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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.11.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188211094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-11
- Tag1882-11-09
- Monat1882-11
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.11.1882
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»rfch-i«t täglich früh «»/, Uhr. »k»»k1i,n und Lkurditi» Iohannesgoss» SS. S>rrM»iidku drr Uedactinu vormittag« 10—1» Uhr. i Nachmittag« -—S Uhr. tzlir »ii NiUk^d« Oi-Mlirtt«, »acht ßch t- He»««»«», m», »«ttmditch. Annayme »er skr »te >i»stt«l,«ve Ku«»er »efti««t« Insernte «» Sache«»«,eu dt« 5 Udr Nachmttta«. «, La««-««» -efttage» »rittz bl»Udr. In dku ckttial«, fßr Zus.-Lunahme'. Ltt» Nirm«. UniverlltSt-straße 31, L«t» Vßschr, Katharinenstrab« 18,». nur »i» Udr. Mlmtztr.TllgtM Auflage L7FOS. ^donnrmrnisvreiv vienelj. 4'/, iacl. Brinqerlod» L ML. durw die Lost bezogen S M. Jede einzelne Nummer -ü Vf. Velegexemplar 10 Vf. Vebübrea iür Lpkrabetkage» «d«e Lostbei-rderun- SS Vkt. »tt Loftbeiäroernng 48 M. Inskratr Sgespaltene Petitzeile L0 Pf. Größor« Schnke» lam mtjerem " Anzeiger. »erzciwniy. Labrllanlcher «ah na« höhere« Taris. Urctamen unter de» Krdac1l«N»kriH di« Lvaltzert« SV Ls. Jmerate stud nns an die Vrpednt«» zu ieaoe». — Rabatt wirb nicht gegeben. Iahluug prneuumernim» »der durch Post» »achnaame. ^S3I3. DonuerStag den v. November 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Keoloxkede mö kackeskstte <ter vellerea llxiMWiick voll belxrlx. Di« Llkttsr I-elprl«, Lraostt^ >»uuü»t, Ltedertuolüvelt» Ser row Xdui^I. kiuuvrmloiatariuw iier»ui,ex«k«>«n ^aoloxiaekav bipoeinlllllrt» von Sachse» u«b« »uatührliehe» «»ologüoü«» nnck hokiavirundlickeu krliiuteruoeen ainck «raehteoeu uock ckurvd »»mmUted, Suclüuiucklunx«, f»Ä» kür ck« kreis ran S tlarlr, mi heriebe». l I-elprlU, ckeo 8. November 1883. Ider vtreot«r «er Uvulxl. SUed». gvologt««!,» l-»nck«»»t«r»aebu»». vr. üerm. 6rscknsr. »d» Nichtamtlicher Theil. vir Reorganisation der österreichisch- ungarischen Armee. Kaiser Franz Josef sagte am 26. Oktober beim Empfang der Delegationen, daß e» in der Absicht der Regie runa lieg«, di« Armee-Peorganisatiou im Sinne de» Territorialsystem» zum Abschluß zu bringen. Diese kurz« Andeutung bedurfte der näheren Erklärung und man mnß e» dem RelckSkrieg«- minister, Graf Bylanbt-Rheidt, kaffen, daß er da» Genüge geth.in hat, um die Delegation-Mitglieder über den Zweck der geplanten Veränderungen in» Klare zu sehen. . Da» Detail der Mittheilungen war vertraulicher Natur, aber so viel ist doch von Len Verhandlungen in die Oeffcntlichkeit gedrungen, daß man ein allgemeine« verständniß de» Reor äanisation-plane« gewinnt. Die Mitglieder der ungarischen Delegation haben sich.-darauf beschränkt, den Worten. de« ReichSkrieg-minister» aufmerksam zu lauschen, die österreichische Delegation hat ^ sich weniger zurückhaltend gezeigt und der Abgeordnete Sturm hat denjenigen Punct zur Sprache ge bracht. welcher un« im deutschen Reiche am meisten interessnt. Der Abgeordnete Sturm hat angefragt, ob au» der natio nale» Verschiedenheit ewiger Armeecorp-brzirk» keine diersi- tichen Schwierigkeiten entstehen würden und öv da» einheit liche deutsche Comwando und die Dienstsprache auch für di« Zukunft al« sicher gestellt zu betrachten sei Gras Bylandl hat daraus eine Antwort ertheilt, welch« bereit« ausgetauchte schlimme Bedenken gegen da» Territorialfystem zu mildern geeignet ist, denn et hat erklärt, daß die Schlagsörtigkeik der Armee durch nationale Wünsch« nicht beeinträchtigt werden dürfe, daS einheitliche Commando und die Dienstsprnche sei da« unerläßlichste Bindemittel der Arme«, welche« nickt auf gegeben werden könne, ohne die Einheit der gemeinsamen Armee ernstlich die Frage zu stellen. Ohne diese Erklärung de» ReichSkrieg-minister» war man m der Auffassung berechtigt, daß die Durchführung de» Terfttorialsystem« in der Armee ein Zugeständniß an die Nationalitätspolitik de« Grafen Taaff« sei; nach drr Antwort de« Grasen Bylanvt auf die Anfrage de« Abg. Sturm ist man zu der Annahme berechtigt, daß die Ansichten der beiden Minister in diesem wichtigen Puncte wesentlich au« einander gehen. Der einzige Zweck de- Territorialsystems ist nach der Meinung de» Grafen Bylanvt, die Mobilmachung der Armee zu erleichtern und die Bertheilung der Truppen im Frieden dem bestehenden Eisenbahnnetz so anzupassen, daß sie ohne Zeitverlust auf den Kriegsschauplatz befördert werden, können. Da« mag vom mtlitalrischen GesichtSpuncl au» da« allein Nichtige sein, vom politische» hat e» den Nacktheit, daß durch die Festhaltung der Truppen einer be stimmten Nationalität in dem Lande ihrer Geburt die Mög lichkeit einer Verschmelzung im Reich«intereff« verringert wird. Nach den Mittheilungen, welch« Gras Bylanvt in der unga rischen Delegation gemacht hat, wird der ungarische Thm der Armer jetzt zu einem weit größeren Procentsatz i» Ungarn selbst verbleibe», al« die« nach dem bi«her befolgt«» System der Fall war; von 188 Bataillonen werden fortan 1 SV in Ungarn verbleibe», während bisher von HVL Bataillonen nur l3S in Ungarn stationier waren. Da» ist eine sehr bedeutende Verschiebung zu Gunsten der nationalen Ansprüche der Ungarn, und e» läßt sich annehmen, daß ei» ähnliche» Berhältniß bei den Truppen czechiscker, polnischer und italie» kstcher Nationalität Play greisen wird. E» scheint ganz natürlich, daß bei so großer Nachgiebig keit gegen nationale Wünsche, wie sie unter dem Ministerium Toaste zur Richtschnur dient, die Armee von dieser zersetzenden Politik auch uicht unberührt bleiben kann und die mili- tairischcn Gesichtspunkte, welche die Durchführung de» Terri- torialsystemS anrathen, mögen noch so sckwer wiegend sein, die Ungarn, die Czecken, die Polen und Slowenen werde» di« neue Maßregel doch nur vom nationalen Standpunkt a»S beurtheilen und sie al» einen weiteren Schritt zur Lo«- lösung der einzelnen Nationalitäten au« dein Gesammtder- bände willkommen heißen. In Vieser Beziehung hat aller dings Graf Bylanvt weitergehenden Ansprückra «ine ganz bestimmte Grenze gezogen; er bat erklärt, daß einheitliche» Eommando und gemeinsame Dtenstsprache da» unerläßliche Bindemittel der Armee sei. Sonderbar, daß dieser Gesichtspunkt in seiner Bedeutung für die gemeinsame öerchalkung de» Reiche« so vollständig verkannt wird. Läßt man «icht die Ezechen und di« Ungarn in ihren deutschfeind sich«» Bestrebung«» vollkommru gewähre»? Geschieht «tcht Allo», »u» »a« deutsche Element ui Ungarn und Böhmen mit »rm magyarischen und rzechischen zu verschmelzen - Gilt «» dich al» ein« nicht zu duldend« Anmaßung in beiden Ländern, wen» diedort wohnend«» Deutschen an wrer Eigenart,,an ihr« Sprach« sisthalten und di« Ausbildung ihrer Kinder in Nutschen Schulen beanspruchen. Da kommt plötzlich die Reich»regi««ng und erklärt durch den Muad de» Reich»- krieaSminister«. daß man die deutsch« Sprach« in der Armer Vicht entbehren könnt Ist da» nicht der denkbar stäskstr Widerspruch- Map legt in «nsern modernen Lulturstggtrn de» höchst«, Werth auf die Steigerung und Erhaltung der Wehrfähigkeit der Arme«; dieser Angelegenheit werde« alle anderen Interessen untergeordnet: und dennoch glaubt man in Oesterreich-Ungar«, damit «»«kommen zu käune». wen» man die Soldaten in einer de. Meisten fremde» Sprach« i» de» ihnen obliegenden Dienstpflichten unterweist. Di« Arme« ist der Hauptkitt, welcher da« ganz« vielgestaltige StaatSwesen zusammenhält und dennoch giedt man sich die größte Mühe, diese» Bindemittel zu locker«. Die Nothwendigkrit de» deutfchen Commando», der deutsche« Diensisprache wird in militairischen Kreisen vollauf erkannt und gewürdigt und die übrigen Zweige der Regierung suchen ihre Hauptaufgabe in der Desorganisation, in der Hingebung an alle NationalitätSneigungen. Man mag wollen ober nicht, igan ist unter diesen Umständen genöthigt, die österreichischer» Truppen in ihrer großen Mehrzahl al» abgerichtete Wesen zu betrachten, weil sie nur mit dem Ohre das Commando verneh men. aber nicht mit dem Verstände. Die Diensisprache muß von den Soldaten erst erlernt werden und da die Muttersprache eine andere ist. so kann natürlich von einem wirklichen Ber- ständniß auch nicht die Rede sein. Man könnte dagegen rin- wenden, daß die» ja niemals anders gewesen ist; dieser Ein- wanv ist aber nur zum Theil wahr, denn zu der Zeit, al bte deutsche Sprache in Oesterreich-Ungarn noch at» die Hauvtsprache galt, da hatte jeder Oeslerreicher oder Ungar da» Bedürsniß. sich wenigsten» oberflächlich mit dieser Sprach« bekannt zu machen; seitdem eS aber in Ungarn und Böhmen als Borwurf gilt, der deutschen Nation anzugehören oder sich der deutschen Sprache zu bedienen, da Ml der bisher vor handene Grund, sich mit dem deutschen Idiom vrrlraut zu machen, fort. Der Pole Grocholski hat große Wißbegierde verrathen, zu erfahren, welche Eisenbahnen denn demnächst im »lililawischen Interesse.'gebaut werden sollen. Dem Charakter der ver traulichen Mitlheilung entsprechend, hat der Telegraph die voin Grafen Bylanvt namhaft gemachten Bahnen nicht ver ratheu. E» ist gewiß kein Zufall, daß e« gerade ei« Pole war, welcher diese Frage an den Reich«krieg»nnmster richtete, und e» bedarf keine« allzu großen Scharfsinne», um zu dem Schlüsse zu gerathen. daß die Ergänzungen de» österreichischen Eisenbahnnetze» hauptsächlich nach Osten zu in Angriff ge- nommcn werden sollest. Die Durchführung de« Territoriat- system» in der österrezchjsch-ungarischen Armee hat genau den ^ WM ^ die h-ab" selben Zweck, welchen bfichtigten Badnbautrn haben; sie sollen für den Fall eine» Kriege« mit Rußland die Schlag, fertigtest de« Heere« e,höh,n. Da» ist gewiß eine nolhwcnbig« und weise Vorsicht, aber bei dieser Gelegen!,eit sollte man auch darübrr Klarheit gewinnen, daß die Nationalitätenpolitik die Widerstandskraft OdstdrtelchiUNgarnS schwächt. Leipzig- 9. November 188L Zur auSwSrtrgr« Lage wird un» au» Berlin geschrieben: „Die Proteetoratsansprüche aufTuni», welche die Pforte anläßlich de« Tobe» deS BeyS von Tuui» soeben gegenüber Frankreich erhebt, werden hier mitnichten al- ein blo« akademischer. Protest. oder al» ein vereinzelter Vorgang aufgesaßl, sondern man ist geneigt, die Note der hohen Pforte al« den- wohlüberlegten Ausdruck einer von Tag zu Tag sich verschärfend«, «minvfität der türkischen Staats männer gegen da« französische Calnnet zu betrachten. Di« französischen Wühlereien in Syrien haben ln dem Sultan ein berechtigte« Mißtrauest ' Hervorrufen müssen, und diejenigen Mächte, di« jetzt in Koyst-nsiiioxes di« maßgebenden sind, dürsten weder in der.Lage sein., noch. überhaupt die Absicht haben, diese Besorgnisse ru zerstreuen; England nicht, weit e» solchergestalt da« türkische Interesse an da« seinige fesseln kann, Deutschland nicht, weil e« in ver That eme sehr bedroh liche Agitation ist. welche Frankreich im Gebiete deS Libanon einzusäveln beginnt, und weil auch hier die Besorgniß gehegt wird, daß au« diesem glimmenden Feuer ein neuer großer Brand im Orient sich entfachen möchte, wenn nicht bei Zeiten Fürsorge getroffen wird. Die französischen „C >al«mä»ner" scheinen sich in dem Uebermaß kleiner und großer Nieder lagen, die sie sich durch ihr Ungeschick und mehr noch durch ihre thörichte Abneigung gegen ein Zusammen gehen mit Deutschland in der egyptischcn Frage zugezogen, wirklich um Leu letzten Rest von Besonnenheit gebracht zu haben. Denn aus vernünftige Weise ist e« einfach nicht u» erklären, wa« sie sich wohl davon versprechen mögen, daß sie die orientalischen Wirren unnütz häufen, dem Cabinet Gladstone ein beschwichtigende« Entgegenkommen erschweren, di« Pforte i« die Arme England» treiben und sogar ihre Position in Tunis «fährden — alle« Consequenzen. die au« dem unüberlegten Aufschüren der syrische» Frage mit Noth- wrndigkeil folgen müssen. Daß sich England am Nil dauernd festsetzt, ist denkbar, so beklagen-werth auch ein solche» Er eigniß im allgemeinen europäischen Interesse wäre. Daß aber Frankreich sich an den Thoren Egyptens und KleinasieuS ein Stück au» dem türkischen Leib« sollte schneiden können, ist ein so unmöglicher Gedanke, daß die Zeit und Mühe verloren bleibt, welch« die Gewasthadir an »er Seine an da« Phantom verschwenden." AuS dem Großherzogthum Mecklenburg wird drr „Köln. Ztg." geschrieben: „Die jetzige ganz plötzliche Reife de» Großfürsten Wladimir, ältesten Bruders be« Kaiser-Alexander von Rußland, von Ludwig»lust nach Wien hat eine entschieden politisch« Bedeutung und ist erst auf öersvnlichrn Wunsch de« Kaiser- Wilhelm bei seiner jüngst»» Anwesenheit in Mecklenburg und nach wiederholtem lebhaften Courier- und Deprscheowrchsel mit P«ter»r>urg beschlossen worden. Dir glauben nicht zu irren, wenn wir dem bedeu tenden Einfluß de» Großberzog» Friedrich Franz aus seinen Schwiegersohn, den Großfürsten Wladimir, «ine uicht gering« Wirkung aus dessen Entschluß, diese Reis« nach Dien zu unternehmen, zuschreib«». Gerade dm: Großberzog. der. wie bekannt, da« besonder« vertrauen sei»,« greisen Oheims, de« Kaiser» Wilhelm, besitzt und mit dem russischen Kaisrrbofe in de» engsten verwandtschaftliche« und persönlichen Beziehungen steht, h«tt in den letzten Jahren vielfach und vabei mit glück lichem Erfolg« dabin zu wirken gesucht, daß zwischen de« drei mächtigen europäische» Kaiserhöfen wieder em möglichst freund liche« Berhältniß bergestellt wurde. Für die Bürgschaft de« ferneren Frieden« in Europa dürft« di«ser persönliche Verkehr nicht ohn» günstige« Einfluß sei«." In PrtLröburg erhält sich da» (oft demintirte) Gerückt, demzufolge unser Botschafter. General v. Schweinitz, feine Abberufung dom russischen Hofe und die Versetzung nach London nachsuchen soll, und zwar, wie verlautet, im Interesse der Erziehung seiner Kinder Die Gemahlin de« Herrn v. Schweinitz ist eine Amerikanerin, Tochter de» vormaligen NnionSaesanVten am Wiener Hose, I. Iah. welcher in London seinen Wohnsitz genommen hat. Man schreibt un« au« verli« vom Dienstag: ..Nock sieben Tage trennen un- von der Eröffnung derLandtag»« >en der Regierung h'"^"'^ von Puttkamer voraussichtlich «m Donn-rStag reist H-rr v " PutttE^ ^ nach Larzm und dort soll die ' Puttkamer gestellt werden, die zweifelnd ^ H königlichen Herrn am nächsten Dien»lag >m Auslr ss > . h^bcn Monat im Weißen Saale verlesen wird. Kaum-men yawcn später tritt auchder .^^^.siou mit schon jetzt vorauSsehen. daß derselbe un l °er dem preußischen Randlage auS dem Weg j g » xhüljqkeit de« Monat« December den Schwerpunkt seiner La g hauptsächlich in die Commissionen verlegen und mdgl.M men lein sollte. Der Reichstag mug dann Plenum aröeiten und um ihm Zeit dazu r" gewähren wwd man ÄN - ÄL'wS L- BeiUMa bemerkt.'ist die« alljährlich sich w.ederholenbe und in der Wählen« zum Reichstag und Landtag die preuß'schkn M't- glieder de« elfteren sich ganz «lnsacb al« preugische« Abgeorb netrnhau« constituiren möchten. Diese kaum durchführbar Idee stammt au- den Flikterwochen ker iung-n deutschen Reich,cinheit, wo e« fllr eine patriotische Phantasie Hmber. nisse überbaupt nicht mehr gab. Wir erinnern bcispielSweste daran, wie damal« sogar der Gevauke -Fauchen und tns- cutirt werden konnte, daß Preußen zum R-ickstanv erklärt und vom Reick au« regiert »nv verwaltet werben solle, um so eine Mediatisirung der Mittel- und Kleinstaaten wie voo selber herbeizusühren." Die „Kreuutg." ninunt al» Folg« „der fortgesetzten Mrbnnaen- um die Gunst de» H«rr» Non Bennigsen" bei > Vrqanen der nationalliberalen Partet,enien »stand maßlosen Utbermutbe«" wahr. Dieselbe hrnehmung haben ultramontane Blätter gemacht, also die Organe derjenigen Parteien, deren Cirkel durch itiittel- parteilicke Ideen und Gerückte von Wiederannäherung an die Liberalen am empfindlichsten gestört werden. Auf diese Weise sucht man eine Schwenkung der Regierung, die men fürchtet, von vornherein zurückzuschrecken, und au« den aller- neuesten Auslassungen der „Nordd. Allg. Ztg." könnte man berauSlesen. daß die« Bemühen nickt ohn- Erfolg geblieben ist. Wir unserseits haben nirgend« in der nattonalliberalen Presse eine Stimme gehört, die billiger und gerechter Weife al« Aeußeruna de« Uebcrmutb« bezeichnet werden könnte. Die nationalliberale Press« hat sich sogenannten „Werbungen" gegenüber mit großer und berechtigter Zurückhaltung aus gesprochen; sie hat betont, daß man positive gesetzgeberische Vorschläge abwartcn müsse, au» denen sich die ferneren Wege und Ziele der Regierung besser beurtheilen lassen al« au« schleckt beglaubigten Zeitung-artikeln; sie hat zugleich hervorgehoben, daß grundsätzlickeOpposition und svstematischeNe- gation dem Wesen und der Tradition der Partei stet« fremd gewesen, daß die letztere e« immer al« ein Glllck betrachtet habe, wenn die Politik eine Richtung eingeschlagen. die den gemäßigt Liberalen die Unterstützung der Regierung ermöglichte, sie hat aus große Gesetze hingcwiesen, die auch in den letzten Jahren noch durch Zusammenwirken d«r Conservativen und Nationalliberalen zu Stande gekom men. sie hat aber auch die Selbstständigkeit der Partei und ihr oft genug au«geführte« politische« Programm betont, da« Alle« in entgegenkommendstem und versöhnlichstem Ton. Wie man da« Uebermuth nennen kann, wenn man nickt die Fabel von einem solchen braucht, ist un« unverständlich. Wir meinen, wenn die Regierung und die Conservativen noch eine Zeit lang mit den ultramontanei, Hand in Hand gehen, so wer den sie wohl besser kennen lernen, wa« „maßloser Ueber muth" ist « * » Da» idyllische Stillleben de» französischen Cabinet« hat di« längste Zeit gewährt. Heute (Donnerstag) nehme» dle Kammern ihre Tbätiqkeit wieder auf und dürsten wohl ungesäumt einen Entschluß zu treffen haben, der die Situation de« ^ibinet«, so oder so. endgtttig in« Klare bringt. Seit dem Sommer sind die Bedingungen sowohl der äußeren al« auch der inneren Existenz de« Ministerium« Duclerc jo vielfachen Veränderungen preisgegeben gewesen, daß die Fest stellung derselbm durch da» Gesetz der politischen Nvth. Wendigkeit geboten erscheint. In welcher Form imtner die Auseinandersetzung zwischen Regierung und Volksvertretung aus« T«pet gebracht w«rden mag, — für da« Cabinet kommt sie einem Kampfe um« Dasein gleich, und di- sactisch schon längst bestehend« Krise wirb sich nicht lange mehr der» schleiern lassen. — Drr Gang der Verhandlungen zwi schen Pari« und London macht r« wenig wahrscheinlich, da» die au«wSrtig« Politik de« Herrn Duclerc mit einem Erfolge vor d>« Deputirteukammer treten kann. Aus Grund der nunmehr vorliegenden englischen Scparatvorschläae cin Abkommen bezüglich Egypten« sich vollziehen zu sehen, zeigt sich Herr Srcvn kaum minder abgeneigt, al- Gambelta ds« Z° verstehen g.ebt. Der von dem franzvffchen Botsch^tn: in London zu den Intentionen der egyptischcn Pplltik Gladstone'« gelieferte Commentar lautet auch nicht sehr ermuthigend D.e Wahrheit ist. da« Frankreich« ihm in Egypten drohenden «chlappen n,cht au-rrichrn. wahrend England kein« »eron. lassung fühlt, d,e falsche Position seine« theuren festländischen unauSgebeute, zu lassen. Die neueste Le«art über den Inhalt der Sendung Lord Dufserin'« aekt vaki« daß Sgyplen nrntratisirt und unter britische« Protektorat Ute! ,ML "auert fort. oh», daß dj.Holizei dst Misse' sowie in Saint ^ Arrondissement von Pari» ,ow>« in Samt Den,« wurden letzte Nacht besonder« viele Macate angehrftet. Dieselben hatten aber nickt die gewünscht» Wirkung, denn die öffentliche Meinung blieb vollständig ruhig. Nur dl« Reactlvnäre suchen diese Plocqle dadurch au«zu- bculen daß sie bei ihren Lieferanten, obgleich die Winter- saisoa begonnen. w«nig oder nicht« bestellen und denselben mittheilen, daß sie die Hauptstadt wieder verlassen »verdea. weil Krisen daselbst zu erwarten feien. Die Anarchisten von Montmartre hatten gestern im Saale der „Bvule Noire" eine Versammlung anveraumt, um Elümenceau zu brand marken. Tolle Reden wurden gehalten, aher e« t.un nickt« derau«, al« daß Clbmenceau von ungesädr 20V Personen ein TadelSvqtum ertheilt wurde. Die Arbeiterbevölkerung von Pari« sieht keineswegs auf Seiten der Anarchisten; daß sie Ruhe und Ordnung will, beweist zur Genüge die gestrige Versammlung der Möbelschreiuer, die ihren Meistern solche Concessionen machte, daß e« ru keiner Arbeitseinstellung kommen wird." Lady Floren« Dixon, di, Vorsteherin de» irischen HilsSsond«, bat einen Brief veröffentlicht, worjn sie mit- thrilt, daß jeit Gründung de- Fond» mehr al« 20,lX)v Uater- stützungSgesuche bei ihr eingegangen seien, wegen Maiiael» a» Mitteln jetzt aber keine weitern Gesuch« mehr berücksichtigt werden könnten. Da indessen dir Nvth noch immer sehr groß ist, so schlägt sie vor, von dem uoch in Händen Le» Schatz meister» der irischen Landliga, Patrick Egan,. befindlich« Gelbe 13.000 L. für die irischen Nothleidrnven zu verwende», und bietet sich zugleich an. über die Verwendung Le« Geld«» genaue Rechenschaft abzulegen. Die Führer der Landliaa vürsten sich schwerlich auf da« Anerbieten «iulaffeu, da fi» da« Geld zu nöthig zu Agitation-Zwecken begucken, de», vo» Amerika giebt e« so bald nicht« mehr. — Der Proceß gegen die zehn der Ermordung der Kamille Ioyla « MuamtraSna anzeklagten Personen ist vebus« weiter,, a« Ort und Stelle vorzuarhmendeu Beweisaufnahme aus d« 13. d. M. vertagt worden. Am Dienstag fanden i» der Mehrzahl der Staat« d« wahl,H aachd« welch«, dG Demokrat« in Ohio rrruttgeu habe«, sehr schtocht. Dia Uxui krat« rechnen, anscheinend «it gutem Grund» auf eine Mehr» heit im nächst« Cougress«. Ar» schwerwiegendst« «rd sü» die bisher herrschend« Partei de, vertust Hr» Staate» Ne»! York sein, den di» Republikaner bereit« selbst zagrstch« Auch u, Peansylvatri« wird der Ausfall al» zweifchhaft bezeichnet. Sollt« die Demokrat« d« »Lchst« -v»a«ß beherrsch«, so werdm sie vermutlich eine KrrrhandelSpolkM und andere Grundsätze bei der Gründung von Elsenbahu« gescllschaftea als Hauptpunkte ihre« Broaramm» 40» Lug« fassen. Eine ernsthaft, Ref»«npolitik ist »dH Von d« Demokrat,» so wenig zu erwarten al« voo den Republik«-«. Der einz ' teicn nähernd Die Lermuthuua. daß sich die zwischen Chili und de« Präsidenten von Peru, I-r. Ealdrrq«, aagekaüpft« Frieden-Unterhandlung« wieder zerschlag« Hab«, wird durch weitere Nachricht« bestätigt, welch«, wie au» N«»« Uork telegraphier wird, dort über Panama au» Lira« «m» egangm sind. Danach sind di« Unterhandlungen vollständig eendet und wäre Ealderon gesaiigeu gesetzt worden. D« Exvictator von Peru, Nicola« de Pivrola, muß frö Rackrichten zufolg« bereit« in den letzten Tag« de» tember an der peruanischen Lüste gelandet sein; es bh-»,» nun abzuwarten, ob «, die von Chili avferlegten Kri^ea»- bedingunqen. wie diese« verlangt, sn bloe annimmt und sich dann mit chilenischer Unterstützung wieder zum Oberhaupt« Peru« erhebt. Vas preußische Abgeordnetenhaus und die Lircheufrage. Keine andere Frage vielleicht trägt mehr zur Verwirrung im öffentlichen Leben Preußen« bei at« die Frage der ferner» Entwickelung der kirchenpolitischen Dinge. ' ' DaS System der biscretionairen Vollmachten hat sein» Zweck nach keiner Seite hin erreicht. Die Ultramoutan« baden die ihnen aus Grund diese« Gesetze« gewährt« Er» leickkerungen und Zugeständnisse hingeuommen unter fort- währenkrin Protest gegen die Annahme, vaß ibre „gerechten" Ansprüche damit auck nur von ferne befriedigt seien, und unter steter Wiederholung ihrer Forderung einer gründ lichen Revision der Maigeseye, d. h. der völlig« Auf hebung aller ihrer wesentliche» Bestimmungen. Sachlich hat inzwischen die Verständigung darüber, aus Grund welcher Ab änderungen der kirckenpolitischen Gtfeye etwa ein Ausgleich möglich wäre, nickt den geringsten Fortschritt gemacht; von Verhandlungen mit der Curie kört man gar nicht« mehr; man scheint regierung-seitig dieser hinterhältigen und ver schleppenden Unterhandlungen mit gutem Grund ganz über drüssig und müde geworden zu sein. Nickt da« geringste Anzeichen liegt vor, daß di« Negierung eine neue kirchen- volitische Vorlage, sei e«aus Grund bisrretionairer Vollmachten, sei e« aus Grund einer organischen Revision, i» Vorbereitung habe, worüber man ans liberaler Seile gewiß nur Geuug- thuung empfinden wird. Gerade die Aussichtslosigkeit. dem kirchlichen Fried« wirklich näher zu kommen, wenn nickt auf Grund einer offen baren und vollständige» Demiithigiing der Staatsgewalt, hat die Regierung zunächst nickt fortzosetzen gedenkt, wird nun ohne weiset vomEentrum selbstständig in die Hand genommen werden, «rr Wintthorst bat vor Kurzem erklärt, er Hab« rin ganze» acket kirchenpolitischer Anträge im Pult« liegen. W« sie lauten, wollen wir abwarten. Jedenfalls werden sie nach dem bewäbrten Muster eingerichtet fem, daß sie »ns der erhalten wollen, abgelehnt werden. Ob Herr Windthorst eine Mehrbeit findet, wird haupt sächlich von den Conservativen abbänaen, der« Stellung zum „Cnlturkampf" höchsten» bei der äußersten sogenannten „ReichSbotengruppe" klar ist. Die Forkschritttpart« bat sich bei dem Haschen nach ultramon'anen Stimm« für vL Wahlen zu so weitgehenden Zugeständnissen und Versprechung« ß N !k -L
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