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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188309196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830919
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830919
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-09
- Tag1883-09-19
- Monat1883-09
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1883
- Autor
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SM «all. m Tsaklee s Loado» Marktes :kteS in r« settnis Richtung »eiter an l. Marli- 12S bi« I ck. Iva. Zink. Leinil r Herren ü6'/.fl. ' fester, ier Bor. E üvm., per De- iiübeo- ^l rtair. est v,n> Mrsr «Li0 > 7LL «L- °7S0 SSL ISL- «<- W4L0 SS« I4b^0 ISS.« liLsä Ibl« SK« llS.- «SL tSNbll 47.70 lt«L> ISS.7L ILUbO SSL-! «.7- lL- ISSL0 78.- 78« 7820 .bSM Ll.10 Sb.« LL NL.7L ÜUSo /7- l7.- S1.7S V^- 07.- L.78 SL- ?l.40 R.- L7S ».« L75 E «.- L— S« !4iÜ c« 7.7V ».bü 1.E ;so 1.70 s !« t«ll. >L .so L L L k l>> ro r: Sl bo »7 dö er >i» «r «. ir. r- a- er :» Erscheint täglich früh S'/, Uhr. Redatti«« «nt Lr-edttlra Johannetgasse 33. Sprechstunden -er Rkdattioo Bormittagi 10—12 Uhr. NaqmiUagl b—6 Uhr. xur »t« NÜ«I,»t>k rm»k1»udter MawNrrH«, A«««tzw« tz«r für Pt« astchstfnlgende Nummer »efttmmte« Inserat» au rtiochentage« Pt« L Uhr -iachmtttaa«, ui, Lau»>««p Kefttasru früh bi« V.S Uhr 3n den Filialen für Ins.-^nnahmr vtt» Ule««, llniversitätSstrah« 21, Laut« Lösche» Kathariucastraße IS. v. «nr Pi« '/»L kpr UchMtr.TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. LKL. Mittwoch de« 19. September 1883. Meß »Auflage LS,S00. Adonnemrntspreis Viertels. 4'/, Mit. incl. Briugerloh» b Mt., dnrch die Post bejogeu 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage« «tzne Postbesörderung 39 Mk. »it PostbrlSrderung 48 Mk. Inserate «gespaltene Petitzeile LO Pf. Gröbere Schriften laut unserem Prei«. verzeichnib- Tabellarischer «. Zifferusatz nach Höhen» Tarif. Lerlamea unter dem Kedar1i«n«ftrich die Spaltzeile SO Pf. Inserate sind stet« an die Expedttt«« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»evuweraoäo oder durch Post- aachnahme. 77. Jahrgang? Bestellungen auf das vierte Quartal 1883 des Leipziger Tageblattes (Auflage L8,I«0) wolle man möglichst bald an die Unterzeichnete Expedition, Johannesgaffe Nr. 33, gelangen lassen. Außerdem werden von sännntlichen hiesigen Jeitungsspediteuren Bestellungen auf das Tageblatt angenommen und ausgeführt. Auswärtige Abonnenten müssen sich an das ihnen zunächst gelegene Postamt wenden. Der Abouuernent-preis beträgt pro Quartal 1 Mark S« Pfennige, iuelufive Bringerlohn S Mark, durch die Post bezogen « Mark. Für eine Extrabeilage sind ohne Postbeförderung 39 Mark, mit Postbesörderung 48 Mark Beilegegebühren unter Vorausbezahlung zu vergüten. II Preis der Jnsertionsgebühren für die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfennige, für DD Reclamen aus Petitschrift unter dem Redactionsstrich 50 Pfennige. Größere Schriften »I werden, gering abweichend von dieser Norm, nach unserm Preisverzeichniß, II tabellarischer und Ziffer-Satz dagegen nach höherem Tarif berechnet. Rabatt wird DD nicht gegeben. Zahlung prLevumvraiiäo oder durch Postnachnahme. Das Tageblatt wird früh 6'/, Uhr ausgegeben und enthält die bis zum vorhergehenden Abend eingelaufenen wichtigsten politischen und Börsen-Nachrichten in telegraphischen Original-Depeschen. Es berichtet im Allgemeinen über den Gang der Ereignisse in übersichtlicher Kürze und über die großen Tagesfragen der inneren und äußeren Politik in populären Artikeln mit größter Ausführlichkeit. Das Tageblatt behandelt die localen und sächsischen Am gelegenheiten in eingehender Weise und referirt über Theater, Musik, Literatur, Kunst und Wissenschaft. Die Verhandlungen des Reichstages und des sächsischen Landtages erscheinen in Originalberichten. Mit seiner „BolkSwirthschaftlichen Beilage" bildet eS zugleich das größte HandelS- knd Börsenblatt Sachsens. Es bringt namentlich auch sämmtliche wichtige deutsche und überseeische Handelsberichte. Außerdem erscheinen im Leipziger Tageblatt die vollständigen Gewinnliste» aller Elasten der äkönialich Sächsische« Landes»Lotterte und die Nummer Verzeichnisse der ansgeloosten Königlich Sächsischen StaatSschnldscheine. Leipzig, im September 1883. Auktion. Kretta«. Pe« <1. September 188s, S vhr Nachwittag« ollen im Grundstücke, Grlmmoilcher Steinweg Nr. 3» UI. allhier, 1 «eldschraak, 1 Waarentasel. 1 grobe Buchbmdcnvalze, 4 Beschneide. Maschinen, 1 Druckpresse, 1 Abpreßmaschine, ü Beraoldepressen, 1 Rundmaschine, 1 Eiusögemaschine, 1 Walze, 1 Goldkehrmaschine »nd 2 Stück Schrünke mit ca. 60 Sa» Schriften und 3-4000 Stuck ! Hatten ,c. öffentlich an den Meistbietenden gegen sofortige Baar- tahluug versteigert werden. Leipzig, den 17. September 1883. Thierbach, Gerichtsvollzieher. Amtlicher Theil. vrrmicth««-. Ern in der Hausflur de» der Stadtgemeinde gehörigen Han-qrundstUckes -ketchSstroHe -kr. S1 befindlicher BrrkaufSstaud soll aus die Zeit wahrend der hiesigen Messe« gegen eiuhalbjährliche Kündigung sofort oder später anderweit vermiethet werben und find Miethgesuch« aus dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 17, aiizubringen. Daselbst können auch die BermietbnngS- bevinaungen und da» Inventarium de« zu vermiethenden Hausstande« eingesehen werden. Leipzig» den 12. September 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Georgi. Stöß. Wir priuaen hierdurch die Varschristen r pah seder auka««e«Pe Krempe» Welcher hier »peruachtet, a« Tage seiner Ankunft, und wenn diese erst iu »e« Ade«Pstuu»e« crsalgt, a« an dere« Tage vormittag« »an seine« Wtrtpe »et unsere« Melpeamte (APtheilnng sttr Kre«deu» »erkepr) «etch-strahe S3/S4 an,««el»en ist. »te- 1eut,e« Kre«deu «Per. welch« lS««er al» drei Tage Pier sich ausdaltr«, Au«elpeschet« zu lösen haben, zur aeuaue« Rachachtmi, in Ertnnrrun«. vernachläsfianugen derselben würben mit etuer Geld- buh« bi» z» IS aber »ertzr>tnth«Shi,er Haststrafe «eabnbet werben. Hier,« bemerken wir, dah die Grschiiftbftnnden de» Meidea«te», Abtheilnng für Krr«den-Verkehr, wilprend der Messen L in de« Vorwoche« der deiden Hanptwesse« und zwar in den T««en oon Montag bi« Sonnabend die Zeit »on 7 bis IS Uhr vormittag« «nd S bt« 7 Uhr Nachmittans II. an bei, Sonntage» »er beiden Hauptmesse» und am Hohen Nenjahr »te Zeit von v di« LS Uhr vormttta,» umfasse«. Leipzig, am 1«. September 188S. Da« Volizetamt »er Stabt Letpztw vretschneider. Daegner. S. Schulbau Nenschönefcld. Siibmtff -vlankettS zu den Klempner-, Glaser-, Tischler- und Malerarbeite» können, soweit der ratd reicht, bei dem Unterzeichneten bi« zum 22. dus. in Empfang genommen werden. Leipzig, den 18. September 1883. I. A. de« Schulvorstande«. Ludwig L Hültzner, Architekten. Ver-elgerung -scalischer VeidenbestSude Die diesjährigen vom 1b. nächst. Mon. abschnittteifen fiskalischen Wridenmitziiiigkit i« S. Vlbstroinbezirke sollen an den unten angegebenen Tagen auf dem Slocke gegen sofortige vaar- zahlmig und unter den sonstigen in den Termine» bekannt zu gebenden Bedingungen an Ort und Stelle meistbietend versteigert werden, und zwar: Mittwoch. Pen S«. September p. A. »on Vormittag« ' .11 Nhr an in den rech», und linksseitigen Siromabschnitte» von Meißen abwäriS bi« Zehren, einschließlich de» Zehrener Elbheeger«, Donnerstag, den S7. September b. 2. von vormittag« 'j,1» Uhr an in den recht», und linksseitigen Gtromabschnitteu von Kleinzadel bi« Merschwitz-Borih und Krrttag. den S8 September p. A. »o« vormtttag« '/.Id Nhr an in den recht«, und linksseitigen Stromabschattte» von Merschwi i bi« Promnitz und bei Großzschepa. Sammelplatz am 2«. September: Glbgnal Meitze«, «m 27. September: ,n he« recht«setstge« «I»ufer gegenüber her Rtedermnschützer Daniptschtfiiaudestellr. Am 28. Septeml an Per Nosenmühle unterhatb Merschmitz. Nähere Auskunft wird vor den Terminen von dem Damm meister Herrn Hennick« in Grödel ertbeilt. Meißen, am 17. September 1883. Königl. Wasserbau-Jnspectton. KSnt,I. vanbermatterel. Goebe I. Diese l. Bekanntmachung. Erstatteter Anzeige zufolge hat vertha Theres« Fischer au« Oldt«lebe» da» ihr unterm 5. März 1880 mid Rr. 126 Hieramt« aaSgefteMe Dienstbuch im Mai or. hier verloren. «tr bitten, da« Buch im Ausfindungssalle an uni abznliefer». Leipzig» am 1b. September 1883. Da« Polt,eiamt »er Stabt Leipzig. Bretschnrider. v. Erstatteter Anzeige zusolge bot der Kellner Ma» Paul vrnno Schwalb« au« Steinplei« da« ihm vom dortigen Gemeindevorstand« unterm 11. Mai 1882 ausgestellte Dienstbuch in hiesiger Stadt verloren. Wir bitten, da» Buch im AusstndnngSfalle an uns abzuliefern. Leipzig, am 1ö. September 1883. Da» Poltzetamt Per Stadt Leipzig. Bretschnrider.M. Lchulttwer-en-Auctlon. Die entlang der Gaschwitz - Plagiottzer Staat«-Gisenbatzn anstehenden Schnittweiden sollen Monta«, «en S4. Septewder p. A- an den Meistbietenden gegen sofortig« Baarzahlung »ersteigrrt werden. Beginn der Auktion früh 8 Uhr am Zöbigkrr^droßstädtelner Lomm»»ication«weg. Altenburg, den 17. September 1883. König». Süchfifche« Adthetlnng»-Jngeniear-Vnre«n. Für die Herftelliing einer Staptfernsprecheinrichstin« in Halle (Saale) scll die Lieferung der erforderlichen Eisenmateriulien mit Ausschluß de« Leitungsdrahte«, sowie die Lieferung von >uS- steigeluken, hölzernen Leitern, Balkenholz, Brettern, Mauersteinen, Lement und Kalk, Zinkplatten, Dachschieser, Bummicylinder, Blei blech (Walzblei), ferner die Licserung der erforderlichen Batterie schränke von Kiefernholz und Naßbaum fournirt, sowie die Bcstelluvg von geübten Arbeitern zur Ausführung von Schlaffer., Dachdecker-, Klempner., Maurer- und ZimmermannS-Arbeiten und die Hergab« von Gertthrn im Wege de» öffentlichen AnbietnagSversahrcu» an einen oder mehrere Unternehmt! vergeben werden. Die näheren Bedingungen können in der Registratur der Kaiser lichen Ober-Postdirection (woselbst auch Mnsterstücke der za liefernde» Materialien auSIiegen) während der Dienststunden von 8 Uhr vorm bis 1 Uhr Nachm, und von 4 bis 7 Uhr Nachm, eingesehen werden Ans Wünsch werden die Bedingungen argen Erstattung der AbschristS- gebühre« übersandt. TautionSsähige Bewerber werden ansgesorvert, diePreitsorderungenschristlich undversiegeltmitderLnffchrift: „Li rnn, »vnGegenstinbeu zur Stadtsernlprrch-Einrichtun, " zu« 2b. September t. J-. 11 Uhr Vormittags srantirt an di« Kaiserliche Ober-Postdirection hierjelbst eiazureichen; die Eröffnung der Angebote wird am genannten Tag« um 11 Uhr Bonn, im Bei» sein der etwa erschienenen Bewerber stattfinden. Anerbietungen, welche später cingehen oder den gestellten Be dingungen nicht entsprechen, bleiben unberücksichtigt, ebenso finden di« Angebote solcher Bewerber, welche die AnbietnngSbedingungen nicht uüterschrieven haben, keine Berücksichtigung. Di« Anbieter bleiben bi« zum SO. Oktober d. I. a» ihre An geböte gebunden. Die Auswahl unter de» Bewerbern bleibt Vorbehalten. Halle (Saale), 14. September 1383. Der Kaiserliche Oder-Postdireelor Gehet«« Poftralh. In verte.: Schulze. Nichtamtlicher Thetl. Die italienischen Anarchisten. Gelegentlich der gründlichen Abfertigung, welche jüngst den Angriffen jRochefort's gegen König Hunibert seitens der italienilchen Presse zu Theii geworden, konnten sich einige, im Lande gänzlich einslußlosc anarchistische Winkclblätter nicht enthalten» die gegen Len Pariser Laternenmann hervor getretene Entrüstung als ein Manöver der „Rcactionairc" zu bezeichnen, aus welches die republikanische Partei Italiens energisch antworten müßte. Zu diesem Zwecke wurde auch »fort die Einberufung einer großen republikanischen Volks versammlung beschlossen, die unter dem pomphaften Titel »Ooogresso" in Faenza tagen sollte. Zur Theilnahme an dieser Versammlung wurden, wie eS m dem EinladungS schreiben hieß, die Vertreter aller .anti-monarchischen' Parteien Italiens. Jrrcdentisten. Republikaner, Social, demokraten, Communisten, kurz alle anarchistischen Elemente ansgesorvert, welche den Umsturz aller bestehenden Slaats- und gesellschaftlichen Einrichtungen beabsichtigen. 2m Hinblick aus diese bunt zusammengewürfelte revolutionaire Gesellschaft war eS unschwer vorauSzusrbc», daß eS auf dem sogenannten Congrcsse zu Faenza nicht ohne Skandal abgehen werde. Die Versammlung hat nun vor einigen Tagen stallgefunden und wirklich nahm dieselbe einen so bedrohlichen Charakter an, daß Polizei und Militair cin- schreiten und dem anarchistischen Spektakel ein Ende machen mußte. Einer starken Militairabthcilung weichend, zogen sich zwar die Anarchisten zurück, jedoch unter Evviva-Rusea auf die Republik, den SocialiSmu«, die Commune und Rochesort, was übermal« zu einem großen Tumulte und zahlreichen Verhaftungen führte. Au« diese» Vorgängen läßt sich ein Schluß auf die Elemente ziehen, welche in Faenza versammelt gewesen sind. Nur diese haben eS zn Stande bringen können, Rocheiort ihre Sympathie» auSzudrücken, nachdem er ein schweres Unglück, was Italien heimgesucbl, zum Anlasse nehmend, den König Humbcrt auf daS Gröblichste beleidigt hatte. Dieser Vorgang hat in der anständigen Presse Italien» mit Recht einen neuen Sturm der Entrüstung hervorgerufen. Man weist darauf hin, daß eS die Pflicht aller patriotischen Italiener fei. diese vatcrlandSlosen Fanatiker zu bekämpfen, welche Rochesort zujubcln, einem Manne, der in seinem eigenen Lande als der UrthpuS der Anarchie und Gesetzlosigkeit gilt und mit dessen polnischer und socialer Immoralttät kein an ständiger Mensch etwas zu tlnm haben will. Dieser Roche- sort-CultuS der italienischen Anarchisten ist in der That auch bezeichnend genug und beweist zweifellos, welcher Art das Bündniß wäre, welche« die Radikalen Italien» anstreben. Auch der Hauptkampshahn der Itslia irreäsntL, der berüchtigte Matleo Imbriani, rührt sich wieder. Als dieser seiner Zeit von seinen Gesinnungsgenossen nach Paris ent sendet wurde, um mit den französischen Radikalen Ver bindungen anzuknüpfen und die Fonds zur Herausgabe der von ihm geleiteten irredentistischen Zeitung „Pro Patria" zusammenzubringen, fand derselbe in Pari« eme sehr kühle Ausnahme und konnte sich nur in den Kreisen Zutritt ver schaffen, in denen Henri Rochesort und sein „Intransigeant' daS groß« Wort führen. Die anständigen französischen Re publikaner wollten von Matteo Imbriani und dem Bündni j mit den italienischen Radikalen durchaus nicht» wissen und selbst die extremen französischen Elemente zögerten, aus eine Unterstützung der i irredentistischen Agitation sich einzulaffen, welche Imbriani in seinem Blatte betreiben wollte. Unter solchen Umständen wurde nur eine sehr spärlich bemessene Unterstützung und zwar unter der ausdrücklichen Bedingung bewilligt, daß da- Blatt »Pro Patria" vor Allem die radicalen und republikanischen Interessen zu vertreten habe und mit der irredentistischen Agitation erst dann beginnen dürfe» wenn dieselbe mit der allgemeinen Bekämpfung der monarchischen Institutionen und des deutsch-österreichischen Bündnisse« Zusammenfalle. Als aber Imbriani die Unter- stützungSgelder in der Tasche hatte, bekümmerte er sich nicht weiter um letztere Bedingungen und betrieb in seinem Blatte ausschließlich die irredentistrsche Propaganda. Die Folgen davon ließen nicht lange auf sich warten. Die französische» Radicalen schickten kein Geld mehr und da das unsinnige Blatt in Italien selbst keinerlei Boden und deshalb auch keine Abonnenten fand, so ging es nach kurzem Bestehen elend zu Grunde. Ja der Versammlung zu Faenza war aber bereit» die Rede, da» Blatt abermals erscheinen zu lassen. Imbriani wie« auf diese .Rolhwendigkeit" in einer Rede hin. die für da» Treiben der Anarchisten zu bezeichnend ist, als daß wir sie ganz mit Stillschweigen übergehen sollten. .Ganz Europa", sagte unter Anderm Imbriani, .wird von einem riesigen stachlichten Dornbusch überwuchert, der den Völkern Lust. Licht und Athem benimmt. Dieser häßliche Dornbusch ,st die Monarchie. E» aiebt aber zwei Riesenarme, welche diesen Dornbusch erfassen und sammt der letzten Wurzel au«, reißen müssen. Diese Riesenarme sind Italien und Frank reich, welche aber ihrer unwiderstehlichen Kraft noch nicht bewußt sind. Sobald wir dieselbe erkennen werden, wird eS uns ein Leichtes sein, den abscheulichen Dornbusch zu erfassen, um ihn unter dem Beifall aller Völker in da» Feuer zu werfen. Die Asche müssen wir in alle Winde streuen, damit keine Spur von unterem Elend zurückbleibe. Alsdann wird sich der neue, grüne, fruchtbringend« LebcnSbanm erheben, den die befreiten Völker die allgemeine Republik nennen werden. Prüfen wir also die Kraft unserer Arme, ein Ruck und wir sind befreit!" ES versteht sich von selbst, daß dies« wahnwitzigen Ausbrüche in Faenza stürmisch beklatscht wurden. », sich au« ganz Italien die skandalsüchtigsten radicalen Elemente znsammengefunden hatten. WaS nun daS Wiedererscheinen des Blattes „Pro Patria" betrifft, so ist angesichts der Unmöglichkeit, in Italien selbst die Mittel dazu auszutreiben und im Hinblicke auf die That- äche, daß die italienischen Radicalen bloS mit der fort geschrittensten Umsturzpartei Frankreichs in Verbindung stehen, anzunchnien, daß die Fonds für die WicderherauSgabe beS rothen Journals von jener Partei beschafft werden dürsten, welche in Frankreich wie in Italien daS ChaoS anstrebt und deren Ziel die Vernichtung des Bestehenden ist. Unter solchen Umständen ist eS natürlich, daß die Bündniß- gelüste der italienischen Radicalen betreffs Frankreichs m diese», Lande selbst mit geringem Enthusiasmus ausgenommen, ja nicht selten von den französischen Republikanern schroff urückgewiesen werden. Sowohl die französische als auch die italienische Regierung haben ein Interesse daran, zu ver hindern, daß dies« Bündnißbestrebungen sich verwirkliche», weshalb die französische Republik die Anhänger Rochefort'S ebenso entschieden bekämpft, wie die italienische Regierung die radieal-rcpublikanische Agitation. DaS lärmende Austreten der italienischen Anarchisten hängt überdies auch mit dem Herannahen de- Wieder- zusammentrittcS der italienischen Kammer zusammen, deren verschiedenartige Oppositionselemente während der Sommer- erien einen neuen Sturm gegen die Regierung verabredet haben dürften. Diese scheint aber von allen oegen sie geschmiedeten Plänen gut unterrichtet und auf iyrer Hut zu sein. Sie hat es gelegentlich der Arnarchistenversammlung in Faenza wiederholt bewiesen, daß sie keinen Augenblick ögcrt, um für die Ausrechlerhaltung der Ruh« und Ordnung im Lande zu energischen Mitteln zu greisen. UeberdieS hat die Regierung gelegentlich de» jüngsten Rochefort-SkandalS sich aberinalS überzeugen können, daß der wahre Patriotismus Italiens noch ein sehr kräftiger und jedenfalls die beste Schutzwehr ist, eine Schutzwehr, gegen welche die kläglichen und nichtswürdigen Pläne der in verschwindender Minderheit befindlichen Umsturzpartei nichts au-zurichten vermöge». Leipzig, IS. September 1883. * Zur Lage wird un« au» Berlin vom Montag geschrieben: „Es giebt eine „bulgarische Krag«-, so sehr »nch den leitenden Kreisen in Petersburg daran gelegen ist, die Existenz derselben zu leugnen. ES ist dem russischen Minister des Aeußeren allerdings einstweilen gelungen, Erklärungen, die bis zu einem gewissen Grade beruhigen können, über seine Absichten dem suzeramen Fürstenthum und dem Fürsten gegenüber bei den Eabineten in Berlin und Wien Glauben zu verschaffen, und in Folge dessen sind die von uns erörtert«» osficiösen BeruhigungSartikel in der .Norddeutschen Allge meinen Zeitung" und im Wiener .Fremdenblatt" erschiene«, aber man geht fehl, »venn man annehmen wollte, daß die russisch-bulgarischen Beziehungen darum etwa von Berlin aus mit minderer Aufmerksamkeit al« vorher verfolgt würden. Es entspricht durchaus den seit lange von Fürst Bi»marck befolgten Grundsätzen, den Frieden nach Möglichkeit zu fördern, daß man gern glaubt, wa» irgend glaubhaft d«- gestellt wird, wenn und soweit unserer Würde dabei nicht- vergeben wird. Im klebrigen aber wird dabei ein neues Moment für die Erhaltung- de- Frieden« in den russi schen Versicherungen gewonnen; werden diese nicht gehalten, dann hat eben ganz Europa noch begründetere RechtStitel einem Friedensstörer gegenüber. Einstweilen heißt eS also — adwarten. Wenn die russische osficiöse Presse und vor Allen: das „Iou«,at de St. PölerSbourg" daraus hinwcist, daß den Bulgaren viel zu früh für ihr Berständniß ein« .west europäische" Verfassung gegeben worden sei, welche nothwendig der „Correctur" bedürfe, so muß doch daran erinnert werden, daß dieses BersassungSgeschenk auch von russischer Seite, vom Fürsten Dondukow-Korsakaw auSgearbeitet und dem Fürsten wie dem Lande octroyirt worden ist. Im Interesse der Ord nung und de» europäischen Frieden«, im Interesse de« Fürsten Alexander und der Ruhe seines Volke-, für welches eine Ab dankung de« Regenten verbängnißvoll wäre, wünschen wir, daß die angeblichen Absichten Rußland«, dem Fürsten seine Aufgabe zu erleichtern, sich al« wahr erweise und die orientalische Frage nicht au« der bulgarischen sich sobald wieder als eine brennende zeige. Unsere Hoffnung ist aber eine schwache, eine um so geringere, al« der frühere preußische Gardelicntenant bisher in seiner allerdings sehr schwierigen Stellung keine besonderen Reqrntentuqenden ver- rathcn hat. — Daß man aber von russischer Seite noch rin weitere« ernstliches Vedürfniß fühlt, in Berlin beruhigende Aufklärung zu geben, gebt auch au« dem Umstande hervor, daß die wiederholt ausgeschobene Zusammenkunft de« Zaren mit unseren, Kaiser nun doch bestimmt in kürzester Frist statt- sindcn wird. Fürst Dolgornki. welcher vor seiner Abreise nach Kopenhagen erst eine längere Audienz bei Kaiser Wilhelm hatte, ist »ach Berlin zurückgekehrt und hat sich unverwcilt zu Sr. Majestät nack> Merseburg begeben, um ihn, nochmals den Wunsch seines Gebieter- vorzutraqen. Gleichzeitig ist aber auch unser Botschafter in Petersburg, General von Schweinitz, in Berlin einqetrofsen^ um über seine Wahr nehmungen im russischen Auswärtigen Amt Bericht zu er statten. Eines Gerücht-, welches in hiesigen diplomatischen Kreisen seit einigen Tagen umgeht, m»ß ich dabei Erwähnung thun, obgleich ich nicht in der Lage bi», eS aus seinen Gehalt zu controliren. Wie verlautet, ist man in Petersburg mit mit dem Wirken deö russischen Botschafter- m Berlin, de« Herrn v. Saburoff, nicht ganz zufrieden und geht mit der Absicht um, ihn durch eine andere Kraft zu ersetzen. Ein Name wird noch nicht genannt. Herr v. Saburoff ist am hiesigen Hofe pvrsvna gratisgim». — Zu unserer Genugthuung können wir constatircn, daß die beunruhigenden und aufregenden Gerückte, als ob der euro päische Friede bedroht fei, nunmehr in hiesigen Kreisen nirgend« mehr einen Wiederholt finden. Die Hetzereien in der französischen Presse haben einstweilen aufgebört und auch die „TimeS" hat aus die Aufforderung der „Norddeutschen" sehr schnell in einem für Deutschland höchst sympathisch ge haltenen Artikel geantwortet. Wenn daS Cityblalt sich zu der Anerkennung durckgcrungen bat, daß ein starke- Deutsch land die beste Bürgschaft für den Weltfrieden bietet und gleich zeitig anerkennt, daß Deutschland« Einfluß sich bisher al« heilbringend erwiesen habe, so sind wir zufriedengcstcllt und macken der „Norddeutschen" unser Complimcnt. daß sie diese offenen Darlegungen bervorgerusen bat. — Die Berliner fahren in ihren Versammlungen zur Vorbereitung der Stadtverordnetenwahlen fvr^
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