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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188210135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821013
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821013
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-13
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.10.1882
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Grschelnt täglich früh 6'/, Uhr. Uetzarkion nn- Lrvrditt«» JohanneSgasje 33. Aprechstundrii -er Kr-action: vormittag« >0—12 Uhr. Nachmitiaq« S—6 Uhr. fflr SN mia,»d« „,,ri«n»,kr VianuNn»» «»chl sich >i» »>a> ,«r»ul»>ich. Annahme »er skr dir «Schstf«l,e»dr Nummer befttuimten Inserate a« Wochentagen bis L Uhr Nachmittags» a» Lonu. nn» Festtage« früh bi» '/,S Uhr. In -kn ckiliairn für Jus.-^nnahme: Ott» Klemm, UnlverütätSstraße 81, Laut» Lisch», Kalharinenslraßr 18, p. nur bi» '-,8 Uhr. ^?L8K. ewngerLagMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. M-si-Auflage L7,700. Adoannnenlsorn» viertelj. 4'/, incl. Vrinaerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen K Mk. Jede nnzrlue Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebübrea lür Exkrabeilaga» »hae Ponbciörderung 39 Mk. «tt Poftbesörberung 48 Mk. Inserate Sgespaltene Pelitzeilr »0 Pf. Größer« «Schriften laut unserem Prei»- verzeichnig. Tabellarischer Las naa, höherem Taefl. Leclamen nnter den Nedactioasstrich die Svaltzeile SO Pf. Zuierate sind nei- an die i-zpevitia» zu seadeu. — Rabatt wird nichl gegeben. Zahlung pra«uuill-ea.i»iu oocr durch Post, »achnahme. Freitag den 13. October 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekanntmachnng. Die nachstehend ersichtliche Neu« bez. Umnumerirunz einiger Straßen bringen wir hiermit zur allgemeinen Kenntniß. Tchenkendorfstratze ^der^m^r-Wttbelm-Stta^^u». Lt«ke von Alte Nummer Brand- Cataster- Nummer Neue Nummer «bth. v. — — 1/3 — 194 5 — — 7/17 «bth. S. 1041' «bth. L. 19 — 214 21 — — 23,33 — 221 35 — 2,'2 37 — 2SLL 39 — — 41/43 3S6L 45 «bth. S. 1 268 1 1b 267 3 2 266 5 3 L6L 7 4 264 9 Ä 263 11 6 262 13 7 261 IS 8 260 17 S 869 ö 19 l .0 269 21 , 11 209 23 12 18 ! 308 ^ 25/37 j 29 j 18b 2076 31 ' 14 207 S 33 13 307 3b 16 20-!0 37 17 1730 39 I 17 b 173 ü 18 173 43 ! 19 172L 4b 19b 172 47 20 1710 49 20 d 1560 61 33 149 63 — — 66 LOa I486 67 21 14SS 69 — — 61/67 Abth. 0. — 261 69 — — 71,73 — 253 75 254 77 «blh. 8. 8 14011 1 9 1401, 3 IO 140 kl 5 11 1403/, 7 12 1403 9 14 1406 13 IS 140 k 15 ISb 1408 1? 16 1400 19 17 1406 21 18 1408 23 19 140.4/, 25 20 — 27-61 357 0 63 Besitzer «lte Nummer Baustelle». Schnabel. Baustellen. Ernst Araber. Wilhelm Deutschbeiu. Baiistellen. st. W. strohbera. frl. Henriette Romberger, iustav Voigt. Baustellen. Bottsried Senf. Id Brand- Cataste» Nummer «bth. v. 170 171 172 179 180 «bth. L. 1 81S Nene Nummer 8 4 5 8/18 20 23 84 26 Rechte Sette Besitzer Robert Hüßler'S Erbe», rledrich Voigt. Baustellen. Friedrich Voigt. Conrad Reidcr. Bertha verehel. Teichmann. Carl Brand. Tlisenstra-e von der Alberl-Slraße au». Georg Portmann. ^ulie verw. Meißner. Ilbine verehel. Thieme. Adolph Lebnert. Eduard Gödel. Karl Bödeinann. Eduard Gödel. F. Käßmodel. Otto Junge. L. Müller'» Erbe». Amalie der». Abmann. >Rob. Kathmanu. Lhr. Friedrich Ziegler. Carl Ludwig. Aug. verehel. Habelhorst. A. H. Wolston und Genossen. /Prell-Ercken«. vr. w«ä. Meißner. Ang. verw. Götter, vr. mell. Meißner, str. Aug. Moritz. I. Conk-mttller. Baustelle, str. Göde, verw. Pctermann. Baustelle«. Oskar Lruthold. Baustellen. G. A. Kluge. Karl Dietrich. «bth. 8. 83 255 3 32 2558 4 81 242 6 30 25« 8 29 367 10 28 268 12 27 268 8 14 26 — 16/18 17 Zid.-Ltr. i ' 20/22 25 1698 24 24 b 1696 26 24 170 38 2»o 1708 30 23 d 1706 32 23 171 34 82b 1718 36 — — 33 40 22 148 42 >bkh. 8. 44,52 — 826 54 — 825 56 — — 58 823 60 O. Heinrich Steffen. Loiii« Horbat uud Frau. O. Heinrich Stessen. Willi, verw. Becker. K. W. Alex. Harlmann. Reinh. Wünschinann. L. Müller'S Erben. ^Wilh. streb». Ed. Höhle. G. R. Bretschneider. Fr. Ernst Weise. A. H. Mauke. Erdmann Möbiu». Baustellen. Just. Eon»müller. Baustellen. Moritz Pathe. Carl Finne. Baustelle. Earl Heinrich Handschuh. Körner-Straße, au». Eduard Meister. Ende'- Erben. Commune-Wittwenstist. I. Karl Albrecht. Loui« Götter. Karl Heinrich Sauer. G. Boigt'S Erbe«. H. ElauS' Erben. Anna verw. Tränkuer. Gustav Gottwald. B. H. K. Leutemanu. st. A. Schneider. Baustellen. Leipziger Dünger. Export. «ctien. Gesellschaft. Leipzig, den 6. October 1882. «bth. 6. 7d 8T 8 7 8L 4 6d 81. 6 6 8U 8 5 88 10 4d 80 12 4 M 14 3d 16 3 s<r 18 2o 88 20 2d 88 22 2 81 24 1 87V. «bth. L. LS 235 88 — 834 30 — 233 32 — 233 34 — 231 3« — 2S0 38 — — 40 — 828 42 — 227 44 — 265 46 str. Voigt.' verehel. Hörschel. I. Carl Göszner. G. H. Bcrsteiiberger. Wilh. Heinrich Achilles. Joh. G. Hohmann. I. Gottsr. Hohmann. ^W. E. Herrmann. Earl Aug. Fischer. Carl Friedrich Hora, ranz Wilfferodt. »ritz Wilfferodt. Heinrich Werndt. Karl Hermann Bachman». ^Karl HauSburg. vrrehel. Vierling, ranz Bastanier. «austelle. . Goittob Hanschmauu. Inna verehel. Rehm. Robert Buchspieö. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Gcorgi. Cichorlu». Vclranntmailjllng. Wegen Bornahme von PlasterungSaibeiten wird die Mühlqaffe von Montag, den st«, d. M. ab für »»befugten Fährverkehr aus die Dauer dieser Arbeiten gesperrt. Leipzig, am >2. October 1852. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Wan vr. Georgi. iangemann. Verschiedene bezüglich der laut unserer Bekanntmachung dom SO. August d. I. von uns beschlossenen Verlegung eineö Lheil» des Morhenmarkte» bei unö cingegangene Vorstellungen baden unS bestimmt, diese Verlegung zur Zeit nicht zur Au»führung zu bringen, vielmehr diese Angelegen heit in nochmalige Erwägung zu nehmen. Daher wird die Bekanntmachung vom 80. August d. I. hiermit außer Kraft gesetzt. Vom Dienstage den 17. d Mon. ab werken dir Markt- ständ« auS dem Brühl, wo sie der Pferdebahn wegen nicht bleiben können, vorläufig nach der Rttterstraße verlegt, während die übrigen Marktslände bis auf Weitere- an ihren jetzigen Stellen verbleiben. Leipzig, am 10. October 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. Der bit vor Kurzem Südstratze 6 bei Scheele hlerlelbst wohn hast gewesene, zur Zeit angeblich noch ln Leipzig unangemeldet aufhältlich« Maler Gustav Apel vroltng auS Stockholm ist über eine Anzeige zu befragen, weshalb derselbe aufgefordert wird, seine Wohnung ungesäumt der unicrzeichneten Behörde anzuzeigen. Leipzig, den 9. October 1882. Der stintgliche A«t»an«valt. I«. vr. Goldenberg. Soncursversahren. Da» ToncurSveriabrcn über da« vermögen des Vanquier» UN» Kahrikbefitzrr» Robert Banmann hterselbft. Lüstower-Ufer Nr. 28. aletntgen Inhaber» Ver Firmen: DrntschcS Ftnanz- Sa«»t«tr Robert vanman» bterselbst. Behrenstraffe Nr. 24. und I. F. A. Zstrn in Zeitz mit Filiale in stchkrubty ist, nach, dem der in dem Vergleichstermine vom 22. September >882 an» genommene Zwang-Vergleich durch rechtskräftigen Beschluß vom 22. September 1882 bestätigt ist. aufgehoben und zur Abnahme der Schlußrechnung de« Verwalter« NechnungSabnahmclermin auf den IS. Oktober 1882, vormittag» 10'« Uhr. vor dem Königlichen Amtsgericht I, Jüdenstraße Nr. 58, 1 Treppe, Zimmer Nr. 1b anberaumt. Berlin, den 7. October 1882. Zimmermann, Gerich1«schreiber de« Königlichen Aiitt-gerlchlS I., Abtheilung 48. Nichtamtlicher Theil. politische Lonflicte in Südamerika. Auf der südlichen Hälfte deS amerkanischen EontinentS herrscht eine beständige Unruhe und eine politische Gäkrung, die zeitweise zu recht blutigen Katastrophen führt. Daran sind nichl nur die inneren politischen Verhältnisse der süd- amerikanische» Staaten schuld, sondern auch Eifersüchteleien der Staaten unter einander, die sich fortdauernd geltend macke» und kriegerische Verwicklungen in großer Zahl zur Folae haben. Noch beschäftigt der Conflict zwischen Chile einerseits und Peru und Bolivia andererseits die allgemeine Aufmerksamkeit, und schon machte sich ein »euer Keim geltend, au» dem sich ein Krieg zwischen Brasilien unv der argentinischen Republik zu entwickeln drohte. Tie argentinische Regierung hatte in einem EolonisationSdecret, nach welchem Land und Unter stützung zu dessen Urbarmachung den Ansiedlern gewährt werden soll, daS EizenthumSrecht auf einen Landstrich gellend gemacht, von dem die brasilianische Regierung der Meinung ist, daß er ganz oder lheilweise Brasilien zukomme. Der Gegenstand deS Streite» ist an sich ein höchst unbedeutender. daS Gebiet von Misiones nur ein sehr kleines» unv gleichwohl war Brasilien nicht abgeneigt, daS Schwert für dasselbe rinzusetzen. Die argentinische Regierung hatte vor- geschlagen, ein Schiedsgericht die Enlscheivung fällen zu lassen und da« schweizerische BunveSgerichl zu Bern mit diesem Schiedssprüche zu betrauen. Ärasiticn bat diesen Vorschlag kurz abgelchnt und kategorisch die Zurücknahme deS argen- linischen ColonisationSdecretes, insoweit cS aus MistoncS Be zug hat. gefordert. Wenn die argentinische Regierung aus dieses Verlangen nicht entging, so war der Krieg zwischen Brasilien und Argentinien unvermeidlich. — Argentinien giebt vorerst nach. Das ossiciöse Blatt der Republik sagt ausdrück lich, daß man einen Krieg nickt wolle und die Möglichkeit sehe, daß „zwei befreundete und civilisirte Regierungen" sich auch über diese Frage friedlich verständigen. >st damit auch zunächst ein Auöbruch von Feindseligkeiten zwischen Brasilien und Argentinien verhindert, so sind die Kernpunkt der Rivalitäten zwischen diesen beiden Staaten resp. zwischen Brasilien und dem La Platastaaten-Complepe durchaus nickt weggeräumt, im Gegentbcil sieht man aus der vorsichtigen Nachgiebigkeit Argentiniens, daß eS die Angriffs lust Brasiliens ernster nimmt, als die kleine MisioncSsrage. Die Träume der brasilianischen Regierung richten sich aus den Besitz eines Reiches, das die Stromgebiete der beiden N>esenstrviiie Südamerikas, dcS Amazonas uud deS La Plata, umfaßt, und der Bestand der argentinischen Staaten in ihrer heutigen Gestalt ist der Wall, welcher der Erreichung dieses Sehnen« gegenwärtig hinderlich ist. Tie meisten der kriegerische» Eonflicte Brasiliens beruhten auf diesem Traume, auf diesem Sehnen, und daS ewig wirk same Streben der brasilianischen Regierungen nach dem Be sitze von Montevideo erklärt sich am leichtesten hieraus. Montevideo ist der strategische Schlüssel zum La Plata- strom. Im Besitze von Montevideo würde Brasilien den La Plata beherrschen. In der Erkenntniß dieser Thatsache strebt auch Argentinien nach dem Besitze von Montevideo, resp. nach der Einverleibung Uruguays in da« argentinische Staatcngebiet. Man will der Gefahr Vorbeugen, Uruguay unter brasilianischen Einfluß komme» zu lasse», eine Gefahr, die ja auch den Bestand der argentinischen Republik bedroht. In kiesen Momenten liegen die Keime schwerer kriege rischer Katastrophen, welche leicht durch kleine Ursachen, wie im letzten Falle die Misioncsassaire, zum Ausbruch gebracht werden können, und eben darum hat die Beilegung des kleinen Streites eine größere Bedeutung, als es aus den ersten Blick erscheint. Leipzig 13. October 1882. Allmälig naht die Zeit heran, wo in dem politischen Kalender der meisten constitutionell regierten europäischen Staaten an die Wiederaufnahme der parlamen tarischen Geschäfte gegangen zu werden pflegt. Die auswärtigen Fragen, soweit sie nicht solche allerersten Ranges sind, treten damit in der Regel hinter die Erwägungen innerpolitischer Natur zurück: das nationale Interesse gewinnt über das internationale die Oberhand. Einstweilen sieht der bezeichnet«: Termin freilich noch nicht unmittelbar vor der Thür; eS ist der dazwischen liegende Zeitraum immerhin lang genug, uni die Klärung deS auswärtigen Horizonts bis dahin zu fördern, daß oie öffentliche Meinung mit einiger Gelassenheit sich anderen Dingen zuwenden kann. Wenn da« Vertrauen in die Zukunft eines spcciellen StärknngSmittetS noch bedurft hätte, so würde sie es in den Reden deS italienischen Ministerpräsidenten gesunden haben. Jenseits der Alpen ist man für die Schwankungen des politischen Barometers vielleicht empfindlicher alS irgendwo ander«, und wenn gleichwohl Herr DcpretiS so sprechen konnte, wie er lbatsächlich in Slradclla gesprochen hat, so beweist dieser Umstand aufs Schlagendste, wie absolut machtlos auch aus dem gährenden Boden Italien« jene Elemente sind, welcbe revolutio nären Tendenzen huldigen. Einzelne österreichische Blätter ver merken eS, dag Herr DcpretiS nichl ein eiiizigcS Wort über daS Treiben der Irredenta verloren habe. Sie übersehen dabei, daß der Ministerpräsident in erster Linie zu einem italienischen Auditorium sprach und leicht begreifliche Gründe hatte, daS heikle Thema überhaupt nichl zu berühren. Daß die Re gierung deS Königs Humbert deshalb nicht nachläßt, den ihr durch das srcuudnachbarliche Dcrhältniß zu Oesterreich auferlegten Pflichten im vollsten Umfange zu genügen, zeigt die soeben der toskanischen Polizei geglückte Eruirung dcS Mitverschwörers Oberoank'S, womit die Behörde in den Besitz de« leitenden Fadens einer förmlichen politischen Ver schwörung gelangt zu sein scheint. Der BundeSratb hält am Montag, den l6. October. nach mehrmonatiger Pause wieder eine Sitzung ab. Zu nächst wird die Neuwahl der Ausschüsse stallfinden, worauf eine Mitlheiliing über Vorlagen folgt, welche während der Vertagung de« BunteSralheS cingegaugen und den zu ständigen ÄilSscbüssen überwiesen worden sind. Die bereits sestgestellke Tagesordnung enthält ferner eine Milthcilung, betreffend die Arbeiten am Gollhardtunnel. sowie mündliche AnSschußberichte: l) über den Antrag Preußens, betreffend die Vornahme einer Viehzählung und die Erbebung einer Anbau statistik, 2) über die Wahl eines Mitgliedes deS Bundesamtes für daS Heimathwesen, und 3) über eine Vorlage auS dem Jahre 1880, betreffend die Auslegung einer Bestimmung de» Eonsularverlrage« mit Spanien. Den Schluß der Sitzung soll die Mitthellung über eingegangene, aus Grund früherer Beschlüsse den belheiligten Ausschüssen Überwiesene Eingaben und die Vorlegung neuer Eingaben bilden. Die Meldungen, nach denen sich der Reichstag schon im Winter mit der Frage einer Neuregelung des AuS- wanderunaSwesenS zu befassen haben werde, dürften doch wohl mtt einiger Vorsicht ausgenommen werden. Zum Mindesten bedarf es einer besseren Bestätigung dieser Nach richt, als wie sie bisher gesunden. Daß ein ausgearbeiteter Entwurf zur Revision der überaus schwierigen Materie vor handen und zuständigen Orts bereits zur Prüfung vvrgelegt sei. wird uns allerdmg» von beachtenSwerther Seite mitge- theilt, indessen erinnert unser Gewährsmann einschränkend daran, wie solche Entwürfe häufig keinen höheren Werth als denjenigen von Privatarbeiten irgend eines Geh. Raths be anspruchen können, den diese oder jene Materie gleichsam be drücke. bis er sich durch eine formulirte GesetzeSvorlaae von derselben befreit. In ähnlicher Weise hat ja auch Fürst Bis marck einmal davor gewarnt, Alles, waS an Regierungspro- jecten austauche und oft nur eine bloße Privatidee, wenn nickt gar eine Schrulle sei, den Ministern m die Schuhe zu schieben. Daß eine Reform des AuSwanderungSwesen«, wenn sic mit Maß und Einsicht geschieht, allgemein mit Freuden begrüßt werden würde, braucht Wohl nicht erst versichert zu werden. Ein dem Eentrum angehvrige» Mitglied der Reich»- tagScommission für die Gewerbeordnungsnovelle sprach dieser Tage die bestimmte Erwartung aus, daß der wesentliche Inhalt jener Bestimmungen, die Beschränkungen de« HausirgewerbeS und der Eolportageparagraph, Gesetz werden würden. Den gegen die HandlungOreisendcn ge richteten Paragraphen gab er Preis, den über die Winkel konsulenten wollte er von einer Reihe verbessernder Amende ment« abhängig gemacht wissen. Den vereinten Bemühungen der Liberalen wird es hoffentlich gelingen, diese Berechnungen durchweg zu Schanden zu machen. Sie leiden aber auch insofern an einer Ueberschätzung der Macht von Eentrum und Conservativen, al» die in der Zwischenzeit perfect gewordene Abwendung der Welse» von den Ultramontanen gar nichl in Anschlag gebracht ist. Dir letzteren waren bisher gewohnt, über die particularistischen Parteisragmente der Welsen, Polen und Elsaß-Lothringer mit souveränem Großmachtsgcsühl wie über Vasallen zu diSponiren. Fortan wird man einen erheblichen Theil dieser Hils-truppen von dem Besitzstand und dem wirklichen parlamentarischen Einfluß des EentrumS abzuziehen haben. Daß da« Centrum die Aktion gegen die Maigesetze in der nächsten Session de- preußischen Landtag» au« eigenem Antrieb wieder auszunehmen gedenkt, hat Herr Äindthorst in einer dieser Tage zu Münster gehaltenen Rede bestätigt. In seinem Pulte, so äußerte er, liege eine Reihe von Anträgen fertig. E» wird sich ohne Zweisel auch der alte Bekannte wieder darunter finden, der Antrag auf Straflosigkeit des McsselesenS und Sacramentspenden«, so wie der Antrag aus Beseitigung de» geistlichen Gerichts hofs. Hoffentlich erlebt man nicht wieder da« Schauspiel an» der letzten ReichStagSscssion, daß solche Windtbvrst'sche Anträge mit Hilfe eine« großen Theil« der Linken eine Mehrheit finden, wa» dann al» Beweis von der wachsenden Anerkennung der Gerechtigkeit der ullramontancn Forderungen anSgebeutet wird und zu immer weiterer Steigerung dieser Ansprüche führt. Es dürfte sich empfehlen, an manchen Orten fortschrittliche Eandidaten zu intcrpelliren, wie sie sich zu solchen Windthorst'schen Anträgen zu verhalten gedenken. Da» Eentrum fühlt da» Bedürsniß, da« gelockerte Ber- hältniß zu den Conservativen und der Regierung wieder ein mal durch einen kleinen Liebesdienst zu verbessern, von dem c« vorauSsetzcn kann, daß er an maßgebender Stelle angenehm berührt. Aus ausdrücklichen Wunsch deS Herrn Winblhorst baben, wie die „Germania" mitthcilt, die Katholiken de« Wahlkreise» Mettmann (nichl Mettmann-Lennep, wie die „Germania" sagt) beschlossen, für den Regierung»- prässdenlen Tiedemann zu stimmen. Eines der langjährigen Mitglieder deS preußischen Abge ordnetenhauses, Professor Gneist, hat leider seinen Entschluß kundgegebcn, ein LanVtaqSmandat nicht mehr anzunehmcn, trotzdem ihm dasselbe in seinem alten Wahlkreis, dem ManS- seldsschen, gesichert war. Gneist gehörte seit dem Jahre I8S8 ununterbrochen dem Abgeordnetenhaus« an und zwanzig Jahre hindurch als Vertreter eines und desselben Wahlkreise». Ueberhäufung mit Geschäften, noch mehr aber die Ueber- zeugung, daß unter den gegenwärtigen Verhältnissen für die positiven Ausgaben der Gesetzgebung kein Raum bleibt. Ucbcrdruß über den Elreit der Parteien und da« Vorwiegen theoretischer volkSwirtbscbafllicher Fragen haben den hochver dienten Mann, wie er in einer Zuschrift an die Wähler erklärt, mit ParlamenlSmüdigkeil erfüllt. Hoffentlich ist die Kraft dem Abgeordnetenhause nicht dauernd verloren. In einer zu Kassel gehaltenen Rede hat dieser Tage Herr Eugen Richter nach einem Referat der „Germania", welche dem Austreten des fortschrittlichen ParlcisübrerS da» höchste Lob spendet, nach heftigen Ausfällen gegen die National liberalen geäußert: „Diese liberale Halbheil sei eS eben, welche den Liberalismus ruinirt habe, und da wären ihm doch die echten Conservativen noch lieber". Da» ist die För derung der liberalen Einheit seitens deS Führers deS linken Flügel» der liberalen Fortschrittspartei! Durch den in Berlin erfolgten Tod des früheren Ab geordneten für Stallupönen DonalieS haben die Liberalen im ostpreußischen Littkauen einen schweren Schlag erlitten. Der Kreis, der von 1870 an ununterbrochen fortschrittlich vertreten gewesen, war bei den Wahlen deS Jahre» 1879 an die Conservativen verloren gegangen. Aber schon im Jahre nachher, als für den einen der beiden conservativen Abgeord neten eine Ersatzwahl nolhwcndig wurde, hatte sich da» Blatt gewendet und war der Fortschrittler Dirichlet gewählt worden. Der jetzt verstorbene DonalieS batte auf seinem Krankenlager noch die Ehre genossen, von der officivsen Presse in der gehässigsten Weise al« Vaterland-feind gebrandmarkt zu werden, weil er im Anfang der 60er Jahre al» Erster eine ostpreußische Adresse an da» Abgeordnelenkan» unter zeichnet Halle, in welcher gracn die russisch-preußische Co»
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