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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.07.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188307237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830723
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830723
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-07
- Tag1883-07-23
- Monat1883-07
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.07.1883
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Kedartion und LlprLilion Johannesgasse 33. Sprrchkundcn der Nrdaciion: Bormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. HLr tt» RUck,»de nu«kt»»dler Manuicripl« «acht sich du Si«dacu«a a>chl »nduiolich Nnn»tz«e »er für tzie nSchftfslgende Nummer »rstimmten Inserate a« Wochentagen bis L Uhr Nachmittag», an Tonn- un» Festtagen früh bis '/,S Uhr. 3n den Filialen für 3ns.-Ännah»e: Otto Klemm, UniverfftätSstraße 21, Louis Lösche, Katharinenstrabe 18, p. nur bis '/,S vtzr riMer TaMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- «nd GeWftSverkehr. Sluflage R8,t0v. Abonnrmrntsprris vienelj. 4'/, M!r. incl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren sür Extrabeilagen ohne Postbeiürberung 39 Mk. mit Poswesörderuug 48 Mk. Inserate gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unierem Preis verzeichnis. Tabellarischer Say »ach höherem Tarif. Nerlamen nnter dem Uedartionslirich die Spaltzeile öO Ps. Inserate sind stets an die vxpcditian zn senden. — Nabair wird nicht gegeben. Zahlung praeuumernnäa oder durch Post nachnahme. LV4. Montag den 23. Juli 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Veklmntnmchung. Die Herstellung einer Schleuße lll. Claffe in den den Sgnare an der Körnerstraße nmgebcnden Straßen soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, NathhauS, Zimmer Nr. 14 aus und können daselbst eingesehe» rcsp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Ansschrift: „Schleuste für den Square an der Körnerstraste" versehen ebendaselbst und zwar bis znm 2. August dieses Jahres Nachmittags 5 Ubr einzurcicben. Leipzig, am 2l. Juli >883. Des RathS der Stadt Leipzig Ttratzcnbau-Deputation. Manntumchung. Der am 21. Juni dis. IS. z» PanS verstorbene Herr Simon binden bat die Sninme von Dreitausend Mark zur Verlbeilung an hiesige Arme, und zwar je zur Halste an HülsSbedürfligc israelitischer Eorffession und an andere Arme ausgesetzt. Jkachtem >vir diese Zuwendung anzunchmen besckloffcn, und nach Eingang der auSgesctzte'n Summe die eine Halste derselben an die hiesige israelitische Gemeinde, die andere aber an daS Armenaml abgegeben haben, bringen wir kieS hiermit zur öffentlichen Kennlniß und rufen dem edlen Wobl- 1 Hüter sür sein uienschensreundlicheS Bcrmüchtniß den wärmsten Tank nach. Leipzig, den 18. Juli 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Tröntlin. Dr. Wangemann. Dckanntluachung. Zum Behuf der gegen Ende jedes akademischen Halbjahres zu ballenden Remsion der llniversitStS-Bibliothek werden die Herren Siudirenden, welche Bücher aus derselben entliehen haben, aus gefordert, diese am 2«.. 28 und LS. Juli gegen Zurückgabe der Empfangsbescheinigungen abzuliesern. Die Ablieferung wird in der Meise zu geschehen haben, biß die jenigen, deren Namen mit einem der Buchstaben Sr bis ll anfangen, am 26. Juli, die, deren Namen mit einem der Buchstaben 4 bis U beginnen, am 28. Auli und die übrige» am stv. Jul» (früh zwischen 10—1 Uhr) abliefern. Alle übrigen Entleiher werden aufgesordert, die an sie verliehenen Bücher am 2., 2. und 4. August (während der gewöhnliche» Ocffnnngsstuuden) zurückzugeben. Während der Revision-Zeit (20. Juli bis 9. August incl.) können Bücher nicht ausgeliehcn werben. Ebenso muß während derselben das Lesezimmer geschlossen bleiben. Leipzig, den 21. Juli 1883. Die Direktion der UniversttStS-VIbllothek. Ör. Krehl. Mannimachung. Die Lieferung van Kartoffeln und Mohrrüben sür das Garmsun-Lazareth Leipzig soll dem Mindestfordernden aus getragen werden. Unternehmer wollen versiegelte, mit Aufschrift „Kartoffeln rc." versehene Angebote bis 27. Juli früh 11 Uhr anher abgcben. Die Bedingungen sind vorher einzuseden und zu unterzeichnen. Leipzig, 19. Juli 1883. Königliches Garnisonlazareth. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 23. Juli 1883. * Die Nachrichten von außergewöhnlichen Maßregeln znm Schutze der deutschen Ostgrcnze werden osficiö« dementirt. Der Ausbau der Festung Thorn erfolgt auf Grund des Gesetzes von 1873 über den FestungSbausond. An einen Um- oder Ausbau der ehemaligen Festung Graudenz wird nicht gedacht; an den noch vorhandenen Werken finden seit Jahren im Herbst Pivnnierübungen mit Spreng versuchen statt. * Der abschlägige Bescheid auf die Petition de-Posen er ProviuziallanbtagS um eine einheitliche Organi sation der provinzialständischen Verwaltung Kat, wie-die Presse der verschiedenen Richtungen bezeugt, überall in der Provinz verstimmt, bei den Deutschen sowöbl wie bei den Polen. Da- „Posener Tagebl." weist daraus bin, daß der von den Landständcn cinstnnmig angenommene Antrag auS der Milte der deutschen Abgeordneten bervor« gegangen war, und daß es vorzugsweise die Deutschen der Provinz sind, weiche von der erhofften Mitarbeit an drr Verwaltung des Proviiizialvermögent und der Provinzial- anstalten zurückgeoräiigk werken. ' ES ist dies in der Thal ein Gesichtspnncl, welchem die Negierung, wenn die Ange legenheit, wie nach der Stimmung in der Provinz mit Sicherheit zu erwarten ist, in dieser oder jener Form erneut an sie herantreten sollte, eine ernste Erwägung nicht wird versagen können. Man kann die bureaukralische Aeiigstlich- keil auch zu weit treiben. ES handelte sich hier um eine» Vorschlag, der ohne alle politischen Nebengedanken lediglich auf die Vereinfachung der, wie anerkannt wird, coniplicirle» und kostspieligen commuiiaien Verwaltung abzielte, und die äußerst geringe Beimischung von Selbstverwaltung konnte dock — wenn nicht rein bureaukratiiche Voreingenommenheit milsprach — kaum zu so entscheidende» Besorgnissen um eine „den provinziellen wie den allgemeinen amtlichen Inter essen gleich zuträgliche Enlwickclung der Provinz" Anlaß neben. Es ist auch nicht unrichtig, wenn auS dem polnischen Lager — in der „Germania" — die Meinung ausgesprochen wird, daß, wo doch wenigstens aus materiellem Gebiete einer Verminderung der Gegensätze zwischen den Nationalitäle» der Provinz vorgearbeitet werde, ein zustimmender Bescheid hätte erwartet werden sollen. Allerdings haben die Pole» beute am wenigsten ein Recht, sich zu beklagen. Die Art, in welcher von ihrer Seile jetzt agitirt wird, nachdem ihnen von der Regierung ei» größere» Entgegenkommen bewiesen worden, kann unmöglich dazu dienen, die llebertragung von SelbsivcrwalkimgSeinrichkungen auf die Provinz zu bc günstigen. * Der „Moniteur de Rome" wird durch die Sorge um eine den valicanischen Ansprüchen genügende Gestaltung der weußischen kirchenpolilischen Gesetzgebung keineswegs völlig in Anspruch genommen; er behält z. B. Zeit, die Schweiz vor deutschen EroberungSaosichlen zu warnen! Im Stil der französischen Cbauvinisten-Blätter setzt daS päpst liche Organ heute auseinander, daß die deutschen Bankier», welche in den Generalversammlungen der Gotthard- und anderer schweizerischer Bahnen neuerdings versucht haben, Einfluß aus die Verwaltung derselben zu gewinnen, „nur dir Quartiermacher der deutschen Diplomaten und Generale sind". Sind erst", so versichert daS Blatt der Curie mit einer deutlichen Wendung nach Frankreich hin, „die schweizer Eisen- babnen in den Händen der Bankier» von Frankfurt, Stutt- -zart und Wien (sic!), so wird Deulscbland einen großen Schritt zur Zerstörung der Unabhängigkeit und vor Allem ber Neutralität der Schweiz gemacht haben". Wir haben uns durch die kirchenpolilischen Zugeständnisse gute Freunde im Batican erworben, daS muß man sagenI * AuS Swine münde wird vom Donnerstag gemeldet: Die chinesische Panzer-C orvetle „TingHuen" ging beute Vormittag 10 Uhr unter Assistenz der Dampfer „Lotbar Bucker" und „Fritz" in See. Dieselbe lief in nordöstlicher Richtung circa zwei Meilen vom Hasen, wo die Schießver suche auSgesührt wurden. Zunächst wurden die großen Ge schilpt zuerst mit halber und dann mit ganzer Ladung scharf abgeseuert (dieganzeLadnng besteht aus 100 Kilogr. Pulver pro Schuß und daS Geschoß hat ein Gewicht von v>/, Etr.). Nach jedem Schuß wurden die Thürme genau geprüft, ob an den Nieten oder sonst wo durch dir starke Detonation Beschädigungen am DrcbmeckaniSmuS entstanden seien, indeß zeigte sich nicht der geringste Schaven, namentlich haben sich die Bremsvorrichtungen, welche dem Rückprall der Geschütze beim Abfeuern Widerstand leisten und die Drehscheiben fest- haltcn sollen.vorzüglich bewährt. Auch auf die Fahrt dcSSchisse» Hallen die Ccbüsse keinen Einfluß. Die Bauart desselben bewährte sich überhaupt vortrefflich, denn trotzdem die Seeimmer unruhiger wurde und die Wellen über die Commandobrücke spritzten, war ein Schwanken de» Schiffes kaum bemerkbar. — Um 3 Uhr wurde» zwei Salven nach Backbord auS beiden Thürmen gleichzeitig abgegeben, aber auch diese furchtbare Detonation bei gleichzeitiger Explosion von 400 Kilogr. Pulver Halle aus das Schiff keinen Einfluß; cS wurden nur zwei Fenster scheiben zertrümmert. Demnächst wurden die kleinen Geschütze am Vorder- und Hinlerlhuri» mit je zwei Schüssen ongc- schossen, deren Wirkung wir von der Commandobrücke au« bevbacktcten, was von besonderem Interesse war, weit man da- Geschoß auf der See genau verfolgen konnte. Auch diese Thürme bewahrten sich trefflich. Um 4 Uhr war die Schics; Übung beendet »nd Dircclor Hanck konnte die Gratulation auch für diese Probe, deren Resultat nach dem Urthcil aller Sachverständigen ein vorzügliches war, mit Ernugthuung annehnien. Um 6 Ubr erreichten wir Swiiiemüiidc beim hcrrlicbsicn Wetter. Nunmehr ist Alle» seitens des „Vulkan durch diese letzte Feuerprobe in Betreff dieses Schisse» erfüll!. * In Otter ndorf, dcni Hauplorte des ReichStagS- Wahlkreiscs, welchen bisher Herr v. Bennigsen vertreten hat, fand am lO. d. M. eine uationalltberale Ver sammlung statt. Ten Vorsitz führte Pastor Psass, an welchen Herr v. Bennigsen bekanntlich einen zur Beröfsent- lichnng für seine Mäkler bestimmlen Brief »ach seiner Man datöniederlegung gerichtet halle. In einer Ansprache äußerte Pastor Psass. nach dem Berichte kcS „Hann. Cour.", Uber die Motive des Rücktritts deS Herrn v. Bennigsen, dieselben lägen besonders in der Zerfahrenheit der politischen Verhält uffie, soivie in der steigenden Verbitterung der Parteien und in der zunehmenden Spaltung selbst unter den Liberalen, wodurch v. Bennigsen die Möglichkeit genommen sei, in seiner versöhnlichen Weise eine erfolgreiche politische Thätigkeit zu üben. Die Versammlung setzte bcbusS Ermitlelima von Can- didaten ComilöS von Vertrauensmännern sowohl sür die Reichstags- als auch die Landlagswahl ein und übcrlrug denselben, die geeigneten Candidalen als solche der National- liberalen zu proclamireu. * Im böhmischen Landtage liegt zur Stunde da» Schwergewicht noch in den Commifsions-Verbandlungen. AuS diesen schon geht das Streben der Czcchen hervor, ibre Ma jorität ausznbeutcn, um möglichst Viele» schon in dieser kurzen ersten Session den nationalen Instituten und den Zwecken ihrer Partei zuzuwenden. Mag nun daS zweite czechische Theater bewilligt werden oder nicht, so dürste der Landtag allem Anscheine nach zu Gunsten de» bestehenden czechi'chen National-TheaterS eine jährliche Last von 25,0o0 fl. aus den Domcsticalfonds übernehmen. Die Budget-Commission bat z» Gnnsten des projectirlcn Museum- Beschlüsse gefaßt, welche die LcmdeSsinanzen in einem »och gar nicht festzustellenden, jedenfalls aber höchst empfindlichen Maße beschweren werden Und waS der Landtag nickt durchführen kann, wird der LankcSauSscbuß besorgen. Tie czcchischcn Organe fordern ia schon die czechische» Gemeinden aus. Petitionen an de» LandeSausschug eiiiznbringcn und ka.t Organ dcS Oberst- Landmarscball-Stcllvertreters im LandcsauSscbusse verspricht den czechische» Gemeinden eine besondere Berücksichtigung ihrer Wünsche. ES geht doch nichts über die vielgepriesene „Gleichberechtigung- l * Ungeachtet den Grvßenwabn-Politikern in Rumänien ibre Insolenzen gegen den östcrreichisch-unaariscben Nachbar so übel bekommen sind, scheint ihnen daS richtige Berständniß der Siluatio» noch immer nicht ausgegangen zu sein. Soviel hat die erhaltene Lection allerdings gefruchtet, daß dir Bukarester Jrredentisien das dirrcte Liebäugeln mit den „unerlösten Brüdern", die hinter den österrcickisch-ungarischen Grenz pfählen „schinackte»", eingestellt haben. Um aber ihre staats inäiinischcn (?) Talente nickt gänzlich brach liegen zu lasten greisen die Gradisteanu und Genossen ihr Lieblingstbema jetzt von einer ander» Seite an. Sie haben nämlich plötzlich ent deckt, daß der Titel „König von Rumänien" eigentlich gar nicht der dem Staaisobcrhaupte von Rechts- und Ver saffungSivcaen zukommenve sei. dieser vielmehr durch die Be nennung „König der Rumänen" ersetzt werden müsse. Der „Romanul" begeistert sich sür diese Idee »nd hängt ihr sogar ein staatsrechtliche» Mäntelchen um. als Hostie er wirk lich. durch seine Spiegelfechtereien die Welt glauben machen zu können, daß hinlcr der i» Anregung gebrachten Aenderung des rumänischen Königstitel» nicht genau dieselben Hinter gedanken steckten, alS sie in dem bcriichtiaten Jastver Toaste Grabistcanu'S umhcrspuktcn. Nun, die Welt wird auch ob dieser neuesten Evolution der großrumänischen Fanatiker nicht au» ihren Fugen gehen, noch werden die im Banat und m Siebenbürgen wohnenden österreichisch-ungarischen Staats bürger romanischer Mundart sich um der schönen Augen de- „Romanul" willen plötzlich als Unterthanen eine» anderen König« fühlen, als desjenigen, der in der Wiener Hofburg residirt. Allein da« Gebühren drr Bukarester In- triguanten und Hetzer zeigt wieder einmal recht handgreiflich wie gering die Achtung gewisser Kreise vor dem bestehenden internationalen Rechte ist und wie sehr ihre ganze politische Spekulation von dem Bestreben durchdrungen nnrd, im Trüben zu fischen. Wo dergleichen Tendenzen cuttivirt und di-cnlirt werden, muß selbst drr sriedtiebendste ung gutmütbigste Nach barstaat Acht geben, daß sie nickt plötzlich einmal zu einer östentlicken Gefahr entarten. Sicherlich wirb der Anbahnung unkBescstigung normaterBeziehungrnRumänienö zu Oesterreich- Ungarn durch das Ptaidiren sür eine so ominöse Tilel- neuerung, wie die oben angeführte, kein Vorschub ge leistet. den rumänischen Interessen aber ein sehr zweisrthaster Dienst erwiesen. * Mit gewohnter Energie geht Lesseps bereit» an die Ausarbeitung der Entwürfe zu dem zweiten Suez canal. Er hat den Ingenieur für die Canalarbeilen in Suez telegraphisch aufgesordert, sich mit den Plänen sür den projectirten zweiten Canal sofort nach Paris zu begeben, damit baldigst mit der Ausgrabung des zweiten Canal« vor gegangen werben könne, der Suezcanalgeiellschast seien jetzt die finanziellen Mittel zur AuSsübrung des Canal- gesichert. sei es durch das von der englischen Regierung gemachte Anerbieten, sei eS durch andere ihr zur Verfügung gestellten Mittel. Gutem Vernehmen nach bat die englische Regierung die Zulassung von 5 englischen Administratoren in ten BerwaltungSrath der Suezcanalgesellschast verlangt, anstatt 3, wie ursprünglich bestimmt war. Neues Theater. Leipzig, 22. Juli. Die gestrige vorletzte Gastdarstellung de» HcrrnEugen Pansa vom Residenztheaker zu Berlin erfreute uns »och mit einer Bravourleistung, seinem Bonzour in Kart von Holtet'- Genrebild: „Wiener in Pari»", und vorher mit recht wirksamer Komik als Doctor Weller in dem Lustspiel: „Spielt nicht mit dem Feuer" von G. v. Putlitz. DaS letztere ist als ein sebr unterhaltendes und mit Situationskomik reich au-gestattetes Stück bekannt, da» den Darstellern recht dankbare Rollen bietet, freilich aber in der Schilderung der Naivetät nicht selten die Grenze des Kindischen streift und auch in seiner zu großen A»S- sübrlicbkeil de» Dialogs hie und da ermüdend wirkt. Den Doctor Weller, der als Procurator dcS Ehefriedens seine eifersüchtige Nichte und seine eigene Familie dupirl, dann aber kie Folgen seiner Lügen nicht zu bcmefflern vermag, charaklcrisirte Herr Pansa in ganz ergötz licher Weise und brachte eher zu viel als zu wenig komische Nüancen an, die auch nicht ganz frei von Ucber- trcibung blieben, zumal in den Scenen, wo der Lügenonkcl seine neugierige Familie mit scheinbaren Enthüllungen neckt. Wen» vaS allzu häufige Muiidzusammcnklappen eine Marotte deS DoetorS sein sollte, so schien mir diese mimische Zuthat entbehrlich. In allein Uebrigen verdiente die vortreffliche Darstellung de» Galle» den lebhaften Beifall, der ihm ge spendet wurde. Neben dem Gaste excellirte Frau Bau meister alS höchst lebendige Tante Nettchen und trug zur Erheiterung viel bei. Zum Theil war ihr Lachersolg freilich durch komische Uebertrelbungcn bewirkt. Ich sollte meinen, daß die Ueberlebendigkeit drr Zunge oft schon ausreichend zur Charakteristik gewesen wäre und wenigsten» etwas von der fuchtelnden Gestikulation, die zuweilen carikirt erschien, entbehrlich machen konnte. Allerdings trägt der Autor selbst die Schuld an solchen Uebertreibungen des Spiels, weil seine in den Schwankton verfallende Zeichnung dazu verlockt. Dasselbe gilt von dem Backfisch Mincben Weller, als welcher Fräul. Flösset ihr muntere» Wesen trieb. Back fische von Putlitz, die ihr Herz entdecken, sind freilich ihre» Erfolge« noch sicherer als dieses Minchen, da- die Ent deckung noch nicht nvthig hat. sondern so kindisch als möglich, ja sogar mit Puppe und Ballspiel sich producirt, trotzdem aber die vorlauteste Kritik auSübt. Die Spielweise des Frl. Flösse l war in diesem Genre der unnatürlichen Nalurkinder, wie sie die moderne Bühne so viele ausstellt, wie immer glücklich und fand durch ihre Drolerie oft verdienten Beifall. DaS Ebepaar Heinrich und Therese Winfried war durch Herrn Meyer, der den biedern und wahrheitsliebenden Arvocaten rollengerecht zeichnete, »nv Frl. Wil beim, die den Wechsel der Stimmung, die Steigerung und Entwaffnung der Eifer sucht plausibel darstellte, paffend vertreten. Der kollä»disch> amerikanischen Alice van Molden verlieh Frl. Schneider Anmuth und Lebhaftigkeit in Erscheinung und Spiel, ließ aber im Monolog die feinere Ausmalung ihrer Stimmung und in ihrer Repräsentation zuweilen daS Selbstgefühl oder den überliiüthiqen Sinn der überlegenen Amerikanerin vermissen. Dill beifallswerthem Geschick erfüllte Herr Schvnfeld seine Ausgabe .als Capitain Gottfried Huber, dessen Treuherzigkeit und frische Natürlichkeit ebenso trefflich zum Ausdruck kamen, wie seine Ungelenkigkrit und Verlegenheit. Auch Herr Hoßfetd genügte in seiner kleinen Rolle de« Schreibers Pappel. An dem flotten Zusammen spiel war fast nirgends etwa« auszusetzen. Selten genug wird »ns heutzutage das harmlose und anmutbige Genre- »der vielmehr Stimmungsbild: „Wiener in Paris- von Hollei vorgcsührt, weil solche Stücke aus der guten alten Zeit nicht mehr recht ziehen und weil auch, schon wegen des Französischen, den Bonjour nur wenige Ckarakler- spieler in ihr Repertoir ausnehme». In Herrn Pansa's Bonjour stellte sich uns der liebenswürdigste Franzose und Familienvater vor Augen, dessen guter Humor, noble Ge sinnung, väterliche Zärtlichkeit und Sentiment aus» Trefflichste ausgeprägt wurden, indem der Künstler stets ein harmeniscbe- Charakterbild gab, dem sich kein bizarrer oder verkunfielter Zug beimischte. Die Klarheit der Aussprache und die echt sranzöffsche Betonung-weise, sowie der ansprechende Vortrag de« Liede« trugen ebensall« zum Effecte der ganz vorzüglichen Leistung bei. Für die rrz> gemütblicbe Frau Kathi Bonjour, dir in Pari- noch ihr gut österreichisches Herz und Wesen bewahrt, eignete sich Fräulein Buse vollkommen und gab von der Wienerischen Naivetät ergötzliche Proben. Auch Fräulein Schneider spielte ibre kleine Rolle alS Madrlon Bonjour nicht übel und sprach ihre berechtigte Entrustung-rcde nach der Beleidigung des alten Wcrmann mit gutem Nachdruck. Mit der AuSsübrung der übrigen wenig inbaltreichen Rollen, dem allen Wermann deS Herrn Stürmer, dem Ferdinand des Herr» Purschia», der alten Toni Wermann dcS Fräulein Kunkschmann und dem Grasen von Werth des Herrn Herbst konnte man. abgesehen von dem zu modernen Evstüm der Herren, wohl ein verstanden sein, mußte aber den Tialcct vermiss,». Herr Müller verstand eS, seine Tiiiierrclle durch Komik inter essanter zu machen. Bernhard Seubertich. Musik. * Ueber Bayreuth schreibt die „Karlsruher Zeitung": „Der Plan, die „Nibelungen" nicht in speculalw Neiiniaiiii'icher Ver unstaltung, sonder» im Gciue deS JahreS 1870 wiederum unier HanS Richter im Jabre 1885 in Bayreuth auszusübren, bewegt alle ür die Lach« ernst arbeitende» Männer, ebenso arbeitet man daran, die übrige» Wagner'iche» Werke, alio anher „Parsisal" und „Nibe- lungen" unter Hans von BiUow's Leitung unb Direciion in Bayreuth lebendig werden zu taffen; denn er und kein Anderer ist der wahre Erbe von Bayreuth und mühte sofort nach Bayreuth berufen werden, »bald — alle persönlichen Hindernisse aus dem Wege geräumt wären." Hierzu bemerken die „Dresdner Nachr.": Wir glauben schwerlich, bah sich Hans von Bülow und Frau Eosima jemals die Hand über der Etrust de- dahiiigegangenen Meisters reiche» werden. Und die Idee einer Lesammtaussührung der Wngner'jchen Werke, quasi als deutsche Nativnal-PassionSspicte in Vayreulh. dürste ge ringen Anklang finde», da man dergleichen — mit Ausschluh des Parsisal — schon in Wien und Hamburg veranstaltet hat. llnd der Parsisal wird auch seine Wanderschaft aulreten, des sind wir gewiss, denn, auf Bayreuth allein angewiejcn, mühte er bald sein Leben elnbühen. Sachsen. * Leipzig, 22. Juli. Die von Herrn Fischermcistcr Händel für die Leipziger Fischer-Innung gestiftete neue Fahne soll am Tage deS FischerslechenS. Freitag, den 3. August, unter entsprechender Feierlichkeit eingeweihk werden. ES werden sich zu diesem Bcbuse die festlich geschmiickten Fischer bei Herrn Obermeister Köhler ans der Arndtstraße Vormittags tl Uhr versammeln, um sich von hier aus nach der Wohnung deS Herrn Fiscbermcisters Händel (am Schlcußiger Wege) zu begeben, woselbst die neue Fabnc von dem Stifter entgegengenommen wird. Die feierliche Cittwffyung der neuen Faüne erfolgt im Tivoli, vo» wo aus dann der Zug der Fischer sich nach der Stadt begeben wird, um dann, »ach erfolgtem Umzug in der Stakt, ans dem Schimiiiel'schen Teiche daS „Kischerslechen" anozusübren. Die neue Fahne besteht an- grüner und weißer Seite mit dem sächsischen Wappen. Außer verschiedenen disiingnirten Persönlichkeiten sind auch die Meister der Fischer-Innungen der Nachbarflävte zu dieser Fahnenweihe eingeladen. * Leipzig, 22. Juli. Ein hiesiger Tbeilnchmer dcS am Freitag Nachmittag abgegangcncn TuriierExlrazugcS nach Lindau schreibt unö von Station Augsburg iinkerm gestrigen Tage Folgendes: Die Fahrt bis hierher war, mit einziger Ausnahme von RegcnSbnrg, vom Wetter begünstigt. In letzterer Stadt wurden die Theilnehmcr. welche ui zwei Zügen von 800 und 017, also zusammen über 1400 Personen, befördert wurden, mit Musik empfangen. Die Fahrt war trotz VeS großen Andranges sehr interessant und die allgemeine Festslimmung wurde auch durch den hoben KasscepreiS in Egcr (die Taffe 40 ^s) nicht beeinträchtigt. Nickt minder interessant war die allgemeine Wäsche am Sonnabend früh 5 Uhr in Station Weiden. Bei Abgang dcS Briefes ordneten sich die Thcilnehmcr am Bahnbose in Augsburg zum Marsch in die Stadt, welcher unter Musikbegleitung vor sich geben sollte, um da» jür 1200 Mann bestellte Miltagöcffcn, bestehend in Suppe, Ochscnfleisch mit Gemüse nebst 1 Liter Bwr (Preis 1 ^e) einzunehmcn. — Die am gestrigen Sonntage vom Ad. Schmidt'schen Reisebureau veranstattetcn Exlrasahrlen »ach Greiz und Nentzschmühle und nach Grimma-Leisnig hatten eine Bctheiligung von zusammen über 1000 Personen ausziiwcisen. Der Zug nach Greiz rc.. welcher auf der Baycriichen Bahn 5 Uhr 50 Min. abging, zählte über 200 Pcri'onen, derjenige nach Grimma rc.. welcher aus der Dresdner Baku um 8 Uhr abgesertigt wurde, zählte über 1000 Thcilncbiner. — Wie man uns auS Dresden mitlbcilt, reisen dort General Mite und Miß Millie Edwards am Sonntag Abend ab, um »ach Leipzig zu fcibren, wo sie bekanntlich vom nächsten Dienstag den 24. dis. ab ihre Soireen im Krystallpalast svrlsetzen. Der Erfolg, den diese Liliputaner, die mit Reckt die kleinste» Menschen der Welt genannt werden, auch in der sächsischen Residenz zn ver zeichnen halte», war, wie überall ei» geradezu großartiger. AlS Beispiel sur die KörperauSl>ld»»g des niedlichen PaäreS möge u. A. angeführt sein, daß die Schuhe der Miß von der Sohlenspitze bis zum Absatz 9'/^ Centimetcr »nd die des General- 10 Centimeter messe». ES »nlerliegl wohl keinem Zweifel, daß daS Pärchen auch in unserer Stadl erfolgreich austrclen wird. ) Leipzig, 22. Juli. In einer Wohnung der Baye rischen Straße sand gestern Abend ein Gardinenbrand statt, der eine Fkuernieldnng vcraiilaßle, jedoch ohne wetteren Schaden bald beseitigt wurde. — In einer hiesigen Restau ration wurde kürzlich einen, alS Gast anwesenden Maler der Ueberzieher, den er einstweilen abgelegt balle, v»n einem Un bekannten gestohlen. Gestern »nn gelang eS. de» Dieb in der Person eine- hiesigen Marklk-lser» zu ermitteln und fest« runehmen, als er den gcsisblene» Uebernebcr ans dein Leib bause verpfände» wollte. — Bor einiger Zeit Halle ein junger Mann, hiesiger Han d lungScoin i» >S^ mil einem Dienst- mäechen ein Berbättmß angeknüpfl und ans da» Versprechen bin, daß er sie beiralhcn werde, von seiner Geliebten ei» Sparcaffcnbuch über 200 >F zur Verwahrung ausgebändigl erhalten. Der ungetreue Lieohaber dachte aber nicht ans Heiratben, erheb vielmekr die Ersvarniffe des getäuschten Dienstmädchens bei ber Sparcaffe und verlhat da» ganze Geld sür sich in Wobllebe». Zu spat erkannte VaS arme Mädchen den ihr gespielten Betrug, denn wenn auch aus ihre Anzeige der Commis in Polizerhasl kam, so war doch ihr Geld dahin. * Lindcnau, 21. Juli. Ueber eine Fcucrwehrübung berichtet das hiesige Wochenblatt: „Gestern Abend in der neunten Stunde hörte man Feueralarm blcckk,,. Zum Gluck war hierzu keine ernste Veranlassung, sondern es baiikctte sich nur um eine Schulübung, o Minute» nach dem ersten Signal waren 2 Mann zur Stelle. AlS eine größere Zahl allmälig sich zlisammeiigejundco, rückte ma»
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