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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.09.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188209203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820920
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820920
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-09
- Tag1882-09-20
- Monat1882-09
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.09.1882
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Grsch«i«t tLgltch früh 6'/, Uhr. »»ff Lr»rditi»il Jvha,»e«gasse 83. Iprrchkundkn der Lrdartt«»: LornlUwgs 10—12 Uhr. Rachmittoq« 5—8 Uhr. NttG»> «»»Kn»« »«cht sich n»n«»«3i»» E »«vwdUch. »er »Sr »te »ächstsoi»««», Xu««er Jnjernte n, lScchmtt,,«» »i« 8 Uhr Nachmitt«»«. 1» »on— »»» Krlttagr» früh »t«'/.» Uhr. 2« de» Filialen für Jas.-^naatzme: vtt« »lmn«, UaiverfftätSstraße 21. ?«Ut1 Lisch«, Kathariueastraße 18, p. «nr bis '/,» Uhr. rwMrMMlÄ Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- «nd Geschäftsverkehr. Meß Auflage 17,70«. Hvouiiemnnsvrels vierreli. 4'/, MK., incl. Brinqcrlohn 5 Mk, durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren >ür Extrabeilagen ohne Postbeiörberiing Mk. Mit Postdewrverun.z 48 Mk. Inserate sqefpaltene Petitzeile 20 Pf. Grössere Schriften lam unserem Preis, verzeimn.ss. Tabellarischer Lay naa, höherem Tarif. Keclamen unter den Uedactionsitrich die Svaltzeile 50 Pf. Joierote sind fters an die trzpcüllion zu senden. — Rabatt wird Nichl gcgeoen. Zahlung prsusuum-rnn-ia oder durch Post- nachnabme. 263. Mittwoch den 20. September 1882. 76. JMMNg. Amtlicher Thetl. Bekanntmachung. Die hiesige Kleischerinnung hat im Namen der von ihr vertrete»« „Commandilaesellschaft auf Lctien-Eentralschlacht- bos- und Viehmarklgesellschaft, leipziger Fleischerinnung und Genoffen" da» Gesuch um Genehmigung eine» Tentral scchlachthof-, verbunden mit Fetlviehhos, welchen sie gegen über den Milltairbaracken bei Gohlis aus dem Arealcomplexe hinter dem Chausseehause an der Eutritzscher Straße^ welcher im Norden von dem Schienenwege der Thüringer Eisenbahn, im Osten von der Delitzscher Chaussee, >m Süden von der Halleschen Chaussee und im Westen von der Flur Gohlis begrenzt ist, und zivar auf den Parcellen Nr. 2699 und 2701 <»ut welcher die Parcelle 2700a verschmolzen ist) de» Flur buch» für die Stadt Leipzig (Fol. 4 de» Grundbuch» für Psaffendorf), Nr. 28t, 282. 234—286 de» Flurbuch» für Eutritzsch (Fol. 223. 220. 235. 30 und 19 de» Grundbuch» sur Eutritzsch) und Parcelle 2700 des Flurbuch» für die Stadt Leipzig (Fol. 78 des Grundbuchs für Pctzscher Mark) errichten will, gestellt. Zu Einleitung und Absetzung de» in der Gewerbeordnung tz. 17 ff. vorgeschriebenen Verfahren» und zu Ertheilung der erstinstanzlichen Entscheidung, insoweit hierzu die königliche AmtShauptmannschaft hier, bez. mit dem derselben zugeorv- »eten Bezirksausschüsse zuständig sein würde, sind wir durch da» könialiche Ministerium de» Innern mit besonderem Auf trag versehen worden. Wir bringen daher diese» Unternehmen hiermit mit der Aufforderung zur öffentlichen Kenntniß. etwaige Einwendungen dagegen, welche nicht auf privatrechtlichen Titeln beruhen, bei seren Verlust binnen 14 Tagen bei un» anzubringen. Einwendungen, welche aus besonderen privatrechtlichen Titeln beruhen, sind, ohne daß von der Erledigung derfeloen dt« Genehmigung der Anlage abhängig gemacht werden wird, zur richterlichen Entscheidung zu verweisen. Leipzig, am 13. September 1882. Der Nath der Stndt Leipzig. vr. Georgi. Kretschmer. vernlirttjung i« der Neischhalle am Hospilalplatz. In obiger Flrisckballe sollen die miethfrrien Abthei» l»«gen Nr. 8, 22, 28 und 31 sofort gegen eiu- «»»«tttche Kündigung an die Meistbietenden anderweit vernrtetbet werden und haben wir hierzu Ber- sleigerung-termin auf Sonnabend, de« 3V. d. M., Vormittags 11 Uhr, an RathSstellc, Rathhau», 1. Etage, Zimmer Nr. 17, an beraumt. Die VermiethungS- und Versteigerungsbedingungen liegen ebendaselbst aus dem großen Saale schon vor dem Termine zur Einsichtnahme au». Leipzig, den 16. September 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Stöß. Die Geschäfte unserer Schulgelder»Einnahme werden am Sonnabend, den 23. diese» Monat», wegen Reinigung der Locale auSgesetzt. Leipzig, den 18. September 1882. Der Rath der Stadt Leipzig vr. Georgi. Kür den Term», Michaeli» d. I. sind vier Rn»- ftattnngSstipendiea im Betrage von 77 8 ^s, 67 ue 45 Z und zweimal 40 47 an hiesige arme, unbescholtene BürgerStüchter, deren Berheiralhung in die Zeit von MicbaeliS vorigen Jahre» bi» Michaeli» d. I. fällt, von un» »u vergeben, und sind schriftliche Gesuche darum unter Beifügung der Eheschließungs-Bescheini gung, eines von z»et hiesigen Bürger« bei Bürger- Pflicht ausgestellten Zeugnisses über die Unbescholtenheit und Bedürftigkeit der Bewerberin, sowie, wa» da- eine, nur an ehelich geborene zu vergebende Wiederkehrer'sche Stipendium von 40 47 ^ anlangt, einer GedurtS- beschetatgung bi» zum 4. Oktober d. I. auf dem Rath Hause, l. Etage, Zimmer Nr. 15 einzureichen. Leipzig, den 15. September 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. ^ vr. Georgi. Harrwitz. Bekanntmachung. Die GeschästSstunden des Metbe-Amt-, Abtbeilung für Fremden-Verkebr, während der Messen betreffend.' Die GeschästSstunden bc» Melve-Amt-, Abtyeilung für Fremden-Berkehr, umfassen: I. in den Vorwochen der beiden Hauptmessen und zwar in den lagen von Montag bi- Sonnabend die Zeit von 7 bi- 12 Uhr Vormittag» und von 2 bi» 7 Uhr Nachmittag»; an de» Sonntagen der beiden Hauptmessen und am Hohen Reuiabr die Zeit von 9 bi» 12 Uhr Vormittag«. Leipzig, den 17. September 1882. Da» Polizetamt der Stadt Leipzig. . Junck, Pol.-Ratb. veterinärklinik der IlnioerktSt. Der approbtrte Thierarzt Herr v. tlllüllx ist vom 20. Srp> Ander «nr. m». -b Assistent an der vetertnörNtutt »tesszee Inwerittit. Prvfestor vr. r»rn. lieber da« Vermögen de« Büchbindermeister» »tt» Kreyta» M Erfurt wird heMe, am 16. Sevtember 1882, Vormittag« «r/. Uhr da» TnucurSnerfatzren eröffnet. lonan-verwalter Htl» Ltahel zu Erfurt; Lmneldungsfrist bis t» 1». Oktober 1882; Termin zar Beschloß'iissuug über die Wahl nne« anderen Verwalter» und event. über die im ff. ISO der koncnrs-Ordnung bezeichneten Gegenstände und Vrüfnnastermi» ans den Lv. Leteber 1882, vsrmitt«»» 1» utr. Die Äcrichtüschrcibrrri Vitt, de» königliche» Amtsgericht» zu Yrfutt. Kleppel, Secrctair. Bekanntmachung. Lus dem Hofe de» PostgebäudcS am Augustn-platze bierselbst Verden Krettag, de« LS. September, Vormittags 8 Uhr, verschiedene au» dem Abbruche gewonnene Fenster und Thüre», 8 Haufen Hohabfälle, 1 gußeiserne SSule, eine Partie alte» Eisen, owie 5 Regale, 2 Tisch«, 8 eiserne Briefkasten, eine Partie Eisen- gewichte, eine größere Anzahl alter Ledertalchen »ad verschiedene alt» Holztheile unter de» vorher bekannt zu machenden Bedingungen gegen sofortige Bezahlung an die Meistbietenden versteigert. Leipzig, 18. September 1882 Der Kaiserliche Oder-Pnstdirertor. Walter. Nichtamtlicher Thetl. Die Wahlbewegung in Preußen. " Berlin. 18. September. Die Wahlbewegung hat bisher eine verhältnißmäßiae Ruh« bewahrt, die gegen die ieberbafte Erregung, wie sie im vorigen Jahre »m diese Zeit herrschte, merklich genug absticht. Die Agitation sämmt- licher Parteien halte damals unstreitig weit lebhaftere Farben und Töne angenommen; sic bewegte sich manchmal in Formen, die alle» Maß de» Anstandes überschritten und bet Vielen Ucbervruß an diesem Partcitreiben und Scheu erzeugten, sich den persönlichen Verunglimpfungen eine» Wahlkampfe» auS- »usetzen; die Besehdung der Parteien artete damals nicht selten in Fanatismus und Gehässigkeit au» und e» entstanden bei vielen ruhigen und besonnenen Männern ernste Bedenken über die zersetzenden Felgen eines so leidenschaftlichen Kampfe» für unser ganzes geselliges und bürgerliches Leben. E« trat damal» eine sehr unerfreuliche Seite des allgemeinen direkten Wahlrechts zu Tage, welche» an die große Masse appcllirt, starker und scharfer Zugmittel bedarf und groben demagogischen Kunstgriffen eine weite Wirksamkeit eröffnet. Ungleich ruhiger, maßvoller, anständiger geht e« jetzt her. Wir wollen damit auf daS preußische Ciassenwahlsystcm kein Loblied singen. Mag e» sich in gebildeteren, gemäßigteren Formen bewegen, seine Schattenseite liegt in einer unbilligen Abmessung der politischen Rechte »ach der Steuerleistnng, also dem materiellen Besitz, e» stellt mehr eine Vertretung der Besitzenden al» de« Volke» dar. Wir wollen die Hebel- iände, welche die beiden wie jede» Überhaupt denkbare Wabt- ystem haben, heute nicht gegen einander avwägen. Sie be- tehen nun einmal beide zu Reckt und e» ist für« Nächste keine Aussicht, daß sie adgeändert werden. Praktisch wichtiger und von größerem Interesse ist die Frage nach dem Er- gebniß de» jetzt zur Anwendung kommenden Classenwahl- svstem» im Vergleich zu dem Reichswahlsystem, dessen letzte» Ergebniß wir vor un» sehen. Die Gesammtlage hat sich seit dem vorigen Jahr in keinem einzigen entschcivcnden Punclc verändert, am wenigsten hat sie sich zu Gunsten der Regierung verbessert, die jetzt eigentlich nur allgemeine» Migtraue» gegen sich hat unv selbst auf gewisse Schlagworte nicht mehr vertrauen kann, von denen man sich früher wenigsten» m einzelnen Kreisen Wirkung versprechen konnte. Wird »un unter im Ganzen gleichen Verhältnissen da» preußische Wahlsystem ein wesentlich andere» Resultat geben al« da» Neickswahlsystem? Im liberalen Lager zeigt man in dieser Hinsicht bisweilen einige Sorge, allein wir glauben, mit Unrecht und wir können un» auf die Erfahrung berufen, daß bisher der Gesammtcharakter de» preußischen Abgeordneten hauses bei allen Wahlen mit demjenigen de» Reich-tag» durchaus übereinstimmte. In ersterem Pflegen nur die aller- extremsten Richtungen, z. B. die Socialbemokraten, zu fehlen; vielleicht haben dort auch im conservativen sowohl al» im liberalen Lager dl« gemäßigteren Schattirungen etwas bessere Aussichten» wie denn bei jener oben geschilderten, dem allge meinen direkten Wahlrecht leicht eigenen Methode der Agitation die Gegensätze naturgemäß mehr auf die Spitze getrieben werden. Unter einiger Abschwächung der extremsten Richtungen wird da» Ergebniß der Wahlen zum Abgeordnetenhaus gewiß denselben Grundzug zeigen wie da- der Reich-taa-wahlen, d. h. eine erhebliche Verstärkung der liberalen Seite. Enttäuschungen und bitter« Ueberraschungen glauben wir nicht befürchten zu müssen, wenn wir mit dieser Zuversicht und der nöthigen Energie in dm Wahlkampf cintrclen. Die beiden conservativen Fractionen dervssent- lickcn heute ihr« Wahlaufrufe. Da» Manifest der srei- confervativen Partei ist in dem patriotischen, ruhigen und besonnenen Geist geschrieben, der di« meisten officiellen Kundgebungen dieser Partei auSzeichnet. Ein großer Tbeil de» dort medergelegten Programm» bewegt sich in allge meinen Redensarten, die jede Partei unterschreiben kann: innere üonsolidiruua Le» Reich», harmonische Gestaltung der Institutionen, Hockhaltung der verfassungsmäßigen Rechte der Volksvertretung wie der Krone, Durchführung der Steuerreform im Sinne der Erleichterung der ärmeren BolkSclasfen und der Commune», Vollendung der Berwal- tungSreform im Geiste der Selbstverwaltung und der wirk samen RechtScontrole unter Prüfung der Frage der Verein fackung der Organisation, Bewahrung de» Charakter» der Schule al- einer Veranstaltung de» Staate», Wiederher stellung de» kirchlichen Frieden» unter Aufrechterhaltung starker staatlicher Rechte, da» sind Grundsätze, zu denen sich auch jeder liberale Mann bekennen kann. Auch wa« von der Nothwendigkrit starker Mittelparteien gesagt wird, können wir von unserem Standpunkt aus nur billigen, so viel Spott und Haß auch augenblicklich von den Radikalen recht» und link» über solche Aeußerungen ergossen zu werden pflegt. Auch in dieser Hinsicht wird die öffentliche Meinung bald wieder zu einer ruhigeren Auffassung gelangen. An dem freiconser- valiven Wahlmanifest ist eben nur Da» au-zusrtzen, daß c» sich fast ganz in wenig anfechtbaren allgemeinen Redewen dungen ergeht, aus bestimmte concrete Fragen einzugehrn aber ängstlich vermeidet. Da« ist die Folge de» Mangel» an einem Programm der Regierung. Man kann an diesem Manifest säst Alle» unterschreiben, ober man kann hinterher auch fast Alle« thun, ohne mit seinen Versprechungen in Hand greislichen Conflict zu gerathen. Einen wesentlich anderen Charakter hat der conser- vative Wahlaufruf. Er besteht in einer ebenso maßlos heftigen al» ungerechten Schmähschrift gegen den Liberali». muS. Diesem wird vorgcioorfcn, er wolle an Stelle de» machlvottcn königlichen Regiments der Hohenzolleru die Herr schast de» Parlament» setzen, er wolle au» der Volksschule den Religionsunterricht ganz entfernen; er sei ein Hemmmß itr jeden gesunden Fortschritt aus dem Gebiete der sociale» Reform; er wolle keine Hilfe den Kranken, keinen Schutz den wirtbschaftlich Schwache», keine Erleichterung der unteren VolkSclassen, keine Herabminderung der SchuUasten, keine Maßregel zur Erhaltung eine» kräftigen Bauernstandes und de» ehrlichen soliden Handwerk», keine sociale Versöh nung. Wer da» Alle» aber will, der wähle conseroative Männer. Wie man siebt, ist da» deutsch-conservative Mani- est eine Sammlung der ödesten Schlagwörter au» alle» Wahlflugblättern. der hetzerischsten Phrasen au» antiliberalen VolkSversam mlungen. Es verlohnt sich nickt, aus diese» traurige Machwerk, da» nicht einmal eine neue Phrase, geschweige einen neuen Ge danken enthält, näher einzugehrn. Solche Pfeile braucht inan nickt abzuwchren. sie prallen von selbst unschädlich ab. Ve- eichiienb ist, daß da» Schriftstück keine Unterschriften trägt. Man möchte versucht sein, zu zweisei», ob e» wirklich von der Cenlralleitung der conservativen Partei oder nickt viel mehr von einer untergeordneteren Instanz auSgeht. Allein die Art der Veröffentlichung läßt solche Zweifel leider doch nicht anfkoniinen. Leipzig, 20. September 1882. Die Manöver und UebungSsahrten aller verschiedenen Schiffe der deutschen Kriegsflotte in den euroväischcn Gewässern haben jetzt ihr Ende erreicht. Die Segelsregatlc .Niobe" mit den Cadetten zur See und die Scgelbriag» .Muskito" und „Undine" mit den Schiffsjungen haben schon in Kieler Hasen abaerllslct. Dasselbe lhat auch die neue Schraubencorvette „Luise", welche nach 13 monatlicher Abwesenheit in Westindien heinikchrte. Da» Geschwader der vier Panzcrfregatten machte al» Schlußmanöver eine nächt liche sorcirte Hinfahrt in den Kieler Hasen, der durch die Dampscorvetten „Blücher" und „Luise", die vier ne,«gebauten Torpedoboote und die Geschütze der Festung FricdrichSort dertheidigt wurde. Von der Anwendung de» elektrische» Lichte» wurde bei diesem säst die ganze Nacht dauernden Manöver rin ausgedehnter Gebrauch gemacht. Die vier Panzersregatten gehen nun nach Wilhelmshaven, wo soeben sämmtliche große Panzerschiffe stationirt werden sollen, um dort abgerüstet zu werden, während der .Avisodampser „Grille" in Kiel abgerüstet wird, Sämmtliche im Februar 1879 zum Dienst einaestellte Matrosen, welche nicht eine neue Capitulalion freiwillig ejngehen wollen, werden jetzt zur Reserve entlassen. Die übrige Mannschaft tritt in die zu Kiel und Wilhelmshaven statlonirten Matrofendivisioiien. Im conservativen Laaer wird allen Ernste» beab sichtigt. einen Tbeil der jüngsten Zolltarifnovclle, die bekanntlich eine Mehrheit im Reichstage nicht gesunde», durch die Einbringung eine» selbstständigen Anträge» wenig sten» nachträglich noch zu retten, da die Wiederaufnahme der Vorlage seiten» der Negierung bei der Fortdauer der Session verfassungsmäßig ausgeschlossen ist. E» würde sich dabei vornehmlich um den Scbicserzoll handeln. Ob da« geplante Vorgehen »in Einverständniß mit den verbündeten Regierungen ersolgei» wird, muß so lange bezweifelt werden al» Hinsicht- lich de» Slandpuncl» der letzteren nicht irgend eine Aeuße- rung in der ihnen zur Verfügung stehenden Presse vorhanden ist. E» hat bekanntlich nicht an Stimmen gefehlt, welche die Vorlage der Zollerhöhung aus Schie fer nur damit erklären zu sollen glaubten, daß e» dem Fürste» Bismarck cm der nöthigen Information gemangelt stabe und daß er einen solchen Entwurf unter keinen Um ständen eingebracht hätte, wenn er da» geheime Spiel von Kräften, welche» im Hintergründe der ganzen Angelegenheit sich bewegt, näher gekannt haben würde. Einstweilen darf man also bezweifeln, daß der Schieserzoll noch einmal au» den» Antrieb der Reichsregierung aus die öffentliche Tages ordnung kommt. Wa» den vom Reichstage angenommenen Antrag aus Ermäßigung de» Westgarnzolle» anlangt, so wird in unterrichteten Kreisen jetzt stark bezweifelt, ob der Bundeü- rath demselben seine Zustimmung geben werde. Anfänglich konnte man auf überwiegende Sympathien für den Antrag rechnen. Indessen scheint e». daß die rührige Agitation der jenigen Interessenten, die sich durch die vorgeschlagene Aenke rung bedroht glaubten und die den BundeSrath mit Gegcn- agitationen angingcn, einen Umschwung der Ansichten zu Wege gebracht habe. Nicht nur die Großindustriellen brachten dem Staat»! secretair v. Bötticher Ovationen für die Jnauaurirung der neuen Zoll- und WirthschastSpolitik auf seiner Reise durch Rheinland und Westfalen, sondern auch di« Handwerker au» Rheydt und Gladbach haben den Minister durch eine Deputation begrüßen lassen und lange mit demselben über die Innung«- und Haufirsrage conferirt. Seiten» der Deputation wnrde geltend gemacht, daß den Hand werkern weitere Rechte einzuränmen seien und die Gewerbe sreibeit im Interesse de» Handwerk» mehr beschränkt werden müsse. Der StaatSsecretair v. Bötticher scheint sich in vorsichtiger Reserve gehalten zn haben. Der Herr erklärte sich mit den Zielen der Deputation vollständig einverstanden, glaubte aber, daß dieselben auch auf dem Wege der freien Innungen zu erreichen seien. Der Einführung der Zwangsinnungen ständen eben so große Bedenken gegen über, daß er ihnen dieselben zur Zeit nicht in Aussicht stellen könne. Er gab der Deputation wiederholt den Rath, auf Grund de» Gesetze» vom vorigen Jahre weiter zu arbeiten, sich zu vereinige» und lebenskräftige Organismen zn bilden, besonder» auch dem Cassenwrsen die Thätigkeit der Innungen zuzuwenden. Wäbrend die 500jährige Jubelfeier der Bereini gung Triest» mit ver habSburaischen Monarchie durch den Besuch de» Kaiser» und der Kaiserin von Oester reich, sowie de» kronprinzlichen Paare» gegenwärtig ihren Gipfelpunkt erreicht, gelang es. wie der Tewgraph meldete, der Wachsamkeit der österreichischen Grenzbehörden, noch im letzten Augenblicke die Vorbereitungen zu einer neuen schänd lichen Missethat zu verhindern. Bei Ronchi wurde eine, unter verdächtigen Umständen die Grenre passidende Kalesche angehaltcn und rin in derselben befindlicher Reisender, welcher zwei Bomben bei sich führte, verhaftet. Au» dieser Thatsacke geht wieder mit Klarheit hervor, daß e» da» Königreich Italien ist, auf dessen Gebiet die Verbrecher ibre. den Frieden der österreichisch - iinga- rischen Monarchie gefährdenden Schandthalen voröc- reiten. Die Nachricht von diesem beabsichtigten neue» Ver brechen kann nicht verfeblen, auch Dciijenigrn, deren Haltung in Triest »och zweifelhaft sein sollte, die Augen zu öffnen und neue laute Klindgcbungen im Sinne der Znsainincil- achörigkeit zu Oesterreich licrbeiznsüüreii. Bereits seit einiger Zeit mußte der dortige Anhang der Jrrcdenta unter dem Drucke der DotkSstiinnmng zurückweicben Man zog eS vor, ich schweigsam zu Verhalten. „Es ist Tbatiache", schreibt daS „Vaterland", jene Elemente, die bisher in criinlwb nie gestörter Nube die Stadt mit unerhörtem Nassinemenc lerro- risirten, haben sich sachte verkrochen, ihr Organ öatancirt wie zwischen Eiern und fristet seine Ideen und ivinnt seine altgewohnte Agitation ans die mühseligste Art weuer, offen bar nur bi» zn jener Stunde, i» der die gebotene Stimmung der Geinüther wieder in alltäglichere Bahnen eingelenkt haben wird. Bielleicht verrechnen sich aber die Herren doch, denn wie eö sich i» alter Welt mit immer steigender Intensität zeigt, liebt das Botk die Schablone ersten» nur zu gewissen Zeiten: nämlich wenn die Gedanken rar sind, zweitens nicht über eine gewisse Zeit dauer, welche selbst i» dem Falle unerbittlich aölänsl, wenn die Gedanken sich noch immer nickt eingestellt baben sollten. Kurz, hat die Pbrase die Blütbezcit hinter sich — Früchte kann sie ja ihrer Natur nach nicht zeitigen — so ist eü mit der Schablonenwirtbschast vorbei, und täuschen Nicht alle Anzeichen, so sind wir auch hier nabe an jenen Grenzen, über bi« man nur durch niainicswürdige Tbaten wcgznkoin- nien vermag, durch Tbaten, die nicht» gemein haben mit den philisterbasten Lügengewebe» der fabricirten öffenNlcheil Mei nung unserer Tage." — ES kann nicht auSbleiben, daß die Bevölkerung dem Kaiser Franz Joses durch ibre Haltung be kunden wird, daß sie mit den schändlichen, von außen den Frieden der Stadt störenden Verschwörern nicht» gemein bat. sondern daß sie sich Ein» süblt mit der habsöurgische» Monarchie. -— lieber die näheren Umstände liegen die folgenden, noch sehr der Ergänzung bedürftigen lelegrapischen Meldungen vor: Triest. 18. September. Die Bezirkshauvtmannschaft in Gra- dtSca erhielt die Anzeige, daß bei Pattrio Bomben über die österreichisch-italienische Grenze geschafft worden seien. In Folge dessen leitete di« genannte Bezirksbaiipimannschasl die »msafscndsteil Erhebungen ein und gab den StationS-Cl-esS der Bahnlinie Eo» monS-Nabresina den Austrag, Passagieren und Sendungen au» Italien genaue Ausmcrksamkeit zu schenken. Ausserdem wurde» G-udarmerik-Abtheilungen aus den einzelnen Bahnhüsen postirt. Diese Maßregeln hatten jedoch keinen Erfolg, biS ei» dienstfreier Gendarm aus ein au« Italien angekommenes kleines Gefährt.' aunnerksam machte, da« eine misstenöse Kiste bergen kollle. Die Insassen des Wagen» stiegen im Wirthshause. Moretti (in Ronchi) ab und ließe» sich dort ein Zimmer anweiicn, wohin auch die Kiste gebracht wurde. Einige Zeit daraus begehrte der Gendarm Einlaß, welcher ihm nicht sofort gewährt wurde. AIS der Gendarm dir Kiste zu sehe» verlangte, zog einer der Männer, an geblich ein Udineser, einen Revolver und zielie auf den Gendarm. Dieser fiel ibm in den Arm, wobei er einige Hauiausschürsnngen davontrug. In Folge de» Lärms eilten die Hausbewohner herbei, und c» gelang, von de» vier Insassen de» Wagens zwei zu verhaste», während die anderen entflohen. Der Kaiser liest sich über die Assaire in Ronchi Bericht erstatten und svrach seine Befriedigung über alle in dieser Angelegenheit getroffene» Massnahmen aus. — Man erfährt al- authentisch, dass der rhatbcstand, so weit er bisher vorliegi, die Schuld eine» Individuums rrgiebi. Dasselbe ist österreichischer Unterihan, wurde jedoch wegen Desertion von der Armee aus Oesterreich flüchtig. — Heute wurde i» Ronchi gegen den gestern daselbst sestgenommenen und eines beabsichtigten Akten-, täte» verdächtigen Mann eine Boruntersnchung geführt. Abend» wurde er hier eingeliesert. DaS Individuum, das heute in der Nacht eingeliesert wurde, ist der Kutscher des Mannes. Entdeckt wurde der ganze Fall durch einen Anitsdiener von Kiopr S, der über da- ausfällige Wesen zweier Leute und ihres Kulschcrs seinem Bürgermeister berichtete, welcher durch die Brzirkshauplinannschaft von Gradisca Gendarmen requirirle. In Piscone wnrde der Kutscher, in Ronchi der des beabsichtigten AilentaicS Bcrdächiige verhaftet. Der Genosse, der mit ihm durch mehrrre Tage an der italienischen Grenze uinherging, entkam. Man fand bei dem sest- genommenen und heule Abends hier cingebrachieii Individuum eine Cassette mit zwei hohlen Bomben, ei» Flaichäien Nilroginccrm und Kapseln. Der Verhaftete gab zuerst in, Verhöre an, Ober dank zu heißen. Er ist etwa 28 Jahre alt. In Mähren ist sowohl in den Städten gl» ans dem Flachlande die czcchischc Agitation in fortwähroudor Zu nahme begriffen, ja die dortigen Deutschen miissoii bereit» alle Kräfte cuijbictcil, um sich dcS von allen Seilen a»- dringenden slavischen Sturmes zn erwehren. Erst in der Jüiigstzclt hat sich wieder von Prag eine ganze Wolke czechiscyer Agitatoren und Agenten über Mähren verbreitet, welche in Hradisch einen großen „Co-cki 'l'Ll>»r" (Volks versammlung) ausgeschricbcil halten. Der Bezirksvorstand der genannten Stadt verbot zwar anfänglich die Versamm lung. allein die Czcchcn besitzen bereits in Brünn und Wien mächtige Freunde, wo schließlich jenes Verbot wicker aus- gchoben ward. Nach dein bereits auSgegebene» Programm des Tabor» wird derselbe zumal für die Errichtung einer czechischen Mittelschule in Hradssch und Gcldsainmlungeii zu Gunsten de» czechischen Schulvercinö agitiren. Wie an» Lemberg geschrieben wird, geben sich die dortigen polnisch-fortschrittlichen Journale mit der jüngste» nichtssagenden Erklärung de» Krakauer „EzaS" bezüglich deS in Berlin al» apokryph erklärten Gespräch» zwischen Fürst Bismarck und einem polnischen Aristokrateil tnrchau:- nicbt zufrieden. Die „Gaecka Narodcwa" erklärt sogar, der ultramoiitan-seudale „Cza»" habe mit jenem Humbug da» polnische Publicum zum Besten ballen wollen. Au» Moskau wird gemeldet, daß unter den Bauern, zumal im südlichen Rußland, sich wieder da» Seelen wesen zu rühren beginne. Die Regierung beabsichtigt diese» Um trieben entgegen zu wirken unv da» Patriarchat wieber her- riistellen wie e» vor Peter dem Großen bestanden, der bekannt lich an Stelle des Patriarchen sich zum russisch-orthodoxen Papst erklärte. In der ungarischen Stadt Dcbreczin gehen ganz sonderbare, aber gleichzeitig recht empörende Dinge vor. In einem dortigen Gasthause ward nämlich ein deutscher Rei sender von dem Wirthe geohrseigt. weil jener nicht glauben wollte, daß der Resormätor Calvin ein — Ungar gewesen! — Der anaenehme Wirth jenes Gasthauses ist nämlich Cal- vinift und not in der Gaststube ein Bilkniß Calvins, ter mit eine», großen Schnurrbarte, ungarischem Sckmürrock, engen Beinkleidern, Stieseln und Sporen abgebildet ist! — Unter dem Bilde stehen in ungarischer Sprache die Worte: „Calvin, der größte Reformator und Patriot Ungarns." Uns daki ist Dcbreczin. nach Pest, die größte Stadt de» „eklen" und „aufgeklärten" Magyarenlaurcs, cd er richtig-.-r: c.s „z c. von Ungarn".
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