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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.09.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188309143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830914
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830914
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-09
- Tag1883-09-14
- Monat1883-09
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.09.1883
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Erscheint täglich stütz 6'/, Uhr. Redaktion »nd Lrpediti«» JohanneSgasse SS. Sprechstunde» -er Ledartio». vormittag« 10—IS Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. km »ü «wa,»», N»,n»»tt«r vc»»»1cr>»«« «4t Ich du Ilchicü»» «cht »rktiatluh tlMM. Anuihmr »er ft, »te «Schsts«l»endc Nummer testimmten gnjerate an A«cheuta,eu bi» S Uhr Nachmitiaas a» L«»«- uu» -est«a»en früh bi» '/,d Uhr 3» -eu Filialen Nir 3ns.-Annatzme Lee« Klemm, Universitäisstraße S1. L»«is Lösche, Salharinenstraße 18,». imr bi» »S Uhr Auzeigec Organ für Politik, LocalMichte, Handels- und Auflage ISL00 Ltzonnementspreis viertelj. 4'/, Mk. incl. Bringerlohn 5 Mk.< durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren lür Extrabeilagen »b»c Postbeiürdcrung 30 Mk. «it Poslbcsördcrung 48 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis- Verzeichnis Tabellarischer u.Zlsfcrnjatz nach höherm Loris. »crlamen unter dem tledactionsstrich die Spaltzeile 50 Ps. Inserate sind stets an die istpebitia« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumoraiulo oder durch Post- nachnahmc. 257. Freitag den 14. September 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. VelMUtminhmr. Die Herstellung der Blitzableitungsaulaffe für die Capelle und die Leichenhallen auf dem neuen Friedhöfe soll im Wege der Submission vergeben werden. Formulare de» Kostenanschlag« und die Bedingungen liegen auf uuscrrm Nalhhause (H. Etage, Stube Nr. 5) an«, und sind die Offerten, verschlossen und mit der Nusschrist: „Blitzablettuuy für die Friedhofs-Eapelte re." versehen, ebendaselvit bis zu« Lv. diese» Monat», AbeudS S Uhr, abzngeben. Leipzig, den IS. September 1883. » Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wilisck, Ass. Der Inhaber de» abhanden gekommenen Sparcasscn- Ouittunglbuchc» Serie II Nr. KS.SlS wird hierdurch auf- gesordert, sich damit binnen drei Monaten und längsten» am 17. Dccember d. I. zur Nachwcisunz seines Rechtes bez. zum Zwecke der Rückgabe gegen Belohnung bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, widrigenfalls der Sparcassen-Ordnung geinäh dem angrmelketen Verlnstträger. nach erfolgter Beeidlgung feiner Anzeige, der Inhalt diese- Buche» auS- gezahlt werden wird. Leipzig, den 12. September 1883. Die Verwaltung de» Leihhaufe» und der Spareaffe. -rseutliche Plenar-Litzung der Handelskammer E«»n«hr»d. den IS. September I88S. Nachmittag» 6 Nhr. tu Here» Sitzniiarsaale, Rrnmarkt Id. I. LageSordnung: 1. Regt strande. 2. Berichte de» verfaflungS-Au-schusse» über ». die Einladung der amooiation kor tks rokorm anä coälüeation ok tds laue ok Nation, »um Beitritt; k. die Einladung zur Beschickung de» diesjährigen Sen »resse« »entfcher BolkSwtrthe. S. Bericht veS Zoll- und Stener-Autschuste» über die Eingabe der Herren L. G. Saudi« Nachf., Ermäßigung de« 8«ue» L4»t «»teaeaO «ad 8«>r»u»r,nötnna ans Laraasabrttate b«tr. 1. Bericht de» Börsenbau-Autschusses, Abschluß »e» UebertassuugS bertra,» mit »er Sta»t, sowie »er vaubertrüge beir. Nichtamtlicher Theil. - Deutschland und Rußland. Unser Verhältniß zu Rußland ist da» seltsamste und eigen- thllmlichste, wa» sich denken läßt; die beiderseitigen Kaiser häuser sind mit einander nicht nur durch die Bande deS Bluts, scndern auch dnrch die innigste Freundschaft verbunden. Tic kriegerischen Eigenschaften der deutschen Fürsten erfreuen sich der aufrichtigsten und bei jeder Gelegenheit kundgegcbcnen Svmpathie seiten» de» russische» Kaisers und der Großfürsten nnd der Geburtstag de» deutschen Kaisers geht niemals vorüber, ohne daß Kaiser und Heer in Rußland an diesem Tage ihrer Bewunderung und Hochachtung für den deutschen Kaiser durch Toaste und Festmahle Ausdruck geben. DaS bedeutendste miiitairischc Fest Rußland», daS St. GeorgSfcs», bringt stets neue Huldigungen für die deutsche Tapferkeit und wenn der FcsieSjuvrl seinen Höhepunkt erreicht hat, dann wird gewiß auf daS Wohl de» deutschen HcereS und die Ver brüderung desselben mit dem russischen ein volle- GlaS geleert. Und trotzdem gicbt e» bei allen diesen Freundschaft-- und Achtungsbezeigungen der Russe» gegen die Deutschen zwischen ihnen fo schwere und, man möchte sagen, »nheilöare Streii- puncte, daß die Gefahr eine» kriegerischen Zusammenstoßes, - . - ^ > zwischen den beiden Großmächten in stetem Sachsen bcgri.> s ssud^aS weist aus Konstant.nopel brn.^ Der Friede erscheint. Welchen Werth haben Leitartikel der „Moskauer Zeitung" und de» „Graschdanm", welche von Freundschaft-Versicherungen für Deutschland überfliegen und da» beiderseitige Fricde»«- brdürfniß al» unzweifelhafte Tbatsachr hinstellen, wenn die Handlungsweise der Regierung damit im grosssten Wider spruch steht? Da ist zunächst Rußland» Politik auf der Balkanhalbinsel. - - - ... - Dienste zn nehmen. Ganz auf dieselbe Weise wurde der Krieg Rußland» gegen di« Türkei im Jahre 187k eingeleitet. Damal« war Serbien die OperationSbasi-, welche sich Rußland für seine Krieg-zwecke auSersehen hatte und heute ist eS Bulgarien, eine ungleich bequemere Bast». weil sie Konstantinopcl um so und so viel näher liegt. Dazu kommt dir Jutrigue, welcye sich an den Namen de» Fürsten Karageorgewitsch, den Schwiegersohn de- Fürsten Nckita von Montenegro, knüpft. Ur ein FUrstenthnm auf der Balkanhalbinsel scheint dieser lbcntcurer aiiScrfehen. für welches ist noch ungewiß Rach einander wurden Ostrumelien. Serbien und Bulgarien ge nannt. Zuerst hieß e», er feste der Nachfolger Aleko Pascha'» werden, dann wurde daS Gerücht verbreitet, König Milan solle entthront und Fürst Karageorgewitsch an seiner Statt zum König von Serbien au-gerufen werden, endlich wurde von der Möglichkeit gesprochen, daß, wenn Fürst Alexander von Bulgarien der Behandlung müde, welche ihn, von Ruß land zu Theil wird, aus seine Fürstenwürte verzichtet hätte. Karageorgewitsch die Zügel der Regierung in Sofia ergreifen würde. Für alle Fälle würde dieser Fürst kein selbst ständiger Herrscher sein, sondern nur ein solcher von Ruß land- Gnaden. Der Besuch, welchen Fürst Nikita von Montenegro in Konstantinopel abslaltcle, hatte de» Zweck, daS Terrain dort aiiSzuknndschasten und zu prüfen, ob der Sultan wohl für eine derartige Gestaltung der Verhältnisse zugänglich sei. Den Vorwand bildet die Grciizrcgnlirung zwischen Mon tenegro und der Türkei und der Wnnsck, mit dem Gegner von gestern Freundschast zu schließen, ein Wunsch, dessen Aufrichtigkeit gerechten Zweifeln begegnet. Der Cnltan hat kenn anch trotz aller Freundlichkeit, welche er dem Fürsten von Montenegro erwiese», sehr wohl gewußt, um waS eS sich bandelt und erst noch vor Knrzein laut und deutlich erklärt, daß alle Gerüchte, welche ihn der Hinneigung zu Rußland ziehe», grundlos seien, daß er nach wicvor scinHeil bciDentschland und Oesterreich suchen werde. ES wäre auch in der Thal nichts Anderes, als wenn der Sultan seine» Kopf dem Nachen deS Löwen aiivertrauen wellte, könnte er sich entschließen, den FrenndschaftSversicberttngen Rußlands und seines treueste» TicncrS, de» Fürsten von Montenegro, Glauben zu schenken. Rußland ist jeder Zeit zum Sprunge bereit, uni sich ans die Türkei zu stürzen und ihm Konstantinopcl zu entreißen, daran» mache» die Russen selbst kein Hehl, wie sollte Aödu- Hamid dazu kommen, etwas Andere» zn denken? Daß Rußland kein gute» Gewissen hat, daS zeigt daS neulich erlassene Verbot der Oberpreßverwaltung in St. Peters burg: die Nachricht deS „Invaliden" von der Vcrinchrung der Eavalleric-Regimenter um je zwei Schwadronen weiter zn verbreiten. Wenn diese Truppenveriiichrniig nicht zu Angriffs- zwecken dienen soll, warum dann diese Heimlichkeit? Ver heimliche» lassen sich solche Dinge doch nicht, da» »nißto sich der Chcs der russische» Oberpreßverwaltung selbst sagen; durch sein Verbot bat er den Verdacht, daß die Vermehrung der Cavallerie schlimme und gefährliche Gründe hat, »ur der mehrt und alS begründet gerechtfertigt. Und wie verfährt die russische Negierung in den Ostsee Provinzen? Die AbschicdLbckannlinachung dcö Senators Ma»aiiein hat die Bestätigung gebracht, daß seine Sendung nur dazu bienen sollte, die vollständige Nnssisicirung Kurlands und Livlands einzuleikcn. Wie er anerkennt, haben seine Beniühiingcn vielfach dar richtige Bcrständniß bei den Beamten grsniidcn, aber doch noch nicht in dem Umfange, wie eö »öthig sei, um daS Land seiner Privilegien zu berauben und c» der russischen Knute vollständig zu unterwerfen. Bei solcher Sachlage kann der Jubel des Kalnga-NcgimcntS in SinibirSk bei Einpsang deS ElückwiinschlelcgrannnS, welche» Kaiser Wilhelm zum Alexander Newdki-Fcstc gesandt halte, nur zur Befestigung der Thatsachc dienen, daß die Be- ziehungen de» deutschen Kaiserhauses zum russische» und der kameradschaftliche Geist, welcher die beiden Armeen mit einander verbindet, auf die politischen Ziele, welche di« russische Regierung verfolgt, ohne jeden Einfluß bleibe». ^ Rußland hält an dem Testament Peter» des Großen fest, ist aisc Balkanhalbinsel. Me», waS Rußland aus dieser Halbinsel thut, läßt nur die «ine Deutung zu, daß r« sich auf einen neuen Krieg gegen die Türkei vorbereitet, welcher zugleich Oesterreich in seinen LcbenSbedingnngen verletzen würde. Und bei allen FnebenSversichcrungen, nwlHen ^ russische Presse übcrfließt, macht sie doch gar kein Hehl daran-, daß Rußland in den Besitz von Konstantinopcl gelangen muß, wenn eS nicht wirlhschastlich zu Grunde gehen soll. Kon stantinopel sei der einzige Wclthascn, von dem a»S Rußland- Handel sich naturgemäß entfallen könne und gerade dieser Hafen werde ihm vorcnthaltcn. Rußland befinde sich in der Lage eine- Kranke», dem nur eine kühne und schwere Opera tion Gesundheit und Kraft wicdcrgeben könne und diese Operation bestehe in der Bereinigung Konstantinopel» mit dem russischen Reich. Man könne doch Rußland nicht ver denken. wenn e» den Schlüssel zu seinen, Hause nicht in fremden Händen lassen wolle. So schreibt Fürst Obolen»koi d«r .Sreuzzcitung". Und nun vergleiche man damit, was Rußland auf der Balkanhalbinsel thut. Bulgarien, welche- durch den Berliner Frieden als Vasallenstaat der Türkei anerkannt ist, wird von Rußland al» russische Provinz behandelt. Fürst Alexander wurde von Ionm mit dem Verlust seiner Fürstenkroue be droht, wenn er nicht aus die ihm von der Nationalversamm lung in Eistowa verliehene absolute Gewalt Verzicht leiste und di« kaum beseitigte Verfassung wicdcrherstelle. Und da» erklärte der Abgesandte Rußland» nicht im eigenen Namen, sondern im Austrage de- Zaren. Die beiten russische» Generale, welche sied dem Fürsten al» Minister ausgedrungrn haben, Soboless und Kanlbar», vereinigten ihre Bemühungen mit denen Ionin'S, um Fürst Alexander zur Unterzeichnung eine» Manifeste» zu zwingen, durch welche» die Wiederher stellung der Verfassung der Bulgare» anackündigt wird. Diese» Manifest ist am 5 September in Sofia erschienen und die Verfassung wird jetzt von Scbolcfs nnd Kanlbar» unter Zuziehung von Ionin au-acarbeitet. Zugleich dringen dnnkle Gerüchte in die Oeffentlichkeit. daß russische Osficirre jchaarenweise nach Bulgarien gehen, um in der dortigen Armee im Osten nur so lange gesichert, als Rußland die Unmöglichkeit einsicbt, seinen sehnlichsten Wunsch zu verwirklichen, im Ucbrigcn spannt e» alle Kräfte an, um da- langst in Aussicht genommene Ziel zu erreichen und deshalb ist jeder, der ihm dabei in den Weg tritt, sein Feind. In diesem Falle befinden sich Oesterreich und mittelbar auch Deutschland. Leipzig, 14. September 1883. * Zur Lage wird un» aus Berlin vom Mittwoch ge schrieben: „Dem Fürsten Bi»marck ist die diesjährige Cur außerordentlich gut bckonimen nnd läßt sei» Gesundheits zustand, wie aus Gastein hierher gemeldet wird, Nichts zu wünschen übrig. Der Reichskanzler wird sich im Spätherbst aber ist in maßgebenden Kreisen auch bekannt, daß BiSmarck, so sehr er sich auch seit Jahren allen bloße" Repräsentation-Pflichten, Hof» und StaatSsesllichkeitcn zu entziehen sucht, bei der Grundsteinlegung des ParlanicntS- hauscS zugegen zu sein wünscht, und auch'in diesem Umstande dürste ein Grund für die Ausschiebung de- Termin» zu 'uchen sei». Von allen Seiten wird jetzt bestätigt, daß Herr on Sckilözer, nachdem er noch vorher mit dem Fürsten BiSmarck in Gastein conserirt, sich nunmehr aus seinen Bosten nach Nom zurückbegiebt. Daraus darf mit Sicherheit beschlösse» werden, daß von Seiten der Curie befriedigende lirklärungen über die letzthin so vielfach in der Presse besprochene» Vorgänge gegeben worden sind. Wie verlautet, wird die Frage wegen der Ernennung de» WeihbiscbosL Sniegon zum Bre-Slauer Generalvicar für den öster reichischen Theil der Diöccsc von der preußischen Negierung nicht weiter erörtert werden. Tie Vorschläge, welche von den preußischen Bischöfen der Cart'.nalk-Commission in Rom wegen deS von Herrn von Goßler an erster« erlassenen Cicular« gemacht worden sind, sollen durchweg die Billig,mg der vatieastischen Behörde gesunden haben. Tic Ziscböfe sollen Herrn v. Goßler's Vorgehen mit Anerkennung »ervorgehoben und überhaupt seine kirchenpolitisch»» Mass nahmen al- durchaus loyal der besonderen Berücksichtigung empsohlen haben Man dürste sich in Rom überzeugt baten, daß c» dem gegenüber nicht angczeigl wäre, nun den Bogen wieder allzu straff zu spannen und gicbt sich gern, wo man empsängt, den Anschein deS Entgegenkommens. Jedenfalls ind im Augenblick die Beziehungen zwischen Rom nnd Berlin wieder recht srcnndlichc, wenn auch über die DiSpciiesrage noch immer keine klare Meinungsäußerung erfolgt ist. I» diesem Piincte dürste Herrn v. Schlözcr's Ankunft i» Rom indessen auch bald daS gewünschte Euiverständniß zn Wege bringen. Die Entscheidung de» CultuSministerS in Sache» de« DiakonuS Lilhr hat unsere conservative Presse in große Verlegenheit gesetzt. Jedenfalls ist daS mot ck'orclro noch nickt erfolgt. Tie „Kreuzzeitiing" thcilt erst heule daS von kara-p datirte ministerielle Aktenstück in ihrem ganzen Wortlaut mit, indessen ohne irgend eine Bemerkung daran zu knüpicn. In dcmscltcn Schweigen gefallen sich die Ortho doxen einstweilen »och aus der ganzen Linie. Man darf gespannt sein auf die Auslassungen Ver nächsten Nummer der „Nene» Evangelischen Kirchenzeitung", deS Organ- unserer Hosprcdigcrpartci. Bezeichnend für die Dürftigkeit deS Stoffs und den Mangel an innerem politischen Leben ist die Inhaltlcfigkcit der letzten Nummern der „Nordd. Al lg. Ztg." und der beute anSgegebcne» „Provinzial-Cvrrespviidenz". Das erst genannte ossieiöse Blatt kommt noch einmal aus die letzte Reichstags-Session zurück und besonder» ans die vom Abg. Häuct gehaltene Rede. Nachdem daS Blatt bereits vor mehreren Tagen dasselbe Thema in seiner Weise erörterte, wiederholt eS heute die bereits damals k»nd- gcgebene geschmacklose staatsrechtliche Anschauung n»d Auffassung von der buiidcSrcchllichcn Stellung Sr. Majestät deS Kaisers »nd gicbt der Aiisiaffnng Raum, daß der Kaiser durch solche Reden bewogen werden könnte, diese seine Stellung auszu.zcben! Für solche Auseinander sctziingen dürfte cinständigcrwcise auch im wildesten Partei kainps und in der flauesten Zeit ein ossiciöseS Organ keinen Platz haben. Wir können das nur bedauern. (Siehe unten. T. Red.) Die .Provinzial-Correspondenz" bringt etwas han delspolitische Polemik und tbeorclischc Erörterungen über den Werth der indirekten Besteuerung — eine Lcctnre, welche schwerlich für die Abonnenten der KrciSblcitter ver baulich ist. Ter Landtag wird, wie in unterrichteten Kreisen der lautet, dieSnial früher al» sonst, wahrscheinlich bereit» Ende October, cinbcrufen werden, der Reichstag dagegen erst Ende Januar. Man will diesmal auf jede Weise ein Neben, kinandertayen beider Parlamente vermeiden. Ob dies möz, lieh sein wird, erscheint doch fraglich, wenn auch der Reichs tag diesmal kein Budget zu erledigen hat. IcdcnsallS wartet seiner ein großer Nachtragsetat, und daß ihm der Entwurf de» UnfallverfichcrungSgesetzcs wieder zugcht, ist selbstver ständlich Dem Landtage geht außer dem Etat mit Sicher heit ein Gesetz wegen Erhöhung der Beamtcngchältcr und daS Sch»ldotationSgeseh. sowie ein Entwurf wegen weiterer Verstaatlichung von Privatbahnrn zu. Die Melkung wegen eine» von Herrn v. Scholz auSgcarbcitetrn Steuerreform gefctzeS ist dagegen durchaus verfrüht." nach Varzin begeben und bis zur NeichStagScrössnung au seinem Gute vermeiden. Damit ist indeß keineswegs gesagt, daß der Fürst irgend wie nur der Ruhe zu pflegen gedenkt. Auch in Kissingen und Gastrin gönnt er sich vielmehr »ur die Muße, welche di« ärztlichen Vorschriften ihm durchau- zur Pflicht machen, im Ucbrigcn arbeitet der Kanzler in der Zeit seiner Ferien immer noch mehr als mancher andere hohe Staatsbeamte während seiner Dienstzeit, und wenn er der eiserne Kanzler mit Recht genannt wird, so trägt dazu ganz besonder- seine ganz außerordentliche Arbeitskraft bei Die Grundsteinlegung für da» neue Reichs tag»palai» wird in der That während der nächsten Rcich-taySsession stattsindrn, doch ist durchaus noch nicht, wie die „Kölnische Zeitung" meldet, ein bestimmter Tag für die Feierlichkeit in AiiSsicht genommen, weder der 18. Iannar, »och der 22. März, fo nahe e» auch für einen Corrcspoiidciilc» liegen mag, zunächst an diese beiden Tage zu denken. SS versieht sich von selbst, daß sowohl der Kaiser wie der Kronprinz sich an dem bedeutungsvollen Acte beiheilige» werden; daß aber die Grundsteinlegung während der letzten außerordentlichen Reich-tag-scssion wegen der Ab wesenheit de» Kronprinzen von Berlin unterblieben ist, ist durchaus unbegründet, da Se. kais. Hoheit thatsäcblich zur Zeit in Berlin anwesend war. Tie Feier fand nicht statt, weil eben die Session deshalb um mehrere Tage hätte aus gedehnt werden müssen und schließlich doch »ur eine geringe Anzahl der Reichstagsmitglieder daran Theil genommen hätte. Diese Erwägungen, welche Minister v. Bötticher befreundete» Abgeordneten gegenüber ausdrücklich zur Sprache brachte, sind schließlich ausschlaggebend gewesen. Zudem * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" fährt, wie schon gestern kurz erwähnt, m dem traurigen Bestreben fort, an die fundamentalsten und unantastbarsten Einrichtungen unsere» Reichs ihre Hand anzu legen. Sie wirst ans» Neu« die Frage ans. ob nicht im Haupte de» König- von Preußen, angesichts gewisser parlamen tarischer Ansprüche, die Entschließung reifen könnte, den Titel der deutschen Kaisers einfach niederzulegen. Die Stellung de» König- von Preußen sei in Deutschland gleich mächtig ob mit oder ohne jenen Titel, und der deutschen Fürsten mit welchen jene Verträge abgeschlossen sind, ans denen da» Reick beruht, sei der König von Preußen auch für andere Abschlüsse sicher, durch welche Professoren und Oratoren deS Reich-tagS die ganze Hohlheit und Bedeutungslosigkeit ihrer doctrinären Prätensioncn znm Bewußtsein gebracht werten könnte. So heißt e< wörtlich an hervorragender Stelle in einem Blatt«, dessen nahe Beziehungen zur Negierung allge mein anerkannt sind. Es widerstrebt unS, ernsthaft aus den hier ausgesprochenen ungeheuerliche» Gedanken cinzugehen wir wttrdcn e» für Mangel an Ebrsurcht halten, Mög licbkeiten nn» auSzumalen, wie sie hier von dem ossieiöse» Blatte leichten Herzen» vorgesührt werden. Welchen Em druck aber muß r» beim deutschen Volk und in dem miß günstigen Ausland machen, wenn Blätter von dieser Autorität schwindelnde Gedanken wie die Auslösung des dcnlscken Reich in seinem dcrmaliczen Beffa»«« »tv ernstlich erwägbare Even tualitäten verkündigen! Da» ist rin geradezu revolutionäre» Rütteln an den Grundlagen unsere» StaatSlebcn». nnd wenn innere und äußere Gegner unserer nationalen Ennngen- schaflen daraus neue Zuversicht und Kraft im Kamps gegen die letzteren schöpfen, so ist die» wahrhaftig nickt zu ver wundern. Wenn oft nnd auch von hervorragender Stelle darüber geklagt wurde, daß die „Rcichsfluth" im Rücklauf, der nationale Sinn im Schwinden begriffen sei. so wüßten wir nichts, waS dieser Erscheinung mächtigeren Vorschub leisten könnte, al» Betrachtungen von so frivolem Pessimismus wie die angeführten. Und alles da», weil vielleicht cininal ein fortschrittlicher Redner etliche Bemerkungen gemacht hat, in leitende» Kreisen verstimmt haben und auch ander wärt» sticht gerade al» sehr zweckmäßig befunden wurden! In wcm-s'n Tagen steht in Anwesenheit deS Kaisers die Ent- büllung des- nationalen SiegeSdenkmalS am Rhein bevor. ES sind fürwahr seltsame schrille Mißtöne, mit denen ossieiöse Zreßstiminen diese Feier begleiten! * Auf der Düssec'dorfer Katholikenversaminlung hielt ein Professor Schröder einen reckt lehrreichen Vor trag über die Schule mit besonderer Berücksichligung der belgischen Verhältnisse. In Anbetracht des Kampfes un, die Schule, den auch in Deutschland die Mtrcimontaiicn niit wachsender Leidenschastlichkeit führen, deS Ansturmes gegen daS staatliche „Schulmoiiopol" sind die nachfolgenden Angaben anS dein Vortrag deS genannten Herrn auch für uns sehr beachtenswert!). Der Redner berichtete von den Erfolgen der katlwlischen Frcischulen, welche die Seelen der Knidcr vor den Gefahren der durch die Tyrannei der Liberalen errichteten StaatSschuIcn errette» sollten. „Heute zählen die katholischen Sckulen mehr alS 600,000 Schüler, die StaalLschule» un- cesähr die Hälfte. In einigen Provinzen, wie in Limburg. Ost- und Wcstslandern, Antwerpen gehören 80 bis SO Proc. der Kinder katholischen Schulen an. aber immer noch wächst die Zabl. Die officiellen Schulen sind aus dem Lande meist nur von Kinder» der Lehrer, der Beamten und der vom Staate moralisch gezwungenen Armen besucht. Am 3l. Tc- ccniber l88t zählte» die Katholiken 9300 Lekrcr. der Staat 9400. Heule bilden die katholischen Lehrer die Mehrzahl." * In Beantwortung der Ansprache de» Bürgermeister- bei der Legnng de» Schlussstein» im neuen Räthhause z» Wien sagte (wie wir beute ausführlicher melden) der Kaiser Franz Joses: »Nköge der Friede, den damals die Beharrlichkeit und der Hcldcnmuth der Wiener Bürger in> Verein mit thatkräftigc» und treuen Bundesgenossen mit GottcS Hilfe erfochten, auch fortan über dieser Stätte walten, daß im Gebiete dieser Stadt nur der friedliche Wettkampf der Bürger in Kunst und Wissenschaft, Handel und Gewerbe seinen Schauplatz finde. Mit innigem Wohlgefallen nehme ich die erneute Versicherung der angestammten Treue und Liebe zu meinem Hause »nd z»m Vaterland- entgegen. So tief gewurzelt wie diese Liebe, so tief ist auch meine Liebe zu den Bürgern, z« dieser Stadt, zu meiner und der Meinigea Vaterstadt. (Stürmische Hochrufes Mögen Sie fortfahren, im neuen Gebäude in reicher Sorgfalt und echtem Bürgersinn die Verwaltung der Stadt zu pflegen und dieselbe einer gedeih lichen Entwickelung zuzuführen, dem ganze» Baterlandc zum Rubn, und zum Segen deö gesammten Staate». Meine vollste Thcilnahme ist dieser Stadt zugewendet, in tzer jeder Bürger deS Staates eine hcimathliche Ausnahme findet. Seien Sie überzeugt, daß dem Gedeihen der Stabt Wien meine väterliche Fürsorge gewidmet bleibt. Mit freudigem )erzcn will ich die Schlusssteinlegung vollziehen al« Zeichen »icincS fortdauernden Wohlwollen« für meine treue, grliebte Bürgerschaft, für meine treue, geliebte Stadt Wien." (Stürmischer Jubel.) * Der „Allgemeine deutsche Schulverein" zu Berlin versendet, wie schon kurz erwähnt, gegenwärtig sein 3. diesjährige- Corrcspondcnzblatt. eine stattliche Broschüre von 52 Seilen. Der erste größere Artikel deS Hefte- aiebt eine Charakteristik der Verhandlungen über den Mittelschul- aesetzcnlwurf im ungarischen Abgeordneten- und Obcrhaufe. Im zweiten Artikel „Die Magyarisirung in Ungarn", auö der Feder eine- Deutsch-Ungarn stammend, der sich al- aus gezeichneter Kenner und Bcurtheiler der einschlägigen Ver hältnisse bewährt hat, werden fo viele und geradezu er- vrückende Beweise für die heimliche »nd offene, allen Gesetzen Hohn sprechende Magyarisirung, namentlich der Deutschen und Slowaken, auf den Gebieten der Schule, Kirche, der Staat«- und Gemeindeverwaltung, der Familiennamen u. s. w. erbracht, daß sich anch im glcichgiltigslen Reichsdeutschen Unniulh regen würde, wenn er die Thalsachen kennte. Ein weiterer Artikel behandelt die heutigen Zustände im Banate. DaS einst so blühende Land, das durch den Fleiß der 400,000 „Schwaben" zur Wcizenkanuner Ungarns umgc- schasfen wurde, ist durch die abscheuliche magyarische Ver waltung, dnrch den alles ruinircndcn Steuerdruck aus dem besten Wege, wieder DaS zu werden, waS c» vor der Einwanderung der Deutschen im Jahre 1718 war, eine verwahrloste Provinz. AnS den VcrcinSnachrichtcn sei Folgende» bcrvorgchoben: Am 4. Juli und am 23. Juli wurde» sieben Unterstützungen in der Höhe von 1400 meist für SchulhauS-Bauten in Oesterreich - Ungarn be willigt. An Spenden konnten im Ganze» 378 -ck 40 und 20 fl. verzeichnet werden, gewiß eine sehr bescheidene Summe, wenn man der Opsersrcudigkeit der Teutsch-Oestcr- rcicher (manche Woche werden dem Wiener Schulverein 4—6000 fl. gespendet) gedenkt. Nene Ortsgruppen haben sich gebildet in Wiesbaden, Güttingen, Bautzen, Hamburg- Altona und Gotha, in einen, Vierteljahr also 5, während in Oesterreich in derselben Zeit durchschnittlich 80 neue Orts gruppen dem Wiener Ecbnlvcrein Zuwachsen. I» Würzburg bat sich unter dein Vorsitze dcö Prof. v. Wegclc ein „Verein r»»> Schutze deutscher Inlcrcsscn im AuSlandc" eonstilnirt. Kurze No tizen behandeln daS WachStbnm deS deutschen SchnlvereinS i» Wien, den Zulland der deutschen Schulen in Süt-Ttciermark und die neuerdings hcrvorgetretcnc Regsamkeit der Deutschen in Porto Alcgre (Süd Brasilien). Vcn Interesse ist auch eine Mittheilnng über die Deutschen in Sand hurst in der austra lischen Colonie Victoria. In Sandlmrst gicbt e« etwa 2000 Deutsche, die eigene Kirche und Schule besitzen und ihre Nationalität aufrecht erhalten. Tie Kinder aus Mischehe» wachsen allerdings meist dem englischen Elemente ru. Bc- merkcnSwerth sind serncr Mittbeilungen über die Lage der Deutschen i» Kram, über daS Schulwesen in Bobinen (2043 deutsche Volks- und Bürgerschule» mit 4>53 Classcn — 2518 rzechjscbc Anstalten mit 6503 Classen), über die Magyarisirung der Familicnnaiiicn in Ungarn (1882 wurde» 1065 NamenS- änderunge» bewilligt: 784 Deutschen, 492 Slowaken und 84 anderweitigen Bittsteller») und über die Maßregelung de« Pros. KrciliSheiin in Prcßburg, der sich die magyarFche Welt- spräche nicht schnell genug ancigncn konnte. Eine Besprechung ist weiter dem Bucke gewidmet: Fünfzig Jahre russische Ver waltung >n de» baltische» Provinzen; Leipzig 4883. Schließlich werden die Laizt^S« rcsp. Provinzialverbändc und Orlegruppcn
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