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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188209164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820916
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820916
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-09
- Tag1882-09-16
- Monat1882-09
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1882
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«rfch-i«t tLzltch ftüh SV. Uhr. Lest««»» »nd trPktitioa Johannetgasse 33. SPrrchkuudeu der Urdarti««: Bormiilagt 10—1» Uhr. Nachmittag« 5—S Uhr. »»»«Mm»« -m^»»»lrr vl.nulcn,!, »»» sich »n N«»«cll-» »xdt »«»wriich. >»»ah»« »er für »te ««»«er »eftimmtr« Anjernr, ,» Wachen»,,«, »i« L Ltzr Nachmittag. <m rann- nn» -eftlagea fritt »t« '<,» Uyr. 3n dr« /llirlr« fnr Ins.-Ännahmc: Httn Klemm, Universttätsstrahe 21, Laut« Lösche, Katharinenstratzr 18» nur »t» 't.K Uhr. Uch)igtr.Tagtl>latt Anzeiger. Organ für «oM. LocalarMMe. Landels- «ndGeWftsverkehr. Auflage L7 SVO. Adonnrmrntsiireis viertelj. 4'/, Mk^ incl. Bringerlobn S Ml., durch dir Lost bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 35 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Eebüdren lür Extrabeilagei, ahne Postbeförderung 30 Ml. Mit Postbeförserung 48 Mk. Inserate Sgespaltene Petitzeile SO Pf. Gröbere Schriften laur uajercm Prei«- verzeichniß. Labellarischer Lay naa, höherem Tarif. Uertamen unter i>en Uedactionsstrich die Svaltzerle 50 Pf. Juierate sind stets an die Hppeülttau zu feaden. — 3tabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruenumeriunio oder durch Post- naamahme. ^>§259. Sonnabend den 16. September 1882. 76. Jahrgang. M- Wegen der Mp ist unsere Expedition morgen Sonntag Vormittags bis 12 Uhr geöffnet. Lxpvältlon äv8 Livlprlxvr ^»xedlLttvs. Amtlicher Theil. Vtlumniimchnil-. Bei dem hiesigen, den Dienst in Kirche, GewandhauS- Concert und dem Stadttheater versehenden Stadtorchester ist die letzte Hornisten-Stelle durch den Tod de« bisherigen Inhaber« zur Erledigung gekommen und soll baldigst ander weit mit einem sogen. Aspiranten besetzt werden. Der letztere würde einen Gehalt von .1200 jährlich erhalten und gegen beiderseitige emhalbjährlrche Kündigung angestellt werden, vorher aber sich einem Probefpiel zu unterziehen haben. Geeignete Bewerber wollen ihre Gesuche ev. mit Zeug nissen bi» spätesten« rum 1. Oktober d. I. bei nn« einreichen. Leipzig, den 11. September 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Wilftck. ' Bekanntmachung. Tie für de« Grundstein »efttmmte künstlerisch « neführte Urkunde ist Eannaden» am IS Tepte«»er t« «kdedttian der Petersttrche öffentlich au»,eftr0t. Der Ktrchendarftand ,« Dt. Petri. v. krieü«. vr. Georgi. Aff. Bekanntmachung. Die Herstellung von Mosaikpstaster in der Plaawitzer Straße, auf deren Strecke zwischen der Hiller- und Haupt mannstraße soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS, Zimmer Nr. 14, an« und 'onnen daselbst ringesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit dae Aufschrift: „vrosaikpflaster t» der Plagmttzer Stra-e" versehen ebendaselbst und zwar bi« zum 23. September d. I. Nachmittag« 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 13. September 1882. DeS Rath» der Stadt Leipzig Stra-enbau-Deputation. Die Herstellung der Granit-Trottoir« in der Plaawitzer Straße, auf deren Strecke von der Hiller- bi« zu der Haupt mannstraße soll an einen Unternehmer in Accord ver dungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Berwaltung, Rathhau«, Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst eingeschen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „LrottairS in der Plagwttzer Straße" versehen ebendaselbst und zwar bi« zum 23. September d. I. Rackmiltag« S Uhr einzureichen. Leipzig, am 13. September 1882. DeS Rath» der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. Di- dem hiesigen Leihhause in den Monaten S^»- tenider, Oktober, November und Decemder versetzten oder erneuerten Pfänder, die weder zur Berfallzcit noch bi- jetzt eingelöst worden sind, auch nicht bi« zum 30. September ». e. eingelvst werden, sollen den L. No» vember d. I. »n- folgend« Lage im Parterre-Locale de» Leihhause» öffentlich versteigert werden. E« können daher die in den genannten Monaten versetzten Pfänder nach dem 30. September d. I. und spätesten» am 8. Oktober ». «. nur unter Mitentrichtung drr Auctionskosten von 4 Pfennigen von jeder Mark de« Darlehn» einaelöst oder »ach Befinde« ernenert werden; vom 7. Oktober d. I. an, an welchem Tage der Auctionükatalog stattfinden, und zwar nur'bis »um 28. October d. A. von welchem Tage ab AuctionSpfänder unwiderruflich weder eingelfist »och prolongirt werden können. E« hat also vom 30. October d. I. an Niemand mehr da« Recht, die Einlösung solcher Pfänder zu verlangen, und können dieselben daher von den Eigenthümern nur auf dem gewöhnlichen Wege de» Erstehen« wieder erlangt werden. Dagegen nimmt da« Geschäft de« Einlösen« und Berschen« anderer Pfänder während der Auction in den gewöhnlichen Localen seinen un gestörten Fortgang. Leipzig, den 15. September 1882. DeS Rath» Deputation für Lethhan» und Sparkasse Ginla-nrrg. Die feierliche Srundßeinlegllug str die neue Peterskirche wirk Sonntag, den 17. September d. I. Nachmittags 3 Uhr stattfinden, »nd beehrt sich der Unterzeichnete Kirchenvorstand, auch Hserdnrch daz», sowie zur vetheiligung an dem darauf folgenden Festessen im Ta«1« de« Kaufmännischen verein«hanfe« Nachmittag« » Uhr »anz ergebenst »inzuladen. Krftprdgramme, welch« zugleich »ach dem Eintritte de« von der Realschule l. au«gehend«a Feftzuge« den Lukritt ,» dem Bauvlatz« gewähren, find nebst drr Zugordnung für Jedermann unentgeltlich, aber unter Nennung de« Namen«, m der rrvedttion der Peter-kirche (Prtrrskirchhof Nr. 1) und am Festtage selbst auch in der Wohnung dr« Küster« (Albertstrahe Rr. 38. part.) P> erhalte». Wir laden insbesondere die Mitglieder der Peters- nrchev-Parochie herzlich zu zahlreicher Thril»ahmr au der seltene» Arier rin. 2«tpgiß, veu 8. September 188». Der Kirchenvorstaad z« St. Petti. v. Fricke. Anmeldungen zu der Festtafel bitten wir in der Kirchea^xvedi Kd» »der im Festlocale bewirken z« wolle«. Preis de« Tender«» t Mart. - NtchtamMcher Theil. Der Feldzug gegen Arabi Pascha. Die Geschichte de« englisch-egyptischen Kriege» ist die eine« Ränkespiels ohne Gleichen in der Vergangenheit. Die Er eignisse, welche sich in den Zeitraum vom 11. Juli di« zum heutigen Tage zusammendrangeu, sind so neu, so einzig in ihrer Art, daß Niemand sie vorauSsehen konnte und daß e« langer Zrit bedürfen wird, um sie in ihrer wahren Bedeu tung zu ergründen. Hatten die Engländer schon am Tage de« Bombardement« von Alexandrien die Absicht, da« Pro tektorat über Egyplen zu erkämpfen, oder ist ihnen diese« Verlangen erst durch den Gang der Ereignisse eingeflößt worden? Da« ist die erste Frage, welche sich aus drängt, wenn man den Blick rückwärts lenkt, auf die Begebenheiten, welche sich au« vem Bombar dement Alexandrien« entwickelt haben. Der stille Wunsch, sich zu Herren Egypten« zu machen, hat die Engländer wohl längst beseelt, aver vom Wunsche bi« zur Ausführung ist immerhin ein bedeutender Schritt, den man nur dann zu thun Pflegt, wenn die Aussichten für die Berwirküchung de« Wunsche« vorhanden zu sein scheinen. Wenn die Engländer bereits an dem Tage, wo Lord Seymour den Befehl gab, Alexandrien zu bombardiren, den Entschluß gefaßt hatten, di« Waffen nicht eher au» der Hand zu legen,' al« bi« Egypten in ihrem Besitze sei, dann konnten sie da« nur in Gemein schaft mit Frankreich thun. denn damal« bestand noch voll ständige- Einvernehmen zwischen beiden Großstaaten in ihrem Erhalten Egypten gegenüber. Am 11. Juli verließ allerdings die französische Flotte den Schauplatz der Ereignisse und begab sich nach Port Said, um England den zweifelhaften Ruhm, eine-Slühende Handels stadt in Grund zu schießen, allein zu überlassen, aber um so weniger schien Frankreich geneigt, seine Rechte auf den Suez- Canal aufzugeben, im Gegentheil wurde die Ansammlung der Flotte am Ausfluß de« Suez-EanalS in da« Mittelmecr allgemein in dem Sinne aufgefaßt, daß Frankreich Wacht halten wolle, damit nickt etwa England sich in den Alleinbesitz der. wichtigen Wasserstraße setze. Auch die in Konstantinopel tagende Confercnz richtete ihr Augenmerk in erster Linie auf den Suez-Canal und wpllte dafür Sorge tragen, daß die Neutralität desselben onsrecht erhalten würde. Frankreich war damals, wie Frcycinet in der Kammer betonte, eine« europäischen Mandat« gewärtig, welche« diese Macht anwie«, im Verein mit England die Ruhe in Egypten wieder Her rustellen. Al- dieses Mandat nicht erfolgte, wollte sich da« französische Ministerium aus den eventuellen Schutz der französischen Interessen am Suezcanal im Fall eine« Angriff« beschränken und verlangte zu diesem Zwecke eine» Credit von der Volksvertretung. Dieser Credit wurde aber am 28. Juli wider Erwarten verweigert und »on diesem Tage datirt eine durchaus neue Phase der egyptischen Verwickelung. Bi« dahin mußte England »rauf gefaßt sein, daß Frankreich bei allen Schritten, die e« gen Egypten unternahm, unmittelbar an seiner Seite sein und sich entweder activ daran betheiliaen oder doch eine Art von Aufsicht üben würde, al« aber da« Votum der französischen Kammer England vollkommen freie Verfügung in Egypten vaeschafft«, da konnten die bi« dahin im Busen verschlossenen Pläne »nd Wünsche zur That reisen und Gladstone säumte «nach leinen Augenblick, die ihm dargebotene günstige Gelegenheit auf« Veste und Au«giebigste zu benutzen. Man hat e« England vielfach verdacht, daß e« nach dem Bombardement die kostbare Zelt versäumt und Arccki die Möglichkeit freigclaffen hat, seine Armee außerhalb Alexan drien» zu orgamsiren und widerstandsfähig zu machen. Die öffentliche Meinung ging dahin, daß Admiral Seymour nach der Zerstörung der Fort« von Alrxandrien sofort landen und die Truppen Arabi'« vernichten mußte. Statt dessen ließ er zwei kostbare Tage ungenutzt verstreichen. Gladstone erklärte ,m englischen Parlament, daß die Action mit dem Bom bardement zu Ende fei und daß die Flotte fortan nur noch polizeilich zur Wiederherstellung der Ordnung in Alexandrien Mitwirken werde. Inzwischen begann Arab'i den Widerstand gegen die englische Invasion in« Werk zu setzen und für da» von den Engländern besetzte Alexandrien eine gegenwärtige Gefahr darzustellen. Vergeben« rief Eng land den Beistand der Pforte gegen den Widerstand Arabi'« an. der Sultan wollte nicht einmal die Conserenz beschicken, noch weniger in Egypten interveniren. Die dort bestehenden Verhältnisse schienen der türkischen Regierung überhaupt keine« fremden Eingriff« zu bedürfen, die Ordnung in der zerstörten Stadt ließ nach türkischer Auffassung nicht» zu wünschen übrig. Da« war nun freilich eine etwa« absonderliche Art, die Lage drr Dinge zu betrachten, aber immerhin gab sie noch keinen stichhaltigen Grund für England um Egypten für sich in Besitz zu nehmen. Ein solcher Gedanke ist wohl auch in den englischen Regierung-kreisen erst nach dem 29. Juli aus- getaucht, zu einer Zeit, wo e« klar war, daß Frankreich nicht» unternehmen würde, um den englischen Plänen ein Hindernis zu bereiten. Jetzt wurde e« ällmälig den Türken klar, wa« da« Ende der englischen Action sein würde und de-halb er klärten sie sich jetzt plötzlich bereit, nicht nur an der Censeren theilzunrhmen, sondern auch zu interveniren. Da« wäre woh auch noch in die Wege zu leiten gewesen, wenn Frankreich da« erforderliche Gegengewicht gegen England au«geübt hätte, da aber diese Macht sich jeglicher Einwirkung nach der er warteten Seite hin «nthielt, so gewann England freie Hand und die Pforte mußte in dem Augenblick daraus verzichten, au die Gestaltung der Zukunft Egypten« riazuwirken, in welchem die Souvcränetät de« Sultan« am Nil in Frage kam. Al« England der Pforte die Bedingungen vorschrieb, unter welchen ihr eine Cooperation mit England und Egypten ge- stattet war, hatte sie aufgrhürt, auf die Gestaltung der egyptischen Verhältnisse irgeno welchen Einfluß auSzuüdea. Jetzt trat eine andere Macht in Kraft und gelangt« zu selbstständiger Geltung, welche ohne die Abdankung Frank reich« und der Türkei al« maßgebende Factorcn in Egypten uiemal« zu diesem Grade von Macht und Eutwickeluug He- >. 2t . » . wurde au« einem ehrgeizigen rangen konnte. Arabi . Mrskn spottenven und der Befehle eine« ohnmächtigm »ur,'-» General« zum Gebieter "ne« ganzen ^ > Herrlichkeit selbst dem Sultan Besoramß emflögte. Ab >c -v v kaum m-hr als ----- a.iianb ab«r hak allen Grund Leipzig, 16. September 1882. Da« Stillschwciaen der preußischen R-g'eru"g übe* di- dem neuen Ahg-°rdnetenhau - Vorlagen legt den Gedanke» nahe, daß man überhaup vo einer Pause in der Gesetzgebung steht und da« wäre unler La -LTndm B-rhaS-n B-ll-. könnte Etwa« Ersprießliche« ist doch aus keinem Geviele z erwarten. Aus dem CultuSministerium »st vor Ablauf de« leuen Maiaesetzes mit Sicherheit keine aus den kirchenpolttl- chei, Kamps bezügliche Vorlage von Wichtigkeit zu envarten. u»° d.L ,L» man s>« n«, '----»> »"»! wa« wir aewiß nicht annehmen wollen, die Hoffnung ans Niederwerfung der klerikal-conscrvatlvcn Mehrheit getauscht werden sollle/ Au« dem Ministerium der öffentlichen Arbclten werden neue EiscnbahnverstaatlichungSvorlagen m der nächsten Session wenigsten» schwerlich ergehen, und auch die Freuiwe der Verstaatlichung werden cS nicht bedauern, wenn emc Ruhepause eintritt, bevor daS Werk zur vollen Turchlührung Swangt. Ganz still ist e« auch von Gesetzentwürfen zur VerwaltnngS- resorm, und wenn im Ministerium de« Innern die Gesetz- gebungSaxbeit ruhle, so könnte die« nur die Liberalen m.t m, b< .derer Geüugthuung erfüllen; etwa« vom liberalen ^tandpifficte au« Erfreuliche« wird hier genug Niemand er- warten. Wa« im Finanzministerium geplant und vorbereitet wird, entzieht sich noch aller Kenntniß. Die flüchtigen Streiflichter, die bisweilen auf die dort herrschenden Projecte und Bestrebungen fallen, hinterlaffcn jedenfalls nicht den Eindruck, daß man >>ch schon unmittelbar vor fertigen gesetzgeberischen Vorschlägen bestnde, die alsbald Len Landtag beschäftigen könnten. Es macht vielmebr de« Eindruck, al« seien lue ganzen Steuerreform- pläne »euerding« in vollster Gährung und Verwirrung, und ob und wann sich darau« greifbare Vorschläge entwickeln werdK. muß dahin gestellt bleiben. Mit einem VerwendungS- zesetz den Landtag schon im November zu beschäftigen, scheint .edenfall» ein aufgegebcner Gedanke. E« wäre um so wÜnsckenSwerther, wenn die gesetzgeberische Provuctlvität im bevorstehenden Winter auf das Unerläßlichste eingeschränkt würde, al« man infolge de« späten Beginn« der Reichstag«, sitzimgen und der dadurch Herbeigcführten Verkürzung der parlamentarischen Zeit voraussichttick in nicht geringe Ver legenheiten und Schwierigkeiten gerathe« würde. Tie „Provinzial-Correspondenz" sucht da« u» liebsame Aussehen, welche- ihr jüngster Classenftencr- artikel erregt, einigermaßen zu beschwichtigen. Tie Angriffe gegen den Artikel entstanden natürlich lediglich aus „Miß verständnissen" und „Mißdeutungen". BemerkcnSwerth ist in der neuesten Kundgebung des halbamtlichen Blatte« vor zugsweise der Satz: „Die Frage, ob da« mobile Capital in irgend einer Form, sei e« im Wege der Capilalrentensteuer, sei e« im Weg« einer Erbschaftssteuer, sei e« im Wege einer procentualen Börsensteuer, zur Deckung de« StaatSbevarfe«, bezw. zur Durch führung der Steuerreform mit heranzuziehen ist, hat in keiner Weise präjudicirt werden sollen. Im Uebrigcn pole- misirt auch der neueste Artikel gegen einen angeblichen Bennigsen'schen Steuerreform plan, der in dieser Weise gar nicht existirt. Er geht von der Annahme aus, daß die ge stimmte Classcnsteuer aufgehoben und der dadurch herbei- gesührte Ausfall lediglich von den jetzigen Einkommensteuer- pflichtigen aufgebracht werden sollte. Äon einer Abschaffung der gesammten Classcnsteuer war aber gar nicht die Rede, sondern nur von der Abschaffung einzelner Stufen, und dieser Ausfall, der eigentlich schon durch die bisherigen Erlasse gedeckt werden könnte, könnte reckt wohl durch etwas schärfere Anspannung der Steuerkraft der gulsituirten Classen ersetzt werden. Da» erkennt die „Prov.-Corresv." selbst an, indem sie Da«, wa« Herr von Bennigsen wirklich vorgeschlagen, für möglich und durchführbar erklärt, dann aber ihm Behauptungen unterstellt und gegen sie ankämpft, die er gar nicht gethan hat. Im Ganzen ist da« Bestreben, den großen Mißgriff wieder gut zu machen, in dem neuesten Machwerk der .Prov.-Corresp." nicht zu verkennen. Nutzen kann die weitere theoretische Erörterung dieser Steuerfragen kaum hringen; man wird abwarten müssen, bi« sich da» steuerpolitische Programm de« neuen Finanzminister« in der Gestalt von positiven Gesetzentwürfen darstellen wird. Die lutherisch« Pastoralconferenz, welch« am 7. d. M. zu Cammin stattsand. hat zu der Mischehen- srage folgende Resolution beschlossen: „Wie die Kirche zur IN iLvonen ruisvrua zu geben, e» leider auch heule nicht an Ursache und Grund zu ähn lichem Zorn. Tw in den letzten Monaten kund gewordenen Erlasse katholischer Psarrgeistlichen wegen der Mischehen ent- hallcn eine solche Mißachtung der evangelischen Trauung und ^>m,t eine solch« Beleidigung unserer Kirche, daß jevc« ihrer Glieder entschiedensten Protest dagegen zu erheben verpflichtet ist. Wir protestiren daher auch unsererseits feierlich gegen eine A»- maßuna der römischen Kirche, welche der katholischen Trauung allein die Kraft zuschreibt, eine Ehe zu einer christlichen zu macken und welche di« Kinder gemischter Eben, deren Eltern nur evange- lisch getraut sind, kirchlich al« unehelich zu betrachten gebielet. ^ Christaläubigen aller Confessione», auch der » r mit ihnen in Frieden leben. Vorgehen aber stört den Frieden, und ist weder katholisch noch evangelisch noch christlich, sondern von alledem da« gerade Gegentheil. Wir ehren an der katholischen Kirche ^M">er und Mißbräuche da« Gemeinchristliche, "k"* und bekennt, und wollen gern mit '^"Söhnen zusammenstrhcn ,m Kampf gegen die anti- christlichen Strömungen dieser Zeit. Durch ein Vorgehen ^ oben bezeichnet?, wird die Freudigkeit zu solchem armemsamen Kampfe gelähmt. Dennoch wollen wir ^ stemeinsame Fahne dr« apostolischer G auben-bekenntniffe« Hochhalten, aber auch die de» Aua« bnrgischen vor Niemand senken. Dir wollen e» mich r-- die AugSl'u»gische Consession zwei Tbeilc bat lehrartikcl und 7 «treitart.kel, und daß nicht allein der lutherische Katechismus, sondern auch die Schmalkaldischen Artikel Bekenntnisse der evangelischen Kirche sind und bleiben werden." Wider Erwarten und trotz de« Bündnisse« der Polen mit den Conservativen hat nun doch noch der liberale Can- didat, Gutsbesitzer Hempel, bei der vorgestrigen Reichstags wahl' inBromberg gesiegt. Wie dort einzelne Großgrund besitzer ihren Einfluß zu Gunsten des Ecnservativen geltend emackt haben, zeigt die genaue AbstimmungSIiste der Brvm- .erger Blätter. Da giedt es verschiedene ländliche Wahl bezirke, in denen sämmtliche Stimmen für Herrn von Schenck abgegeben sind, nicht eine einzige für Hempel. Zu diesen Bezirken gehört auch Karolewo, wo 54 Stimmen auf Schenck fielen, keine aus Hempel. In politischen Kreisen muß das um so mehr auff'allen. als da« Rittergut Karolewo im Besitze de« Herrn Schulz ist. der noch vor wenigen Jahren liberaler LandtagSabgeordnetcr war. Es läßt sich daS nur ö erklären, daß auch Herr Schulz wie eine ganze Reihe einer Slandesgenosscn in den Provinzen Posen und West- »rcußcn zu den Agrariern Ubergrgangen ist. Wie man vernimmt, ist regierungsseitig ernsthaft erwogen worden, ob sich angesichts der immer bedrohlicher auflrelenden Ruhr-Epidemie im südlichen Schweden nicht die Verhängung einer Quarantaine für Provenienzen au« de» dortigen Häfen empfehlen möchte. In Dänemark hat man !ich bereits zu diesem Mittel genöthigt gesehen, was für einen gewissen Ernst der Situation spricht. Wenn unsere Küsten gegenden bisher von dem unheimlichen Gast verschont geblieben lind, so ist das ein Glückszusall, für dessen Dauer es keine Bürgschaft giebt. Vorsichtsmaßregeln wären also immerhin am Platze. Die amtlichen und privaten Berichte aus Malmö über den Schrecken, den dort die furchtbare Krankheit ver- breitet, haben in Berlin einen ungemein nicderschlagenden Eindruck gemacht. E« vergeht gegenwärtig kaum ein Tag, an dem au« Oesterreich nickt neue bedrohliche Nachrichten für da« dortige Deutschthum kommen. Zumal äußert sich die slavische Agitation in den südlichen Provinzen immer heftiger, wo. wie leider statistisch erwiese», die Deutschen den Slowenen gegenüber ohnedie« schon viel Boden verloren. Heute kommt noch au» Marburg, der Hauptstadt der Südsteiermark, Vir Nachricht, daß der dortige slowenisch-poli tische Verein zu einer Generalversammlung zusammengetreten, um von zwei Reich«rathSabgeordneten den Rechenschaftsbericht zu hören. BcmerkenSwerth ist, daß jene zwei „slowenischen" Abgeordneten aus die urdeutschen Namen Michael Hermann und Gödel hören. waS aber nicht verwunderlich ist. wenn mail weiß, daß gerade in Oesterreich die „Interessenpolitik" eine hervorragendcRolle spielt. Auf den Vorschlag jener Abgeordneten ward seitens der Generalversammlung des slowenisch-politi schen Vereins eine Petition an den Reichsrath folgenden In halts beschlossen: Die Sprachgrenze in der Steiermark sei schleunigst zu bestimmen und sei auch für den slowenischen LandcSlbeil eine besondere Statthalterei-Abthcilung mit slowe nischer Amtssprache zu schaffen; im steiermärkischen Lanvtage sei für Schul- und Sprach en-Angelegenheiten das Curiat- votum einzusühren; der bisherige VerwaltnngS-Duali-mnS habe auszuhören, damit die Reform der politischen Verwal tung und der Gemeindegesctze beginne» könne. — Nach Schluß der Versammlung wurde seilen« der Slowenen den Abgeordneten Hermann und Gödel eine lärmende Ovation gebracht. Wie der „Petersburger Zeitung" aus Dorpat geschrieben wird, sind die seinerzeit in die Gemülher des Land volk« gepflanzten Keime de« nationalen Hasse« in letzter Zeit pia in die Saat geschossen. Nicht zufrieden damit, daß der Correspondent genannten Blattes dem Grundherrn Len rothen Hahn auf daS Dach setzen, nicht zufrieden damit, das Leben mißliebiger Pastoren und Gutsbesitzer mit Revolver- uild Flintenschüssen zu bedrohen, beginnt man nunmehr, auch die studirende Jugend zuin Gegenstand heimtückischer Uebersälle zu machen! Folgende Beispiele mögen diesen Satz illustriren. Am vorigen Dienstag feierte die bratsruitn» kigeusi, ihrenAugust-CommerSinMoltatz. RückkehrendcWagen wurden unterwegs in dunkler Nacht aus feigem Hinterhalt mit Steinen beworfen, von denen leider zwei ihr Ziel nicht verfehlten. Ein junger Student, der Sohn eines der geack- tetstcn Aerzte, welcher znm ersten Mal einen Commerö mil machte, erhielt eine so schwere Verletzung an der Kniescheibe, daß man ihm einen Gipsverband anlegen mußte; ein zweiter wurde von einen, faustgroßen Stein in den Rücken getroffen unv trug eine sehr empfindliche Contusion davon. Tie An greifer waren in der Dunkelheit selbstverständlich nicht zu entdecken. Ferner kehrten vier alte Herren (Professoren) etwa um 11 Uhr Abends in zwei Droschken von dem CommerS der Euronia in die Stadt zurück. Mit einem Male — eS war am Fuße dcS ziemlich steilen Abhangs, wo der Mollatzschc Kirckenweg in die Petersburger Pvststraße einbiegt — scheuen die Pferde der vorderen Droschke, stolpern und bäumen sick. Dem Fuhrmann gelingt es glücklicher Weise, die Pferde zum Stehen Hu bringen, und waS findet sich ? von bübischer Hand erbaut eine Barrikade von Balken »nv Steinen in schräger Richtung quer über di« Fahrstraße! Wäre einer der schweren Postwagen mit seinen zwanzig Insassen zuerst den Weg herab- gekommen. so hätte er notkwendigerweffe in Trümmer geben müssen und seine Insassen wären mit voller Wucht aus einer Höhe von mindestens sieben Fuß aus die mit Steinen bedeckte Straße herabqefchleudert worden. Eine Untersuchung ist dieser Schandthat wegen unverzüglich eingeleitet worden. Es ist jedoch sehr fraglich, ob eS gelingen wird, die Schuldigen zu ermitteln. Bemerkt wird ausdrücklich, daß weder auf dem Commer» der Rigenser noch auf demjenigen der Kurländer irgend etwa« vorgesallcn ist, WaS die Veranlassung zu diesen beimlückiscken Attentaten hätte bieten können. Die Zustände >n Esth- und Livland scheinen demnach den irischen nicht viel mehr nachzugeben. Da- Interesse Europa« ist gegenwärtig in erster Linie aus die Vorgänge in Egypten gerichtet. Die neuesten Nachrichten, welche ganz entfchiedene Erfolge der englischen Waffen melden, lassen die Frage immer näher heranlrcten, wa« nun nach dem Siege der Engländer werden soll. Um sonst hat John Bull die Expedition nicht auSaerüstet, Blut und Geld geopfert. Gewißlich wird er sich bei der schließ- licken Beutevertheilung sein gute« Part schon zu sichern wmen. I» der europäischen Diplomatie conrsirt seit Jahr zehnten der Satz, daß c« ein leichtes Tina sei. die Tiftk-i au» Europa hinauSzuwcrseu. wenn man nur wußte, wa»
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