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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.06.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188306136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830613
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830613
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-06
- Tag1883-06-13
- Monat1883-06
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.06.1883
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ur-action und Lkpe-Mo» JohanneSgaffe 33. Aprechkundrn der Nedartieu: Bormutag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. FtW m> NUs^b« «m,«?»»-itr M»m>Irru»«e »»cht sich v« U«d»cn»ll mchl <xrvm»iu«, Auuuh»» für »t, «ächfts-lgeutze ««««er »efti»«tru Jiiserate a» S»cheuta«e» hi« - Uhr Nach»,ttaa«, «« »«««-««» Festtage» früh tzi«'/.» Uhr. 3« 1e« Filialen fSr 3ns.-^n>ahmr: vtl« Kle««. Univerfft»t«strabe 21, Laut« Lösche, Katharinenstraße 18. v. »ur hi» Uhr. MimMr.mMat Anzeiger. Organ für Politik, Localgefchichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage 18,100. Ädonlikmriitsprris vierlelj. ^ ckklk. incl. Bringcrlohn 5 Mk.. durch die Loli bezogen »! Lik. Jede einzelne Ninnm.r Ps. Bclrgcpemplar 1(1 P'. Gebührcn nir Ex:ra.c.lagen ohne Pokbekörtcrmig '1 ?. «Nt Posivr-örocrlü.g Id Mk. Inserate »'geipaUmc Petitzci!-? 20 Pf. Größere Schriften lau! uniereni PrelS- verzeichnisi. Tabellarischer Sa;' nach höherem Tarif Uerlamen nnter dem Nedactlonolinch die Spaltzeile 50 Ps. Inserate sind stet- an de Erp.dickion za senden. — Rabatt wird nichl gegeben. Zahlung praeuuimrnu'lo oder durch Post- nachnayme. 1? 184. Mittwoch den 13. Juni 1883. 77. Jahrgang. > Amtlicher Theil. MmMachm». Ein vor wenig Tagen bei Gelegenheit de- K-rhrrsah- »ent auf einem Flusse in der Nähe hiesiger Staibt vorge« kommener schwerer UnglückSsall, sowie die sich ßeit einiger Zeit bSufig wiederholenden Ungehörigkeiten, welche sich Kahn» ^»f»be zu Schuldm kommen lassen und durch welche sie n.^.lulr für sich, sondern auch für Andere Gefahr herbei führen, haben die Unterzeichneten Polizeibehörden zu der Maßnahme veranlaßt, die in ihren Bezirke» besindlichen Gewässer von jetzt an durch ihre StuffichtSbeamte« hekafig befahre» zu lassen und aus diese Weise einer regelmäßigen polizeilichen Eontrole zu unterstellen. Dir betreffenden Beamten sind strengsten« angewiesen, gegen alle zu ihrer Wahrnehmung oder Kenntniß gelangenden Un- grhvrizkeiten energisch einzuschreiten, insbesonberv auch darauf zu sehen, daß den Bestimmungen de« bereit« im vorigen Jahre von den Unterzeichneten Behörden erlassenen Regulativ«, welche« man hierunter nochmal« zum Abdruck bringt, allent halben nachgegangen werde. An da« Publicum aber ergeht da« dringende Ersuchen, di« betreffenden Polizeiorgane bei Ausübung ihre« Amte« thunlichst zu unterstützen und Personen, welche durch unvor sichtige« oder ungehörige« Benehmen Ander-.-» Gefahr bringen, oder sonst lästig fallen, unnachsichtlich zur Anzeige zu bringen. Leipzig, den N. Juni 1883. Di« Königliche AmtShanptmannschaft. vr. Platzmi-nn. Da- Polizetaint der Stadt Leipzig. Bret sch neider. Vekauntmachung. Zum 1. Oktober d. 2. soll die dritte HtlfSlehrer- steue an unserer Ncalschule I. -Ordnung mit dem IahrcSgehalt von IbtXt anderweit besetzt werden, und fordern wir daher geeignete Bewerber, welche die wissen schaftliche Befähigung zur Ertheilung de« Unterricht« iu den »eneren Sprachen besitzen müssen, hierdurch auf. ihre Bewerbung-gesucke mit PrüsungSzcuqniß und einem kurzen Lebenslauf bi« zum 30. diese- Monat- bei un« em- zureichen. Leipzig, am 12. Juni 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Georgs. Wiliscb, Ass. Regulativ, da- Kahnfahren ans den In» Bezirk -er Königlichen AnitShanptnraanschaft nnd der Stadt Leipzig befindliche» Gennfiffer» betreffend. Zur thunlichsten BermeivuE IvAtewer Unglück-sälle oder sonstiger Unznträglichkeiten, wie solche « neuerer Zeit tvieder- holl vorgekommen sind, sehen sich die Unterzeichneten Polizei behörden veranlaßt, rücksichtlich de- Kahnfahren« auf den in ihren Bezirke» besindlichen Gewässern folgende Anordnungen zu erlassen. 8 l. An jedem auf diesen Gewässern benutzten Fahrzeuge ist binnen 14 Tagen, vom Erlaß dieser Bekanntmachung an gerechnet, an der linken Vorderseite ein Schild mit den, Namen und dem Wohnorte de« Eigenthünrer- in deutlich le-darer Schrift anzubringen. Beim Fahren aus dem Wasser sind folgende Vorschriften zu beobachten: ». Bei Fahrten nach eingetrekener Dunkelheit und bei Nebel haben die Boote an der Porderkaffe eine hell erleuchtete Laterne mit wetfiein Lichte zu führen, h. An scharfen Krümmungen de» Flusse« haben die Boote langsam zu fahren und sich durch ein kurze« auf einer Pfeife gegebenes Signal oder durch vernehmlichen Zuruf drn entgegen Kviiiincnden bemcrklich zu machen. Jede- sonstige Abgaben von Pfetsenstgnalen ist nntersagt. v. Die Boote baden recht- zu fahren, entgegen Kommenden recht» auSzuweichcn und da« Vorfahren an der linken Seite de« VorauSsahrenden zu bewirken, ck. Da« Anlegen der Boote und Aussteigcn von Personen außerhalb der gewöhnlichen Landungsplätze ohne Ge nehmigung der betr. Grundstücksbesitzer ist nicht gestattet. Da« Abbreune» von Aeuer»erk-körpern auf dem Wasser ohne hierzu «iugehotte polizeiliche Genehmigung ist verboten. . 8 s « Der durch da« in tz. 1 ermähnte Schild legitimirte Eigen tümer rine« Fahrzeuge» ist für jede mit letzterem oder von in demselben befindlichen Personen begangene Uebertretung vorstehender Bestimmungen verantwortlich, er kann sich jedoch, soweit e» sich um Verletzungen der in tz. 2 enthaltenen Bestimmungen handelt, durch Nennung de« eigentlichen Urheber« der betr. Uebertretung von dieser Verantwortung frei machen. 8 < Me Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen gegen wärtiger Bekanntmachung werden, dafern nicht nach allge meinen strafrechtlichen Vorschriften eine höhere Strafe eln- zutreten hat, niit Geldstrafe bi« zu IVO oder Hast bi« 14 Tagen bestraft. 8 - Die Ueberwackung der gehörigen Handhabung gegen wärtiger Anordnungen liegt sowohl den FlußaussicktS- und Wasserbctubeamtcn, wie auch den zuständigen Polizeiorganen ob. Dieselben sind namentlich auch angewiesen, solchen Personen, die in einer gefahrdrohenden Weife Uakennt- »tff nnd Ilnfertigkeit tn» Kahnfahren bekunden, da« Letztere und zwar selbst, wenn sie in ihnen eigentümlich gehörigen Fahrzeugen fahren, ohne Weitere« zu untersagen. Den Anweisungen derselben ist unbedingt Folge zu leisten. Den Bermielhern von Kähnen aller Art wird hiermit zur -Pflicht gemacht, einen Abdruck gegenwärtiger Bekanntmachung an den AufstellnngSplätzen ihrer Kähne an einem sofort in die Augen fallenden Platze auSzuhängen. ' Leipzig, den 31. Juli 1882. Die Königliche Amt-, Da- Polizei««-. ha«pt«a»nschaft. I. B. vr. Platzmann. Äunck, Pol.-Rath. Auction. Bon dem Unterzeichneten Armenamte sollen Donnerstag, de» Ifi. Jnnt ». Vornrittag» von 0 Uhr an, h» Stab-Hanse allhier (Eingang Mvhlgasse Nr. 7) ver schiedene Gegenstände, al«: Möbel, Hau«- und Küchengerät-«, Bette», Kleidnng-fificke, Wäsch« u. s. w. meistbietend versteigert werden. Leipzig, dar S. Äuni 1883. Da- Arneeaa«-. Ludwig-Wolf. Iunghähnel. Vrkannlmachullg. Die Stelle eines Assistenten t>ei unierer Oekonomie« Inspektion und MarstaU Verwaltung soll vom 1. Juli cr. ab neu besetzt werden und fordern wir deshalb geeignete Bewerber aus. Gesuche unter Beifügung von Zeugnissen bis zum 24. lausenden Monat« bei un« einzureicbon. Ter Assistent muß unseren Oekonomie-Inspector. welcher da« gesammle hiesige Marstallwesen zu beaufsichtigen und zu leiten, außerdem die Bewirthscbaftung de« städtische» land- wirthschasNichen Grundbesitze« zu überwachen bat, unterstützen und in allen BebinderungSsällen vertreten und muß deshalb tüchtige landwirtbschastliche Kenntnisse besitzen, Gutachten über die Bcivirlhschaslung und das bauliche Wesen landwirthschast- licher Grundstücke, über die Unterhaltung und Herstellung der »>il solche» verbundenen Wege und Brücken abgebcn, Ver messungen von Flächen machen, überdies aber, da ihm da« städtische Fuhrwesen mit unterstellt ist, die hierzu rrsorder- licken Kenntnisse und Eigenschaften haben, namentlich auch im DiSponiren geübt sein. Die Stolle ist penfion-bereehtigt und beträgt der Gehalt jährlich 1800 Mark, überdies wird eine Wohnung, bestehend aus l Stube und 2 Kammern gewährt. Leipzig, am 7. Juni 1883. Der Rath »er Stabt Letpzia^-^M vr. Georgi. ' Eiwostu« seine Mitwirkung zu leihen, aber er brachte die« Opfer in der Voraussetzung, daß seine Gesinnnngsgenossen seiner über legnen Einsicht vertrauen und die Annahme des neuen Ge setzentwurfs herbeisühren Helsen würden. Bennigsen täuschte sich in dieser Voraussetzung, die Partei entschied sich in ihrer Mobrzc»l>l für die Unannehmbarkeil des Gesetzentwurfs in der vorliegende» Form. Aber Da«. waS den Herren so schwierig, so unbegreiflich und so unannehmbar erscheint, macht diesen Eindruck n»r auS dem Grunde, weil der Gesetz entwurf aus etwas ganz Anderes hinanüwill, als waS die Prüfer annebmen. Sie glauben, daß der Staat, um deS lieben Friedens willen, noch ein weiteres Opfer zu den be reits gebrachten Opfern binzusügen will, während der tbcilweise Verzicht aus die Aiizeigepflicbt nur den Bruch mit dem Vatikan bereutet, während damit nur etwas verschleiert werken soll. was. in dieser Verhüllung angcnomme», nur uni so durchschlagender wirkt. Der Führer konnte sich darüber nicht äußern, er erwartete Vertrauen, daS er durch langjährige bewährte Führung der nalionallibcraten Cache verdient zu haben glaubte. DaS Vertrauen ist ihm nicht be nationalliberalen Partei in der letzten Zeit dem verdienie» Manne zwar nach wie vor daS »nerschütterke Venrauen, aber keineswegs daS genügende Versiändniß für seine Auf fassung der politischen Lage entgegengebracht werden ist, wie srüber, nnd ist dies ebensowohl bereits bei der Berathnng der VcrwaltnngSgei'etze. wo gerade die Ab.zew.d.i-.'-i ans Hannover ihren, Lands»,annc nickst folgten, als neiiestcnS bei der kirchenpvlitiscbe» Novelle zu Tage getreten. Herr von Bennigse» bat nicht gezögert, a!S Mann und Politiker die nölbige Eonscquenz z» ziehen. Er. gew stier maßen daS verkörperte Princip, die Seele der nalional- liberalen Partei, ist aus derselben geschieden. Aber ihn hat nicht nur die nakionalliberalc Partei, ihn baden nicht »ur die Liberalen, ihn bat da« ganze Parlament verloren; cr war fast allein der Mann, der immer, sowie er das Wort nahm, die parlamentarische DiScussio» ans die Höhe der Situation brachste. Die Klarheit, die TiSpcsiilen seiner Rede war so überzeugend, die Majestät, die Rahe seiner Darlegungen wirkte so besänftigend, daß cr aus alle» Seiten gleich schmerzlich vermißt werden wird. Freilich am wiesen worden und deshalb hat cr in einem Augenblick de« I tiefste» irauern wir selbst, denn, sagen wir cS osse», ioaS sind In unser Firmenregister ist unter Nr. 3, die Firma H. W. P-tzler zu Tergau betreffend, in Spalte 6 zufolge Verfügung vom 2t. Ma« 188L heule Folgende- eingetragen woedr»: Da« Handelsgeschäft ist aus die Kausleutc Karl Hu>« und Heinrich vteorg Pöhlcr zu Targa» übergegange» und die nunmehr unter der bisherigen Firma H W. Piihler bestehende Handelsgesellschaft unter Nr. 43 des GcscllschastSregisters ein getragen. Ferner ist unter Nr. 43 unsere» itzesellschaftSregistcr- die Handel«, gesellschasr i» Firma H. W. PAHler, »ist dem Sitz zu Torga», und dem Beginn seit dem 2. August 1882 mit folgenden Gesell schaftern: » dem Kaufmann Karl Hugo Pöhler zu Taraan, b. dem Kaufmann Heinrich («cor» Pöhler zu Targa», zufolge Verfügung vom 21. Mai 1883 heute eingelrage» worden. Torgau, de» 23. Mai 1883. KöniftlichkS AmtS-Gericht. Nichtamtlicher Theil. Leimigsell'g Mandalsniederlegung. Daß e« sich gegenwärtig um wichtige, bedeutungsvolle Dinge handelt, das haben wir schon wiederholt aiiIedcutet; die beiden letzten Anlässe, bei welchen dies geschehe» ist, waren die Besprechung der neuen kirchenpolitischen Vorlage und der EtalSberathung. Gerade diese beiden Angelegenheiten sind cS, welche für die Ma»dat»iiiedcrlegung de- Führers der National- liberalen, Rudolf v. Bennigsen, in Betracht kommen. Ent scheidende Momente im politischen Leben bedürfen auch deS entsprechenden Verständnisse« der leitenden Persönlichkeiten und wenn diese» Bcrftändniß vorhanden ist, dann ist die weitere Eonscquenz, daß die de« Führer« Bedürftigen sich auch diesem unterordnen und seiner bessern Einsicht Folge leisten. Da- ist e« aber, wa« Bennigsen leider nicht gefunden hat, nachdem er da« Bewußtsein Testen, wa« jetzt noth thut, er langt hatte. Fürst BlSmarck aber hat sich im Verlaufe der Jahre immer mehr von der nationalliberalen Partei abgewendet. ES bedurfte de» Centrnm«,um den neuen Zolltarif dnrchzusetzen, er hoffte auf ihren Beistand auch beim TabakSmonopol. aber er hat erkennen müssen, daß der Beistand dieser Partei zur Erreichung seiner Liebling-Zwecke nur um einen Prci« zu gewinne» sei, den «r nicht zahlen wollte und konnte. DaS Centrum ließ ihn nicht nur beim Tabaktmonopol im Stich, sondern gewährte iym auch nickt einmal den deutschen BolkSwirthschaftSrakh, von den zweijährigen Budgetperioken ganz zu geschweige«. DaS ging so nicht mehr länger und deshalb sucht der Reichs kanzler da« Centrum dadurch lahm zu legen, daß er übe- den Kops desselben hinweg sich mit dem Papst verständigt. Ja, wenn der Papst sein eigner Herr wäre, wenn cr nicht selbst vom Centrum und der zesuitischen Propaganda abhinge, dann würde er seinen Zweck vielleicht erreicht haben, da aber der Papst so tanzen muß. wie da« Centrum pfeift, so blieb nicht« Anderes üb/ig, al« die unwillkommene und nutzlose BundeSgenossenschast so bald wie möglich abzustrcifen und die alten Freund« wieder auszusuchen. Dazu waren zwei Dinge erforderlich: Die Nationalliberalen mußten da« Budget für 1884/85 noch in der laufenden ReickStag-session durchverathcn und bewilligen und zu gleicher Zeit mußte dem Centrum sammt dem Papst der Scheidebrief ,n Form eine« kirchenpotitischen Gesetzent wurf« zugesandt werden, durch welchen nach zwei Seite» hin eine nachhaltige Wirkung erzielt wurde. Da« Centrum mußte zu der Ueberzeugung kommen, daß man auch ohne seine Hilfe fertig werden könne und die Wünsch« der katholischen Be völkerung mußten trotzdem Befriedigung finden. Diese« ColumbuSci war mit dem neuen kirchenpolitischen Gesetzen» wurs gesunden und die Verständigung zwischen dem Kanzler und den gemäßigten Liberalen war ermöglicht durch die Erledigung de« Etat« pro 1884 85. Jetzt bandelt e« sich darum, die Früchte der neuen Lage einzubeimsen. aber die Karten konnten nickt offen ans den Tisch gelegt werden, e« war dem Ver- ständniß der Parteimitglieder anvertraut, daß sie im ent scheidenden Moment da« Richtige trafen und die kircben politische Vorlage selbst gegen den Widerspruch der Ultramvn tanen durchsetzten. ES hat dem Abg. v. Bennigsen sicher lich Ueberwindung gekostet, zur Erledigung de« zweiten Etat« wir. waS ist unsere Partei ohne ihn? Wenn das ganz« Parlament keinen zweiten Bennigsen hat, so liegt in dem Stolz für nn«, denn er war der unsere, auch unser tiefster Schmerz. Doch waS sagen wir? Gr war der unseres Nein, er ist es nach wie vor, und cr wird eS auch bleiben. Wir schreiben Gott sei Dank keinen Nekrolog: Herr v. Bennigsen bat rS für gut bcsinlden, für kurze Zeil vom pvlit: chen Schauplatz abzutreten, nnd wir sind cS dem bedeutenden Manne schuldig, seine Beweggründe zu respectiren. Wir können davon durchdrungen sein, daß sic nicht frivoler Natur sind und dürfen zn dem scharssichtigeil StaalSinanne daö Vertrauen hegen, daß er wieder z»riickkehren wird, wenn die Nation ibn rnst, daß cr wieder neu ansnebiiieil wird die Arbeit zum Wohle de« Reiche« und seiner Mitbürger, wenn, er die Zeit siir gekommen erachten wird, wenn di- Aussichten glücklicher sein werden, daß ein Mann wie Rudolf von Bennigsen Bcsriedigxng und Forderung findet beim positiven Schaffen im Dienste von Kaiser »nd Reich. Wir sch-iden also von dem großen Parlamentarier mir auf klirre, sehr kurze Zeit, in der sicheren Hoffnung „aus baldiges Wiedersehen!" . ' . Dir registriren nachstehend einige Stimmen der Presse über diese« »nerwarlcte Ereizniß Da« osstcielle Organ der »ationallibercilcii Partei, die „Nationalliöe- rale Corrcspondenz", bemerkt: Herr v. Bennigsen hat seine Mandate zum Relch-tage und Abgeordilclenhausc niedergclegt. Wie alle llebrbn'». so sind auch seine politischen Freunde durch diesen Schritt vollständig llnmnlhS seine Mandate »iekergelcgt, beide, weil er daS eine nickt ebne da» andere anSüben kann. Vielleicht ist eS aber eine tieiere Einpsinkiing. welche diesen wichtigen Schritt ver anlaßt hat, vielleicht wollte Bennigsen durch daS Opfer seiner Mandate nur seinen Gesinnungsgenossen ein beredtes Zeichen gebe», daß sie umkehren sollen von dem betretnc» Wege, daß sic de» Gesetzentwurf, ohne viel zn deuteln »nd zu überlegen, zum Gesetz machen Helsen sollen, damit endlich wieder ein gesunder Zustand bergellelll wird, damit diejenigen Männer, welche daS deutsche Reick bis zu seiner gegenwärtigen Ent- wickelungSstuse geführt haben, auch scrnerbin die maß gebende Slimiuc wieder erbaltc», um es zu höheren Zielen zu geleiten und c« vor Fährlicbkeiten zn behüten. Mag immerhin daS Centrum grollend bei Seile stehen und a»S instiiictivem Verständnis? von der Wichtigkeit der kircben- politischcn Vorlage ihr Widerstand entgegensetzen, wenn nur die politischen Parteien eS dahin bringen, die Vorlage über die ihr in den Weg gerollten Hi»dcrnisse glücklich hinüber zu leiten. "scnnigsen bleibt deshalb doch die eigentlich bewegende Kraft für die liberal« Sache, wenn er auch nur als Privat mann sür sie eintrilt. Bennigsen hat al« Parlamentarier im deutschen Reich etwa dasselbe Ansehen, wie Fürst Bismarck al« leitender Staatsmann; mag er immerhin seine Ab geordneten-Mandate niedcrlegen, fein Einfluß bleibt deshalb doch iiiigeschiväck't. Wen» ViSmarck beute zurückträte von der Leitung der StaatSgeschästc, so würde sein Rath trotzdem der niaßgebende bleibe», ja DaS, was cr rielhc. würde viel leicht noch a» Kraft und Tragweite gewinnen. Auch Bciliiigscii'ü Wirksamkeit ist mit seiner MandatSniederlegung nickt abgeschlossen, sie hat »ur eine andere Form angenommen I überrascht worden, lieber die Krnnde. welche zu demselben gcsiihrF und bald werten wir Nationallibcralen voraussichtlich in di« j sind cinslwcilcn nur Bei »liilliiiiigcn möglich. Soviel wird aber an Lage kommen, die guten Folgen diese« zur Zeit so über raschenden Schritte- würdigen zu lernen. Ueber den Eindruck, welchen der Rücktritt Bennigsen in den politischen Kreisen Berlin« hervorgerufen, chreibt n»ö unser dortiger Corrcspontenl: Rudolf von Beniiigscii hat seine Mandate für den deutschen Reichstag, wie für da« preußische Abgeordnetenhaus »icvcrgelcgt. Diese Kunde ging Montag Vormittag von Munde zu Munde. Znnächst wurde die Nachricht im Abgeordnetenhaus«: bekannt und erst wagte mau nicht daS Unglaubliche für möglich zu halten, doch bald war eü inizweiselhast. Ein eigenhändiges Schreiben de« Herrn von Bciniigsen an den Präsidenten deS HauseS bestätigte leider die Wahrheit. Wie bochbedentsa», der Vorgang ist, zeigte sich in unmittelbarster Weise sofort. Die kirchenpoliliscbc Vorlage stand zur Debatte, aber lo hochwichtig dieses Thema auch ist, mit welcher Spannung der Verhandlung auch cnt- gegengcschen worden war, dieselbe fand nur ei» gclheiltc« Interesse, und wiederholt wurde im Lause der Debatte der Name von Bennigsen'« genannt, wiederholt von Gegnern der nationalliberalen Partei der Vorgang al« ein hvchbeveutendeS politische« Ereigniß bezeichnet. Und ein solche« ist e«. ein Ereigniß von so eminenter Wichtigkeit, wie in unserm parlamentarische» Leben seit diese»! Augenblicke Jedem kmr: unsere parlamentarischen Zustände, ja unsere nationale Entwickelung müsse» i» einem Stadium trübster Aussichten angclaiigt sein, wenn dieser begabteste und angeselienstc aller deutschen Parlam tarier, dessen beste .grast länger als ei» Menschenalter der prakl i'chen Politik gewidmet gewesen ist, si oi» u'fent- lichcnKampsplatzezuriickciclN. U» ersetzlich > st der Bert »st, de» die nationallibcralc Partei durch das Ausscheiden von Bennigsen's erleidet; aber nicht sie allein, iinser ganzes polnisches, besonders unser varlaineinarischeS Leben wird an den Nachwirkung-» dieses vrcignisscü schwer zu tragen liade». Gar maiichcr Nachens wird dein bedeutenden Manne in dle'en Tagen gewidmet werde», stier warme Berrbrung nnd auslichngc Trauer, dort Hasi und Schadeiisrcndc belandcnd. Uns genügl es, der Ueberzeugung Ausdruck zu gebe», daß der Tag io in men musi, da das Valerland dieser seltenen lnrait wieder bedürfen und sie auch z» seinem Dienste wieder ocreit finden wird. Inzwischen möge» die Freunde deS Scheuenden sich »m so fester zusammen schließen, um lenem maßvollen nnd aus positives Schassen gerichtete» Liberalismus, ebne welchen ein gedeihlicher Forigang unseres eoe.stiintivncllei, Lebens mchl möglich ist, auch »i dieser Zeit der härteste» Pensa»,? die Stätte zu behaupten. Der nationalliberale „ Hannoversche Couricr" schreibt: Herr von Bennigsen hat den Präsidenten des Reichstags und deS Abgeordnetenhaus, S seinen Austritt a»S beiden parlameniarischcn .itörperschasleii angriiicldcl. Wir glaube» nicht zu irren, wenn wir den Grund zn diesem ebenso bedeutsame» wie beklagen w rtli' N Vorgang einerseits i» de» Wirriab'ii ilnserer inneren Per! ..llnisse überhaupt, andererseits aber ii» Besonderen in de» Aast«:.:"» de.« Gründung de« neuen deutschen Reiches keines vorhergcgange», > Herr» von Bennigsen über die lircb'„politisch? Beilage ?i„ n, ? von einer Tragweite, die sich i»l Augenblicke noch gar nicht I der vorderalhend» Sitzung der Partei von denen der Pie »zahl übersehen läßt. I >«'»" Fraclionsgeiiossen ubwicheii. Rudolf von Bennigsen ist unbestreitbar der bedeutendste I Tie seccssionistische „Nationalzeitnn g" bemerkt: jetzt lebende Parlamentarier, ein Mai», von so außerordent-1 Es heiß», das, Herr v. Bennigsen eine Andeutung sein r Absicht, licken Verdiensten, wie keiner neben ihm. Seine hochherzige I seine parlamentarischen Mandate weder .ul - en, am ül e.in i .w Gesinnung, seine erprobte Selbstlosigkeit sind von einer Höhe, I Herrn v. Benda gemacht babe, doch so iinb. sumnit, dal, auch d . daß niemals auch der verbissenste Gegner diesen Mann mim, einen deranig.n Emjchlns, nicht, glaub!-. Auch > -„>>,» dieser Hinsicht anzugreisen gewagt hat. Herr von Bennigse» > v. Benmgwn am -oiina-ond »m ist der Hauplvertreter des wirklich nationalen und liberalen,,,,^ ^ ,,,i„ wisst, w er de. 'c m PrincipS in Deutschland, Herr von Bennigsen ist der Mann, I wurde. Die kiickii-npol-nschc Bvilagc, >v - n . „ welcher unter den schwierigsten Verhältnissen allein zuerst I war. l-Stte Herr v. «emiigst, m tu .-.crevt.r,' eine Ai: gewagt hat, die Fahne der nationalen Einigkeit »nd Einheit I cr an nnd sür sich sür möglich, „ach Lege der . ' > hocbzuhaltcn, cr hat für diese Idee und die Verwirklichung I nicht sür dnrchiül,dar. D'ß n, Vorlage ohne F -. ", diese- Gedanken« gerungen und gelitten, und als er de» Traum der deutschen Nation erfüllt sah, er, der ihn niemals sür einen bloßen Traum gehalten, der praktisch-nüchterne und doch sür alle- wahrhaft Edle, Große und Gute hoch begeisterte Mann, da verzichtete er aus jeglichen Lohn »nd begab sich, die beste Kraft, sein ganze« Selbst darbringcnk. in den aus- reibenden Dienst der Nation. Wie er bicr gearbeitet, wa« er hier geleistet, e« ist Gott lob trotz der Vergeßlichkeit unserer Tage noch frisch in Aller Gedäckrniß Aber Herr von Bennigsen befindet sich in voller Manne« kraft und scheidet au« der vvlitiscken Arena. Wa« ist eS, da» dem Kämpfer den Kamps verleidet, wa» ist e«, da« dem klaren Kopf« dia>Lust zu fernerer Führung und Mitarbeit raubt? Nun. bi« jetzt liegen nur Bermuthungen vor. Wir baben vor wenigen Tagen unserem Bedauern darüber Ausdruck ge- Rncl v. Bcnnig'c» kiiigebrackt worden ist. darf als gutvezcug! . > Ii Wie sehr wir den Rücktritt Bonn gien'S beklagen, tain e« nickt vieler Worte. Wn sind sicher, daß dieser zcilwci tritt keineswegs da- Ende der rulmivollen politische» D I gliit bedeutet, durch welche Hcir v. B'">ii'.ie» fick, wie iveni ? . idcre, erst in de» Spvosilio», dann in schövseni-her Thätiglrn, .. mir , da- siele Bemühe», auch nnter de» peinlichsten Brr!'. > - ' d e Gegensätze z» mildern und Eonsliele '» vcrlmlen, um de inelai a verdient gemacht tmt. Wir „ erden ibn an leitender Slcllni!.? wieder erblicken, wen» ülr das Wirl.n cincS Mannes wie e- Zlcriis an unseren, pol'.tikche» H mmel günstiger sieben. Zun..»,» aber werden ibn nickt nur die Frrnnde ichwee vermissen, auch . . Gcgn>'.' werde» bald erkennen, dass eine Periöuli: teil wie ' nm - n in unserm öffentliche» Leben nicht leicki zn ei' tzcn ist. Die " ir.'ui-? seine« Rücktritts ans die Gestaltung der Parrcloerliül'nch '. n mien!!, , aus die der naiionall,beraten Fraktion, sind zuna-ckn: ' über sehen. Biel wird in knestn« Bewacht daraus anl. i»mcn, ob Herr Miquel sich entschließt, w rder an, polit.'cken Leben ä?. l zn nebnicn: z o..,,- L'„ I 1873 war er bereu, an Brnmssen'!' 7tolle VI Ii.l II. aber ^- nach Aenn^son gefolgt ist und die zweit. Beralhung de« Etat« I ^Spitze d?r ftädtckL» Tstn7a''tnn^ a". M """" "" ««Di. seeelsi-nistisch- „Liber-l-Corr^ sagt: Mandat«, sür ihn. der nicht der Mann der bloßen Verneinung I ^ M.t ausricktmem Bedauern werden alle L.bera en den Enüchl,,?, f» I de- Hffrrn v. Bennigsen vernommen baden. Tie B.dentnn i dreier r-.' keiner unler^ Yr wordn. cru^ sit,cn willen, für ,bn. der sich verpflichtet suhlt und borulcn I ^ «„cho sich se-.i A..-go„ IB n ---drunge:- -nhltrn. ist, wie wenige Ankere, zu arbeiten »m Dienste de« Vater-1 Ps-rdandc der »ationalliberalcii Fraciio» auszuscheidc' lande«. Aber andere schmerzliche Erfahrungen kamen hinzu. > weil sie »m Augenblick über die Tragweite der Umwälzung m unst Dir können e« un« nicht verhehlen, daß innerhalb der > gesaaimlea tuneren Politik anderer Ansicht waieu al- E
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