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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.06.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188306107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830610
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830610
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-06
- Tag1883-06-10
- Monat1883-06
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.06.1883
- Autor
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«». »rk; »r»; »er. «t; »Ir. »a. »« 2- ico". tmX- «M- W»- «nbe» lnbir) Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. . Kedirttiu und Lrpr-itioa Johanne-gaste 33. HPrechftuu-kll der Letertiea: vonntnag« 10—IS llhr. Nachmittag» 5—S Uhr. g»k tt« «»«,.» «»»»^rchre «», I« die Ne»»cm>u »ich» »«r»l»»Uch, A»««h«e Ser für St» uichftf«l,en»e N«««er »estt««t,o Inserat« au «chrutage« »i» 3 Uhr N«ch«tttaa», > Sa»»- uu» Kesttagr« früh »t«'/,» Uhr 3» den Filialen für 3»s.-^anah«r: vtt« Sie««. Universilätlstrahe 21. Laut» Lisch«. Katharinenstraße 18, v. m»r »t» U»r. au KiWM.Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, tzandelr- «ni Seschistrverkthr. U«flagO L»,»os. AtzO»»e>mü»rn, viertelj. 4'/, MX. incl. Vrüvrloha 5 Mk.. / durch die P°ß be-ogen S Mk. Jede einzelne Nummrr 20 Pf. Belegexemplar 10 Vs. Gebühren «tzue «tt " Iu^rratr Petilreil-rOPf. riftrn laut unserem Preis- Verzeichnis Labellarisch« «a, »ach HSHerrm Tnris. »Here ^ i6i. Sonntag d« 10. Juni 188L Lerl««» untrr in» Keiaclion,strich die Spaltzeile 50 Vs. Inserat» sind stet« an die GrPesttttau zu sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praelnuueramto oder durch Post- Nachnahme. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Sesentliche Sitzung der Stadtverordneten Mtttvo», am irr. Juni IVVSs. «b-ud» «'/, Uhr tm Saale der I. Bürgerschale. Tagesordnung: I. Bericht de- StisiungS-, Bau-, Oekonomie- und Finanz ausschusses Uber Errichtung eine- Blindenasyl». II. Bericht veS StistungSauSschusteS über die Natural verpflegung der HoSpitalilen und der Bediensteten im JohanniShoSpitale. m. Bericht de« OekonomieauSschusseS über Aufnahme der Reudnitzer Schleußenwüster in die östliche Borfluth- schleuße. IV. Bericht deS Bau- und Finanzausschüsse» über: u. Be lastung der Wohnung deS ThealersecretairS im Alten Tbcater; d. Herstellung einer Einrichtung zum Abzüge etwaiger Feuergase im Bübnenraume der städtischen Tbealer; c. Erlaß von 1000 -E an dem von Herrn Werner gethanen Höchstgebot aus daS auf den Abbruch versteigerte Fioßverwallereigrundstück. A. Bericht VeS Bau- und OekonomieauschusseS über die Eingabe der Herren Bergmann und Gen. wegen Her stellung eines Fußweges von der Härtelstraße nach dem PeterSsteinwege. Vckauntmachung. In Gemäßheit ergangener Beiordnung de- evangelisch, lutherischen LanveSconsistorium» wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß dasselbe in Folge mebrrrcr Borsälle über demonstrative-, mit der Ruhe und Heiligkeit christlicher Gottesäcker nickt zu vereinbarende» Verhalten von Leichen« begleitungen bei Beerdigung Beranlastung genommen hat, nicht allein die Verordnung, die Beerdigung der Dissidenten betreffend vom 8. Juli 1878 (Verordnungsblatt de« LandeSconsistoriumS Vom Jahre 1878, Seite 58) in wiederholte Erinnerung zu bringen, sondern auch die am Schlüsse derselben befindliche Erstreckung der darin enthaltenen Bestimmungen auf Beerdigung von Gliedern der evangelisch- lutherischen Kirche aus sämmtliche Beerdigungen innerhalb der evangelisch-lutherischen Gottesäcker ohne Unterschied der Confessio» oder Religion, welcher die zu Beerdigenden an- gehören, und zwar dergestalt auSzudehnen, daß bei solchen allenthalben die Veranstaltung von Leichenconducten, welch« nicht sowohl eine Kundgebung ver persönliche» Liebe und Achtung für die Verstorbenen, als die Demonstration einer der Kirche, sowie der staatliche» Ordnung feind lichen Gesinnung bezwecken, da- dieser Absicht entsprechende Führen und Tragen von Fahnen und Abzeichen bei Leichenbestattungen. daS Reden am Grabe ohne vorgängige Zustimmung deS OrtSgeistlichen, daS unbejugte, mit dem Ernst der Handlung sowie der Würde deS Ortes nicht im Einklang stehende Sprechen am Grabe überhaupt, die unangemessenen lauten BeifallSäußerungen durch „Bravo", Hurrah" und andere derartige Zurufe im Anschluß an die am Grabe gesprochenen Worte, sowie auch sonst ein der Handlung und dem Orte nicht entsprechende-, laute« und unpassende- Betragen, Tabakraucheu und dergleichen ausdrücklich verboten wird. Ergangener Verordnung gemäß wird solche« hierdurch bekannt gemacht und daraus hinqewiesen, daß gegen Zuwider bandelnde, insoweit derartige Handlungen nicht alö grober Unfug oder sonst unter da« Strafgesetzbuch fallen und an die zu dessen Handhabung geordneten Behörde» zur Untersuchunc anzuzeigen sind, mit Ordnungsstrafen bi- zu 60 Mar oder entsprechender Hast bis zu 14 Tagen vorgegangeu werden wird. Die Herren Geistlichen und Kirchenvorstände hiesiger Stadt, sowie die mit Beaufsichtigung der hiesigen evangelisch- lutherischen Kirchhöse betrauten Personen werden hierdurch „och besonder- veranlaßt, darüber zu wachen, daß bei den Beerdigungen Zuwiderhandlungen nicht Vorkommen, widrigen, fall« aber denselben entgegenzutreten, da nöthig, die Hilfe der Polizeibehörde in Anspruch zu nehmen, und die Ueber- treter der Unterzeichneten Kirchcniuspectwn zur Bestrafung anzuzeigen. Leipzig, den 7. Juni 1883. Die Ktrcheninspection für Leipzig. Der Superintendent. Der Rath der Stadt Leipzig v. Lechler. vr. Georgi. Heunig Bekanntmachung. Die Ausmusterung«- und Wrsatz-Skefer»e-Sch«t»» II. Elaste der im lausenden Jabre in Leipzig, Stadt, ge musterten mititairpflichtigen Mannschaften sind beute ein- >egangen und liege» aus unserem Ouartieramle, Stadthaus, il. Etage, Zimmer Nr. 107, zum Abholen bereit, wa- hier durch zur Kenntniß der Betheiligten gebracht wird. Leipzig, ain 7. Juni 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. i. vr. § lsnSnowitz Leipzig vr. Georgi. Wangemann. Bekanntmachung. Nachdem der Kaufmann Herr Earl Otto Richard Diehweg, in Firma: Carl O. R. Vichweg, die ihm für den Norddeutschen Lloyd in Bremen zur gewerb« mäßigen Beförderung von Auswanderern nach überseeischen Häsen und Abschließung hierauf bezüglicher Verträge ertheille Concession ausgegeben, dagegen nachgewiesen hat, daß er zum Abschluß von ilebersahrtsverträgen mit Auswanderern von der Niederländisch-Amerikanischen DampsschifssahrtSgesellschaft zu Rotterdam und dem Handlung-Hause Carl Ludwig Bödeker in Bremen mit Vollmacht versehen worden sei, so ist die Herrn Vichweg bereits ertbeilte Concession zur gewerbs mäßigen Beförderung von Auswanderern auch aus die Ver tretung obgedachter Gesellschaft, bez. obgenannten Handlung- Hause- erstreckt worden. Leipzig, den 7. Juni 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Lohse. Bekanntmachung. Wegen deS Baues der östlichen Vorstuthscbleuße wird die Dresdner Strafte auf der Strecke zwischen der Ein mündung der Langen Straße und der deS Gerichtswege« vom 11. dieses MonatS an aus die Dauer der Arbeiten für den durchgehende« Fährverkehr gesperrt. Die Sperrung erstreckt sich selbstverständlich aus den in der abgesperrten Strecke liegenden, im Betriebe bleibenden Track der Pserdebab», und e« wird ausdrücklich darauf auf merksam gemacht, daß Jeder, welcher dem Verbote zuwider die Pferdebahn zur Durchfahrt benutzt, nach tz. 366,10 de» Strafgesetzbuches mit Geldstrafe bis zu 60 oder mit Haft bi» zu t4 Tagen zu bestrafen ist. Leipzig, den 9. Juni 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hcnnig. Bekanntmachung. Der diesjährige internationale Probuctenniarkt wird - Montag, den « August dieses JahrrS, in den Lokalitäten deS KrystallpalasteS (aiteS SchützcnhauS) Hierselbst abgchalte» werde». Leipzig, de» 28. Mai 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrw'itz, GrSserei- und Mverpachtung. Die dieSjäbrige Obst« und GraSnutzung im vor maligen botanischen Garten an der Harkortstraße soll Mittwoch, den IS. d. M., Vormittags » Uhr in der Marstall Expedition im alten JohanniS-Hospital unter den voryer bekannt zu machenden Bedingungen an den Meistbietenden verpachtet werden. Leipzig, den 7. Juni 1883. DeS Raths der Stadt Leipzig Finanz - Deputation. Lirschverpachtung. Di« diesjährige Kirfchnu-ung aus der Moskauer Strafte vom Magdeburg-Leipziger Bahnübergänge bis Flurgrenze der Pehscher Mark soll an den McistbietenI unter den vorher bekannt zu machenden Bedingungen Mittwoch, den IS. d. M., Vormittag» v /» Uhr in der Marstall-Expedttton verpachtet werden. Leipzig, den 7. Juni 1883. DeS RathS der Stadt Leipzig Strafteubau-Deputation. Srle-igt Bekanntmachung. DaS 8. Stück des diesjährigen RcickSgesetzblatteS ist bei an« eingegangen und wird bis zum 27. Juni d. I. aus dem RathbauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich auShängm Dasselbe enthält: Nr. 1493. Handelsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Serbien. Vom 6. Ja»uar 1883. Rr. 1494. Consularverlrag zwischen dem Deutschen Reich und Serbien. Vom 6. Januar 1883. Nr. 1495. Bekanntmachung, betreffend die UebergangSabgabe und die Steuerrückvergütung für Branntwein in Baden. Vom 28. Mai 1883. Leipzig, den 7. Juni 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Br. Auction. Von dem Unterzeichneten Armenamte sollen Donnerstag, den 14. Juni ». Vormittag» von V Uhr an, l» Stadthanse allirr (Eingang Mühlgaste Nr. 7) ver schiedene Gegenstände, alS: Möoel, Hau«- und Küchengeräthe. Bette«, Kleidungsstücke, Wäsche u. s. w. meistbietend Versteigert werden. Sechzig, den 9. Juni 1883. Da» Armenamt. Ludwig-Wolf. Junghähnel. hat sich unsere Bekanntmachung vom 11. September vor. Ir den Malergehilfen Paul Jultu» Rovert Brettfeld von hier betreffend. Leipzig, den 5. Juni 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) Ludwig-Wolf. Heimchen. Brffentliche Plenar-Sitzung der Handetskammtt DtenStag. Sen 12. Juni I88S, NachintttaaS S Udr, in deren Litznngssaale, Nr««ark» 1», I. Tagesordnung: 1. Regiürande. 2. Berichte de« Herrn Schn vor über ». die 4. Sitzung de- Kgl Tächsijchen Liienbahn-Ratbe-: d. die coastituirende Sitzung de- Kgl.PreußischenBezirk-.Eiseabahnratye« zulkrsurt, 3. Berichte de- Bank-, Münz, und B-rsen-Au-schuste« über ». da- Aesuch der Au-steller der Internationalen Waarenbörse, die Förderung dieser Einrichtung betr., d. die Beschwerde de- Herrn RicolauS Misselwi» in Altenburg, die Art und Weise der Rotirung der Oelpreise an der hiesigen Börse betr. 4. Berichte de« Verkehr-- Au-schussr- über n. die Zuschrift de« Fabrikanten-Berein- zu Meerane, Beseitigung de« Sammel ladung« »eien« betr.; d. die von der Handel-tammer zu Leer behus« Anschlnste« mitgetheilte Vorstellung, Abstempelung der Postkarten mit dem Aakunst-stempel betr.; e. da von der Handel-kammer zu Bre-lau mitgetheilte Gesuch, die vrrsicherung-gebühr sür iatrrnationale Werth sendungen in Rußland betr. k. Feststellung de« gutachtlichen Theiles und der Einleitung zum zweiten Tveile de» Iadre-berichte- für 1882. 6. Bericht de- Finanz-Äu-ichuste- über dir Frage der Höhe de in diesem Jahre zu erhebenden Steuerzuschlag-. Der für den K-nftnann Herrn Franz Mnximtlia» «n„p "H am 1. Mai ds«. J-. hier au«grftellt« Paß ist nach einer Inhaber erstatteten Anzeige an der russischen Grenzstation di» Verlust gerathen und wird hierdurch für ungiftig erklärt. Leipzig, am S. Juni 1883. Da» V«lt»et-A«t der Etndt Leipzig. vretschnrider. Daegner, S. Steckbrief. Gegen den outen beschriebenen Kaufmann Hugo VSenr Müller nn« gschnchau dei LetSntg. früher in Leipzig mnhnhast, ivelcher süchtig ist, ist die Untersuchungshast wegen Verbrechen- gegen ß. 209 2r. 1 und 4 der Reich-concur-ordnung verhängt. G« wird ersucht, denselben zu verhaften und in da« Lanbgericht«- Aesängniß zu Leipzig abznliefern. Leipzig, den S. Juni 1883. Der Untersuchungsrichter »et de« Köuiglichrn Landgerichte. «roh. Beschreibung: Alter: circa 26—27 Jahre; Statur: untersetzt; >aare: schwarz: Stirn: frei; Bart: schwacher schwarzer Schnurrbart; lugenbrauen: schwarz; Augen: braun; Nase: proportionirt; Mund: «wöbnlich; Zähne: gut; Kinn: rund; Gesicht: länglich und roth; tzestcht-sarbe: roth und gesund; Sprache: deutsch; Kleidung: dunkel blauer Anzug, schwarzer Filzhut. Besondere Kennzeichen: etwa« gekrümmte Beine. Da» zu dem Nachlaste der Johanne Friederike Wilhelmine »erw. >igt aeb. Große in Neuschäncseld gehörige, daselbst an der Schul- traße Brand-llataster Nr. 179 L gelegen», aus Fol. 166 de-Gründ lich Hypotliekenbuch- für ReuschSneseld eingetragene Han-grundstück oll aus Antrag der Erben verknust werden. Al« Bietung-termia ist hierzu Moutag. drr 18. Jnnt 188S, vermitt«»» Ist Uhr. anberauint. Bictung-Iustige werden ausgesordrrt, zur gedachten Zeit in ReuschSneseld, Wendlrr'S «estgnratisn (Ecke der Eisenbahn- und Phllivpstraßc), sich eiuzufinden, der Bekanntmachung der Be dingungen gewärtig zu sein und ihre Gebote abzugeben. Leipzig, am 31. Mai 18SS. Küutgltche« Amtsgericht V, 4. Eichel. Nichtamtlicher Theil. Die parlamentarische Arbeit. Seit dem 30. November v. I. ist der deutsche Reichstag nun mit drei durch die Feste Weihnachten. Ostern und Pstnasten bedingten Unterbrechungen versammelt, nacktem er am 20. Juni vertagt worden war; auch in diesem Jahre sind die Arbeiten so weit gefördert, daß der Schluß der Session um dieselbe Zeit wie im vorigen Jahre i» Aussicht genommen werden kann. Tie Negierung kann sich in der laufenden Session weit größerer Erfolge rühmen, al- in der voranaegangenen, denn sie hat nicht nur die Novelle zum Gewcrbegesetz und die erste sccialpolitische Vorlage glücklich durchgebracht, son dern sie hat eS auch erreicht, daß der Reichstag ihrem Wunsch entsprochen und den Etat sür 1884/85 durchberathen hat, obwohl er die Ausstellung zweijähriger EtalS mit vollster Entschiedenheit abgelehnt hat. Durch dieses Entgegenkommen ist die Auslösung deS Reichstag«, welche u»S noch in diesem Jahre eine» neuen heftigen Wahtkamps gebracht hätte, ver mieden worden, denn cö läßt sich wohl mit Sicherheit an nehmen, daß, nachdem der Mililairetat durch die beschluß, fähige Anzahl ReichStaaSabgeordnetc angenommen worden ist, auch noch di« übrigen Etat« ihre vrrsastungSmäßige Erledigung finden werden. Der Aufschub der drillen Lesung bis zur Herbst session, welchen die Fortschrittspartei beantragen will, würde nur in dem Falle daS Zustandekommen deS Etats verhindern, wenn nach Ablehnung de- Antrags die Partei sich an den Sitzungen de- Reichstag- nicht mehr betheiligen und dadurch die Beschlußunsähigkeit desselben herbeisühren wollte. Ein solcher Schrill ist um so weniger zu erwarten, weil dadurch die Fortschrittspartei die Verantwortung sür die Auflösung deS Reichstag- übernehmen und sich dadurch in der öffentlichen Meinung schaden würbe. Der Standpunct, welchen die Libe> ralen zu der Bcrathung deS Etat- sür 1884/85 einnehmen, ist durch die bündigen Erklärungen Rudolf v. Bennigsen'S in der NeichSlagSsttzung vom 7. Juni vollauf gewahrt, und cö kann Niemand darüber im Zweifel sein, daß die Partei nur mit Widerstreben und nur in Folge deS von höchster Stelle geäußerten Wunsche- in die EtatSberathung überhaupt ein getreten ist. Da die Arbeit nun aber einmal bis hierher gefördert ist, so ist kein Grund vorhanden, sie in der Mitte cibzubrechcn und die Fertigstellung bis zum Herbst zu ver schieben. Daß di« UnfallverficheriingSvorlage dadurch um keinen Tag beschleunigt worden ist, hat v. Bennigsen eben fall- bestätigt und dag die NachtragSetatS, welche die Herbst session bringen werten, die voraethanc Arbeit vielfach wieder umstoßeii werden, darüber besteht auch allscitige Ueberein- stimmung. Der Zweck der frühzeitigen Bcrathung ist also nicht erreicht worden, nur die Arbeit des Reichstag- wurde dadurch vermehrt und die ohnehin schon bestehende Spannung zwischen Reichstag und Bundeörath wurde ^ > i^a wir nunmehr am Ende der Session angekangt sind, drtngt sich die Frage auf, ob die Chancen für die Bildung einer liveralen Mehrheit im künftigen Reichstag gewachsen oder verringert sind. Wir stehen nicht an. die Kräftigung der liberalen Sache als da« feststehende Ergebniß der bi« herigen Berathlliigen de- gegeiiwärligcn Reichstag- zu be> zeichnen. Al- sich die Kunde verbreitete, daß die Auslösung de» Reichstages in den Kreis der Erwägungen der ReichS- regieruna gezogen sei, gab sich sogleich die öffentliche Meinung in dem Sinne kund, daß Neuwahlen nur eine Stärkung der liberalen Partei zur Folge haben könnten, denn die konservativ-klerikale Coalition hat sich al« eine sehr unzuver lässige Stütze de» BunVeSrath» erwiesen und wa» überhaupt zu Stande gekommen ist, bedurfte dazu der Hilfe der Liberalen. Am klarsten trat da« Unzureichende der Coalition bei den Berathungei, über die Gewerdegesctznovelle hervor und wenn schließlich die Wünsche der Conservativcn dabei deck zum Tbcil erreicht worden sind, so ist daS einer seit» säst ausschließlich dem Zufall zu verdanken und anderer seit« ist der moralische Erfolg unzweifelhaft aus liberaler Seite. Die EtatSberatbung für den Etat von 1884/85 wäre überhaupt nicht möglich gewesen, wenn die nationalliberalr Frackion sich geweigert hatte, daran Theil zu nehmen; dadurch hat sich eine Annäkeruiig de- Reichskanzler« an die Fraction ergeben, welche hoffentlich gute Früchte tragen wird. Die Annäherung ist um so wichtiaer, weil sie über den Kops de« Centrum« hinweg geschehen ist, wenn auch da« Bestehen auf der Durchberathung veS Etat- nicht ohne die Bereitwilligkeit de« Centrum- eine Wirkung erzielen konnte. Die Thalsache an sich, daß zwischen dem Führer der Nationalliberalc» und dem Kanzler Unterhandlungen gepflogen wurden, berechtigt zu dem Schluß, daß der Kanzler auf die Wiederanknüpfung Ser Beziehungen zu den Liberalen Werth legt. ES wäre völlig unrichtig, wenn man die Sachlage so auffasten wollte, al« wäre ein Zusammengehen nur durch Aufopferung liberaler Grundsätze zu ermöglichen, die Erklärungen Bennigsen'« bei »er EtatSberathung beweisen da« Gegentheil, er hält daran est, daß der einjährige Etat beibehalten werden muß nnd er hat auf alle Unzukömmlichkeiten der verfrühten EtatSberathung wiederholt hingewiesea. Da» Nachgeben war nur ein formelle-, kein materielle». E» ist aber ein großer Gewinn, wenn die Regierungsvorlagen von vornherein in dem Sinne abaefaßt werden, daß st« sich den Anschauungen der liberalen Partei anbequemen und sich ihrer Zustimmung empfehlen; dann wird der Hauch, welcher i» deutschen Reiche weht, sofort ein milderer, die Schroffheit de« Verkehr« zwischen den Mit gliedern de- Reichstag« und de« Bundeörath» macht einer mehr den gesellschaftlichen Anforderungen entsprechenden iorm Platz und die Beschlüsse werden vom Geist der Versöhnlichkeit und der angestrebten Verständigung ge tragen. E« wird nachgerade Zeit, daß die hier angedeutete Umwandlung eintritt, tonst kam» sich keine ersprießliche Thätig- keit deS Reicb-tag- entfallen. Alle Zugeständnisse, welche jetzt von liberaler Seite gemacht werden, geschehen mit Wider willen und nur in der Absicht, die Staatsmaschine nicht zum Stillstand zu bringen. Sehr wesentlich eingewirkt hat auf die Anbahnung de« UmschwlnigS, welcher jetzt in der Entwickelung begriffen ist, die veränderte Stellung, welche die preußische Regierung zur römische» Curie eingenommen hat. Da- Eenlrum beginnt zu fühlen, daß. wenn auf dem jetzt betretenen Wege fort geschritten wird, ihm alsbald der Boden, aus welchem seine parlamentarische Existenz bisher beruhte» unter den Füßen chwinben wird. Sobald die gesetzliche Regelung der Bc- chwcrden de« CentrumS ohne Mitwirkung der Curie mit Consequenz verfolgt wird, dann bedürfen die deutschen Katho liken keiner parlamentarischen Sachwalter mehr, die Auslösung der ganzen Partei ist dann unvermeidlich und dann treten die politischen Parteigesicht-puncte bei dn,Mitgliedern deS Centrnmö wieder in ihrRecht. E» zeigen sich bereits Symptvme drr Lösung de- bisherigen festen Zusammenhanges der Partei, denn ein Vorgang, wie er neulich im preußischen Abgeordnetenhaus« bei Berathung Canalvorlage zwischen ÄZindthorst und v. Schorlcmcr-Aist sich abgespielt hat, ist bisher nicht beobachtet worden, persönliche Enipflndlichkeilen der Führer gegeneinander ind in diesem Kreise neu, und wenn sie bestanden habe», so wurden sie sicherlich hinter den Coulissen beglichen. In Herrn v. Schvrlemer kam plötzlich der Abgeorvirete seines Wahlkreises zur Geltung im Gegensatz zu der bisherigen Rolle als Abgeordneter de- katholischen Volke-, DaS ist eine sehr beachlcnSwerlhe Erscheinung, die vermuthlich später die Regel im deutschen Reichstag bilden wird. Wir stehen an der Grenze wichtiger Umgestaltungen, der ungesunde parla mentarische Auswuchs, Centrum genannt, ist aus dem Puncte angelangt» wo er sich in seine Bestanbtheile auszulvsen beginnt. Erst wenn dieser HcilungSproccß vollzogen ist, wird die parlamentarische Arbeit erfolgreich werden, so lange eine große Partei alle ihre Reden und Abstimmungen nur unter dem consessioncllen GcsichtSpunct erfaßte, war an ein gedeihliche« Zusammenwirken der Abgeordneten deS deutschen Volkes nicht zu denken. DaS wird jetzt, so hoffen wir zuversichtlich, bald ander- werden. Leipzig, 10. Juni 1883. * Am 7. Juni wurde unter dem Vorsitze de- königlich preußischen Staatsminister» v. Boetticher und theilweise unter dem Vorsitze deS königlich bayerischen Gefanbten Grafen von Lcrchcnseld-Kvsering eine Plenarsitzung deS BunVeSrath» abgehalten. Der Vorsitzende legte der Ver sammlung vor: die Beschlüsse de» Reichstags, betreffend die Genehmigung deS Handel«- und Schifffahrt-Vertrages zwischen dem deutschen Reiche und Italien, und betreffend den Gesetzentwurf' wegen Abänderung der Gewerbeordnung, sowie die Resolution deS Reichstags wegen Herstellung einer Aerztcordnung. Die Beschlußsaflung über die letztere Resolution sowie über den Gesetzentwurf wegen Ab änderung der Gewerbeordnung wurde Vorbehalten. Den zuständigen Ausschüssen wurden zur Vorberalhung über wiesen: der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Pcisc,,- gcrichtSbarkeit, und der Antrag, betreffend die Bewilligung gemischter Privattransitlager von Bau- und Nutzbolz i» Hamburg. Die Versammlung ertheilte dem Entwürfe eines Gesetzes, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter in der von dem Reichstage beschlossenen abgeänderten Fassung, ihre Zustimmung. Eine aus diesen Gesetzentwurf bezügliche Eingabe wurde durch diesen Beschluß für erledigt erachtet. Die Anträge der Ausschüsse in Betreff der Befähigung von Bahnpvlizeibeamten und Locomotivsührern sür Eiscnbalmc» »ntcrgeoroneler Bedeutung, sowie in Betreff der zollamtlichen Behandlung der zur internationalen landwirlhschastlicben ThicrauSstellung in Hamburg gesandten Gegenstände fanden die Zustimmung der Versammlung. Nachdem die Versamm lung drei Gesuche um Zulassung zur Schifferprüsnng ge nehmigt batte, wurde schließlich der Beschluß deS Reichstags vom 9. Mai d. I,, betreffend die Berufung einer Sacbver- ständigen-Commission zur Untersuchung der Stromvcrhält- niffe VeS Rhein- und seiner Nebenflüsse re., dem Herrn Reichskanzler überwiesen. * Am Freitag Vormittag verhandelte die PcnsionS- commission de« Reichstags über da» Reliclengesctz. Die Debatte drehte sich wesentlich um zwei Puncte: die Com- munalbesteuerung der Mititairpersonen und die Verpflichtung der Lieutenant- zur Zahlung der Wiltwen- und Waisengeld- beilräge. In Bezug aus die Communalsteuersrage hielt die Fortschrittspartei ihren beim MilitairpensionSgesetz eingenom menen Standpunct auch bei dem vorliegenden Gesetzentwurf ausrecht, während die Vertreter aller übrigen Parteien er klärten, da« Zustandekommen de« Relictenqesetze« von einer Regelung der Communalsteuersrage nicht abhängig machen zu wollen. Diesen AuSsührungen schloß sich namentlich auch der Abg. Meyer (Württemberg) NamenS der Volkspartei an. Der Antrag, da» Relictengesetz erst gleichzeitig mit dem Ge setze über die Eommunalbrsteuerung der Mititairpersonen ia
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