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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.09.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188209238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820923
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820923
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-09
- Tag1882-09-23
- Monat1882-09
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.09.1882
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I' Erscheint täglich früh S'/, Uhr. Uet«cti<n »nd Er»kdiki«» I»hannttzasji 33. APrkchaundrn öer Nkdarti-u. vormittag« 10—IS Uhr. Nachmittag« 5—6 Uyr. WN >Ak»»»« em,«1»nr«rr v:-uuici1,I, »,ch« sich »« >u»I »krtintUch. >»n«tz«r »,r knr »>» näLstt«l,en»« N»«»«r kestimmte« Inj erat» ,» Wachem«,o« hj« z u»r Nachmittan«. «« ienn- ui>» -eittaor« irntz »i»Uhr. Zn den /tlialrn für Zns.-^nnadme-. Vtl« »eutiu, Univerütät-ürabe 21, L*»ts Lösche, kaidarinenslraße 18. p. uur »i« U»r. ripMer Tagtblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Mesi Auflage 17,70«. AdoiinrmriUsvrkis vienelj. 4'/, Mk., incl. Bringerloku 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Ml. Jive einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» ohne Postdeförvernng 38 Ml. Mit Postbeiörvcruuq 48 Ml. Inserate Sqewaltene Petitzeile SO Pf, Größere schrillen laut unicrem Preis. verzeicittiij;. Tabellanscher Sav nucv üöbkrem Laris. Neclamrn nntrr den lledactionslirich die Lvaltzeile 50 Pf. Jnieraie sind stets an die srtz»ev,rt0» zu ieaocn. — Rabatt wirs nicht gegeben. Zahlung piaeuuiimrnii'io oser durch Post, »aainainne. r«0. Sonnabend den 23. September 1882» 76. Jahrgang. Wegen der Messe ist unsere Expedition morgen Lonntng Bormittags bis 12 Uhr geöffnet. LxpvMlou äes L-elprlxor ^sxelrlnttv». Amtlicher Theil. Die Geschäfte unserer Schulgelder . Giunahine werden am Touuabend, den 23. dieses MunatS, »egen Reinigung der Locale auSgesctzt. Leipzig, den 18. September 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgs. Vrkanlilmachnilg. Wegen de- Baues der östliche» Borsluthschleuße wird die Lange Straße auf der Strecke zwischen Dresdner und Krenzstra-e von» 2S. dsS. Mts. ab di« «us Weitere« für sümmtltche» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, «m 20. September 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Itr. Gcorgi. Hcniug. Woljnunss-Vmnirtrrung. An dem 2. Stockwerk de« der Stadlaemeinde ge hvriaen Hause« Salzgäßcheu Rr. 1 soll eine au« v Stubeu, I Alkoven, 4 Kammern und sonstigem Zubehör bestehende, mit Wasserleitung versehene Wohnung vom 1. Oktober d. I. au gegen ein- haldjährltche Kündigung anderweit »ermtethet meede«. Mirthgesuche werden auf dem Nathbause, 1. Etage, Zimmer Nr. 17, entgegengenommen, auch können cbcndaselost die LermiethunaSbedingungen und da« Inventariun, der zu dermirthenden Wohnung cingesehen werden. Leipzig, den 19. September 1882. Der Ratb der Stadt Leipzig. Stöß. I)r. Georgi. Die bei dem hiesigen Leihbause in den Monaten Sep temder, Oktober, Rovcmber und Decembcr L88ö versetzten oder erneuerten Pfänder, die weder zur Verfall zeit noch bi- jetzt eingelöst worden sind» auch nicht bis rum öS. September ». e. eingelöst werden, sollen den I. Ro- »emder d. I. und folgende Tage im Parterre-Locale de« Leihhauses öffentlich versteigert werden. E- können daher die in den genannten Monaten versetzten Pfänder nach dem 30. September d. I. und spätestens «t« 3. Oktober ». «. nur unter Mitentrichtung der AuctionSkosten von 4 Pfennigcn von jeder Mark de« Larlchns »liuzelüst oder nach Befinden erneuert werden; vom 7. Oktober d. I. an, an welchem Tage der AuclionSkatalog geschlossen wird, kann lediglich die Einlösung derselben unter Mitentrichtung der Auclisnskosten von 4 Pfennigen von jeder Mark der ganzen Forderung de« Lelbhausc« stattfinden, und zwar nur bi- rum 28. Oktober v. I., von welchem Tage ab Auclionspsander unwiderruflich weder eingelöst noch prolongirt werden können. E- hat also vom SO. Oktober d. Ä. an Niemand mehr da« Recht, die Einlösung solcher Pfänder zu verlangen, und können dieselben daher von den Eiaenthüliier» nur ans dem gewöhnlichen Wege des Erstehen- wieder erlangt werden. Dagegen nimmt da- Geschäft de- Einlösen- und Versehen« anderer Pfänder während der Auctiou in den gewöhnlichen Localen seinen un« gestörten Fortgang. Leipzig, den 15. September >882. DcS RathS Deputation für Leihhaus und Sparkasse. Maililtlnachllilg. Wegen Reinigung der Localilälri» ist da« Armenamt Montag den O. und DienStag den 10. Oktober ». o und die BekleidnnyS-Anstalt Mittwoch den 11. Oktober «. «. geschloffen. Leipzig, am 2l. September 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) Ludwig-Wolf. 8« gensuer Nachachtnng bringen wir hlrr»urch »tevor» fchnftenr »ah fever ankommcnve Fremde, welcher hier übernachtet. am Tage selnrr Autnukt. und wenn »tese erst in dcn Abriibstunven ersotgt, am an»rren Lage Vormittag« vo» setucm Wirthe bet unlerem Meldeamt» iklbtheiluiig sür Frrinvenberckrbr). RcichSstrastc Nr. 53 54, anznmctvei» ist, »tejeutgen Fremden aber, welche länger als drei Tage hier fick anfhatlen. Aiimrlvcichei» zu lösen haden» iu Erinnern«, und demerken, das; veriigchtSsfignngeu drr- felöe« «tt einer Strldbuhc bt« zu 15 Mart oder »er» «sltnttzW-lztger -aftstrase geahndet werde« wlirde«. öripzig, a« 17. Leptemder 1882. W«s Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Ä v -unck. Pal-Nath. Tae-ner, E. Slödtische Gewerbeschule. Die vtndien de« rSlnierhalbjahre- 1882/83 beginnen Montag, den 2. Lctoder ». der Tagescurs»« früh 8 Uhr und der Abendkurs»« um 7 Ubr Anmeldungen zur Aufnahme in die Gewerbeschule nach Matz- -ab» -. 7 der Schulordnung werden vom Unterzeichneten im Schul- gebändr, Primmaischer Steinweg 18, in der Zeit von 11—12 am Sonntage, den 24. Levtember und 1. October e.. sowie von 7 bi« s Uhr Abend« am 27.. 28. und 29. d. Monat« entgegengenommen Leipzig, den 21. September 1882. Ler rtreetsr: Nieper. Nichtamtlicher Theil. Fürst iZismarck. E« find heute zwanzig Jahr« vergangen, seit Fürst Bi-marck ich al-Minister ,n den Staatsdienst gestellt und seine Kräsl? uerst seinem engeren Balerlanbe Preußen, in öer Verfolgung einer Laufbahn aber dem ganzen deutschen Volke gewidmet Hai. WaS ihm die Nation an Dank sür die Neugestaltung de« Reiche«, sür die Wiedergeburt ihrer selbst schulket, ist heute nicht zu ermessen; die Geschichte allein wird im Stande sein, da« Verdienst de- großen Kanzler« nach Gebühr zu würdigen. Wohl aber ist c» angebracht, aus die ministerielle Wirksamkeit diese« seltenen Manne« hinzuweisc», der beule in Europa un bestreitbar al« Staatsmann dcn ersten Platz einnimml und al- der ehrliche Makler nnauSgesetzl zum Segen der Mensch heit im Interest« de« Friedens lbätig ist. ES war ein bedeutsamer Moment, in welchem der da malige Gesandte Otto von Bismarck Schönhauscn zum Rath geber seine« Monarchen berufen wurde. Am 1. April 1859 erfolgte feine -lccreditirung al« Sc anner zu Petersburg, wo sein Wirken vornehmlich der Kräftigung der freundliche» Beziehungen zwischen Rußland nnb Preußen galt. Im Frühjahr 18U2 vertauschte er den PelerSdurger Posten mit dem eine« Gesandten in Paris; hier hatte er vorzugsweise Gelegenheit zu fruchtbaren Studien über die politischen Zustände de- zweiten Kaiserreich-, Mittlerweile hatte die vo» dem damaligen Prinz-Regenten beschlossene Reorganisation der prenßischc» Armee emc Krise im inner« preußischen StaatSlcben hervorgcruse». zu deren Beseitigung es einer starken Hand und eines gewandten Geiste- bcknrfte. Am 18. Ceplember gaben nach mannich- fachen Versuchen mit andern Ministern die StaatSminister Gras Bcrnstorff und von der Heydt ihre Portefeuille« ab, nachdem sie ihre Forderungen gegenüber der Volksvertretung nicht hatten durchsetzen können. E- erfolgte nun unter Rück tritt de- Prinzen zu Hohenlobe-Jngelstngen am 23. September l8S2 die Ernennung BiSmarck'S zum interimistischen Vor sitzenden de- Staatsminislerium- und am 8. October, nachdem definitiven An-scheiben de- Prinzen zu Hohenlvbe. zum Ministerpräsidenten und Minister der auswärtigen An- gclegenbeiten. Von vornherein war Bi-marck'- Stellung eine höchst schwierige, um so mehr, al« sich sür die große Maste de« Volk- in seinem Namen Reaction und Iunkertmini verkörperte Gesteigert wurde diese Anschauung sowie die Schärfe de« Kampfe- um da- Budgctrccktt durch die von Bismarck in einer EommissionSberathung hingcworsene. vielfach mißver standene Bemerkung, daß gieße Fragen nicht durch Roden und Majoritätsbeschlüsse, sondern durch „Blut und Eisen' gelöst würden. Nachdem ein Beschluß de- Abgeordneten Hause- vom 7. October 1862 die Mehrsordernngen für die Armee und damit dcn Budget-Entwurf der Negierung ver worfen, da« Herrenhaus 11. October die Negicrungsvorlagc wieder hergestellt batte, wa« mit den verfassungsmäßigen Befugnisten dieser Körperschaft in Widerspruch staue, erfolgte 13. Octcber der Schluß de- Landtags. In der von Bis marck verlesenen Thronrede wurde erklärt, daß die Negierung, nachdem jede Aussicht auf eine Einigung in der Buvgctfrage vorläufig geschwunden, entschlossen sei. den Staatshaushalt ohne die in der Verfassung festgesetzte Unterlage sortzusühren. Dcn am Deutschen Bunde schwebenden Fragen wandte Bis marck sofort seine volle Aufmerksamkeit z». Zunächst ließ er. um ein kräftigere« und selbstständigere« Auftreten Preußen« in Deutschland zu bethätigen, neben den schleppenden Bunde-, Verhandlungen über die Kurhessische Frage an den Kur> fürsten die dringende Einladung ergehen, begründeten An sprüchen der Lantstünde gerecht zu werden. Der neue andelsvcrtrag mit Frankreich, wesentlich BiSmarck'S ichövsung, hatte eine tiefgreifende ZollvcreinSsrage angeregt. Die Opposition der österreichischen Regierung gegen diesen Vertrag sowie deren Antrag beim Bunde aus eine durch Delegationen der Einzcllandtage zu organisircnde Gcsammt Vertretung de« deutschen Volks gab Bi-marck Gelegenheit zu einem scharfen Notenwechsel mit Oesterreich, in dem er gegen da« Wiener Eabinet den Voriours der Feindseligkeit wider Preußen erhob und offen den Bruch de- Bunde« in Aussicht stellte, wofern die Negierungen Oesterreichs und der Mittel staaten in dieser Politik verharren sollten. Bei diesem An laste erfolgte auch die Aeußerung. Oesterreich würde in seinem besten Interesse handeln, wenn cS „seinen Schwerpunkt nach Ofen verlegte", statt denselben unter Bekämpfung alle« preu ßischen Einflüsse- im Bund» mehr und inebr in Deutschland zu suchen. Nach dem Ausbruche der polnischen Insurrection erstrebte Bi-marck dcn Abschluß einer Convention zwischen Preußen und Rußland zur gemeinsamen Niederhaltung de- Aufstande». Doch nicht nur »n eigenen Lanke, sondern ganz besonder- an den Höfen von London und Paris wurde der Versuch mit entschiedenem Mißfallen betrachtet Bei der Berathung über eine Adresse an den König seiten« de- am 14. Januar l8K8 neu zusammen getretenen Abgeordneten haus»-, worin gegen Bi-marck wie da- gesammte Ministerium der Borwurs der Verfassiing-verletzung erhoben wurde, war er e- vornehmlich, der zur gütlichen Ausgleichung im Interesse de- Staates mahnte, und hier äußerte er unter Ander,»: würde kein Eompromiß erreicht, so fiele, da beide Theile in ihrem Rechte zu sein glaubten, die Entscheidung de- Streite« schließlich dem Factor zu. der die Macht besitze. Diese Werte irrthümlich so auSaelegt, al- ob Bi-marck gesagt habe: „Macht geht vor Recht", sind später von Bi-marck selbst unter Wiederbolung de« Wortlaut« aus ihre wahre Bedeutung zurückgesührt worden. Seine Verständigung-Versuche miß langen, und am 22. Mai erfolgte eine zweite Adresse an den König, in welcher jede« weitere Mitwirken an der jetzigen Regierung-Politik seiten« de« Abgeordnetenhauses ausgekündigt wurde, falls nicht da« Ministerium durch ein andere« ersetzt würde Mit der abweisenden Antwort de« König- erfolgte am 27. Mai dir Schließung de« Landtage«, ohne daß der Staat«, bau-halt-Etat zu Ente beratben worden. Unmittelbar darau erließ da» Ministerium die Preßverordmmg vom l. Juni welche, um die deftige Agitation gegen dir Bi-marck'sch« Politik im Lande einzudämmcn, die Zeitung-preste dem fron rösischcn Verwarnungssystem unterwarf und die liberalen Blätter mit der Unterdrückung aus dem Verwaltungswege bedrohte. Neben diesen inneren Verwickelungen nahmen die a» Erlangung der Oberherrschaft in Deutschland gerichteten Be srcbungrn Oesterreichs BlSmarch-Alismerfsamkeit und diplo matische Gewandlt'eit immer inebr i» Anspruch. Gegen da« iZundcsresormprojcct deS Kaiser« Franz Josef, welcher die rutschen Fürste» auf den 16. August 1863 zu geineinsamer Berathung über dasselbe »ach Frankfurt a. M. einlud, ver hielt sich Bismarck ablehnend, indem er seinerseits die Vor- ussctzung auSsprack', unter denen allein Preußen auf eine Buiidrsresorni cingche» könne: vollständige Gleichstellung der beiden Großmächte am Bunde, das Belorcchl für beide i» KriegSsrageil und eine auS allgemeine», direelen Wahlen her- oorgegangeuc Vertretung des deutschen Volkes. Ter König vo» Preußen erschien nicht aus dem Fürstencongrcß. I' d sie» »ahm die Schleswig-Holsteinische Frage iusolge de« 4 0dcS König Friedrich'« VII. von Dänemark wieder eine lebhafte Bewegung a», welche die beide» Großmächte von den inner» Streitigkeitenablcnkle. AlsFrictuch'oNachsolgcr,Christian IX., den Beschwerden des Bunde« wegen Rechtsverletzungen gegen da- Herzoglhum Holstein keine Abhilfe schasste, rückten han noversche und sächsische Truppen in dasfe.be ein, um die Eiccnlion zu vollstreckcn. Bei den fortgesetzten dänischen Rechtsverletzungen, gelang cS Bi-marck, Oesterreich zu be wegen, in Gemeinschaft mit Preußen gegen Dänemark kriegerisch vorzngehcn, und 1. Februar 1v«>1 Überschriften preußische und österreichische Strcilkräf'lc die Eider. Jedes Uebergreisen deS Bunde-, welcher seine Mitwirkung zu», Kriege verweigert hatte, bezüglich der Herzvglhümersrage wußte BiSmarck scrnzichaltc», um so die Früchte de« geiuei»- chaftlichen Vorgehens auch nur den beiden Großmächten und n letzter Reihe doch Gesamnitdcutschland durch Preußen zu alle» zu lasse». Ter preußische Verfassnng-conslict batte indessen eine» heftigeren Charakter angenommen. Am 9. November 1863 trat da« neugcwählte, trotz aller NegierungSmatzregeln wieder die alle geschlossene Majorität »msasscndc Abgeordnetenhaus zusammen, welche« in einer Adresse an dcn König die Lösung der Herzogtbümersragc durch Anerkennung de« Erbrecht« de« Herzog- von Angustenburg verschlug, da jekc andere Politik die Zusammengehörigkeit der Herzogthümer bedrohe und in Deutschland Zerfall und Bürgerkrieg in Aussicht stelle. Bis marck anlworlele ablehnend, und ebcnso lautete die Entgeg nung de« König«, welche von einem Gesetzentwürfe begleitet war, der vom Abgeordneleuhaule die Bewilligung einer An leihe pon 12 Millionen Thalern zur Durchführung der Pvli»^ der Regi-rnng forderte. Es erfolgte die Verweisung nicht nnr dieser Anleihe, sondern auch des Regiernngsbndgcl«, eine- Militairgcsctze« und einer Novelle zum Prcßgesey. Nachdem da« Budget durch da- Herrenhaus abermals in versassungswidrigcr Weise sauctionirt worden war, wurde am 25. Januar >86 t der Landtag geschlossen. In der Thronrede, die Bismarck vcrla« und die ganz da« Gepräge seine- Geiste« trug. Häusler, sich die slärktteu Vorwürfe gegen das Abge ordnetenhaus, und ohne Uebe>ci»stimni»»g mit der Vvlke- vcrlrclnng begann er im Verein mit Ocstcrcich seine Actio» gegen Tänemark. Wa« für Bismarck seit seinem Wirken als Bnndcslag- gcsantter da« Ziel seiner Pelikik bildete: die Lösung der Deutschen Frage durch eine Einigung unter Preuße»« Führer schaft und unter Ausschluß Oesterreich«, da« trat durch die sofort nach Beendigung de« Kriege« »cucrdingS sich ergeben de» Zerwürfnisse zwischen dcn beiten deutschen Vormächten langsam seiner Verwirklichung naher. Tie aussallcnde Be günstigung, deren sich da» mitlelstaatlickc Prejcct einer Ei» setznng de« Erbprinzen Friedrich von A»g»stcnburg iu die Regierung Schleswig-Holsteins seiten« de« Wiener EabinetS zu erfreuen hatte, bestimmte Bismarck, diese» Prätendenten gänzlich fallen zu lassen, und befestigte >n ihm den Plau, die Herzogthümer als preußische LcindcSthcilc zu erwerben. Be reits im Dcccmbcr t864 war es ihm gelungen, durch einen Beschluß der Bundesversammlung die Entfernung der säch sischen und hannoverschen ErccutionStruppen an« Holstein zu erwiike». Oesterreich« sortgcsetzle Duldung de« vom ciuguste»- burgischcn Hofe i» Kiel geleiteten prcußeiiseiudlicheu Treibens in de» Herzoglhümcru steigerte die MißhcUigkeile» zwischen den beide» deutschen Großmächte» fast bi« zum offenen Bruche Dieser wurde aber durch die Auseinandersetzung, welche mittelst der GastcincrConvention (l4. August 1465) erfolgte, noch vermieden. I» derselben trat Oesterreich seine Rechte aus da« Hcrzogthuiii Lcnicnburg gegen eine Geldcntschädiaung an Preußen ab, während beim Fortbestände de« Mitbesitze« von Schleswig und Holstein die Ausübung der Souveränc- tätSrcchte in diesen (.rudern getrennt wurde. Preußen er hielt Schleswig und den Kieler Hasen, Oesterreich Holstein Die großen Erfolge der Politik Bismarck'« in der Herzog thümcrsrage wie in der ZollvcreinSsrage sanken seiten« de« König« Wilhelm die vollste Anerkennung. Nachdem der Ministerpräsident schon früher dcn Schwarzen Adlcrordcn erhalten, wurde er am 20. Seplbr. 1865, dem Tage der Be sitzergreifung Lauenburg«, zu dessen Specialministcr BiSmarcl ernannt wurde, sür sich und seine Desccndenz in dcn Grafen stand erhoben. Auch in der neuen Landtagssession (vom 14. Januar bis 17. Juni 1865) kam kein Budget zu Stande; die Forderun gen sür Reorganisation deS Heeres und sür Erweiterung der Flotte, sowie die nachträgliche Genehmigung der KriegSkostc» wnrken verweigert; die ZollvcrcinSpolilik BiSmarck'S dagegen und insbesondere die neue» Handelsverträge mit Fraiilrcich Oesterreich, Belgien, England sanken bereitwillige Zustimmung Trotz der Gasieincr Convention begannen die Zerwnsnisse zwischen den beiden deutschen Vormächten bald von Neuem liiSbesonderc infolge der immer offener werdenden Förderung welche die österreichische Verwaltung in Holstein dem auguste» burgiscken Prinzen al- dem Werkzeuge zur Slörnng der preußischen Herrschaft augcdciben ließ. In einer Depesche vom 20 Januar 1866 führte Bismarck dem Wiener Cabmet eine ganze Reihe Beschwerdcpuuele an, noch entschiedener in einer gleich am 26. Januar folgenden, in welcher mit Bezug aus die soeben staltgchable, vem österreichischen Statthalter geduldete Massenversammlung zu Altona zu Gunsten de« Augustenburger« da« Verhalten Oesterreich« in Holstein als ein gegen Preußen „aggressive-" bezeichnet wurde; beide Depeschen betonten schließlich die Vorzüge einer treiiiidschaft- lichen Auseinandersetzung. Die österreichische Antwort vom 7. Februar lautete abweisend. Co blieben die Tnige. b>« Oesterreich in einer vcrtranlichen Depesche des Grasen Men« dorsf vom 16. März die Absicht kunkqad» die Entscheid»!,«, der Herzogthümersraae dem Bunde anheimzugebcn. Bismarci dielt in seiner Circulardepesche vom 24. März an der bis herigen Auffassung der Frage fest und legte gleichzeitig die Notbwendigkeit einer Reform de« Bunde- und dessen In« competenz im vorliegende» Falle dar. Am 9 April 1866 gelangte während der beiderseitige» KriegSrüstungen der preußische Antrag an den Bund, werin Bi-marck da« Ver langen einer Bernsung eine« au« allgemeinen Wahlen her- vorgchcnde» Parlaments zu Vereinbarungen über die Reform stellte. Während der Verhandlungen über Rüstung und Ab- üstung zwischen Preuße» und Oesterreich niachle da« Wiener Eabinet noch einen aus die Londoner Eonsereiiz vom Jnni 1864 zurUckgreisentcn Vorschlag zu Gunsten des AuguslenbnrgerS. Nack BlSniarck'S entschiedener Abweisung übertrug dann Oesterreich die Entscheidung dem Bunde »ulcr den» Protest <rc»ße:i«. Die antiprenßi'che Majorität am Bunde beschloß am 14. Juni ans Antrag Oeste,reich« eine kriegeriicheAusstellung gegen Preuße», dessen Gesandter ans Bismarck'« Instruction Name»« der preußischen Negierung diesen Beschluß für einen da« Biiiidesverhällniß aiisiöseiiken Rechtsspruch erklärte. Gleichzeitig überreichte er bebnfS Neubildung eines Bunde« die unter dem Namen „Grnndzngc vom lO. Juni 1866" be kannten preußische» Reformvorschiägr, welche später bei der Begründung des Norddeutschen Bunde« maßgebend waren, Diese Vorschläge fanden keine Aittinbme. und Bismarcksuchte Nu» mittelst einer Eircularnotc vom >6. Juni in Deutsch land BnndeSgenossc». Im dentscben Bunde ohne Sicherheit und llnlcrstützung, hatte Preußen schon vorher mit Italien in Bnntiiiß ahgcschlosse», nachdem .1865 eine wesentliche Aiinäbcrung der beiden Länder infolge der von Berlin au« erwirklen Anerkennung deS neuen Königreich- durch den Zoll verein und de« Abschlüsse- eine« Handelsvertrags angebahnt worden war. Trotzdem die Dinac immer offener zum Bruche drängten, war am Berliner Hofe eine entschiedene FriedenS- ßiinmung vorhanden, welche die Actione» Bi-marck'- zu läbiiicn drohte. Dennoch gelang eS ihm schließlich, den König Wilhelm zur Entscheidung durch da« Schwert zu be stimme». Je naher aber »un die kriegerische Lösung gerückt war, um so mehr war auch die specielle Streitfrage gegen die ursächliche ruriickgetreten und infolge dessen Bi-marck'- Politik in Preußen immer populärer geworden. Denn wenn c« dem weit vor.mSsehenden StaatSmanne auch nicht ge lungen war, da« preußische Volk in Betracht der SchleSwig- Hcislciilischcn Frage von der Nothwendigkeit seiner Maß regeln zu überzeugen, so hob doch die geschickte Verknüpfung jener Frage mit der der BundcSresorm und da« rückhaltlose Vor gehen gegen den von allen liberalen Parteien Deutschland- c.ängst vcnlNheilten Bmidcstag Über die noch bestehenden Be denke» hinweg. Ebcnso Halle BiSmarck, der selbst an eine friedliche Lösung der verwickelten BundcSverhältnisse wohl nie geglaubt, jetzt auch dem preußischen Volke bewiesen, daß «ine friedliche Durchführung selbst der bescheidensten, von ganz Tcnlscbland längst al- notbwendig erkannten Forderungen in er Thal unmöglich war. Preußen schritt indeß erst zum Kriege, als seine Gegner nicht blos die Früchte feiner opservollen nordischen Siege, sondern geradezu seine Existenz bedrohte«. Nach dem entscheidenden Siege Preußen« bei Kvniagrätz (3. Juli 1866) ries Oesterreich die Vermittelung Frankreich« a». BiSmarck verstand c« jedoch, die fremde Einmischung abzuwchrcn, bi« die kriegerische Entscheidung erfolgt war, und gestand ihr bei den NikolSburqer Friedenspräliminarien (26. Juli 1866) mir einen äußerst bescheidenen Einfluß zu. Ein nickt geringere« Verdienst al« diese Durchkreuzung der französischen JiiterventionSgelüstc war BiSmarck'S entschiedene« Beharren aus der Beschränkung de- preußischen Sicge-zug- n»r bis vor die Thorc Wien«. Es war dies ein Art weiser Mäßigung, den damals nur BiSmarck in seiner großen Be« tculitt'g z» schätzen wußte, »nd die der später von ihm be« obacktele» Haltung, al« er Baden beharrlich den Eintritt in den Norddeutsche» Bund verweigerte, vollkommen analog war. Ans Grund des Prager Friede»« (23. August) schied Oester reich au« dem Bunde und trat seine Reckte auf die Elb- hcrzogthiimcr an Preußen ab. welche« die Herstellung eine« uvrddcutsckcn Staatenl'undeS sich vorbchiclt und dcn süd> denlsckcn Regierungen die Censlituiriilig eine» solchen sür Süddc»>scklaiid anbeimgab. Nock vor Unterzeichnung de« Prager Frieden« halte BiSmarck durck geheime Sckntz- und Trützl'üiitiiisse mit Württemberg (13. August), Baden (l7. August) und Baicrn (22. August) die Einigung der nationalen Wehrhaftigkeit gesickert. In Preuße» batte vor Auvbriick de« Krieg« der Ver- sassungSstrcit an Ausdehnung und Schärfe noch zugenommcn. Der am 15. Januar 1866 erösslicte Landtag wurde 23. Febr. schon wieder geschlossen, und BiSmarck regierte ohne Budget. In den liberale» Schichten der Bevölkerung aber Halle sich allmählich eine wesciillickc Slimmiliigsändcruiig vollzogen. Da« Attentat de« Fanaliker« Ec-lien-Blind vom 7. Mai 1866 ans Bismarck trug ihm pcriöulick wachsende Sympathien zu. Angesicht« der Wandlung der Verhältnisse und ihrer Rück- wirliing ans die Volkesliniiiinng crsolglc die Auslösung de« Abgeordnetenhauses, und am Tage vor Kvniggrätz wurden die Neuwahlen vollzogen. Abweichend von de» in den hohen Militairkreisen besicbendc» Anschauungen wünschte BiSmarck nach Erreichung seiner nächsten Ziele der Volksvertretung ver söhnlich cntgrgenznkoii'.men, und beantragte daher bei derselben in der am 5. Angnsl cröfsiirlen Session Indeinnität sür alle seit Beginn de« Eonflicl« ohne Landtagsbcwilliguiig verwen deten Beträge. Infolge kessen Irciinle sich ein großer Theil der bisherigen Opposition beims« Unterstützung der deutschen Politik Bismarck'« als „iiatioiialliberale" Partei vo» der Fortschrittspartei und genehmigte die Indemnität, bewilligte außerordentliche E,etile snr Heer und Marine und Dotationen s»r Bismarck, Reo» »nd drei Generale »nd wirkte bei der Einverlcilnng der anncclirken Länder mit. Ans Grund der Bismarck'schen Circularm-Ieveni 16. Juni erfolgten», >8. August zu Berlin der Abschluß eine« BnndnißvertragS mit den nord deutschen Kleinstaaten, die im Kriege z» Prcußcn gehalten, dem sich später (2l October' die übrigen norddeutschen Staaten anscklossen. Mit der Begründung einer Buntesver- sassuiig und de, Eiiiberusnng eine« au« dem allgemeinen gleichen und klrrctei, Wahlrccht hcrvorgcgaiigenen Parlament- war »un der Norddeutsche Bund unter den, Präsidium und der Kriegsoberbobeit de« König« von Preußen organisirt. Bis marck wurde zm» Biiiideskanzler crnaiint und übernabm den Vorsitz de« Bunkesrath« und die Verwaltung der BundcS- angelegeiibeite». Der legislatorischen Tbätiakeit bot sich bald ein weiter Spielraum, besonder« ans den, Hell- und Handcl«- gcbiete. An, 8. Juli 1867 erfolgte der Abschluß eine« neuen Zellvertrag« mit den süddeutschen Staaten, woran sich die Consiituirung eine« Zollparlaments für ganz Deutschland anschleß.
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