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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188209065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820906
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820906
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-09
- Tag1882-09-06
- Monat1882-09
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1882
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«rfch-t»t täglich früh SV, Uhr. »nd LrPtdM«» Iohannesgoff« 33. APrechKuntru her Ked«tl«»: Vormittags 10—13 Nhr. Nachmittag» 3—6 llhr. Wk dt» M-Gw, ei»»8«»»Nr M-imieNvt» »och« »ch »» «tM-eti», »M« »«r»»»vch. ««,«»«, »er fstr «e «S»»f«l,e,»e «»W«er »«Ai««te, -nsrr«te a, «acheuta,en ßt« 3 Ittzr Nach»»»«»«. «» r«««. UN» -rstt«,«» frntz tu»',» Utzr. In he« ^ttintni stir 3«s.-^«uahau: vtt» klr«». U»iverst«»t«straße »1. k*>i» Lßsche, katharineastraßr 18,«, ««r »t« '/.» Uhr. 'fiMgerMMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- »nd GeschSftSverkehr. ^-24S. Mittwoch den 6. September 1882. »«flags i?,svo. Ahonnnvent,preis virrtelj. 4V, iuct. Drinaerlokn 3 Mk.. durch di« Post bezogen 6 Mk. Jedr einzelne Nummer 25 Pf. Be'.egsemplar 10 Pf. Oebübren für Extrabeilagen «h«e Postbeiürdrrung 39 Ml. «11 Postbrwrverung «8 Ml. Inserate -gespaltene Prtitzrile SO Pf. Großer« Schriften laut unserem Prris- verzeichulb- Tabellarischer La, nach höherem Tarif. Rertamrn anter den Kedartionsilrich die Gvaltzeile 50 Pf. Imerate sind stets an die Expedttton zn senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlnag prnaoameraiiüo oder durch Post- »achnahme. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekanntmachllkg. Me dringen hiermit zur allaemeinen kenntniß, daß wir die Tchlo-gaffe in nachstehender Weif« umrmmmerirt haben: Alt» Nr. Brand» r-l..«r. Nene «r. 1« L96«bth.X 1 1k 59ä 3 14 594 5/7 13a 593 S 9 13d 593 U Rechte S eit« L VS7 Abth.ä 2 2 598 4 3 599 6 4 600 8 b 601 10 6 602 13 7 603 14 8 604 16 9 605 18 10 734 SO ist «0« «/S4 «esitzer. «. F. L. Poltch «. F. L. Pölich »errhel. vr. Müller'« Srd» L. A. Thieme G. Schr-der und «üntner'S Erben. H. L. Klinger ». L. Klinger A. B. verebel. Schwarzenberg O. E. Richter u. Frau Schuhmacherinnung L. F. Hvjmaun S. L. verw. Neidhardt »nd Tochter Z. L. «. Raake F. W. Ledig F. W. Ledig guriftnlsacuVNt. Leipzig, am 31. August 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cichoriu». Nekiintmachrng. Durch di« Pferdebahn ist die Abhaltung de« Töoehen- «artte» 1» Brühl sehr erschwert, und wir haben daher beschlossen, diesen Markt auf de» Lüpferpta» zu »erlegen, da in der innere» Stadt «in geeigneter Platz für denselben nicht vorhanden ist. Da jedoch ein s« keiner Theil de« Markte« aus einem von de» übrigen Markte entfernten Platz« nicht bestehen kann» und die Berthrilung de« Markte« aus zu weit ««»einander- liegende Orte vermieden werden muh. andererseit« aber der Wochenmarkt in den Straßen der mnern Stadt überhaupt in Folge de« gesteigerten Verkehr« mehrfache Uebelständ« mit sich bringt, haben wir weiter beschlossen, auch an« der Katharine»- «nd Ricolatstrahe die MarktstSnde zu verlegen und mit denen an« dem Brühl aus dem Tüpfer- piatzr zu vereinigen. Der Markt auf dem Nicolai- und Thomattirchhofr bleibt bestehe«. Die neue Einrichtung beginnt mit dem Ablauf der bevor stehenden Michaelismess«, fo daß also o»n» Dienstage de» 16. Oktober d. I. ab anher der Zeit der Messe« der »ett-er ta» Brühl, in der Katharinen» stra-e and Ricolaistra-e nnteraebrachte Wochen- »arkt ans den» LSpferplatz« gepalten «nird. Leipzig, am 3V. August 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. GewSlbe-vermiethung. La« gegenwärtig an Herrn Kaufmann Sakomon der- miethcte Gewölbe -kr. S in der Georgenhalle a» Brühl soll von» 1. Jan»« LG8S an gegen ein- halbjährliche Kündig««» Donnerstag, den IÜ. September ». A, Bormittag« 11 Ühr ans dem Rathhause. 1. Etage, Zimmer Nr. 17, »» d>» Metflbteteadeu anderweit vermirthet «erden Die VrrmiethungS- und Versteigerung»bedingunge» nebst Inventarium de» zu vermiethenden Gewölbe« liege» eben daselbst auf dem großen Saale schon vor dem Ter»«« znr Einsichtnahme au». Leipzig, den 28. August 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Stöß Vo« dem Unterzeichneten Armen-Amte solle» Sonnabend, den S. September ». vormittag» 10 Uhr im Stadthaus« allier 300 iktr. Roggenklete anter de» im Termine bekannt zu machenden Bedingungen gegen sofortige Baarzahlung meistbietend versteigert werden. Leipzig, den 30. August 1882. Da« Armea-Almt. Winter. Iunghähnel Ausstellung -er Entwürfe für die VSrse. Die Lonenrrenz-Entwürfe sür den Börlenbaa sind vom 8. bis 10. d. M. in der Aula der Universität öffentlich ausgestellt, mrd zwar «nn 6., 7. und 8. von 10 bis 1 und 3 di« b Uhr, am 9. nur von 10 bt» 1 Uhr, ,» 10. von '/,11 bt« 4 Uhr. Leipzig, de« 5. September 1882. Die Handelskammer, vr. Wach « muth, Vorsitzender. Vr. Genfel, S. Nichtamtlicher Theil. Vir Lonferenz in Lonstautioopel. Man fragt mit großer Neugier, ob di« Egypter einen Vorstoß nach Alexandrien wagen werden, wie weit die Eng. Kinder dorgedrungen sind, oo die Geschütze Arabi Pascha'S de» englischen gewachsen sind und ob sich di« Egvpter über haupt ^»t ober schlecht schlagen; alle diese Ding« interefsiren ganz Enr^a. Ader Niemand erkundigt sich nach der Eon seren, in Konstantinopel. Diese „Eonferenz" schrieb sich erst die erhabene Mission zu. die blutige Katastrophe in Egypten zn Verbindern und »"zühlige Noten flogen hin und her, bi- e> blich die Kanonen der englischen Panzerschiffe da« Mandat der Eonferenz ebenso durchlöcherten, wie me alten Mauern Alexandrien«, und die Stellung der Herren Diplomaten am Goldene» Horn wesentlich veränderten. Nunmehr hat die Eonferenz da» zweite erhabene Mandat übernommen, nämlich zu verhindern, baß au« der egyptischen Katastrophe eine europäische werde. Wenn sie dabet ebensoviel Glück hat, wie in Egypten, dann md wir allerdings von der europäischen Katastrophe nicht mehr weit entfernt. Aber, fragt man billiger Weise, war denn die Eonferenz überhaupt in der Lage, sich dem Vorgehen England» zu widersetzen? Nein, sie war e» eben nicht. Bon allen europäischen Mächten hätte nur Frankreich einen bedeutenden Widerstand leisten können - die übrigen Mächte waren gar nicht in der Lage, zur See mit England anzubinden. Frankreich aber, da» in Egypten vielleicht widerstanden wäre, wollte die eng lische Freundschaft nicht aufgeben seiner übrigen Besitzungen ,n Nordafrita wegen. So ward der europäische Krieg verhütet, der in der That nur au- einem Eonflicte England» und Frank reich» Härte entstehen können. Franzosen und Engländer lheilen sich in Nordasrika; nur werden die Franzosen dabei vielleicht wieder erfahren, wa» sie in Egnpten schon erfahren, wie perfide nämlich die Engländer sein tönnea. Al» im Jahre l800 Franzosen und Engländer in Egypten mit einander kämpften, schloß mau die Convention von El Arisch ab. Tie Franzosen vollzogen die Bedingungen und räumten ihre Positionen; die englische Regierung aber ratificirte die Eon- venlioa nicht, und so waren die Franzosen geprellt; man sieht, daß die Frieden-stisterei im Allgemeinen kein so leichte» Werk ist. Wenn die Eonferenz wirklich aus eine friedliche Lösung der egyptischen Frage hinarbeilete, so kam sie mit ihren Noten und Beschlüssen viel zu spät; sodann kann die FrieVenS- stistung nie von Erfolg sein, wenn man nicht die faktischen Machtmittel zur Hand hat, sein« Drohungen schließlich auS- zusühren. Diese Machtmittel aber fehlen der Eonferenz gänzlich. Die Lehre ist indeß eine heilsame und hat vielleicht ihre nicht zu unterschätzenden Wirkungen. Der Fall beweist wiederum, daß, so lange die Regierungen sich nicht gegenseitig durch die weitgehendsten Verträge binden, der momentan Stärkere immer da» lhut, wa« er will und sich um die Uebrige» auch gar ämren Deut kümmert. Thatsächli» hat England die Invasion in Egypten ganz auf eigene Faust unternommen, hat sie auch durchgesetzt, ohne sich um einen Einspruch Anderer zu bekümmern, während daffrtb« England bei anderen Streitfälle» immer zuerst mit der Intervention bei der Hand ist. Dieser Zustand ist nicht» weniger al» erbaulich; die Eonferenz" aber mag einsehen, daß ihre Rolle in dieser Sache keine besonder« einflußreiche gewesen ist. Leipzig, 6. September 1882. Da» „Berliner Tageblatt" hatte am Montag Abend seinen Lesern mltg«theilt, daß dem Kaiser am Bormittag diese» Tage« ein Unfall zugestoßen sei. Der hohe Herr wäre im Begriff gewesen, in den Wagen zu steigen, at« er plötzlich auSgeglitten und zu Boden gefallen sei. In dem Berichte heißt e» dann wörtlich: „Er wurde sofort ausgehoben und in da» Schloß zu BabelSberg zurückgevracht. Er konnte unter diesen Umständen sich auch nicht zu den heutigen Manöver« begebe» und ist in Folge dessen der Kronprinz mit dem Ober kommando betraut worden. Nähere« über die Natur der Verletzung, die Se. Majestät sich zugezoge», ist im Augenblicke, da wir schreiben, noch nicht bekannt." — Dieser Meldung wird officiö» ein kategorische« Dementi entgegenarstellt. welche» wir bereit» gestern in einem Theile unserer Auflage den Leser» mittheilen konnten. Dasselbe lautet: Berlin, 4. September. Die Zeitungsnachricht, daß der Kaiser heut« beim Besteigen de« Wagen» au»gcglitlen. hingefalleu und in« Schloß BabelSberg getragen werden mußte, ist völlig unbegründet. Der Kaiser erfreut sich beste» Wohlbefinden« und erledigte die laufenden Geschäfte, stattete Besuche ab uud unternahm eine Spazierfahrt im Park zu BabelSberg." — Seine Majestät gedachte am Dien-tag Abend in Breslau einzutreffen. E» liegt darüber die folgende Meldung vor: „BrrSlan, 4. September. An- läßlich der morgen erfolgenden Ankunft Sr. Majestät Le» Kaiser« ist die Stadt bereit» aus da» Festlichste geschmückt; namentlich zeichnen sich der Bahnhof«platz und die ri» triuw- plmlis, durch welche Se. Majestät mit den kronprinzlichen Herrschaften und den fürstlichen Gäste» morgen Abend seinen Einzug in die Stadt halten wird, durch ihre prachtvolle Dekoration au», von den Fürstlichkeiten ist der Großherzog von Sachsen-Weimar am Erscheinen verhindert, dagegen wirb der Herzog von Sachsen - Altenburg erwartet. Ihr« königl. Hobeilen der Prinz und die Prinzessin Albrecht werden morgen früh eintrefsen und beim Slabtrath Korn Absteigequartier nehmen. GFM. Gras Moltke wird im Generalkommando absteigen. DiegroßcnCorpSmanöver werden unter persönlicher Leitung Tr. Majestät de» Kaiser» staltfinden. Eine sehr große Anzahl Fremder ist bereit» anwesend. Da» Wetter ist prachtvoll." — Ueber den Zustand Ihrer Majestät der Kaiserin geht un» folgende Mittheilung zu: „Die Eon- tusioo. die sich die Kaiserin durch den Fall am 1l. vorigen Monat» an der linken Seite zugezogrn hatte, erschien anfangs ganz unerheblich; die einzige Folge war. daß sie die Hohe Frau am Gehen verhindert«. Oogleich keine Fractur vor handen war, so steigerten sich doch di« Schmerzen trotz der geeigneten Mittel und de, beobachteten Ruhe in einem solchen Grade» daß sich die Kaiserin zum GipSverbande entschließen mußte, um die gewünschte Beschleimiaana der Genesung zu erzielen. Die Behandlung, zu welcher Prozessor l)r. Madlung an» Rostock zugezoaen wurde, verspricht nach den vorhandenen Symptomen den besten Erfolg, wiewohl leider die Kaiserin verhindert ist, ihrem Wunsche gemäß de» Kaiser nack Schlesien zu begleiten, vorläufig wird Ihre Majestät au Schloß BabelSberg verbleiben." An hervorragender Stelle bringt die „Germania" sol gend« ihr au» Breßlau zugegangene „wichtige Nachricht": „Aus Grund eine» früheren Dekrete» de» Apostolischen Stuh le» hat der bochw. .Herr Fürstbischof Robert nunmehr erklärt, daß die Deklarativ clloinevtlo» von nun an auch in dem Telegaturbezirke in Kraft trete. Diese Ausdehnung wäre olme Zwen'cl früher schon erfolgt, wenn nicht durch die „Absetzung" dcS Fürstbischof» Heinrich eine solche Maßregel unmöglich gemacht worden wäre. Somit ist jetzt ein gleiche» stecht bezüglich der Mischehen in der gesammten Diöces« her- gestellt." Der Fürstbischof von BreSlau weicht also einen Schritt zurück; er läßt die milder« Praxi», die bisher rn Schlesien geübt wurde, auch sür die Provinzen Brandenburg und Pommern gelten, und in Folge dessen muß da» Proclama, welche» z. B. in Greifswald an der Kirchthür« angeschlagen war, modificirt werden. Während Fürstbischof Herzog in der Mischehen rage also den Rückzug ana,treten hat, zetert ein Blatt, da» früher Herrn Herzog sehr nahe stand, da» „Märk. Kirckenbl.", wrlche» von dem Pfarrtleru» der Berliner St. Hedwig-Kirche resiortirt, fortgesetzt gegen Herrn S t ö ck e r und „den Prediger, welcher den sonst wackeren „Reichsboten" redigirt", nämlich Pastor Engel. Darin findet sich folgender tarier Eingriff in da» religiöse Bewußtsein der Protestanten: „Mit jetzigem Hetzen gegen den Fürstbischof", sagt nämlich da» ullramontane Blatt, „dürsten die Rabiaten blo» Da» erzielen, daß die Protestanten über da» blo» Ceremonielle ihrer jetzigen Trauungen am Altar aufgeklärt werden und noch weniger nach dem Prediger ver langen". Die neue kirchenpolitische Episode hat wenigstens da» Eine Gute — oder Schlimme — zur Folge gehabt, daß der übermüthige Hohn so recht zu Tage tritt, mit welcher die römische Kirche aus die Sckwesterkirchecherabblickt. klebrigen» möchte e» von Interesse sein, zur Misckebenfrage, die ja nicht beigelegt, sonder« nur zum vorübergehenden Still- tand gebracht ist, die Meinung de» Papste» Piu» IX. zu hören, allerding» au» der Zeit vor den beiden letzten Eon- cilen, wo Papst Piu» noch eine „versöhnliche" Politik bc- olgte. In der päpstlichen Instruction an die Bisckiöse von Hannover (vom t7. Februar 1861) heißt e» ausdrücklich: „ES wird nicht mißbilligt, daß der katholische Theil auf da» Drängen der Häretiker oder aus den Befehl de» Staat»gesetz«S hin zugleich mit dem häretischen Theile vor oder nach der in tribentinischer Form abgeschlossenen Ehe auch vor dem häretischen ReliaionSdiener erscheint, blo« um einen bürgerlichen Act zu erfüllen, au« bürgerlicher Rücksicht nämlich, damit sie al» staat-gesetzlich anerkannte Eheleute an» zesehen und die Kinder sür rechtmäßig gehalten werden. !» ist aber verboten, auf diese Weise den EheconsenS zu geben, wenn man glaubt, der häretische Religion-diener sei gleichsam mit kirchlichen Verrichtungen betraut." Nachdem alsdann den Pfarrern anbesohlen wird, die Gläubige« hierüber «uszuklären und nicht zu schweigen, wenn sie von den Eontrahenten gefragt würden oder wenn sie gewiß wüßten, daß diese zum häretischen Pastor gehen wollen, fährt die Instruction ganz verständig und acceplabel fort: „Wenn aber der Pfarrer in einem besonderen Falle von den Brautleuten nickt darum angegangen wird, zu erklären, ob sie zum biirctisckcn RcligionSdlener geben dürfen oder nicht, und wenn beim Pfarrer keine ausdrücklich« diesbezügliche Er klärung von Seiten der Brautleute einläuft »nd der Pfarrer sieht voran», sie werden sich zum Zwecke der Erneuerung de» Ehecocsense« an den häretischen Religion-diener wenden, wenn er ferner au« den im Falle zusammentreffenden Um ständen ersieht, die Mahnung sei gewiß unnütz, ja vielmehr sckädkich und die materiell« Sünde werde in formelle über geben, so soll er, um großen Nebelständen dorzubeugen, sckweigen." So ganz unbescheiden wird hiernach wohl die Frage nicht sein, ob Dasjenige, wa- unter Piu» IX. in Hannover möglich war, nickt auch unter Leo XÜI. in ganz Preußen Rechten- werden kann. E« ist merkwürdig, wie wenig in der ganze» leidigen M i s ch ehensrage der Name und die Person de» preußischen Eultu-minister d. Goßler in die DiScussion gezogen worden sind. Die Zeit de» Eulturkampfe» ist mit dem Namen Falk, die Epoche der Di-cretionspolink mit dem Namen von Puttkamer untrennbar verknüpft; von Herrn von Goßler aber wird der zukünftige Geschichtsschreiber nichts anderes zu verzeichnen haben, als daß er ein verständnißvollsr Gehilfe de» Fürsten BiSmarck gewesen, ohne höhere Berant- »«rllichkeit sür die gegenwärtige Kirchenpolitik al» wie sie verfassungsmäßig in semer Ministerqualität liegt. Niemandem ist e» jemals eingefallen, in dem letzten Di»cretion«gesetz eine selbstständige politische That zu sehen; Niemand auch war so unbüvandert in den internen Personensragen. daß er Herrn von Goßler die Schuld für den Tort aus gebürdet hätte, den die Curie im Mischehenstreit dem protestantischen Bewußtsein angethan. Ist der Minister durch die Verhältnisse in da» zweite Treffen gerückt, so verdankt er dieser bescheideneren Stellung, die er mit unleugbarer Würdigkeit autfüllt, den Bortheil, daß die Pfeile im Kampfe nicht ihn al» ihr Ziel suchten. Bielmehr immer seit Herrn v. Puttkamer'» Au-tntt au» dem CultuSreffort ist e» Fürst Bi-marck, und nur er, gewesen, den die politische Welt und gleicherweise der gesunde Instinct der Massen al» den alleinigen Träger der kircbenpolitik betrachtet hat. Unter diesen Üm- ständen sollte man e» eigentlich für ausgeschlossen halten, daß an die jüngsten Ereignisse Krisengerüchte geknüpft werden konnten, die Herrn v. Goßler zum Gegenstand haben. Gleichwohl ist die» geschehen, und ein Corre- spondent der ,.Wesrrzeituna" weiß sogar zu melden, daß e» „nickt liberale" kreise sind, in denen d,e Stellung des Eultu-minister» al» neuerding» weniger fest gilt. Die MiNheiluna läßt sich vorerst in keiner Weise aus ihren posi tiven Gehalt prüfen, aber wahrscheinlich klingt sie nach der ganzen Stellung de» Herrn v. Goßler eben nicht. Nur unter einer Bedingung wäre sie ernsthafter zu nehmen, wenn nämlich der Kanzler und die Curie die Mischehe,israge wirk lich nur unter dem Gesickt-punct der Gewinnung eine» kirchen politischen Tausch- oder Ersatzobject» behandelt hätten, und wenn zu Denjenigen, die die» Schackbret nicht ganz übersahen, auch der Eultu-minister gehört haben würde. Denn soviel Herrn v. Goßler am „Staatsmann" auch fehlen mag, so hat er doch eine Eigenschaft, welche diese Mängel auswiegt, nämlich die Geradheit, di« von Winkelzügen nicht» wissen will Wa» non die Stellung de» Fürsten Bismarck zu dieser Frage specirll anberrifft, so schreibt die „N»rdd. Allg. Ztg ", gegen die „Schlesisch« Ztg." pvlemisirend: Von allen Aeußerungen über unseren Artikel i, der Frag« der Mischehen vom SO. ». M , ivrlche wir in anderen al« gegnerischen Blättern gefunden haben, hat un« kaum ein« «rußernna mehr der- wundert, »l« die de» Berliner Lorrespondent der „Lchles. Ztg.", welche einmal amiimmt. dtt Artikel lei gewiß daraus berechnet, an AVerh. Stell«, also aus T» Maj. den Kaiser zu wirken; »nd dann weiterhin «inen heftigen Au«snll al« „getreue« Symptom der zur Zeit in varzin herrschenden Ltiniinung" bezeichne,. Die „Schlesische Zeitung" ist ein» der Blätter, deren Redaktion «der die wirklichen Berl-öltnisse. wie sie liegen, sich wnst imincr einen klaren Blick erhallen Hai. Das, auch ein solche» Blatt de» Vcdanken sür annehmbar halten kann, daß Fürst Bi-marck, der doch allein unter Barzln gemeint sein kann, geneigt oder daraus reduclrt sein könne, au Allerhöchster Stelle durch Zeitnng-artikel zu wirken, ist aber eine Wahrnehmung, die un- geradezu verblüfft; wenn eine solche Tonjectur am grünen Holze wachsen kann, wa« sollen wir dann am dürren erwarten I Ein der- artiger Mißgriff in Beurtheilung unserer maßgebenden Verhältnisse bei der Redaction einer sonst so wohl unterrichteten und in ihrem Urthecl durch Klarheit und richtige Logik auch den nicht überall einverstandenen Paliliker stet» ansprechenden Zeitung kann in den leitenden Kreisen nicht ander« wie en'.muthigend wirken. Die „Bromberger Zeitung" beschränkt, in einem mit geschickter veurthetluna der handelnden Personen und ihrer Triebfedern ge- chricbenen Artikel, mit Recht den Zeitungskamps aus die Zeitungen, indem sie bei demselben auch den Papst er neru setzt nad die LentrumSfraction, oder genauer gesprochen: die geschäitSiührenden Residenten derselben, einschließlich der Redaction der „Gerncania", oll die eigentlichen Anstifter der bcklagenSwerthe» Fehde bezeichnet. Daß der Ministerpräsident, falls er überhaupt in dieser Zeit und in dieser Form gegrn sie in die Schranken z» treten das Bedürsniß haben sollte, in der Nothwendigkei» sein sollte, sich die Sympathien Sr. Majestät des Kaiser« und König« durch Zeitungs artikel zu gewinnen, wird aber von der „Germania" selbst kaum geglaubt werden. Umsomehr können wir die „Schlesische Zeitung" mit Recht ersuchen, ihren Jrrthum aus diesem Gebiet »och ihrer Convenienz zu recttstciren. In dem ganzen bisherigen «irchenstreit ist ein« Abweichung des Ministerpräsidenten von de» Inten tionen Sr. Majestät bisher niemals wahrgenommen und liegt auch nach der Art, wie sich Fürst BiSmarck. »m Gegensatz zu der parlamentarische» Politik, jeder Zeit als Organ und al- Diener eines Monarchen bekannt hat, außerhalb jeder Wahrscheinlichleit. Den Eonscrvativen und Orthodoxen von der Richtung Stöcker'» und de» „NeichSbotrn" thut ihre Tavserkeit in der Misck ehensrage und der dadurch hervorgerufen« Zwist mit den Ultramontanen schon leid, und sie ergreifen mit Be ster die Gelegenheit, sich zurückzuziehen und den Frieden wieder ierzustellrn. Da» ziemlich gleichgiltiae Zugeständniß, wonach die mildere Praxi» in Betreff der Mischehen auch aus den sogenannten Delegaturbezirk ausgedehnt wird, genügt dem „Reichsboten"; er findet, die Sache sei jetzt vollständig in Ordnung und der Vorgang habe sür die evangelische Kirche nickt» verletzende« mehr. Man hat wohl gethan, an den Ernst diese» Strohfeuer« nicht zu glaube». Ueber die Abstimmung vom 12. Januar 1882 im Reichs tage, betreffend den Antrag Windthorst auf Auf hebung de» Gesetze« wegen Verhinderung der un befugten Au»übuna der Kirchenämter, sind noch vielfach irrthümliche Ansichten verbreitet. Wir bemerken d-Shalb, daß gegen diesen Antrag, der mit 233 gegen 115 Stimmen angenommen, vom BundeSrath aber cwgclehnt wurde, geschlossen di« Nationalliberalen unb Freiconscrvativen, ein Theil der „liberalen Bereinigung" und einige wenige Anhänger de» Abg. Hänel stimmten; für denselben stimmten die Eonservativen mit dem Abgeordneten Stöcker, da» Eentrum, ein Tbcil der „liberalen Bereinigung" und Herr Eugen Richter mit seinem Anhang. Tie ultramontanen Blätter schrieben da mals über diesen Antrag: „Die Zustimmung zu demselben bedeute da» Eingeständniß eine» gründlichen und schweren Irrlbum», da» Bekenntniß der Reue und de» Vorsätze». die au» diesem Irrthum hervorgeqangenen Fehler wieder gut zu macken; sie bedeute da» Lossagen von den Grundsätzen der Falk'sckcn Gesetzgebung und die Beendigung de« Eul- turkampse» nach den Wünschen de» Eentrnm»." E» ist unerfindlich, wie Herr Richter nach dieser Abstim mung sich vorzugsweise berufen erachten kann, da» klerikal- conservative Bündniß zu bekämpfen. UnS erscheinen Die jenigen dazu mehr berufen, welche wie Herr Hänel in den entscheidenden Momenten ans der Bresche gestanden und die Falk'sche Gesetzgebung vertheidigt haben. Da» ^.Berliner Tageblatt" verzeichnet ein Gerücht, wonach der Reichstag früher al» zum 30. November, etwa Anfang November, wieder einbcrusen werden solle. ES würden damit allerdings viele Unzuträglichkeitcn vermieden oder vermindert werden, die au» einem so späten Wiedcr- zusammentreten de» Reichstag», wie cS bi» jetzt in Aussicht genommen war, entstehen würden. Jener späte Termin ivurdc unter der Annahme festgesetzt, daß zuvor der preußische Landtag eme Session abhallen werde. Ist der letztere Plan ausgegeben, so liegt kein Grund vor. den Reichstag erst so spät zu berufen und den ganzen Monat November unbenutzt vorllbergehcn zu lassen. Jedenfalls wäre eS wünschenSwcrth, daß bald die entscheidenden Beschlüsse bezüglich der parla mentarischen Dispositionen getroffen würden. Fürst BiSmarck hat als Entgegnung auf ein an ihn gerichtete» Telegramm de» schleSwig-holsteinischen Provinzial-Gewcrbe-Bcrbanbr» folgenden Brief an Herrn H. A.Möller in FlenSburggerichtet: „Äarzin, den 30. August 1882. Euer Wohlgeborcn freundliches Telegramm vom 16. d. M. habe ich mit Dank erhalten und werde gern bemüht sein, an der gedeihlichen Fortentwickelung de» Handwerkerstandes auch ferner in der Hoffnung einzuwirken, daß die dahin gerichtete Absicht Sr. Majestät des Kaisers schließlich auch die Unter stützung der Mehrheit der parlamentarischen Körperschaften finden werde, von BiSmarck." Lerr Eugen Richter hat, wie die Berliner „BolkSztg." mitthcilt, sür seine Person die vielbesprochene Candida lur in Pinneberg zurückgezogen! Sachlich ist aber damit der gegen die Neumünsterer Abmachung erhobene Protest nickt im Geringsten widerrufen. ES wurde unter thäliqer Mitwirkung und Befürwortung Richter'» ein anderer fortschrittlicher Ean- didat, ein Herr Klüver, ausgestellt. Ebenso ist in Tondern nunmehr gegen den bisherigen nationalliberalen Abgeordneten Francke definitiv ein fortschrittlicher Gegenkandidat ausgestellt worden. ES bleibt also dabei, daß die „deutsche" Fortschritts partei, soweit sie der Berliner Leitung folgt, von Abmachungen über ein gemeinsame« Vorgehen mit den Nationalliberale» Nicht« wissen will. Da» ist da» unanfechtbare Resultat, da» sich au» diesen schleSwig-holsteinffchen Vorgängen ergiebt und sür da» fernere Berhältniß der liberalen Parteien seine noth- wcndigen Eonsequenzen haben muß. In einer Kieler Er klärung der „Boss. Ztg." wirb ausführlich entwickelt, wie und zu welchem Zweck da» „selbstständig- Borgehen" der fortschrittlichen Wähler in Pinnebera von Herrn Richter arranairt worden ist. „Wenn man", schließt diese Erklärung, „die Bekämpfung der konservativ-klerikalen Mehrheit wollte, so war die Kieler Tactik rtthtig. wollte man die rücksichts lose Sprengung der Fortschrittspartei, so war die Tnctik Richter » richtig In Hannover ist am 2. September die erste Nummer einer zunächst sür die W.ff'len b-rechneten nationalliberalen Wochettickrfft unter dci» Titel: „N a t> c »>i l l i bera le Blätter" herailSgegcbc» worben. I» re», Prospect beißt
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