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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188306232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830623
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830623
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-06
- Tag1883-06-23
- Monat1883-06
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1883
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Zahlung praenn-i. ober durch luulinalme. ^S174. Sonnabend den 23. Juni 1883. 77. Jahrgang. I«r gtWgkv Veaihlililg. Unsere Spedition ist morgen Sonntag, den 2«. Jnnt» Bovmtttags nur bi« 'st» Uhr geSffnet. LxpeäMon ävs L,e1p2lx«r Vnßvstlnttvs. Amtlicher Theil. veklmiilmuhm». Die Klempnerarbeiten zu« Erweitern»?--«» -e- WU»seu«- sind in Submission zu vergeben. Wir bitten, bezügliche Offerten unterschrieb«, versiegelt «nh mit der Aufschrift „MusennrSbaa" bi« zum 87. dss. Mt«., -kachniittag« L Uhr, bei unserem Bauamte einzureichen, woselbst auch die Bedingungen und Blanqnet« zu dm Offerten zu entnehmen sind Entschließung bezüglich di halten wir uns vor. Leipzig, am 21. Juni 1883. Der Nath -er Stadt Leipzig. vr. Georgs. Hennig. der eingegangenen Offert« be» Vekanntmachung. Die Herstellung von Graniltrottoir läng- de« Grund stückS Nürnberger Straße Nr. 50 auf dessen Fronte nach der UlrichS-Gasie soll an einm Unternehmer in Accord ver dungen werden. Die Bedingungen und Zeichnung Nr. 144S für diese Arbeit« liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS, Zimawr Nr. 14. aus und können daselbst eingefehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: »L»«-t«trlegung ta der Ulrich-«Gaffe" Verschon ^»«daselbst und zwar vis zum SO. lfd. Monat- Nachmittag» ü Uhr einzureichen. Leipzig, am 18. Juni 1883. DeS Rath- der Stadt Leipzig Strageaha«>Dep«tattoa. Die ElseacoustrnctioaSardeiteu (Träger. Anker re.) an dem Neubau der Vlll. Bezirksschule sollen vergeben werden. Arbeit-Verzeichnisse und Bedingungen können aus dem Bauamt (RathhauS, 2. Etage Nr. 5) entnommen werden. Die Gebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „8. Bezirks schule" bi» zum 28. Juni Nachm. 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 21. Juni 1883. Die Daudepatatio» de- Rath-, Die unter dem 1b. Inni 1882 von uns erlassene Bekanntmachung, d« Lorrectionair gart Emil Hordorsf brtr., hat sich durch dessen Aufareisung erledigt. Leipzig, am 31. Juut 1883. La» Polizetamt daselbst. Bretschaeider. vr. Berger. Der im Georgenhaus« detinirie, am 24. Juli 18S0 in Lei „ geborene ffrtedrtch Max Ullrich ist von dem ihm am SS. April o. gestattet« Ausgange nicht zurückgekehrt. wir bitten, denselben im Brtrrtungsfalle za verhaft« »ad aus «gesäumt Nachricht zu geben. Leipzig, am 81. Juni 1883. La» P»lii«-A«t der ktadt Leipzig. Bretschneider. Berger. 8 L SkMrbkkammrr ;n leipssg. Montag, den 25. ds«. Mt«.. Nachmittag« 5 Uhr» öffentliche Plenarsitzung im Kammerlocale. Tagesordnung: ges Mittheilungen aus der Registrande. Bericht über die Telegitteu - Lonfereuz deutscher Gewerbe» kammern. Wahl eines Lassirers. Gesordette« Sutachtea über Errichtung eiuer aru« Juuaug in Leipzig. Leipzig, d«u 22. Juni 188». W. Häckek, Bors. Herzog. S. Das »um Nachlaffe der Johanne Christiane WUHelmtne »eretzel. Weidlich, verw. gew. Reibich, gesch. Zaha, «b. Blum« oehäriae, in Lindenau an der Waldstrabe Nr. 22 gelegene, au stol. 736 des Grund- und Hhpothekeabuch- für Lindmau eiagetrageue Grundstück soll aus Antrag der Erben verknust werden. AI- Bietungstermin ist hierzu -rettag, »er -. Juli 1882» varmtttag« 1- Uhr «»beraumt worden. Bietung-lustige werdm aufgesordert, zur gedacht« Zeit in Lindenan iGastdos ;»« Leiitichcn Hanse) sich «in,«find«, der Bekanntmachung der Bedingungen gewärtig zu sein und ihre Gebote abgugeb«. Leipzig, am 18. Juni 1883. Königliche« A«t«Zer1cht 7, 4. «icheb Hke. Nichtamtlicher Theil. Li« Alliance-Frühstück. Paris war vor einig« Tag« der Schauplatz einer merk- Würdia« Kundgebung. Es galt, dem Ministerium Deprrtis- Manclni ein Paroli zu bieg« und zu zeigen, daß es in Italien auch ndch Leute gebe» welche da« Bündniß zwischen Italien und Frankreich dem Italiens mit Deutschland und Oesterreich vorziehen. Beim ersten Anlauf kam die Sach« nicht vollständig zum Durchbruch, denn bei der Garibaldifrier im Wiutercirrus betbeiliaten sich nur die Radikal« und In- trausigent« mid sogar El ein enceau fand es für geratben, be diesem Aolaß nicht als Redner aufzntrrten. Die Kundgebung fing aber an. Bedeutung zu gewinnen, als der Vicepräsident der italienisch« Deputirtenkammer erklärte, daß die natürliche Mion« sü, Italien di« mit dem liberal« Frankreich, mit de« ankreich von 1789 sei, und daß, wenn es noch einmal zur chlacht käme. Alles, was in Italien ein Gewehr tragen könnte, Schulter an Schulter neben den Franzos« kämpfen würde, nicht i»r Stärkung der Gewalt, sondern für die Sache der Hu manität. So viel Entgegenkommen verdiente eine Gegen leistung, und diese erfolgte zwei Tag« später, am IS. Juni, durch ein Frühstück, welches die republikanischen Depu- tirten den Abgesandten de» republikanischen Italien« gaben. Die Gambettisten hatten zu diesem Zweck sich mit den Radikalen vereinigt, und neben dem Freunde Gambclta's. dem Birepräsidealen der sranzösiscben Depu- lirtenkammer Spuller, welcher die italienischen BerbUndel« leben ließ, brachte Clemenceau, der Führer der Radikalen, einm Toast auf die Einigkeit aller französischen Republikaner aus. Canzio Garibaldi und Pianciani anlwortclen mit och« auf die Einigkeit der Scbwcsternationcn und aus ambetta, den Organisator der nationalen Vcrtheidigung. Durch diese letzte Erinnerung bekam das Friibstück einen sehr kriegerischen Beigeschmack, was um so bcinerkenSwertber erscheint, al- Clemenceau bei der großen Rede, welche er im Oktober v. I. in Cirqu« Fernando hielt, seiner Abneigung gegen den Krieg den rückhaltloseste» AuSdrnck verliehen bat. Der Führer der Radicalen hat eS auch bei diesem Anlaß vermieden, sich von den kriegerischen Anwandlnngen seiner politischen Freunde hinrciß« zu lassen, er begnügte sich, die Einigkeit der Republikaner zu betonen, aber da- konnte doch nicht bindern, daß den klebrige» die Revanche-Idee bei dem Zwecksrühstück dir Hauptsache war. Die Kund gebung halte nur dm einen Febler, daß die beiden Italiener, welche der Gegenstand der französischen Aufmerksamkeiten waren, de» Auftrag« der maßgebenden Kreise Italien» zu ihrem Auftreten entbehrten. Herr Pianciani mag es ja sehr ernst gemeint haben mit seinen Wünsch« für Frankreich- Wohl und »ttt seinem Versprechen, daß das gesaminte wassenfäbige Italien bei dem Rachekriege gegen Deutschland Schüller an Schulter mit dm Franzosen kämpfen würde, aber mit der Erfüllung de» Versprechen- dürste es doch seine besonderen Schwierigkeiten Hab«. An die Stelle des Ministerium- Deprelis-Mancini müßte ein Ministerium Nicotera-Crispi oder vielleicht gar rin Ministerium Pianciani-Cri-pi treten und diese« Ministerium müßte dann auch die Mehrheit des Volke« hinter sich haben, wie sie am IS. Mai bekanntlich dem Ministerium DepretiS-Mcmcini zu Gebote stand und wohl in der Hauptsache noch steht, trotz de- Austritt- der Minister Baccarini und Zanarkelli. Man könnte aus den 2. Juni Hinweis«, an welchem Tage die italienische Depu- tirtmkammer einstimmig eine Million Lire für ein dem Nationalhelden Garibaldi ans dem Monte Janiculo zu er richtendes Standbild votirte, aber dieser Beschluß galt dem Kämpfer für die Einheit Italiens, nicht dem Gesinnungs genossen de« Graf« Pianciani, und dieser Unterschied ist das Entscheidende bei den Theilnebmcrn an der Abstimmung vom 2. Juni, wie wir das schon früher an dieser Stelle hervor gehoben Hab«. Trotzdem ist die Bedeutung de» Zwecksrühstück» vom IS. Juni nicht zu unterschätzen, weil dasselbe wenigstens die Sympathien der französisch« Republikaner für die Schwester nation mit großer Wärme zum Ausdruck gekrackt hat und solche GesüblSausbrücbe bleiben erfahrungsgemäß niemals ohne Wirkung, ein Theil de« UnmuthS der Italiener über die tunesische Expedition wird dadurch sicherlich ausgelöscht, wenn auch die Erwägungen, welche der nüchterne Verstand über diese Expedition ansiellt, und die Schlußfolgerungen, welche er daraus zieht, damit noch nicht auS der Welt geschasst werden können. DaS Schlimme ist nur. daß die Italiener in ihrer großen Mehrheit nicht Verstandes-, sondern GesuhlS- politiker sind und daß die Empfindung bei ihnen meist »nt dem Verstände durchgeht. TaS ist ein Factor, mit welchem die leitenden Persönlichkeiten in Rom siet« zu rechnen hatten und der ihnen nock viel Kopfschmerzen bereiten wird. DaS Hauplergebniß des Zwecksrühstück- liegt aber nicht in der vorläufig nur dem Wunsch der Republikaner nach vor handen« Einigkeit Frankreich« und Italien», sondern in der bei dieser Geicgenkeit thatsächlich erreichten Einigkeit der französischen Republikaner unter einander. Wonach Gainbelta und sein Nachfolger im Präsidium der Kammer, Buffet, vergeblich gestrebt haben, die Einigkeit der Republikaner, sie war wenigstens am IS. Juni einige Stunden lang erreicht Aber was sehr bezweifelt werden muß, ist. daß diese Einig, keit auch Bestand haben wird, denn auch beim Tode Gam betta'S war sie Vorhand«, aber wie bald bat sie sich ver flüchtigt! Den Credit für die Tonkin-Expedition hat die sra» ivsischeKammer auch einstimmig bewilligt, aber schon kommt der yinkmde Bote in Gestalt einer Interpellation nach, welcher wissen will, wie die Sacken in Tonkin stehen; und ob bei der erregten Diskussion, welche die Stellung der Frage zur Folge Hab« wird, die Einigkeit vom 19. Juni noch Slick ballen wird, darf immerhin als sehr problematisch bezeichnet werden Ferry schmiedet einstweilen da» Eisen, so lange es noch heiß ist. feine Rede in Versailles am 20. Juni bei Eröffnung de» Ballhauses knüpft an DaS an, was Gras Pianciani drei Tage zuvor im Wintercircu» sagte: daß man den Kamps nicht führe» dürfe zur Stärkung der Gewalt, sondern im Interesse der Humanität. Ferry sagte, daß die Gewalt dem Reckte weichen müsse und das Recht werde durch da» Frankreich von 1789 vertreten, gerade so wie der EinigkeitSgcdankx welcher die Bewegung de» Jahre» 178V unwiderstehlich gemacht Hab«. Auch ein Denkmal soll bei der hundertjährige» Jubel feier der Revolution von 1789 errichtet werden und Ferry wird der Kammer demnächst einen darauf bezüglichen Gesetz- «twurs vorlegen. Die Bewegung zur Befestigung der Einigkeit der Republikaner ist also jetzt in Fluß gekommen und Ferry macht dir höchst« Anstrengungen, um sie seinen Zweck« dienstbar zu mack«. Ja er sucht sogar den Senat m diese Bewegung mit hincinzureiß«. er will ihn deshalb erhalten statt ihn zu beseitigen, wie es dem Wunsche von Clemenceau und seinen radicalen Gesinnungsgenossen enispricbl. Das find roße und da» Herz eine« französisch« Ministers erhebende läne. aber sie können leicht zu Wasser werden, eine einzige ammersstznna kann einen vollständigen Umschwung der Lage herbeifüyren. Leipzig, 23. Juni 1883. * Die überaus lange Zeit, welche in manch« Fäll« bis zur Wiederbesetziing eine» erledigten Reich-tags- wahlkreise» verfließt, hat wiederholt zu lebbaske» und berechtigten Klagen Anlaß gegeben. Man erinnert sich, da; vor Kurzem aüläßlich de« Dortmunder Falle» die lange Verzögerung de- AuSschreiben» einer Neuwahl im Reichstage zur Sprache gekrackt wurde. Jetzt wird wieder berichtet, daß der bereii» aus den 5. Juli d. I. ausgeschriebene Wahl- termin für Torgau infolge von Einwendungen auS ländlichen Kreisen, welche den ganzen Juli für die Ernlearbeclen nöthig zu haben erklären, auf unbestimmte Zeit ver- cboben worden ist, obwohl der Wahlkreis schon seil Monaten erledigt ist und bereits im Frühling aus Beschleunigung der Wah( gedrängt wurde. Um etwaigen naheliegenden Miß bräuchen vorzubcug«, wäre e« wüiischenwerty, wenn ein Endtermin für die Wiederbesctzung erledigter Wahlkreise zeseplich srstgestcllt oder doch wenigsten» eine übereinstimmende Praxis, an der c« jetzt gänzlich fehlt, eingesührt würde. * DaS Reichsgesetzblatt veröffentlicht da» Gesetz, betreffend die Krankcnversichcruna der Arbeiter. DaS Gesetz trägt das Datum vom 15. Juni 1883. * Zur Verhaftung Kraszcwki'S wird ossieiös aus Pose» gemeldet: „Was die politische Richtung de» Herr» Kraözcws'ki anbelrifft, so ist derselbe eifriger Anhänger der durch den „Dzicnnik PoznanSki" vcrlrelenen liberalen polni schen Nationalpartei, aus deren Programm in erster Linie die Wiederherstellung Polen» i» den Grenzen von 1772 sieht. Als die Jnsurrcctio» von t8l>3 ausbrach, war KraSzewski Be- itzer und Ncdactenr eine- viel gelesene» Warschauer polili- chen Tageblattes und kam bei der russischen Regierung bald in den Verdacht. Laß er der Jnsurrcction moralische Unter stützung leihe. Da er wegen dieses aus ihm lastenden Ver dachtes seine persönliche Sicherheit in Warschau gefährdet glaubte, so entfloh er heimlich über die Grenze nach Preußen und »ahm demnächst seinen dauernden Aufenthalt in Dresden. Er bat Dresden seitdem nickt verlassen, wohl aber »ach Errichtung des norddeutsch« Bunde» und später nach Wiederherstellung dcS dculschen Reiche- wiederholt Versuche gemacht, die deutsche Reichsangehörigkeit zu er werben; dock waren diese Versuche stets erfolglos. Die Absicht Kraszcwskl'S bei seinen Bewerbungen um daS deutsche Bürgerrecht war, seinen kauernde» Wohnsitz in der Stadt Pose», den, Mittelpunkt der polnisch-nationale» Agitation zu nehmen, »m sich an dieser Agitation unmittelbar betbeilig« zu können. Zu letzterem Zwecke war ihm von den Pcscncr Agitatoren die Redacticn ocs „Dzicnnik PoznanSki", für den er schon jahrelang die literarischen und politischen Artikel z« chrieb« balle, augebot« worden. Ta alle diese Pläne au dem Widerstande, den der deutsche Reichskanzler den NaturalisiriingSbestrebunaeii KraSzewski'S entgegensetzte, scheiterte», so ist die Abneigung, die seitdem gegen die dcutscke NcichSregicrung und ganz besonder» gegen Preußen immer offener !» den KraSzcwski'schcn Schriften hervor« getreten, sehr wohl erklärlich." * Wiederum sind die Deutschen in Böhmen nin eine nuiig ärmer. An die Stelle dcS verstorbenen BückosS irsckik von BudwciS, der ein echter und rechter Blickes im Sinne der Concorkatszeil war — gleich dem Erzbischof Landgraf Fnrstenbcrg von Olmütz und dem Bischof Rudigicr von Linz — wird nickt ei» Deutscher treten, wie inan die« wohl erwarten konnte, da der größere Theil der Diöccse von Deutschen bewohnt wird, sondern ein Czecl'e der entschiedensten Richtung: Wcilckischos Prucha von Prag. Jirscbik war bo kanntlich ein eifriger Förderer der czechischcn Sache, der das deutsche Priestcrseiniiiar in ein rein czechischcs Institut um- wandeltc. der außcrgcwöbnlich viel deutsche Pfarreien mit czcchischen Seelsorgern besetzte, der der rein dculschen Stadt BudweiS einen czechischeir Anstrich zu geben verstand und der mit dem Bewußtsein auS dem Lebe» scheiden konnte, durch seinen mächtigen Einfluß da« Deutschthum im südwestlichen Böhmen wie kein anderer zurückgckrängt zu haben. Tritt der neue Bischof Prucka in die Fußstapsen seines Vorgängers, und eö ist nickt im Entferntesten daran zu Weiseln, ta alle czechi schcn und föderalistische» Blätter Hobe Freude über die Er nennung zeigen, so wird der nationale Friede im süvböhmischcil Kirchensprcugel ein weiteres Menschenallcr auss Heftigste gestört werden. Von de» vier BiSthüinern Böhmens sind nun drei mit heißblütigen Czcchen besetzt: Prag, Königarätz und BudwciS. Der Lcitmcritzcr Bischof Schöbe! ist ziivar von Geburt ein Deutscher, stimmte jedoch bei der letzten NeichS- ratbS-Wabl mit den Czcchen und steht unter dem üinsluffe eines czeclnschen Domcapilels. Wenn man die Zahl und die Bedeutung der Deutsch« in Böhmen inS Auge saßt, so wird e» Jedermann gerecht und billig sind«, daß neben zwei czcchischen Bischöfen zwei deutsche Oberhirlei, ihre» Amtes walten. Die Gleichberechtigung ist aber ein leerer Schall, sobald die Deutschen in Böhmen sie für sich in Anspruch nehmen. * Da- Preßbureau der ungarischen Regierung in Pest macht schon seil längerer Zeit gewaltige Anstrengungen, um durch allerlei schön gefärbte Artikel und Correspondenzen den Übeln Eindruck avzufchwächen, den die Thaten des magyarischen Chauvinismus, zumal aber die sanalischc Ver folgung der Deutschen in Ungarn und Siebenbürgen, in der deutschen Presse hervorgerusen baden. Nachdem aber von „Richtigstellungen" der Pesscr Osficivsen kein deutsches Blatt Notiz nehmen will, sind die publicistisch« Leibbusaren des Her« v. TiSza aus ein andere» Mittel verfallen, nur ihre von der deutsche» Presse zurückarwiesenen Artikel und „Be richtigungen" an de» Mann zu bringen. Cie richten nämlich letztere jetzt an Blätter, die zwar in denlscbcr Sprache er scheinen, aber keine deutschen sind. So ist in neuester Zeit der in Bern erscheinende „Bund", da« Organ de- schweizettikchen Bunde-rathe-, als Vermittler der magva- rischen „Vcrsöhnungspolttck" ausersebcn worden, wiewohl e« einigermaßen zweiseibast scheint, ob den Gelehrten de- Berner „Bund" die ungarischen Verhältnisse und das. was drum und dran hängt, sehr geläufig sind Jndeß hat schon einmal der bekannte französische Journalist. Jules Ianin, da» Wagniß bcbauplct, eine richtige Zeitung müsse über Alles kzu schreiben wisse», selbst über Tinge, von de»« sie nichts versiebt. Es schnitt fast. Laß diesem zweisclbaflcn Grundsätze der „Bund" huldigt, weil er sonst kaum in seiner Nummer lkü eine Pcsler Eorresponkenz verösicntlicben könnte, welche sich rrdrristet, alle von der deutschen Press: über Ungarn und die ungarischen Verhältnisse gebrachl« Artikel und Berichte als irrlhümlick, übertrieben, ^a geradezu al» „absichtliche deutsche Lügen" zu bezeichnen. Ta» in Hermannstadt erscheinende 2i«bcn- bürgisch-Deutiche Tageblatt, das Ungarn und die Magyaren jedenfalls besser kenn« dürste, als der Berner Bund", hat c» nun übernommen, dem darin gviireudon bester Ofsiciöseii gründlich hcimzuIenZite» nach dem „eelcn" ^aprikalande. Da werde» den Behandlungen des ung ri'cheir Minister-Präsidenten TiSza und seuierPrcßagcnle», die Ungarn hätten vor der deutschen Wissenschaft und der dentschrn Nation die größke Achtung, die Auslassungen ungarischer Blätter gegenüber gestellt,' welche sch'agend'bcweisen, was sich die Deutschen in Ungarn und E iobcnl'ürgen von eem rohe» magyarische» Asialenthum alles gefalle» lassen müssen. Da schrieb „Pesti Naplo" noch im September „Die eierlichc Begebung dcS Sedanlagcs ist cipic blutige Beleidigung unserer französischen Gefühle, welche keine Opporl.iniläls- polilik auS unseren Herzen zu bannen vermag. Ucberall glüh« die Geninther von ewigem, rnanslöschlicbcm Haß zegen die Deutsche». Dieser in seiner Macht rohe, n seiner Knechtschaft hilflose, »iisruch lbarc Tc.itoiie hat niemals die Sympathie der Welt besessen, ist ihrer auch nickt würdig. Wir seufzen unter deutsche»! -.loche, wollen aber diese schwere, ungeschlachte Hand abschnttet»." — TaS bekannte magyarische Slandalblatl „Fnggellen'cg" behauptet, die Deutschen hätten sich bisher nur durch Bierrevolu tioneil bemerkbar gemacht und niemals daS Geringste für die Freiheit getban. Ihre ganze Politik bade darin bestanden, ihren zahlreichen Herzögen die Hand zu küssen und ihre Sprache ei geradezu eine — „Bieksprache!", vor der sich alte ander« Nationen die Ohren verstopfen!! — Der lw.chofsieiöse. deutsch geschriebene „Pcster Lloyd" empsiehlr den Deutschen 'lngarnS al» „einzige ehrliche Rolle", welche sie in Ungarn pielen können, ihre Kinder zu guten Magyo.rcn zu erziehen! — Mit Viesen unsauberen Ettal« ans der ungarischen Presse md die magyarisch« Beleidigungen und Rohheiten gegen die Deutschen noch lange nickt erschöpft, aber wir, und wohl auch unsere Leser, haben an dem Angesührr« schon mehr als genug. Und ta wundern sich die Posier RcgierungSleute und vielleicht auch ihr neugewonnener Patron, der Berner „Bund", daß wir den MagyariSmuS nicht allzu zart anfassen? * Wer bisher geglaubt bat, daß daS russische Sani- tätSwefen in der Armee, wie c» sich namenllich im letzten russisch-türkischen Kriege zu belbätigen Gelegenheit hatte, den Ausorderungcil der modernen Zeit genüge, wird entgegen gesetzter Meinung werde», wenn er dir statistisch« Nach weise ans diesem Gebiete in einen, soeben erschienene» Werke de» preußische» Majors im großen Generalstabe Knorr gelesen bat. Es wird hier auf Gnmd amklicher Nachweise und se'tsteheiider Zahlen mit unwiderleglicher Klar heit daS nur allzu dedauernSwertbeFacit gezogen, daß die «ormeii Verluste, welche die russische Armee in ihrem letzten Kriege zu be klagen batte, zum allergrößte»TheilederMilitairverwallnngund ihrer Nachlässigkeit ans dem sanitären Gebiete zur Last fallen und daß oft das Leben vieler Tankende von dem guten Willen einer Firma, der berüchtigten Liescrantcngrsellkchast ..Kahn, Gregor, Horwitz <b Comp.", abgebang« habe, welche letztere großentbeil« die Sorge für die LazarcthbcdÜrfnisse über nommen batte. Bei einer Gcsamnttstärko von 933,726 Mann verlor die russische Armee in, letz'en Kriege innerhalb 9 Monaten nickt weniarr als lI7,62l Man» allein an Todten. Die gräßliche Schuld, welche hier die russische Nachlässigkeit mi Verpflegung»« »nd Gesundheitswesen aus sich geladen bat, springt dann erst recht in die Augen, wenn man dielen Zahlen die de« französisch-deutschen Krieges von 1870/71 ciilgegenhält, wo die deutsche Armee bei der erheblich bedeuten deren Präkenzziffer von 1,113,251 Köpfen im Ganz« 40,743 Todte zu beklagen hatte, und wenn man erfährt, daß von den russischen Todten 81,166 Man» Krankheiten, 36,455 der Einwirkung äußerer Gewalt erlagen; bei der doutsche» Armee 28,628 den Tod durch Verwundungen, und nur 12,155 an Krankheiten starben. Roch kürzlich, sagt Rias er Knorr, wurde amtlichorseitS in Rußland hervorgehoben, d.iß diernssiscbeArmee von allen europäischen Heeren ain Best",, und reichlichsten mit Sanität-- Einrichtungen anSgestatlot fei; wie anders „ahmen sich diese Einrichtungen i» der PrariS au«, nach denen in den meisten Lazarclheii nur l oder 2 Acrzte ans je 1000 Mann enlsiclcii und »ach denen von der Gcsainiiilzal l der vorhandenen Lazarclhc V« irgendwo sei» ven dem Schlachk- felke ein beschauliches'Dasein führt- », während nur ' wirk lich bi« aus den Kricgeschanptatz gelangt war. Tie »n- gcbenr« Vorräthe an Lebensmittel» m Rumänien nntztcn nicht«, wenn in Bulgarien die Soldaten an> Hunger typhus starben. Danach kann cS nicht überrasch«, wenn man erfährt, daß 1,828,357 Soldaten, also nicht weniger denn 195.6 Proc. des russischen Heeres im letzten Kriege erkrankten, daß somit jeder einz-lne Man» durchschnittlich zwei Mal krank gewesen ist. Bei diesen geradezu lraurigen Zustände» im Verpsiegniigc- und Gesundheitswesen l.uin d>« russische Armee nninögtich den Anspruch aus Stt la.g'erligkeil und dauerhafte Organisation erheben und wirr eher können, atS bis diesen llcbclftäntcn auch in der Praxis abgehcls« ist. * Die Adresse, welche die bulgarische Krönung«- depntation dem Kaiser Aleranrcr überreicht hat, wirb nachträglich bekannt. Tie politisch charakteristischst« Sätze derselben sind folgende: „DaS bulgarische Volk weiß die ihm vom Führer der Tlaven freigebig gescheuklen L-oblibaten doch zn iHpen. c/s veryarrt in Ehr furcht und begleitet mit (tzebeten die Nennung des Nanieus die cs großherzigen Führers, des Trägers der Hom'ung der slomsüicu w-!i. ... Bulgarien zeigt I dem seine Enlrüsiuiig. der niit seiner »mrich« tige» Ergebenheit au Rußland sem Spiel z» treiben wagt. Bul garien empfängt Alles von oben der. Hier aber thront aus keiner Höhe im Norden der Zar der Slave». Bo» hier, von dieser Höhe beruh, leuchtet den slaviscken Völkern di: Sonne. Ein Wort von Dir, erhabener Herrscher — und das bulgarische Volk solch Dir »ach, wohin Tn cS fuhrst. Glauben an Gott, Ergebenheit o > den russischen Kaiser, das >9 der dem Herz« jedes ieii-er Söhne lies eingeprügie Katechismus des bulgarischen Volkes! Dies alles bezeugt vor Dir auch unser geliebter Fürst, der würdige Envahlle des bulgarischen Volkes. Die Liebe der Bulgare» zu diesem Erwählten, großmächiiger Beschützer, ist unbegrenzt. Sie ist lies und ousrichtig. denn wir wissen, daß auch die Ergebenheit des Fürste» an de» riissischcn Thron grenzen los ist. Regiere „nd lebe glückgesegnet linier dem Schutze de- All mächtigen, D» geoßmiilhiger, allslavischer, erhabener Kaiser, znn» Rubme und Glück Rußlands und de- von Dir beschirmte» Bulaatteus." lieber die Persönlichkeit de» Moskauer Bürger meister- wird berichtet: V. v. T'chilscberin ist eine in Berliner. Heidelberger nnv anderen deutschen Geiebrtenkreise» wohlbekannte Persönlichkeit. Er war Pre'esser der Neckte > an der Moskauer Universität und legte 1858 wege» eine«
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