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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.04.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188304243
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830424
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830424
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-04
- Tag1883-04-24
- Monat1883-04
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.04.1883
- Autor
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MW» MW Grschri»t täglich frühUhr. LnetzUs» Nr». 8--. UeDgrtis» »»s J»hail»e«-«sse Aprrchst»teg her Res actis»: B»n»ittag« 18—18 Uhr. Nachmltta«« 4—ü Uhr. «H-»- ««.uicr^t, »»4« »« 8«, »8, tzte «Lhfff-Igentze 8efft»»te« Inserste «« t««en 8t« 8 Uhr Nsch»ttt«s«, n»8 -esttsgegsrätz8t« V.8Uhr. 3» he» Filialen für Ius.-^vonhau: Mt« Kle»», UmversitLtSftraße 81. »«>ts Läsche, Kathattueuftrahe 18. P. »»r 8t» vtzr. 114. UchMtr.TiAMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. DieuStag den 2t. April 1883. Meß-Auflage 17,8»». Ahennemrntspreis viertelt. 4'/, mcl. Bringerlohn 4 Mt., durch dir Post bezogen Ü Mk. Jede einzelne Nummer 8Ü Pf. Belegexemplar 1(1 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne PostbesSrdcrung 39 Mk. «lt Pvstbesörderung 48 Mk. Inserate (-gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer Sa» nach höherem Paris. Ueclamen unter dem KedactionaArich die Spaltzeile bO Pf. Inserate sind siel» an die Ez;pe8tt1«N zn lenden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneuuweranäo oder durch Post- r.Lchnahme. 77. Jahrgang. Amtticher Theil. schhalle a» der vermiethlln- »»> Mdthetl»>ge» der Fleis« Hodpttalstratze. Tu obengenannter Fleischhalle sind di« miethfreie» Nb» <H«H»»Ue» Nr. s, LS, PP, 81 anderweit gegen ein- m»a«tliche Kündigung sofort >« *er»iethe» und bezüg- liche Miethgesuch« auf de» Rathhaus«. 1. Etage. Zimmer Nr. 17. anzubringen, wo auch die vermiethungSbedingungen zur Einsichtnahme ausliegen. Leipzig, »« 17. April 1883. Der Äath der Gt«dt Leipzig. vr. Georgi. Bren jrendel. Bekanntmachung. >» 18. diese« Monat« früh ist im Rosenthale »Srdlich von der so«. >r»h«» Mrse der nachstehend näher beschriebene Leichnam eine» anschetuead den besseren Ständen a«gehörenden, ekca SS Jahre alten, unbekannten Manne« erhängt ausgefundeu »ad pnlizeilich aus gehoben worden. Größe: 1.78 s Haare: dnnkrlblond; Augen: grau; Nase, Mund gewöbnltch: Bart: blande« Schnurbärtchea: Zähne: gut: Gestalt, uetttel; besondere Kennzeichen: der rechte Arm ist im Ellenbogen- gelrnl steif, halbgekrüinmt und dünner al« der linke. Bekleidet war der Unbekannte mit: grauem Iaquet, dergl. Weste. dnnAer Hake, leinenem Oberhemd, wollener Unterjacke, dergl. Unter- " >le» Stiefelette», schwarzem H»t und führte außer verlcdiedeae» sserten ein Bisttenkartentäschchen mit einigen auf: „Parsl8 Grade" lautende» vtsitenkanen der sich. Mr ersuche» um schleunige Mittheilung, dafer» über dir Persön- lichkrit de« Ausgefundene» irgend Etwa« bekannt sein sollte. . Leipzig 81. April 1883. Da« Polizei »>«1 8er Lt«81 Leipzig. Brrtschnrtder. Rstr. Faldix sweimarksttcke, an« einer Sohn»»- t» Nr. 14 der Turnerffraß», am gleichen Tage Mittag«; 87) rin schwarzer Tschrsck mit einer «rihe Knöpfen «nd chwarzem Futttr »nd ei» Paar Hosen van schwarzem kleinrarrtrtr» Stofs mit grauem vundfutter, au« einer Wohnung t» Nr. 4 am König-Platze, am 20. ds«. Mt». Abends; 2o> eine silberne Epintzeluhr mit lödirtrm Zifferblatt« »nd »littchen aus der Rückseite mittelst Tasche»8t«8ftshl« °»s dem Köatasplatze. am 81. dfö- Mt«. Nachmtttogö; W) ein Mann-rack von dunkelgrauem Stoffe» alt, «tt »wel Reihen schwarzen HornknSpsen und Wollatlaöfutter, au« einer Nieder lage in Rr. 16 der -atbarinenslraß«, am gleichea Tage Abend«; 30) eine silberne Cylinderutzr mit Secund«, Goldrand und ge riester Rückseite mit Schildchen in der Mitte, mittelst Lasche«8ieo» tatzl« aus dem KSnigtplatze, zu derselben Zeit; 81) ein Portemonnaie, enthaltend 8» ^l, in drei Doppel- krönen und div. Silber-, Nickel- und Knpsermünzen, sowie eine» chlnffrl und einige Visitenkarten. mittelst Taschrnbtrbstatzl« aus dem Wege vom Ricolaikirchhos bi« nach de« Dresdner Bahnhof, am 3. dsö. Mt«.; 62) ein Zmanzißmarychtia (alter Form), au« einer Wohnung in Nr. 6 der Gotischebstraße. vom 19. blö 20. ds«. Mt«.; 33) ein schwarzlederne« Portemonnaie mit selbem Bügel, ent. haltend 28 », in einer Krone, einem Fünsmarkstücke. zwei Thaler» und einem Zweimarkstücke, zwei tthrschluffel, zwei Tasche»kalr«8er und einigt vabemarken, au« einer Ankleidrzrlle im Sophienbad, am 81. ds«. Mt«, Abend«; 34) ein ebensolche« Portemonnaie mit ktahlbügel und einem Inhalte von 12 «i 28 ^ in zwei Zweimark-, acht Mark- «nd wei Zchnpsrnnigstücken, mittelst Laschenptepstnhlö aus dem üugustu-platzk, am 22. ds». Ml«. Nachmittag«. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlene» Sachen oder den Tyäter sind ungesäumt bei uusrrer Eriminal. Abteilung zur Anzeige zu brinar». Leipzig, am 83. April 1883. Da« Polizei-Amt der LAttzt Leipzig Brrtschneider. Kneschke. Virkßchls - Vekavsttmukuns. Bestöhle» wurde» allhier erstatteter Anzeige »»folg«: 1) Ein polirter Putztzotel, eia Gchr«88»8el. eia Ltabtzobel. l »techrisen n»d eiv Metermaasi, an« einer Banbud, eine« «baue» Ecke d« ScheÄrubars- «nd EUsenstraß», vom 8. bi« ed«»e« GeldtischHe» mit Bnnnniband und einem . I» in drei Krone», einem Thaler» einem thaler. btrbstatzl« auf dem Barderobrzimmer im ein , Ne»ba»«« 8. P». Mt« 8) et» braunlei Inhalt« von ca. Markstücke m ^ ^ am 18. ds«. Nt». Nachmittags; frcte«, schtoanlederue« Partrmannaie mit Btahlbügel, rnthäliend 1 ^l 70—88 ^ t» kleiner Münz« auf gleiche Weise aas de« Naßplatze, am 14. ds«. Mt«. Nachmittag«: 4) ela starke« aaldeae« >r«d««d» schwarz emailltrt und in der Mitte mit einer Perle verziert, an« einem Larolaiheater, vom 14. bi« 1«. in«. Mi« 4) eine rothaestrichen Skr. 84 der Sebastian .. 4) ein Manntrack von dnnNem Stoff mit schwarzem Futter «nd et» Paar Hose» von schwarzem Stoff» au« emer Schlafstube in Nr. 74 der Ülrichögaffe» in der Nacht vom 14. zum 16. ds«. Mt«.; 7) rin Paar Hosen und eine Weste von grauem aesprteßellen Stoff »nd ei» Paar gestickte Hosenträger, ferner rin Paar Hosen von dnnkelblauem glatten Stoff, au« rtnem Neubau a» der Jacob- am 16. ds«. Mt«. Vormittag«: 8) w»ei Barre« Kupfer, gez. blL L. 18, 18 Kilo schwer, au« Güterwagen im Magdevur Waschwanne mit eisernen Reifen und eia Waschfaß, u, mittels» Nachschlnffel« an« einer Kellerabtheilnug in Sebastian Bachstrabe, in der Zeit vom 8. bi« 16. ds«. Mt«.; sowie einige Visitenkarten aus ,,6>»r» vaclcert' Taschenbtebstatzl« aas dem Augnstu«platze, am rinem Güterwagen im Magdeburger Bahnhof, z« derselben Zeit: 8) «in alte« schwarzlederne« Geldtäschchen mit gelbem Schlößchen, «»thaltend ca. 18 ^4, in einer Krone, einem Fünfmarkscheine und kleiner Münze, - - lautend, mittelst -"KL" ' stülpen und auf dem R 11) ein l«r Ri riorr Reih« HornkaSpfen, Pliffä- und Schnureabrs« laus«bude aus dem A»gustu«plage zu gleicher Zeit 18) ei» schwarzlederne« Geldtäschchen mit a enthaltend 78 in drei Doppelkroarn, zwei Z> an demse>acn »ge», eine Niste Pöklinge, ungcsähr fünfzehn Se««el« ltgsplatz« in der Nacht vom ädcheusttekel von Kalbkeder» hohe Fayoa, mit Lack »in Zuknopsr» eingerichtet, von einem Verkaufsstand platz«, am nämlichen Tage Nachmittag«; raueu-NeGe«»a»tel von braunem Stoff«, mit Kragen, vrnknöpfen. Plisib- und Schnureabefatz, au« einer ver- mtt gelbem Schlößchen. Doppelkroarn, zwei Zweimarkstücken und klein« Münze, sowie zwei Briefmarken 4 10 ^ eine Rechnung und eine Pappmarke, von rinem Lrrkaus«stand ebenda an deinse». Tag« Abends: 13) ein Fähcheu mit Brattzeringe», «in« Kiste Kieler Sprotte» und u»> " au« elurr Verkaustbude ans dem Könh 1«. »um 17. ds«. Mt«.; 14) rin schwarzlederne« Geldkäfchche« mit enthaltend 74 in Bold- und Silbrrwünze», ^owie eine, kleinen Schläffel »nd einen Talchenkalender au» dem Borsaal einer »ohanng in Nr. 11 der Lessingstrabe am 17. ds«. Mt«. Nachmittag« 14) ein ebensolche« Portetuonuaio mit desectem Bügel «al eine« Inhalte von 11 88 ^ in eia« Krone und div. Silber gelb«, mittelst Tascheudtebftahl» aus dem Augustusplatz«, am L di«. Mt«. Nachmittag«; 15) ei» «tnkrräderzteher von oNvenfarbigem gestreiften Stvff, «tt schwarzem Sammetkragen, Seitentascheu mit Patten und braunem gestreiften Wollatlagfutter, an« einem Neubau an der Sophieustraße, am aleithsu 1?) eine silberne Ltzltuderntzr mtt Gecnnde, Goldrand und eiselirirr Rückseite mtt Schildchen, nebst kurzer Haarkette mit Gold- drschlag, au« der Flur de« Hause« Nürnberger Straße 41, au. »ümltchen Tage Abend«; 18) vier leinene «nd ein bounnvallene« Vetttnch «nd sech« Hgttptächer, fast neu au« dem Borsaal ein« Wohnung in Nr. 6 d« Bayerischen Straß-, im Lanfe d« letzttwrgangenen 8 Wochen; 19) ein »wanzigmarkstitck, an« einem Grschüft«loeal in Nr. 11/18 8er Bistcherstraß». am 14. ds«. Mt«.; 80) eine große Waschwanne mit Henkel, und eisernen Reife», an« «mem Krll«ra»me in Nr. IS 8« Albertstratzr, in der Zeit vom «. 8«« 13. L. «,«.; 81) ei» Mannsrock von graubraunem gemusterten Stoff, mit «in« Reihe K»«psr», bion» und »eißgestretstnn Aermel- »nd schwarz«» M»Iatlo«s»ttn im Schooß — in ein« Tasche befand sich ein weiß lei»«»»« Taschentuch, aez. 4. X. — au« ein« Wohunn, in Skr. 30 8«r K»r»«straße, am 19. ds». Mt«.; M) ei» Loupon grau- »nd wrißmelirt« Stoff» 9'/, Met« hnArn», ,»« rinem verkauslftaud in Nr. 81 d« Großen Fleischer- ßaffa in 8«Leit vom 12. bi, 21. ds«. ^ 86) et» P»r«, Briefmarken. zu 8r»ch« an« einem Erpediti»a«loeal« in 8»r Skcht vmn 19. »um 20. di«. Mt«.; 84) «in« «esflngeue Plättglocke nebst zwei Stähle«, «wrt Paar Hafen oo» dunklem Stoff, «ta KnnBennnzng van schwarz- »nd vre« «ranr bl-ugeftinfte leinene Säcke, mttwkst Machschlnffel» an« einer vodeakamm« in Nr. 7 8« stvoh» >» L«m« der letzwergangene» 3 Wmhen; 84) et« Geldsumme von c«. 118 >l, t, ein« voppelkrone »nd 8». Silber», Nickel- »nd Knosrrmüuzen, an« einer Wohnung in «r. 7 8« Fri«8rich«straß,, am 81. ds«. Mt«, vormittag«; «t».; 4 bez. 10 -ch» mittelst Gin» Nr. 18 8« Münzgaff», neu. 8«) rin Gel88etr«g von 8 ML in zwei Thaler» »,8 »« eia« Wohnung t» Nr. 14 in De« SS. «prU 1888, non Mtitag» 12 Uhr »8, fall in Bolkmarsdorf in d« Wechrln'schen Rrstauratioa eine größere Partie Schnittwaaren, darunt« - . wollene Hemden. Jacken, Strümpfe. Strickgarn, Tücher, Decke», Knöpfe, Kragen, Manschetten, Zwirn, Litzen, Schlipse» Rüscken, Hauben. Lleiderzeug, Leinwand, Taschentücher, Bettzeug, Hal-tücher, eine Nähmaschine ». dergl. m. »ffeatlich an den Meistbietenden versteigert werden. Leipzig, am 17. April 1688. Sin,er. Gerichtsvollzieher, Nichtamtlicher Theil. Lin Tag der Klärung. Da« preußische Abgeordnetenhaus hat allen Anlaß, sein Arbeitspensum in dieser Session auf da« geringste Maß zu beschränke», besonder- wenn der Reichstag noch vor dem SessionSichluß die Aufgaben erledigen soll, welche in der Allerhöchsten Botschaft ihm aestellt worden sind. Bei dieser Sachlage ist un« der Angriff völlig unverständlich, welchen die „Kreuzzeitung" in ihrer letzten Nummer gegen die National» liberalen richtet, weil dieselben» wie Abg. Stephani bereis» in der Geschäst-ordnungSdebatte am Sonnabend andeute»e, vom Donnerstag ab gegen ein fernere« Zusammentagen der parlamen tarischen Körperschaften im Seniorenconvent stimmen wollen. Bevor jedoch diese Frageam nächsten Donner-tag zur Entscheidung kommt, werden an dem vorhergehenden „SHwerin-mittwoch", wie wir bereits vor einigen Tagen gemeldet, die Windlhorst'schcn Anträge aus Freigcbung de« Meffeirsen« und de« Sacrament» spenden« zur Di-cussiou kommen. Wir erachten diese Debatte, selbst bei der bedrängten Geschäftslage de« Hause«, für will kommen, ja für nothwendig, obgleich es hierbe« nur um die Initiativanträge eine« Abgeordneten sich handelt. Die kleri kale Begründung jener Anträge, sowie di« Stellungnahme der Regierung und der verschiedenen Parteien zu denselben wird e:....-, Klarheit in die verworrene politische Situation der Gegenwart bringen, und diese Klarheit ist für die Entwickelung unsere» ganzen staatlichen Leben« unendlich viel wertbvollrr, al« wenn einige Gesehe-paragraphen mehr absolvirt werden. Der Mittwoch wird rin Tag der politischen Klärung sei», und gerade die nationalliberale Parte, hat da« größte Interesse daran, daß alle politischen Zweideutigkeiten beseitigt werde«. Die zweideutig« Haltung und di« Doppelzüngigkeit de« Eentrum« beherrscht leider seit langer Zeit znm Schaden unsere« Vaterland«« di« politische Situation. Herr Windthorst mit seinem ewigen Diplomatisiren, mit seinen ständigen aus gesprochenen und unausgesprochenen Borbehalten» nnt seiner fortwährenden Politik der freien Hand hat uaau»g«setzt M», - — ' ' klagen Der schlau, Führer de« Eentrum« wußte, daß eine Debatte über die von ihm eingebrachten Anträge eine solche klärende Wirkung hüben müsse. Deshalb hat er ihn Berathuna so lange wie möglich h!»au»geschoben. Indessen seine römischen Berviadungen müssen ihm di« Ueberzeuauag verschafft haben, rin BiSmarck lass« sich nicht von den vaticanischen Diplomaten übertölpeln, er Halle daran fest, die wesentliche» Hoheit-rechte de« Staate» dem römischen Priestertbum nickt au«,uliesern. und in Folg« dessen sei eia gedeihlicher Abschluß der Ber- ' mdlungen im römischen Sinne nicht zu erwarten. Da« _entrum eracktet deshalb jetzt de» Moment für gekommen, in die alte Oppositionsstellung einzuschwenken, wozu die Debatte über die Windtborst'scken Anträge da« Signal giebt. Die Ultramontanen werden aber auch jetzt zu allen anderen vorliegenden Fragen eine bestimmte klare Stellung nehmen, sie werde» au» dem Halbdunkel diplomatischer Zurückhaltung hcrvorlreten müssen, ein Ergebniß, da» nur mit Freuden zu begrüße« ist. . . . ^ ^ Aber auch die preußische Regierung wird jetzt den Weg diplomatischer Verhandlungen auf kirchenpvlitischei» Gebiete verlassen müssen. Man wird vom Ministertiscke au« am kommenden Mittwoch klare Ausschlüsse über die Resultate der bi»herigen Verhandlungen mit ver Curie ru gebe» genöthigt und auch in der Lage sein. Denn diese Verhandlungen be wegen sich nicht mehr in den allgemeinen, vieldeutigen Aus drücken eine« Briefwechsel« zwischen den Souveränen, sondern auf der concreten Bast« sachlicher diplomatischer Noten. Die Note Iacobini'« auf die letzte Anfrage de» Herrn von Schlvzrr ist bereit» in Berlin eingetrofsen. In welchem Sinne jene Erklärungen der Regierung am Mittwoch auS- sallen müssen, da« wissen wir zwar, aber c« ist nothwendig uud nützlich, daß alle Welt sie höre. Die nationalliberale Partei war bereit« überzeugt, daß Fürst BiSmarck die durch sie geschaffene Bast« aus kirchenpolitischem Gebiete nunmehr al« die allein richtige anerkenne, al« sie die in der Presse eifrig colportirten Gerüchte von einer bereits auSgear- beiteteu Kirchenvorlage im Sinne der Windthorst'schen Anträge in da« Gebiet der leeren Eombination ver wies. Sie wußte, daß ein Staat-mann von der Bedeutung de« Fürsten Bi-marck wohl den Wunsch hegen und ihm AuS- druck verleihen kann, der katholischen Bevölkerung eine aus gedehnter« Seelsorge auch während de« Kampfe» zu schassen, aber sie traute seinem Scharfblick hinlänglich, um zu wissen, daß er die taktische Bedeutung eine« solchen Zugeständnisse« ..» diesem Augenblicke ermesse, daß er einfehe, er gebe damit der römischen Geistlichkeit nur rin Mittel zur Umgehung und Nichtachtung der Staatsgesetze, er feuere die Hierarchie zur verstärkten Fortsetzung de« Kampfes an und gebe dem Staate regeln ym unv her gejqwankl. P»ad.4artig at da« Eentrum bald den Fanatikern de« Rückschritts b^ld dem extremen RadicaliSmuS zum Sieae verholst.». Di« ultramontane Partei legte biSber di« Majorität dahin, wo sie den größten Börthen ans kirchcnpolittschem Gebiete, den größten Machtzuwach» der Hierarchie auf Kosten der Staats rechte je nach der Lage de- Augenblicks zu erreichen hoffte. Sachliche Gründe galten dem Eentrum nicht«, und deshalb war e« nie aus der beite der maßvollen Mittelpartrien zu finden. Da« Centrum war e«, welche« bisher di« Bildung einer gesunden parlamentarischen Mehrheit, einer seste» Stütze der Regierung unmöglich gemacht hat und dadurch die verderbliche Zersplitterung, die Taktik von Fall zu Falt so unheilvoll in unser politische« Leben einaesührt hat. Ta» Eentrum konnte aber die schädlich« »nd gleichwohl einflußreiche Rolle im Parlamentarismus nur spielen, so lang« sich Fürst BiSmarck in dem Irrthum befand, zu glaußeu, er könne aus dem Wege diplomatischer Verhandlungen und diS- cretionairer Vollmachten mit dem Vati^m zu rinem Friedrn«- schluß gelangen, er könne den Boden der konsequenten staat lichen Kirchengesttzgrbunq verlassen und da« Eentrum zu einer regierungSsrcunvlichen Pattei umwandeln. Bon diesem Irr thum ist Fürst BiSmarck zurückgekcmme». Im Laus« der Verhandlungen mit Rom hat der Kanzler mehr und mehr eingesehen, daß Frieden mit der Eurie nur durch völlige Unterwerfung de« Staate«, durch gänzliche« Ausgeben der staatlichen HoheitSrcchte zu erreichen ist, er hat gelernt, daß Rom nur Zugeständnisse de« Staate« annimmt, nicht aber seinerseit« solche zu machen gewillt ist. Di« Täuschung einer konservativ-klerikalen Mehrheit ist vorüber, und der Mittwoch wird diese Klarheit aller Dell bringen. dieser Session und in der angcdeuteten Richtung nicht mehr die Siede. Auch diese Klarheit wird die MiltwockSdebatte bringen. Alle Nachrichten aber, welche von einer Meinung«, Verschiedenheit zwischen dem Kanzler und dem Herr» EultuS minister von Goßler in dieser Frage gemeldet worden, sind, wie wir bereit» berichtet haben, gänzlich unbegründet. Beide Staatsmänner haben die völlig gleiche Auffassung der kirchen politischen Situation. Scheidet demnach nun der Factor einer konservativ-klerikalen Mehrheit au« den politischen Berechnungen au«, so muß die Regierung auf die gemäßigt liberale Partei zurückkommen und mit ihrer Hilfe eine verständige Politik treiben, welche den billigen liberalen Anforderungen gebührend Rechnung trägt. Unser« Freunde im Parlament werden unter solchen Umständen stet» zur positiven Mitarbeit bereit sein. Sie lassen sich nicht vom politischen Bessimi«mu« beherrschen und haben trotz aller bisherigen Irrthümer ans kirchenpolitischem Gebiete da« ver traue« zum Reichskanzler, daß er nicht zum zweiten Male denselben Fehler begehen, sondern fest und unverbrüchlich an den Grundlagen liberaler Kirchenpolmk sesthalten wird, an jenen Grundlagen, welche allein mit dem Wohl« de« Staate« verträglich sind. Die Rückwirkung dieser Erkenutniß auf alle anderen politischen Gebiet« wird dann im liberalen In teresse nicht ansbleibenl - - Leipzig, L4. April,883. * Zu r parlämentarischen Lagewirb «ns au« Berlin vom Soontag aeschriebenr „Nach dreitägiger Debatte sind endlich die fünf eiche« Paragraphen 8es Krankencassen- ^es^e« angenommen worden. Von so hoher Bedeutung di« Vorlage ,st. so wenig boten die Verhandlungen den ent- sprechende« Eindruck. Aba. Richter (Hagen) hielt zwar eme recht lange, aber durchaus kein, große Rede, den großen . schien er keineswegs erfaßt zu haben : kleinlichen Nörgeleien und in Zahlen der freien Arbritercassen. wie ei Gedanken der Borlage schien bewegte sich vielmehr in klei Ich« ihm der „Anwal. > stll ändert nach den Vorschlägen der Commission genehmigt. Da raus zeigte sich gestern, trotzdem da« Welker nicht zum »romennccn einlud, sehr schwach besetzt, und ein erforderlicher „Hammelsprung" offenbarte, daß nur wenig über die absolute Majorität zugegen waren, obgleich im letzten Augenblicke iAlleS auAebotcn wurde und selbst Herr Minister v. Pnttkamer erschien, welcher sich Tag» vorher, »wegen dringender Geschälte", aus längere Zeit Entbindung von seinen MandatSvflichlen erbeten hatte. Wir begen die Hoffnung, daß da» Gesetz zu Stande kommt und damit für unsere Arbeiter immerhin etwa» sehr Erslrcbe»S>vertb»S er reicht wird. — Fürst BiSmarck wurde zwar an den drei Tagen im Hause erwartet, eS gab darum auch „Hausse" in ViUetS zu den Tribünen. Doch war von Insormirlen schon vorder gesagt worden, daß der Fürst nicht erscheinen würde, da ihm GcsichtSschmcrzen da» Spreche» ans die Dauer noch immer außerordentlich erschweren. Bis jetzt ist der Kanzler mit dein Verlaus der Verhandlungen recht zufrieden." * Die Antwort derCurie ausdie letzteNotcdeS Herrn von Scbloezer ist. wie bereits geineldet, seit meh reren Tagen in Berlin eingetrofsen. Man hat Authentische« über ihren Inhalt bisher nicht erfahren können, nicht» desto weniger ist die Ansicht allgemein herrschend, daß derselbe nicht geneigt ist. die Verständigung zwischen Staat und Kirche zu ördern. Di? kirchenpolitische Situation ist zur Zeit so nn- !lar, wie selten seit dem Beginn de» CulturkamplcS, und e» st zu erwarten, daß man ain Mittwoch bei der nunmehr fest- lebenden Berathung des Antrages Windthorst im Abgeord netenhaus« Klarheit darüber bekommen wird. Seit Monaten ist dieser Antrag eingebracht unv eS entsprach nur dem Wunsch der Antragsteller selbst, daß er biSber nickt zur Verhandlung kam. So lange da» Eentrum. wie Herr Richter ich kürzlich wieder ausdrückte, Gegenstand diplomatischer Ver handlungen war. wurde e» nicht für zweckmäßig erachtet, bei Berathung des Antrages am Ende den Gang der diplomatischen Unterhandlungen zu durchkreuzen. Was Herrn Windthorst ver anlaßt, jetzt darauf zu dringen, seinen Antrag baldigst auf der Tagesordnung zu sehen, haben wir in unserem Leitartikel er örtert. besonders hat wohl der gewandte Führer de» Eentrums die Ueberzeugung erlangt, daß auf diplomatischem Wege vom Fürsten BiSmarck nicht» zu erlangen ist. Ganz in diesem Sinne has sich Herr Windthorst auch bei der jüngsten Ge- schästSorvnangSdebatte im Reichstage geäußert. *Man schreibt uns au» Berlin vom Sonntag: „Die Auf lösung der Berliner Stadtverordnetenversamm lung gilt als ein« vollendete Thatsach« «nd man bezweifelt auch nicht mehr, daß die Sanction des Kaiser« zu diesem Beschluß de» Staatsministerium» bereits erfolgt ist. Andern falls wUrdrn die ossicivsen Organe auch vielleicht Rücksicht ge nommen haben, dieselbe als sicher bevorstehend anzukündigen. Die von den Eonservativen erwartete Bestürzung in den Kressen der Stadtverordneten über diesen Beschluß ist indessen durch- anS nicht wadrzunehmen; dieselben sind vielmehr auf diesen Gang tcr Angelegenheit vorbereitet gewesen und haben sich keinen Moment verhehlt, daß wenn auch die Frage der Auf lösung für kurze Zeit aus der öffentlichen LiSeusfioa ge- ckwundcn war, sie darum doch noch keineswegs ihre sc< E sich selbst gen, bezeichnet. Herr vr. Mar Hirsch, dargeboten hatte, »hn« sie dich genügend za beherrschen und controliren p» Vn^en, s» daß es den Vertretern der verbündeten Sie- gienlvg-n, Geb. RSIHe» kohmann und Bosse, leicht »nrdc. die zahlreichen Irtthümer zu widerlegen. Dieser Umstand hielt jedoch Herrn Hirsch nicht ab, die selben Daten am dritten Tag« noch einmal vorzubrinaen — nm in derselben Weise der Incorrrclhrit überführt zu werde». All« Parteien schickten ihre Redner vor, »wei Saeialdemokraten wurden angehvtt, und auch ein Pal« kam zum D«tt, alle hatte» Sympathien mit dem Ge setz. n»r nicht die Herren Hirsch und Richter. Doch bezeich- nend guma wichen sogar Mitglieder der Fortschrittspartei, wie z. v. der A8g. Münch, ein nafiauischer Ingenieur, von der Parole ab und stimmte« für dag Gesetz. Nach längerer Zeit ließ sich anch wieder einmal der Adg. Lasker hören. Deicselb« ist bekanntlich erst soeben »an schwerer Krankbeit ge- nesea. Er sprach mit sa leiser Stimm«, daß er nur schwer verständlich wurde, verlor öfter den Kaden seiner Rede und konnte sich nur mühsam, mit Innehaltung längerer Pausen, in seine« Mannseript zurechtfinde», von dem einstigen de- d«n»«,8« Redner scheint kau« «och «in« Ruine übrig geblieben zu sei». Aber auch " " " ist vorKä«, er i KlLVH. man ihm Unttäge nicht «nnehme, würden sie gegen da« Ge- setz stimmen »nd glaubten behaupten zu dürfen, daß die« für das Zustandekommen desselben verßängnißvoll sein könne. Dir Mehrheit glaubte das nicht, und so wurden denn alle Amen dements abgrlehnt uud d,« ersten fünf Paragraphen unvcr- rledianng gesunden hat. Die Eonservativen jubeln über den Beschluß de» Ministerium» und sehen darin ein« Befestigung der Stellung de« ihnen sympathischsten Mi nister», de» Herrn von Pnttkamer. Wie wir neulich schon andeuteten, hat der Kaiser sich nur schwer ent schließen können, seine Zustimmung zu geben »nd lediglich Fürst BiSmarck hat mit dem ganzen Gewickt seiner Autorität und seiner Stellung den greisen Monarchen dazu zu veran lassen vermocht und gut Insormirte behaupten, daß die Ver handlungen de» Kaiser- mit dem Kanzler über die Auflösung der Stadtverordnetenversammlung zugleich mit denen über den Erlaß der kaiserlichen Botschaft gepflogen wurden. Ein innerer Zusammenhang zwischen diesen beiden Puiicten läßt sich insofern finden, al» man die Möglichkeit einer ReichStagS- auflösung at» Folge der kaiserlichen Botschaft nicht für ausgeschlossen hielt, und für diesen Fall die liberale Agitation in der Residenz durch die Vorbereitung zu den comnmnalen Wahlen möglichst schwächen wollte. Daß man sich schon jetzt entschlossen hat, den Beschluß de» Ministeriums bekannt z» geben, hat seinen Grund wohl vorzugsweise darin, daß schon in nächster Zeit der V"N den Abgeordneten Zelle und Straß- mann im Abgrordnetenhause eingebrachle Antrag ans Neu bildung der kommunalen Wahlbezirke auf die Tagesordnung gesetzt werden soll. E» wäre nicht leicht gewesen diesem An- trag, der die sich im Lause der Zeit berauSgestelllen Miß verhältnisse auf gesetzlichem Wege unv nickt durck BcrwaltungS- maßregeln beseitigt wissen will, sackliche Gründe entgegen zu stellen, deshalb kommt man einem Beschluß dcS Abgeortncten- bausc» durck Schaffung einer vollenocteil Tbalsäcke zuvor. Dadurch ist übrigen- die Debatte über den fortschrittlichen Antrag nicht allSgeschlossen und sie wird, wen» anck kein praktische-, greifbares Resultat, dock immerhin da» G»tc haben, baß man die Stellung der preußischen Regierung zur coni- muiialci, Selbstverwaltung vor dem Lande in da» rechte Lickt setzen kann." * AuS Wien wird berichtet, daß der erste ScetionS Ehes im Ministerium de» Auswärtigen, Graf HovoS, de» wir jit.igst als Nachfolger de« verstorbenen Grasen Wimpsscn aus dem schon längere Zeit erledigten österreichischen Bot- ,'ckasterposteil in Pari- bezeichnet haben, bereits zn dietcin Amte ernannt worden ist. Die daraus bezügliche ossicielbc K» ii dm schling dürste inimittelbar bevorstchen. — Weiter wird au» Wien gemeldet, daß zwischen de», Ministerium de» Auswärtigen und Frankreich Verhandlungen wegen Ver längerung de» provisorischen Handelsvertrages schwebe», welcher am 15. Mai abläust. Die Verbandlnuge» werden al» bereit» vorgeschritten bezeichnet und ist die Verlängerung auf ein Jahr in Aussicht genommen. * Au» Galizien wird uns geschrieben: ..Nachdem der galizische Landtag ausgelöst »nd die Vornabme von Neu wahlen angeortnet wurde, rüstet sich bereit» die extreme Polenpart«, ui» die Gemäßigten, die Ruthenen, Deutschen »nd Juden eiiizuschiichtern Für Wcstgalizien ist in Krakau, für den östliche» LanteSlbril in Lemberg ei» ultra-polnisches Wahlcomitü in der Bildung begriffe». I» Krakau ist r« wieder der gelegentlich der jüngsten Reichslagswahl durch- gefallcne Eoesretactkur der „Rcsorma", Romanowicz, welcher für Wahlen im erlrem polnischen Sinne agitirl. In dieser Richtung dringt sein Blatt täglich fulmi nante Artikel, in denen gesagt wird, daß da» politische Versteckcnspiklen seiten» eines TbcilcS der galizische» Polen endlich aufhörrn müsse. Man müßte essen und muthig mit
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