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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.09.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188309262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830926
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830926
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-09
- Tag1883-09-26
- Monat1883-09
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.09.1883
- Autor
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ren .st er- iu le»- »d iele >ler anr am lei der ger der nch len Uli! !ill. »r- m., per !N- bc: hlle >»r Sr. der 82. >r- >g> vm ,re. »i .L 7L i« ^U LO »I ^0 lg» r— i.7b »«> >.7L irv >LU >7L r»i i.« rso 1- ei» u>- ».- r« lLi Iä«> >.10 !L0 I.«o U» UV v i«t LV «I >.7b !»> UI iUL UU » k r L» ») Li .«8 U»! .7ö i.7». di» !wr Ul. «r. ar- M- d«r «: iil- t« »rt 00 .7. er 1e Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Urßartioil nnd Lk-edttisu Johanuesgasse 83. Sprechstunden -er Redaktion: vormittag» 10—13 Uhr. Nachmittag« b—K Uhr. l >u tk enur,«»« ,m,el»»tter «»»^eriat, «acht ftch »u Ne»»ll»» »>»> «e-uwtich An«atz«e »er für Nie uächftsulgende Nummer bestimmte« Inserate an Auchrutageu dt« S Uhr Nachmittag«, l>n Len»- undHrsttagensrßhbi-'/,» Utzr. 2a -en Male« snr 2ns.-^nnah>nr. Ott« Ulk««, Universililestrab, 31, Laut» Lösche, Katharine»straße LS, p. A»r »t» tltzr Tagcblatt Anzeiger. Organ fik Politik, Localgeslhichte, Handels- «nd Geschiftsverkehr. Meß»Äluflage 18,800 Adonrikmrntsvrkis Viertels. 4'/» MN.. rucl. Bringerloh» 5 ML, durch die Post bezogen S ML Jede einzelne Nummer SO Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren iür Extrabeilagen »Hne Postbcsörderung 39 ML mit Postbesördcrung 48 ML Inserate stgespaltene Petitzrile SO Pf. Größere Schriften laut unierrm Preis- Verzeichnis. Tabellarischer «. Ziffernsatz nach höher« Tarif. Reklamen unter dem Redaction,strich die Spaltzeile 50 Pf. Inserate sind stet« an die Ervrditian zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prueruweennrio oder durch Post- Nachnahme. ^- 289. Mittwoch den 28. September 1883. 77. Jahrgang. Bestellnngen auf das vierte Quartal 1883 -es Leidiger Tageblattes (Auflage 18,100) wolle man möglichst bald an die Unterzeichnete Expedition. JohcmncSgasie Nr. 33, gelangen lassen. Außerdem werden von sämmtlichen hiesigen Aeituug-spebitenre» Bestellnngen ans dos Tageblatt angenommen nnd ansgeführt. Auswärtige Abonnenten müssen sich an das ihnen zunächst gelegene Postamt wenden. Der Abon»«en»ent»prek4 beträgt pro Quartal L Mark SO Pfennige, inelufive Bringerlohn S Mark, durch die Pofl bezogen 0 Mark. Für eine Extrabeilage sind ohne Postbefördernng 39 Mark, mit Postbefördernng 48 Mark Beilegegebühren unter Vorausbezahlung zu vergüten. Preis der JnscrtionSgebühren für die 6 gespaltene Petitzcile 20 Pfennige, für Ncclamen aus Petitschrift unter dem Nedaetionsstrich 50 Pfennige. Größere Schriften werden, gering abweichend von dieser Norm, nach unscrm Preiövcrzcichniß, tabellarischer und Ziffer - Satz dagegen nach höherem Tarif berechnet. Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruenuWvranclo oder durch Postnachnahmc. Das Tageblatt wird früh 6V, Uhr ansgegeben und enthält die bis znm vorhergehenden Abend cingelaufenen wichtigsten politischen und Vörsen-N ach richten in telegraphischen Original'Depeschen. Es berichtet im Allgemeinen über den Gang der Ereignisse in übersichtlicher Kürze und über die großen TageSfragen der inneren nnd äußeren Politik in populären Artikeln mit größter Ausführlichkeit. Das Tageblatt behandelt die localen nnd sächsischen An gelegenheiten in eingehender Weise und rcferirt über Theater. Musik, Literatur, Kunst und Wissenschaft. Die Verhandlungen des Reichstages nnd des sächsischen Landtages erscheinen in Originalberichten. Mit seiner „Volkswirthschaftlichen Beilage" bildet es zugleich das größte Handcls- und Börsenblatt Sachsens. Es bringt namentlich auch sämmtliche wichtige deutsche und überseeische Handelsberichte. Außerdem erscheinen im Leipziger Tageblatt die vollständigen <y-ttzj«rrttsten aller Elasten der Königlich Sächsischen Landes-Lotterie und die Nummer- Verzeichnisse der ausaeloosten Königlich Sächsischen Staatsschuldscheine. Leipzig, im September 1883. Amtlicher Thetl. Veklmiilnuichimg. Wegen Reinigung der Localitäten ist da» Armenamt Montag den 8. und DtenStag den S. Oktober » e. und di« BrtleidnnaS-Anstalt Mittwoch den 1V. Oktober ». o. geschlossen. Leipzig, am IS. September 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. tArmeN'Amt.) Ludwig-Wolf. A. Vrkanrltmchun-. Nachdem die Leipziger Pserde-Eisendabn.Gesellschaft eine neue Art englischer Pjcrvebahnwagen angeschafft hat, bringen wir, im Anschluß an unsere Bekanntmachungen vom >3. Januar und 5. Februar ds». I»., hiermit zur allgemeinen kenntniß, daß wir betreff» der Besetzung der gedachte» Wagen nachstehende Bestimmung getrosten haben; E» dürfen in denselben an Fahrgästen nur ausgenommen werden: a. bi» zu ro Personen im Innern de» Wagen» auf Sitz plätzen, b. « ?« s « ebendaselbst auf Stehplätzen. o. - » v » auf dem Vorderperron, ä. » » 4 » » - Hinterperron. Zwei Kinder unter je 14 Jahren sind hierbei für Eine Person zu rechnen. Leipzig. am 21. September 1883. Der Rath und da» Polizeiamt der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Bretschneider. Harrwitz Di« bei dem hiesigen Leihhause in den Monaten Sep tember, Oktober, Rovember «nd December 1882 versetzleu oder rriicuerlcu Pfänder, die weder zur Bcrfallzcil noch bi» jetzt eingelöst worden sind, auch nicht bi» zu», SO. September ». e. «»gelöst worden, sollen den I. Ato» »ember d. I. «ad folgende Tage im Parterre-Local« de» Leihhauses öffentlich versteigcrt werden. E» können daher die in den genannten Monaten versetzten Pfänder nach dem 30. September d. I. «nd spätesten» am S. Oktober ». «. nur unter Mitentrichtong der AuclionSkostei, von 4 Pfennigen von jeder Mark de» Darlehn« elngelöst oder nach Befinden ernenert werden; vom «. Oktober d. 2. an. a» welchem Tage der AuctiouSkatalog geschlossen wird, kann lediglich die EinlSsnug derselben »nter Mitentrichtung der AuctionSkcsten von 4 Pfennigen von -jeder Mark der ganzen Forderung de» L-ibhaiise« stattsinden. und zwar nur bi» zum 27. Oktober d. I«, von welchem Tage ab AuclionSpsLnber nuwiverruflich Weder etnaeläft »och prolongtrt werden können. E« hat also vom 29. October d. Ä. an Niemand mehr da» Recht, die Einlösung solcher Pfänder zu verlangen, und können dieselben daher von den Eigenthümern nur aus dem gtwAhniichrn Wege de« Erstehen« wieder erlangt werden. Dagegen nimmt da» Geschäft de» Einlösen» »nd Ber schen» »,-derer Pfänder während der Auction in den gewöhn lichen Localen seinen ungestörten Fortgang. LeipAg. den 15. September 1883. De» Rath» Depntatio» für Lethhaa» «ad Spareafse. Vrkllnnluiiiihilirg. Im Anschluß an da» Vorgehen anderer Behörden müsse» auch wir im Interesse unsere- Actenweseu» darauf aufmerksam machen, daß die a» unsere Expeditionen zu richtenden Eingaben ans einen ganzen Voac», sogenannte» Äetensorinat, mit Tinte zu schreibe» sind, wobei aus der erste» Seite zu beginnen ist, und behalten u»§ an-driicklich vor, Eingaben, welche diesen Erfordernissen nicht entsprechen, al» Postkarten. Zettel aller Art, Briefbogen, Bogen, auf welchen die Seiten nicht »ach obiger Vorschrift beschriebe» sind, hektographische Abzüge u. dergl., zur Abänderung zurlilkzugebcn, wclchensall» die Absender solcher Eingaben alle hieran» entstehenden Nachthcile und Weiterungen lediglich sich selbst zuzuschreiben haben Leipzig, am 1b. August 1883. Dkr Rath der Stadt Leipzig. Harr» vr. Georgi. arrwitz. Nichtamtlicher Thetl. polnische «Südliche. Der Sommer hat sich wieder verabschiedet. Wenn man ihn gewöhnlich in politischer Beziehung al« ereignißlo» und deshalb al» „todte Saison" bezeichnet, so hat er diesmal dieser hergebrachten Vorstellung wenig entsprochen. Er schloß vielmehr hoch-dramatisch mit dem Besuche der Könige und Fürsten in Homburg, der Fahrt Mr. Gladstone'» nach Däne mark, der Wiederherstellung der Verfassung in Bulgarien und den, plötzlichen Umschwung der Dinge i» Serbien ab. lauter Ereignisse, welche die politische Welt sehr lcbbast Interessirkn und noch längere Zeit in Alhem erhalten dürsten. Inbcß wird doch Niemand behaupten wollen, daß dadurch die europäische Lage wesentlich geändert und die friedlichen AnSsichten nach irgend einer Richtung getrübt worden seien. Man muß e» vielmehr al» besricdige»teÄ)atsache anerkennen, daß sich die allgemeine Lage am Schlüsse de» Sommer« im vergleiche zu der im abgelausenen Frühlinge nicht ver schlimmerte und auch die Beziehungen der Großmächte zu einander keinen beunruhigend«, Charakter angenommen haben. Die gleichen FriedcnSbürgschaste», die im Frühlinge noch von der Vfsentlichen Meinung al- völlig autreichend betrachtet wurden, um die Ruhr unsere« Welttheile« zu sicher», stehen beute, wie damal», al» die Tripel-Allianz durch die Ver handlungen der italienischen Kammer über au»wärtige Politik auch aus die allgemeine publicistisch« Tagesordnung gesetzt worden, noch »»erschüttert da. Dafür hat der abgelausene Sommer vielfache Belege erbracht und auch den Bcwei«, daß diese» Friedenlbündniß eine mächtige Anziehungskraft aus die kleineren Nachbarstaaten au-übt und diese von dem Wagnisse, eine abenteuerliche Politik zu verfolgen, fern hält. Dennoch hat r» aber nicht an mancherlei Beunruhigungen gefehlt. E» tauchten ab und zu verschiekeue Sensation», und Alarmgerücht« auf, die bald da, bald dort, je nach ihrer Natur, ein willfährige« Echo fanden, wa» freilich nicht allzu lange danerte. E» trat sogar der Fall ein, daß selbst seiten» kleiner Staaten, die bei dem besten Willen nicht im Stand« wären, auf eigene Rechnung und Gefahr die Ruhe Europa« zu st»rrn, der Welt versichert wurde, e« werte gegen sie nicht» Böse» im Schild« gesührl, ja man habe vielmehr nur ausschließlich die Absicht, da» materielle Wohl der Völker fördern zu helfen. E< gab kaum einen Staat, der nicht mittelbar oder uninittelbar in die Krieg»- oder Friedrn-srage verwickelt, welcher nicht bet irgend einem vhantastischen Bündnißprojecte mitgenannt worden w»re nnd dessen Regiernng»organ« nicht zu einer publieistischen Abwehr der ihnen zugemutheten Pläne sich veranlaßt gefühlt hätten. Ohne ven fieberhaften Zustand, der während diese- Sommer» der vfsentlichen Meinung sick> bemächtigt hatte, wären derartige öaradoxe Erscheinungen gar nicht denkbar gewesen. Jede Aufregung muß stet? als eiu Zeichen betrachtet werden, da» aus unnatürliche Zu- stände, aus Störungen in den staatlichen Organismen schließen läßt; e» giebt aber auch eingebildete Uebel, welche allerlei Unbehagen und Wahnvorstellungen verursachen nnd mit solchen Nebeln scheint auch die öffentliche Meinung in den letzten Monat«, eine Art WiudinÜhlnikamvs geführt zu haben. Blickt man den verschiedenartigen veunrnhigenten Gerüchten auk den Grund, wrlche in bunter Abwechslung in der Presse ausgetancht, nni alSvald von berufener Seite widerlegt zu werden, geht man aus den erste» Ursprung jener Sensations nachrichten zurück, so wird man stet» finden, daß sie an Orten entstanden, wo keine reine politische Lust weht. Jene Gerüchte haben sich nicht au» Mitteleuropa, sondern an» Westen und Osten über die Welt verbreitet; sie kamen von jenseits der Vogesen oder au- dem nordischen Reiche, da» voll innerer Unruhe und, um sich über seine bedenkliche Lage hinweg- zutäuschcn, zeitweise mit dem Säbel rasselt. Da» Unbehagen an den eigenen unklaren und unfertigen Zuständen sowie die Verwirrung im eigenen Haushalte erwecken dort einen u». bewußten Drang nach gewaltsamen Bcränvcningen und erzeugen Stimmungen, die annrälig auch Uber die Grenzen jener Länder wirken. In Frankreich waren e» die Verhandlungen über die Tripel-Allianz, welche, während sie einerseits die enrflen Politiker de» Lande» zu einer noch vorsichtigeren Hal tung nvlhigten, andererseil- die öffentliche Meinung vollend» au» Rand und Band brachten. Die Wahrnehmung, daß Frankreich, sobald e« angriff-weise Vorgehen wollte, vereinzelt wäre und das geträumte Bündmß zwischen den lateinischen Völkern fammt der republikanischen Propaganda nur bloße Hirngespinnste seien, erweckte vorerst nur eine mclan- cholisch-verbittcrte Stimmung. Später schlug sie aber in eine zornige GeinüthSansivallung um und man be gann nach anderen Bündnissen Umschau zu halten, aber nicht i» den ossscirllen Kreisen, nicht am Quai d'Orsav ober unter besonnenen Parlament-mitgliedern, sondern in den Club», in der sogenannten Palrioten-Liga und in den RedactionS-Biireaur der völlig Ubergeschnappten chanvinistischen Journale. In den Boulevard-Blättern begann ein förmlicher FeiLzug der Alarmirung und Verhetzung nnd schließlich stimmten sogar ernste Journale in da» Wnlhgefchrei der publieistischen Franctireur» ein. Diesrr Lärm weckte in den panslavisttschrn Kreisen Ostenropa» ein lante» Echo; in Mitteleuropa horchte man darauf und die furchtsamen Politiker blickten besorgt in die nächste Zukunft. Es geschah aber nicht» Außergewöhn liche» und die Besorgnisse, die noch etwa vorhanden, werden jedenfalls schwinden, sobald in den verschiedenen Hauptstädten Europa? die Parlamente zusamm«,getreten sind. Was diese betrifft, so hält man von ihnen bezüglich ihrer Einflußnahme aus die au«wärtige Politik iu der Regel nicht viel. Diese Anschauung ist nicht unrichtig, insoweit nämlich eine direct« Beeinflussung der auswärtigen Politik eine» Staate» in Frage kommt. Indircct babe» sie aber, ohne c» zu wolle», eine wohlthätige Wirkung auch in dieser Richtung, denn sie dienen ostmal» als Blitzableiter. So lang- die Parlamente tagen und die Verhandlungen derselben die eigentlichen Jutercsscnfragen de» betreffenden Lande» auf dir TageSordnittig setzen, tritt in der öffentlichen Mei nung und in den Organen derselben die hohe Politik mehr in den Hintergrund. Man vermag nicht jede TageScrscheinung auf viesei» Gebiete eingehend zu er örtern und darüber in Aufregung zu gerathen. Rur wirklich wichtige Ereignisse werden beachtet nnd können zeitweise da» Gleichgewicht stören; Wa» sonst an Reizbarkeit noch vorhanden sein mag, findet vollauf Beschäftigung mit den heimischen Angelegenheiten. Da» Sprichwort, daß .Müßiggang aller Laster Anfang sei", findet in diesem Sinne vollend» seine Berechtigung, wenn man e» auf die todte Gommersaison anwendct. Dazu kommt noch» daß in den verschiedenen Parlamenten bei Beginn der Session-Perioden seiten» der Minister gewöhnlich Aufschlaffe üher die aus wärtige Lage gegeben und in der Regel auch mit vollem Bertrauen ausgenommen werde». Hoffentlich haben wir auch diesmal, wenn oinnen wenigen Wochen die Volksvertretungen in Oesterreich, Italien und Frankreich zusammengetreten sind, die selbe beruhigende Wirkung zu verzeichnen, wie in den Vorjahren, in denen c» während de» Sommer» auch nicht an beunruhigenden Gerüchten aller Art gefehlt bat, wiewohl sie damals die Welt nicht so in Aufregung verseht habe, wie dieGensationSnachrichten der abgelausenen Monate. Vielleicht war die» in den Vor jahren deshalb nicht der Fall, weil damal» gerade im Sommer ganz wichtige europäische Streitfragen ihrer Erledigung harrten: Im Vorjahre die egyptische Angelegenheit und in den früheren Jahren allerlei verzwickte Oricnthändel. Diesmal kam eben während der langen Ferienzeit keine internationale Streitfrage zum ilultrage und in Folge dessen nahm man zu allerlei Fictionen Zuflucht, wahrscheinlich um der Welt zu beweisen, daß in ihr dennoch etwa« vvrgehe. Ein« unbekannte Gefahr wirkt immer aufregender al« eine solche, die man genau kennt nnd deren Tragweite man zu ermessen vermag; au« diesem Grunde wird e« auch erklärlich, weshalb tue verschiedenartigen Alarmgerüchte diese» Sommer« die Welt viel mebr beunruhigt haben, al« e» sonst der Kall gewesen wäre. Allmälig ist man aber doch zur Erkenntniß gelangt, daß man nur da« Opfer einer Hespenster- sarcht war und so dürfte schon die Nächstzrit dazu beitragen, die erquickliche Ruhe und die friedliche Zuversicht der öffent lichen Meinung vollend» wiederhrrzustellen. Den Völkern de» Morgen, und de» Abendland«» aber rufen wir zu, rodtionwl" Leipzig, 26. September 1883. * Nach einer Reihe von Anzeichen zu sckließen, wird unter de» Entscheidungen der nächsten Rei<b«tag»s«ssion, der letzten vor den allgemeinen Wahlen, diejenige über die Frage »er Verlängerung de« Socialistengesetze« einen her- vorragenden Platz einnehmrn. Zunächst wird sicb fragen, ob da» Ecntrum, welche» bei der 1880 vorgenoinmenen Ver längerung noch bi« auf wenige Mitglieder mit Nein stimmte, inzwischen seine Stellung verändert hat. Nicht minder aber wird die Haltung der Liberalen Vereinigung von Interesse sein. Im Frühjahr 1830 war Vir Secession noch nickil au»- gebroLen; nur der Abg. LaSker hatte sich damals bereit« von ven Natioaalliberalen getreu»», «nd dieser stimmt« gegen die Verlängerung. Alle anderen Mitglieder der Secession, soweit sie damal» dem Reichstage bereit» angehvrten und an der Abstimmung sich betheiligten, votirten, wie alle Nationalliberalen, für da» Gesetz. Inzwischen babcn sich die Parteiverhältnissc geändert; die unter dem Namen der Liberalen Bereinigung au» der nationalliberalen Partei au-geschiedenen Elemente stehen unter einem sich immer schärfer ausprägenden Einflüsse der Richter'schen Fortschritt»- partei, und diese belegt heute bereit» Jeden mit dem Analbrm, der an eine abermalige Verlängerung de» Socialistengefetzr» nur denken könne. Unter diesen Umständen darf man über da» von den Secessionisten in dieser Frage zu erwartende Verhalten allerding» in Zweifel sein. Wir unsererseits aber wollen wenigsten» von vornherein gegen da» Unterfangen, jedem fllr die Verlängerung Eintrclendcn den Charakter eine» liberalen Manne» abzuspreckcn, energisch Verwahrung einlegen. Wer da» Socialistengesetz 1878, wer e» 1880 für nolhwendig gehalten hat, wird e» auch 1884 für nothwendig halten müssen, wenn die Gefahren, gegen welche e» gerichtet ist, »och fortbeflehen und seine Wirksamkeit nicht von unvorhergesehenen schädlichen Folgen gewesen ist. Da- Letztere wird Niemand behaupten, zum mindesten nicht beweisen können. Und waS da- Erstere anlangt, so kann es Niemand im Ernst bestreiten. In welcher Weise die deutsche Social- demokratie ihr Geschäft forlbctreibt, zeigt ein Blick iu ihr anerkannte- Preßorgan, den in Zürich erscheinenden „Social- demokrat". Nach wie vor werben in demselben nicht etwa socialpolitische Probleme ruhig und sachlich erörtert, sondern ausschließlich in der giftigsten nnd verlogensten Weise die Auf hetzung der unteren gegen die oberen Volksschichten betrieben. Und wie man diese Waare an den Mann zu bringen sucht, dafür wird unS ein Beleg au» dem Fürstenthum Waldeck mitgetheilt. In diesem ganz überwiegend von landwirthschast» treibender Bevölkerung bewohnten Ländchen ist niemal» «in« socialdemokratische Stimme abgegeben worden. Nicht» desto weniger find einzelne Orte desselben jüngst mit dem „Social- demokrat" mittelst in London ausgegebener Briefe geradezu überschwemmt worden. Der Inhalt dieser Nummer d«» socialdemokratischen Blatte- leistete an Herunterreißung alle» dessen, was unserem Volke heilig ist, da» Unglaublichste. Wir zweifeln nicht, daß ähnliche EinschmuzarlungSversuche überall in Deutschland Vorkommen werden. Gerade au« ihnen aber läßt sich am besten erkennen, wa» da« Socialistengesetz tu der Thal genützt hat, und wir denken, die gemäßigt Liberalen werden sich durch den Richter'schen Terrori-mu» in dieser Erkenntniß nicht beirren lassen. * Au» Berlin wird un» vom Montag geschrieben: „Die kirchenpolitischen Unterhandlunge» werden seit der Rückkehr de» Herrn von Schlözer nach Nom niit doppeltein Eifer fortgesetzt. E» sollen m der That für die erledigten Diversen Köln, Münster» Limbwrg und Enesen bischöfliche Delegaten ernannt werden, denen va» Recht «- stehen soll, die Liste der diSpensbrdürstigen Geistlichen «»- znrrichen, doch soll der Geschäftsgang schließlich noch dadurch vereinfacht werden, daß die betreffenden Gesuch« sämmtlich nur von einem Bischose, wozu der Senior der prcußischen Bischöfe, Herr von ver Marwitz in Kulm, auSersehea »si, eingereicht werden. Dieser Vorschlag ist von der Curie ausgegangen, und die preußische Negierung hat nicht» gegen ihn cinzuwendcii gehabt. Die Zweifel der „Germania" gegen diesen Modu» sind nicht begründet. Damit Herr v. d. Marwitz die sämmtlichen Di»pensation««gesuche der unbesetzten DiVcesen aus einmal einreicht, ist nicht erforderlich, daß er den oi»poniblcn Geistlichen in seinem Bi«tbum Anstellung gewähre. Zudem aber soll die Anstellung der Geistlichen gerade durch die bischöflichen Delikate» er folgen, welche hauptsächlich für diesen Zweck durch dm Staat ernannt werden. Ist da« Di«pensation«gesuch eingereicht, so wird von Seiten Preußen» sofort der DiSpen» gewährt werden und der Anstellung von mehr al» tausend Gmstlichcn steht nicht« mehr >m Wege. Au» dm fortwährenden Wider sprüchen der »Germania" geht aber wieder einmal deutlich hervor, wie unangenehm e» dem CcntrumSblatte und den dahinter stehenden Leuten ist, daß eine Einigung zwischen der preußischen Regierung und dem Vatikan erfolgt ist. Besonder» Herr Dindthorst dürfte die Nachwirkung schon bei den nüchsten Wahlen erfahren, da» Instrument für feine Operationen, die Centrumspartei, dürfte bedeutend an Stärke verlier«, in demselben Maße al» der Eulturkamps an Heftigkeit nachläßt, verringert sich die Gefolgschaft der CentrumSaaitatoren, und in Wahrheit hat die EentrnmSpartri viele Jahre hindurch gekämpft, nicht um den Eulturkamps beizulegen, sondern nach Möglichkeit au»zudehen und zu verlängern. Der Friede zwischen Staat und Kirche ist der »Germania" und dm .Führern" de« CentrnmS besonder» unangenehm, sie fühlen, daß sie um ihre Existenz zu ringen haben und sind darum bemüht, noch in letzter Stunde neue Hindernisse in de» Weg zu legen. Aber e» wird Alles nickt« nützen, so schmerzlich e» den »llramontanen Politikern ist, der Friede ist über ihre Häupter hinweg z» Stande gekommen, und nun wird e» sich weiter zeigen, wer die „Eultnrpauker" sind, welchen Ausdruck die »Germania" srüber mit besonderer Vorliebe auf die Liberalen anzuwendeil für gut fand. Es sind die Nltramonlanen in Parlament und Presse, deren Nntergang herannaht mit dem Ende de« Eulturkamps»." * Der gestern bereit» telegraphisch erwähnte Artikel der »Norddeutschen Allgemeinen Zeikuna", die An- toine'sche Eorrespondenz betreffend, hat folgendm Wortlaut: Die fortschrittlichen Blätter, welche wir gewohnt sind» stet» auf Gelten jede» ffetnt-c» der deutschen Politik zu finde», benutzen unsere Veröffentlichung der Antolne'schen Lorrcspondenzen zu Ausfällen, welche di« Stellung, dle sie zum eigenen Vaterland« tin- »ehmrn, hinreichend charakterisiren. Sie stelle» sich natürlich aus Seiten d«1 Herrn Antoine und bedrohen un« mit gerichtlichen Ver folgungen und Strafen. Wir würden un- secuen, wenn gerichtliche Verhandlungen die Gelegenheit darböten, die Antoiue'sche, Um triebe und die Stellung der deutschen und franzüsische» Parteien zu denselben »och schärfer an dem Lichte der Oesfentlichkeit zu velenchie», al» dir« durch die Presse möglich ist. Nufer Zweck, zwei in ihrer Mehrheit fried-lebenden Nachbarvölkern die Persanm nnd die Mittel vor Angen z» stellen, durch welche sie znm Kriege gegeneinander gehetzt werden sollen, kann durch jede breitere Ver handlung der Umtriebe, in welchen Antoine ela« uutrrgeorduet« Nolle ipirlt, »,r yes«rdee« wncheu. itt wundert u»< nicht, daß die sorlschriNllche Presse nach dem «rade ihrer politischen Mdniw nur für die krei-richterliche, aber nicht für die politische Geste Vieser Frage ein Auge hat, auch bann nicht, wen» gerade die politisch« Geile dadurch auch einem blöden Auge klar gemacht wird, daß di« Urheber dieser Umtriebe, deren Organ der Metzer Thierarzt ls^
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