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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188210271
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821027
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821027
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-27
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.10.1882
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ikrfcheint täglich früh 6'/, Uhr. Ur-acliou u»ü Lrvtditi«» Johanne»,aij« 38. Aprkäi1l»»-kil -er krdacti»»: Bormillags lv—12 Uyr. Rachniillag- 5—6 Udr. tzdk St« NXtz»»« r»i,v-»rl«e Vi-»>KN»i« »«ch« Ich »« »>«»»«i>o» »>», „r»u>»»»ch. Aunadme per für »ie »ickftk»l,e»tz» Nummer bestimmten Inj er« re «» Wache«««,r» 3 Udr Nackmittaa», a« Laun- und Kri«t«,e« trüb dm „ü Udr. In Irn /ilialrn für Znf.->nnadme: Ltt« klemm. UntverlllStSktrahe 21. Lsnis Lösche, Kaldarinennrane 18. v. «ur bi« '^3 Uur Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- vnd Geschäftsverkehr. Auflage L7,»00. ^donnrmriiisoreis vtenelj. 4'/, Mt., incl. Brinaerlokn ä Mk.. durw die choft bezogen 6 Mi. I de einzelne .'lummer 2ö Pf. Beiegezemptar 10 Pf. Gebühren 'ur Lrrradeilag«» aline Voitbeiorderung 39 Mk. mit tzoiiheioro-rung 48 Mt. Iiisernte öqeivalteiie Petit,zeile 10 Pf. Grohere LMriucn laut nnjerem Prei«- oerzrichnlh. Tabellarischer Luv nam höherem Tarif, kkliamen unter de» Nedaction»ürich die Loalizeile 50 Pf. Interare sind >,e:s an die trypedttt«» tz» ieaocn. — Radau wird »>chi gegeben. Zahlung prLei,uu!^-r.ii,>>u oder üurch P»st- »aconainne. 3V0. Freitag den 27. Octobcr 1882. 70. Jahrgang. Amtlicher Theil. Wegen Reinigung der Localiiäteu der sogenannten großen Ratbsirube bleibt dieselbe Montag, de« 30. dieses Monat-, geschlossen. "elpz'a, am 23. Oktober 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Oe. Georgi. Oe. Wangemann. Zu der an, 30. d. M., Vormittag- II Uhr, stattfiudendea feierltehea tkinweihnng de- «curn < e»II«kr1»n» ItirlOIe UI»» (PetcröstraHe Nr 10, Mittelgcbande) beehren wir «ns, die OSonncr. Frennde und ehemalige» wie fetzige» Schüler der Facnttüt gan; ergebenst ein;u1adcn. Leipzig, den 20. Oktober 1882. Die Iuristensacultat der Universität Leipzig. »>». Friedberg, Deca«. Vekanntmachsng. Der Zutritt zur Galerie der Aula am 31. diese« Monat ist nur gegen Vorzeigung einer Einlaßkarte gestattet Da der nur für Damen bestimmte Raum ein überaus beschränkter ist. so können zunächst «ur die Damen der Docenlen, und zwar je mit einer Karte, nach der Reihe der Anmeldung Berücksichtigung finden. Leipzig, am 2b. Oktober 1882. Der Rector der Universität. Or. Fr. Za rucke. Erstatteter Anzeig« zufolge hat die ledig« Henriette Anna Ziege ihr am 30, Deceinbcr 1879 vom Geuieindeoorstand zu PlStzkau aus gestelltes Dienstbuch am 12. dss. Mrs. aus bei» Wege von Plagwitz nach Leipzig verloren. Im Aussiiidungssalle ist dasselbe anyer abzugebeu. Leipzig, am 23. Orkober 1888. La» Ö»llzci-««t der Stndt Leipzig. Jnnck.^oi-Htottz. H. Nichtamtlicher Theil. Der Amtsantritt des Grafen Hahscldt. Am 24. Oktober ist Gras Hatzseldt von seinem Urlaub auS der Schweiz zurückgekehrt und hat seine Ai»I-geschäste als Staalssecrclair des Au-wärligeo Amt« de« deutschen Reich» übernommen. Eigenllick bat er sie nur wieder über nommen, denn thaksächtich versieht Gras Hatzseldt da- Amt d«S StaalssecrelairS schon seil zwei Jahren, aber ein Unter schied besteht doch zwischen der Zeit vor und nach semer definitiven Ernennung zu diesem wichtigen Posten. Einige Wochen vor Abschluß de- zweijährigen Provisorium- wurde die Meldung verbreitet, daß Geheimer Rath Bücher ein Ent- lassungsgcsuck eiugereichl habe u»d at- Ursache dieses Gesuchs wurde sei» bevorstehende» Berhätluiß zu dem neuen SlaatS- secretair de- Au-wärlige» Amt- genannt. Daun wurde die Nachricht dementirt, endlich wurden aber Einzelheiten über eine Unterredung berichtet, welche Herr Bücher au- Aiilaß seine- Abschiedsgesuchs in Barzin mit dem Fürsten Biümarck gehabt habe — er soll u. A. di« Frage an den Reichskanzler gestellt haben, ob er denn im Dienst zur Ruine werden solle und Fürst BiSmarck Hab« darauf geantwortet: „DaS ist unser Aller Schicksal" — f, daß über die Thatsache de- Abschiedsgesuchs kein Zweifel mehr besteht. Bücher hat sich den Wünschen de- Kanzler« gefügt »ad so ist denn durch die definitive Ucbernahme der Geschäfte de« StaatSsecrrtairö seiten» de- Grase» Hatzseldt in seine» unmitteldare» Go schiistskreisc kein Personenwechsel eingrtreten. Der wesentliche Unterschied zwischen der amtlichen Thätigkeft de- Grasen Hatzseldt vor «ad »ach dem S. Oktober tritt aber schon merklich hervor i« den Personatveränderunge» der Gesandtschaften. Herr von Radowiy, bisher Gesanoter i» Athen, ist an Stelle de» Grasen Hatzseldt zum Botschafter in Konstantinopel ernannt. Dieser Posten hat vo« jeher «Hw besondere Wichtigkeit gehabt wegen der Unsicherheit der orieu» tauschen Verhältnisse: diese Wichtigkeit ist aber noch erhöht durch die egpptische Frage. Es ist bekannt, mit welcher Ge schicklichkeit Gras Hassel dl seine Ausgabe al» Botschafter d«ö deutfchen Reichs in Konstaiilinopcl erfüllt hat. Ihm ist «D» lnugen. wa« bisher kcincr seinerDorgängerzu erreichen nernwcht«: er hat den deutschen Einfluß in Konstankinopel zn« maß- gebciive» erhoben Deutsche Beamte wurden vom Gnltan auSgewLhtt, um Ordnung in die zerrütteten Finanz«« z« dringen und deutschen Händen wurde auch die Reorganisa tion de- Heerwesens anvertraut. Leider wnrden die Vok- schastergeschaste während de» egyplischen Eonsticke- durch einen Geschäftsträger wahrgenommen, eine Ausgabe, welch« im Voll gefühl der amtlichen Autorität, wie eS einem Botschafter bei» wohnt, gewiß mit größerer Sicherheit gelöst werden kann. In derselben Lage, wie Herr v.Hirschsrld. der Vertreter de» deutschea Reiche» während der Eouierenz. befand sich aber auch Herr Ouou, der Vertreter Rußlands und vielleicht haben beide Mächte in der klare» Boraussicht, daß die Eonserenz doch nicht- au-richten würde, an diesem Verdältniß nicht» geändert. Die Eonferenz wurde dadurch, daß zw« Groß mächte zu derselben uur Geschäftsträger abvrdneten, eine» Theite» ihrer Bedeutung entkleidet. Jetzt liegt die Sacke ander«; heute ist die militairisch« Aclion England« in Egypten beende^ und wenn die Eonserenz überhaupt wieder zn- sammentrrten sollte, dann würde sie der neuen Ordnung der Ding« in Egypten die von Europa anerkannte Gestatt zu geben haben. Daß England dieser Sachlage Rechnung trägt, zeit sein Streben, sich mit der Türkei über die Zukunft Egypten» zu verständigen. Die beste Art. da» Eiuverstänkniß der Türkei für die Neugestaltung der Dinge in Lßypken zu erlangen, war die Anerkennung der Souverainelät der Türkei Über Egypten oder mit andere« Dorten: der Tribnlpstuht de« Da- sallenstaate». Aus die Rokhwrndigkeit dieser Anerkennung wnrde von Deutschland schon zu einer Zeit hingewiesen. da England noch nickt die Hälfte der mititairischen Erfolge auszuweisen hatte, welche ihm Mitte September di« Herrschaft über ganz Egypten verschaffte». Jetzt galt e«, diesen Stand- punct aus« Neue energisch zur Geltung zu bringen. El kommt für die Sachlage wesenttick in Betracht, daß da« staatsrechtliche Derhältniß Egypten« zur Türkei, wie e« durch den Ferman von l84l regulier ist, durch den Berliner Vertrag von 1878 bestätigt worden ist, also auch beule die Grundlage deS türkischen StaalsrechteS bezüglich Egypten» bildet. Wenn also jetzt England ein« Verpflichtung aner kennt, ivelcke dom deutschen Reiche al« solche im entscheidende» Momente betont wurde, so würde der Sultan sehr thöricht bandeln, wollte er aus Kosten der guten Beziehungen z» Deutschland, denen er so viel verdank!, sich der Führung Englands anverlrauen. E« kann nicht fehlen, baß Gras Hatzseldt diesen GesichtSpuncl durch den neuen Botschafter am Goldenen Horn in da« rechte Licht zu setzen bemüht sein wird. Die orientalisch« Frage wird überhaupt für vorläufig nickt absebbare Zeit de« Brennpunct »er europäischen Politik bilden. Alle Großmächte sind daran mehr oder weniger interessirt und neben der Aufmerksamkeit der Regierungen wirb sie auch die der Parlamente beschäftigen. Der Amts antritt de« Grasen Hatzseldt fällt zulauimen mit der Eröff nung deS englischen Parlament-, und in 14 Tagen werden auch die frouzösischen Kammern ihre Arbeiten wieder aus- »chmen. Die Delegationen von Oesterreich und Ungarn kommen erst in zweiter Linie in Betracht, weil sie nur ein bestimmt begrenztes Feld ihrer Tl>ätigke,l haben. waS voraus sichtlich glatt und schnell bestellt werken wird. Gras Hatz- seldt kennt den Orient auS eigener Anschauung ebenso wie sein Nachfolger in Konstantinopel, Herr v. Radowiy. Das erleichtert die Schmierigkeiten, welche die egyptiiche Frage be reitet und dadurch wird Fürst BiSmarck in wünscheuSwerlher Weise entlastet. Diese ArbeitStbeilung ist di« wichtigste Folge der definitiven Ernennung de- Grasen Hatzseldt; der Reichskanzler gewinnt dadurch die nöthige Cutlaitung aus dem Gebiete der aus wärtigen Politik, uin sich den inneren Angelegenheiten zeit weise ausschließlich tvidmen zu können. DaS wird für die nächste Zeit um so unerläßlicher sein, al» die Laudtag-session demnächst beginnt und al-dann der Nelchsiag ebensaUS ein- derusen wird. Die Ausgaben, welche beider Parlamente warten, sind wichtig genug und werben die ganze Kraft der Regierung schon deshalb in Anspruch nehmen, w.il durch di« für L>« (lonservativen günstigen Wahlen eine durchaus neu. Situation geschaffen ist. Wäre die Regierungsmehrheit durch' eine liberale Mehrheit ^gelöst worden, dann würde sich die Regierung voraussichtlich aus die allerdringenbsten Vorlagen beschränkt haben, die Berakhuug des Budget« würde den größten Theil der Session auSgesllllt haben. Heute spricht man schon wieder von der Möglichkeit der wiederboltcn Vor lage de» verwenduugSgesetze«, ein markantes Zeichen, daß an maßgebender Stelle eine veränderte Taktik bcvorsicht. Man erkennt auS diesen Andeutungen, von wie großer Tragweite die definitive Besetzung de» SkaatSircrctariatS de- AuSwärtigen Amte- für die gesummte Thätigkeit der Regie- rungSmasckinerie de» deutschen Reiche» und deS leitende» Bundesstaates ist und die Wirkungen dieser Neugestaltung werden bald genug zu Tage treten. Fürst Bismarck hat da- Bcdürfniß nach Entlastung von einem Theil seiner ungeheuren Arbeitslast seil tanger Zeit sehr lebhaft empfunden und die verschiedensten Versuche ge macht. eine Stellvertretung herbeizusühren. Die bisherigen Versuche suchten die Lösung der bestehenden Schwierigkeiten durch einen Stellvertreter auf dem Gebiete der inneren Politik, m>t der Ernennung de» Grasen Hatzseld ist der um gekehrte Weg eingeschlagen: Gras Hayselkt ist ein bewährter Diplomat und wird d»e Leitung der auswärtigen Politik »hn« direct« Mithilfe de« Reichskanzler» nach besten In tentionen führen, also kann sich dieser mit ganzer Kraft der AuSsührnng seiner LiedlingSpläne, d. h. der Steuerreform nnd der Lösung der sociale« Frage widmen. Leipzig, 27 Oktober 1882. 3» engere« politischen Kreisen ist mit besonderer Aus »erksamkeit der Eindruck beobachtet worden, welchen die neuesten Publikationen über de« Fürsten Bi« m arck'S Thätigkeit am v»nd»«tage in der osfinellen und sonstwie politisch tonangebenden Welt Oesterreich- Ungarn« gemacht haben. Der letzte Band de« Poschinget?» scheu Buche« enthält Steilen, in denen der jetzige deutsche Rrich-taniler sich über die Repotenwirthschast und Hiiiker- trepvenpvlitik oer damaligen Wiener Gewalthaber in der denkbar schärfste« Weise «»-spricht, und e« wäre deshalb n«r menschlich, wen, diele Bloßlegung alter und hoffentlich »ernarbter Wund« ei, schmerzliche» Zucken in Oesterreich hnvorrnsen würde. Mit »» so größerer Genugthuung glaubt »an in Berlin «n» unzrveidenttgeu Berichten fest stellen zu sollen, daß die maßgebenden Kreise an der Dona» sich von jeder Empfindlichkeit angesichts de» epochemachenden Poschinger'schen Boche« frei zeigen, und daß auch v>e Presse vorchgängig sich aus den nämlichen Standpunkt stellt, diese Tinge al» abgethan nnd historisch geschlossene Aden anzu sehen. die aus da« gegenwärtige freundschaftliche Berbäliniß der beide» Nachbarstaaten keine Einwirkung mehr zu üben vermöge«. Man ist dort unbefangen genug, um zuzugeben. daß Fürst Bi«marck. indem er die Erlaubniß zu jener Publikation gab. keine tendenziöse Absicht gegen da« heutige Oesterreich-Ungarn verfolgte. Die „R o r dd. Al lg. Z tg " antwortet auf die Zurück Weisung, weiche in der „Neuen Prcuß. Ztg." ihr Vorschlag de» Zusammrnwirken« mit den „Gemätzigt-Liberalen" bei der Abgeorknetenwahl gesunden; sie schreibt: Ans die »b«chft unglücklichen" Argumente, mit denen die .^kreuzzeilnng" ihre Abwehr gegen das Zusammenwirken und Zusammengehen der gemäßigten Elemente im Staate begründen zu können glnubt, »erden wir nach der Wahl zurückkoinmen. Für »ente mng sie mit der Erklärung vor'ied nrhmen. daß onch wir ein «»bedingte» Zusammen, nnd Am-Vließen der llonirrvative-, «on jrder anderen Parteiiarbe »erßehen. vielleicht lo-ior deiür» »orten würden, wenn die Au-sich« »orhanden wäre, daß die Lanier- oat>»en für sich allein eine parlamenrariich« Majorität bilden »erden. Diese Aussicht, chi« .Kreuzzeitung' weiß das sehr wobl, ist jetzt nicht vorhanden, und darum dürien dir llonservonnen. wollet, sie nicht edeniall« in die reine Negation der Linken «er- satzen. eine Verständigung mi, den zu positivem Wirken bereiten und geneigten anderen Elemente» der Kammer nicht nur nicht ad- lehnen, sondern anftrrben. Nach welcher Leite dieiclbe aber, wenn nicht nach dcr von un« aagedeuteten. gesunden werden kann, ist > i» so zweifelloser, wen» wir z. V. gestern Abend in der „Vrrmonia" lesen, daß in Vrieg die TentrumSpartei sich mst den Fortschrittlern verbündet, weil in der dortigen conscrvaiiven Organisation tu-rnt-ile üictu — auch einige Krriconiervalive wirksam gewesen sind. Solche Wahtpraktiken mag das Ceiilrum mit seinem ootitilcheu Siandpuacle vereinbar krachten: wirklich conscrvatwen Männern würden wir Derartiges nie zuzumuthen wagen. Die Bekanutgebung de» Termin- für den Zusammen tritt des preußischen Landtag» wird alsbald nach de» Walümäniierrvahtcn, spätestens in der Mitte der nächste» Woche, envartel. Der l5. November gilt noch immer ol der früheste Termin, zu welchem die Session beginnen dürste. Tie »äderen Festsetzungen sind gutem Vernehmen »ach bereit» in dein letzten Miuisierrath getroffen worden. In dcr jüngst auSgegebenen Nummer des „BildungS- Dereins", deS EcnlraiblalteS für da» freie FortbilduugS- locsen in Deutschland, wird die Aushebung der Sim ul tan- schulen i» E reseld behandelt und dabei auseiilantergesetzl, daß es sich in diesem Falle um weit mehr bandele als ui» die Wünsche der Crescltcr, denrn Herr v. Goßlrr angeblich nachgegeben haben will. Die Creselder Simultaiischulcn sind nicht lediglich durch die Bevorzugung des Systems entstanden, sondeni cs ist durch ihre Einrichtung eine gleichmäßige Ver- thciluiig von Schülern und Lehrern a» alle einzelnen Schulen der ausgedehnten Stadt, die Entlastung aller übervölkerter Elasten und, waS mit das Wesentlichste ist. die Vermehrung der Eiastensiusrn deö Unterrichts und die Erhebung vom ein- und zweiclassigcn System zum sechSclassigen erstrebt und er reicht worden. Alle diese Vorrheile sind nun aber zu leicht- wiegend bcsuuden worden gegenüber dem Wunsche..katholischer Ha,»iliciiväter" nach eonsesnoneller Sonderung aller Elasten und «chulen. In diesen, Wunsche vereinigen sich übrigens in Preuße» bekanntlich Ullramvnlane und protestantische Orthodoxe. „Für die deutsche Volksschule im Allgemeinen", meint dcr „Bildung-Verein", „ist der Fall dcr Ercselder Simultan- schulcn kaum al» ein glückverheißende» Anzeichen zu betrachten. Tic Bvrtbcile derselben in Bezug aus eine allgemeine Er reichung de- Lehrziel- nach Maßgabe der (Falk'schcn) „allge meinen Bestimmungen" waren so groß und sür die Zukunft so vielverheißend. daß man die Befürchtung nicht unterdrücken kan», diese „Bestimmungen" selbst möchten da nicht allzu gesichert sein, wo man jene Dorlheile so gering anichtagen konnte. DaS ist kein Hoffnungsstrahl sür die nächste Zu- ktzi-st ser Schule im Allg,.meinen. WaS die conicsstonetle Leite -Per Maß-egel anlangt, so gewinnt rür den Augenblick der 1-ek,>-.ontauisi»uS und die Orthodoxie, sür die Zukunft der Radikalismus!" In Pest hat am Mittwoch die Eröffnung der Dele gationen stattgesuuden. Die ReichtralhSdelegalion wählte einstimmig Smolka zu ihrem Präsidenten. DaS gemeinsame Budget pro 1883 weist eine GesammtauSgabe von >17,910,768 fl. auf, wovon 102,860,921 fl. auf das ordent liche und 8,774,621 fl. aus da- außerordentliche KriegSbutzgel entfallen. Nach Abzug der Bedeckung und de- Ucberschuffe» der Zollgesälle verbleibt ein Gesamintersorderniß von 99.99l.763 fl. Da- außerordentliche Ersorberniß sür das OccnpatiouShccr über den FriedenSclat beträgt 8,985,960 st. In den Kreisen der russischen Emigration wird noch immer trbbast über den Verbleib des von Alerandrr Herzen hinterlaffenen Fond- sür die Propaganda in Ruß land discuNrt. Der bekannte kleinrussischc Agitator Pro- scffor Tragomanow versucht neuerdings einiges Licht über diese Angelegkndeit zu verbreiten und erzählt: In, Jahre >d.'»8 kam dcr russische Gutsbesitzer Bachmetieff nach London und erkundigte sich in der TichvrschewSky'schc» Buchhandlung in Rupertstrect nach Herzen. Er wurde zu diesem geführt und au« der Unterhaltung ergab sich, daß Bachniefteff sich nicht mit Politik beschäftige, sondern physiologischer Studien halber nach London gekommen war. Nachdem er sich einige Zeit in der englischen Hauptstadt ausgrhalten, übergab er vor der Abreise dem Herzen 30.909 Franc« mit der Bedingung, daß wenn er den Betrag nicht innerhalb sechs Jahre zurückverlange. so solle derselbe zum Zweck der Propaganda in Rußland verwendet werden. Herzen deponirle daS Geld bei Nolbscbilv auf den Namen von Bachmctjeff, nach Ablauf von 6 Iabrcn zur Verfügung an Herzen. Der russische Gutsbesitzer ließ nicht« mehr von sich hören. Im Jahre 1865 reisten Herzen und Bakunin nach der Schweiz, wo sie mit Nilschajcss bekannt wurden und Bakunin rieth dem Herzen, er möge den Fonds zum Zweck der rcvolutionaircn Propaganda an Nilschajeff und Ogaroiv auSzablen; Herzen weigerte sich und bewahrte daS Geld bis zu seinem Tode, und erst aus seinem Krankenbette willigte er aus einen Brief Oaarcw'S, in welchem dieser sich große Erfolge von Nilscha- iess» Agitation versprach, darein, 19,090 Flaues zur Ver fügung zu stellen. Nach seinem Tode enliiavin sein Sohn 25,090 Franc- de- Fond- von Rothschild, reiste mil Tichcr- nehki zu Ogarew, übergab diesem daS Geld, welcher cS in ibrer Gegenwart dem Nilschajeff rinbändigte. llcbcr ta- weilere Schicksal de» Geldes ist nichts belanut, da letzterer sich weigerte, irgend welche Auskunft über den Verbleib deS Geldes zu geben." Schon nach den bisher über da-Attentat in Belgrad vorliegenden Nachrichten scheint eS säst zwcisclloS, daß das selbe m>t einem revolutionairen Anschläge der großserbffch- radicalen Partei in Verbindung gestanden, wiewohl man v n gewisser Srite gleich anfänglich sich bemüht, dem Eroign sse >ede politische Bedeutung äbzulprechen. Dabei ist allelt.ngs nickt auSgesckloffen, daß seilen- der Helene Mar ko witsch anck Privatrache im Spiele gewesen sein mag, welche, wie eS im Hinblicke aus die bereit- bekannten Verhältnisse der Aikcn- tätrrm ziemlich nahe liegt, die Ver'chivöror sür ihre politischen Zwecke aiiSzunützkN »erst. «den. ES ist bereit- se'tgestellt. daß Helene Markoirilsch ausschließlich nur mit Anhängern dcr großsrrbisch-rrvoluttonairen Partei verkehrte und kurz vor dem Attentate auch mehrmals Reisen nach dem Innrer« de- Lande» unternommen, wo sie gleichfalls in der Esiftlüchaft bekannter Ncvolutionaire gesehen wurde. Die i» Belgrad unmittelbar nach dem Attentate verhaftetrn großsorlnschon Parteigänger, Professor Didkowitsch und Kaiisinann Tannowitlch, standen zur Attentätern, m besonder- sreniid- sckaftlichen Beziebungrn, ja diese hat sogar ihr gelammtes Vermögen, da» sehr bedeutend, den Genannten lesiirt, was alio jedenfalls aus eine vorher getroffene Verabredung bin iveist. I» dem bei den Verhafteten vorarsundenen Testamente ker Helene Markowitsch soll sogar folgende bezeichnende Stelle Vorkommen: „Ich Hintertasse im Falle meine» Tobe- mein gcsammtr» bewegliche» und unbewegliche- Velmögen diesen beiden mulhigeu, hochherzigen Patrioten (Widkowilsch und Tauuownich), damit sie eS zur Bcsreiung, Größe und zum Ruhme der serbischen Nation, sowie zur Vernichtung ihrer Feinde verwenden mögen." — Bestätigt sich kiese Stelle de- Testaments, kann sind wohl alle Zweifel über die politische Bcdeulung deS Attentat- und seines Z»sai»menhange- inik den Plaue» und Absichten der serbischen Revolution-partei beseitigt! — Nach einer Pester Depesche sollen in Semtin vier Serben verhaftet worden sein, die kort, unmittelbar nach dem Attentate in Bctgrad, aiigekvnimen. Nach der Neusatzer „Zastawa" hätten im Innern Serbien-, zumal in Kraguj.waz, Waljewo. Poschega und Uschiza Kundgebungen slaitgesunden. Indeß wird nicht erwähnt, welcher Art diese Kundgebungen waren. Daß übrigens die Lage der Dinge m Ser bien eine sehr ernste ist. geht auch an- dem Umstande bervor, daß dcr ani serbischen Hose beglaubigte, aber gegen wärtig aus Urlaub befindliche östorre cb schc Gesandte, Gras K h eve» bll t ler, von, Wiener Auswärtigen Amte den Befehl erhalten, sofort nach Belgrad zurückzukehren. — Weiler wird auS der serbischen Hauptstadt gemeldet, daß von dort der Miillsterialbeamte Slesanoivilsch mit zwei Polizeibeamten nach Varia - abgegange» sei. Diese Reise soll mit Nachsorschungen in Zusammenhang stehen, welche die serbische Negierung auf GruiiS ihr im vertrautlchcn Wege zugangener Milkbeilungen aiistellcn will, die aus einen Attentat-Versuch mittelst Dynamit- valronen sich bezogen, dcr während dcr projectirt gewesenen Reise keS König« Milan aus dem Donau - Tanipscr zwischen Orsowa und Bazia» unternommen werden sollte. Endlich bringt man auch mit dem Attentate da- Erscheinen mehrerer revolutiviiairer Flugblätter in Verbindung, die etwa acht Tage vor dem Mordversuch« der Helene Markowirsch in Belgrad sowie im Inneren Serbiens von unbekannten Händen verbreitet wurden. Jene Flugblätter trugen den bekannten Stenipel dcS siikslavische» GeheimbundeS „OinInäiluG; eines dcr Blätter schloß mit den Worten: „Serben! Große Ereignisse stehen Euch bevor! Seid bereit unv faßt den Hantschar!" (Lange-, dolchartigcS Messer, da- im Gürtel getragen wird.) Der Aufenthalt einer so markanten Persönlichkeit wie die de« Grasen Jgnatiess in Pari« konnte nicht unbeachtet bleiben; v»r riliigen sagen meldet^ nian der „Nat.-Ztg." au» Paris, da^ dort die Nachricht verorcilet war, Gras Jgnatiess werde in Kurzem wieder Minister werden. Eine ähnliche Auffassung wird auch hier vielfach getheilt. Es wird dabei betont, daß Gras Jgnatiess in Paris angelangt ist, während diese Reise in seinem Plane nicht gelegen, da er von Wien nach Italien sich begeben zu wollen erklärte, daß die Reise geheim auSgeführt worden ist unv der Ezminister bald nach seinem Eintreffen in Pari« und später nochmal- eine längere Besprechung mil dem Eonsoil-Prästdcnten gehabt hat. Daß Rußland sich in einer unbehaglichen politisch isollrten Lage befindet, tritt gegenüber den egyplischen Vorgängen, denen eS ziemlich einflußlos gegenübersieht, klar hervor. Auch in Konstanlinopel herrscht gegen russische AunäherungSver- suche ein unühcnvindlicheS Mißtrauen Graf Jgnatiess wird nicht verfehlen, die bekannten Mittel in Bewegung zu setzen, mtt denen man gewöhnt ist, von Petersburg ans Pari» ein- zuwirke». Ausreiziinzen gegen Dcuk'chlarid, Versicherungen unbcvingter Sympathie sür die sranzösische Nation, die in ihren alten Rang in Europa wieder eintreten müßte, Ber» prechungen, die Rußland nicht- kosten und es zu nicht- ver- pfsichten, kurz da- ganze herkömmliche Arsenal russischer Ge- lcgenheik-diplomatie. Daneben mng Gras Jgnatiess wohl auch in Petersburg als dcr geeignete Mal», betrachtet werden, um die Tragfähigkeit dcS sranzösischen Ministerpräsidenten und seiner Beziehungen ,zu England, die Hoffnungen, welche die russische Politik aus ihn setzen könnte, abzuschätzen. Der diplomatische Schriftwechsel in der egyp- tischen Frage ist am Mittwoch in London veröffentlicht worven. Tie Depeschen erstrecken sich aus die Zeit vom 23. Juni bis 17. August d. I. und betreffen hauvlsächlich die Verhandlungen über die Eonserenz i» Konstaiitiiiopcl und die Aufforderung an die Pforte, Truppen »ach Egyvleu zu senden. Eine Depesche Lord Granville's an den britischen Geschäftsträger in Konstaiitinopel, Watsham. vom 2l. Juli berichtet, daß Gras Münster ihn, Lord Graiwille, benachrichugt habe, die deutsche Negierung könne nicht cinwilligen, England und Frankreich ein Mandat zur Intervention in Egypten zu geben. Fürst BiSmarck furchte, diese Frage durch einen derartigen Schritt zu vergrößern und dicsecöe in einen Krieg zwilchen europäisch - chrstlUchen Mächten uns den muhamevanischcn Ländern zu verwandeln. Lord Gra Wille stellt in Abrede, daß es sich um einen Eonslict zwischen Ebriä-n nno Mnhamekanern han.ele, er habe nur die Hieratische Unterstützung Deutsch lands erlangen weilen G- s Min,'; r habe daraus er widert, daß Fürst BiSmarck sine moralische Unicrstntzung zu geben wünsche, aber » cbl b,S zu einem sornwUcn Mandate gehen wolle. (Wiederholt.) An- Paris wird vom 2.V Oktober gemeldet: Der Justiz- minister bcantragle bei dein Ea'jatioushosc, die Äsfaire Montceau an einen anderen G.nchtehof zu verweisen. — DaS Journal „Paris" sagt: „Die Regierung besitze alle Fäden einer großen revolutionären Organisation, welche durch Bezirlsverbinde »ber ga"z Frankr.nch verbreitet sei, und deren teilendes Eonulv seinen Sitz >n Gens habe." — Die „Post' melket »ech ans Pari«: „Da- Auftreten der Anarchisten und RevolutionUre wird immer zügelloser und wilder. Neue Tnnamu - Erpiesioncn werden auS Lyon genielkcl. Bei eimr össenllichen Volt'v rsiminlung, durch „die revolutionaire Föderation de« Survstens" organisirt, erbot sich unter Andern, e n Redner, den Präsidenten der Republik sowie den anwesenden Polizcicvmiuisiar zu tödten. tiete maßlos wilden An-lrnche der revolutionairen Leiden schaften sangen >.b>id/n« allniai g a». auch solche republi« lan.lchc Bl Iter, di- bisher in einer gemisien sarkastischen oder scherzhaften Weise jene Ereign sic besprochen haben, zu er'chrecken und man billigt sonn: al,gemein den Beschluß de» MiüiiierralhS, jene Redner aus Lyon gerichtlich zu vcrsolgen." England hat in Egvpten sreie.Hand gewonnen — da- ist der rigcntl ck>e Sm» der Erklärung, welche Mr. GladNone in dcr EiöflnungSsitzung de- Unterhauses in Betreff seiner egvpt'seben Politik ab'ab. Gladstone'S Worte l galten zwar zunächst dem Oppositionsführer Northeote, mögen I aber eben lo sehr, wenn nicht i» n«ch höherem Grade, al« I an dir Adresse der Allgemeinheit gerichtet, angesehen werde«
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