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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.04.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188304207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830420
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830420
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-04
- Tag1883-04-20
- Monat1883-04
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.04.1883
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sitr d», Erscheint täglich ftüh 6'/, Uhr. RetiNin und Lr»edtti<« JohaaneSgaste 38. APrrchkunde» der NrdarUoa. vormittag! 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. »li Nett.»»» »ich« »«r»>»»llch. U«««tz»e »er für die «üchftf»k>r«tz» N»««er drstt««trn Anleratr an rv-chrntagk» 31» 3 Uhr Nach«ttt«,s, a» L»»n- und Aesttagen früh hi« '/,* Uhr. In den /ilinlrn s»r Ins.-Aanahmn VN« Klem«, UniverütStsstraße 21. Laut» Löscht, Katharinenstriiße 18, -. nur bi« '„3 Uhr. MipMcr MAcklat Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. 4 11V. Freitag dm 20. April 1883. Mest-Auflaqe L7,8LO. ^tiolinrmeiitsprris Viertels. 4'/, MN. ii.cl. Aringerlolm ü Mt., durch die Post bezogen «i Mt. Jede einzelne Ruiiinler '2i> Ps. Belegexenipl >r tu Pf. Gebühren >nr Extrabeilaae» ohne Posibe'orderniiq 30 Ptr. uut Postbksörderung 40 Mk. Inserate 6qeipaltci»e Petitzcilc 20 Pf. Größere Schrisiu, laut »»screin Prei». verzeichniß. Tabellarischer Lay nach höherem Tarif. Nrclamrn »ntrr dem Nedactionsllrich die Spallzeile bo Ps. Jnlerate sind sie!« au d'« Ervcdition zu »ende». — Radall w-rd mcin gegeben. Zahlung praenunn-rav,'. > oder durch Post- iiaima »>,. ?7. Amtlicher Theil. s » gur Feier de- Geburtstages Seiner Majestät de» Königs von Sachsen wird Montag, den SS. April dieses Jahres, Nachmittags S Uhr ein Festmahl im Etablissement von Bonorand stattfinden. Diejenigen Herren, welche sich daran betheiligen wollen, werden ersucht, die Tafelkarten k 4 bis zum Abend des 21. dieses Monats ans unserer Nuntiatur im Nachhause zu entnehmen. Daselbst werden auch Bestellungen aus Tafelplätze angenommen. Ohne vorherige Bestellung werden Plätze nicht reservirt. Leipzig, den 13. April 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Georgi. Or. Wangemann. Den Herren Professoren. Docenten und sonstigen Mit gliedern der Universität theile ich hierdurch mit, daß zur Feier de« Geburtstage« Tr. Majestät de« König« vvn Sachsen Montag, den 23. April d. I., Nachmittag« 3 Uhr ein Festmahl im Etablissement von Bonorand stattsiuden wird, u welchem Taselmarken ä 4 --k bis zum Abend de- 2l. diese-Z "onat- aus der Nuntiatur im Rathhause au-gegeden werden. Leipzig, am IS. April 1883. Der Rector der Universität. W. Hi«. Dir Lieferung der zur Dauipikcsjelheizuna in der hiesigen Stahtwasterkunst aus die Zeit vom 1. Juli 1883 bi« mit 30. Juni 1884 erforderlichen ca. 40,000 Etr. — 2,000,000 Kilogramm Steinkohlen soll vorbehaltlich der Au-wahl unter de» Submittenten an den Mindestsordernten vergeben werden. Offerten sind bi« zu den 12. Mai d. I. Abend« 5 Uhr schriftlich und versiegelt an da« Bureau der Stadtwasserkunst (Stadthaus, Obstinarkl Nr. 3. 3. Etage. Zimmer 142) ab- zugrbeu, woselbst auch die Lieferung-bedingttngen «„gesehen werden können. Leiprig, de» 1L April 1883. Deputation >»r Wasserkunst. Vrkanntmachmß. Die Lieferung und Beilegung vou ISO lfm. gradlinigen Granitschwcllen und von 122 Stück Bannihesselemfassungen von Granit in der Strafte IV und der verlängerte» Marfchnerstrafte im südwestliche» vehammgSplan soll au einen Unternehmer in Aecord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arveiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. Nathhau«, Zimmer Nr, 14 au« und können vaselbst cingescbcn rcsp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Granttschwellen rc. in Strafte IV und Marfchnerstrafte" versehen ebendaselbst und zwar bi» zum 30. April diese« Jahre« Nachmittag« 5 Uhr einzureichcn.', Leipzig, am 14. April 1883. De« Rath« der Stadt Leipzig Straftrnbaudrpatatton. Vekallntmachung. Die Herstellung von I01V lsdm. Schleuß« M. Elaste in einigen Straßen de« südwestlichen Bebaunngßplane« soll an einen Unternehmer in Aecord verdungen weroen. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhau-, Zimmer Nr. 14 au« und können daselbst eingcsehen resp, entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit .der Aufschrift: „Tchleuften in den» südwestlichen Bebauungs pläne" versehen ebendaselbst imd zwar bi« zum SV. April diese» Jahre«, Nachmittag« 5 Uhr einznrelchen. Leipzig, am 14. April 1883. De« Rath« der Stadt Leipzig Straftenban-Deputation. Die Herstellung einer inacadamisirten Fahrbahn in Straße IV de- südwestlichen Bebauung-plane«, sowie in der verlängerten Marsckmerstraße bi« zur der Bi-marckstraße soll an einen Unternehmer in Aecord vervungen werken. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau Verwaltung, Rathhan«, Zimmer Nr. 14 au« und können daselbst eingcsehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: Macadamisiruna der Straft« IV und Marfchnerstrafte versehen ebendaselbst und zwar di« zu», 30. April diese« Jahre« Nachmittag« 5 Uhr einzureichen. Leipzig am 14. April 1883. De» Rath« der Stadt Leipzig Straftenbaudeputatton. Der Kellner Wilhelm Heinrich Paul Richter au« Schraplau hat sein unter dem 14, Mai 1881 von der Unterzeichneten Behörde ausgestellte- Dienstbuch vor längerer Zeit verloren. Wir bitten, dasselbe im Anssindung-falle anher obzugebeo. Leipzig, am 17. April 1883. La« Poltfkinmt dafeltft. Bretschneider. Zwei hier in Hast befindliche Fraiien-personcn sind dringend verdüchtig, in der Zeit vom 2. bi« 8. diese« Mono!«, insbesondere am 4. und ln der 6, Abendstunde de- 8. diese» Monat- auf der Grlmmaischen Straße hier an anderen Frane»«p»rsonen Taschen« diebstähle verübt oder versucht zu haben. In dem letzterwihnten Falle haben sie namentlich mehreren Frauen in die äußeren Mantel taschen gegriffen, welche eine» mit sogenannten an crikanischen Bold, iäfern bandelnden Okann umstanden haben. Mit Bezug hierauf werden die bitber »nermittelten ^stohlenen oder sonstigen Personen, welche über diese Diebstähle Wahrnedmungen gemacht haben, andurch ausgcsordert, ungesäumt zu ihrer Vernetz, mung al« Zeuge» sich bei der Unterzeichneten Königliche» Staal«- anwaltschast hier» Harkoristraße 8, parterre, Zimmer Nr. 10, ei», zufinde«. Leipzig» o» 17. April 1883. Die iöitigliche Staatsanwaltschaft. Brückner. Auktion. Dienstag, den 24. April >883, 3 Uhr Nachmittag» olle» lm AnciionSloenle de- Königlichen AmiSgerichi« <Enigai>g von der Kleinen Bnrggasse) ION » Bände Schiller'-. 600 Stände Hauff'- und 10'8 Bände Goetbe'S Werke, 035 Bände Lena»'- Gedichte 700 Bände Weber Demicrüo« und 324 Bände Ocser Perlen, Pracht, au-gabe, öffentlich an den Meistbietenden gegen sofortige Baar zahlung versteigert werde». Leipzig, den 18. April 1883. Thierbach, Gericht-Vollzieher. Auctionserltdigung. Die für Freitag, de» 20. April 1883, Bormittag« S Uhr an. gesetzte versteigern»« von 14 Fast Wcistwctn, 1 Fast 4i«th- wctu und 1 Fast N»m in dem Keller de« Hause« Markt Nr. 10 hier bat sich erledig». Leipzig, den IS. April 1883. Lürichkli, Gerichtsvollzieher. Nichtamtlicher Theil. Die vorberettungeu zur Kaiserkrönung in Moskau. Mehr «I« zwei Jahre sind vergangen, seitdem Kaiser Alexander II. in seiner Hauptstadt Petersburg ans so grauen volle Weise ermordet wurde. E« gelang glücklicher Weise, die Hauptschuldigen al-bals zu ermitteln und sie der ver dienten Strafe zu Überliefern. Aber wonach man vergeblich strebte, da« war die Aufdeckung der geheimen Fäden der nihilistischen Verschwörung und die vollständige Unterdrückung der gefährlichen Bewegung. Erst vor wenigen Tagen ist die Erinnerung an die Ermordung Kaiser Alexander'« II. durch die uoch nicht beendigten Proeeßverhandlungen gegen den Be sitzer der Käsebuke aus der NcwSki-Perspeclivc, der sich Koboseff nannte, aber mit seinem wahren Namen Bogdciiio- witsch heißt, und seine 16 Genossen erneuert worden und fleickzeilig wird von den großartigen Vorbereitungen für die cierliche Krönung Alexander s III. in Moskau berichtet. Alle die zahlreichen asiatischen Völker, welche der Herrschaft Ruß land« unterworfen sind, wollen am 27, Mai, oder, wie c« jetzt heißt, am 10,Juni, dem jungen Zaren inMoSkau ihre Huldigungen darbringen. Vom Kaukasus und vom Ural werden sich die Abgesandten der Bergvölker einsindcn, au« den Steppen dir Kirgisen, die Taranlschen und Dunaancn. au« Sibirien und von der persischen und chinesischen Grenze strömen sie herbei die Abkömmlinge der Mongole», welche dem russischen Sccptcr gehorchen. Da«Achtzig Millionenreich wird bei den, KrönungSsest in seiner ganzen Pracht und Herrlichkeit sich zeigen, und auch die europäischen Großmächte werden theilnehmen an der Feier, durch welche Alexander III. erst in vie ganze Fülle seiner absoluten Herrscherrechte eingesetzt werten soll. Denn nach russischer Austastung ist die Macht de« Zaren so lange nur eine unvollkommene, bevor sie nicht die Weibe im Kreml erhalten hat, erst wenn der Patriarch seine- Amte« gewaltet und unter Glockenklang und Kanonendonner allen Förmlichkeiten Genüge geschehen ist. sind die Bedingungen erfüllt, unter welchen der Herrscher Rußland« über Tod und Leben seiner Unterthanen unumschränkt gebieten darf. Al« Alexander III. am 13. März 1881 die Negierung antrat, bereitete er seine Unterthanen darauf vor, daß er längere Zeit verstreichen lasten werde, bi« er nach Moskau zur Krönung gehen werde, er sprach e» au«, daß die durch da« furchtbare Ercigniß aufgeregten Gcmüther sich erst be ruhigen müßten, bevor die durch die Ueberlieferung vorge schriebene feierliche Bestätigung der von ihm ererbten Kaiser wurde vollzogen werden könne. Daß die Frist sich so weit au-dehncn würde, wie in der Thal geschehen, hat wohl Alexander III. selbst nicht erwartet, aber die Erfahrungen welche in Bezug aus die nihilistische Bewegung gemacht wur- den, mahnten zur Vorsicht und ließen die Üevercilung der Krönung als ein gefährliche« Wagniß erscheinen. Dunkle Gerüchte über da« Vorhaben der Nihilisten, die Feier in Moskau durch ein neue» schändliche« Verbrechen zu stören konnten nicht zur Ruhe komme», und wenn sie auch von maß gebender Seite von Zeit zu Zeit al« unbegründet bezeichnet wurden, so erhielt sich doch ver Zweifel an der Nichtig' der Ablcugnung. Endlich erschien Alexanver III. zu allgemeiner lieber raschung im vergangenen Herbst zum Besuch der Moskauer Jnbustrieau»stcllung in der Hauptstadt Attrußland«. Man dachte, daß bei dieser Gelegenheit die Krönung gleich mit- vollzogen werden sollte, ohne große« Gepränge und gleichsam cxtcmporirt. Aber bald ergab sich der Ungrund dieser Ver« muthungrn, ohne jedoch den Eindruck gänzlich verwischen i können, al« ob etwa» Derartige« ursprünglich wirklich beav- sicbtiat gewesen sei. Die Anwesenheit Alexander'« III, in Moskau ging ohne jeden störenden Zwischenfall glücklich vorüber und zur Earnevalszeit wurden sogar im Winter- palai« in Et. Petersburg glänzende Ballsestlichkeiten abge halten, so daß allmälig eine gewisse Beruhigung der geängstlg- ten Gemüther eintrat und Alles wieder in da» frühere Gelei« einlenkcn zu wollen schien. Aber eine« Tage« verließ der Kaiser wieder seine Residenz und zog sich aus sein öde« Schloß in Gatschina zurück, um dort bi« zum Ausbruch nach Moskau zu verbleiben. Der 18, Mai ist al- der letzte Termin bekannt gemacht worden, bi« zu welchem sich die AvclSmarschLlle und der Hobe Adel in Moskau zur Krönung rinzufinden hat, es kann also kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß die Krönung wirklich zur sengesetztcn Zeit vollzogen werden soll. A» VorsichtS- maßicgcl» hat man e« nicht fehlen lasten, die Bürgerschaft von Moskau hat eine Sckiutzivache von 50,000 Mann organisirt, die Alle« ausbieten wird, um jede Gelabr vom Hanpie dcr Nation serlizuhaltcn. Da« ist gewiß zweckmäßig unv danken« wertk und wirr nicht wenig dazu beitragen, die so »ölhige Beruhigung zu gewähre». Man erwartet zur Einleitung der KrönungSseierlichkeiten eine Knndgcbnng de« Kaiser«, nnv die Niinlifien haben zu wiederholte» Malen ihre Wünsche in dem Sinne anSgcvrnckt, kaß der Kaiser de» Rüsten eine Verfassung geben möge. .'luchBogdanowilsch bat beldcilGerichtSverbaiitlungen», Peters burg die Erklärung abgegeben, daß die Nihilisten e» al« ihre einzige Ausgabe belrachtcien, den Bruch mit dem bisherige» Willkürsystem zu erzwinge». Dazu habe der Schuß der Bjcra Sastulilsch aus de» General Treposf da« Signal gegeben. Die Wunsche der Nil'ilisie» sind bisbcr unbefriedigt gebt,eben und e« in mit großer Wahrscheinlichkeit anzuneliinen, daß auch die Kaiserkrönnng in dieser Beziehung keine Aendcrnna drin gen wird. Wenn Alexander IN, oic Absicht hatte. Rußland eine Verfassung zu gebe», so würde er sie vermulhlich bald nach seinem Regierungsantritt, al« der furchtbare Eindruck der Ermordung s-iueö Vater« »och frisch war, verwirklicht babeu, aber Lori« M likoss, der Vertreter der VersassnngSldce, erhielt seinen Abschied und einer der Hanptanliängcr des chrankenlos«» Absolutismus. Graf Jgnatiefs, trat an seine Stelle. Auch von Gras Tolstoi, besten Einfluß heute der herrschende ist, hat man nur gehört, daß er conscrvativen Anschauungen huldige, und nichts berechtig! zu der Annahnie. daß in diesem Pnncte ein Umschwung au höchster Stelle cin- gctretcn wäre. Und in der Dhat sprechen wictzllge Gründe gegen die Uinwcmklnng Rußland« in einen Vcrsastungsslaat. Hat doch chon die Einsilbrnng der Schwurgerichte zu den aller- bedenklichsten Erscheinungen geführt. Mörder wurde» srci- g sprechen, weit die Geschworenen den Wal'rsprnck» „Nicht- chuldig" abgabcn. Und nicht viel ander« sind die Erfahrungen, welche niit den Provinzialvcrtretungen, den Semstivo«, gcmachl werden sind. Der gestammte staatliche Znstand Rußlands ist viel zu unstetig, die Volksbildung steht aus einem viel zu niedrigen Standpunct,al« daß von Wahlen im constituticnellen Sinn die Rete sein könnte. Da« wesentlichste Ersorderniß für die Wohlfahrt de« russischen Volke« ist. daß der Beamtenstand von den unreinen Elementen gesäubert und daß in »msastender Weise für die Verbreitung von Volksbildung Sorge getragen wird. Nach beiden Richtungen hin ist Alerander III. beinnht, seine Regentcnpflict'ten »ach besten Kräften zu erfülle» und c« steht zu hoffen, daß diese Bemnhiliigcn auch »ach einer Reihe von Jahren gute Früchte trage» werden. Ob c« gelingen wird, die verderbliche Saat de« Nihilismus auSznrollc», muß dahin gestellt bleibe», aber da« Mittel der Ausrichtung de« VersastungSnaalS in Rußland ist ei» so radikale« und gefährliche«, daß e« gleichbedeutend sein würde mit dem Ersatz emc« bekannten Ucocl» durch ein unbekannte«. Leipzig, 20. April 1883. * Zur parlamentarischen Lage wird un« au« Berlin vom Mittwoch geschrieben: „Man nimmt allge mein an. daß da« preußische Abgeordnetenhaus bereit« am Freitag in die Beralhung der Pnttkamer' schen BerwaltungS-Gesetz-Ei'twUrfe rintrctcn wird und daß zuerst tz, 27 de« OrganisationSgeseheS. in dem die Ver schmelzung von Bezirksrath und BczirksverwaltungSgericht ausgesprochen ist, da« Hau« beschäftigen wird. Dieser Paragraph darf al« einer der wichtigsten und bedeutsamsten de« ganzen Gesetze« angesehen werde», er wird von Herrn v. Pultkamer selbst al« da« punctum «nliois bezeichnet und gegen die darin enthaltene „Vereinfachung" der Miltclinstanz in der Celdst- vcrwaltu..^ wird sich rin hcsliaer Kamps der Liberalen ent wickeln. r«n dem Schicksal diese« Paragraphen glaubt man am besten die Chancen de« ganzen Gesetze« ermesscn zu können; sollte er abgelehiit werden, so ist da« Zustande kommen de« Gesetze« sehr in Frage gestellt. Bei der Berathuilg der VerwaltungSgcsetze wird sich da« Mißliche de« Zusammcntagen« de« Reichstage« und des Abgeordneten hauses besonder« traurig offenbaren. E« scheint zwischen den Präsidenten beider Vertretungen vereinbart worden zu sein, daß da« Abgeordnetenhaus die Vormittagsstunden von >0 Uhr an, der Reichstag den Nachmittag von l Uhr an für sich in Anspruch nehmen sollen. Eine ossicielle Mittbeilung ist darüber noch nicht gemacht worden. Aber e« ist sehr zweifel haft, ob r« bei Bcratbung eine« so eminent wichtige» Gesetze«, wie da« VcrwalkungSgesetz ist, immer möglich sein wird, vie Sitzungen zu der Zeit abzubrechen, wenn sich der Reichs tag versammelt. Hier wie dort stehen wichtige Gegenstände zur Verhandlung und e« wird den mit zwei Mandaten be gabten Herren nicht leicht werden, sich zu enlschcikcii, welcher Sitzung sie beiwohnen sollen. E« wird Morgen, Donnerstag, voraussichtlich im Abgeordneteuhause zu einer heftigen GcsMäsrsordnuiig«- debatte kommen, wozu gestern bereit« kleine Anläufe zu be merken waren. Ter Präsident hatte für die DcnnerstagS- Sitzung anßer der Erledigung der Seeundairbabnvorlage die Lesung de« Gesetze« über die Schnlversäumnisse angesetzt, wogegen aber sorlschrittlicherseit« mit Beziehung auf den Jnpait der kaiserlichen Botschaft und die Arbeiten de« Reichstage» prolestirt wurde Herr von Korllcr wußte zum Leidwesen der fortschrittlichen Herren einer unangenehmen Debatte dadurch auSznweicben, daß er taktvoll das Schnl- vcrsäumnißgcsctz von der Tagesordnung absetzle. Am Schluß der Sonnabend«-Sitzung de» RelchStage« hatte ja auch Herr Richter den Präsidenten von Levetzow darüber interpellirt, ob nicht zwischen ihm und dem Herrn v. Koellcr eine Verständigung über die Eintheilung Ser parlamentarischen Geschäfte getroste» werden sei ü« ist wobt anzunchmcn, daß GcschäftSordnunaStebatten hier und dort in der nächste» Zeit den Schluß der Verhandlungen bilden werden. Vielfach, auch in »ichlsortschrittlichen Kreisen, hat man e« für zweckmäßig erachtet, die BcrwallnngSgescye jetzt zurückzusiellen, wälircnv andererseits und brsonker« durch Ab^rorknele, die zu Herrn v. Puttkamer Beziehungen haben, die Nolhwendigkeit der sofortigen Durchberalbung dieser Gesetze betont wird. D e Verhandlungen dürsten mindesten» acht Tage in Anspruch nehmen; dann liegt für da« Abgeordnetenhaus nicht« vor, wa« einer sofortigen Erledigung dringend bedürstig wäre. Die gestrige Audienz, die der preußische Minister de« Innern beim Kaiser halte, soll sich, wie man wohl mit Recht vermnlhet, ans die Verwalt»» ,age'ez>' lezo.zcn haben. Bi« jetzt ist natürlich »och nicht« Benimmte« darüber bekannt geworke». Mit größerer Bcsliuimih.il w> V b mle bereits in polnischen Kreisen erzählt, daß in vor gestrig ,i Anestnz de« Fürsten Bismarck bei« Kaiser c« sich nia-l nur »m all gemeine Disposttlonen für vie Dauer Ver Abwe'enheir kr« Monarchen von Berlin, sondern auch um eine Besprechung über die kirchenpolilische Vorlage, deren Zustande'..,mmen von dem Kaiser unk de», Kanzler gleich triiigeuv gen, uns,, l wird, gehanvelt hat. Man will sogar willen, daß t e A i.oorl ve« päpstlichen Slaalssicrelairs J.reobiui ans vie Note de« Herrn von Scbloezer eingcirossen ist. Das lir.'.ei polikischc Gesetz bat im Augenblick wenig Eoaneeii. Unwahr ist e« sicherlich, baß. wie dem „Mon leur te Rome" von Berlin lclegraphirt wird, Herr von Beiinigscn das Znsiande- kominen desselben verhindert. In der letzten Zeil, seiltein man überhaupt von diesem neuesten Projeel des.Kanzlers ans kirchenpolilischci» Gebiete spricht, bal eine Unle>revu»g dc> »alionaltiberalcn ParlcisübrerS mil kein teilenden SlaalSinann nicht slatlgesnnken und cs ist auch unwahrsch-inlich. Vaß der Letztere, wie bock» er auch Herrn von Bennigsen schätzt, sich durch ihn in der Anssuhrnng dieses Piano« abbatlen lasten wurde. Der Widerstand kommt kieSinal, wie wir die« schon kürzlich andenlelen, von anderer Seite, au« dem Schooße des preußischen Ministerin,»« selbst, vou Herr» von Goßler. Von ihm war der »culicho Artikel der „Berliner Politischen Nacl'r." inspirirt, er. bei dessen Erneiiiinng zum preußischen EullnSministcr die Hossniing der KathoUlen auf endlichen Frieden der preußischen Regierung mit Rom wuchs, will einem Gesetze ans der von un« neuiich bezeichnctcn Grundlage nicht znstimnie» und die Vorlage gilt vorläufig für mißglückt. Tiejenigen Eonservaliven, die eine schleunige Beilegung de« Kircheuitreite« wünschen, habe» in ihrem Ünmulbe über den Widerstand de« Eultusininister« zugleich ihre Mißstimmung über die »»bequeme Selbstständigkeit desselben dem Reichs kanzler gegenüber docunieulirt. Man hat die vortreffliche und durchaus sachliche Rede de« Herrn v. Goßler Uber die' Diviscction al« ein deutlichen Avis nach oben betrachtet, in Fragen seine» Ressort« nicht jeder Selbstständigkeit entsagen zu wollen »ild v>,rin ethet, daß zwischen dem Kanzler und dem EnttuSminifler geheime Frictioiwn bestehen. Aus die morgige ReichötagSsitznng ist man allgemein höchst gespannt. Ma» erwartet allerlei Ueberraschungen und, wie schon gestern inilgelhcilt, glaubt man mit ziemlicher Sicherheit an da« Erscheinen de» Reichskanzler«. Daß dadurch die an da« Krailkeiieasscngesctz anzil'uüpsendc Bebandluna der kai serlichen Botschaft unter Umständen einen sehr heftigen Eharakler «»nehmen wird, ist kaum zu bezweifeln. Man er wartet, daß Herr von Bennigsen, der sich einem Adreß- anlrage wikersetzle, da« Wort nehmen wird »nd ebenso Herr Richter, und gerade durch letzteren Umstand und durch die Animosität diese« Abgeordneten gegen den Reichskanzler ist die Annahme einer erregten Debatte gerechtfertigt. Herr Richter kann und will sich nicht mäßigen und wcmz auch in einem an die Vertrauensmänner der Fortschrittspartei gerichteten Rund schreiben de« „verstärkten gcschäslssührentcn Ausschüsse«" dieser Partei der nuangenchme Eindruck abgcschwächt werden soll, de» vielfach die von Herrn Richter angeregte Geschäst«- ortnungSdebatle nach Verlesung der Botschaft gcmachl hat, so dürslc er morgen doch wieder im allen Fabrwasser seiner parlamentarischen Gepflogenheiten anziilrefsen sei». E« ist wünscheuSwcrlh, daß bei der allseitig anerkannten Schwierig keit der Geschäftslage de« Reichstage« durch eine derartige Debatte der Beralhung der wichligcn Gesetze nicht allzu Viel Zeit geraubt werde." * Die russische Presse diScutirt gegenwärtig eine even tuelle Einschränkung der Zahl jüdischer Schüler an de» Mittelschule». Anlaß bot eine Tenkschnst de« General- GonveriieurS von Odessa über die Uebeeiüllung der Mittel schulen mit jüdische» Schülern, Der „Wossschvd", da« Organ der iSracliliichen Volke- und Enlli» Jnlercsie», b'inerkl zu den Vorstellungen de« General Gouverneur« über diesen vermeint lichen Uebelstand, eine derartige Einschränkung würde dem jüdischen Fanatismus in die Hand arbeiten, den Stab brechen über eine vierzigjährige, ans die Hebung der Bildung unter den Juten aerickletc Tbäligkeit der Regierung und viele» Juden den Weg zur Bildung verlegen. * An« dem ungarischen Abgeordnetenhanse wird vom Mittwoch gemeldet: „In der Assaire Polonvi- Füzessery gab der Ministerpräsident Tisza zunächst in einer geheimen Sitzung und dann i» der Pieiiarsitznng die gestrigen Aussagen Polonvi'« vollkommen besläiigcnde Er tlärungen ah und conslatirle, daß weder der Raine eine« Abgeordneten Pelonvi »eck ein ä! »lieber 'Name in der Liste der Grazer Polizei verkomme. Die Regierung überlaste cS dem Hause, sein Ansehen zn wahren. Der Abgeordnete Fnzesterp erkannle hieraus, in der Mille de« Hanl s stehend» sein incorrcclr« Vorreden an. welche« ans einer falschen Jn- formalion beruht habe. Er habe die Jnleri'ell.ilie» l-oiur licko gestellt, da« Ansehen des Hauses nickt schädigen und den Abgeordneten Po.diivi nicht beleidigen wollen. Er bitte de.« Hau« in aller Form »in E>ilseb»loianng, Der Ministerprä- sikcnl TiSza cii'nchte da« H,.n«, die Au uuegenhett als erledigt anzulehen, da Fiizesteiv srenuillig „in Verreibung gebeten babe. Tu« Han« stimmle zn unk beschloß, das Facluni der frei willigen Bille »in Verzeihung in« Pioleloll ansznnehmcn und zur ürageSordnung uheizn.ghrii" * Herzog Karl U, vo» Parma ist am 17, d. M. in Nizza gestorben. Herzog >'.»> II, Ludwig von Bourbon. Jnsant von Spanien, wurde in, Jabre I7lw» geboren, f'olgle seiner Mutter, der Jnsanlin Marie Lonüe, >»> Jabre 1821 in der Regiernng dc« Füistenlbiii»« Lnrea; im Jabre GI7 trat er Lucca an TeScaiia ab nud sueeedirle »ach dem Alv leben der Herzogin Marie Louise von Parma ini Dce.-mbcr 1847 in Parma, Piwenza und Guastal.a. In den März- tagen dc« Jahre« 18 G letzte er eine R'»enlschast ein. welche im daransfolgenden Monate durch cs» provis. ri'.l'e« Gouverne ment ersetzt wurde. Am l!>, Avril GI8 verließ er Parma und legte mit dein Manifeste, talirl Weißtrovp im König reich Sachse», 14. Mär; >810, zu Gunsten seine« Sohne«, de« seither verstorbenen Herzog« Ferdinand Karl III., die Regierung nieder. Seit ticier Zeit lcble er aus seinen Gittern in Toscana bei Viareggio »ud i» Nizza. * An« Pari« wird der „Köln. Ztg." vom 17. d. M. geschrieben: „Dir Negierung wi>d am nächste» DouncrSlag,
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