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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.09.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188309273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830927
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830927
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-09
- Tag1883-09-27
- Monat1883-09
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.09.1883
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Erscheint tSgltch früh k'/, Uhr. Lr»«cti«n nnd LrPe-üirn I»hanne«gasse SS. Lprrchftundkn der Xedattina: vormittag« 10—13 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. gtll »tl ttta,«di <«,a-od»«r ««„Icnyt, «»ch> sich «i N«»»cu»» «ch« »<r»Nl»Uch> Ammh«, »er für »te «ichfts«l,e»»e N«»«er Nefti««te» Inserate an Wochentagen »t» S Uhr Rach«tttag», an G«»«» nn» Festtagen früh »1» V,S Uhr. I» de« /iUale» für Zns.-^nnahmn vtt» Nie«». Uittvrrlttitttstraßt 21. te»i« Lisch«, Katharinenstras« 18, «nr »t» '/,» Uhr riWM.TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Meß-Auslage 18,800. Adonnemratspreis Viertels. 4'/, Mk. incl. Bringerloha 5 Mk.. durch die Poit bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» ohne Postbefördcrung M Mk. Mit Polldesörderung 48 Mk. Inserate Sgespalte« Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut unserem PrrlS- verzeichniü. Tabellarischer u. Ziffer,incy nach HSHerm Tarif. ilerlamrn unter dem Kedactionsstrich die Spaltzeile 50 Vs. Inserate sind stets an die Expeditian zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prasuuweram!» oder durch Post« Nachnahme. 270. Donnerstag dm 27. September 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekinmtlnachutig. Nachdem die Leipziger Pserde-Eisenbahn-Gesellschaft eine neu« Art englischer Pserdebahnwagen angeschafft hat. bringen wir, im Anschluß an unsere Bekanntmachungen vom 12. Januar und b. Februar dss, I«., hiermit zur allgemeinen Kennlniß, daß wir betreff» der Besetzung der gedachten Wagen nachstehende Bestimmung getroffen haben: E» dürfen m denselben an Fahrgästen nur ausgenommen werden: ». bi« zu 20 Personen im Innern de» Wagen» aus Sitz« Plätzen, d. « » 6 - ebendaselbst auf Stehplätzen, o. - » 5 . aus dem Vorderperron. ck. » - 4 » « . Hinterperron. Zwei Linder unter je 14 Jahren sind hierbei sür Eine Person zu rechnen. Leipzig, am 21. September 1883. Der I»at- «nd daö Polizeiamt der Stadt Leipzig, vr. Georg,. Mlnintniaihllllg. Di« Entschädigung für die am 13.<14. und 13 /15. Sep tember o. allhier an der Auen- und Eisterstraße, alten Elster, Frankfurter-, Frege-, Gustav Adolph- und Waldstraße cin- guartiert gewesenen Truppen vom Fk S. 8. Infanterie» Regiment Nr. 107 und K. S. 10. Infanterie- Regiment Nr. 104 kann in den nächsten Tagen bei unserem Quartier-Amte, Stadlhauö, 2. Etage, erhoben werden. Der den Quartierzeltel Vorweisende gilt zur Empfang nahme berechtigt. Leipzig, am 25. September 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. .. - - A I)r. Georgi. )cuiiig. Wir »rinnen hierdurch die Vorschriften: »h jeder ankommende Ar »ah jeder ankommende Fremde, welcher hier übernachtet, am Tage seiner Ankunft, und wenn diese erst in den Abendstunde» ersolgt, am an dere» Tage vormtttaa» »ou seinem Wirthe bet »»serrm Hieldeamtr <A»t»rU««g skr Frrmdeu- »erkehr) «eichdftrahe SN/S1 auzamelben ist. die jenigen Fremde« aber, welche länger als drei Tage hier fich anfhalte», Anmeldeschein z« läsen haben. t»r aenanen Nachachtnng t« Erinnern»«. vernachlSsftguiige« derselben würden mit einer Veld« duhe bi» zu IS oder verhäitntdmätztger Haftstrafe geahndet »erde«. Hierzu bemerken wir, daft die Geschäftssinnden des Meldeamtes, Abthriinng für Fremden-Berkchr. während der Messen ^ ^ l. in den vorwochm der beide« Hanptmcssen und zwar in den Tagen von Montag bis Sonnabend Vic Zeit von 7 bi» IS Uhr vormittag» und 2 bi» 7 Uhr Nachmittags. H. an den Sonntagen der beiden Havptmessen und am Hohen Neujahr die Zeit von S b»s 12 Uhr vormittags nmfossr». Leipzig, am IS. September 1882. Ta» Polizetamt der Stadt Leipzig. Bretschiietder. Taegucr, T. Da- der Jda Augnfte Lnmmrr aus Schmölln vom dortigen Stadtrathr unter dem 0. März 1880 ou-gestellte Dienstbuch ist i» ger Stadt verloren gegangen, dasselbe ist im AusfindungSfalle anher abzngeben. Leipzig, am 22. September 1883. Las Polizei-Amt daselbst. Bretschneider. hiesige' Nichtamtlicher Theil. Die Manöver der deutschen Armee. Die Herbstübungen deutscher Truppen, welchen der deutsche Laiser beiwohnt, gehören seit einer Reihe von Jahren zu de» Ereignissen von allgemeinem Interesse und die öffentliche Aufmerksamkeit nicht nur der militairischen, sondern auch der politischen Kreise ist aus sie gerichtet. Sehr erklärlich, denn eine so vortrefflich organisirte und jederzeit schlagfertige Armee ist eine Macht, welche dem eigenen Lande und seinen Freunden Sicherheit, den Gegnern aber Achtung einflvßt und sie nöthigt, ihren dem Frieden gefährlichen Wünsche» Schweigen n gebieten. Der oberste Kriegsherr ist von den Leistungen >e» 4. Armeecorp» in hohem Maße befriedigt worden und hat dieser Zufriedenheit in der CabinetSordre vom 19. Sep tember durch warme LobeSwortc Ausdruck gegeben, er hat aber auch den Traditionen de» Eorp» speciell Rechnung ge tragen. indem er die Erinnerung an bestimmte KriegSthaien erneuerte» welche deniselben zum Ruhme gereichen. - Vom Commandeur de- Eorp». General v. Blumenthal, erklärte der Kaiser, daß er sich Verdienste erworben, welche ihm auch den Dank der Nachwelt sichern und deshalb erhob er ihn zum sichtbaren Zeichen, daß er ihn diese» Danke» würdig halte, in den erbliche» Grasenstand, den General- lientenant z. D. v. Bredow aber stellte er ü I» suita de» Allmärkischen UlanenreaimentS Nr. l6, um die berühmte Xeiterattak« am 16. August 1870 bei Mar« la Tour noch jetzt wiederum rühmend anzuerkennen, welche der damalige Generalmajor v. Bredow mit dem genannten und dem Magdeburgischen Kürassierregiment auSsührte. Solche Aus zeichnungen sollen dazu dienen, den Geist, welcher kühne und tapfere Thaten ermöglicht, in den Truppen wach zu erhalten und vasür Sorge tragen, daß die KriegS- tüchligkeit der Truppen nicht allmälig erschlafft und eine», bequemen Schlendrian Platz macht. Je mehr da» Streben de» Kaiser» und mit ihm de» ganzen deutschen Volke» aus Erhaltung de» Frieden» gerichtet ist, um so wichtiger ist die Bewahrung der vollen KriegStücbtigkcit der Armee, denn leider ist e» ja Thatsache, daß wir nur dieser die Fortdauer de» Frieden» zu verdanken haben. Ein Blick ans unsere rachedursi' da» einzi wir e» c so würden dir Franzosen die Gelegenheit benutzen, um sich siir die Niederlagen de, Jahre 1870 und 187t zu rächen. Die Manövertage von Merseburg erhielten noch dadurch eine besondere Bedeutung, daß sie zusammenfielen mit den Festtagen in Wittenberg. Der Kronprinz de» deutsche» Reiche» hat auch den dort sich bietenden Anlaß ergriffen, um die friedlichen Absichten de» Kaisers zu betonen, al» ihn der Rector der Universität Halle, Professor Borctius. in seiner Ansprache an die Zeit erinnerte, da der Kaiser im März I87l, vom Kriege auS Frankreich zurückkchrcnd, Halle be rührte. Und solche Versicherungen sindcn um so mehr Glauben, werden al» unzweifelhafte Wahrheit ausgenommen, wenn die gesammtc sittliche Grundlage, aus welcher ein StaatSwescn ausqebaut ist, die Wahrhaftigkeit als Cardinal- tngend, ja gewissermaßen al» Nationalcigenschaft erscheinen läßt. In Wittenberg war e«, wo der deutsche Kronprinz di« schöne» Worte bei Eröffnung der Luthcrhallc sprach: „Möge diese Feier un» insbesondere in dem Entschluß« festigen, alle zeit einzutreten für unser evangelisches Bckenntniß'und mit ihm für GewisienSsrcibeit und Duldung. Und mögen wir stets Dessen eingedenk bleiben, daß die Kraft und da» Wesen deS Protestantismus nicht im Buchstaben beruht und nicht in starrer Form, sondern in dem zugleich lebendigen und demüthigcn Streben nach der Erkcimtniß christlicher Wahrheit." Die Wahrheit ist die Haupttriebseder in der deutschen Politik, sie ist frei von jener Doppel züngigkeit und Ränkesucht, die so viele Kriege der Vergangen heit entzündet und so große» Elend über die Völker gebracht hat. Wer wahr und ehrlich ist gegen sich selbst und gegen Andere, der achtet auch fremde Rechte und deshalb ist da» ,.8umn euiczuo". Jedem das Seine, deutscher Wahlspruch. Mit einer Armee, die solche» Griuidsätze» huldigt und auS ihnen ihre Kraft und Tüchtigkeit schöpft, kann man einer Welt von Feinden Stand halten, Uber sie Alle wird und muß sie den Sieg davontragen. Gaben die Tage von Merseburg hauplsächlich Kunde von der inneren Festigkeit »nd Kraft de» deutschen Volke» in Waffen, so waren die Tage von Homburg glänzende Zeug nisse für die bohe Achtung, welche da» deutsche Reich und sein Heer im AuSlande genießen. Von alle» Seilen waren die Souveräne und Vertreter der übrigen Nationen herbei- gckoinmen, nm durch eigene Wahrnehmung sich von der Vor- trcfslichkcit unserer HeereSeinrichtungcn zu überzeuge» und so mächtig war der Eindruck, welchen der König von Spanien davon erhalten, daß er in begeisterten Worten rin Hoch ins seinen edlen Gastgeber, den deutschen Kaiser uns obersten Kriegsherr». auSbrachte. Und eine ganz auSgesiublc Aufmerk samkeit wurde dem jungen König Spaniens in Anerkennung seiner freundlichen Gesinnung für Deutschland dargebracht; der Kaiser ernannte ibn zum Chef desselben Regiment», welche» sein jüngst verstorbener Bruder Karl iune gehabt hatte, und welches gegenwärtig seinen Standort in Straß burg. der 1870 ivicdergcwonncue» deutschen Festung bat. Diese Ernennung entbehrt offenbar nicht der politischen Bedeutung und wenn sie auch fern von jeder Aufreizung gegen Frankreich ist, so ist sie doch ein Zeichen davon, daß Deutschlands Kaiser daS freundschaftlichste Wohlwollen für Spanien» König hegt und daß er der aufrichtigen Erwiderung dieser Empfindung von der anderen Seite sicher ist. Auch die Anwesenheit deS Königs von Serbien in Hom burg bürgt dafür, daß die guten Beziehungen dieses Lande» zu Oesterreich-Ungar» auch aus das diesem Reiche eng ver bündete Deutschland sich erstrecke», und daß der König von Serbien Werth daraus legt, dieses Verhältuiß vor aller Welt offen darzulegcn. Daß dcc König von Rumänien, der Nachbar Serbiens, seit Kurzem gleiche Bestrebungen verfolgt, ist bekannt genug, um hier nur kurz angc- dcutct zu werden. Aber auch der Sultan hat sich ßc- wogen gesuhlt, in einem Augenblicke, wo aller Augen mit Besorgniß ans die Balkanhalbinscl gerichtet sind, dein deutschen Kaiser seinen Generalfelbmarschall Mukhlar Pascha als außerordentlichen Botschafter zu senden. Mag auch der Gegenstand dieser Botschaft nur eine neue Bekräftigung der schon wiederholt für Deutschland zu erkennen gegebenen Gesinnungen des Sultans sein, so ist doch die feierliche Form, in welcher dies geschieht, geeignet, Aussehen zu erregen. Der Sultan widmet den deutschen HeereSeinrichtungcn mehr als Bewunderung, er hat sie auch als diejenigen erkannt, welche er für vaS türkische Heer zum Muster nehmen müsse. Die Bemühungen preußischer Ossiciere, die Disciplin. die Taktik und Strategie der türkischen Armee zu verbessern, haben schon gute Früchte getragen und der Sultan verspricht sich noch weitere Fortschritte von den Studien, welche türkische Ossiciere im deutschen Gencralstabe machen. Daß er dem deutschen Kaiser kür so werthvolle Vergünstigungen sich zu Dank verpflichtet fühlt, ist selbstverständlich und daß er eine feierliche Form gewählt hat, um ihn auSzudrückcn, ist ebenfalls sehr erklärlich. Leider fehlt eS nicht an drohenden Anzeichen dafür, daß der Sultan in die Lage kommen oürste, den Werth der neuen Einrichtungen seinem unversöhnlichen Feinde Rußland gegenüber zu erproben. Leipzig, 27. September 1883. * AuS Berlin wird un» vom Dienstag geschrieben: »In einer Polemik gegen den Abgeordneten Häncl kommt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" abermals auf die letzte ReicbStagSsession und die bei der Äcrathnng de« spanischen Handelsvertrages gcpflegenen Debatten zurücki ES ist nicht unsere Sacbe, für Herrn Hänel einzutreten, aber die „Norddeutsche" benutzt die Gelegenheit, um staatsrechtliche Theorien aufzustellen, tvelchc man kaum für möglich halten sollte, und wenn man von dem freiwillig-gouvernementalen Blatte auch an die pikantesten RccbtSverdrchungen gewöhnt ist. die heutige Deduktion übcrtrifft alle» bisher Dagewescne. Die „Norddeutsche" behauptet kurzweg, der Reichstag habe zwar daS Recht. Gesetze vorzuschlagen und vorgelegte Entwürfe abzulehnen, die Regierung habe aber gar nicht nöthig, sich aus irgend welche Amendirung ein zelner Paragraphen und die damit verbundene DiScussion einzulasse.i; der Reichstag dürfe zwar dem VundeSrath Petitionen überweise» — aber nicht „zur Berticksichtignng". Ebenso habe der Reich-tag nach der Verfassung nickt da» Recbt, Interpellationen zu stellen, noch viel weniger aber sei die Regierung verpflichtet, sic zu beantworten; Resolutionen dürfe der Reichstag zwar fassen, aber die Regierung brauche sich in keiner Weis« an di« Beschlüsse de» Parlament» zu kebren. Wenn der Reichskanzler überhaupt im Reich-tag erscheine, so mache er damit eine außerordentliche Concession, auch beweise e» ein ganz besondere» Entgegenkommen de» Kaiser», daß er den preußischen Ministerpräsidenten znm Reichskanzler gemacht und „seine preußische BundeSvolliuacbt ausschließlich aus Reichsbeamte übertragen habe". Der Sinn der letzten Worte ist ziemlich dunkel, im klebrigen aber giebt die „Norddeutsche" rin Staat-recht de» deutschen Reiche» zum besten, welche» ebenso bei Labanv, wie bei dem einfachsten Laien die größte Verwunderung erregen muß. Die Sache wäre heiter, wenn sie nicht auch ihre sehr ernste Seite hätte. DaS deutsche Reich st sehr jungen Datums und die gedeihliche Entwickelung eine» LerfassungSrechl» beruht vor Allem aus einem sorl- vährtnden Entgegenkommen der zur Mitwirkung berufenen )acl»ren. ES könnte nichts Schlimmeres passiren, als wenn eine» derselben sich ans den Buchstaben steifen wollte, ein Z„- ammenarbeiten wäre völlig auSgeschlosscn, von einer Wciter- cntwickelung könnte gar nicht die Rede sein, und wenn nicht auf allen Seiten gleich guter Wille vorhanden ist, dann könnte der neu» Bund und da» neue Reich ebenso schnell auSeinandersallen wie da» alte. Gottlob, eö ist kein Grund zu solcher Besorgniß da, der Kaiser und die verbündeten deutschen Fürsten haben sich in meisterhafter Weise jederzeit bemüht, in BundcStrcue alter Schwierigkeiten Herr zu werden und mit einander gcwett- eisert, Opfer zu bringen für die Größe und Einheit der Nation; unser Reichskanzler hat sich im Dienste derselben ausgerieben, und nun kommt die „Norddeutsche", daS srei- willig-gouveruementale Organ, und bemüht sich Mißtrauen u säen gegen die berufenen und bewährten Hüter unserer Einheit und Einigkeit. Wahrlich, die Ossiciöse verkennt ihren Beruf völlig, und wenn ihre MaulwursSarbcit nicht »n- u,ittelbar schädlich ist. so danken wir da» dem gesunden Sinne dc» deutschen Volkes und — der mangelhaften Ver breitung dcö BlatteS. Denn Polen, Welsen, Socialdemokraten und anderen NcichSfeinden sind die Worte der „Norddeutschen" äcderlich auS der Seele gesprochen, und nur von diesem StandduncI« auS wäre überhaupt ein solcher Artikel erklärlich. Reich-freundlich sind solche Deduktionen mä>t, konservativ ebensowenig, und die Regierung hat alle Ursache, anSznrufen: „Gott schütze mich vor solchen Freunden!" Obgleich wir wiederholt unsere Befriedigung darüber ausgesprochen haben, daß c» endlich gelungen zu sein scheint, ein« Verständigung mit der Curie in Bezug aus die DispenSsrage zu erreichen, ohne daß der Staatsautorität etwr, vergeben wird, und obgleich wir »och besonder» an« crkaitnt baven. l aß die Nachgiebigkeit de» Batican» besonders der Consequcnz und Ausdauer der Regierung sowie der Ge schicklichkeit des Herrn von Schlözer zu verdanken sei, welcher eS verstanden hat, den unheilvollen Einfluß des Cardinal Lcdochowski zu brechen und den päpstlichen Rath- geber» richtigere Ansichten über die Intentionen der preußischen Regierung beizubringen, begegnen wir in conservativcn Blättern und heute sogar in der „Kreuzzeitung" wiederum dem Vor wurf, daß die liberale Presse auf das'Entbrennen eines neuen .Kampfes zwischen der Regierung und der Curie spceulire. DaS ist eine abgeschmackte Unwahrheit. Wir wollen den Frieden und wollen vor Allem, daß unsere katholischen Mit bürger den evangelischen völlig gleich gestellt sind in Bezug aus die staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten und in der Frei heit der Ausübung der Religion. Waö wir nicht wolle», immer bekämpft haben und bekämpfen werden, ist, daß ein auswärtiges Priestcrcollcgium dem Staate Gesetze verschreibe. Der Staat bat sich allein seine Competcnz zu bestimmen und jede fremde Einmischung auf daS Strengste abzuweisen. Ten Cultnrkamps aber haben wir immer als ein Unglück ange sehen, und vom politischen Standpunkte a»4 begrüßen wir dessen Ende mit um so größerer Befriedigung, als wir von der Uebcrzcugung durchdrungen sind, daß daS Ende diese- Kampfes auch die Reihen der CentrnmSpartci bedeutend lichten wird. Ein großer Theil der Bürger, welche jetzt ultramontanen Agitatoren ihre Stimme geben, wird »ach dem Aushören des CulturkampseS für den gemäßigten Libe ralismus gewonnen sein. Darum ist der Friede mit Rom unS doppelt erwünscht, der „Germania" und ihres Gleichen aber ebenso unwillkommen." * Mit Genugtbuung nehmen wir von einem Artikel Aet, in welchem die „TimeS" deutsche Verhältnisse auch wieder einmal in unbefangener und gerechter Weise besprochen hatte. Der Artikel knüpfte nn die Manöver in Deutschland an, die natürlich die größte Aufmerksamkeit in Deutschland erregten, denn Deutschland sei jetzt ebensowohl der leitende Staat ans dem Conlinent, wie der Mittelpunkt für KriegS- kunde. England könne nicht umhin, mit Genuglhuung die Huldigung wahrzunehmen, welche der Größe Deutschlands durch den Besuch so vieler hervorragender Gäste gezollt werde. Denn die während der letzten zwölf Iabre gemachte Erfahrung zeige, daß das Uebergewicht de» denlschen Reiche» die sicherste Bürgschaft für den europäischen Frieden biete. DaS englische Volk wünsche in gutem Einvernehmen mit den Franzosen zu leben, sei jedoch Deutschland gegenüber eben so wohl gesinnt. England gehe nicht daraus aus, militairischc Allianzen weder mit dein einen, noch mit dem anderen der beiden Staaten einzugehen, biete aber seine Freundschaft beiden an. Wa» die Deutschen im Besonderen anbetrcsse, so könne England nicht vergessen, daß beide Nationen dem selben Stamme angehörcn, und daß in vielen Pnncten eine ähnliche Anschauungsweise obwalte, sowohl hinsichtlich der Sitten nnd Gebräuche, al» auch betreff» der nationalen Politik. England suche nicht die Befriedigung seines Ehr geize» darin, die Nachbarstaaten anzugrei'fen, bemühe sich aber, in der Vertbeidigung unbesiegbar zu sein, und empfinde daher natürlich Sympathie für ein Land, welches nach bartem Kamps für Einigkeit und Unabhängigkeit entschlossen sei, Alle», wa» e« erworben habe, auch zu behalten. E» würde Schrecken und Furcht erregen, die gewaltigen Gäste Denlsch- land» dort versammelt zu sehen, wenn dieselben daraus hin gewiesen werden sollten, a»f Eroberungen auSzugehcn; da e« jedoch bekannt sei. daß Deutschland nur den Zweck im Auge habe. eine Defensivmacht ersten Range» aufrecht zu erhalten, so gewähre die Zusammenkunft der Fürsten in Deutschland im Gegentheil das Gefühl der Sicherheit und Ruhe. Mit einem schwachen Deutschland würde Europa stck stet» in einem Zustande der Unrube befinden; rin mächtige» Deutschland dagegen gewäbre der Welt die Sicherheit, daß kein« Macht den Frieden leicht stören werde; e» sei nur billig, im Hinblick aus die Zukunft daran zu erinnern, daß da» deutsche Reich seine Macht wohl angewandt und daß sein Einfluß sich allgemein al» «in wohlthätigcr erwiesen habe, viel hiervon sei dem Kaiser Wilhelm zu verdanken. E» sei riihrend, zu lesen, daß der betagte Herrscher in Seinem 8V. Lebensjahre stundenlang im Sattel bleibe, um len militairischen Hebungen deS von General v. Blumcnthal commandirten Armeccorpö bciznwohnen, und der Enthusias mus, mit welchem der Kaiser überall begrüßt werde, sei wohl begreiflich. Diejenigen, welche eingehend unv gründlich er wöge», wa» er für Deutschland gckba», hätten ebenso viel Grund, Ihm Beifall zu zollen, wie Diejenige», welche Sei» Werk nur »ach dem oberflächlich«:» Anschein kennten. Tenn wäre Er ein Anderer gewesen, so würde Tenlschtand schwer lich seine Einigkeit gewonnen und cieselbe sicherlich nicht in der Weise beseitigt haben, wie die-S ersichtlich der Fall sei. Der Artikel schließt folgendermaßen: Die Gründung des deutschen Reiches ist für Tculschland in jeder Beziehung ein Segen gewesen, und jeder Zuwachs a» Kraft, der ihm aus dem harmonischen Zusammenwirken von Herrscher und Volk erwächst, kan» nur zur Ruhe deS Kontinents beitragen. Auch können wir für die Zukunft Deutschlands keine Befürchtungen hegen, wenn wir sehen, wie der Kaiier und die Prinzen Seines Hauses oriwährend alle Ihre »erliste daraus verwenden, die Leistungssähig« lest des HccreS z» erhöhen, welches Demjci.Iaud zu Dem gemacht hat, was es ist. Tie preußischen Prinzen smd keine Paradcsvldate»; le haben sich abgemüht, ihre Psiichie» zu erkenne» und jeder von ihnen ist anerkanntermaßen de:» ihm nnvcrlrautcii iä> nimnndo ge wachsen. Aus dieser wichtigen Thaijache beruht die Macht der Hohen- zollern-Tynastie; denn keine Herrschersamiüc könnte sich in der Liebe und Achtung des deutschen Bottes erhalten, von deren Mitgliedern nicht bekaniit wäre, daß sic die höchste Stnse der Bildung wirklich erreicht hätten, nach weicher gewöhnliche Unicrthancn ihr Streben richte». GS ist Thatsache, daß der Kronprinz ebenso populär ist wie sein Bater; und dessen ältester Sohn wiederum hat sich bereits allgemeine Achtung durch seine gingabe a» oie mit seiner hohen Stellung verknüpften ernsten B.russpslichtcu erworben. DieS Alles sind glückliche Vorzeichen, die wohl zu beachte» sind. Eine populäre Dynastie macht ein Reich stark, »nd ein starkes Reich Hit keinen Grund, aus sricdcnstürcndc Unicriiehminigen auSziigchcn. Die Jnlercsseii Englands sind eng mit dem P'.'itsricdcn verbunden; e» bedars unsererseits teincr weiteren B.rsichcrnng, daß wir sür die Gnlwickelung der Macht und Wohlfahrt DcutichlnudS unter dem Schutze seines vortreffliche» Heeres die herzlichste» Wünsche hegen. * Der Bnndcöratl) wird in Len erste» Tagen deS October wieder zu einer Plenarsitzung znsammcntrclcn; in derselben wird jedenfalls schon die Actiengcsctz-Novelle zur Bcrathung gelangen. Selbstverständlich wird die Vorlage, welche eingehende Berathungcn bedingt, zunächst an die zu ständigen Ausschüsse überwiesen werden. Unsere schon vor einiger Zeit gebrachten Mitkbcilungen über Lcn Stand der Arbeite, für da» neue Acticngesetz haben sich vollauf bestätigt. In, Reichsjustizamt sind die Gcundzügc ?Ür den Gesetzentwurf seslgestclll und dann einer Cvnferenz von Sachverständigen vorgeleat worden. Ans Grund der Gutachle» dieser Con- fercuz hat nunmehr die Bearbeitung deS Entwurfes statt- gefilndcu und eS wird jetzt eine der ersten Arbeiten de» VundeSrath? sein, den Gesetzentwurf betreffend die Cvmmandit- gcsellschasten aus Acticn und die Actiengcscllschastcn, einer Bcrathung in den betreffenden Ausschüssen, sür Handel und Verkehr und sür Iustizwescn, zu unterziehen, so daß die Vorlage in der Wintcrscsssvn dem Reichstage zu gesetzlichem Abschlüsse zngehcn kann. Ob gleichzeitig die ebenfalls als ein unabweisbares Bedürfnis; wiederholt betonte gesetzliche Rege lung des ChcckwescnS erfolge» soll, habe ich noch nicht in Erfahrung bringen könne». DaS Direktorium der Rcichöbank bat bekanntlich im Dcccmbcr v. I. dem Reichskanzler den Entwurf eines ChcckgesctzcS eingercicht. dessen eingehende Prüfung vielleicht noch nicht beendigt ist. Tie Wünsche in Bezug aus die einzelnen Puncte dieser Materie sind, wie sich bei den Verhandlungen deS II. Denlschen HandclötageS gezeigt hat, nicht allgemein übereinstimmend und die Äci- iiungen gethcilt. Tic« gilt namcutlich von der Frage, ob der Check nur die Form einer Anweisung oder auch die einer Quittung haben kan», sowie betreffs der NmlausSzeit cineö CbcckS und der Widcrrujbarkcit desselben vor Ablaus der gesetzlichen PräscntatienSsrist. Nicbt auSgeschlosscn ist eS, das; vor Fertigstellung des letzten GcsetzcntwurscS abermals die Gutachten von Sachverständigen cingcholt würden. * Zwischen der „Germania" und der „Nord deutschen Allgemeinen Zeitung" ist ein lebbafter Streit über die socialpolitische Frage cnibrannt. DaS leitende Blatt des CcnlrumS behauptet, die Social- resorm des Reichskanzlers sei in, Niedergang begriffen; sic weise einen immer dürftigeren Inl'alt aus, sie habe bereits wesentliche Grundgedanken, namentlich :ie berusSstandische Organisation, ansgcgebcn, sie sei „auf die Natioiiattibcralci, gekommen" und die energischen positiven schöpferischen Rcsormbestrebungen deS CcntrumS nnd der Conscrvaliven könnten aus die Nnkerstützung der Regierung nicht mcbr rechnen. Dagegen wirst wieder das Regierung chlalt der CentrnmSpartei vor, sie beabsichtige, der Socialpolitik deS Reichskanzlers ihre ttiitcrslüßiing im Princip zu cnlziebe». entweder um sicvon Fall zu Fall der Regierung sn. Concessiene.-. aus anderem Gebiete zum k.aus au.ubiclen, oder »in sie überhaupt zu keinem Erfolge gelangen z» lassen, weil sie die Consolivirung der ReichSeiiirichtnngen, die Ausgleichung d.r Partei- und Classeiikämpsc gar nicht erstrebe. Das ossiciese Blatt versichert dabei, das; der R-ichskanzlcr gerade an der ber,isSacnvssciischastlichen Organisation der Arbeilcrvcrsschernng wie überhaupt an den in der kaiserlichen Volschasl gegcbcnen Grundzügen unbedingt scsthaltc nnd von der Beibehaltung der BerufSgenossciischastc» als Unlerlagc der Arbcitcrnnsall- Versicherung sogar seine fernere amllichc Mitwirkung bei de» Geschäften abhängig gemacht habe. CS ij'l in jüngster Zeit überaus wenig über die Ferlsührung der socialpolitischcn Gesetzgebung »nd deren Richtung in die Oeffentlicbkeit gedrungen; ma» gewann de» Eindruck, daß eine gewisse Stockung cing< treten Hi »nd daß eS über eine Reibe Fragen von entscheidender Wichtigkeit an der ausschlag gebenden Directive seblle. Ans den Andeutungen der „Nordd. Allg. Zta." ist nn» ;n schließen, daß eS darüber in den leitenden Kreisen zu sehr ernsten Meinungs verschiedenheiten gekommen ist, hinter welche» sogar eine neue ReichSkanzlerkrisiS in der Ferne wieder sichtbar wurde. Man muß abwartcn, wie sich nnlcr dem Einfluß dieser Vor gänge die Fcrtstthrniig der Secialrcforn, gestatten wird; bei den vermaligcn noch sebr »nllarcn Umrissen der Angelegen- beit bleiben zu viele Zweifel und Rälhsel übrig, um sich rin Bild von der weiteren Ciilwittelnim, dieser Reform machen zu könne». Zu einen, ersprießlichen End: wird sie allerdings nur gelangen, wenn sie. nm mit der „Germania" zu sprechen, aus die Nationalliberalen kommt, d. h. wenn sie ans die ihr anhaftenden Ertravaganzen verrichtet, sich auf das Erreich bare und Mögliche beschränkt, aller Hinter-und Nebengedanken
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