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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188208212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820821
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820821
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-08
- Tag1882-08-21
- Monat1882-08
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.08.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr llr»artion ,i»i Livrditiou IohanneSgasse 33. LPrrMniidrn der UrdaUioa: LonnittagS 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—k Ubr. ftür d« NLSi-r>« »,-,eI«n»ler M»i>ulcr>»l« «,chl ftch »>« I!kd»ci>ko »>S» »rrdiuttich. El »nähme »er kür hie nächstselgende Nummer bestimmten Jnjerare an Wochentagen bi» Z Ndr Nachmittags, an Laim- «nhAcittaorn sr«hb>»'/,v Uhr. 2» den /ilialrn für Ins.-Annahme: Ltta klemm, UniverniätSÜratze 21. Laut» Lösche, kaikarmninrave 18, p. nur di» '/,S Uhr. ^- 233. Organ für Politik, Localgtschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Montag den 21. Auqnst 1882. Auflage 17,800. ^donnrmenlbprris vienelj. 4'/, Klk > incl. Bringerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 23 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren lür Extrabeilage» ahne Poslbeiorderung 30 Mk. Mit Postbciörverung 48 Mk. Inserate 6qewaltene Petitzeile SO Pf. Gröbere schrillen laut unierem Prns- verzeia>»>b. Tabellarischer s»v nam höherem Tarif. Urrlamrn unter den l»edaction»!lricti die «valtzeile 30 Ps. Jmerate sind ueis an Sie brrvcöilio« ,u ieaoen. — Nur,in wird nmii gegevea. Zahlung praeuum-r.uia,» oocr durch Post- aaainatnne. 76. Zal'VMg. Amtlicher Theil. Vel»annlmachung. Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntniß. daß in der Nackt vom 2ti. z»m 27. lausenden Monat» die Reini gung de» Hockreservoirs der stättisckcu Wasserleitung und am 28., 29. und 30. lauscukeii MonatS Rächt» die Spülung der Hauptröbrcn vorgcnemnicn werten soll und daß endlick vom 3l. August ad die Spülung der Zwcizröhren durch die Posten cm Tage stattsinte» wirk. Leipzig, am 18. August 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgs. Cuhoriu». Maillltmlnhung. Da« von Markus Seulteti aus Großglogan, Pro» fessor der Theologie zu Leipzig und Domherr zü Meißen, im Jahre 1496 gestiftete Stipendium von jährlich 53 96 ^ isl aus 5 Jahre von Michaelis k. I ab an Studirende der pl'ilosopliisckcn Facultät, vorzugsweise au» Breslau. Grcß- alogau, Lübdcn und Lrnpzig, wobei aus Blutsverwandte deö SlislerS besondere Rücksicht zu nehmen ist, zu vergeben. Wir fordern diejenigen Herren Stndirendcn, welche An'pruch aus diese» Stipendium macken wollen, hierdurch aus. ihre dieSsallsigen Gesuche bis zum 9. September d. I. schriftlich und unlcr Veisügung der erforderlichen Bescheini gungen bei u»S einzurcichc». Leipzig, am 13. August 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r> Georgs. Harrwitz. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 21. August 1882. Da» deutsche Parlament geht sehr stürmischen Debatten entgegen. Einer durch die Blätter gehenden Mllthcitung zu folge bestätigt sich die Nachricht, daß dem Reichstag im Herbst gleichzeitig die beiden Etats für 188381 und 1884/85 vvrgelcgt werden sollen. Die Nachricht ist seil Monaten ohne ossiciöscn Widerspruch verbreitet wordrn; an ihrer Wahrheit wird mau nicht mehr zweifeln dürfen. Wir wüsten diese» Vorhaben aus da» Tieflte bedauern, denn c» kann zu Nicht» führen al» zu einem ganz nutzlosen und auf regenden vcrfassiliigsrechllichcn Streit, der ganz gewiß nicht zum Bvrthcil der Regierung aliSfallen wird. Artikel 69 der R eichsverfass ung lautet: „Alle Einnahmen und Aus gaben de» Reichs müssen für jede- Iabr veranschlagt und aus de» RcichShauSbaltSctat gebracht werden. Letzterer wird vor Beginn kcS EtatsjahrcS durch ein Gesetz »cstgc- stclll." ES ist ja richtig, daß »ach dem strengen Wortlaut dieser Bestimmung die Feststellung einjähriger Budgets ans Jahre hinaus, gewissermaßen aus Vorralh, nickt ausgeschlossen ist. Die Fassung ist eben recht unglücklich und die cntlprechende Bestimmung in der preußischen Verfassung ist weil genauer dahin formulirt, daß der Etat „jährlich durch ein Gesetz sestgestelll wird". Damit ist ein Vergeben, wie da» beab»lch- tigle, für Preußen wenigstenü unmbglich gemacht. Aber mag i»a» auch niil einer mühseligen Wortklauberei und sophi stischen Silbenstecherci hcrauSdeduciren, daß die gleichzeitige Feststellung mehrerer Etat» dem Wortlaut der Reichsvcrsassung nicht geradezu widerspricht: daß Sinn und Absicht der in Rede siebenden Bestimmung einem solchen Vorgehen aller dings widerspricht, wird man mit halbivcaS überzeugenden Gründen nicht bestreiten könne». Es ist doch geradezu ein Gebot der Logik und Vernunft, daß man einjährige Etat» auch in jedem einzelnen Jahre scststcllt und nicht rum Voraus aus Jahre hinaus, bei welchem letzteren Ver fahren ja die Sicherheit und Richtigkeit der Voranschläge ausS Empfindlichste beeinträchtigt werden muß. Hätte man dies letztere Verfahren zulasten wollen, so wäre nickt cin- znsebcn, warum man nicht lieber gleich zwei- oder mehrjährige Budgctperioden festgesetzt hätte. In dem Vorschlag, der jetzt dem Reichstag gemacht werden soll, können wir nichts Anderes erblicken, als eine durch eine Unklarheit der Verfassung leider unterstützte Umgehung der Einführung zweijähriger Budget- Perioden. Meint die Regierung immer »och, unter Um ständen eine RcickStagSmehrheit für diese» Projekt zu erlangen, so möge sie mit ihrer Vorlage noch mal» hcrvortrctc». Ter Versuch, auf einem Um weg. durch eine künstliche Auslegung den Zweck zu erreichen, wird ohne Zweifel noch entschiedener zuruckgewiesen werden, als der Vorschlag, durch eine offene Abänderung der Ver- sastung die mehrjährigen Budgctperioden einzusührcn. Die „Germania" hat vor Kurz-m sehr klar und überzeugend »achgewicscn, daß jener Versuch, aus einem Umweg zum Ziele zu gelangen, ganz unstatthaft und unzulässig i,t; die CenkrumSpartci wird ihr leitendes Organ hoffentlich nicht verleugnen. Und selbst wenn DieS der Fall sein sollte, so würde ohne Zweifel eine Mebrhcit des Reichstages cS ab- lehnen, jetzt schon den Etat für 1884/85 in Bcrathung zu nehmen. Wir meine» aber, e» gicbl Zank und Hader genug in unscrm öffentlichen Leben und man brauchte ihn nickt noch dadurch zu vcrmcbren, daß man gan, nutzlos auf regende Streitfragen sozusagen gewaltsam hcrbeizerrt und inS Parlament und daS Volk wirst. Der katholische Erlaß über die gemischten Ehen, in welchem evangelisch getraute Ehen als kirchlich unehelich bezeichnet worden, scheint endlich auch den protestan tischen Hocbkircklichen in Preußen einigermaßen die Augen darüber zu öffticn, welches Ucbcrmaß von Intoleranz und Ucbermulh sick der leitenden ultramontanen kreist wieder bemächtigt bat. Selbst ein Mai», wie Slccker sübll sich veranlaßt, gegen den neue,, Fanatismus und die neue In toleranz der katholischen Kirche zu prokcstircn, der letzteren vorzuiversen, daß sie aus dem Gebiete der gemischte» Eben den Frieden gebrechen. „Der katholische Erlaß in Betreff der ge- mischen Eben ist eine Beleidigung unstrcr Kirche", sprach er in der jüngsten Versammlung der christlich-socialen Partei in Berlin. „Die katbolische Kirche häuft jetzt durch die Erklä rung. daß die Kinder unserer Ehen kirchlich unehelich seien, die größte Schmack auf unsere Kirche. Wenn wir angegriffen werke», wollen wir cincii neue» Culturkampf beginnen, nicht mit der Polizei, sondern mit den evangelischen GcisteSwafsen gegen römische Intoleranz." Und in ähnlichem Ton schreibt der „RcichSbole": „Wenn der Papst in seinen Eneykliken die Reformation als die Mutter der Revolution bezeichnet und katbotische Schriftsteller sich beeilen, ilm darin zu unter stütze», so regt DaS auch die protestantischen Nerven auf. aber eS tritt dock nickt io persönlich an das Volk Hera»; wenn aber in päpstlichen Erlasse» die Sckmach der Unehelichkeit gegen die protestantische Bevölkerung geschleudert wird, so gehl DaS persönlich wider den Mann und bringt nickt bldS daS kirchliche, sondern auch das persönliche und sittliche Ehrgcsübl in Harnisch!" ES scheint de»» koch nachgerade auch bei den feurigsten Vorkämpfern der Allianz mit dem Centrum die Ahnung ausziidSmmern, welcherlei Geister im »llramontaiicn Lager »cuerding- wieder ivackzerusen worden sind und aus welche Zustände wir leSstcuern! Der Berliner „BolkSzcitiing" zusolge gedenkt der liberale (sccessionistische) Verein in Magdeburg an Stelle teS bisherigen (nationalliberalen) Abg. Gärtner Herrn Or. Alexander Meyer als Candidalc» für daS Ab geordnetenhaus ausziistellen. Wenn diese Mitlbcil»>»g sick bestätigt, so bildet sie eben nur eine neue Illustration zu der liberalen Einigkeit in der Tkcorie und in der Praxis. Kost lick ist die Bemerkung, man bade von Herrn Gärtner nur die Anerkennung des scccssionistischen Programms, keineswegs aber seinen Austritt aus der nalioualtiberalcu Partei verlangt. Die in Abgeordnetciikrciscn so lange schon lebhaft ge wünschte Erbauung eines preußischen ParlamentS- gcbäudcS ist. wie die „B. P. N." melden, ui» einen be deutsamen Sckritt vorwärts gerückt. In den maßgebciiden Kreisen der StaalSregicrung bat man sich nickt »ur der An sicht angcscblossen, welche sich sür baldmöglichc Errichtung eines dem Herrcnbause und dem Abgeordnetenhaus» zugleich dienenden monumentalen Neubaues ausiprack, sondern c» sollen auch die vorläufig nothwcndigen Vorarbeiten so sehr gefördert werden, daß dem Landtage in einer nächste» Session schon die nölhigen Vorschläge werken gemacht werden können. DaS Triestcr Bombenattenlat sollte, wie eS scheint, nur da» erste Glied einer Kette von Verkrochen sein, deren Aus führung iiidcß durch einen glücklichen Zufall verhindert worden ist Einem Telegramme a»S Triest zu Folge wurde auf dem am Donnerstag früh von Venedig angclangten Lloyddampfer von der Polizei am Freitag ein Koffer mit Proclama- tionen und Geschaffen. welche zur Störung der gestrige» Vorfeier dcS GadttrlStageS bcS Kaiser» Franz Josef bestimmt gewesen sein dürste», in Beschlag genommen. Der Koffer getaugte nickt an seine Bestimmung.' weit die Person, für welche er bestimmt war, von der Polizei in de» letzte» Tagen wegen verdächtiger Umtriebe verhaftet worden war. Der Steuermann, welchem der Koster in Venedig über geben wurde, scheint von de», Inhalt desselben nichts gewußt zu habe». DaS Fest selbst verlief, obwobl man demselben nicht ohne Bcsüichtungcn entgegen gesehen batte, obne erheblichen Zwischenfall. Da sich die Regierung sagen mochte, daß bei der augenblicklich i» Triest herrschenden Slinimmig die un gesagte Illumination nicht scbr glänzend anSsallen würbe, ivar dieselbe in halbossicicller Form abgesagt worden, und zwar unter dem Vorwände, cS könnten wegen der Abwesen heit vieler Familien deren Fenster unbeleuchtet bleiben und die» die Volksmenge zu Gewalllhätigkeilcn reizen. Ei» ossi- ciöser Bericht, der sich in einer ganzen Anzahl von Wiener Blättern sinket, weiß zu melden, daß sich die Bevölkerung nickt abhalten ließ, taö Kaisersest begeistert zu begeben. Tie Veteranen waren sogar viel zahlreicher zum Fackcl- zuge erschienen und durchzogen mit klingendem Spiele die ganze Stadt, ihnen voran eine außerordentliche Menschcn- menge, die jubelnd: „b'.vviva Austria!'* „b^vviva b'ranevseo lliusozipe!", ..bivviva liinloltol", „Xlm-cso Imloi>vinlo»to!" ries. Die BolkShymne wurde stürmisch begrüßt. Die stärksten Kundgebungen fanden vor dem Cass Chiozza, dann vor dem Hause, vor welchem da» letzte Attentat vorgefallen war, statt. Nach 10 Uhr kehrten die Veteranen in die Kaserne zurück, worauf sich die Menge zerstreute, da auch Regen ciulrat. Der Polizeidirectvr halte sür alle Fälle Maßregel» vorbereitet, jedoch in unausfälliger Fori»; nichtsdestoweniger war eS bekannt, daß Mllitair-Consignirung vorgesehen war. Ucbri- genS wird den neuen Verhaftungen eine große Bedeutung bcigelegt. Die Fäden der ganzen Verschwörung sollen bloß gelegt fein. Scbr ergiebig erwies sich die Durchforschung der Druckerei Mortcrra, cs zeigte sich, daß die in letzter Zeit verbreiteten hochverrätherischcn Proclamakioncn daselbst ge druckt worden waren. Der Druckcrcibesitzcr und mehrere Gehilfen wurden verhaftet. Bei der am Freitag in Petersburg abgehattenen Kirchenparade dcS PreooraschenSkischen GardercgimentS bc- schird der Kaiser die an der Parade thcilncbmeiidcn öster reichischen Ofsiciere vor die Front und drückte dem El,es derselben, Feldmarschalllieutenant von Naniberg, seine Glück wünsche z»m GeburtSfeste dcS Kaisers von Oesterreich in herz licher Weise auS. Die Kaiserin, die Königin von Griechen land. sämmtlicbe anweseiide Großfürsten und Großfürstinnen schlossen sich diesen Glückwünschen an. AuS Anlaß de» Ge burtstag» dcS österreichische,, Kaiser» fand Mittag» rin große» militairischeS Mahl in KraSnoc-Sclo statt, zu welchem auch der österreichische Botschafter zuaczogc» wurde. Ter Kaiser brachte in französischer und russischer Sprache einen Toast aus den Kaiser von Oesterreich auS. Die Agrarbewegung greift in Rußland, insbeson dere in den baltischen Provinzen immer mchr um sich und die Nihilisten rühmen sich, dag seit dem Attentate au» Baron Nolken diese Provinzen ans dem Wege wären, taS „Irland" Rußland» zu werden. Thatsacke ist eS. daß nihi- listilche Agenten eifrig rcvolulionaire Schriften verbreiten, uuv sie sinken willige Abnehmer gerade in den Kreisen, welche die Panslavistcn sür den Tentscheiibaß bearbeitet baben. Neuer dings erzählt man kick allen Ernste», ans den Besitzungen de» Grasen Bcbrinöly sei ein Nihilist als General verkleidet längere Zeit anwesend gewesen und batte »n Geheimen die Besitzungen de« Grasen an die Bauern vcrlhcilt. Ter Picueogeiieral soll zwar in MoSka» vcrbaslel worden sein, allein seinen Zweck, die Bauern aiiszustacheln, hatte er er reicht. Im Gouvernement Nowgorod haben die Bauern beim Gouverneur um Herausgabe von Herrenlaudbesitz petitioiiirt. General Wolfe lest und Admiral Seymour haben zu Walser und z» Lande die Orcralioncn aeacn Arabi Vai'cka begonnen und bei Mex und dem Mabmu die-Canal ist eS bereit- zum Gefecht gekommen. Aus die Aclion bei Adukir darf man gespannt sein. Dieser Platz weigert sich, z»m Kbcdivc überzugeben. Die Engländer verschoben den Angriff jedoch von Tag ;» Tag, »veil sie immer »eck nick! Kräfte genug zur Hand batten, um des Erfolge» sicher zu sei»; eine <Lcklappe gleich z» Anfang aber würde den egvp li'che» Feldzug scbr erschwere». Von Abukir au» »vollen sie da»» der Stellung Arabi'S in Ka»r Dowar in den »Kücken komme», da derselben von Alerandrien au» schwer bcizukom- »icn ist. indem der englische Angriff sich au» einer Landenge zivii'chcn den Seen MakcoliS und Abukir bcivegen müßte. An» Alexandrien wurde bereits gemeldet, daß Wdtscley 'ick mit der ersten Tivinon nach Abukir ciiischisslc. Die zweite Division marscbirl nach Ramleb und wird versuchen, die Verbindung Arabi'S mit Abukir zu durchbrechen. Mssilt. Btucs Thtatcr. Leipzig, 20. August. Die römische Oper: „Der schwarze Domino" von Anbei steht manchen anderen Werken desselben Componisteii. z. B. den Meisterwelken „Fra Diavolo" und „Maurer und Schlosser", »ickt nur binüchtlich der komischen Würze, sonder» überhaupt im Reiz der Hand lung und iin Ejscct der Munk nach. Die munkalischen, be sonders die rhythmischen Schwierigkeiten sind darin so vielfach »nd so bedeutend, daß sür die Hauptparlicii schon Virtuosen de» Gesanges, für daS Ganze ein »iilsterhasteS Ensemble er forderlich sind, um eine exaclc Durchführung zu ermöglichen. Außerdem dürfen Leichtigkeit und Elasticitäl dev Spiels, flotte» Wesen »nd Zu»ge»gcschwi»digkeit >m Dialog, wie sie leider bei Opernsängern von heute immer seltener werden, nicht fehle». Immerhin war cS deshalb ein Wagniß, diese Oper mit einem naturgemäß noch nicht genügend zusammengesügtcn Ensemble »euer Kräfte herailSzubriiigcn. Kein Wunder, »venu ein solcher Versuch zunächit nickt zum Beüen glücke» wollte. UebrigenS nabm bei der gestrigen Aussübrung da» Publicum einsichtsvolle Rücksicht aui die Nötben der Herstellung und übte mit Neckt wohl wollende Nachsicht, während eS da». waS wirklich gut gelang, scbr beisällig anerkannte. E» ist sicher zu erwarten, daß so,ckc Störungen und Stockungen, wie gestern, die selbst einen so gewandten und sichern Dirigenten »vie Herrn Capellmeislcr Rickisch und da» tactseste Orchester aus dem Coneext zu bringe» vermochten, nickt wieder Vorkommen werten, denn die Regie wird künftig einen Aufschub der Vorstellung vor- ziebcn, fall» die letzte Probe keine sichere Gewähr besseren Gelingens aicbt. Ander selbst hat den Erfolg der Oper allzu scbr von einer Virtuosität der Vertreterin der Hauptpartie abhängig gemacht, »vie man sic früher »vohl in Paris, sonst aber nur selten finden konnte. Die Ueberlastuiig mit musikalischen Finessen ist eine fast unerhörte. Daß Frl. Beber »och keine vollendete Angela (Schwarzer Domino) darziibiclen vermochte, war vorausznscbcn. denn die Ansordcruiiac» dieser Rolle übersteigen die Kräfte selbst sehr berühmler Sängerinnen, die sich in allen Stücken große Routine angeeignct haben. Zum Unglück mußte die Künstlerin diesmal auch noch mit In disf'ositio» kämpfen, die eine freiere Entfaltung ibrcS Könnens beemträckligte. Am besten gelang ihr im 3. Aetc der Vor trag der cursorischcn Arie, in welcher die Gefahre» der »ächllichc» Wanderung erzählt »verkeil, und der folgenden Cavaliue. Sehr lvbcnSwcrth waren dabei die musierbaste TerlauSspracbe. die rhythmische Präcision und die seine Aus prägung der schwierigen Coloratur am Schlüsse, »voraus die Künstlerin durch großen Applaus erfreut und somit sür manches Mißlungene im 1. und 2. Acte getröstet wurde. D ß sie bei dein arragonisckcn Liede der Pscudomagd Jne- silla vom Gedäcktniß im Sticke gelassen wnrde, störle nur vorübergehend, peinlicher aber wurde ein verspälctcS Eintreten im 3. Acte, da eS eine Pause ohne Musik und Dialog ver längerte. Jedenfalls aber hat die Sängerin durch cxeellentc Einzelheiten, z. B schmelzrcicbcn Gesang hinter der Scene l3. Act), virtuosen Vorträge brillanter Stellen im raschen Tempo, der Slaccati, der Synkopen re. Viele» wieder aus geglichen, waS diesmal unter ungünstigen Gestirnen ihr pafsirtc. Für den Horaz von Massarena de» Herrn Steiner konnte sich daS Publicum nicht begeistern, so viel sich auch der strebsame Sänger bemühte, seiner schweren Ausgabe ge reckt zu werden. Da« Lob darf ihm nicht vorenthalie» werde», daß er die Rolle fleißig einstndirt Halle n»d in manchen Momenten den Wohlklang der Stimme, sowie eine gefällige Art deS Vortrage» zur Geltung brackle. Em Hauptübcl aber. daS Trcmoliren. verhinderte oft bessere Wirkung, ebenso die mangelhafte Behandlung der Kopfstimme. Auch im Dialog und Spiel deckte er die Rolle nicht voll kommen. da seine Manier, im Dialog die Stimme zu sehr in die Höhe zu treiben, waS fast unmännlich klingt, und der Mangel an Noblesse im Ausdruck und in der Repräsentation, sowie an humoristischer Ausschmückung, dem Gesamnilci»- druckc hinderlich waren. Mit dem eingelegten Liede au» Halevy'S Oper „Der Blitz" hat er den Etscct nicht ge steigert, vielleicht auch weil der SlimmungScbaraktcr dicfc» Liede» mit Aubcr'S eleganter Art zu wenig barmonirl. Von den übrigen Mitwirkcnden reusssrtcn am besten Herr Grengg, der seinen praktischen, siir Liebe und Gonr- iiiandise gleichzeitig schwärmenden Stistsökonomcn Gil Perez gesanglich und darstellerisch trefflich auSstattctc, Frl. Heußner als Stist-dame Brigitte, welche anmulbig sang und auch die Sckalkbcit deS Dialog» reizvoll ausprägte, und Frau Mchler-Löwy, die ihrer kleinen Rolle als llcsula vetlfläiikig entsprach. Herr Schelper bewährte sich als Gras Juliano besonders im Dialog vortrefflich, blieb aber bei einem inS Wackeln geratbenc» Eulenible dcS 2. ActeS auSnahmSwclse nicht ganz intact. Frl. CaSpary als Haus hälterin Claudia verreckte die Mangel ihrer musikalische» Einsätze durch drastische» Spiel, während Frl. Friede alö Tbürstcbcrin in keiner Weise befriedigte, und über den Lord Elsort de» Herrn BorcherS ist schließlich nur Zusagen, daß die anglikanische Trockenheit d cscr komischen Figur wenig koinisch, gar zu nüchtern wirkte. Der Fraiiciichor verhielt sich »ickt tapfer genug, oft mehr al» siistSmäßig zimperlich, fang aber das reizende Silbcrglockcnlicd (Danklied) reckt wohlklingend; a„ch p^-r Mannerckor zeigte sich nicht immer so taklscft und lcistungSsähig wie sonst. Bernhard Sc u berück. Altes Theater. Leipzig, 20. August. Die gestrige Ausführung von Töpier'S „Rosenmüller und Finke" gab dem neue» Personal Gelegenheit, sich auch einmal in einem ansgelasse» lustigen Stücke zu zeigen. TaS Publicum schien dauui sehr zufrieden zu sein, denn nach jeder »och so einfachen Scene durchbraustc ein Beifallssturm da» Haus und endigte crn, wenn die Darsteller den mchrsachc» Hervorrnse» Folge geleistet batte». Da» Stück bat so dankbare Rollen, daß sie sich eigentlich von selbst spielen; die Wirlung jeder einzelnen Scene ist so belustigend, daß sich die Darsteller nur zu hüten haben, nicht zu Übertreiben und in das Grokcsl komische zu verfallen. Da» Letztere schien bei Herrn LRoritz al» Christian Bloom manchmal der Fall zu sein, insofern er dem allen Großhändler einen so komischen Annrick gab. daß man i» Versuchung kam zu glaube», er »volle die Rolle carri kiren. Den Hillermann stallcte Herr Tictz mit einigen reckt seinen Nuancen aus und der Fricdciibcrg dcS Herrn Door »var ei» guler, biegsamer Vater, »vie der Haupliiianii Vloom de» Herrn Stürmer ein alter tüchtiger Haudegen. Auch die Damen führte» ihre Rollen angemessen durch. Frl. M an teus sel gab die Ulrike lebhaft und wußte de» kleine» „Schwipps" reckt hübsch zu veranschautichen, Frl. Bruck»,üller zeigt sich im Lumplet frisch und couragirt. Frl. Salb ach (Crnc»'»i»e) cnlledigte sich ihrer etwaS senlimenlalen Rolle in aiigciuessciicr Weise und Frau Wollrabe fand ganz den Ton der ver liebten HauSkätlerin. Die »»ännlicke Jugend vertraten die Herren Purschian (Gustav Theodor) ats lustiger Osstcicr, Herr Trucker (Karl Theodor) als gewisienbaster Kansmann »nd Herr Back (Behrend) und halsen gleichmäßig z»m Er folge. Von den Darstellern der episodischen Rollen ist noch Herr Müller als ei» prächtiger Major der Nalionatgarb« zu erwähnen. Aus Stadt und Land. * Leipzig, 20. August. Die große Kaiservarade findet am 15. September auf dem Terrain zwischen Mergen- kors und Prausitz, in der Hohe von Nickritz, unweit Riesa statt und wird gegen 11 Uhr Vormittags beginnen und 2 bis 3 Stunden dauern. Der Paradcplatz, welcher mit einem scstcn Drahtzaun umgeben wird, hat m der Richtung von Westen nach Osten eine Länge von ca. 2000 Schritten und eine Breite von ca. 450 Schritten. An der Südseite deS- selben, unmittelbar hinter dem Platze, wo die Allerhöchsten Herrschaften und deren Suiten beim Defiliren der Truppen halten »verden, wird eine, und zwar nur eine, Zuschauer tribüne — 150m lang und 12m tief, vorn Im und hinten 4 m hoch — errichtet. Sämmtliche Plätze sind numerirt, davon 1890 überdeckt (450 Stühle und 1440 bequeme Banksitze) und 2160 unbedeckt (Banksitze). Die Tribüne wird in 15 Felder einae» tbeilt. JcveS derselben erhält 2 Abtbcilungen mit je15Platzreihcn zil 18 Sitzen und je einen Ausgang (Laustrcppe). An der Tri büne, sowie in deren unmittelbarer Nähe werden Restaurants» »nd Schankstellen eingerichtet. Auch wird sür hinreichende Bedienung gesorgt sei». Der Zugang bez. die Anfahrt zur Tribüne kann in der Richtung von Riesa und Mcrgendorf bez. von Prausitz her aus dem Mergendors- undPoppitz-Hcydaer CommiiiilcatlviiSwege, von Großenhain her über Nünchritz (Schissbrücke) und Leuteivitz oder über Merschwitz (Fähre), von Meißen her über Heyva und von Prausitz her unter Be nutzung einer Strecke de» Prausitz-Mergendorser Communica- tivuSivegeS und deS von letzterem östlich abzwcigenden Goste witz-Heydaer WegcS geschehen. Die königliche Gencral- dircclion der sächsischen iLtaalSeiscnbahiien wird voraussichtlich Ertrazüge von Dresden, Leipzig und Chemnitz in der Rich tung »ach Riesa ablassen. Ebenso ist zu erwarte», daß von TrcSken Ertradampfschisse »ach Merschwitz, Nünchritz und Riesa fahren werten. Sicherlich »verkeil sich auch Ilntcr- ncbmer sinken, welche einen OmnibilSvcrkebr zwischen Bahn hof Riesa und dem Paradeplatze rcsp. der Tribüne cinrichtcn. In allen Städten dcS Lande», an» denen Besucher der Parade zu erwarten, werten BillctS sür die Zuscbaucr- tribüne (Stuhl zu 5 übcrtcckter Banksitz zn 4 »nt un- bekecklcr Banksitz zu 3 ^k) zum Verkaufe kommen. Die be- trcssenten VcrkaiisSslellcn, bei denen alStan» auch der Plan der Tribüne niit tcn cingezcichneten Nummern der Plätze ciiigescheii werten kann, »verden Vemnächst in de» betrcsjcntcn Localblätlern bekannt gemacht »verden. X >VIi. Leipzig, 20. August. In hiesigen Geschäft»- und Gesellschaftskreisen ist der frühere amerikanische Censiil 1)r. Michael I. Cr am er noch in frischer, vorlhcilhaskcr Erinnerung. Er »var mehrere Jahre hindurch hier lhälig und leitele auch in seiner Eigrnsckasl als srüherrr melbo- kistischcr Prediger den GolleSdienst der hiesigen amerikanischen .Kirchcngcincinde. so daß Civil-Traunnge» vor ibm als Consul zufällig auch einen halbgeistlicken Cbarakler erhielten. Herr Cramer, geborener Schweizer und ursprünglich Schriftsetzer von Beruf, ist seil vorigem Jahre als Geschäftsträger »ach Bern versetzt worden, nachdem er l l Jabre in Kopenhagen diplomatischer Vertreter der amerikanischen Union gewesen war. Neuerdings meldet man, wie uns gütig» »litgetbeilr wird, seine Erncninliig zum amerikanischen Mi»isierrcs,ke»ten und Generalconsnl für die schweizeiiscbe Eidgenossenschaft. l»r. Erainer'S liebenswürdige Gatiin in eine geborene Grant, Schwester deS Espräsitenke» General Grant. * Leipzig, 20. August. Der hiesige Allgemeine Turnverein veranstaltete am gestrigen Abend ans Anlaß der »»»mehr beendeten Renevirung der von ibm benutzten städtischen Turnhalle in der TurnerNraße ei» FeNtnrneii, an dem die VereinSmirgliedcr in groß r Anzahl Theil nah men. Die hohen, lustigen Räume der Halle bieten in ikrer gegenwärtigen erneuerte» Gestalt einen überaus ivohlgcsälllgcn Anblick dar und »vir begreifen reckt wobt die freudige Empsiiidung, mit welcher geiler» die Angehörigen des Allge meinen Turnvereins sich de» körperliche» klebungen Hingaben. ES waren beide Abentclassen vereinigt, außerdem aber turnten mehrere Cprrialclasscn und die Hatte war in Folge Dessen von einem so lebhaften Treiben er füllt, wie eS in den Zeiten de- stärksten AnsschwunzeS der Turncrei stattgefunden hat. Tie Hebungen be standen auS Riegen- und Kurtnrnen und eS kamen namentlich bei letzterem prächtige Leistungen zum Vorschein. Nack beendigtem Turnen degahen sich die VercinSmitglirtcr aus Einladung der Vorturncrlchast nach der Centralballe. >vo ein fröhlicher, von pakriolischem Geiste erfüllter Com- mer» abgehaltcn wurde. Trinksprückc wurden hierbei a»S acbrachl von dein Vorsitzenden der Vorlurncrschast, Herrn
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