Wochenblatt Preis; vierteljäh, rige Pränumeration »ngr. in'S Hau«, 8 ngr. bei Abho lung in der Expe dition. für Zschopau und Umgegend. (Jeden Sonnabend eine Nummer.) 15. Sonnabends, den 12. April Jnsertionszebührei» werden di« Leil« oder deren Raum mit i ngr. berechnet. 1856 Ueber die Entstehung der Dörfer. Ein Dorf ist eigentlich eine Sammlung meh rerer Häuser, ohne Ringmauer und Stadtrecht, deren Bewohner sich größtentheils von Ackerbau und von der Viehzucht nähren. Die alten Deutschen lebten in früheren Zei ten in Waldungen zerstreut; ihre Nahrung bestand aus Wurzeln und Kräutern, Wildpret und Fischen; jede Familie lebte für sich in ihrer Hütte allein, und wenn das Wildpret in den umliegen den Gegenden weggeschossen war, und sie die Fische weggefangen hatte, so zog sie von da aus, und ließ sich an einem andern Orte nieder; nach und nach wurden der Familien immer meh rere, so daß der Fischfang und das Wildschießen nicht immer zureichte, um sie zu sättigen. Sie kamen also auf die Erfindung, Thicre zu zähmen, und deren Milch zu ihrer Nahrung mit zu ge brauchen, aber immer noch hatten sie keinen festen Sitz, sondern wenn ihre Heerden einen Strich Landes abgcweidet hatten, so trieben sie dieselben auf einen andern. Hier traf cs sich nun oft, daß sie viele Meilen weit umherziehen mußten, ehe sie einen unbeweideten Fleck fanden, denn weil mehrere solcher wandernder Familien die Gegenden durchkreuzten, so fügte eS der Zufall nicht selten, daß mehrere derselben mit ihren Heerden auf ein und denselben Ort kamen, und wenn nun die dritte hinzukam, so fand sie für ihr Vieh kein Gras und keine Kräuter mehr. Hatte sie aber jetzt einmal einen guten Fleck' gefunden, so sah sie sich genöthigt, denselben zu behalten und nach Kräften nutzbar zu machen; denn sie mußte befürchten, baß wenn sie diesen Weideplatz verließ, sie vielleicht nicht einen so guten wiedcrfinden könnte; die Beschäftigungen waren nun nicht mehr Jagd und Fischerei allein, sondern sie mußten eö sich auch angelegen sein lassen, den Wiesenwachs für ihre Heerden zu verbessern. Wir dürfen unS nun nicht einbilden, als haben ihre Dörfer gleich so ausgesehen, wie die jetzigen, mit einer Kirche und einem Schul hause, oder daß sie einen Pfarrer und Richter gehabt hätten; dies Alles kam später; damals bestand ein solches Dorf aus zwei bis drei Hüt« ten, welche von einigen Familien ärmlich und einfach bewohnt wurden. Die ersten Hütten be standen meistens aus Flechtwerk, das man mit Moos verstopfte und mit Lehm überwarf. Fen sterscheiben kannte man gar nicht; eine rohe Brettlade schützte gegen das eindringende böse Wetter. Vom Ackerbau verstand man damals noch nichts, vielweniger kannten unsere Vorfah ren die Obstbaumzucht; wilde Holzäpfel waren ihre einzigen Baumfrüchte und mit der zahmen Fischerei waren sie ebenfalls noch nicht bekannt. Diese Familien vermehrten sich nach und nach, wie es aber noch jetzt ist, daß die Kinder nicht gern von den Eltern fortziehen wollen, so war es auch damals; heiratheten sich ein paar junge Leute, so baueten sie sich ihre Hütte neben dem väterlichen Hause an, und auf diese Weise wuchs die Zahl der Hütten von Jahr zu Jahr. Natür lich vermehrte sich auch die Zahl der milchenden Thiere, deswegen wurde aber der Bezirk ihrer Weiden und Hutungen nicht größer, und man mußte nun darauf bedacht sein, andere Nahrungs mittel aufzusinden. Alle Pflanzen bringen Saa- mcn, dieser fällt aus und im künftigen Jahre schießt aus demselben eine gleiche Pflanze wieder hervor; sie kamen also auf den Gedanken, diesen Saamen zu sammeln und auf lockeres, gutes Erdreich zu streuen, wo sie ganz richtig glaubten, daß er desto besser fortkommen werde. So ent standen aus ihnen Ackerleute, die ihre Felder aber weit einfacher bebauten, als gegenwärtig. Gleichzeitig erfanden sie die Kunst aus den Samen körnern Brei oder Mus zu kochen, wovon sie sich jetzt hauptsächlich nährten. Später kamen sie auf den Vortheil, die Körner zu stampfen, woraus sie, in Ermangelung der Mühlen, ihr Mehl gewannen. So stand eS nun mit unscrn ersten Vorfah ren, die sich einander Alle gleich waren, denn da war der eine so vornehm wie der andere, weder Fürst, noch Edelmann, noch Amtmann, noch Schulze, noch Hirte; einer hatte so viel zu sagen wie der andere, und glaubte Jemand be leidigt zu sein, so schlichtete er selbst den Zwist.