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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.11.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188211025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-11
- Tag1882-11-02
- Monat1882-11
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.11.1882
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»—"> — »»K4 ^l 0 n»b L ^l bq. Prit-Mei ü« « »l ^l. »hn« Soor« der ^ »e>. -der SL7 b«z., mar ^4 » de». ^ b«,.. ovemder- --4L » o La«. Erscheint täglich früh S'/, Uhr. Nrtaclioa ,»t Tr»rbiti«» Iohauaesgaste SZ. Lyrkchksn-en »er Aestuti,,. vormittag« ll>—l» Uhr. Nachniinag« ü—6 Uhr. WM m» »aa^», n»»«c»»»<rr m»»»iei»«» „cht Wch d« »>«d-«u» »-», »«»«tkch, »«na»«« »», für Ne «»»Mol«e»»e N«»««r b^timmte« Intern »e ,, Wochenta,^ »i« 4 U»r Nachmittans, « Kon». ua» -eftta,,» »ritz tzi»'«,» UtzL 2« de, /ttiale» fnr Zns.-^«„tz»«: Lee» Ktem«. Untversi»t»sltr»br »1, La«»» Löscht, kotdarinmmrage 18. p. »«, tzt» 't,r Utzr. cimigcr Anzeiger. ^-3V6. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschüftsverkehr. Domrer-tag den 2. November 1882. A«fl«g« L7^ÜO«. Ad»«,e»e,<»rri» »ienelj. 4'/, Müz »ml. vriogtrlol» » ML. tzanv dt» Soft bergen 6 ML 8«»» «inyetne Nummer »4 Pf. velegexemptar 10 Pf. Grbsdren ,ir txrrabril«,«, »tz»e Aostbet-rverung ZS ML «tt -»üdelSrdern», 4S ML I»srr«tr -gespaltene Petitzeile NO Pf. Gröbere Gchnke» laut »irrem Pech» oerzccchmß. Ledeüarifthrr Sa, -an, HSHerrm La»-. Rrrt»«e, nnter den Xe)ar1i»a»-nch dir Soaltznle SO Pi. Puter»« sind nett aa die tdrvrdtrto» M Iraden. — Ztabatt wir» man gegeoen. Zaytnng praaoumerana» »der durch Postz »awnayme. 76. Zahrgang. «7.—. ISS so. 304.74. lberrrair Stuifische . Orirm- ksmgs- 488 Gronaa- Oeikrrr. »304L5. 133.40 Marien- alich fest. 10080. Oesierr. «. Gold- litdwigs» Breslau« l^Lt..«. r.»Ä.»U> mlverei» > »,«. lgemeiu« . Uaio» Lenra- Werkz.« ö«.—. iLoin» 2« 60. i stusi. Orieni- ceumi-i» 116 60. lS3.lt). Prag. str.-Obl. l). t'.el- ctheiiiier tar. -8—. . 48 2-. Iliuiiiai« -Gueieu St-Pr. Credit» ieülamtt 1017». l 81.—. )ö, do. > 80.80. Die» ».SM. erholt. Mainz» vriawk» «conto» 100.60. 95.40. bardea NO.-. iSLLÜ^ tbbah» »erko. «-»» Amtlicher Theil. vekaulllmachnuz. Wegen Verändern„a ver H-iuptickleuß« de« -kam»« PPefche«» wird dasselbe vom Montage, den v. diese- Mouat- ab aus die Dauer der Arbeiten für alle« »»- befugte« Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 1. November lv8!t. Der Siath her Stadt Eetpztg. vr. Georgi. De. Wangemann. Manntmgchmi-7 Die Herren Julius Leo Pievenbrina >n Hagen, Wilhelm Wagner u> Leipzig und Ernst Rudolf Luther, ebenfalls hier, Inhaber der Firma Pieprnbring L Co. in Leipzig, bcab. sichtigen in den, an der Dörrienstraße unter Nr. 2/Z ge legenen Grundstücke Nr. IS38» de« Flurbuch« und Fol. 2282 de« Grund» und Hypothekenbuch«« für die Elavt Leipzig eine Roßbaarspinnerei zu errichten. Wir bringen diese« Unternehmen hiermit zur öffentlichen Kenntniß mit der Aufforderung, etwaige Einn>rndungen Va gegen, welche nicht auf privatrechtlichen Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen bei un« anzubringen. Einwendungen, welche auf besonv«ren privatrechtlichen Titeln beruhen, sind, ohne daß von der Erledigung derselben die Genehmigung der Anlage abhängig gemacht werden wirb, zur richterlichen Entscheidung zu verweisen. Leipzig, am 27. Oktober 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. UbliNl 1)r. ;orgi. Ihlmann. «oft- rans- New« «nt- Upser Vekavntmachllns. Dt« Venarbette» sür Erweiterung »er hiesigen Stadtfernsprech, eüaschtung sollen mit Rücksicht auf - die vorgerückte Jahreszeit am 24. November eingestellt «erden. .... Bi« zum 6. November eingehend« Anträge »nf Herstell»« von Verbindungen werden, soweit frei, Leitung» zur Verfügung stehe», »«raussichtlich »och berücksichtigt «erden tsvue». Leipzig, den SO. Oktober 1882. Der kaiserliche Vder-Posttztrertor. Valt«r. Steckbrief. Lege» de« »nt»» defchrtod«»» »ed«i»e» Gpftz Meier au« Förth, znletzt tu Halle a/S-, welcher stüchtig ist, ist dt« Untersnchungshafl »»«gen Diebstahl« verhängt. E« wird ersucht, denselben zu verhafte» und i» da« Gericht«, g^kngniß ,n Halle a/S. abzultesrrn. Halle a/S., deu Sb. Oetober 1882. KSntgliche Vtaat«a«»altfchafL Beschreibung. Alter; >4 Jahre. Statnr: mittel, uniersrtzt. Haare: dunkel. Rase: gewöhnlich. Gesicht: oval. Bart: langer Schuurrhort, braun. Mund: gewöhnlich. Gefichttsarb«: gesund. Kleidung: Rock. Hose «nd Weste von dunkelblaue« Stoff, schwarzer niedriger Ailzhnt mit breiter Krempe, Stiefeletten, schwarzer Shlip«, schwarz und rothe« Taschentuch, branuwollene«, buntgestreifte« Hemd mit zwei neuen Flicke». L-ncursversrlirt«. D»s Loneursverfahreu über da« Vermöge» de« Lohgerber« Aarl 8t,tng in SauderSlrbe« wird, nachdem der in dem ver. alchch-termine »om iS- Oktober 1882 g«ge«omme»e Awaugsvergleich durch rechtSlrästigeu Beschluß »om SO. Oktober ISS» destütigt ist, hierdurch aufgehoben. Eauder-leben, den SO. Ottoba ISO. H«t»ogliche« >»1«gertcht. Nichtamtlicher Theil. Die Anarchisten in Frankreich. Die Ereignisse von Monceau-leS-Müie« find nur «ln« schwache Einleitung dessen, was bevorsteht, wen« da«, wa« di« Genfer Anarchisten beabsichtige«, zur Lhat wird. Die französische Regierung ist angeblich im Besitz der sämmtlichrn Fäden einer Verschwörung, welche von Gens au« gegen die Sicherheit und den Bestand de« französischen Staatrweseu» gerichtet ist. Duclerc hatte am 28. Oktober eme Unterredung mit dem schweizerischen Gesandten Lern über di« revolu tionären Umtriebe in der Schweiz. Danach zeigt sich di« Regierung in Bern der Vornahme emer Untersuchung geneigt, findet aber die verbreitete« Gerüchte übertrieben. Dies« Aus lastung ist Sache der Schweizer Regierung; ob sie mit den Tbalsachen übereinstimmt, ist eine andere Frage. E« erscheint sehr beachten-iverth, daß die Bewegung in den verschwdensten T heilen Frankreich« zu gleicher Zeit zum Ausbruch kommt, in den Kohlenbergwerks »lvistricten der Sa4n«. in Lyon und in Pari«. In beiden Städten haben Zweigcomitb« der Anarchisten ihren Sitz, über deren Au» sammensetzung die genauesten Berichte »erliegen. Man weiß, daß die Zahl der >n Paris; wohnenden Mitglieder der Ber- schwör»«» l22S beträgt uüv daß sie in 47 Ablheilungen He- IHM sind. Man weiß, daß von diesen Leuten gefährliche Drohungen ausgchen, welche Brandstiftungen ankündigen und di« »Ansbeuter" dem Tode weihen; ja dir Frechheit der Anarchisten geht so weit, daß sie Sitzungen holten, in welche» fi« di« franMsche und italienische Regierung brandmarken und dem Pariser Gemeinkeralh gleichzeilig rin Schreiben senden, in welchem sie die Zerstörung seine« Sikunassaales in Au«, ficht stell»«, fast» er nicht bald die Eingangslteuer aus Lebens mittel abschafsc. Da« Alle« läßt die französische Regierung «chig geschehen, ohne einzuschrrite»; sie scheint also abwarten z» wollen, daß die Anarchisten ihre Drohungen ausführrn. Da« Einzige, wa« bisher geschehen ist. n« dem Urbel entgegeuzuwtrken. sind die Verhaftungen der Hauptschreirr in Lyon, St Et'enne und in Monceau-leS-Mine»; aber ein Theil der Verhafteten ist bereit» wieder vorläufig in Freiheit gesetzt. Das verräth Furcht, von derselben Empfindung legt die Vertagung des Proeeffe« i» Eh4lon-sur»Sa-n« gegen die Mit' atieder der Schwarzen Band« Zeugniß ab: man fürchtet sich, Leut« in Freiheit »« fetzen. Ne der Metzrmhl nach a» den Unruh»» i« Augnft zweifellos «nschultzig find. Nenn die Angeklagten dann nach zwei Monaten dennoch freiaesprochen »erd«, müssen, dann ist um so mehr Grund z,r Nnzusriedenbeit für die Anarchisten vorhanden, dann können stc sich mit Recht über die Willkür der Reaieruns beklagen. Außer de« Drohungen »nd Thatea der Anarchisten ist aber noch ein« ander« Gefahr bevorstehend. 40.000 Tischler in Paris verlange« eine Lohnerhöhung, welche di« Arbeit» geber nicht zu bewilligen geneigt sind. Am Sonntag haben sich die Tischler der Vorstadt St. Antoine in Folge eines an den Häusern angrbeskrten Ausrufs versammelt, um ihrer Ent» rüstung über ihr« Arbeitgeber Ausgang zu verschaffen. Die Sprach« des Ausrufs ist ungemein heftig und er schließt mit den Worten: „Krieg den Ausbeutern!" Trotzdem wollen die Arbeitgeber nicht nachgeben und am Dienstag sollten alle Tischlerwerkstätten geschloffen werden. Die Gährung unter den Tischlern in Pari« ist so groß, daß man Unruhen be fürchtet und in Folge dessen sind alle Polizisten in ihren Wachtlocalen und die Truppen in den Kasernen seit dem 27. v. M. consianirt. Die BanguierS erhalten täglich Drohbriefe und die Besorgnis» vor ven Anarchisten ist so groß, daß vwte Privatleute ihre Keller vermauern lasten. Da« Elysöe und die übrigen öffentlichen Gebäude werden bewacht, weil man Brandstiftungen befürchtet. 40,000 brodlose Tischler wären für die Anarchisten ein sebr willkommenes Material zur Ausführung ihrer Pläne, denn wenn jeu« auch mit diesen ursprünglich nichts gemein haben, so würden sie sich koch leicht zu Gewaltthätigkeiten hinrrißea lasten; deshalb scheinen die Befürchtungen, welche man in Pari« hegt, keines wegs grundlos zu seiu. Nun fehlt eS aber auch nicht an Leuten, welche die ganze Bewegung den Anhängern de» kaiscrlhumS und der legitimen Monarchie Schuld geben, welche glauben, daß beide ihr« Sendboten wirken lasten, um die Leidenschaften der Masten aufzuregen. Andere weisen aus Gamdella al» auf den Retter au» der Gefahr, ater erfolg los; Venn die Mehrzahl lacht darüber. Daß die Bewegung »ber uichl« weniger als lächerlich ist. zeigt das M .nifest, welches di« Genfer Anarchisten in ihren Versammlungen vom lS. und 14. August vereinbart haben. Tastelbe hat große Aebnlichkeit mit deu PudUcationen her russischen Nihilisten, und es ist deShatb sehr wahrscheinlich, daß dies« die Havd dabei i» Spiel« habe». Lin Satz diese« merkwürdigen Schriftstücke« lautet wie folgt: „Unser Feind ist ber monarchische, der oligarchische. der demo- kralisch« «nd Beamienstaat mit seine« Beamten, seine» Stäben. seinen Ofstciere». Richter» »nd Spionen, jeder AuloritätSbegriff. möge man ibn nun Teufet oder Gott nennen, in Vesten Namen die Priester so lange die guten Seelen regiert haben." Und schlu-ßlich heißt es: „Unsere Auj- gäbe ist es» da« gemeinschaftliche Eigenthum zu erobern na» zu verlheichaen. welches auch die Sprache und der Name der Reglern»» sck. tzte tzM N «stürze« bedarf." De» Zwack »er Be wegung ist also die Ausrichtung des communisnschen Staate«, in welchem es nur Arbeiter giebt, weder Herrn noch Knecht, weder Beamte noch Geistliche, weder Besitzer noch Besitzlose, weder Autorität noch Gehorsam, nur gleiches Recht. So radical sind selbst dir russischen Nihilisten nicht, denn ie wollen die bestehenden Gewalten nur zu dem Zweck zer» tvren. um an ihre Stelle etwa« Bessere«, Gerechtere« zu etzen, ja sie habe» schon »ft genug angedeotet, daß sie aus ihre weiteraehenben Absichten vorläufig Verzicht leisten wollen, wenn den Rüsten eine Berjaffuag gewährt wird. Die fran zösischen Anarchisten gehen viel weiter, ihnen genügt nicht einmal ein SlaalSwesen wie dir Commune, denn auch diese kennt Gewalten, auch in dieser giebt es Behörden, welche die Ordnung ausrecht erhallen. Nun ist es ja klar, daß die Verfasser diese« tollen Schriftstückes sehr genau wissen, daß an die Au-süh- rung des Programms nicht zu denke« ist. Darauf kommt e» ihnen auch gar nicht an: sie wolle» nur den niederen Leidenschaften der Besitzlosen Nahrung geben und ihre Habgier reizen: es liegt in ihrer Absicht, einen Brand zu entzünden, damit sie sich später zu Herren der Lag« machen können. Wenn so etwa« in einem despotisch regierte» Staate wie in Rußland unter dem Schutze des tiefsten Geheimnisses geschieht, um einem unerträglichen Zustande «in Ende zu machen, so ist da» zu verstehen; daß aber in demokratisch organisirten Staaten, wie in der Schweiz und in Frankreich unter den Augen der gesetzlichen Gewalten, zumal nach den Ersah«««« des Jahres l87l, ungestört und ungestraft salche Umstnrzgesellschasten ihr Wesen treiben können, Da« ist aller dings nahezu unbegreiflich. Um Da«, wa» in Genf geschieht, bekümmert sich die französische Regierung, aber was m Pari» geplant wird, läßt sie widerstandslos geschehen. Nur für den Fall der rohen Gewalt, wenn sie aus die Straße schreitet, gedenkt die Regierung von den ihr zu Gebote stehenden Mitteln zur Abwehr Gebranch zu machen. Durch Viesen gänzlichen Mangel an Thatkraft scheint dis Republik ihre Unfähigkeit zur Aufrechterhaltung der Ordnung zu beweisen und Denjenigen Recht zu aebea, welche das Heil der Zukunft in der Wiederherstellung der Monarchie erblicken. Duclerc steht der Gefahr rathlo« gegenüber und Gamdetta hält sich für den Fall der Noth al« Retter bereit. Di« Legitlmisten veranstalten Bankrke nt Ehrt» de» Grafen Chambord und schwöre», für ihn den Tod zu erleiden. Was wird da» Luv« dieses tollen Treibens sein? Leipzig, 2. November 1882. Auch in fortschrittlichen Blättern finde» wir jetzt da» Zugeständniß. daß es «in großer Fehler des „entschiedenen Liberalismus" gewesen, sich vollständig mit der schroffste» Kreihandelslehre zu identificiren, das Bekenntniß zu dieser zoll- und handelspolitischen Richtung für ein unerläß liches Merkmal eine» liberalen ManneSzu erklären und den weiten Kreisen de» Volte», welch« der Meinung sind, mäßig« Schutzzölle seien für da« Gedeihen unserer Industrie und Landwcrthschast zur Zeit heilsam, den politischen Freisinn ab- zusprechen. Der vorgeschrittenere Liberalismus hat die Folge« dieses einseitigen und engen Stonvpnnctes bei de» Wahle« empfindlich genug verspürt. Zahlreiche, an sich liberal« Elemente, welch« sich mit einer schroffen Freibandelslehre nick» zu befreuuden »erwögen, wären wahrscheinlich ins cou- servattv« Lager —' ^ —'— ' —' »«s . . , bestimmte zoll- und handelspolitische Richtung verpflichtet werden könne, erkannt und dies folgerichtig «» ihren Pra» grammen ausgesprochen hätte. Hätte sich nicht die national- liberale Partei die« Verdienst erworben, so könnte es im wetteren verlaus dahin kommen, daß ganze aasgedehnt« Landestheile dem Liberalismus vollständig entfremdet, der selbe aus «in« Anzahl großer Seestädte »nd Handelsplätze beschränkt würde. Mac, man auch geltend «ac-en. daß dw >coi zu vezreuuorn vermögen, waren wayriweinucy m» cvn- rvatlve Laaer gedrängt worden, wen» nicht die national- iberate Partei seit langer Zeit di« Fehlerhaftigkeit es Satzes, daß ein« große liberale Parte» ans ein« Zollfrage mit dem Abgeordnetenhaus« nichts zu thnn Hot. hat gleichwohl bei den jüngsten Wahlen mächtig mil gewirkt; sie fiel neben der kircbenpoli tischen Frage vielleict» am meisten ins Gewicht, und die schroffe Stellung, welche de: entschiedene Liberali-mu» in dieser Frage einnahm, hat ihm und vielleicht dem Liberalismus überhaupt geschadet. Es ist mit Genuglbuuna zu verzeichnen, daß sich jetzt selbst fort- schriftliche Preßstunmen in diesem Sinne vernehmen lassen. Venn man dw Mitglieder de« neuen preußischen Abgeordnetenhauses nach der Lebensstellung mustert, so fällt auf den ersten Blick die ungemein starke Vertretung des ländlichen Grundbesitzes aus. Wir zählen nicht weniger al« N6 Gutsbesitzer und Lanvwirlhe» denen als Vertreter von Industrie und Handel nur lO Fabrikanten und 8 kaus- leute gegenüderstchen. Wenn man der neueren wirthschast- ticben Gesetzgebung mitunter den Vorwurf macht, die Jnter- effen von Händel und Industrie mehr im Auge zu haben als diejenigen der Landwirthschaft. so kann wenigstens eine allzu geringe Vertretung der letzteren im Abgeordiietcnbause (und >« Reichstag ist e« nicht ander«) daran nicht schuld sein. Nächst dem zahlreichen Heer von Beamten aller möglichen Kategorien, Staat»- und Eommunal-, Verwaltung-- und Justrzdeamten ist kein Berus und Stand so reichlich vertreten wie gerade die Landwirthschaft. Die „Nat.-Ztg." schreibt: „von konservativer Seite wirb angekündigt, daß man neben Herrn v. köller al» Präsi denten und einem Klerikalen al« erstem Bicepräsidenten, de« Slärkeverhältmß der Fractionen entsprechend, einen Rationalliberalen zum zweiten Bicepräsidenten wählen wolle. In der vorigen Session lehnte die nativnalliberate Fraktion diese» Anerbieten ab; «» wurde die Auftastung vertreten, daß der nativnalliberate Bicepräsident al» der Repräsentant aller Liberalen im Präsidium zu betrachten sei und daß diese, weil zusammen erheblich stärker als Eentrum, Anspruch aus die erste vicepräsibentenstelle hätten. In Folge besten vergab die conservaliv-klerikale Coalilion die zweite VicepräsidentensteUe an di« Freiconsrrvativen. Da das Stärkeverhältniß der Parteien dasselbe wie im vorigen Jahre ist, so dürften sich die vorjährigen Vorgänge wiederholen." Die .Lreuzzeituoa" wird nicht müde, den verhaßten Ge danke» der BilLuna e»»er Mittelhartes, ». h. einer Mehr heit au« den gemäßigten Elemente von recht« und link« zu bekämpfen »nd auseinander zu setzen, daß di« sociale und roirlbsctxrftliche Resormpvlitik de« ReichSkauzln» bczw. der kaiserliches Botschaft nur mit Hilfe der Ultramvntcmev. nicht ater mit Hilse der Gemäßigtlioeralen dnrchzusühren sei. Der Eifer und Ernst, womit die hocheonservativr wie die ultra montane Presto gegen diese einstweilen noch sehr nebelhafte Ver bindung ankämpsl, beweist jedenfalls, wie sehr eine solche Wen dung, welch, gegen da« Uebcrstuthen der Reaktion eine gewisse Schutzwehr alynchten würde, aas jener Seite gefürchtet wird. Geradezu in Wulh geräth der „ReichSbete", wenn er in feinen politischen Betrachtungen auf die Möglichkeit einer Mittelpartei stößt. „Schon fangen die bekannten Mittelpartri-Agitatoren, welche die letzte Landtagsperiod« so schwer geschädigt haben, wieder an. einer gesunden, energischen, einheitlichen Politik ihre mittelpartrilicheu Knüppel in deu Weg zu werfen und ihre heillosen Künste zu üben. Das Bernner Organ der sreitouservativen Fraktion erdreistel sich, der konservativen Partei gegenüber, der Wahrdeit in- Gesicht schlagend, zu behaupten: vielleicht uoch niemals ist gerade die deutsch, conservativ« Fraktion so sehr aus die Autorität der Slaats- -gierung, insbesondere aus den Namen des Fürsten iiSmarck gewählt, wie gerade im verflossenen Wahl kampfe." Für den Geist, der gegenwärtig aus der äußersten Rechten herrscht, sind diese Auseinandersetzungen charak teristisch und lehrreich. Ob dieser Geist die Mehrheit ver konservativen Partei beseelt, wird sich erst noch zu zeigen haben, wenn einmal über die Richtung, in welcher ver Reichskanzler fernerhin die Politik zu leiten gedenkt, bessere Aufklärung gegeben seiu wird al« es in Zeitungsartikeln ge schieht. deren Ermächtigung und praktische Bedeutung sehr zweifelhaft find. Die vorige Gesetzgebung-Periode begann unter dein parlamentarisch und politisch bedeutsamen Ereigniß der Verschmelzung der alt» und der »e«konservativen Fraktion vielleicht wird in der neuen Gesetzgebung-Periode diese Fusion wieder rückgängig gemacht. von einer im Posenscheu ansäsflgen namhaften Per- ülnlichkeit. di« über die Verhältnisse im polnischen Lager oesoader« gut orientirt ist, erhalten wir eine Mittheilung, nach welcher die polnischen Abgeordneten darauf verzichten dürsten, in der neuen Session ihre» mehrfach erwähnten ..Generalantrag" aus Wiederherstellung der Rechte ihrer Nationalität aus Grnud der Zusicherungen der Wiener Eon- areßaete einzubrinqen. Die Besprechungen, die in dieser Hin sicht unter den Führern der Polen gepflogen worden und von denen selbst deren eigene Presse nicht in Kenntniß gesetzl worden ist. haben unserem Gewährsmann zufolge die klug- heil über di» Leidenschaft siegen lasten und die Ueberzeugung besestiat» daß mit jene« Geueralantrage nickt« gewonnen und alle» verloren werden könne. Nur eine Minderheit soll noch immer dafür plaidiren, da« Abgeordnetenhaus zum Zeugen eine« politischen SpcktakelstvckS zu macken, denn anders wäre doch wahrlich die völlig zwecklose Debatte llber einen aussichtslosen Antrag aus Preisgebung des Deutsch- tbums zu Gunsten der polnische» Rationalität nicht zu benennen. von regelmäßig gut unterrichteter Seite erfährt die N.-Ztg." daß da« Staatsministerium sich über die Nothwendigkeit de, Auslösung der Berliner Etadk- verordneten-versammlung schlüssig gemacht, die Ge nehmigung de« Kaiser« zu dieser Maßregel erdeter» und auch er Hallen hat. Die Nachricht, daß der Botschafter in St. Petersburg. Herr ».Schweinitz, ein, verändernng seiner gegenwärtigen Stellung wünsche, erhält sich fortdauernd. Man führt diese Angelegenheit aus Reibungen in Etiquettenfragen mit dem dem Kaiser Alexander persönlich attc>ck»rten Geiierallieutencml und Generaladiutoat v. Werder zurück. Indessen soll auch Generallreutrnanl v. Werder bereit» srüher sein« Ahberusung »oa Petersburg beantragt haben. Der rumänische Senat wählte M« Commission zur Feststellung des Enttvurss einer Adresse als Antwort auf die Thronrede An Stelle de« znm Minist« ernannten D«m«ter Stnrdza wählt, »wr Senn» den General Eernat zum vice- ^ Präsidenten, — Di« Devulirtenkammn ift bi« jetzt noch nicht Die serbischen Journale machen sich nicht wenig über den in Ungarn wieder ausgetauchten Petvsi-Cullu« lustig i»d weisen unter Ander« daraus hin, daß jene „magya rische" Dichtergrvße thatsächlich gar kein Ungar oder Magyare, sondern ein serbischer Renegctt, Namen-Alexander Petr»- witsch und griechisch-orthodoxer Religion gewesen, der da» magyarische Pseudonym „Petvfi" sich beigelegt hatte, wa» leinen gutserdischen Vater, den ehrsamen Schlächter Stefan Petrowitsch, so erzürnte, daß er von seinem zu den Magyaren Übergelaufenen Sohne nichts mehr wissen wollte. Auch wird noch des verunglückten versuche« Pclvfi's im Jahre l848 erwähnt, der darin bestand, sich in seiner Heimalh als Reichstag--Candida» vorzuftellen. Er wurde aber nicht gewählt, sondern erhielt für sein Renegatenthuin von seinen slaviscken Heimathsgenoffrn einfach eine Tracht Prügel, die ihn veranlagte, au« seiner Heiiiialhsgemrind« schleunigst zu verschwinden. Diese und ähnliche interessanten Einzelheiten sind selbstverständlich in den magyarischen Biographien de» großen Dichters nicht erwähnt, was aber doch viele Leute in Ungarn nicht hindert» jene Einzelheiten sehr genau zu kennen. Aus Belgrad wird berichtet, daß in der Wohnung de in Folge des Attentates verhafteten Professor« Wertowltsch wichtige Papiere gefunden worden seien, welche auf die eigent lichen Urheber de« Mordversuches gegen König Milan sich beziehen solle«, die aber nickt im Königreich Serbien sich be fänden. Dir beschlagnahmten Papiere sollen geradezu sensa tionelle Enthüllungen enthalten. Bisher wurden bezüglich de- Attentat» von der Untersuchungs-Commission in Belgrad zweiundvierzia Zeugen verhört. — Serbische, in Südungar» erscheinende Blätter, welche fast all« gegen die gegenwärtige serbische Regierung oppositionell und omladinistisch gestaut sind, wollen aus Belgrad bereits die Nachricht erhalten vnbeu, daß im Attentatsproceffe gegen Helen« Markowitsch di« Oeffentlichkeit ausgrschloffea werde» soll. Wie au« Tattar» geschrieben wird, hätte die mente» negrinische Regierung mit englische» Waffenfabriken und Gießereien Verträge zur Lieferung von Hcnterladnogs- gewebren und Gebirgsgeschützen abgeschlossen. — Unter der montenegrinischen Bevölkerung ist d»e Ansicht verbreitet, daß für de« nächsten Frühling «» großer südslavischer Krieg drvvrstehe. Au« Wnrscknn wird gemeldet, dntz t» Brzes« LitewüA dieser Lage ein« wichtige russisch« Militair» Commission zu» sammentrelea wird. Em höherer «ilitair-techaischer venmter ift daselbst bereit« eingetroffe» »nd der Ankunft de« Kriegs minister« wird stündlich entgegengesehen. Auch an» Warscha» begeben sich drei Generale, darunter der Chef des Warschauer Generalstabes, nach Brzes«. Der „Gazeta Narodowa" wird an« Petersburg ge meldet. daß seiten« der russischen Regierung nicht allem di« Zurückstellung der dem polnischen Adel coafiscirte« Güter, sondern die polnische Frage überhaupt angeregt wurde, zu deren durchgreifender Lösung im Interesse Rußlands, dieses die Aushebung der Güterconfiscation al» absolut nothwendia eracht«. E» wird noch hinzugesügt, daß seit etwa fünf Wochen wiederholt Ministerverathungen stattaefunden, die ausschließlich di« polnische Frage zum Gegenstand« hatte». Die Vorschläge und Meinungen, die in diesen Berathnuge« geäußert wurden, find unmittelbar darauf dem Kaiser «ft» getheilt worden. Gegenüber der Behauptung de« Pariser „Tnnes"-Eorre- spondenten, daß die Mächte dem französisch-tunesische» Vertrage zngrstimmt hätten, bemerkt da« „Journal de St. Pstersvourg", wa« Rußland angeh«, so sei es enuig und allein wegen der Aushebung der Coosulargerichtsbarktt befragt worden: gegen diese Aufhebung und die Einsetzung französischer Tribunale werde es Nichts «inwende», wenn alle anderen Mächte zustimmen würde». In Paris herrscht eine gewisse Verstimmung »ber di« einseitige Art de« englischen Vorgehen- in Kairo. Man vermerkt es mißfällig, daß Frankreich bislang weder bei der finanziellen noch be» der militairiscben Reorganisation des Nillandes z» Rathe gezogen worden und hegt den Argwohn, daß England die gemeinsame Autorität der Mächte gegen das Interesse Frankreich- auszuspielen beabsichtige. E« mag dabingestellt bleiben, oh die an der Seine zur Schau ge tragene üble Laune in Wirklichkeit vorhanden oder nur ange nommen ist. Frankreich- Stellung in Tunesien giebt ihm, wenigsten» innerhalb gewisser Grenzen, die Macht, sich für etwaige britische Rücksichtslosigkeiten schadlos zu halten — und übrigen- fehlt e» in den republikanischen Fractionen nicht an Leuten, die, wie Herr Elemenceau beispielSwcise, England- Vorgehen in Egypten für durchaus correct erklären. Die unentschlossene Haltung de« fra nzvsischen Cabinet» gegenüber den Umtrieben ver Anarchisten ist für die Negierung de» Herrn Grevy zu einer Quelle von Verlegen heiten geworden, welche dem Ansehen Ver Republik vauernven Schaden zu bringen droht. Bereits tauchen Gerüchte auf. welch, die Stellung de« Ministeriums erschüttert sein lasscu, und obgleich denselben zur Zeit noch alle reale Grundlage ermangelt, so kann doch die Lage nach dem Zusammentritt der Kammern jeden Augenblick eine für Herrn Duclerc sehr bedenkliche Wendung nehmen. Jedenfalls sind bicvorauSsctzungeu, unter denen dem Cabinet die Unlerstützung einer verläßlichen Mehrheit für seine Politik gesichert wäre, mehr als zweifelhaft, und schon gleich nach Eröffnung der Kammerseslion werden demselben harte Prüfungen seiner Lebensfähigkeit nickt erspart bleiben. Z»m Gegenstand diplomatischer Erörterungen ist da» Austreten der internationalen Reoolntionaire aus französischem Boden einstiveilcn noch nicht gemacht worden. Als mulhmaßlichen Botschafter Italiens bei d« französischen Republik nennt da» Gerücht immer zuvew sichtlicher den bislang in gleicher Eigenschaft am Dien«, Hvs beglaubigt gewesenen Grasen Rob« laut. Derselbe hat ein« lang, Unterredung beim Könige Humbert in Moaz» gehabt, und bringt man dieselbe mit der Pariser Canditz«1u»M des Grafen in Zusammenhang. Auf die Behandlung delikater^ Angrlegrnbeite» versteht sich der genannt« Diplomat, wie sein« Wiener Geschäftsführung dartbut, meisterhaft, und er dürft« zur Betbätiguug seiner persönlichen Eigenschaften gorade i» Pari« ou»..iebig Anlässe sind«,. Zwischen »e« Qnirinal nnb dem ElysSe bestehen noch so mancher««. zn»r nnausqesprmbene, aber auch unausgeglichen« Meinnngs^rschiedenherten. deren Ausaftich i« Snterftse »«der Staaten gelten ist. dazu > bildet di» Herstellung eine« äußerlich no,«aien veshättniffe« ein« »er hanplsächlichste« Vorbedingungen. 1
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