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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188210204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821020
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821020
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-20
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Neluctio» und Lrveditioa Iohannesgasje 33. Ayrrchliundr» -er Uedactio«: Bormitwgs lO—12 Uyr. Rachminaqs 5—6 Ubr. 8« »I« Nttckchad» em-riandler Mamiicnvt« »»chr sich die X«d»«r,cn nichi verdmtUch. Amisitz«e der sür »ie nä»ktk«l«ende Ru,»«er defttmmten Juirrate »n Wock,euta,en »t» S Ubr Nachm,na»«, a« r,»n« ««»-efttapen tri»dd>si'i,SUdr. dt» /ilialrn für 3ns.-Annaüme-. Ott» Klruim, Universitätsstraße 21, Laut- Lösche, kaiyarinensiraße 18, p. «ur »i« '/,» Uhr. dgcr.TllgeAalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- and Geschäftsverkehr. Auflage 17^00. ^doiinnueittsprns Viertels. 4'/, incl. Brinaerlohn 5 Mk.. durch die Loft bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegyzemplar 10 Ps. Gebübre» sür Exkradeilaae» «hue Postdeiorderung 30 Mt. «it Loftbesörüerung 48 Mt. Inserate 6gespaltene Petitzeile Lv Gröbere Lchristen laut unserem Preis« verzrichniß. Tabellarischer Day nach höherem Tarif, kertamra nnter den Ueöactionr-rich die SvaltzeUe 50 Ls. Imeratr sind stets an die Expedtti«» t» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeoumerauüo oder durch Post» Nachnahme. ^i- 293. Freitag dm 2V. October 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Bekanntmachung. Das 11. Stück des diesjährigen Gesetz- und Verordnungs blattes für das Königreich Sachsen ii'l bei unS eingcgangen und wird bis zum 6. November d. I. aus dem Ralhbans- saale zur Einsichtnahme öffentlich aushängen. Dasselbe enthält: Nr. 68. Decrel wegen Bestätigung der GeiioffcnschafiS- Ordnung her Genossenschaft für Berichtigung der Göscl beiDeckwitz; vom 23. September 1482. Nr. 68. Verordnung, die Abtretung von Grunkeigenkhnm rum Ausbau der Mehllhcuer-Weitaer Eisenbahn betr.; vom 2. Oktober 1882. Leipzig, den 18. October 1382. Der Rath der Stadt Leipzig. i)r. Georgi. Stox. Bekanntmachung. Es ist ermittelt worden, daß ui manchen Gegenden des Landes der ungesetzliche Vertrieb einer, den vorgenommencn Untersuchungen zufolge, stark Opium haltenden Tinctur unter dem Namen „schmerzstillende Kindertinclur" oder nur „Kindcr- tinctur" sowohl durch hausirende Händler — die sogenannten Kön-gseecr — als sonst in beträchtlichem Umfange slattfindel und daß namentlich auch Hebammen die beregte Tinctur verwenden. Da der Gebrauch dieser Tinctur, wenn er ohne ärztliche Verordnung statlfindet, erhebliche und ernste Gesunkbeits- gefährdungen im Gesolge baden kann, der Vertrieb der Tinctur aber nach Maßgabe der kaiserlichen Verordnung vom 4. Ja nuar 1875 nur in Apotheken, und zwar, mit Rücksicht aus die starkwirkenden Eigenschaften derselben, unter Ausschluß vom Handverkauf stallsinden darf, auch die Tinctur nicht zu denjenigen Heilmitteln gehört, deren Verordnung und An wendung den Hebammen nach tz. 14 der revidirten Heb ammenordnung vom 8. Mai 1872 gestattet ist. warnen wir in stolze höherer Verordnung ernstlich vor der Verwendung der fraglichen Tinctur im hiesigen Stadtbezirk und werden in vorkommendcn Zuwiverbandtungsfallcn mit allem Nach druck eiuschreiteu und die Bestrafung der Contravenienten in Gemäßk-it der Vorschriften in ß. 367. sub 3 des ReichS- sirasgesrtzbucheö, bcz. in tz. 10 der die Einführung einer revidirten Hebammenordnung betreffenden Verordnung vom 8. Mai 1872 veranlassen. Leipzig, den 12. October 1882. Der Rat- der Stadt Leipzig. vr. Gcorgi. Richter. Wämiimachung^ Der Preis der in der hiesigen Gasanstalt prcducirteu Eoaks, deren commissionsweiser Verkauf Herrn Laut- Meister übertragen ist, beträgt vom heutigen Tag« an für jeden Hektoliter loco Gasanstalt l .-k und einschließlich des FubrlohneS bis an das Haus l 15 Leipzig, den 20. October 1882. De» RathS Deputation znr Gasanstalt. Bekanntmachung. Erstatteter Anzeige zufolge hat Friederike Kühn auS Kirchhasel bei Rudolstadt da- ihr vom dortigen Gemeindevorstand unterm 23. Februar 1878 au-gcsiellte Dienstbuch im Februar d. I. in hiesiger Stadt auf deni Wege von der Post nach der Hohen Straße verloren. Wir bitte», da- Buch im AuffinvungSfalle bei uns abzugeben. Leipzig, am 16. October 1882. Da« Palizeiamt der Stadt Leipzig. I. B-: Junck, Pol -Rath. Resdr. Faldix. Bekanntmachung. Die «n 12. dieses Monats licilirte Wohnung in der „Viel«»«", Ritterstratze Rr. 5 (Mittelgebäude), ist einem der Bieter zn- sieschlagen worden und werden die nicht zur Berücksichtigung ge langten Reslectanteu ihrer diesiallsigen Gebote hiermit entlassen. Leipzig, am 18. Oktober 1862. Universitäts-Rentamt. Graf. Ja Gemäßheit des si. 67 unserer Gemeindeordnung wird die VahUtfte zu den bevarstcheiiSr» «rmeiudrwatzlra »an heute, strettaa, den SS. October o. au. 1» Tage lang i« der varhalle uaserer Synagoge aushängen. innerhalb welcher Zeit etwaige isteclamationeu bei dem Unterzeichneten Borftande schriftlich anzubringen sind. Leipzig, den 20. October 1883. Der Vorstand der Israelitischen Rcligiousgemeinde zu Leipzig. Nichtamtlicher Thetl. Ber Proceß Ärabi. Der egyplische Feldzug der Engländer hat viele Besonder heiten auszuweisen, welche ohne Beispiel sind, aber der Proceß gegen Urabi ist wohl das Seltsamste, waS jemals zum Ab schluß eines Krieges zu verzeichnen mar. Arabi ist für Egypten eine Art von Bazaine. Der Khedive bedarf eines Sünven- bocks, um sich in der öffentlichen Meinung seiner Landes zu rehabilitiren, deshalb bietet er Alle- auf, um die Verurteilung seines FeindeS und Nebenbuhlers herbeizusühren. Aus Arabi waren die Blicke aller Egypter gerichtet, welche sich durch die Fremdherrschaft beengt und in ihren nationalen Gefühle» verletzt fühlten. Die Fellachen baden ja auch unter Ismail Pascha geseufzt, und man führt es immer als einen Ent- schuldigungSgrund für das Verfahren der Eiiglander an. daß sie die in Grund und Boden verdorbene Finanzwirtb- schast Egyptens in bessere und gesundere Bahnen lenken wollten; man weist andererseits daraufhin, daß der Sieg Ärabi'S Egypten ungleich größere finanzielle Ealamitätc» gebracht hätte, als selbst die Mißwirtbsckaft der Doppel- rontrole. DaS ist sehr möglich, kenn eine Kaste, die seil Jahrhunderten die Knechtschaft z» trage» gewohnt war. wie die Fellache», versteht nicht -vo» de» kaiifmäiiiii'cheii Praktiken einer seit Jahrhunderten Handel treibende» Nalwu wie die Engländer; sie haben nur das Bedürsniß, ihrem Elend ei» Enoe zu machen und da« würden sie nach Art aller un- cnttivirten Völker in sehr primitiver und gewiß sehr gewalt- sainer Weise gethan haben. Arabi ist aber besiegt und konnte deshalb die finanzielle Missre EgvpkenS oder vielmehr der Fellachen nicht vermehren und deshalb muß er auch ohne Rücklicht aus finanzielle Gesichtspunctc benrtheilt werden. Tewsik Pascha wurde — säst sieht es wie eine Belohnung für seine den Engländern gelcistele» Dienste auS — in die Lage versetzt, durch Vermittelung des Kriegsgerichts über das Schicksal Arabi'S zu entscheiden; er fühlte sich bereits so sehr Herr über kiesen verhaßten Mann der Thal, daß er den obersten der Haremswächter abschickle, um Arabi zu beschimpfen, vielleicht »in ih» zu ermorde». Die Iledeltbat wurde durch die Geistesgegenwart Arabi's verhindert, und der Versuch, den niibequeincn Mann ohne Richtcrspriich auS dein Wege zu schasst», fand so allgemeine Veriirtheilung. daß nickt nur der Khedive, sondern auch die englische Regierung dadurch beschämt wurden. Ein gewisser Wilsrid Blunl, englisches Parlamentsmitglied, abnle sofort Schlimmes, als er hörte, daß Arabi von den Engländer» an den Kbedive und eine egyplische Unteisuckungscoin Mission zur Aburkheilung überliefert worden sei und th'at deshalb Schritte, um ihm in seiner Nvth beizusyringen. Er schrieb am 22. September eine» Brief a» Arabi, in welchem er ibin den Beistand zweier englischen Advvcaten anbot und ihn der Sympathien vieler hochstehende» Engländer vcrsicherle lind schickte diesen Brief zur Beförderung an den eng lischen Generalkonsul Malel. Dieser gab aber den Brief nicht ab, weit er erst die Meinung der englischen Negierung über diesen Punct bören wollte. Blmit batte diesen Hall >>> Rechnung gezogen und deshalb auch Glakstone von dem Ge schehenen in Kenntniß gesetzt. Vielleicht wurden beide Schritte ohne den gehofften Erfolg geblieben sei», wenn nickt ber Präsident der positivistischen Gesellschaft in London, BeeSty. dem „alten Mann", wie Gladstonc spottweise genannt wird, erklärt hätte, daß Mit- und Nachwelt ihn für das Schicksal Arabi's verantwortlich machen werde. Der in der Fcld- schlackt besiegte Fübrer der Egypter hätte überhaupt nickt an den Kbedive ausgelicsert werden dürfen, weil er Kriegs gefangener der Engländer sei. Diese Beschuldigungen, zu rechter Zeit und am reckten Orte angebracht, verfehlten ihre Wirkung nicht, und es^ourde dem Khedive bedeutet, Laß Arabi erstens angemcsten oeban- telt werden müsst «>d zweiten- in aller Form unc unter Bereitstellung aller gesetzlichen Vertbcidigimg-mitlel abzu- urkbcilcn sei. DaS macbke die egyplische Regierung stutzig und bewog sic. Mark Napicr alS 'Verthcidiger deS so schwer bctränglen Arabi zuzulasien. Aber bald würde» der Khedive und die übrigen egyptischcn „Machthaber" iniie, daß durch Zulassung des englische» Derlbeidigers auch die Freisprechung Arabi's imPrincip entschieden sei, und deshalb wurde schleunigst eine Note an den Generalconsul Malet abgefaßt, worin ihm ausciiiaiidergesetzt wurde, daß man vor die Wabl gestellt, Mark Napier alS Bertheibiger zuzulasien oder aus die Ad urthcilung ver Rebellen zu verzichten, bas Letztere wählen und lieber die englische Regierung mit der Procedur gegen die Rebellen betrauen würde. Noch bevor man engli'sckier- t'eils Zeit hatte, sich auf diese Alternative zu erklären, kam schon eine neue Note, welche die dringende Aufforderung ent- bielt, der Gerechtigkeit nach orientalischem Brauche gegen Arabi freien Lauf zu lassen, weil man sonst für die Folgen nickt einstehen könne. Aus allen diesen Schritten, welche die Egypter entweder aus nationaler Leidenschaft oder aus Antrieb des Khedive gegen Arabi unternommen habe», um ih» zu verderben, geht unzweifelhaft hervor, daß Arabi in dem Augenblicke, wo er dem egypkischen Kriegsgericht zur Aburtheilurig überwiesen wurde, bereits vcrurtheilt war: die Egvpter betrachtete» das Verfahren nur als leere Form, die Hauptsache war entschieden durch Ucberantwortung Arabi's an seine Feinde. Es ist eigentbümlich, daß die Egypter vor der Bertheidi- gung eine« englischen Rechtsanwalts Furcht habe»: wenn, wie behauptet wird, schriftliche Beweise vorhanden sind, welche die Schuld Arabi's an dem Blulbade in Aleranbrie» Nach weisen, so wird sich auch ein englischer Sachwalter solchen Beweisen beugen und zu Gunsten seines Clienten höchstens die Milde der Richter in Anspruch nehme» könne». Aber diese Beweise sind wahrscheinlich nickt oder dock nur in einer Form vorhanden, wetcke ihren Werth als sehr zweifelhaft er scheinen läßt. Deshalb will man das Verfahren abkürzen und die summarische orientalische Justiz an die Stelle des penibleren englischen Verfahrens setzen. Die Egypter haben sehr Recht, wenn sic einen sehr bedeutende» Unterschied machen zwischen orientalischer und europäischer Rechtsprechung und wenn sie aus den Einfluß Hinweise», welchen die Leidenschaften aus die orientalische UrtheitSfindung haben. Aber es scheint doch bester, wenn die Bemühungen, welche Blunt und Beesly zu Gunsten Arabi's ausgewendet baden, erfolgreich sind, als wenn Arabi einfach seinen Feinden als Opfer überlassen wird. Es muß doch wohl in der Gcsammtlage der egyptiscben Verhältnisse begründet sei», daß so bedeutende Anstrengungen von beiden Seiten gemacht werden, um eine Entscheidung sür oder wider Arabi herbeizusübren. Daß Tewsik Pascha zu seiner Rehabilitirung in der öffentlichen Meinung des eigenen Landes sowohl als der Türkei und des übrigen Europas die Hinrichtung Arabi's al« das beste Mittel erkennt, wirb ihm nicht einmal alS ein Zeichen besonderen Scharfsinnes aus- aelegt werden können: daß nian aber von anderer Seite eine» solchen Nrtheilöspruck nur aus Grund bewiesener Tbalsacben gefällt zu sehen wünscht, ist eine Folge der Culturnufe, aus welcher die europäische Rechtsprechung ber Gegenwart steht. Leipzig, 20. October 1882. Dem Bundesrath liegen bereits verschiedene Einzel- ctat- vor und zwar zugleich sür die Jahre 1883,84 und 1884,85, meistens gleichlautend, zum Tbeil aber auch von einander abweichend. Es ist nickt anzunebmen, daß der Bundesrath die Berathung des Etats sür 1884/85 ablebut und somit muß man eS alS seststehcnb betrachte», daß der Versuch der gleichzeitigen Berathung zweier Eiais de», Reichs tag zugemuthel werken wird. Wir haben wiederbvlt unsere Meinung dahin ausgesprochen, daß wir die gleichzeitige Fest stellung zweier JabreSetats sür einen dem Zweck und Sinn de» b.znglickc» Versasili»gsbcstiiiiniling ividcl'vrccheiircn Vor schlag halte», und daß alle Bedenken, die gegen die Eiiisührung zweijähriger Elalsperiotea geltend ge macht werden, m noch ^ Reichstag abgelebten diesen Versuch sprechen, die - ^ - und durch zweijährige» ElatSperioden aus Bersasiuna hestimmt: eine Hinlcrtbür eiiizusnhrcn ^ Reichs müsse» uä -Mi °.>> MAN ji.iln'cs turpem ! .6 ' t werten WWTWkÄkZKL >"« 2- au conkival.ver Se.le so wenig Vcr.I,e.°,gcr ge .'U . a man die Frage für erledigt ansche» kan», i-elbn wenn man vom principielle,, Gesicktspuncl. der Schmälerung d- Bürgerrechts, die unzweiselhast m längeren en,balle» >st. absehen wollte, wurde auck ^ prakt.M Kwcck die >leiterspar»ltz. säwcrlick erreicht werden, -sei der Schwiengkcit. die Ausgaben »nd Einnahmen au, einen so Immen Z i.räum zum VoranS sestzuslellen. waren d e weijäbrige?Vndge.p°rioden prakM» kaum durch nl ar- veriiiebrle Nachtragsetats wurden den Zivcck dcr Z >l»uza»- nitz ganz illu'orisck macken. Die Etalsberalhung »n wird zudem », der Reget wenigen ^.tzungen „ab^an. und wenn sie einmal etwas absckivc.st, ,o ziebt ,,c Gcgen- stäntc und Fragen zur Debatte. die sonst m einer andern, nickt ivcniger zcilranbendeii Form znr Verhandlung komme» würden. Was principiell und praktisch gegen die tiiiisuhrnng rivcijäbricier ElatSperioden geltend gemacht worden, da-, svrickl Altes auch gegen die gleichzcilige Berathung zweier Etats, und cs kann kein Zwcisel sein, tag der Reichstag diese Hui»»lh»ng zurückweisl. den zweiten Etat liegen latzl. b.s die gehörige Zeit zu seiner Beralhung gekommen scu. wirk. Die Folge des ErpcrimentS werben nur wieder lange Debatten über hochpolitische versassungsrechlliche Frage» sein, von denen ein anderer Erfolg. alS der der Erregumz der Gemülber und ber Verschärfung ber Gegensätze nicht zu erwarten ist. ^ Man schreibt unS an- Berlin vom Mittwochs „In dem gaiizen Lierteljahrhundert, seitdem Berlin liberale Aögcördiicte in den Landtag schickt, noch »lemalü bei einer Wall «ine solche Geschäftigkeit der elitgege»gc,ctztcn Parteien zu verspüren gewesen, wie diesmal. Wir stehen am Vorabend der tlrwahle». Davon merkte man noch vor 3 Jabrc» recht wenig. Heute dagegen überbictcn sich alle Blätter, um die Parteien zur Tbätigkeit anzusporncn. und die Verlrauciisinäniier eilen von Haus zu Haus, um Aufrufe, Einladungen. Zettel mit den Rainen der Caiididatcn mög lichst persönlich" a» die Wahlberechtigten zu verlheilcn. Man kann nicht zweifeln, baß der Ausfall ber kirche»ge,»ci„tlichcii Wahlen vom Svinitag nach beiden Seiten hin anregend ge wirkt hat; den Eonservaliven hat er die Siegcshosiiiiiiig be lebt und den Liberalen die Gefahr vor Äugen geführt, der sie sich durch ihre Lässigkeit aussetzen. Wir können den Optimismus unmöglich theilcn, dcr sich in einzelnen von liberaler Seite slanimcnden Kundgebungen hinsichtlich der Berliner Wahlen auSspricht. Es wird da die Minorität der eonservaliven Wablmäiincr im ersten, dem am »leiste» gesährdcten Landtagsivahlöezirke, im allerungünstigsten Falle aus 150 von insgesamt»! 050 geschätzt, aber das scheint nnS entschieden zu niedrig gegriffen zu sein. Nickt unisvnst vcr- öfsenllickeii heute die conservativcn Blätter Mahnungen an die zahlreichen, znr DiSPvsitivn gestellten höheren Ofsiciere, welcke i» manchen Bezirken einen beträchtlichen Precentsatz der Wähler zweiter Ablheilnug auSmacken, daß sie sich an den Urwahlen dethciligen sollen; und in dcr That prangen denn auch aus den Candidatcnlisten sür die conservativcn Wahtmänner die General-VieuIcnantS z. D., Generalmajors z. D„ Oberste» z. D. u. s. w. Uebcrall hat man daneben auch vie Polizriossieierc, die Haupllcutc »nd Lieutenants als Eaiididatc» ausgestellt, in den meisten Fällen, ohne diese ehrcnwerthcn Beamten, die in ihrer Mehrzahl gar keine Neigung haben, sich mit politischen Agitationen zu be schäftigen. auck »ur zu fragen. Aber wenn sic heule, am Vorabende, „och protcstiren wollten, würde ihnen das von oben herab arg verübelt werden, und so befinden sie sich in einer Zwangslaae. aus der sic den Ausweg unmöglich in einem für die Liveralen günstigen Sinne finden können. Trotz alledem aber braucht man noch inimcr nickt zu fürchten, daß der erste Wahlkreis (die anderen 3 sind für die liberale Sacke viel sicherer) verloren gehe» könnte und cS ist zu hoffen, daß die Versammlung, zu welcher die liberalen Wahlmäiiner bereits im Voraus auf morgen Abend eingeladcn sind, vcn Sieg in allen Stakttkcilcn Berlins wird feiern können." Wir erfahren, daß noch immer eine cndgiltigc Entscheidung darüber aussteht. ob bereits in den nächsten preußischen Etat eine Summe für das neue Landtagsgebäude aus genommen werben soll. Die theorctiscke Uebereinstimmung aller in Betracht kommenden Faktoren über die Nolbwcndig- keit des Neubaues ist zwar zur Genüge versickert worden. Da „e aber schon seit Langem besteht und die Angelegenheit trotzdem nickt »n Geringsten gefördert hat. so ist sie auch jetzt Ver Frage von herzlich geringen, Werlh. Man will wissen, daß nie so sehr die Kosten- und Platzsrage als vielmehr eine eigcnthümlicbe Verflechtung und gegenseitige Ncutralisirung von Rcstorlverhättnissen und aller- persönlich,teil Beziehungen die Ursache der Verzögerung sei Vielleicht nimmt da« Abgeordnetenhaus Veranlasiüng in der nächsten Sitzung der Frage näher zu treten, da in der Tdat Ausschub als ....bedingt unzulässig erscheinen muß und die Weigerung deS Herrenhauses, seine» fetzige,. Sitz au, zugeben ,ur den andere,, Factor ber Volksvertretung doch unmöglich ausschlaggebend sein kann. ^ ^ übe?vi^R^n^. daß irgend welche Erwägungen über d,e Abänderung des Preußischen WablaeseneS >n ,»»g,Icr Zeit an maßgebender Stelle nicht statlgesunte» haben, dag sonach t,e Betrachtungen der Zeitungen über tie-^ 4.he,»a euisiwe.len lediglich theoretischer Natur sind. Nack der Versicherung der „Nordd. Mg. >4eita " ist «ne neue ^c'Nnguiig des Cull»di»i»isicrs. welche die An, ösu„g rer Cre,etter S,n,nlta„sch.Ucn a»c'rdm. »cht ergangen. ^.a>» mußte dieser Versicherung alebaid Mißtrauen entgegenbringen, nachdem die Nachricht in der bestimmtesten Form ausgetrele». rn össenllichcr Wäl lcr- versammlung in Cresetd zur Sprache gebracht, von allen dortigen Blättern berichtet und von dem ossicibscii Telc- graphcnbureau dcr Wett mitgetheill worden. Wenn die Nordd. Allg. Zeitg." in dcr Verbreitung dieser Nachricht einen liberale» Waiitkniff vcrmuthete, so mußte man fragen, waS die Liberalen sür ein Interesse an der Erfindung und Verbreitung einer Tbatsache haben sollten, die lediglich die Siegeszuversicht, die Hoffnungen und den Mull) der Ullramoittaiien zu erhöhen im Stande war. Jetzt gehl der „Germania" ein Telegramm zu, wonach Herr von Goßler in Düsseldorf eine nltrainontane Deputation ans dcr Stadt Creseld empsing, welche ihm ihren Dank sür seine neueste Verfügung i» Sachen der Simultaiischulen aussprecken wollte. Herr vo» Goßler er widerte, er srcne sich, nachdem sein Amtsvorgänger die An gelegenheit i» die richtige Baku gelenkt habe, daß er nnnmehr in der angenehmen Lage sei, den Wunsche» dcr christlichen Eltern entsprechen zu können. „Danach", fügt die „Germania" hinzu, „ist also die ossiciöse Notiz dahin'zu verstehen, daß bis jetzt die entscheidende Verfügung »ock nicht erlassen ist, sonder» erst in der nächsten Zeit erlasse» werden soll." Da» Demeitti kommt also lediglich auf eine Silöcmsteckerei und Berichtigung eines ganz nebensächlichen PuncteS hinaus. Den Werlk ossiciöscr Versicherungen lernt man hier wieder ein mal an einem crasscn Beispiel kennen. Tie kürzlich i» Dublin «öffnete „irische National versammlung" hat sich durchaus nickt zu einer so impo santen Kilnkgebung gestaltet, wie die Veranstalter — aber auch zumeist Hur diese — sich versprochen hatten. Als nicht zu unterschätzendes Moment ist jedoch hervorzuheben, daß sich eine Einigung zwischen Parncll und seinem zu extremeren Schritten geneigten Parteigenossen Davitt anzuhalmen scheint, lieber die Verhandlungen meldet ein Privattclegramm dcr „Voss. Zlg." Folgendes: „Aus der Nationalversammlung in Dublin »nd von 1500 cingeladenen Dclcqirten nur etwa 800 erschienen. Egan zeigte in einem ans Pari« datirten Schreiben an, daß er seinen Posten als Schatzmeister der Lanbliga niedcrleae; er bat, über die Summe von 31,900 Pfd. Slcrl. als Saldo des LigasondS. sür welchen im Ganzen 244.800 Psd. Slerl. «»gegangen. Verfügung zu treffen. Tie Consere»; nahm Parncll's Vorschlag zur Bildung der irischen National liga aus der Last- des bekannten Programms an. Parncll erklärte, ohne ein irisches ParlamtttÜ sei eine cnkgiltiga Lösung dcr Bodenfrage undenkbar. Da« gegenwärtige Regierungssystcm müsse hinwegaefegt und durch Repräscn- tativbehördcn ersetzt werden; ebenso sei daö irische Statt halteramt als inangelhaft und verderblich abzuschaffen. Parncll drückte die Hoffnung aus, cs werde ibm selbst unter den gegenwärtigen Umständen gelingen, die Mitgliederzahl seiner Partei aus 65 bis 70 zu erhöhen; behufs Sicherung der nationalen Selbstregierniig würbe cs aber nothwendig'scin, dieselbe auf 80 bis 90 zu bringen. DicS könne nur durch ei» ausgedehnteres Wahlrecht bewerkstelligt werte». Michael Davitt erklärte, er könne Parnell'S Lcuidrcsormplan nickt annehmcn; so lange dem irischen Volke nicht das demselben gestohlene Land zuriickgcgebc» werde, könne von einer cnt- gilligcn Lösung dcr Landsrage keine Rede sein. Er wolle jebock. um keine Entzweiung herbeizusühren, »iit Parnell in der allmäligen Abschaffung des GutsherriithuinS eoopcrircn. Parnell'S Landresormplan will den Landbcbauern das Recht sicher», Eigcilthümcr ihrer Pachtungen durch Staatsvorschüssc zum Ankauf derselben mit Rückzahlung dieser Vorschüsse binnen 63 Jahren zu werden". Den Italienern verursachen ihre diesjährigen Mili- tairmissioncn zu den srembslaatlichen Manövern mancherlei Kopfzerbrechen. Kaum hat sich cic ösfenllichc Meinung cinigcrmaßcii beruhigt wegen der unterbliebenen Tceorirung dcr nach Dcnlschland entsendeten Ossiciere, so kommt der „Faiisulla" und erzählt, den nach Frankreich gereisten Ofsi- ciercii sei als BeobachtungSfeld daS Terrain der kleinen Manöver in dcr Normandie angewiesen worden, wahrend alle übrigen sremdstaatlicbcii Ossiciere zu den großen Manövern bei Orniy zugelasscn wären. Es habe dcr direclen Eininischung - des Königs Humbert bedurft, um de» Vertretern dcü italie nische» Heere» in dieser Beziehung die Gleichstellung mit ihren Kameraden dcr übrigen europäische» Mächte zu verschaffen. Der Hergang bei den preußischen Walilmiinner-Wahlen. Tie Wahl-Verbandlung geht nach de» gesetzlichen Be stimmungen solgcndcrmaßc» vor sich: Sie beginnt am festgesetzten Wahltage morgens 9 Ubr und Hort aus (nicht wie bei de» Reichslagswal'lcn am Abend), so bald alle erschienenen Wähler abgestimmt baben. Schon vor Io Ubr pflegt die dritte Ablhcilung, kurz nach' 10 Uhr pflegen alle Ablheilungen das Wahlgcschäst beendigt zu haben. Politische Reden sind dabei nicht gcslattet. Nack Verlesung der Paragraphen des bezüglichen Wabl- Regleineitts werden die Namen aller sliinmbercchligtcii Ur wähler aller Abtheiluiigen in der Reibensolge vorgelcsen, will sic i» der Ablheilungslisle verzeichne! sind, wobei mit dem Höchiibcslcucrtcn augesangeii wird. Spater erscheinende Ur wähler melden sich bei dem Wablvorfleher und können an den noch nicht geschlossenen Abstimmungen thciliichinen. Ab wesende können in keiner Weise durch Stellvertreter oder sonst an der Wahl theilnehmen. Die dritte Ablhcilung wählt zuerst, die erste zuletzt. Sobald die Waklvcrhandlniig einer Abtheilung geschlossen ist, werbe» die Mitglieder zum Abtritten veranlaßt. Der Protokollführer rust die Namen der Urwähler ab- thcilungsweise in derselben Folge, wie bei deren Vorlesung auf. Jeder Ansgcrusene tritt an den zwischen ber Versammlung und dem Wahlvorsteher ausgestellte» Tisch und nennt unter genauer Bezeichnung Len Name» des Urwählers, welchem er seine Stimme geben will. Sind mehrere Wablinänner zu wähle», so nennt er gleich so viel Namen, als deren in der Abkhcilnng zu wählen sind. Tie genannten Namen trägt der Protvkollsührcr neben dem Name» des Urwählers >» Gegenwart desselben in die Ablbeilungslistc ein, oder läßt sie. wen» derselbe es wünscht, von dem Urwablcr selbst einlragcn. Die Wahl erfolgt nach absoluter Mehrheit der Ttim- mcitte». Soweit fick bei der ersten oder eincc iclgcncen Ab stimmung abielnte Stimmenmehrheit nickt cvg.ol. temunu
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