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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.11.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188211080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-11
- Tag1882-11-08
- Monat1882-11
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.11.1882
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MMMWWDMWMMDMMDMDM» lt vom wo.01 l». Ln-t. 7«. Ä«k> A" L k: L Erfcheirrt täglich MH »»/, Uhr. Lröiti», >n» LrvedM«, I»daan«sgast« 33. HPrrchßvv»?« »er ketvrtl»«: «oo»>tLg, 10—r» Uh», «achmt«,^ L—« Ubr. »» W»», »« Av«ch»» vor kür sie »ickftkalueus« sefttmmt« Außer«»« »» «ochr,»»^» »ts » Utzr 8,»«tttu^. «« Üouu- uns -»ft»«,« srütz bw'/,» Utr. 2« »ev /ilivlev f»r Zvü-Avua»«: Dtt» >1»««. Uaiverütätsür-tz« »L, Lauts Lssche, Kacharinenüratze 1»» v. »«r »ts ' ,2 Utzr. Uch)igtr.TaMatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- »nd Geschäftsverkehr. «uflag* L7F00. A»o,nr«e»»«rri, menels. 4'/, Ml^ viel. Vn-aerlah» » tllkk.. d«ch vie vH bezog« « «L I«»« enqetue Nummer Nb Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebüdrr» lür Exrrabeilaae» ohne Po-brlSrdernng 39 «t. »tt Postbetvrvrrnng 48 Dkl. Juservtr -gespalten, Petttzeile >0 Pf. Urövere Schritt« lau, nuferem Preis» »erznchni». rubellorlscher Sa, naa, HSHerr« Tarif. Lertavlr, nntrr Len NetactionoLrich dl« Soaltzeile SO «s. Iuieratr sind iler« an die «krpeditta» za frave». — Raval, wird nicht gegeö«. Kahtuug pr««uaiu^niu»u oder durch Post, »aamagme. ^lßzir. Mittwoch de» 8. November 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vautrthmz i, »er Reischhale »a HosMlplatz. obiger Kleischhalle sollen die Nb«h»U»»«r» »kr. 8, U, SS, 88 und »L sofort, dkr. 8 vo« 88. M. au gegen »1»«o«Etltche KÜndtgana Lo»«abr»d »«« L8. d. M., VormeittagS LI Uhr, ans dem Rathhause, l. Etage, Zimmer Rr. l7, an die M«tKhtete«dea aud«r»rit v»r»tethet werden. Li« BermielhungS- und Versteigernng-bedingungm liegen ebendaselLst aus dem großen Saale schon vor vem Termine zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den 3. November 1882. Der Skat» der Gtadt LetpztG. vr. Teorgi. Stöß. Lor-vri-eu-Verpachtung. Dt« zmn Burgauer Revier gehörigen Weidenanlagen hin ter der sogenannten Leidenroth'lcken Ziegelei und der Vogel wiese» in der Näh« de« neuen Schützenhäuse«, solle« 8Ro»t«H, de» LS. Vkovermber L888, Lormittagt >0 Uhr parcrlleumais« an den Meistb,eteud«n unter den i« Termine dekaunt zu machenden Bedingungen und gegea sofortige Baarzahluug verkaust werden. Zusammmkunsl: au der Waldstraßenbrücke am Roseuthal. Lapzig. am 8. November 1882. De» Math« Forst-Deputation. Luctian. Bo» dem Unterzeichneten Armenamte solle» Donnerstag, de» 8. 8Lo»e»der ». Bornrittag» »p» S Uhr a« i» Gtadthanse allhier (Eingang MUHlgasse Nr. 7) der- schicen« Gegenstände, al»: Möbel, Haus» und SUchengerLtb«, Betten, KlndungSstücke, Wäsche u. s. ». meistbietend ver steigert werde». 8eW» de» so. Oktober 1882. Das stLrnrenanrt. Luvmig-Wolf. Ianghähnel. Nichtamtlicher Theil. . Vas «e»e italienische Parlament. Die Lahlschlacht in Italien ist vorllber. Trotz des großen Lärms in den irredentistisch« Blättern und der Lungen- anstvengung vieler extremer Wanderredner haben die Radikalen kem« neunen««erthen Erfolge errungen; ja sie sind sogar in manchen Wahlbezirken von ihren Gegnern auf da» Haupt geschlagen worden. Da» Eabinet Depreti» und seine liberalen Anhänger könne« also zu dem Wahlergebnisse sich jedenfalls Glück wünschen, und da« neu« italienisch« Parlament wird, wie da» frühere, über die unsinnigen Forderungen der Radi kal« abermal» zur Tagesordnung schreiten können. Im Ganz« war die Wahtlxtheiligung. ungeachtet der Trompetenstöße der Radikalen, eine schwach«, daran mögen allerdmg» die Witterung-Verhältnisse, zumal da» Hochwasser, in viel« Gegenden Schuld gewesen sein; aber auch die eigenartigen ParteiverhLltuisse trugen dazu bei. di« Wahl- beweanng aus ein Minimum heraozudrücken. Da in viel« Bezirken zwischen der Recht« und Linken, zwischen Gemäßigten und Fortschrittlern eine Annäherung oder geradezu ein ge meinsame» Borgeh« stattgesund«, so kam e«, weil dir Klerikal« der Wahl sich enthalt« Hab«, nur dort zu bedeutendere« Kämpfen, wo d»e Radikal« ausnahms weise ein« größer« Anhang in» Treffen zu führ« ver mochte«. Nach dm neuest« Meldung» au» Rom soll das ge kämmte Wahlergebnis für die neue italienische Kammer au« 320 Anhängern de« gegenwärtiaen Eabinet«. «0 Mitgliedern der Recht«, 58 Fnnonistm, 32 Dissidenten und 40 Radikalen besteh«. Alle Eabinet«Mitglieder, welch« in der vorig« Kammer saß«, sind wieder gewählt. Der Ministerpräsident Depreti» «st zweimal, der Arbeit-minister Baccarmi dreimal, der Iustiznumster Zanardelli und der Unterricht-minister Baccelli je einmal au» der Wahlurne hervorgegang«. Die ihre ägraen Ziele verfolgenden FractionShäuvter Nicotera und En-Pi sind zwar gleichfall» wiedergewäylt, aber ihre Bestrebung« dürft«, im Hinblicke auf die veränderte Stellung de, Recht« «nd dir groge Stimmenmehrheit, über welche da» Eabinet verfügt, kaum von irgend einem Erfolge be gleitet sein. Ganz ohne Skandal sind die Wahl« freilich nickt ver laus«; denn da müßten sie nickt in Italien stattgefunb« Hab«, wo die Menge, vielmehr al» ander»wo, an allerlei Ungeheuerlichkeit« und tumultuariscken Austritt« Geschmack nabet. Go ist, wie schon hervorgehob«, in Rom der Ardaetenr eine« obscuren Winkrlblatte». da« aber in den dortig« Volksschicht« stark verbreitet ist. wie eia von» or nwabin» au» der Wahlurne hervorgegang«, ohne daß vorher irgend Jemand von diesem „Volk-candidaten" eine Ahnnug hatte. Ausschlaggebend für seine Wahl war, daß ihn di« römisch« SiolkSkreise für einen IlmSr« cknl popolo- halt«, weil er in einer Osteria (Weinschänke) einen politischen Gegner durch ein« Revolver- scknß schwer verwundete und de-halb hinter Schloß und Riegel gesetzt ward. Dieser römisch« „Volksfreund" wurde mdesim. de« Lande«aesetzen gemäß, durch di« ans ihn gefallene Wahl an» dem Gefängnisse befreit, von wo er vom Volke üu Lmmnpb abqeholi und Niit Kahn« und Musik al« evublikanische« Schaustück durch die Stadt geschleppt wurde. Man kan, sich «schwer vorstell«, welche Forderung« und Red« va» »i«se« römisch« „BolkSmaan' in d« nächsten Portammtvsitzungen zu erwarten sind. Snch i> Mailand Hab« die Irredentisten vier ihrer Eandidate« vnrchgesetzt. Dabei ist e« gleichfalls zu lärmen, dm Austritt« miv wüstem Geschrei gekommen. E« wurde sogar gerufen: ^Lbbnaao U gorsrno pimaoata««! (Herunter iint der piemontefischen Regierung i). Da» ist freilich weniger verwnnderlich. weil Mailand von jeher eine radikale Stadt war, wo die Volksmassen den unsinnigst« politisch« Extrem« huldigt«, vie auch feiner Zeit der österreichischen Regierung viel zu schaffen gemacht haben. Ueberdir- sind di« Mailänder und Lombard« keine Freunde ihrer piemonte- fisch« Nachbarn, die von jenen für ein beschränkte», einfältige» Volk gehalten wer»«. Der Mailänder Local- patriotiSmu» bläht sich geradez» in komischer Weise aus. Wenn man ihm, glauben wollte, so hätte Piemont niemals die nationale und staatlich« Einheit Italien» zu Stand« gebracht, wenn die Mailänder nicht da aewesen wärm. Auch hält der echte Milanese seine Stadt für die erste Italien» und vielleicht der Welt; ja wäre e» nach seinem Sinn« gegangen, so würde Mailand, aber nicht la iporon- (da» schmutzig« Rom) die Hauptstadt Italien» sein. Auch « Süditali«. zumal aus Sicili«. wo noch immer der Garibaldicultu» in Blüthe steht, scheinen in einzelnen Wahlbezirk« di« Radicalen da» Feld behauptet zu haben. Es fehlen von dort noch nähere Nachricht«. Andererseits läßt sich aber schon gegenwärtig sicher feststen«, warum gerade dort da» Wahlterrani für vie Schreihälse der Irredenta günstiger al» anderSwo gewesen ist. Aus Sicili«, wo nämlich unter zehn Landbewohne« höchsten» einer nothdürstia lesen und schreib« kann, ist durch die Unwissenheit der Bevölkerung der Boden für die Radikal« eu» überaus günstiger. Dort kommt e« nur darauf an, wer dem emsiiltigm Bolle mit stärkerer Stimme und dem dazu gehörigen Ge-> berdmspiel de- Entzücken». de» Abscheu» oder der Wuth di« auch anderwärts bekannt« und beliebten Schlagwörter: „arme» Volk". „Volk-elend"^ „unerhörter Steuerdruck", „Frei heit und Bolk-wohl". „gewissenlos« Regierung" u. dgl. in die Ohren schrei« kann. Je donnernder die Stentorstimme de» Redner», je höher der Brustton der Ueberzeugung. je mehr er mit den Händen herumzufuckteln und da» unsinmgste Zeug zu red« vermag, desto besser für ihn, weil alSdann seine Wahl in jen« von der Eultur noch unbeleckt« Gegend« Sicili«» fast sicher in Au-sicht steht. Aber all« diesen localpolitisch« Extravacanz« wird, wie bereit» bemerkt, der große Wahlsieg der ministeriell« Partei jedensall« rin« heilsam« Dämpfer aussetzen. Dieser Wahl- ersolg de« gegenwärtigen Eabinet» kann auch gleichzeitig, mindest«« vorläufig, al« Bürgschaft dafür betracktrl werde», baß da» neue italienisch« Parlament sich allen Ernste» sein« inner« Arbeit« zuwenden wird, anstatt, wie e« die Radikale« in ihrer Verblendung anstreb«, sich mit großen auSivärtigen politisch« Frag« »der «ohl gar mit ««« Annex.»'«», gebaut« zu beschäftigen; verschrobene Absichten und Pläne, der« Verfolgung da« im Inner« ohnedies wenig geordnete Land nur einer verhängnißvoll« Katastrophe zutre>be» könnte. Die inner« Arbeit« und Fragen, welche an da« neue Parlament derantrel«, sind so zahlreich, so wichtig und so bringen der Natur, daß ihre baldig« Lösung der vernünftige Theil der Bevölkerung Italien», denn weitau» überwiegende Mehrzahl gerade durch die Wahl« sestgestellt wurde, nur ernstlich wünsch« kann. Zumal sind es die finanziell« „nd volkSwirthschastlich« Verhältnisse Italien», welche in erster Linie die Beachtung de» neuen Parlament» in hohem Grade verdi««. Während itn Hinblick auf die zerrüttet« StaatSfinanzen auf eine weise Sparsamkeit Rücksicht genommen werden soll.' wird da« Parlament auch zu erwäg« haben, wie und wodurch man dem Volke in dein von der Natur so reich gesegnet« Lande neue Einnahme quellen erschließ« könne, welche bewirf« könnt«, den Volks wohlstand und mit diesem die Skeuerkraft zu Gunst« der weitklaffenden Desicitrubrikm de» Staate» zu erhöhen. Da» Capitel der Bolksbilvutig bedatf iü Itblicn, namentlich im südlichen Theile, seiten» der Regierung noch einer sehr thälia« Nachhilfe, welche im Interesse de» Staates nur die besten Früchte tragen kann AuS diesen hier berührten Frag« ersieht man schon, daß, abgesehen von allem Nebensächlichen, da» neue italienische Parlament seine Aufmerksamkeit vor Allem der inner« Lage de» Lande» zuwenden muß. Wird e» dieser Aufgabe sich be wußt. so kann e« nicht fehl«, daß e« aus dem Wege der Reform« den Dank und die Anerkennung de» Staate» und seiner Bevölkerung verdi«« wird. Italim muß arbeiten lern«, und zwar in materieller wie in rein geistiger Be- ziehuua. wenn e« finauz- uud wehrkräftig di» Roll« einer wirkliche» Großmacht übernehm« will. Leipzig, 8. November 1882. Je näher die Eröffnung de« preußische» Landtag« rückt, um so schwerer verständlich werden di« ofsieivsen Auslassungen über die Stellung der Regierung zu den politische» Parteien und um so unklarer die durch die nmm Wahl« geschaffene Situation. Die „Nord». Allgem. Ztg " belehrt an» heute, da» Ideal de« Liberali»«nS sei eine Regierung, welche ihre Ausgabe darin findet, al» listiger Makler von Fraktion zu Fraktion herunxzuziehen. um ein Geschäft zu Stande zu bring«; diese« Ideal de- Libe ralismus stehe aber i» schroffsten Gegensatz« zu der Auf astung aller derjenigen, welchen die Erhaltung de» preußi- chen Staat-wesen» am Herz« liegt. Dieser letzter« Auf astung entspreche einzig und allein eine Regierung welch« ich um ihre eigene Ax« dreht. Di« Regierung müsse und werde abwart«, daß ihr Unterstützung eulgegeugebracht wird, und selbst wen» dw» geschehe, dürfe sie nie au» den, Auge verlier«, daß sie Verbund« ist, di« Recht« der Krone geg« Majorität«vergewaltigung« zu vertreten. Recht dunkel ist Vieser Rede Sinn. E» ist Zeit, daß mau au« dies« nebelhaft« verwirrenden Erörterungen hera»«kvmme und positiven Loden unter den Füßen gewinne. Wenn concrete gesetzgeberisch« Krag« »orlieg«. «ich e« sich zeig«, »ei welchen Parteien die Regierung Unter stützung sucht und findet. Einstweilen können wir dies« publicistisch« Erörterungen über par1am«tarifch« Mchrheitea und dergleichen gar keinen praktischen Nutzen zuerkenneu. Do in dem »eu« Abgeordnetenhaus, de» conßervatiost« zeit Meuschengedeuk«, Rechte der Krön« geg« Majorität«. Vergewaltigung« zu vertheidig« wären, vermögen wir am wenigstm einznsehen. Di« Zusammensetzung de» Abgeordneten hauses läßt befürcht«, daß vir Neigung zu ganz ander« Bestrebung« al« zu Angriff« geg« die Rechte der Krone, anftauchen könnte. La i« Abgeordnetenhaus« der Voraussicht nach da» letzte Präsidium wieder in Function tritt, so dürste auch di« Angelegenheit wegen Herstellung «ine» zureichenden Dienst gebäude» für die Abgeordneten schneller gesvrdert werd«. E» Ließ zwar, daß die Regierung selbst die Initiativ« ergreifen würde, sollte die- jedoch nicht geschehe«, so würde zweifellos der Antrag a»S der letzt« Session wiederholt werden. Die Mittel, die im nächst« Heere«b»dget für die Befestigung Wi«mar» durch Panzerthürme gefordert werden, dürft« nach Andeutung« au» Marinekreis« nur die Vorläufer weiterer Forderung« sei«, welch« eine bessere Deckung de» Kieler KrirgShafm- durch befestigte Flankenstrllungen zum Endzweck haben. Boa Fachmännern wird nämlich schon seit Langem dafür plaidirt. da« westlich« Beck« der Ostsee, an dessen nach inn« gezogenem Punete Kiel belegen ist, einer feindlich« Flotte so aut wie unnahbar dadurch zu «ach«, daß dir Insel Als« !m Nord«, Wi«mar i» Süd« und Kiel im Westen gewissermaßen al» drei Fort» einer gewaltigen Seesestung einander gegmseitia schützen. E» würde hiernach daraus ankommm, außer WiSmar »och den Sonderburger Has« derart zu befestigen, daß er al» Basi« einer Flotten operation dienen könnte. Ob der Plan al» ein Ganze» schon gebilligt ist und ob die Etat» der nächst« Jahre schon auf denselben Rücksicht nehmen werd«, entzieht sich natürlich der genauer« Kenntniß. Man möchte dwse Frage indessen zu bejah« geneigt sein, nachdem soeben die Mittel für die Ar- nnrung WiSmar» gefordert werd«. Für jetzt ganz in den Hintergrund getreten ist offe»bar die Unterstützung de» Nord- ostsee-Eanalproject» durch da« Reich, ei»e Sachlage, die nur aufrichtig bedauert werd« kau». AnS Hannover kommt die ebenso überraschende wie bedauerlich« telegraphische Meldung, daß dort der Schatzrath Hugenverg, der zweit« Beamte de« Hanno- verscken Landesdirectorium», a« Blutsturz gestorben ist. Nock vor Kurzem war er al» der Eandidat de» Magistrat» für die Stadtdirrctor-Dahl vielfach genannt worden. Aus Hugm- derg, der nur wenig über vierzig Jahre alt geworden, hatten seine Freunde für die Zukunft noch bedentend« Hoffnungen gesetzt. Er hatte die Reckte pudirt und war 18V8 Bürger meister von Uelzm und Mitglied de» Abgeordnetenhauses, al» der hannoversche Provingial-Landtag ihn bei der Be gründung der dortig« provinziell« Selbstverwaltung «m Mitglied« de« Lande»-Dir«1orium» wählte; i» dieser Stellung »at er lich als «i» «WwöbÄich tüchtiger Ber- waltungSbeamter »ewLhrt. Ein vielseitig begabter Mann und ein «beuso fester wie maßvoller liberaler Politiker — er gehörte, ohne agitatorisch hervvrzutrrten, z» den Führe« der hannoversch« Raticnalliberal« — wurde ihm für di« Zu kunft eine parlamentarisch hervorragende Roll« von seinen Freunden zugetraut. Bisher hatte die parlamentarisch« Thätig- keit seine« Lhes» v. Bennigsen, welche destm Vertreter zu« beständigen Aufenthalt in Haunoder nöthigte, Huaenberg «n der politisch« Bewährung ans einem größer« Felde ver hindert. Die Hoffnung« auf eine solche sind nun durch den Tod höchst unerwartet abgefcknittm word«. DaS Gerücht von der Abberufung de» deutschen Böt- fchafter» General ».Schweinitz und de« deutsch« Militair- bevollmächtigt« General v. Werder iu Petersburg ist völlig unbegründet. Angebliche Differenzen zwischen den Genannt« sind nicht» al» müßige Erfindung. Die Rachricht, daß Deutschland Schritte bei d« Schweiz zur Unterstützung französischer Vorstellung« wegen der focialiftisch-anarckisiisch« Umtriebe gethan habe, wird als durchau» au» der Luft gegriffen bezeichnet. « * s Au» Ara in liegt un» heut« abermals ein sladischer veraewaltigung-act gegen die dortigen Deutschen vor. Der Rato der Stadl Rudolswerth. der« Bewohner fast zur Hälfte au» Deutsch« bestehen, hat nach dem Beispiele de» Laibacher Gemeinverathe» gleichfalls den Beschluß gefaßt, al» ausschließlich« Amtssvrache, die bisher die deutsche gewesen, da« Slowenische einzuführm. Tie slavischen Be wohner Rudolswerth» feierten dies« ihr« national« Sieg durch die Beleuchtung ihrer Häuser. — Gleichzeitig wird au» Laibach gemeldet: Der min völlig slavisch« Stadtrath hat iu einer geheim« Sitzung beschloss«, mit „all« gesetzlich erlaubt« Agitatiousmittelu" den „lanbesseinblicheu Um trieben" de« Wiener deutsch« Schulverein» in Kram entgegen m wirken. An sämmtlich« nationale Gemeindebehörden Krain» soll rin Rundschreiben erlast« werd«, da» dm Ge meind« einschärft, in ihr« Amtsbezirken di« Errichtung deutscher Eckulen zu verhinder». Wie au» Pest gemeldet wird, beabsichtigen die süd- slavischen Abgeordneten im österreichisch« Rrich«rathe und ungarischen Reichstage geg« die Darstellung«, welche jüngst Herr v. Kallay bezüglich der Stimmung und Verhältnisse in Bosnien in den Delegation« gegeben, eine Protest schrift erscheinen zu laste», welche, aus Actenstücke gestützt, den Nachweis führen soll, daß di« Angaben v. Üallay'S völlig unrichtig und nur t»d«ziv» berechnet gewesen, zu Gunsten der österreichisch« Oneatpolitik Stimmung zu mach«. Nach einer Meldung au» Cattaro soll demnächst in Cetinje eine politisch« Zeitschrift iu serbischer Sprach« er scheinen, welch« für die nationale Zusammengehörigkeit Bo»ni«» mit Montenegro eiotretm will. Würde diese Nachricht sich bestätig«, so kvnut« die neue Zeitschrift in Eetinje nur in der dortig« montenegrinisch« EtaatSbuch- druckerei gedruckt werd«, welch« disher die einzige Druckerei i» Montenegro ist. Au» Belgrad wird Über dm Stand de» Unters», chung geg« die Atteutäteri» HelmeMarkowitscka«. schriemu: „Es sind bisher vo» de, Nntersuchungr-Eommissiou Ns Amgen vernommen word«. von den« mehrere Au«, sag« gemacht, die jrvensall» vermuth« last«, daß di« That der Helene Markow,lfch nicht ausschließlich mit einem per- söulichen Racheact i, Verbindung steht. So ist unter Andern, . daß di« Thäteri» in der erst« Hälft« de« eplember sich zwei Doch« in Kraguiewatz aufgehalten, wo sie bei dem Kaufmann nnd GutSb^itzer Michael Terbnchowitsch abgestiegen war. de, i« ganz« Lande als et» sehr einflußreicher Anhänger der größter kusch« Partei »nd dH Teheimbnndr» „Omlavina"dekanntist. für deren Bestrebung« er schon bedeutend« Getdopfrr gebracht hat. Während der Anwesenheit Helene Markowitsch' i» seinem Hause fand« sich dort auch andere Parteimitglieder eia. Äel«g«Uich eine» Abendessens, bei dem der Wein in Ström« floß, wollen zwei Zeug«, die damals im Hause Terbuchowltsch' at» Diener beschäftigt ge wesen. gehört Hab«, daß der Hausherr de» Ausruf ge- than: „Wenn die serbische Nation leb« soll, muß dieser Kartenkönig (Milan) sterben!" — Darauf habe Helene Mar kowitsch ein volle» Gla» ergriff« und au«geruseu: „Aus sein« Tod. Brüder! Ich werde ivn tövten!" Sämmtlichc Gäste wiederholt«: „Aus seinen Tod!" und ließen die Gläser Niag«. — Wie e» nun auch mit der Richtigkeit dieser An- gäbe steh« mag, Thatsache ist jedenfalls, daß Terbnchowitsch und fünf seiner politisch« Freunde unmittelbar nach dem sehlgeschlagen« Attentate flüchtig geworden und die serbische Regierung noch henke nicht zu erfahren vermochte, wo die Flüchtlinge sich befinden. Unter dm großserbischen Partei- anhängern Belgrad» wird aber ganz laut erzählt, Tarbucho- wttsch und seine Freund« befand« sich ganz sicher in — Rußland!" Sicher« Privatnachrichten zufolge ist mau in den balti schen Provinzen nihilistischen Umtrieben ans die Spur gekommen. Geg« Ende der vorig« Woche hielt da» Wenden'sche Ordnung-aericht in dm Kirchspielen Seßwegen und La»dohn im lettischen Livland (.Lettland" wnd dieser Theil Livland- genannt. D. Red.) in einer Nacht in verschiedenen Orten zugleich Hau»suchungen und verhaftete dabei sechSzehn Person«, die m direkter Verbindung mit den russisch« Nihilist« gestand« Hab«, genau aus dieselbe Weise operirten, mit Formular« für falsch^ Paste versehen waren und revolutionäre Schrift« hatten Dieseiben sind zumeist Schullehrer sowohl griechischer wie lutherischer Eonsession; ein Gemeindrschreibrr, verschied«« fremde verdächtige Per sonen und ein Petersburger Student. Namen« Becker. Da» vorläufige Verhör soll AndaltSpuncte für die Ergreifung de» Mörder» de» Baron» Mrymdvrfs gegeben Hab«' Welche sonderbare Stellung die russische Regierung gegenüber den von dem ausgehetzt« Laukvolke bedroht« deutschen Elassen in de» Ostseeprovinze» gegen wärtig einnimmt, erhellt leider nur zu klar au» der solgmdm Nachricht, die der ,K- Z " von verläßlicher Seite zugehl „In Kurland ist der Boden am gefährlichsten untenrühlt in der Hauptmannschaft Tals«. Dm ganz« Sommer hin durch hörten die Brände in Wälde« und Gebäuden mchs ans, noch di« Versammlung« der Bane«, in den« sie auf- gesordert wurden, die Deutschen nun endlich zu verjag« und da» von ihn« widerrechtlich vor 700 Jahr« dm Letten ab genommene Land znrückzuerobern Endlich war die GLH- rung so weit gediehen, daß der vice - Gouverneur bei Provinz auf emem der dedrvhrm Rittergüter erschien um sich von der Lage zu überzeugen. Da» konnte er denn auch ausgiebig, den« w«e er eben auf d«< Herrenhose anlangte, schlug die Klamme an ein«, der ! schafttgebäude heran». Man batte wie zur Verhöhnung de hohen Staatsbeamten vor feinen Augen de« rothen Hah aus- Dach gesetzt und der Beamte mußte abzieh«, ohne d< Thäter» habhast zu werd«. Da e» also in der bekannte Weise weiter ging, so machte sich der KreiSmarschall nacl Mitau aus. Da» ist der Vertreter de» platt« Lande», de für d« Krei» gewählt wird vom Landtage und eine ähnliche Stellung einnimmt, wie ehemals der preußische Landrath. Derselbe, sag« wir Herr von N-, begab sich zum Gouverneur von Kurland, schilderte chm die Lage, erklärte ihm. daß tritt Gutsbesitzer mehr seine« Leben» sicher sei, von der Sicherheit des EigenthumS nicht zu red«, und forderte militairischen Schutz. Der Gouverneur aber erklärte ihm, er werde untz dürfe ihm kein« solch« versprechen. N. stellt ihm vor, wl« die Gutsbesitzer i» jener Hauptmauuschast vollkommen wehrlos der ausrührerischen Gewalt gegenüber» ständen, da die örtliche Polizei bekanntlich keinerlei Mittel besitze, um den Angegriffenen zu schütz«; die Regierung müstg doch irgend etwa» thun, um eine ganze Elaste der Bevölke rung gegen Mord zu vertheidig«. Der Gouverneur erklärte darauf, die Regierung werde nichts derartige» thun. sondern die Gutsbesitzer ihrem Schicksal überlast«, jedensall» könne er keinen militairischen Schutz gewähren. Daraus fragt N., ob da» de» Gouverneur» letztes Wort sei. und al» Dieser es bejaht, erklärt er, daß in diesem Falle er, der Krei»- marschall, sich ausreichend bewaffn« und zuverlässig« Leute seiner Dienerschaft ebcnfall« bewaffnen werde, und daß bei etwa austauchender Gefahr rr von dm Waffen sofort Gebrauch mach« werde. Dasselbe würden wohl die übrigen deutsch« Gutsbesitzer in jener Gegend thun. Der Gouver neur nahm die Erklärung an und N. kaufte sich Waffen und Munition und reiste nach Hause. E» wird also unter de« Augen der Negierung da» herrlichste Faustrecht wieder ringe» führt, eine ganze Elaste der Bevölkerung wird vogelfrei er klärt und damit gezwungen, mit dem Revolver in der Hand Leben und Eigenlhum zu schütz«. Man muß gespannt sein, ru erfahren, wa» die Negierung tliun wird, wenn dieser KreiSmarschall oder andere bedrohte Bewokner der Provinz« nun wirklich einige Baue« nicdergeschost« haben werden. Wird die Regierung wag«, die Leute al» Verbrecher zur Verantwortung zu ziehen, nachdem sie selbst ihnen den staal-, licken Schuh rundweg verweigert hat? Auch daS wäre frei lich möglich; aber vorläufig heißt da» den off«« Bürgerkrieg geflissentlich entfach«, und die Gut-Herren werd« den einzi gen Weg gehen, den man ihnen off« läßt." — Soweit die „Köln. Ztg."; im Uebrigen verweis« wir aus den Artikel „Die Femde der Deutschen." Wie au» zuverlässiger Quelle verlantet, hat die russische Regierung erst neuerving» wieder die französische Re gierung aus die Umtriebe der russisch« Nihilisten m Frank reich aufmerksam gemacht nnd dabei betont, wie nothwrnbig die scharf« Ueberwachung oder die Ausweisung der Nihilisten ist. Die französische Regierung läßt mit philosophischem Gleichmuth d,e Dinge an sich herankomm«. Ein mit dm leitende» Kreis« der Hauptstadt «ge Fühlung unterhaltende» Blatt, der „National", meint. Herr Dnclerc werde in seu, Programm, daß die gouvernementale Aktion bei der bim,« Kurz«, startfind« den Eröffnung der parlamentarisch« Saison «inzuleit« bestimmt ist, nur solche Pnncte ansnehm«, bezüglich der« alle Republikaner einig seien. AngHchtS der gerade jetzt herrschenden total« Zerfahrenheit de» Republi- kaniSmu» heißt da« soviel, al« daß die Regierung jede» positiven Programm» baar ist. nnd Anweisuuae» von der Kammer erwartet, statt solch« au»zng,b«. Die legktimistisch« wie Vie communistischen Heißsporne werd« den Wink v«rftrhcu und nicht verfehl«, da» SlaatSmterest« zum Spieldall egoistischer Froklionsiatriga« zu mach« Der das Ministerin» Dnclerc charakterisirende Mangel an Initiative trägt nicht zur Klärung der über die französischen Zustande berein- gcbrochcnm Verworrenheit bei, und wenn auch momentan ! §
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