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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188209290
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820929
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820929
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-09
- Tag1882-09-29
- Monat1882-09
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1882
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ne-srlis« und Lr»rLitioll IohaaneSqan« 33. Sprechkunden irr Uedarlio»: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« b—6 Udr. »1, «««»>», »ckl ^rvultNch, «»»«>»» »er für »te u»»«kol,eu»e Nu««er »esttmmte» Inserate »u »achenta,eu ».« r Udr Nach«1»»a,s. s» Vauu»«u» -estta,eu srütz »t»',,» Utzr. 2n te« Filialen siir Inl.-iXnnatzmr'. Vtl« Klemm, UniverütStrstr-he 21, Lauts Lösche, Kalhariiieiiftraße 18, p. «ur dt» Utzr. Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Meß-Auflage 17,700. Adonlirmenisvrris vienelz. 4'/, lncl. Vrmqerlobn S Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 23 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gedüdren iür txtrabeilaa«, »Ü»t Postbelörderung 39 Mk. «lt Poslbesörderung 48 Mk. Inserate 6qespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Lchriiten laut unserem Preis» verzeichniß. Labellarüchrr La» naa, höherem Laris. Kertamen unter den Nrdactisnsärich die Svallzeüe öO Ps. Jmeratr sind sier« an Sie Exprditla« zu ienöen. — Rabatt wird nnm gegeben. Zahlung pnwuumormiäo oder durch Post» aaa>»abme. T7ü 272. Freitag dw 29. September 1882» 76. Jahrgang. Bestellungen ans das vierte Quartal 1882 des Leipziger Tageblattes (Auflage I7,S«0) wolle man möglichst bald an die Unterzeichnete Expedition, JohanneSgasse Nr. 33, gelangen lassen. Außerdem werden von sämmtlichen hiesigen Zeitungsspediteuren Bestellungen ans das Tageblatt angenommen und ausgeführt. Auswärtige Abonnenten müssen sich an das ihnen zunächst gelegene Postamt wenden. Der AbonuementSprei- beträgt pro Quartal 4 Mark S« Pfennige, inclusive Bringerlohn S Mark, durch die Post bezogen « Mark. Für eine Extrabeilage sind ohne Postbeförderung 39 Mark, mit Postbefördcrung 48 Mark Beilegegebühren unter Vorausbezahlung zu vergüten. Preis der InscrtionSgebühren für die 6gespaltene Pctitzeile 20 Pfennige, für Neclamen aus Petitschrift unter dem Redactionsstrich 50 Pfennige. Größere Schriften werden, gering abweichend von dieser Norm, nach unscrm Preisverzeichnis; berechnet, wogegen bei tabellarischem und Ziffer - Satz Berechnung nach höherem Tarif eintritt. Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xrrrienuiiivr-uitlo oder durch Postnachnahmc. ^ ^ Das Tageblatt wird früh 6V, Uhr ausgegcbcn und enthält die bis zum vorhergehenden Abend eingelaufcnen wichtigsten politischen und Börsen-Nachrichten in telegraphischen Original- Depeschen. Mit seiner „ Volkswirt hschaftlichcn Beilage" bildet cs zugleich das größte Handels- und Börsenblatt Sachsens. Es bringt namentlich auch sämmtliche wichtige deutsche und überseeische Handelsberichte. Außerdem erscheinen im Leipziger Tageblatt die voll ständigen Gewinnlisten aller Classen der Königlich Sächsischen Landes-Lvtterie und die Nummer-Verzeichnisse der ausgcloosten Königlich Sächsischen Staatsschul-scheine. Leipzig, im September 1882. «Fe»» ». I«r gefälligen Veachtnng. Um bei Ausgabe der Legitimationskarten zum Abholen de- Tageblattes beim Qnartalwechsel den Andrang möglichst zu beschränken, haben wir die Einrichtung getroffen, daß Karte und Rechnung bereits von heute an in Empfang genommen werden können. Lxpvältlon S«8 I^Iprixer Daxehlalles. Amtlicher Theil. Deklumtmachung. Das 10. Stück des diesjährigen Gesetz- und Verordnungs blattes für daß Königreich Sachsen ist bei uns eingcgangen «nd wird bt» rum 14 Oktober dS. IS. aus dem Rath« Haussaale zur Einsichtnahme öffentlich auahängen. Dasselbe enthält: Nr. LS. Bekanntmachung, die Aufstellung einer Taxordnung für ökonomische und sonstige Sachverständige in ExpropriationS-Angclegenheitea betreffend: vom 31. August 1882. Verordnung, die Einrichtung von Strafregistern und die wechselseitige Mitthcilung der Slrafurtheile betreffend; vom 1. September 1882. Leipzig, de» 27. September 1882. Der Skath der Stadt Leipzig. Nr. S7. vr. Georg». Vckimiltlnaihllng. Das Direktorium deS Lande»-Obstbau-Verein? hak dem königlichen Ministerium deS Innern eine Zusammea- stelluua der zur Bekämpfung der Blutlaus zu ergreifenden Maßregeln mit den, Ersuchen überreicht, derzclben in Anbetracht der Gesäbrlichkeit diese- ThiereS für die Obstcultur eine allgemeine Verbreitung zu geben. Dementsprechend haben wir eine Vervielfältigung de» ge« dachten Schriftstücks veranlagt und Exemplare davon 1« der NathSwache, bet den Lvachtern im Iohanni-tbale und ln der Expedition der Orkonomie« Inspektion lur vertbeilung auSgelegt und bringen dies ,m Inlrrcffe der Eigenthümer, vez. Pächter von Obstbäumen hierdurch zur öffentlichen Kenntnis Leipzig, am 28. September 1882. Der Nath der Stadt Leipzig. Oe. Georgi. Hcnnig. Vekauklmchung. Erstatteter Anzeige ziuolge hu ipuUtinc Anna kchnlze au» AWentu« bat ihr vom Unterzeichneten Polizeiamte unterm IS. Juni er. auSaeftellte Dienstbuch verloren. Wir bitten, das Buch i« Ausfindungöjallr an un« abzulieiern. Leipzig, am 27. September 1882. Das Polizei-Amt »er Ltaöt Leipzig. I V. Juuck, Pol.-Rath. Wagler, Res. Am 1. Oktober d. I. kommt hi» eine Topistenstklte, mit mlcher ein Gcbalt von Ü20 verbunden ist, zur Erledigung. Vewerbnngrn sin» schriftlich einzureichen. Gohlis b. Leipzig, am 28. Sepümber 1882. Der Stemrinderath. Paulus. Vekanulmachung. DaS vom uittcrzeichneicu Polizeiamie umerm 12. August 1879 für Anna Seima Achisinrr von hier auSgcseriiqte Dienstbuch ist verloren gegangen und im Ausfinbuiig-saUc bei uns abzuliejern. Leipzig, am 27. September 1882. Las Polizei-Amt »er Ltatzt Leipzig. I. B.: Jnnck, Pol.-Rath. Magier, Res. Nichtamtlicher Theil. Orientalischer Rauch. Die orientalische Frage ist in der That einem Bnlcane ru vergleichen, in dessen Innerem niemals Ruhe herrscht. Je »ach der Stärke der auS vrm Krater aujsteigendca Rauch wolken, der emporschießenden Feuergarbrn und der zeitweise erdröhnenden Donnerschläge schließt man, ob ein neuer AuS- druch bevorsteht. Diese besorgnißerregenden Anzeichen haben in der letzten Zeit bezüglich der orientatischen Frage sich wieder bedeutend vermehrt und die Ausmerksamkeit der politischen Wett in Anspruch genommen. Es fehlt turchau- nicht an dichten Rauchwolken, weithin unheimlich leuchtenden Fcucrgarbcn und gewaltigen Tonncrschlägcn. Die Ereignisse in Egvplen, daS dort plötzlich erfolgte Ein, greifen der Engländer und ihr jüngster entscheidender Sieg, sind noch lange nicht alS ein endgiltiger Abschluß deS egyp- tischen ConstictS zu betrachten, der selbstverständlich einen wesentlichen Punct der vielen Punkte der orientalischen Frage bildet. Weder Europa im Allgemeinen, noch die Mächte, die bei der Ordnung der orientalischen Verhältnisse zumeist intcp essirt sind, haben bisher zu den Erfolgen der Engländer ini alten Nillande entschieden Stellung genommen. Man wartet, beobachtet, wechselt Noten und hält hinter den diplomatischen Vorhängen gcheimnißvolle Eonfercnzen; aber Niemand kann wißen und vorau-bestimmen. welche Verwickelungen in nächster Zeit an» den gegenwärtigen Verhältnissen Egypten« hervor, gehen können. Zumal ist eS die russische Diplomatie, welche die orien» talische Frage und ihre verschiedenen Phasen keinen Augrnbliö au- dem Auge verliert. Sie ist unablässig bemüht, ihren Einfluß und ihre politisch-inilitairischc Operationsbasis an allen wichtigen Puncten de» europäischen und außereuropäischen Orient- zu verstärken und möglichst dauernd zu befestigen. Aus der Balkanhalbinfel, besonders in Bulgarien, scheint auch Rußland wirllich festen Fuß gefaßt zu baden. Auch hat die russische Regierung neuerdings den Fürsten von Montenegro nach PeterSourg und Moskau berufen, waS gewiß nicht zum Zwecke einer bloßen Vergnügungsreise geschehen ist. Die Zeitungen wissen auch bereits zu meiden, daß zwischen Ruß land und dem ihm stet- ergebene» Bcberrlchcr der Schwarzen Berge ein förmliches Schutz- und Trutzbündniß abgeschlossen worden sei. Ter Fürst soll von Rußland eine namhafte IabreS subvcnlion für militairiscke Zwecke erhalten und dafür sich verbindlich gemacht haben, auf den ersten Ruf von Peters burg her seuie Tscker»agorzen marschiren zu lasten. Tiefe Abmachung, die keineswegs unwahrscheinlich ist. kcbrt selbst, verständlich ihre Spitze gegen die österreichische Lccupalion in Bosnien und der Herzegowina, wo die mit Rußland ver bündete panslavistische Partei sortwäbrend eine außerordcnt, liche Rührigkeit entfallet und die Pacisications- und Organi salionsversuche Oesterreichs nicht zur Ruhe kommen läßt Auch von Serbien her wird diese Agitation unaushörliö» unterstützt, wie sehr auch König Milan seine „srcund- nachbarlichen" Gesinnungen für den Wiener Hof kort erst unlängst betbeuert haben mag, Versicherungen, für die der praktische Politiker keinen Deut giebt. Bezüglich der wirklichen Stimmung und der Lage der Tinge in Serbien möchte» wir hier liel-er die Acußerung eine- greßlerbischen B lgradrr Blatte- verzeichnen, welche an Tcutli'chlnt kaum etwa- zu wünsche» übrig laßt. „Ein hoch osnciöse- Wiener Blatt, die alte „Presse", sagt jene- serbische .lournal, „hat gelegentlich der Ernennung de» Herrn Nikolitsch zum „EiviladtaluS" in Bosnien der österreichischen Regierung den freilich sehr verspäteten Ratb ertheilt, sie möge vor Allem in Bo-nien zum serbischen Eiemente sich srcundtich Icllen, wenn Oesterreich Überhaupt ,»> europäischen Orient twaS auSrichtcn will. Wir nennen diesen Rath an- dem Grunde verspätet, weil wohl kein politisch zurechnungsfähiger Serbe im Königreiche, sowie außerhalb unseres Landes daran denkt, von der ganz ephemeren österreichischen Occu- pationSpolilik in Bosnien sich inS Schlepptau ncbmcn zu lasten. Wir Serben wißen ganz genau, wa» wir wollen und welche Mission wir im europäischen Orient zu erfüllen haben. Daran wird nnS Niemand bindern, am allerwenigsten da chte, morsche Oesterreich, welches auS nabeliegenden Gründen jeden Krieg vermeiden muß. Wenn die öiterrnchischen Staats männer zu wißen wünschen, ob ihre OccupationSpolilik in Bosnien von Dauer und haltbar sei, so brauchen sic nur aus die Machtverlnste Oesterreichs in Italien und Tculsckland einen Rückblick zu werfen. Jene Verluste sollten Oester reich doch jedenfalls überzeugen, daß eS in dem ibm national und religiös gänzlich fremden Bo-nien keiner lei Zukunft hat. An dieser einleuchtenden Tbatsache vermag Rieniand etwa- zu ändern; am allerwenigsten der neue EivstadlatuS, Herr Nikolitsch, wenn er auch, wie die Wiener Osficiöse» mit plötzlicher Befriedigung hervor- beben, Serbe von Geburt, griechisch-orthodoxer Religion und ein Verwandler deS Königs Mita» ist." So weil daS serbische Blatt. Man sicht also. eS raucht wieder einiual ganz ausfällig ans allen Kratern und Spalten kcS orientalischen Vulkans; Grunv genug für die Herren Diplomaten, einen verhängnißvollcn AuSbruch zu verhüten, oder zum Mindesten für eine spätere Zeit aufzul,alten, denn Orient und Occikent bedürfen wabrlich der Rübe und de- Frieden- nach den schweren 1t liegen, welche die letzten Jahrzehnte zu verzeichnen haben. Leipzig, 29. September 1882. Die „Nordd. Allg. Ztg." fährt fort, den Eonserva« tivcn derb den Text zu lesen wegen ihrer angeblichen SelbstständigkeilSgclüste. ES wird der Partei sehr verübelt, daß man a»S ihren Reihen Verwahrungen hören ' 4,ae. alS ob sie obne jede Bedingung und Prüfung vorbe- ba'*>o- der Führung deS Reichskanzler- folgen wolle. Stimme DiSciplin" ist eS. wa« verlangt wird. „Wollen die Eonscrvativen lediglich FrackionSpolilik machen mit dem Bestreben, dieselbe durch parlamentarische Gewalt der Regie rung Sr. Majestät auszudrängrn, so »lögen sie eS ver suchen aus ihre eigene Gefahr und ohne Anspruch aus eine Deckung, für welche sie eine sichere Gegen leistung nicht in Aussicht stellen wollen." Der unbefangene Beobachter der politischen Ereignisse wird von SeldststänkigkcilSgelüstcn und antigouverncmentalen Regungen im conservativcn Lager, abgesehen von einer ganz extremen bochertbokoxen und hochreactionairen Richtung, nicht allzu viel bemerkt haben. Die scharfe Zurechtweisung seitens de- Regierungsblattes beweist aber, biS zu welchem Grad sich jede politische Partei der eigenen Uebcrzengung und beS selbstständigen Denkens enläußern muß, wenn sic vom Reichs kanzler dauernd als Stütze seiner Politik anerkannt werden will Auf einer am 21. d. M. in Köln abgehaltcnen Ver sammlung von Vertrauensmännern ist ein nationallibe rale- Ecnlralcomitü für die Rheinprovinz ein gesetzt worden, welches auS den Landtags- und ReicbStagS- Abgeordncten und einer Anzahl von Mitgliedern der Parlei auS der Provinz und insbesondere der Lladl Köln besteht und die Ausgabe hat. die Wahlangelegenheiten zu leiten und zu fördern und demnächst auch eine dauernde Organisation der Partei für die Provinz Vorzubereilen. AlS das augen blicklich dringendste Bcdürsniß wurde allseitig anerkannt, daß da- ComitS daraus hinwirke, daß, wenn irgend möglich, in jedem Wahlkreise ein nationalliberaler Candivat ausgestellt werde, es sei denn, daß die Partei auS Gründe» der bsn DaS Comith besteht auS den folgenden Abgeordneten und früheren Abgeordneten Seifsart. v. Eyncrn, Knebel, DeliuS, Or. Hammacher, v. Euny, Hollenberg, Cello, Strückcr v. Frccden, 1)r. v. Schulte, Pros. Enbemann, Oberbürger meister Hoffmeister. Ferner an- folgenden Parteigenossen in refeld). Esten), NcchlSanwatl Wachcndors (Aachen), C. >), Ncchlöanwalt Wachcndors (Aachen), C. FricderickS Remicbcid), Commerzienratb Lautz (Trier), RechlSanwalt oltz (Saarbrücken), v. Hovel (B. Gladbacv), David PeterS lNevigeS), SanilälSrath vr. Meyer (Eiters), Viel. Sahler (Kreuüiach), Henckel (MörS), Holtbofs (Hocbneukirch) vr. Slratmann (Wald-Solingen), Stadör (Ebrenseld). Andreae (Mühlheim a. Rhein), RechlSanwalt Richter (Coblenz) E. W. Langgulh (Treben). Dcidenbach (Gummersbach). A»S der Stakt Köln gehören dem Evmitö an die Herren Vr. Alb. Bachein. Ernst Oelbermann, F. Moldenbanex H. Hartman», Nvb. Heuser, Arth, vom Rath, OSc. Jager, Otto Harlmann, vr. Rümpen, H. Pflaume, Iustizralb Vr Stacken (Vorsitzender). Der Hanptartikcl der letzten „Prov.-Eorresp." be schäftigt sich mit den Wahlaufrufen der c onserv a t iven und der freiconservaliven Partei. Bon dem ersterer. wird bemerkt, daß darin „den zwischen den liberalen Frac- tionen bestehende» Unlersckieden nicht die gehörige Rechnung getragen und vielfach so geurtheilt worden ist, alS wäre die Gcsammiheit der Liberalen für alle Maßlosigkeiten der fort- scbrittlichen Führer verantwortlich." Ader, so meint daS Blatt, eS sei da- „wesentlich an« dem Gang der dicsmaligcn Wahlbcwegnng zu erklären", auch von Seilen der gemäßigten Liberalen sei „aus das „Gemeinsame der liberalen Parteien" und aus die Nothwenkigteit der Bildung einer großen liberalen Mehrheit entscheikentei Gewibt gelegt worden". — Der Nest vrS Artikels stckt aus der Höhe der Logik dieser Satze. ES soll darin nachgewiesen werke», daß in den Heiken conkervativcn Wablausrusen im Grunke da- Nämliche gesagt sei — eine Behauptung, mit welcher die Presse der bette» Hractionen, die keineswegs dieser Meinung ist, sich ab sinken mag. Zur Auslösung der Berliner Stadtverordneten Versammlung wird un- auS Berlin vom Mittwoch geschrieben: „Mit allen gegen eine Stimme hat gestern Abend die Stadtverordnetenversammlung, welche Anhänger der verschiedensten politischen Parteirichtungen in sich begreift, u dem Vorgehen de- Magistrat- in der AusiösungSsrage eine Zustimmungs-Erklärung beschlossen, welche cuien leb hasten Protest gegen die Auslösung selbst in sich schließt. Die Redner keS gestrigen Abends schienen wirklich noch an ker Möglichkeit scstzubatten, daß der Auslösungsbeschluß de- StaatöminineriuinS an der zuletzt entscdeidenken Stelle nicht bestätigt werden könnte; aber diese Hoffnung muß doch nach dem Tone deS letzten ministeriellen Bescheide« als absolut hinfällig erscheinen, und alle Kreise unserer städtischen Ver waltung würden wahrscheinlich im gegenwärtigen Augenblicke bester daran tlmn, sich mit allem Eifer an die Vorbereitung ver Neuwahlen zu begeben. Denn daß die letzteren »nvermeidticb geworden sind, falls nicht ganz beson dere, nicht wünscbenSwerlhe und hier nicht näher zu erörternde Möglichkeiten eintreten sollten, darüber können diejenigen nicht im Unklaren sein, welche den bisherigen Gang der Ereignisse mit Aufmerksamkeit verfolgt haben. Viel wüste« Geschrei werden sicherlich die Neuwahlen entfesseln, und einen besonder« widerwärtigen Eindruck wird e« machen, wenn auch hier wieker gerade Männer, die durch ihren Stand ,u Predigern deS Frieden- berusen sein sollten, mit Mitteln jeder Art die Erbitterung irregeleiteter Hausen gegen die bis herige städtische Verwaltung schüren. Der einzige dissentirend« Llaktvcrordncte aus der gestrigen Sitzung, Herr Limprecht, ist jetzt durch seine Rathgeber so weit gekrackn worden, daß er drei der angesehensten Bürger der Stadt, den Oberbürger meister Vr. v. Forckenbeck, den Stadtverordnctenvorsteher Vr. Straßmann. und den Stadtverordneten Ludwig Löwe wegen Meineids denuncirt hat. DaS klingt geradezu wahn witzig. und eS ist selbstverständlich, daß kem StaalSanwatt dieser Denunciation Folge geben wird; aber der ganze Vor gang beweist doch, wohin wir mit dieser Art von Agitation der Nuppel und Henrik», Stöcker und Limprecht, Förster und Liebcrmann treiben." Durch die unerbittliche Logik seiner Zahlenreihe« hat Geh. Rath Engel, der hoffentlich bei den preußischen Landtag-- wählen einen Führer der Freiconservaliven, den Eonsul Stengel, schlagen wird, den ganz besonderen Haß aller Reac- tioncure aus sich gezogen, di» nicht« mehr als Licht und Klar heit verabscheuen, und deren Kunst immer darin bestanden bat. im Trüben zu fischen. Der „Reichsbote" hat «de« Engel'« vielgelobtem Buche „DaS Zeitalter d«S Dampfe-" di« Ehre eine- Angriffe« erwiesen. Engel zieht da« Resultat seiner Untersuchungen: „die hier vorgelegte, bi« End« 1878 reichende Statistik der Dampf-Unternehmungen legt lauten Protest dagegen ein, daß Preußen und Deutschland in der industriellen Epoche, über welche sich unsere Untersuchung er streckt, verarmt sei, und verweist solche Behauptungen in daS Reich der Irrthümer." S» etwa« paßt natür lich den Leuten nicht, welch« der „Aera Eamphausen» Delbrück" den angeblichen Ruin Deutschland« Schuld geben, und so darf man sich auch nicht darüber wundern, wenn der ReichSbote" zu dem obigen Satze bemerkt: „Wir können darüber nur staunen; denn e« befinden sich alle die unzähligen Leute, welche 1370—1873 an den Gründern und Schwiu lern ihr Gelv verloren haben und heute unter Sorgen und Roth ihr Leben fristen, die feiernden Arbeiter und die stellenlosen HandlungSgchilsen in thörichtem Irrthum." Wenn dann Enget weiter bemerkt, daß Deutschland nicht nur eigene Eisen bahnen gebaut, sondern auch daS Geld zu ähnlichen Bauten an andere Völker geborgt habe, so glaubt der „Reichsbote" diese Behauptung mit ver Erinnerung an den angeblichen Verlust von 50 Millionen Thalcrn oeutschen GclveS an rumänischen und von 100 Millionen an amerikanischen Eisen bahnen abzuthun. In den letzten Tagen wurde die Frage sehr lebhaft erörtert, ob der Geh. LegationSrath Bücher schon jetzt oder erst in späterer Zeit au« dem Dienste scheiden werde, oder aber, ob er diesen Vorsatz vielleicht überhaupt aufgegeben habe. Ein meist gut unterricbtclcr Berliner Correspondent der „Boh." widerspricht dieser letzteren Möglichkeit u»v giebt dabei über die betreffende Angelegenheit nähere Aufschlüsse. Derselbe berichtet darin, daß Herr Bücher schon in den nächsten Wochen auS dem RelchSdicnstc scheiden werde. Richtig sei unbedingt, daß ih» nicht etwa Differenzen mit seinem Ehef, sondern lediglich private Grünkc zu kiescm Ent schlüsse bewogen haben. Hieraus fährt der Bricsschreiöer fort: „Lothar Bücher ist bereits bei Jahre» und sehnt sich nach Ruhe, wozu ihm seine langjährige, aufreibende Thätigkeil an der Seite deS Fürsten BiSmarck gewiß eine hinrcichciide Berechtigung giebt. Der Letztere sieht seinen treuen, bewahrten Mit arbeiter. kessen außerordentliche Begabung und Arbeitskraft er stet« nach Gebühr zu schätzen wustie, jckcnfalls mit größ tem Bedauern scheiden. Lotbar Bücher hat eine» ganz ent- sckicidenten Einfluß namentlich aus die innere Politik de vonischen Reichskanzlers auSgcübt. Ter stark socialistische Ziig in de» neuere» Reformpläne» beS Fürsten BiSmarck ist fraglos hauplsächlich aus Lothar Bücher, kcn cbematigen In timus Fervinand Laffalle'S, zurückzusühren. Bemerkt sei hier noch, Vaß Lothar Bücher sowohl Len Franksurtcr FnekenS- verlrag vom Jahre 1871, als auch den Berliner Vertrag von» Iabrc l878 rekigirt hat." Die Wiener „Polit. Eorresp." theilt gegenüber den viel fachen an die NrtanbSrejse keS österreichischen Botschafter- zu Petersburg, Grasen Wolkenstein, geknüpften Gerüchten mit. daß Gras Wolkenstein lediglich ein Schreibe» de» Gcneral- procurator« dkl Heiligen Siuioke, PobcdonoSzew. entgegen- genommen habe, in welche,» PobekonoSzew seine Beziehungen z» den Angeklagten im Riilbciieiiproeesse klarstelllc und daraus- bezügliche Auslagen niachle. Diese- Schreiben sei durch kaS Justizministerium an da- Lembcrger LankeSgerickt ge langt. wo eS in öffentlicher Gerichtssitzung seinem vollen Inhalt »ach verlesen worden sei. Gras Wolkenstein habe in dieser Angelegenheit vollkommen richtig gehandelt und e» könne aus da« Beslimmteste versichert werden, daß derselbe sich un mittelbar nach Ablauf seines Urlaub- aus seinen Posten nach Petersburg zurückbegebcn werde. Im kraiirischen Landtage stimmten alle slowenischen Abgeordneten gegen die Errichtung einer deutschen Volks schule in Majerle. Dw deutschen Abgeordneten verließen protestircnd den Saal. Der „St. JamrS-Kazette" wird auS Kopenhagen vom 23. d. unter aller R^erve telegrc.p'nrt, daß dcr Kaiser von
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