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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.05.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188305228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830522
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830522
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-05
- Tag1883-05-22
- Monat1883-05
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.05.1883
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al« von »nd -,«e. IUM UN. nach Ei lten ite« « so tztrn »kür IT md. kn «l« «an. rer- rdst. igen uud tten esea men noch ««- Nen find sehr liier kcht de« ie»S der Die Im iren au ln« »isse in er«- iden Titüt kark ehr- ien» ork llar, »nd und der eine ist«. «n- ier- ^n de Die für ieis« ge» 000 eh. »en 1ü en- »tr lad. « b«,.. r.» do. vr.. bi« vr., ield. . II tm re. ige» äten aten Lst« ver- tein- 'gen «uf. fisch, age. latze das -aff« Ahl den, nern find- nde: >1. 1.40 > bi« >^l. ^l von 76 ngeu gen. »srr kü". tun« U! ord- -8/ü) / Erscheint täglich früh S'/, Uhr. Netarti», «nt Lr^Msa Johannetgaff« SS. APttchstuuhen der Vormittag« 10—IS Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. ** - **L^AL"'.'L LLüLk"E- Um,«»«« »er für »i« nüch»tf»«,e,d« R»««er »rstimmte» Inserate a» »«»«»tage,, bi« S Ubr Rachmitta»«, «»U«»»- u»b Fefit«,e»sr»tz bis V,S Uhr. 2» de» /ilialkn für I,f.-A«natz«e: Ott» Klemm, UniversitLtsstraße Li. V»»t1 Lüsche» Kathattaenstraße 18, »ur bi« '/,» vhr. eiMMCllgMali Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage L7 SV0. Abonnement,»rei« viertelj. 4'/, MV. incl. Bringerlohu 3 VN., durch die Post bezogen Ü Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren >ür Sxtrabeilaaen »hur Postbesörderung SS VN. »tt Postdesördernng 48 VN. Inserate sigrspaltene Petitzeile tv Pf. Gröbere Schrillen laut uuiere« PmB» Verzeichnis. Tabellarischer Sa« nach höhere» Darts. Verkamen nnter de» Vedarlionastrich die Spaltzeile b0 Ps. guserate find fiel- an die GrpeOttt»« z» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praaanmeranäo oder duöh Nachnahme. I4L. Dienstag den 22. Mai 1883. 77. Jahrgang. ' Amtlicher Thetl. PrluniitMch»«-. Za Ehren Sr. Exc. de- Ka serl. Wirkl. Geheimen Rath-, Reich«gericht».Präsidenten Herrn De. Marlin Eduard Simsen habe» wir der Straße L de- südwestlichen Bebauungspläne-, an wrlcher der vom Deutschen Reiche für den Bau de- Neich-gericht-gebäude- erworbene Platz liegt, den Namen „«lMsoitstra-«" Htgev^n. Leipzig, am 22. Mai 1S8S. Der Rath der Ttmdt Leipzig. ' vr.S vr. Georgi. Wangeman«. Da- 7. Stück de- diesjährigen RelchSgesetzblattes ist bei »n« eingegangen und wird dt« z«m» 8. 2««t d-. I». auf de« Rathhau-saal« zur Einsichtnahme öffentlich au«- »sselbe enthält: Nr. 1492. Uebereinkunft zwischen dem Deutschen Reich und Oesterreich-Ungarn, betreffend die gegen seitige Zulassung der an der Grenze wohn haften Medicinalpersonen zur Ausübung der Praxis. Dom 30. September 1882. Leipzig, dm 18. Mai 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Georgi.Br. Dekillillmachmig. Die Herstellung von bossirlem Pflaster I Elaste in der Hainstraße soll au einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Lerwaltnug, Rathhau-, Zimmer Nr. 14. au- und können daseibst ringefehrn resp. entnommen werden. Bezügliche Offerte» sind versiegelt und mit der Aufschrift: Pfiafteruag der HaiaUraO« versehen ebendaselbst und zwar di» z»a» G. 2»»t d. A Nachmittag» L Uhr einzureicheu. Leipzig, am 18. Mai 188S. De» Rath« der «tadt Leipzig Strageabau.Dep»gGtim». Auctioll. Lon dem Unterzeichneten Armen-Amte sollm GRttt»och», de« AS. Mat m. Dora». Iv Uhr im Stadthamfe allhier (Eingang Mühlgaste Nr. 7) ver schiedene Gegenstände, als: Möbel, Hau»- und Küchengeräthc, Betten, Kleidungsstücke, Wäsche u. f. w. meistbietend ver steigert werden. Leipzig, den 18. Mai 1883. Da» Arme» «Amt. Ludwig-Wolf. Mimll«iuhin»z. Wegen Reinigung der Expedition-locale wird Mittwoch dm 2S. und Donner-taa den 24. diese- Monat- aar Dar» mittag» »»« 8 hi» LI Uhr expedirt. Leipzig, dm 22. Mai 1883. Da» RSaigl. Sachs. Staade»a«t. Virbstahls - Vekauntmachuns. Gestohlen nmrdm allhier erstatteter Anzeige zufolge: 1) Sine goldene ramm-Ttzitnder-Nemontoirntzr. mit grrleftrr Rückseite mit kranzarttgrr und wappenühnlicher verziernng. nebst alter schwarzer Rette, an« einer Wohnnng in Nr. 18 der Gustav- Ldols-Straße, am 13. ds«. Vlt«.: 2) eia MUchkrug von Weißblech, enthaltend 1'/, Liter Mtlch, an« einem Handwagen» welcher in der SÜbstraße gestanden hnt, am 18. bs«. Mt«. Bermittag«; 5) rin Rapsktffm mit rothem Inlett, nebst weißem Rester»»«, gez. h- 8., au« einem Riuderwageu, welcher im Flur de« Hause« Hatnstraße Lb gestanden hat, am nämlichen Tage Nachmittag«; 4) ei» Mann«taquet von bnntcarrtttr» Stesse, mit graum Horn knipsen, vorbeneinsaffong »nd braunem Futter «nd rin Paar G«se» »an drannem, schwarz» und rathmelirtrm Stoff, mit schwarzen Knöpfen und dlangestretfte«» vuadfntter, on« dem Neubau Nr. S/10 a» der Pleiße, am 17. bs«. Mt«. Nachmittag«; 3) eia kleine« GetHtitfchche» von gelbem Leder, mit Messing- schlößchen, enthaltend 2 >4 st» kl einem Zweimarkstücke und kleiner Münze, sowie einen Schtüffel und einen Ftngrrrina von Kupfer, an« de« Borsaal einer wohnnng 1» Nr. öl der Wald» straste, am 18. ds«. M».; 6) srch« Stück Ha««tande», drei mit grauem» zwei mtt roth. braunem und eine mit schwarzem Gefieder, an« einem Laubeaschlag im Grundstück Nr. V der Rochstraße, kl der Nacht vom 18. zum 1». ds«. Mt«.: 7) ein röthüchbrauue« Porte»on««te, enthaltend ca. 40 ^tl, in einer Doppelkroa«, einer Krone, zwei Thalera und div. kleiner Münze, im Neuen Ltadtiheater, am 18. ds«. Mt«. Abend-; 8) ein Thal er, au« einer Handtasche, welid« die Bestohlene am Arme getragen bat, auf dem Marke, am IS. dB Mt«. Bormittag«; 5) et»« Radetzacke mit neuem Stiel, au« dem Borsaal einer Wobnnng in Nr. 3 der Pleißengaffe, am gleichen Tage Nachmittag«; 10) ekl llkberzietzcr von dunkelblauem Fioconnö, mtt schwarzem Gammetkragen. zwei Reihe» Knöpfe» und schwarzem Futter, au« de» Borsaal eiuer Vvhuung tu Nr. 1L der Münzgaffe, an dem- fachen Tage Abend«: 11) aean Stück Regel van «rtchem Holze, ein Hansttnch. gez. X. 1t-, nnb zwei Ttenrt«kerze«. au« einem Garteuh»u«chru i« JohanaBchak, am gleiche» Tage; 1») zwei dochstimmige Rosenst-cke, an« einer Gartrnadtheilung t« Grnnbstück Slsenbahustraß« st/10, k» der Nacht vom IS. zn« stO. ds«. Mt«. Etwaig« Wahrnehmungen über den verblieb der gestohlenen Sachen oder den Thütrr find ungrsünint bei unserer Sttmtnal- Uttbeilung zur Anzeige zu bringen. A«s»»iü- a» SO. Mai 1388. Da« Valtzel-Amt ster Sk«stt kett-t». vretschneidrr. Nienholbt. Aucti-«. «ttttooch. ste« »». «ot 18SS. 4 »str Nachmtttttg«, Grundstücke Nordstraßr Nr. 4L allhier » Rtpe, starke« belgische« »»«« . a» de, MrObieiende, gegen soforttge Baarzahknn, der. steigert werben. Leipzig, den,1. «ai 1883. „t erb.ch, Gertchtstbollzieher. Die Lei dem hiesigen Leibbause in den Monaten M«t, J«»t, 2«lt und Rl«g«st L88A versetzten oder er neuerten Pfänder, die weder zur Bersallzrit noch bi- jetzt eingelöst worden sind, auch nicht bis zum 31. Mai a. o. »«gelöst werden, sollen den R. 3uli -. I. und folaende tage im Parterre-Locale de- Leihhauses öffentlich versteigert werden. E- können daher die in den genannten Monaten versetzten Pfänder nach dem 31. Mai ». c. und spLtefteu- aw» S. Juut d. 2- nur unter Mitentrichtunader Auktion», tosten von 4 Pfennigen von jeder Mark de- Darlchn- et»» oder ua«h Befinde» erneuert werden; vom Juni d. I. an, an welchem Tage der AuctionSkatalog geschloffen wird, kann lediglich die Gtnlfifnng derselben unter Mitentrichtung der Auction-kosten von 4 Pfennigen von jeder Mark der ganzen Forderung de- Leihhauses statt finden, und zwar nur bis zum A8. Juni d. I., von welchem Tage ab Auction-pfänder unwiderruflich »eder etngelisst, »och prolongtrt werden können. ES hat also vom 29. Juni d. I. an Niemand mehr das Recbt, die Einlösung solcher Pfänder zu verlangen, und können dieselben daher von den Eigenthümern nur auf dem gewöhn lichen Wege de» Erstehen- wieder erlangt werden. Dagegen nimmt da- Geschäft de- EinlösenS und Ver setzen- anderer Pfänder während der Auktion in den gewöhn lichen Localen seinen ungestörten Fortgang. Leipzig, den 12. Mai 1883. DeS RathS Deputation für Leihhau- «.Spareaffe. Nichtamtlicher Theil. Lln goldenes DienstjubilSum. -- Der heutige Tag bezeichnet einen glänzenden und bedeu- tung-volien Abschnitt in dem Leben eine- Mannes, von dem man wohl sagen darf, daß er sich durch Das. wa- er fünf Jahrzehnte hindurch im Dienste der allgemeine» Wohlfahrt geleistet, durch die ganze gewinnende Macht seiner Persönlich keit die Hochachtung und Lieb« der weitesten Kreis« de- deutschen Botke-, oyne Nnterschlrd der Parteien, zu eigen gemacht hat. Unser allverehrtrr Mitbürger, Herr Präsident Wirkl. Geheim Ratb vr, Gdnard Simson, feiert he.cte sein fünfzigjährige- Dienstjubiläum, und wir sindziiberzeuat, au- allen Gauen unsere- deutschen Vaterlandes, an dessen schwieriger Wicderaufrichtung und Gestaltung zu dem mäch tigen und einigen Reich, da- e- nunmehr ist und hoffentlich für alle Zeiten bleiben wird, der Jubilar so wesentlichen An- theil hat. werden heute die herzlichsten Glückwünsche demselben Zuströmen. Ist ein fünfzig,ähriges Bcrussjiibiläum schon an und für sich ein wichtiges Ürcigniß für de» Einzelne», welche» die freudige Theilnahme der dem Gefeierten Nahestehenden findet, um wie viel mehr muß da- der Fall sein bei dem goldene» Dienstjubiläum eine- Manne-, dessen ganzer Leben-gang in wunderbarer Weise verknüpft ist mit der politischen Ent wickelung de- deutschen Volke- in den letzen vierzig Jahren und der inmitten der so überaus verschiedenen Phasen und der oft hochgehendcn Wogen der Parteikämpse eS verstanden hat, sich einen makellosen Charakter zu bewahren, dessen Wcrthschätzung erst vor wenigen Tagen wieder im Reichstag beredten Ausdruck erfahren hat. Wir wissen, daß die Be scheidenheit de- Jubilar- so Manche? von Dem, waS sich durch und mit ihm ereignet, dem Zufall zuzuschreiben geneigt ist, indessen er wird e- heute an seinem Ehrentage Denjenigen, welche sich ihm mit ihren Glückwünschen nahen, gestalten müssen, daß sie in der persönlichen Tüchtigkeit des Mannes, dem die Wünsche gelten, die Hauptursache erblicken, welche ihn in sturm- und drangbewegter Zeit mit an die Spitze der Zeitgenoffen gestellt und ihm eine so glänzend« Nuhmeslauf« bahn befchieden hat. Martin Eduard Simson wurde am 10. November 1810 zu König«berg in Pr. geboren und widmete sich Ostern 1826 aus der Hochschule seiner Baterstadt der Staat-- und Recht-wiffenschaft. Bereit» im Jahre 1829, also im 19. Lebensjahre erwarb er sich die juristische Doktorwürde und die Venia legencki, worauf er zu weiterer Vorbereitung aus da- akademische Lehramt, dem er sich zu widmen gedachte, die Universitäten zu Bonn und Berlin brsuchte, außerdem aber zu gleichem Zweck eine Reise nach Pari- unternahm. Äm Jahre 1831 begann er al» Docent an der Kvnig-berger Universität mit Borlesungen über römische» Recht; 1833 er hielt er eine außerordentliche und drei Jahre später eine ordentliche Professur der Recht-wiffenschaft, nachdem er in zwischen zum Mitglied« des ostpreußischen Tribunal- be rufen worden war. Im Jahre 1846 erfolgte seine Er nennung zum Rath au diesem Tribunal und im daraus folgenden Jahre begab er sich nach England, wohin ihn seine, dem damaligen preußischen Liberali-mu- und insonder heit dem Profesiorenthum eigene Begeisterung für da« Wesen de- englischen Parlamentarismus mächtig zog und w» er sich mit dttscn gesammten Einrichtungen vertraut machte. Im Jahre 1860 ward er zum Bicepräsidenten und 1869 zum Chef- Präsidenten de« Appcllation-gericht» zu Frankfurt a. O. ernannt Da- höchste Richteramt deutscher Nation, di« Stellung de- Präsidenten de-Reichsgericht», bekleidet er feit dessen Errichtung, drm 1. October 1879. Al« diese seine letzte Er nennung bekannt wurde, da gab es wohl nur eine Stimme im ganzen deutschen Volke, daß die getroffene Wahl aus keinen Würdigere» hätte fallen können. Wenn die besonder« Würdigung der juristischen Beden- tnng Sims«,'» dem engeren Kreis der Fachgenoffen über- taffen bleioen »nß. so ist da- ganz anders mir seiner parla mentarische« Wirksamkeit, denn diese ist» wie wir schon betonten, Gemeingut der Ration geworden. Simson wurde tm Jahre 1848 von seiner Vaterstadt in die deutsch« Nationalversammlung nach Frank furt a. Atz. gewühlt, bei deren erster Eonstituiruug er al« Secretair fmmirte. Im October 1848 erfolgte seine Wahl zum Bieeprüsidenteil der Nationalversammlung und er zeich- net« sieh i» diekr Stellung, wie überhaupt in seiner Paria- mentar,scheu Eigenschaft durch Begabung, Schärfe unv Sicherheit i» d«r Geschäst«leitung derart au«, daß er i« Rovember 1848 at« Reich-commiflar zur Ver mittelung uud Beilegung der preußischen Bersaffung-wirren nach Berlin aescndet wurde, eine Ausgabe, deren Er- süllung freilich di« bekannten Au«schreiluagen der preußi- scheu Nationalversammlung, sowie der schnelle Gang der sich daran knüpfenden Ereignisse unmvgkch machten. Nachdem Heinricb von Gagern vom Reich-verweser zum Präsidenten de» Reicbmimsteriums ernannt worden, wählte da» Frankfurter Parlament Simson, den achtunddrerßlg- jähigen Mann, zu seinem Vorsitzenden, und «< wurde damit am Besten da- Vertrauen bekundet, welches die Vertreter der Nation in seinen Willen und seine Fähigkeiten setzten. ES folgten die gewaltigen Kämpfe um da- Erbkaisrrprogramm, für welches auch Simson sich erklärte und das »ach mehr tägiger Redeschlacht mit 267 gegen 283 Stimmen ange nommen wurde. Am 23. März 1849 ward aus diesen Be schluß gleichsam da- Siegel gedrückt durch die Wahl de- künftigen deutschen Kaiser-. 290 Abgeordnete wählten König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen; 248 Abgeordnete ent hielten sich der Wahl. Präsident Simson verkündete mit bewegter Stimme und mit der ihm eigenen Hoheit der ganzen Erscheinung in solchen denkwürdigen Augenblicken, bei feier licher Stille im Hause, da- Resultat der Abstimmung und begleitete kiesen hochbedeutsamen Act mit den schönen Worten aus Goethe'» „Hermann und Dorothea": „Nicht dem Deutschen geziemt e-, die fürchterliche Bewegung Fortzuleilcn und auch zu wanken hierhin und dorthin. Dir» ist unser! — so laßt un» sagen und so cs behaupteu I" „Möge", fügte er hinzu, „der Geniu» Deutschland- walten über dieser Stunde!" Darauf brachte er ein dreimaliges Hoch aus den deutschen Kaiser aus. Mit lautem Jubel fiel die große Mehrheit in der Versammlung und aus den Galerien in diesen Rus ein, der so lange nicht mehr in deutschen Landen gehört worden war. Der Jubel Pflanzte sich fort au- der PaulSkirche in die Reihen der außerhalb gespannt harrenden Menge und weiter und writer durch die Straßen der alten Wahl- und KrönnngSstadt Frankfurt. Mit Hellem Klange siele» die Glocken de- ehrwürdigen Dom- und der anderen Kirchen ein. Die weitere Entwickelung der Ereignisse ist bekannt. Am 3V. Mai begab sich eine Deputation von 32 Mitgliedern der Nationalversammlung, an ihrer Spitze Präsident Simsoir. nach Berlin, um dem König von Preußen die deutsche Kaiserkrone feierlichst anzubieten. Durch die mit der Reise verknüpften Aufregungen war Simson beim Ein- .treffen in Berlin sehr angegriffen und beinahe krrnk. so daß er einer Einladung de- Ministerpräsidenten Graf von Bran denburg zu einer vertrauliche» Unter,edung nicht Nachkommen konnte, sondern zwei andere Mitglieder der Deputation, Beseler und Rießer, entsenden mußte. Die Hoffnungen der Deputation auf einen günstigen Erfolg sollten nur zu bald zerstört werden. Charakteristisch war schon der Empsai den die immer einen seinen Jnstinct für die Stimmung . ihrer Herren habende Hosdicnerscbaft im könial. Schlöffe der Deputation bereitete; dieselbe ließ gegen die Abordnung de- deutschen Parlament« eine schlecht verhehlte Kälte zu Tage treten. Als Präsident Simson während de- Warten- im Borsaal ein GlaS Wasser begehrte, bedauerte der Lakai, daß ein solches nicht zur Hand sei, und er holte daS Verlangte erst, als Simson sein Begehre« in sehr bestimmtem Töne wiederholte. Der König empfing die Deputation im großen Ritter, saale, unter rem Thronhimmel stehend, umgeben von den Prinzen, Ministern. Generalen, Hofstaaten. Aus die Anrede dcS Präsidenten Simson und Uederreichung de« Texte» der ReichSvcrsaffung und de» Protokoll« über die Kaiserwahl antwortete der König in einer längeren Rede, deren kurzer Sinn war, daß er die ihm angebotene Kaiserkrone nicht annehmcn könne. Weitere Versuche, den König zu einer anderen Auffassung zu bestimmen, blieben erfolglos, unv jeder Hoffnung bar kehrte die Deputation nach Frankfurt zurück. Präsident Simso» erstattete am ll. April der Nationalver sammlung Bericht Uber die gescheiterte Mission. Die Dinge trieben nun weiter, e- gelang der Verfassung-Partei zwar eine Zeit lang die auf eine gcwaltthätige Erhebung de- Volkes abziclenden Bestrebungen der Linken der National versammlung zu Gunsten der RcichSverfaffuna niederzuhallcn, trotzdem kam eS aber zu den Aufständen in Sachsen, Rhein- dahern und Baden, welche die allgemeine Sachlage in einer für dieNationalversammlung und ihr Werk, die Neichöoersasiuiig, verhängnißvollen Weise veränderten. In der Nationalversamm lung ging die Majorität, die Kaiserpartei. ihremZersall entgegen, die Linke gewann die Oberhand und am 20. Mai 1849 er klärten 63 Mitglieder, an ihrer Spitze die glänzendsten Namen der Bersaminlung: Dahlmann, Gagern, Simson (der de reit- wegen Erkrankung und vielleicht auch wegen des Um. stände-, daß die Versammlung in Bahnen trieb, in welche er nicht folgen zu können glaubte, da» Präsidium niedergelegt hatte). Mathy, Beseler. Arndt re.» ihren Au-tritt an der Nationalversammlung mit einer Erklärung, worin sie au-sprachen, in der gegenwärtigen Lage habe die Versamm lung nur die Wahl, entweder unter Beseitigung der bi» berigen Centralgewalt da- letzte gesetzliche Band unter den Regierungen und Völkern Deutschland» zu zerreißen und einen Bürgerkrieg zu verbreiten, oder auf die weitere Durch führung der ReichSvcrsaffung durch gesetzgebende Thätigkeit von ihrer Seite und unter Mitwirkung der provisorischen Crntralgewalt Verzicht zu leisten. Sic, die Au-tretenden, hätten unter diesen beiden Nebeln das letztere al- da- für da- Vaterland geringere erachtet. Da- End« de- Frankfurter Parlament», welche- al- Rumpsparlament nach Stuttgart gezogen war, ist noch in lebendiger Erinnerung. ^ Im Sommer 1849 begann eine neue Epoche der parla mentarischen Thätigkeit Simson'», indem seine Vaterstadt Königsberg ihn zu ihrem Vertreter in der preußischen Zweiten Kammer erwählte, in welcher Eigenschaft er sich al» einer der gewandtesten und hervorragendsten Redner der consiitutionellen Partei hervorthat. Im Jahre 1830 wurde er Mitglied de- Erfurter Union-Parlament-, dessen votk-hau- ihn mit drm Präsidium bekleidete, welche- er in derselben ausgezeichneten Weise, ioelche er in der PaulSkirche an den Tag gelegt, bi» zum Schluß de» Parlament» führte. Man erzählt sich, daß zwischen Präsident Simson und dem von Temperament etwa- hitzigen Herrn von B>«marck. drm die Stellung eine» Secretair- de« Hause« übertragen war, damals mrorsach Reibereien vorgekommen sind- wir wissen aber, daß diese kleinen Zwistigkeiten aus die späteren sehr freundschaftlichen Beziehungen der beide» Männer keinen Einfluß ausgrübt haben. Da- Jahr l83l brachte in Preußen die Einsetzung de« reactionairen Ministeriums Ma»tc»issei und von dieser Zeit an zog sich Simson vom öffentlichen Leben zurück, um ledig* licb seiner richterlichen und akademischen Thätigkeit zu leben. Erst i», Jahre 1839, mit dem Beginn der „neuen Aera", entschloß er sich wieder zum Eintritt in die Kammer, deren Präsident er i» den Jahren 1860—1861 war. Nach der Begründung de» Norddeutschen Bundes wählt« ihn sowohl dessen erster Reichstag, wie auch da» Zollvar- lament 1867 zum ersten Präsidenten, in welcher Eigenschaft er am 3. October 1867 an der Spitze einer Deputation auf der Burg Hohenzollern die Adresse de- Reichstage» an den Sckirmherrn deS Norddeutschen Bunde» über reichte. Eine ähnliche, aber viel bedeutung-vollere Mission wurde ihm im Jahre 1870 zu Theil. Die großen siegreichen Schlachten gegen Frankreich waren geschlagen und die schönste Frucht der im Riesenkampse gegen den Erbfeind von den deutschen Heeren bethätigten heroischen Tapferkeit, die feste Einigung des Vaterland«« und Wieder ausrichtung des deutschen Kaiserreiche-, war in der Ent stehung begriffen. König Ludwig von Bayern hatte an König Wilhelm da» Ansuchen gerichtet, die Deutsch« Kaiserwurde anzunebmen und dem neuen Bund« den Namen „Reich" zu geben; er hatte sich gleichzeitig an sein« deutschen Mitfürsten und an die Senate der Freien Städte mit der Aufforderung gewandt» diesem Anträge beizutretcn. Es war nicht der lockende Klang der Namen .Kaiser" und „Reich", wa« diesen Schritt so bedeutung-voll macht«. Mit der Benennung „Reich" war indessen ausgesprochen, daß der neue Bund ein einheitliche- Staat-ganze vorstellen sollte, und mit der Ucbertragung der erblichen Kaiserwürd« an da» Han» Hohcnzöllern bekundeten die deutschen Fürsten ihre freiwillige Unterordnung nnter da» mächtigste Haupt. Der Norddeutsche Reichstag beschloß die Absenduag einer Deputation in da- königlich« Hauptquartier zu Versailles, um auch seinerseits den König zu bitten, durch Annahme der deutschen Kaiserkrone das Einiguug-werk -zu vollenden. Wieder nahte eilt« Kaiserdeputation dem preußi schen Throne, geführt von demselben Präsidenten, der vor 2l Jahren die Saiserbotschast de- Frankfurter Par lament- nach Berlin getragen hatte, dem würdigen Simson; ander» aber lagen die Verhältnisse damals und jetzt. Da mals in vielen Kreisen noch Unklarheit »nd Gäkrumz. Täuschungen und Verstimmungen, — zetzt überall LlarhM und Entschlossenheit. Zuversicht und Kraft! König Wilhelm empfing die Deputation am 18. December 1870 >m großen Saale der Präsrctur im Beisein der Prinzen seine» Hause» und der im Hauptauartier anwesenden deutschen Fürste», sowie de» Bundeskanzler» Grafen Bi-marck. der Generäle von Roon, Graf Moltke und anderer Staats beamten und hoher Osficiere. In der Erwiderung aus di« vom Präsidenten Simson vorgelesene und überreichte Adresse sagte der König, er eckenne m der einmüthigen Stimme der deutschen Fürsten und freien Städte uud in dem damit übereinstimmenden Wunsche der deutschen Nativ» den Ruf der Vorsehung, dem er mit Vertrauen aus Gotte» Segen folgen dürfe Am 18. Januar 1871 erfolgte al-dann die ewig denkwürdige Kaiserprorlamation im Schlöffe zu Versailles, und damit war der heiße und lang genährte Wunsch aller Vaterlandsfreunde endlich in Erfüllung gegangen. Welche Empsinduugen aber mußten in dem Herzen de» Patrioten Simson lebendig sein, wenn er sich im December >870 bei seiner Kaffeefahrt an die User der Seine an die ähnliche Mission im Jahre 1849 erinnerte. In die Heimath zurückgekehrt, übernahm Simson wieder die ''-'tung der Verhandlungen deS Reichstage-, der sich jetzt durch den Hinzutritt der Bettreter der Südstaaten in einen deutschen verwandelte, und er hat alsdann noch bi- zum Jahre 1874 in jederzeit taktvoller und unparteiischer Weise diese« gewiß nicht unschwierigrn Ehren- und VertrauenS- anites deutscher Nation gewaltet. Wem eS vergönnt gewesen, sich persönlich davon zu überzeugen, mit welcher Würd^. Ruhe, Sicherheit und Objektivität President Simson sein Amt auS- süllle, der wird eS begreifen, wenn man ihn »m Reichstage aus Seiten aller Parteien gleichsam als de« geborenen Herrscher aus dem Präsidentenstuhl betrachtete. Leider qe- stalteten sich im Jabre 1874 seine Gesundheitsvcrhältmste derart, daß er die Wiederwahl zum Präsidenten ablcbnen mußte, und da sich keine erhebliche Wendung zum Besseren einslellte, so zog er sich 1877 zum lebhaften Bedauern seiner viele» Freunde ganz vom politischen Schauplatz, ans de», er als Mitglied der gemäßigt liberalen oder national- liberalen Partei so außerordentlich Ersprießliche» zum Nutzen seine» Vaterlandes und Volke» geleistet, zurück. Die- ist in kurzen Zügen das äußere Lebensbild de» hoch begabten und verdienstvollen Mannes, den da- Vertrauen unsere» Kaiser» zum höchsten Nichtcramt im Reiche berufe» hat. Fürwahr, der Jubilar Simsen ver»,ag heute ausein langes, von Gott in gradcz» w»»derbarcr Weise begnadetes und ge segnete« Leben zurUckzublicken, und daS stolze Bewußtsein, in fünf Jahrzehnten, während deren eine ganz neue Welt ent standen, seine Pflicht in, Dienste seine» königlichen unv kaiser lichen Herrn, seines Vaterlandes und seiner Mitbürger in vollem Umfange gctlan zu haben, wird ihm heute inmitten der von allen Seiten ziiströnienden Ehren- und DankcS- Kundgebungcn der beste Lohn für die Arbeit seine» Leben» sein. Wir freuen un» m,t unseren Lesern, daß e» der Stavt Leipzig beschicken ist, da» goldene Dienstjnöiläum de» Präsidenten Simson in ihren Mauern begehen zu können, daß er im Besonderen der Unsere geworden ist und daß sich ihm in Leipzig, wie wir bestimmt wissen, eine zweite liebe, trotz der wenigen Jabre seine- hiesigen Aufenthalte» an da» Herz gewachsene Heimath erschlossen, für di« er. in Wür digung der gegebene» Verhältnisse, bei geeig«eier Geleaenbeit bereits sein schwerwiegendes Wort eingesetzt hat. In den letzten beiden Jahren hat die Vorsehung schweoe« Unzamach über den allverehrten Jubilar verdangen, und die tiefe Herzensmunde, welche ihm durch den Tod der trauen La-rn« gesährlin geschlagen worden, ist noch nicht geschlaffen. Daß er in der allseitigen Liebe und Verehrung welche der heutig« Tag auf» Neue ihm beweisen wird, Tröstung und nane» Lebenkmuth finden, daß ihm die Kraft gegeben sein möge, »och lange zur Freude de- deutschen Volkes die hohe und glänzende Stellung einzunehmen, welche er sich errungen, da« ist unser aufrichtiger uud herzlicher W«usch.
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