gelegenhcil von Tulcigno und an die große Flottendemonstra-1 druck, daß die liberale Sache, und ganz besonders in der ge- tion, zu der sich die europäischen Mächte um diese» elenden I mäßigten Richtung, wie sic die nationallibcrale Partei dar- NesteS willen veranlaßt sahen. Ter FriedenSverlraZ von San j stellt, im Westen auf gutem Grund rubt und daß die Ans Stefano und die Berliner Beschlüße sind nicht im Stande ge wesen, dauernde Rübe zu schaffen ; cö kamen daraus die griechisch türkischen Streitigkeiten, die tunesische Expedition, der Aufstand in Süddalmatien und im Augenblick hat sich in Egypten eine große Pandorabüchse von neuen Verwickelungen aufgetban. wenn auch ein muselmanischer Kreuzzuq gegen Europa nickt I ^ ^00 Gaste bethelligtcn. Der elfte ^rn.kftruch im Mindesten zu fürchten wäre, so ist doch zu bedenken, daß I'"', »°n Cuny galt demKa.er. Davon ausgehend, daß die Sichcrbcit, das Leben und da» E.gcnthum der im Orient "'-P^te: immer '"sl ^aS Mittel zum Zwecke teS Wohles li-benven ktbrist?» „nv m-»ie>i>i' kZiaranii-i, I der Grozze des Vaterlandes sei, habe die Partei dem Worte „libcial" da» „national" vorgesetzt und er schließe sichten für die Wahlen so günstig sind wie nur je. Es wird sich zeigen, daß der Parteitag zu einer erfreulichen Sammlung und Befestigung der nationalliberalen Partei in den West provinzen bcigetragen hat. Der Parteiversammlung der Nationallibe lebende» Christen und Europäer immer weniger Garantien bekommen, je mehr die islamitische Bevölkerung durch die unaufhörlichen Emschrcituiigen seitens westlicher Mächte ;um Haffe und zum Fanatismus gereizt wird. Betrachtet man genau den Verlauf der orientalischen Angelegenheiten, soweit sie durch das Einschreiten Europas entschieden wurden, so findet man immer daS gleiche Resultat: die Türkei muß Haare lassen. Man wird alS civilisirter Europäer für den Bestand der Türkenbarbarei kein gutes Wort einlegcn können, aber es handelt sich im Orient um andere Dinge. Der verhängnißvollc Fehler, der mit der Thcilung Polens gemacht worden ist, tritt immer deutlicher mit seinen Cvnsegnenzcn bervor. Rußland dringt nach Westen vor; bei einem starken Polen hätte sich Europa kaum um Rußland zu bekümmern brauche». DaS Schlimmste bei der ganzen Sache aber ist. daß die europäischen Mächte nickst in dcr wühlenden und ländergierigcn Politik Rußland» km eigentlichen Störcnsricd Europas sehen wollen, sondern möglichst bemüht ind, die „Ansprüche" dieser Mackst nach Kräften zu befrie digen. Rußland will Serbien und Bulgarien als „unab hängige" Vasallenstaaten bahm — cs gcichielst; Rußland bringt Montenegro aus die Beine, um Dulcigno sich zu nehmen — Europa hilft dazu; Rußland will Jsricchenland in den Kampf gegen die Türke: treiben, Europa „vermittelt" und die Türkei muß bezahlen Tunis wird genommen; hieran gleich die Erinnerung, daß man den Rheinlanden oft Franzosenfrcundlichkcit vorgcworsen habe; DaS sei ein Mißverständiß. Eine» könnten wir aber von den Franzosen lernen, ihr hohes, auSgebildetcs Nationnlgefühl, und wir müssen wünschen, daß auch unS dieser Vorzug werde und verbleibe. Der erste Toast, den cr bringe, gelle dem deutschen Kaiser, dessen Tugenden ihn uns nicht bloS als Mensch, sonder» auch als Herrscher lieb und wertb machen. Sein boheS Pflichtgefühl sei seine schönste Eigenschaft. Dem Herrscher gelte daS volle Glas Die Versammlung stimmte jubelnd in dm Trinksprucki ein. Pros. Endcmann brachte nunmehr ein Hock aus Herrn von Bennigsen, dm bewährten Führer der Partei. Bei einem solchen Manne bedürfe eS keiner weiteren Worte deS Lobes. Er sei stets ausgezeichnet gewesen durch Lauter keit deS Charakters, Uneigennützigkeit und Hingabe an du« Vaterland. In kürzerer Rede erwiderte Rudolf von Bennigsen. Er knüpfte an seine Jugend crimiernngm im Rheinland an, gedachte seiner Stellung als Präsident deS NalionalvercinS und kam schließlich aus die Jugend zu sprechen. Politrsche Parteien haben nur dann einen sicheren Boden, wenn eben nickst bloS eine Generalion u»u o.-^.e. ...Uft oezumm m.lu genommen, , arbestot, an der Besestigungunserer Zustände. »ein. sie muß Egyplcn wollen europäische Kräfte die Regierung coutrolircn I ^ er Ze's^ucki „bcU:c>crn können eme: folgenden und die Verwaltung des Landes in di- Hand nehmen. > und da ,st eS von hohem Werth. gerade m der Man mag die islamitische Bevölkerung alS sehr zurück geblieben betrachten, aber man mag sich doch nicht darüber jetzigen Zeit, wo man sehr häufig die Klage bört. daß das imigc Geschlecht in Dculsckstand bei allen politischen Parteien keinen genügenden Nachwuchs liefere, daß ein bcdauernSivcrlhcr Pessimismus um sich gegriffen habe, da ist eS eine wahre Herzensfreude, wenn man hier eine so große Zahl junger Männer sich bclbciligm sicht. M. H.! der Jugend, dem jungen Geschlecht gehört die Zukunft. Möge daS junge Geschlecht, welche» in so stattlicher Zabl hier vertreten ist. möge es da» Erbe getreu bewahren, welches wir ihm überliefert haben! Möge eS nicht blos er halten, waS wir geschaffen haben, möge eS fortbildcn und weiter entwickeln. waS eS von uns geerbt hat! Aus ein solches Zusammenwirken der jetzigen und der künftigen Gmcratton aus unsere nationallibcrale Jugend, wie sic hier und im übrigen Deutschland vorhanden ist, aus sie leere ich mein Glaö! ES folgten nun noch Trinkspriiche von Eyncrn» Barmen und Schläger-Hannover. Der ganze Eindruck deS Parteitages war ein erhebender und alle Anwesenden waren deS Lobe» voll. Tor preußische Finanzministcr a. D. Herr Bitter be- ! giebt sich schon in diesen Tagen aus seine beabsichtigte Er bolungörcise. Er hinterläßl viele Freunde und keinen Gegner Hür eine Persönlichkeit, die niemals den Anspruch machte. Staatsmann oder ausgesprochener Partcimann zu sein, ist täuschen, daß die freundschaftlichen Vermittelungen Europas, die immer dem Islam irgend einen Fetzen Land kosten, von den Türken als eine Art „friedlicher Eroberung" angesehen werden, waS sie ja lhcilweise auch sind. Die Muhamcdaner fühlen, daß eS sich um größere Tinge handelt, als um diese ober jene kleine Gebietsabtretung; sie sehen sich einen: System gegenüber, dessen Ziel die Zerstückelung der Türkei ist. Der Gegenstoß dieses Systems erfolgt in den paniSlamilisckcn Erhebungen, zu denen man die sämiistlichen Bewegungen in Nordasrika zu zählen berechtigt ist. Diese Bewegungen sind in zwei Punctcn sehr gefährlich; einmal bedrohen sie die :n den muselmanischen Ländern ansässigen Europäer und Christen,Lenen nnrselten.wie man jüngst bei den cgyxtischenAus schreitungen gcscben, rechtzeitig Hilfe gebracht worden kan». Zum Ankeren werden bei dem gemeinsamen Einschreiten die Mächte immer nur sehr schwer über die Beute einig, und in jeder Einmischung steckt daher die Gefahr eine» europäischen Krieges. Namentlich England und Frankreich sind groß, wenn es gilt, die von den Türken oder Egypten: verübten Greuel aus- zunützcn; es wäre zu wünschen, daß man doch sich mehr Mühe gäbe, die Europäer sicher zu stellen. Wochenlang vorher wurde . ->- befürchtet, daß in Alexandrien und Kairo Unruhen ausbrcchcn I DaS immerhin rin ebenso gutes Bewußtsein, wie eS für möchten, allein eS geschah Nichts, und eS scheint, als ob den I energischer veranlagte Naturen der zweifelhafte Trost deS braven Engländern tie Ausnutzung solcher Vorfälle die Haupt-1 Spruches „Viel Feind', viel Ehr'" sein mag. Vor seinem sache sei. Die Politik der Mächte in: Orient läßt sich in I Scheiden hat der Finanzminister noch eine nicht unwichtige ihren Ergebnissen etwa so zusammcnfassen: Vergrößerung der I Amtshandlung vollzogen, indem er an die Regierungsbehörden Macht Rußlands, rcsp. der ihm dienstbaren Länder, Erbitte-1 einen Erlaß gerichtet, welcher nicht nur zu äußerster rung aller muhamedanischen Völkerschaften gegen den Occident I Sparsamkeit im Rahmen des gegenwärtigen StaatShauS und eine endlose Kette neuer Verwickelungen. I halte» aussordcrt, sondern auch den Wunsch ausspricht, da; Tie heikle Frage von dem historischen Recht der Türken I in den Forderungen für die Ausstellung deS nächstjährigen aus die von ibuen beherrschten Lander Europas sei hier nicht I Voranschlags tbunlicksteS Mastbalken beobachtet werde. Es erörtert; wohl aber ließe sich untersuchen, waS dann zu thun I ist dies gleichsam das Bermachtniß deS Herrn Bitter an seinen wäre, um im Orient Zustände herzustcllcn, die wenigstens > Nachfolger, und da Herr Scholz in dem Ruse steht, sich einem Frieden ähnlich seien. Der Weg dazu dürfte schon I gegenüber den Ansprüchen der anderen Minister von großer vorgezeichnct sein. ES ist ein sehr einfacher. I Zähigkeit zu erweisen, so ist zu hoffen, daß die Mahnung Der Orient kann erobert werden, aber nicht mit den I seines Collegen a. D. nicht bloS aus dem Papier Geltung Waffen. Eine solche Eroberung würde zu großen Gräueln I haben werde, und zu Streitigkeiten der Mächte unter einander führen. ES I L'Uür.L' 'SM,.5°!"""° r-°d. d« l7; "b° L7-1.1 ü erlassen, daß er nur widerwillig die Bischofswürde anqeno.w beaonuen: eS baben fick Gcsellscha.ten aeb.ldet. d:e M.ttel > ..Mehrmals wiederbolte Bitten", sagt er, ..daß in Rück begonnen; eS haben sich Gesellschaften gebildet, die Mittel und Wege suchen, um die reichen wirihschasllichcn Schätze de» Orients zu beben. Der deutsche Handelövercin und äbnlicbe Gesellschaften, gleichviel welcher Nationalität, sind daher für die Zukunft deS Orients ungemein wichtiger als etwa russische Regimenter oder englische Kanonenboote. Mil dem Eindringen europäischer Civilisation müssen auch die Sonder barkeiten deS alten verrotteten TürkenIhumS fallen, und wo europäische Bildung triumpbirt, da wird die „Orientsrage" in ihrer heutigen Gestalt sicherlich nicht auftrctcn können. Wie glatt ein solcher EroberungSproceß verlausen kann, zeigt daS Beispiel Japan», wo keine Waffengewalt nöthig war, um die europäische CivUisation eindringen zu lassen. sicht aus mein hokeS Alter und sonstige körperliche Schwächen die Bürde des bischöflichen Amtes nicht aus meine Schultern gelegt werden möge, sind von: Heiligen Vater dahin erwidert worden, daß er in besonderer Berücksichtigung der kirchlichen Zustände Deutschlands, aus deren Heilung und Wieder herstellung all seine Sorge und Bemühung gerichtet sei wünsche und fordere, daß ich nicht mehr widerstrebe, wenn eS der Rath deS göttlichen WftlcnS sei, mich zum bischöflichen Amte zu erheben. In einem die Rückkehr der Bischöfe behandelnden Leit artikel der „Germania" lesen wir den Satz: „Mehr als Leider ist keine Aussicht, daß man aus diese Weise diel drei Jahre bereits haben die Bcrlreter deS katholischen Volkes muselmanischen Länder zu einer gesunden Resormirung zu I an der w irthschaftlicken Reform selbstlos mttgearbeitet drängen suchen wird. D:e Waffen und immer wieder die Waffen — daS ist auch die Signatur der gegenwärtige» OrientkrisiS, deren AuSgang man nicht ahnen kann. Lcivhiff, 5. Juli 1882. Der in Köln abgebaltenc nationalliberale Partei tag sür Rheinland, Westfalen und Hessen-Nassau hat einen hoffend, die Noth der Zeit werde den Baumeister zwingen, daS Fundament herzusiellen, aus welchem sc:n Bau die einzige feste Stütze findet, den definitiven kirchlichen Frieden". DaS Centrum und seine Preßorgane pflegen sehr entrüstet zu sein, wenn man die kirchenpolitischcn und die wirthschastlichen Fragen in Zusammenbang bringt, den Nltramontanen den Vorwurf macht, die wirlhschaflliche Politik tor Regierung zu unterstützen :n der Hoffnung, den Lohn dafür aus kirchcn politischem Gebiet zu empfangen. Die angeführte Bemerkung der „Germania" aber beweist, daß trotz aller Proteste dieser Zusammenbang und diese Speculation bei den Ullramontanen unleugbar vorhanden sind. In Bezug auf die Befreiung vom Cultnrexamen hat der prenß.EultuSministerinAuSsübrung dcrBestimmungcn deS kirchcnpolilischcn Gesetzes vom 3l. Ma: 1882 Verfügungen getroffen, wonach Candidaten. welche das Maturitätszeugnis; eines deutschen Gymnasiums beibringen und ein drcijabriges theologische» Studium zuruckgelegt haben, Nachweisen müssen, daß sie während derselben Vorlesungen in der Pbilosopbie, Geschichte und deutscher Literatur mit Fleiß gekört baben. Die Zeugnisse hierüber sind in der Regel vom UniversitatS- ekrer auszustellen und vom Dekan zu beglaubigen; dock kann ür Diejenigen, welche eine nichtdentsche Universität besuchten, auch ein anderer urkundlicher Nachweis beigcbrachl werden. Die Oberpräsikentcn sind aus Grund dieser Nachweise berech tigt, slempelsreie Atteste über die Befreiung von der vor geschriebenen wissenschaftlichen Staatsprüfung auSzustellen. An den preußischen Minister deS Innern als obersten Leiter der LandcSpolizciverwaltung ist dem Vernehmen nach von dem Magistrat der Stadt Bochum die Bitte ergangen, in jener Gegend, die durch zahlreiche Lustmorde in jüngster Zeit eine so traurige Bcrnhmtbcit erlangt hat, eine stän dige Criminalpolizeibehördc nach dem Muster der hauptstädttschen Geheimpolizei zu crr:chten. Liegt wirklich ein bestimmtes Ansuchen vor, da:::: dürste an der Zustimmung deS Herrn von Pnttkamer kaum zu zweifeln sein. Es muß entschieden Etwas geschehen, um jenen entsetzlichen Thaten vorzubcugen, welche ::: ganz Westfalen die Gemüthcr bedrücken. Ter Oberbürgermeister von Berlin, Herr v. Forckenbeck, hat die an ihn ergangene Einladung zur Theilnahme an den: Banket, daS anläßttch der Einweihung deS Hotel de Bille in Paris staltsindcn wird, abgclchnt. Daß DaS so kommen würde, daran hat in Paris wohl kein Deutscher gczweisclt, der die dortigen Verhältnisse und die Deutschland gegenüber herrschende und überall zur Schau getragene Stim mung kennt, über welche der Berlmer Magistrat sicherlich rar Genüge unterrichtet ist. klebrigen» baben bi? jetzt nur die Bürgermeister von Amsterdam und Brüssel ihr Erscheine« auf dem Feste deS Pariser GemeinderatheS zugcsagt, während der Lordmayor von London, der Bürgermeister von Wien und daS Stadtoberhanpt von Bern bereits ibr Bedauern auS- acdrückt haben, der an sie gerichteten Einladung nicht Folge leisten zu können. Die bereits zur feststehenden Regel gewordene Zusammen kunft zwischen unscrm Kaiser und dem Kaiser von Oesterreich wird voraussichtlich im nächsten Monat sich vollziehen. Die Begrüßung der beiden Monarchen dllrste gelegentlich des Aufenthalts unseres Kaisers in Gastcin in denselben Formen wie in früheren Jahren vor sich gehen. Ob die Begrüßung in Gastein stattsinket oder ob Kaiser Wilhelm den: österreichischen Kaiscrbose in Ischl einen Besuch abstatlcn wird, darüber sind Entscheidungen noch nicht ge troffen. Auch die übliche Versicherung fehlt nickt, daß diese Kaiscrzusammenkunst jeden: politischen Act fern sei und keiner der beiden Souverän:«: von einem Minister begleitet sein würde DaS Eintreffen de» Fürsten BiSmarck in Gastcin ist n:r einen Zeitpunct in Aussicht genommen, zu welchem der Kaiser seine dortige Badccnr bereits beendet haben wird. Die holländische CabinetökrisiS, die nun schon zwei Monate dauert, ist in ein neues Stadium getreten. Der Chef deS gegenwärtigen provisorischen CabinetS, van Lynbcn, war bekanntlich von: König mit der Bildung eines neuen Ministeriums, beziehungsweise mit der Aufrecht- erbattung oder Umwandlung de« bisherigen, betraut worden. Diese Ausgabe ist ihm aber durch einen neuerlichen Beschluß der Kammer nicht eben erleichtert worden. Der Antrag der Regierung, die Kammer möge noch vor der Lösung der Krisiü den Gesetzentwurf über die Anleihe von 83 Millionen beralben, ist abgclchnt worden. Herr van Lynden kam: in dieser Haltung der Kammermehrhcit keine Ermunterung erblicken und eine Kammcrauslösung und die Ausschreibung von Neuwahlen wird unter solchen Umständen kaum zu vermeiden sein. Die französische Deputirtcnkammcr hat einen wichtigen Schrill aus der Bahn gethan, welche die Freidenker al« den HcilSweg zur Beglückung der Mcnschbeit vcrbcrr- liehen. Die Verhandlung über den Gesetzentwurf, betreffend die Abschaffung des religiösen Eide», welcher mit 264 gegen >54 Stimmen zur Annahme gelangte, zeigte, daß die Mehrheit der Abgeordneten von einen: wabrcn Hasse gegen die Religion beseelt und willens ist, den Kamps zwischen der christlichen und der atheistischen Gesellschaft zu einem mög lichst raschen Ende zu siibrcn. Zn einer längeren Erörterung gab dcr ParaczrapbAnlaß, welcher benimmt, daß in den Gerichts sälen keine religiösen Bilder oder Embleme sich befinden dürfen. Ter Unterstaalssccrctair der Justiz erklärte, die Regierung sc: gegen diese Bestimmung. Man solle die Aucschmückuna der Säle den Gerichtspersonen überlassen. Man dürfe das Voll, welche- an solchen Bildern keinen Anstoß nelnnc, nickt :»:- nötbig ausrcgcn. DaS „Dr. I." bemerkt dazu: Tic Absicht der Regierung ist klar. Ihr bangt vor den Conscgucnzen de» eingeschlagenon WegeS. Sie weiß nur zu gut, daß die Mehrzahl de» Volke» den Eid alS eine religiöse Handlung betrachtet und daß der Anblick religiöser Bilder an die Heilig keit der Handlung malmt. Die Abgeordneten blieben aber fest; mehrere Redner sübrtcn a::S, daß die Enlsernnng reli giöser Bilder durch die Verweltlichung des Eike» gefordert werde. Der betrcssenkcHeschlus; ist, wenn crGesetzeSkrasl erlangt, zunächst aber auch eme erim l ick'eGesakr sür die menschlicheGescüschast selbst; denn derselbe cntziebt mit der bisyerigen Berufung auf Gott einer Aussage vor Gericht jeden sittlichen Wertb und stellt dadurch die beiligficn und wichtigsien Interessen in ernstliche Frage, weil d:e nunmehr vorgeschriebe::«: einfache „Versickerung aus Ebre und Gewissen" sür die Wabrbeil de» Gesagten auch nicht die geringste Gewäbr bietet. Reckt treffend drückt sich hierüber ein classiscbcr Zeuge, Lamartine, wie folgt auS: „Entzieht man dem menschlicbcn Gewissen den Gedanken an Gott, so versinkt der Mensch in finstere Nackt, und nimmt blind Lüge sür Wabrbeft und Verbrechen sür Tugend. DaS Gewissen oh»« Gott ist ein Tribunal ohne Richter." DaS ist gut gesagt und die beste Verurtheilung der neuen Eides- sormel; kenn wer falsch schwört, hat keine Ebre und kein Gewissen, und wo kein Gott, giebt eS auch leinen wabrcn Eid mcbr. Am letzten Montag legte in der Abgeorductenkammel
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