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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188208267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820826
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820826
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-08
- Tag1882-08-26
- Monat1882-08
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.08.1882
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Erscheint täglich früh ü^/, Uhr. Ntiarlion i»ii> Lrvr-ition JohanneSgasse 33. APrrchssuiiLru drr Urdartion: Vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittags 5—K Uhr. tzttr dt» IMS,»di «Mixl-nkirr »s.-^uicavl« mrchl frch t>» Ilet-cn-n »ut! »erdmtiich. >i»n«tz«e der snr »ie näLftf«I«e,»r -iniumer »rstiiiiniten Juierakr au rSacheuta,»» »>r L Udr Nach»ntta,s. «» Lanu- und Keittagen früh bis ß,v Uvr. 2n örn Iilialrn snr Ins.-^nnaiime. Ltt« Klemm, Unlversilätsstrave 21. Laut- Löscht, Kalharinennraßk 1V, p. u»r bi» '<,L lktzr. Auflage 17,800. ^boniinitt'nisvrriü vieneii. 4'/, ckAK., incl. Bringerlobn ö Mk.. duim d.e Pos» dezegen 6 Mk. Jede einwinc Nunmier 25 Ps. Belcgexemp.ar 10 Pf. Gebühren iur Exiraeeilaqea >>h»k Postbesercerilüg >0 Mk. Mit Posivesörderung 43 Mk. Zilsrrlltr siqcipaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Lchr,s»en lau! unscrein Preis- ocrzeiÄniß. Tabellarischer Lar- nam höherem Taris. Urclamrn unter ürn Ukl»actions!irich dir Loalizeile SO Li. Imeraie sinv nerS an die t^rvevirion zn sraveir. — Raeail wird mail gegeben. Zahlung prueuuuwr.oiao oder durch Post- uaai'iadine. 238. Sonnabend den 26. August 1882. 7«;. ZahMiig. Jur gksiilligtn VtlilWng. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 27. Augnst, Bormittags nnr bis IrS Uhr geöffnet. LxpeMlou Ue8 I^elprlxer ^S8ed1ttttv8. Amtlicher Theil. Vekanntmachung. Da- von RicolauS Lcblautitz, Bürger zu Leipzig, im Jahre 1512 gestislete Stipendium von jährlich 30.E 12 st ist von stNichaeliS d. I. ab an einen Sludirendcn auS dem Geschleckte der Sikstautitz. in deren Ermangelung an hiesige BurgerSsöhne, von unS aus 2 Jahre zu vergeben. Diejenigen Herren Stukirentcn. welche sich um dieses Stipendium bewerben wollen, veranlassen wir, ihre Gesuche nebst den erforderlichen Bescheinigungen bis zum S. September d. I. schriftlich bei uns cinzureicken. Spälere Bewerbungen können Berücksichtigung nicht sinken. Leipzig, am 18. Augnst 1882. Der Rath der Ttadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. Vekanntmachnng. DeS Schlenßenbaues wegen wnv die Lange Ttraste zwischen Marienplatz und Krcuzstraße von beule ab aus die Dauer der Arbeite» sür allen Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 24. August >882. Der Rath der Ttadt Leipzig. Dr. Tröndtin. EichoriuS. Vekanntmllllinng. Wegen Pflasterung der Marsrhnerstratze wird dieselbe vom Montag den 28. lausenden Monats ab auf dem Tracte von der Sebastian Back-Straße bis zur BiSmarckstraße aus die Dauer der Arbeiten für allen Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 24. August 1882. Der Rath der Ttadt Leipzig. I)r Tröndlin. EichoriuS. Vekllniltlimitjilng. Wegen Pflastcrarbeitcn wird von Ä'Lontag, den 28. dieses Monats an. aus die Dauer dieser Arbeiten 1) die Mühlgassc aus der Strecke zwischen der westlichen Ecke deS Stadthauses und dem Boigt länder'schen Grundstücke, 2) die Ttraße an der Pleitze auf der Strecke zwischen dem Eingänge zum alle» AmtShose, welcher offen gehalten wird, und der Scbloßbrückc für allen Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 2S. Augun >882. Der Rath der Ttadt Leipzig. vr. Tröndlin. EichoriuS. Bekanntmachung. kl« ». Tr-trmder 0. I., Sem deutschen Nationalfefttase, bleidt die Börse geschloffen. abriid, de» 2. Tie auf Sounabrnd, br» 2. Letzirmber, fiillrndeProducten börse wird auf Freitag, drn l. September d. verlegt. Leiptt«, »rn 25. Aiigust 1882. Ter Vörsenvorstand. 1. «. II. ^ Tertia». Die von und unter dem 29. vor. Men. erlassene Bekanntmachung den Bäcker Carl Julius Ltebert betr., hat sich erledigt. Leipzig, am 24. August 1882. Las Polizei-Amt der Ttadt Leipzig. I. B. Junck, Pol.-Rath. vr. Berger. Loncurrenj aut Lchieferdeikkrarbeit. Die Neueindeckung eines größeren Gebäudes aus hiesigem Bairischen Vahnbos soll an den Mindcitsordernden vergeben werden. Blankeis und Bedingungen sind bei Unterzeichneter Stelle bi« zum SS. d. M zu entnehmen. Leipzig, den 24. August 1882. König!. Abthctl.-Jngen.-varrau I. (ontnrsversalirrn. Ueber das Bermögeii des Lohgerl» rincislcrS Karl Itffina In Sandersleben ist heute, am 24. August 1882, Bormittag- 11 Uhr da- Toncursversahre» eröffnet. Der Kaufmann Olle Salzmann hier ist z»m ConcurSverwalrer ernannt. Concursfvrderiingcn sind dis zum 20. September v bei dem Gericht anzumeldcu. Termin zur Be'chlusffafsuug über die Wahl eine» andern Ber. Walter-, über die Bestellung.eines GläubigerauSschusjcS und Prüfung der angemeldeten Forderungen ist aus Donnerstag, den 28. September 1882. Vormittags 0 Uhr vor dem Unterzeichneten Gericht anbcranmt und der offene Arrest nach ß. 108 der ConcurSordnunq hiermit erlassen. Herzaglichea Anhallischrs Amtsgericht zu LandrrSleden. ge». Gast. Beglaubigt Binzen», Gerichisfchreiber deS Herzog!. Amtsgericht». Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 26. Anssnst 1882. Eonscrvative und ultramontanc preußische Blätter liegen noch immer in heftigem Wortgefecht über den Erlaß in Sacken der gemischten Eben. Während die ersteren mit lobens- wcrtber Giergie aus die der evangelische» Kirche angcthane Schmach und Beschimpfung Hinweisen, bemühen sich die ullramontancn Blätter de» Erlaß so darzustellen, als ob er ganz unverfänglich und harmlos sei und keinerlei Neue rung enthielte. Sie mögen darin reckt haben, daß er im Grunde etwa» neues ^nicht ist, sondern nur eine alt« Anschauung der katholischen Kirche, die man wieder einmal für gut gesunden hat auSzusprechcn. Gebessert wird damit die Sacke freilich nickt Gerade die Thalsache, daß man cS an der Zeit sinket, die schroffsten Anschauungen früherer Tage wieder öffentlich zn verkünden, ist bezeichnend für den Grad dessen, waS man sich im ultramonlancn Lager ohne Sckcu wieder erlauben zn können glaubt. Dieser einzelne Zwischenfall wird vielleicht die Freunklchast zwischen evange lischen Ncaclionaircn und den Ullramontaiien dauernd nicht zer störe» : man wird eö beiderseits sür zweckmäßig halten, daS un liebsame Vorkommnis;, nachdem cS genug Staub ausgewirbcll chat, wieder in Vergessenheit gerathen zu lassen. Allein der Vorgang war doch ein Beweis, daß mit dem ullrainontaiicn Geist, wie er iminer mehr die katholische Kirche beherrscht, auch die äußerste rcactionaire Richtung aus protestantischem Boden in härtester Weise Zusammenstößen muß. Tie ccnser- vativ-ultrainontane Allianz hat sich bei Vieler Gelegenheit, mag sie auch für einzelne Zwecke und in der Verwirrung der henligcn Situation iinnier wieder znsamiuengcsngt werden, in ihrer inneren Unwahrheit gezeigt. Wir geben nachstehend noch einige dieser Aenßerungen wieder. Die „Germania" beschwert sich, daß die Norkd. Allg. Ztg." hartnäckig von einer Anordnung des Fürstbischofs von Breslau spreche, während das Pro- clama, das sie inilgelkcilt habe, älter als zwei Jabre sei und ans einer Enlschcidung beruhe, die die Euric vor >8 Jahren getroffen. Die „Germania" sagt: „Die „Norkd Allg. Ztg." liefert damit den Liberalen Wasser ans die Mühle, welche in den angeblichen „Neuerungen" deS Fürsibischoss einen Beweis sehen sür da- Kiasco der Kirche»vcltt>k der Re gicrung in den letzten Jahren, und hier und da auch einen Beweis, daß die Regierung in der Person deS neue» Fürst biichosS sich getäuscht habe. DaS Alles achtel daS cssiewse Blatt ebensowenig, wie eö auch vor einigen Wochen durch seine, der „Provinzial - Eorrespondenz" widersvrechende» Aenßerungen über die Lage der tircheiipolilischcn Verhältnisse Kritik und Spott der Liberalen gegen die Kirckenpolilik der Regierung wacbzurusen sich nickt gescheut hat. Diese Haltung des ossiewsen Blattes kann uns Katholiken die Wahlen nicht erschweren, sondern nur erleichtern, da die Katholiken um so eifriger sein werke», je weiter sie die Gesinnung der Regierung und ihrer Organe von den Wegen deS wahren Kirchenjriedens entfernt sehen. Aber den Eonscrvative», welche dock an dein Eonivroniiß über daS Ulliniogeseiz belbeiligt sind, erschweren der Negierung und ihren Organen oicWablarbeil sowohl inner halb der coiiservativen Parlei, wie gegenüber den Liberalen. Dieselbe hervslralische Ausgabe, welche vor den Reichstags- wählen dem Patrimoi»»»» der Enterbten zusiel, scheint jcpl de» Erörterungen der Ofsiciösen über die Kirchenpelilik zusallcn z» selten." Weiter sucht die „Germania" zu beweise», daß in den, Pioclaina die Giltigkeit der vom protestantischen Geistlichen eii.gcscgneten Ehe nicht bestritten werde.— Die sreiconservalive „Post", gegen den „Reichs boten" und die „Ger mania" in der Mischchensrage pcleinisirend. meint, daß die TlScussion ansange, die Geister zu verwirren unk fährt fort: .Tbatsache ist, daß das Bestreben der katholischen Kirche, Mifcheben zu Verbindern, von Herrn Stöcker als durchaus berechtigt angesehen wirb, und daß er daS Gleiche sür sich in Anspruch »iniint. Nun wachsen allerdings die Bäume nickt in den Himmel, aber wenn die beiden Seiten ihren Willen durchsetzen, so hörte in dem preußischen Staat da» Eviiiiuhinm zwischen Katholiken und Evangelischen endlich aus und mit einiger Phantasie kann man sich den dann entstehende» kirchlichen und politischen Frieden auSmaten. Herr Stöcker lebt inner kein Verbängniß, daS Berständniß mit den Näherslehcnden nickt zu finden und nickt sinken zu wollen und lieber mit dem äußersten Gegner zu gehe», ein Verhangniß, welches allerdings in der von Parteiwuth durchwühllcn Zeit auch über Poli tikern schwebt". Der frühere Staats minister Jolly bespricht in dem neuesten Heft der „Preußischen Jahrbücher" den Kirckcn- strcit i» Preußen. Die Stimme dieses besonnenen und erfahrenen Staatsmannes kommt sehr zn richtiger Zeit in dem Augenblick, wo der UltrainontaniömnS auss Nene ge zeigt Hai, daß er dsc obersten Bedingungen eines paritätischen Staatswcsen» grundsätzlich inißachtct. Der Versuch, die römische Wölfin Vem konservativen Staatskarren vorznspanncn, ist geradezu kläglich sür seine Unternehmer gescheitert, wer die Natur dieses mythischen ThiereS kennt, bat nie etwa» Andere- erwartet. Herr Jolly hält daran fest, daß unsere Staaten christlich sind und eS ncthwcndig tinnicr bleibe», da unser deutsches Volk nach seiner geschichtlichen Entwickelung in allen seinen Anschauungen und seiner ganzen Gesittung christlich ist. Dagegen, so heißt eS weiter, haben sich unsere Staaten über die Conicsflonen erhoben und dürfen von dieser Höbe nicht wieder herab- sleige». DaS conservativ-klerikale Bündniß stellt diese ssiliiiiitbiing an den Staat, und wird eS auch sei» Endziel wegen der innere» Unmöglichkeit desselben nicht erreichen, so ist doch sehr zu wünschen, daß dem Bund übcrbaupt keine Früchte cntiprießcn: sic werden dereinst nicht unter die Sieger Preußens und Deutsch lands verzeichnet werden und jeder Schritt vorwärts in der Rich- tung, welche die Bcrbilndcten vcrsolgen, droht zu einem Verhängnis,, vollen Rückschritt in der preußiich-deulschen Entwickelung zu werden Der eigentlich grundsätzliche und unverjühnliche Gegner der über dle Kirchen sich erhebenden außerconfessionellen Stellung unserer Staaten ist der UltramontaniSmus, der, wenn auch ein n»«Iuz vivenäi mit der Curie erzielt werden sollte, seinerseits die Waffen nicht niedcrlegen wird. Das unmittelbar äußere Object dc« KampskS ist Macht oder, wenn man lieber will, die Wieder belebung einer unS widerstrebenden, undeulschen, längst ver. gangencn Jahrhunderten angchörigen Herrschaftssorm. Wir haben alle Ursache, die Macht und die Herrschast aus unserem Boden uns ungeschmälert zu bewahren; es steht aber für uns zugleich noch eiwa» andere» aus dem Spiel, die Erhaltung unserer nationalen, geistig-sittlichen Bildung, wie sie au» den Ruinen des dreißigjährigen Krieges unier unendlicher Mühe und Hingebung der Besten de» BolkeS au- beiden Kirchen sich auigebaut hat. Tie römische Hierarchie kann die erstrebte Herrschaft in Deutschland nicht erreichen, so lange diele Bildung nicht geknickt ist, und die!», im Gefühl der von dem Ultramonlanisuius ihr stet» drohenden Ge- fahr, kann nicht ander» als ihn bekämpfen. In diesem Sinne war und ist der mit ihm gesübrte Kamps, so viele unreine und frivole Elemente sich eingemischt haben mögen, ein Culturkamp in der besten B deutung de« Wortes, an welchem sich betheiligt zu haben nur Derjenige verleugnen kann, der seine Bedeutung nie erkannt hatte. Tie Ultramonlanen triuniphiren jetzt, weil der Staat ihnen einzelne Eonceisionen gemacht hat und sie noch weitere er warten. Ter Kamp! wird aber nicht mit einem Feldzug ent schudcn, und selbst wenn, was übrigens billig zu bezweiteln, der Slaat zur Unterwerfung bereit wäre, würde unser Bolk ihn sortsühren, bis jener, durch die Noth gedrängt, seiner Int r- essen und seiner Pflichten sich wieder erinnerte und die ihm gebührende Rolle de» Führer» aus» Neue übernähme. Unter den Ursachen, welche jetzt einen augenblicklichen Rückschlag in der Bewegung bewirkten, ist gewiß nicht die letzte die in weiten Kreisen verbreitet gewesene Meinung, der Ultraniontanisinus könne mit enieni einzige» glücklich und energisch geführten Schlag s»r immer kaiiipiun'ähig gemacht und vernichtet werden. Haben die jüngsten Mißerfolge diese» Jrrlhum zerstört, so sind sie dadurch ausgewogen. Der Ultramontanismus ist »ur zn übeüvindeu durch die unausgesetzte geistig-sittliche Arbeit der Nation und des Staates Schärfer und treffender können die Verhältnisse nickt chcnaklcrisirt werken; in der männlichen Sprache und Haltung dieser AnSeinankerfetzung wird sich Mancher wieder zurecht sinken, der in der Verwirrung der letzten Jahre seinen EurS verloren hatte. Man schreibt unS an» Fuldn. 24. Anguss: „DaS „tülupkira inulnnlui" hat nie eine grellere Illustration erfahren als in der Epoche deS preu gischen EulturkampseS auf- und absteigender Bewegung Bald nach dein Erlas; der Maigesetze wurde der nasfauische katholische Priester Jost, ein gelehrter und humaner, von dem Bischöfe I>r. Blum wegen seiner Richtung wiederholt gemaßregeller Man», znin Skrasanstaltsgcistlichcn in Kassel ernannt, nachdem er vorher christlich erklärt halte, die Gesetze de» Staates anzuerkennen. Fast zu gleicher Zeit »»ißtc in Fulda der Priester unk Seininar- lcl'rer Koch seine» Abschied als Anstaltsgeistlicher »chine», weil er eine ans Anlaß seiner nlliainonlancn Gesinnung erfolgte Versetzung an die preußisch holländische Grenze nick! accepliren wollte. Und heule? Pfarrer Jost weilt, nach »ikhrjährigem ersprießlichen Wirke» plötzlich entlassen, ,.j>ro- oul lio^oliii,", aber auch „f» <w»I slifioiiclii-," in einem rheinischen Dorfe als entbehrlich gewordener StaatSpi'arrer, und oben genannter Eaplan Koch, der ehemalige „Reich-seinb", zieht, ohne daß er eine gleiche Erklärung abgegeben bat, als Straf anstaltsgeistlicher in Kassel ein. Lic tempora lnutruitur!" Eugen Richter hat eine Candidatur im Wahlkreis Pinneberg angenommen. Der Wahlkreis war bisher durch den national liberalen Abg. Schütt vertreten, der ans der Versaiiiiiilnng in Neuinünstcr am eifrigsten sür da- Zn aminengehen der liberalen Parteien in Schleswig-Holflein prack und den Auftrag erhielt, die bezüglichen weiteren Unter handlungen »nt Herrn Hä net zu führen. Schärferen und dcmonstralivercn Widerspruch gegen ein eininüllngeS Vorgehen der Liberalen kann inan daher gewiß nickt ei heben, als es bicr vo» Herrn Richter unk seiner spcciellen Anhängerschaft in dc r Fortschrittspartei geschieht. Die „Kieler Zlg." erkenn! die Folgerungen keS UedercinkemmeiiS von Neniiiünstcr ganz loyal an. wenn sic sagt: „Nach Abschluß des UebereüikoniuienS wurde der Ausschuß der liberale» Pariei in Schleswig Holstein die Wiederwahl deS Herrn Schütt im Interesse dcr liberalen acte in ganz Schleswig Holstein dringend empfehlen unk dieser Empsel'lnng jeden Nachdruck geben, der m seinen Kräften liegt." Binnen Kurzem wird eine wendische Deputation auS der preußischen Lausitz in Berlin erscheinen, welche beim K aiser und bco» Eullusiiiinisier Audienzen nachsuchen und beide ihrer unverbrüchlichen Anhänglichkeit an die Monarchie und die Regierung versichern will. Dein EulluSiiiinistor will man neck außerdem den Dank der wendischen Bevölkerung dafür aussprecke», daß er aus eine Petition hin die Erlheilung deS ReligionS- und Leseunterricht- in wendischer Sprache ver fügt hat, zugleich aber auch darüber Klage führen, daß die Behörde» nickt an alle» Orten dieser Anordnung nacb- gekoninicn sind. Tic Alarmruse, welche vor einiger Zeit einmal wegen einer angebliche» panslavislischcn Agitation unter der wendischen Bevölkerung durch die Presse gingen, waren jedenfalls unrichlig. Nack Millheilungen der „Allg. Ztg." wird der deutsche Kronprinz am 2i>. d. AbcndS in Bamberg einkrefsen und in der Dauer vom 28. Anglist bis l. September Hebungen von Truppcnlhcilcn deS bairischen II. ArmeecorpS anweh- ne». Derselbe wird von Bamberg aus am 28. d. nach Haß- surt und von da zur Jnspicirung der 7. Infanterie-Brigade in die Gegend von Westbeii» sich begeben, am 20. d. nach Schweins»»! fahren »nd in dcr Gegend von BallingShausen die 8. Jnsanlcrie-Brigade besichtigen, dann die Jnspicirnng der 4. Eavallcrie-Brigade bei Hosheim vornehme» und über Haßsurl und Bamberg nach Nürnberg reisen. Am 30. d wird von dort auS eine Fahrt nach Parsberg »nd Besicht, zung der 5. Infanterie-Brigade in dcr Gegend vo» Lengenselv tattfinden und am 1. September die 0. Jnsanlcrie-Biigade in der Gegend von Allersberg inspicirt werden. Am Abend dieses TageS wird der deutsche Kronprinz d»c Abreise von Nürnberg nach Potsdam anlrclcn. AuS Moskau wird geschrieben: „Tic fieberhafte Thätig kcit der Polizei, die nun schon seil Monaten hier anvancrk hat ohne Zweifel den Erfolg gehabt, daß die große Beäugst! gung, welche sich der Gemülber seit dem Tage, da die ersicn Vorbereitungen sür die Krönung des Zaren begonnen haben, bemächtigt batte, im Weichen begriffen ist. Tic Dinge lagen allerdings hier im Argen und seil der Zeit, da die Äl!oskaner Alexander II. daS Anerbieten gemacht, die Haupl- n»V Residenzstadt Moskau wieder zum ständigen Aufenthalt zu nehmen, weil er dort inmiltcn der Allrusien vollständig sicher gegen nihilistische Anschläge sei, ist die revvlulionairc Propaganda hier rasch vorwärts gekommen. Die Polizei bat incbrcre glück liche Entdeckungen gemacht, die ihr einige HauptacteurS der Nihilisten in die Hände lieferten. Die allergrößte Aufmerk samkeit wird nach wie vor dem Kreml.zngcwandl; dort wird Alle- »nigegrabcn, der Boden turchwühll und es sollte schier nninöglich scheinen, daß auch nur etwas V rdäcktiges über sehen würde. Mine» rc. wurden bisher nickt gesunden, aber andere sehr interessante Entdeckungen wurden gemacht. Bei den Abgrabnngen stieß inan aus zahlreiche gemauerte Gänge, von deren ErMenz man bisher keine Alm»».; hatte »nd die von einem Kloster an» nach verschiedencn Tl'cilen des Kreml führen. Jahrhunderte scheine» vergangen zn sein, seit rin menschlicher Fuß diese iinrerirrisihen Räume hetreten hat. die ihrer ganzen Anlage und Ausdehnung »ach nickt selten stumme Zeugen der Justiz eines Iwan des Schrecklichen u. A. ge wesen sein möge». Tic Gänge sind weit verzweigt, durch Felsen geführt und daS Mauerwcrk selbst felsenfest geworden Die Entdeckung inaci'I natürlich großes Aufsehen u»V cs be darf wobt nickt erst der Versicherung, daß diese, man möchte säst sagen „natürlichen Minen" strenge bewacht werden." Unler dem Datum deS 1. August bat der Papst ein Breve an dc» Eardinal Mac Eabe, Erzbischof von Dublin und an die Bischöfe von Irland erlassen. Der Papst be zeigt darin seine lebhafte Theilnahmc snr die Irländer und ihre Beschwerden und sagt, sie dürsten mit Rockt Erleichte rung derselben anstreben und ihre Rechte verlheidige», „den» es lönnc den Irländern nicht versagt sei», waS allen Völkern erlaubt sei". Aber man müsfe nickt vergessen, das; es nick! erlaubt ist, auch die gerechteste Sacke durch »ngercchle Mittel zu verlheikigen. Die Gerechtigkeit verdamme nickt nur die Gewalltbalen, sondern auch ganz besonders die gebe inen Gesellschaften, welche unter dem Borwanke der Ver lheidignng deS RechIS netbwendig dabin gelangen müßte», die öffentliche Ordnung gründlich zu crsch»>.e>i'. Die Geistlichkeit solle also von Gc-waltlbalc» und ve» Töei! nähme an den geheimen Gesellschaften abralhen. Der Papst ist überzeugt, daß Irland seine Wunsche ebne Gewalt erlangen werde, „denn wie Wir schon bei ankern Gelegenheiten eesagr haben, haben Wir alles Vertrauen, daß Diejenige», welche cur die Spitze der öffentlichen Aiigelcgcnbcilcn gestellt sind, der gereckten Forderungen dcr Irländer Genüge leiste» werden, kenn nickt nur die Gerechtigkeit wird ihnen rathen, dies zu Ihn», sondern auch ihre erprobte Klugheit, denn e» ist nn zweifelhaft, daß die Ruhe deS ganzen Reichs vo» dem rle Irland- abhängl". Tie Nachrichten Chrissenversolgungen in der Türkei entbehren keineswegs eines ernsten El'araklers. Der deutsche Vertreter, Herr v. Hirschfeld in Ko»sta»li»c-'pel. dal in Gemäßheit der Instructionen des Fürste» B-sii.arck dem Premierminister Said Pascha freundliche, jedoch dringende Vorstellungen gemachk, Maßregeln zur Erhaltung der Ord nung in verschiedenen Theilen de» Reiches zu ergreifen. wo durch die -Nachlässigkeit der Localbchörten ernstliche Ruhe störungen zu bcsürchlen sind, welche die Interessen der deut schen Unterthanen gefährden könnten. Im Verlause des Gesprächs deutete der deutsche Geschäftsträger auf den jüngsten Vorfall in Beyrut hin, als Beweis dafür, daß Ruhestörungen zu internationalen Verwicklungen führen können, welcke durch ein energisches Auftreten und Handeln der Behörden verhindert werten dürsten, und schlug ebenso die Nothwenkig» keil der Ergreifung von Vorbeugungsmaßregcln an anderen Orlen, wie z. B. in Tripolis und Dschebda, vor. Der Premierminister nahm die Vorschläge in demselben sreund- licken Geist auf. wie sie ihm gemacht worden waren, und versicherte Herrn v. Hirschscld, daß die kaiserliche Regierung die strengsten Befehle geben werde zur Erreichung de- ge wünschten Zweckes. — Ter türkische Minister dcr aus wärtigen Aiiaelegenkeitcn bat unterm 18. d. felgendes Tele gramm au die oSmaniscken Vertreter im AnSlande versandt: „Sie haben auS meinem Telegramm vom 15. d. ersehen, daß im Gegensätze zu den in Europa verbreiteten Gerüchten die vollkommenste Ordnung in Svrien herrscht. Dasselbe ist in Lnn»»a dcr Fall, wo BoSbeit sich bestrebte, daS Vorhandensein von Keimen zur Agitation zu beweisen. Nichts rechtfertigt diese Gerückte. Die besten Beziehungen bestehen fortdauernd zwischen den verschiedenen Elasten der Bevölkerung jener Provinz, welche rnbig ihren Geschäften nachgeht, und e« ist gerade die Anwesenheit der ausländischen Kriegsschiffe zu Cmvrna, welche nickt verfehlen würde, mit Hilfe derselben Bosbeit Besorgnis; bervoizuruscn. Diese Furcht ist unS von einer bedeutenden Anzahl von Muselmännern und Christen kundgegeben worden, welche ii»S die Ankllnst zweier Schiffe der königl. italienischen Kriegsmarine lelegraphirlcn. Haben Sie die Güte, diese Tbalsackcn bekannt zu machen, um die oben erwähnten falschen Gerüchte zu zerstreuen." — Eorrespontcnzen auS Syrien schildern die dortigen Verhältnisse keineswegs so rosig, wie eS hier in amtticher Form geschieht. Die Londoner Blätter vom Donnerstag meldeten auS Alexandrien, daß daselbst die Nachricht eingcgangen sei. die Engländer hätten Tel-el-Keb>r eingenommen und dabei 200» Gefangene gemacht. Diese Meldung ist bis zur Stunde ttiibcstäligt geblieben. Die Bercilschaslstellung, welcke Arabi Pascha bei T c l-c l - Keb i r schon seil längerer Zeit bat sorti- sicatorisch einrichten lassen. Zwingt die Engländer, unter allen Umständen diese Stell»,,g anzngrcifcn, da sie dock kaum von Jsmailia auS nach Kairo, dem schließlicken OpcralionS- ziel, marlchiren können, olme sich Tcl-rl-Kebirs. welches kiesen Marsch in der Flanke bedroht, zu bemächtigen, sie müßten kenn sicher sein, daß außer Arabi'S Hauptmacht in Tel-cl- Kcbir nirgends mehr Truppe» von Belang stehen. Wir wellen keineswegs die Erwartung auSsprecken. als ob Arabi im Stanke sei. auS Tel-cl-.Kebir ei» zweites Plewna zu machen, dazu fehlt ibin weht die rncksichlslvfe Energie eines Osman Pascha und auch seinen Truppen die zähe T «psi'ikeit der Türken, aber »ach der ganze» Kriegslage sind Momente genug vorhanden, »in dein Vormärsche der Engländer vom Snezcanal auS ernstliche Schwierigkeiten zn hereile». Jeden falls kennen die letzten» eine auch nnr hall-weaS gut ver schanzte Slellnng ebne Beihilfe schwerer Ge-ckütze nicht angreisen und cS dürste doch seine Schwieri steilen haben, selche Geschütze binnen kurzer Zeit zu lranspeniren, da nickt anzunehmen ist, das; die Egypler die Bahnstrecke Jsinaiüa Sagasig unzerstört lassen solllen. Außerdem kan» Tel-el Kcöir nur i» der Front und rechten Flanke angegrifsen werden, da der linke Flügel durch »»gangbare Moraste geschützt ist. Weste üblen Folge» aber nnler Umständen ei» blinteSAnrcniicn solcher auch nnr provisorischeingerichletenVerschal,zuiigen bei den s.üiicll- f'encrndrn Handwasse» l-eiilziitage haben kann, darüber belebrt unS der letzte russisch linkische Krieg zur Genüge. Deshalb liegt auch die Wahrscheinlichkeit ver. das; die Enständer ihr Vergehen gegen Tel el Kelsir reckst bchut'am eiilricksten und eine Ferclrnng dieser Slellnng erst dann versuchen werken, wen» sie einer ausreichenden (ffeschntzwirlniig ihrer'ei::. sicher sink; immer vorausgesetzt, daß es 'Arabi noch rechlzeittg geluiige» ist. sich in Tel el stebir genügend ciiiziiriclsten. wozu »bin die nneinacschränklc Verfügung der Bahnlinien Mansnrah Sagasig, TamaiihnrSagasig.Kairo Sagasig von gre-stem Ver- kheilc sein mnßlc, da ihm mit der Balm zahlreich vorhandenes FestnngSgesck-ütz zugesül'rt werken könnte. Haben die Brilen wirklich den Plan. Arabi durch Umgebung seiner Stellungen zur essenen Felkscklachl zn zwingen, le miiß'en sie über die Verkeilung der egnplifcbe» Truppen sehr genau und zuver lässig erienlirt sein. Anis Geratewohl so verzngelien, würdo ve» einer Verachtung deS FcinteS zeugen, welche arg ent täuscht werten könnte. Tie moderne KriegSlcbre verlangt ja eigentlich im vorliegenden Falle, daß Arabi, gestützt ans die Verlheilc der sogenannten inner» O peralienSlinie. de» Eng länder» bei Jsmailia ans t n HalS fällt, ehe diese 'bre Vereinigung bewerkstelligt haben; solches Vergehen ist aber bei der wahrscheinliche» Mange!Hastigkeit des egeplocke»Heeres nicht;>, erwarte» und auch nickt zu verlangen, da derEharakterdes Orien talen sich vielmehr zur Defensive als zur Offensive eignet und Arabi den Engländern gewiß keinen großer,» Gefalle«
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