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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.11.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188211307
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-11
- Tag1882-11-30
- Monat1882-11
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.11.1882
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«rfcheiat täglich Irich «»/, Uhr. UkstirAs« nn» Lr»rNtio, Iohannesgasje 33. Sprecht»«»?» »er Ue»«Lti«>: Vormittags 10—IS Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. tziu St» nusch-de ««Mi«»«, »ch« stch tt, »«»«31»» «»« »«rdwdüch. A«»«tz«e »er kür »te »Schft»«l»e«», Riimmyr »esttmnzteft Inserate an ««he««,«» »>S - Uhr Nackmitta,». « Lnann» -esttp vn Irüh»«» '/.» Uhr. In de» Mitten fnt Jiss.-^nnahlne'. Ott» Klemm, UntversitätSstraße 21, Lonis Lüsche, Katharmewstraße 18. p, «,r st« '/»> Uhr. tMMr Auflage L7 SOV. < » '.1 Anzeiger. Organ fiir Politik, Locatgeschichte, Handels- «nd GeschiistSverkehr. Ldttulrmnu«»reis virricts. 4'/, ML, tncl. Brnrgerlotm 5 Mt., dar» dir Loft bezog« « Rk. Jede einzelne Nummer SS Ls. Belegexemplar 10 Pf. Uebüdre» 'ür Lxerabrilaae» Ohne Postdesürdrrnng 39 ML «tt Joftbeiöroerung 48 Mt. Inserate «geivaltem Petitzeile 20 Pf. »rsherr Schritten lau» »»irrem Preis- oerzeiLnih. Aabellanscher La» na« höherem Paris. Lertamen »ater den Xedartioaskrich die Toaltznle SO Bf. Jmrrate sind „n- au die tsrpesttta» zu ieadeu. — Rabatt wird nicht gegeve». Zahlung pruemiuK-numo »der durch Poft- uawnahme. 334. Donnerstag d« 30. November 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Wegen Legung von Gasrohren aus der Kreuzung der Rofe«t-algaffe mit der Humboldt- u»d Gustav- Adolf« Ttraß« wird diese Straßenkreuzung vom gsrei» tage de» L. Decearber diese- Jahre- an au, die Dauer der Arbeiten fiir der» Fährverkehr gesperrt. Leipzig am 28. November 1882. Der Rath der Ttadt Leipzig. zi. Hennig. vr. Georgi. Permiethung in -er Neischhalle am Plaaenschkn Platze. In obiger Fleischballe soll die mietbfrei gewordene Adthellnag Rr. SO sofort gege« etamoaatliche Niiahiaaag Eo«»abe«d, de» 2. Deee«ber d-. IS., Bormtttag- 4L Uhr aus dem Rathbause, t. Etage. Zimmer Nr. 17» an den Meistbietende» anderwett vernrlethet werden. Die Vermiethunz» - und DersteigcrungSbedingungen liegen ebendaselbst aus dem großen Saale schon vor dem Term»«« zur Einsichtnahme aus. - Leipzig, den 21. November 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. ve. Georgi. Stvß. Nachdem die verloren gegangenen Sparcaflcnbücher Serie I Nr. VS.810. 88.809, Serie II Nr. 10.235. 59,538, sowie die gleichfalls verloren gegangenen Interimsscheine der Filiale II und IV über die Sparkassenbücher Serie II Nr. 18,779, 25,373 und «3.820. ungeachtet der aus Grund von tz. 10 der Leipziger Sparcafseu-Ordnung erlassenen Be kanntmachungen nicht eingeliefcrl worden sind, so werden die hezeichnete» Bücher sowobl, als auch die InterimSschrin« hiermit sü» ungittig erklärt. Lechzrg, de» i8< November 1582. »«HI Dt- de» «hhaufe- ». der Sparraff». Nichtamtlicher Theil. General Lampenon. In Frankreich ist augenblicklich die Intrigue die eigent liche Herrscherin, denn eine Regierung, welche die Zügel fest und ziclbewußt in der Hand hält, giebt es schon seit geraumer Hnl nicht mehr. Die ganze Regierung-Maschinerie ist der Irl beschädigt, daß früher oder später ein vollständiger Still- -iand derselben erwartet werden kann. Einmal ist die Stockung schon thatsächlich eingclrcten und das ist kaum vier Monate her. Damals griff Grevh in seiner Verlegenheit zum Ministerium Duclerc, und wenn dieses Ministerium heute »och besteht, so verdankt cö seine Existenz nur der Schwierig keit. ein besseres zu finden. Die Republik war eigentlich schon an dem Tage bankerott, an welchem Gambetta zum Rücktritt gezwungen war. Alle-, was seitdem zu ihrer Ausrecbt- hältung versucht worden ist, entbehrt der Leben-sähiakeit und eröffnet die Aussicht aus irgend eine gewaltsame Ver änderung. Aus Gambetta waren die Hoffnungen der Re publikaner seit langer Zeit gerichtet, man hatte ihn, wie er sich selbst, bis zu dem Zcitpunct aufgespart, da Frankreich einer kräftigen Hand bedurfte, um zu wirklich dauerhaften Zuständen zu gelangen. Aber welche Enttäuschung brachte da« Ministerium Gambetta! Statt der große» fruchtbaren Gedanken, durch welche die Republik befestigt und vor Ge fahren behütet wurde, bot Gambetta den Republikanern gefährliche Abenteuer und statt der nothwendiaen Reformen dir Listenwahl, »vclche sofort als Das erkannt wurde, was sie war, nämlich als baS Mittel, um Gambetta den Weg zum Präsiventeiistuhl zu ebnen, und deshalb fiel die Reform und mit ihr daS Ministerium Gambetta. Frankreich ist allerdings durch den Rücktritt dieses Mannes vor der Ausführung seiner abenteuerlichen Pläne bewahrt worden; aber eö gleicht auch dem steuerlo» dahin treibenden Schiff, denn die Empfindung ist allgemein, daß cS so, wie e» ist, nickt bleiben kann, und deshalb tauchen die allerscltsamsten Erscheinungen auf. Vielleicht daS Tollste, was Frankreich je erlebt bat nach den Zuckungen, in welche die Revolution deS Jahre« >789 auslief, ist daS Votum der Kammer vom 2>. November, durch welches der vom Sckiff» sähntrich Brazza mit dem König Makoko abgeschlossene Ver trag genehmigt wurde. Denn der Abgesandte ver sran W'chcn Nation am Congo eintrifft, wird er dort allem An teil, »ach die ehemaligen Freunde in erbitterte Feinde verwandelt finden. Aber waS sollte Duclerc thun? Frank reich halte stch künstlich in die Begeisterung für die Gründung neuer Eolonien am Eongo und am Niger hineingelcbt, daS Bedlirfniß, für die in Egypten erlittene Schlapp« ein Gegen gewicht zu schaffe», hatte mit dazu beigetrageu. dem Ge danken Eingaug zu verschaffen, und Gambetta hatte da» Feuer durch seine Organ« mit allen Kräften geschürt. So ist ein Kammcrbeschluß zu Stande gekommen, der Frankreich wahrscheinlich noch schwere Sorgen bereiten wird. Wie die Sacken in Frankreich heute steyen, da- hat ein leichte- Unwohlsein de- Präsidenten Grevh bewiesen, welche» der etwa vierzehn Tagen da» Land in Aufregung versetzte. Man sprach damals m Pari- schon rücksichtslos von hem Nachfolger Grevh'- und stellte darüber Untersuchungen an, wer sich dazu am Besten eignen werde, Brisson oder Say, General Ehancy oder der Herzog von Anmale, ja die Heiden letztgenannten Eanvitaten sollen sogar eine Zusammenkunft gcbabt haben, um über Da», waS im Falle der Erledigung des Präsitentknstuhle- zu tbun sei, zu beratbschlagen. Grevh niachlc durch seine unverhofft schnelle Genesung allen Liesen Plänen ein jähe- Ende, und die Herren, welche sich allzu well vorgewagt halten, geriethen in nicht geringe Ver legenheit. Durch diese Erfahrung scheint Gambetta darüber belehrt worden zu sei», daß er sich bereit halten müsse, wenn er nicht den den Ereignissen Überrascht werden soll; und zu dem Ende Kat er mit seinen Freunden darüber Berathung gepflogen, wer cvcntuell die Nachfolge Grevh'S antretcn solle, damit Gambetta die Zügel nicht au- den Händen gleiten. Denn r merkwürdiger Weise hatte in den Tagen von Grevh'« Unwohl sein Niemand den Namen Gambetta'« genannt, im Gegen- theil herrscht« in den Kreisen, welche sich zu Thaten enlschluß- reis fühlten, vollste Uebereinstimmnng darüber, daß Gambetta nicht der Mann sei, welchem man die Zukunft FrankreichS anvertrauen könne. Gambetta hat da» Versäumte inzwischen nachgeholt und den General Campenon al- den Präsidenten der Zukunft in Vorschlag gebracht. El ist ihm zwar unbequem, daß die Sache ruchbar geworden ist und jetzt sucht er die Sach« in» Lächerliche zu ziehen, aber di« „France", welche die Nachricht gebracht hat, hält sie allen Ableugnungsversuche« gegenüber ausrecht und — die Organe Gambetta'« sehen sich deshalb gt zu schweigen. er ist General Campenon?" fragte man, al- dieser Divisionair unter Gambetta da- Krieg-Ministerium übernahm; die Antwort lautete: „Ein fähiger Geueral, der sich im deutsch-sranz-sisckcn Kriege ausgezeichnet hat und Organisa tionstalent besitzt." Da- mußte genügen, und Herr Eampeuon füllte seinen Platz zwei Monate lang neben Gambetta zur Zufriedenheit au«, dann aber kehrte er zur Armee zurück, und man hat nachdem wieder so wenig von -ihm gehört wie vorher. Daß er aber jetzt gerade wieder austauckl, enthält die Bestätigung aller Befürchtungen, welche da« Mimstenum Gambetta während seiner kurzen Regierung erregt hat. Eam- penon ist der Aclivn-krieg-minister, welchen sich Gambetta lür sei« auswärtigrn Abenteuer au-ersehen hat, er soll seiner Diktat« ebenso al- Vorläufer dienen, wie es di« Bonapartisten mit Mac Mahon beabsichtigten. Schade nur, daß der Wan und Tapezierer in der Vorstadt St. Antoine zu ein« Kund gebung an die Arbeit« zu benutzen, jetzt ist ihm der Herzog v. Broglie behilflich gewesen, seinen Zweck aus vielleicht noch wirksamere Weise zu erreichen, indem er den für Frankreich so unglücklichen Krieg gegen Deutschland al- einen Fehler erklärt, den er niemals vegangen haben würde. Wa« ein General al« Präsident zu bedeuten hat, der von Gambetta auf den Schild gehoben wird, wissen die Fraqzosm ganz genau; de-halb war eS vom Prinzen Jerome nicht ungeschickt, diesem Vertreter des. Slopanchekriege« als Hüter des Friedens gegenüber zu tvrten.e ? » Al« dritter Bewerber um die Herrschaft über Frankreich wird fast wider seinen Wille« der Graf von Cbamoord 'von den Legitim isten ausgestellt; aber Dieser zählt au- dem Grunde nicht mit, weil er darauf warten will, bi- Frankreich ihn ruft, und da- wird voraussichtlich bei seinen Lebzeiten nicht geschehen. E- ist eine eigenthümliche Ironie de- Schicksal«, daß der erbittertste Feind Napoleon'« III., Gambetta, den Staatsstreich al- Hilfsmittel bereit hält, um zur Macht zu gelangen. Er hat al- Diktator in Tour- gelernt, den KriegSlärm al« eine angenehme Aufregung zu betrachten; wenn er über daS Ge schick Frankreich- die Entscheidung behalten hätte, so würde England heule nicht in Kairo gebieten, aber e- wäre vor aussichtlich auch noch manches Andere geschehen, wa- den europäischen Verhältnissen eine gänzlich' veränderte Gestalt gegeben hätte. Skobcleff würde seine Brandreden nicht wirkungslos verpufft haben, die Hand, welche er Frankreich entgegenstreckte, wäre von Gambetta begierig ergriffen worden. Auch heute hat der ehrgeizige Mann auf seine Pläne noch nicht Verzicht geleistet, und während Grevy mit milder Hand über die französische Republik wallet, schmiedet Gambetta bereits mit seinen Gesinnungsgenossen und Werkzeugen die Intrigue. welche den vom französischen Volke aus sieben Jahre rum Präsidenten gewählten Mann aus dem Amt ent fernen soll. Wenn Grevh den Grad von Energie besitzt, der ihm al- erstem Beamten der Republik ziemt, dann wird er die Antwort aus so verbrecherische Handlungsweise nicht schuldig bleiben. Leipzig, 30. November 1882. * Zur parlamentarischen Lage wird un- aus Berlro vom Dienstag geschrieben: „Die Berathungü, de- Etat- gehen im preußische» Abgeordnetenhaus- recht schnell vorwärt«, und in der heutigen Sitzung wurde eine Anzahl von Etat- ohne jede Debatte erledigt. Daß die DiScussion im Ganzen ruhiger und sachlicher verläuft, wird mit dem Umstande zugeschrieben, daß Herr Eugen Richter nicht im Hause anwesend ist. Derselbe widmet seine Kräfte jetzt hauptsächlich journalistischer Thätigkelt. Er äußerte heute zu einem Bekannten, daß er sich durch die letzte Wahlcampagne derartig angegriffen süble, daß er beabsichtige, vor Neujahr in keiner Frage da- Wort zu ergreifen. In Wirklichkeit hat er innerhalb seiner Fraction jeden Anhang verloren, und e- war interessant, in der gestrigen Sitzung, in welcher er ungefähr eine Viertelstunde verweilte, zu be obachten, wie er sogar vermied, an dem Abz. Hänel auch nur vorüberzugehen und deshalb den ihm angewiesenen Platz nicht rinnahm, sondern sich in den hintersten Reiben placirtc. Der Etat der GcneralorvenScommission zeigt dicSmql eine Steigerung um da« Doppelte, und e» war von Herrn Richter in der Fraction-sitzung der Fortschrittspartei o geregt worden, diesen Umstand zur Sprache zu bringen» i dessen erklärten sich sämmlliche Mitglieder der Partei dagea> und so palsirte denn dieser Etat anstandslos. Ebenso sind die von Herm Richter bei der Position deS GebeltS de» Ministers de- Innern in Aussicht gestellten Beschwerten über Wahldeeinflussungen nicht vorgebracht worden. Interesse gewann die Debatte besonder» dadurch, daß nicht nur der StrafanstaltSdirector Strosser sein LieblingSthema, die Wiedereinführung der Prügelstrafe, behandelte, sondern sich auch Herr v. S chorlei» er-Alst für dieselbe begeisterte. Beifällig wurde e» von der Linken des Hause» bemerkt, daß Herr v. Puttkamer die AmlSsührung de» frühere» Cultus minister» Vr. Falk nachdrücklich in Schutz nabm und gegen über dem Abg. Windthorst hervorhob, daß die sogenannten »allgemeinen Bestimmungen", welche Herr Falk an Stelle der berüchtigten Stiehl'schen Regulative «ingesührt bat. noch heute in Wirksamkeit sind, und daß Herr Falk durchaus nickl- getban habe. waS der Schul« die christliche Grundlage hätte rauben können. Der Etat der Lotterieverwaltung zeigte, wie die Ansichten über die Aushebung der Lotterie innerhalb der Parteien völlig gespalten find. Jedenfalls ist an eine solche Maßregel einstweilen lange nicht zu denken, da der Ausfall, welch« dadurch dem Staate erwachsen würde, zm bedeutend wäre und ein Ersatz sich trotz der Fluth der Steuervorschläge nicht so leicht finden läßt. Bei dem Etat der Seehandlung kamen wieder dir alten Beschwerden über den wenig einträglichen Betrieb der Staats-Industrie von liberaler Seite zur Sprache, während Herr v. Minnigerode hier, dem neuen couserdativ-staatS- socialistischcn Grundsatz« getreu, diese- StaatSinstilut mit Wärme in Schutz nahm. Mit allgemeinem Beifall von ollen Seiten de» Hanse» wurden die Mitteilungen de» Herrn v. Puttkamer aus genommen üb« da» hohe Interesse, welche» die StaatS- regierung den durch da« Hochwasser schwer bedrohten Gegenden zu Theil werden läßt. Herr v. Puttkamer war heute vor dem Din« vom Kaiser empfangen worden und hat ihm über die traurige Wirkung des steigenden Wasser» Bor trag gehalten. In Folge dessen schickte der Kais« im Laufe der Sitzung daS ihm von der Kaiserin auS Cob lenz eingesandte Originaltelcgramm an seinen Minister in» Abgeordnetenhaus. So viel schmerzliche Berichte auch bereit» emgetaufen sind, so läßt sich die ganze Höhe de» Elend-, da- durch den in diesem Jabrhundrrl noch nicht dagewescneu Wasserstand herbei, geführt wurde, noch nickt übersehen, und wenn auch beute in den Unterhaltungen der Abgeordneten bereit» allerlei Maß regeln und Pläne erörtert wurden, um der augenblicklichen Noth abzuhelsen, so wird vorläufig Alle» zunächst der Initiative der Regierung überlassen bleiben, und wir glauben, daß dieselbe ihre Schülblgkeit in vollem Maße thun wird." * AuS Berlin wird un- weiter geschrieben: „Die erste Sitzung-de» Reichstage- hat, wie ich Ihnen bereit- mitzetheiu, auch die Interpellation von Schulze-Delitzsch wegen der in Aussicht gestellten Novelle zum Geuossenschaft-- gesetz aus der Tagesordnung. Wie ich höre, wird dieselbe am ersten Tag« noch nicht zur Verlesung gelangen, doch bringt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" heute Abend bereit» einen längeren Artikel, in welchcm unter Anerkennung de» von Herrn Schulze Geleisteten immerhin auch die bedenklichen Mängel, welche besonders in der Solidarhaft der Genossen schafter beruhen, und welche um so traurig« hervorgetreter sind, al» in letzter Zeit ein Anzahl Fallissement» bei Ge nossenschaften vcrgckommen sind, zur Sprache gebracht Werse«. Iedensall« wird am Donner-tag d« Antrag Gr/m»ia-Winl«r«r zu heftige» Debatten Anlaß geben. Mt gtaube» mit der Regierung, daß e« durchaus unpolitisch -wäre, denn Antrag« zuzustimmen. Der neueste Fall, der wieder au- Metz gemeldet wird, zeigt, daß System in der Opposition gegen dw deutsche Sprache liegt. ES steht statistisch fest, daß höchsten- ein Fünftel der Einwohner Elsaß-Lothringen- ver deutschen Sprache nicht mächtig ist, und eS passirt heute wie unter der französischen Herrschaft sehr vielen Reisenden, daß sie auf französische AlMbden keine Antwort «halten, da der Angerevele da« Französisch zur Genüge nicht versteht. Erfährt derselbe, daß er sich einem Deutschen gegen über befindet, versucht « sofort da- schlechteste Frau- rösisch zu ratebrechen, obwohl eS ihm durchaus nicht schwer fallt, sogar leichter wird, sich deutsch verständlich zu machen. Jede Milde in dieser Beziehung wäre eine Versündigung an Deutschland. Nur wenige, den höhern Ständen anaehörcnde Familien, welche VaS. herrschende Element bildeten, sind voll ständig franjösirt worden. Die große Masse spricht nicht blo« aUemannisck-veutsch, sondern sie denkt und fühlt auch im Grunde Deutsch, und c« ist Pflicht der Regierung, diese Mehrzahl gegen die frondirente Minderheit zu schützen. Würde die Regierunq hier nackgeben, so würden sofort neue Forderungen von Seiten der Elsaß-Lothringer er hoben werden und die Agitation würde immer größere Dimen sionen aonehmen, so daß das Land, welche- bereits zu einer gewissen Ruhe gelangt, in immer neue und größere Aufregung gestürzt würde. Wie au» Metz gemeldet wird, hat d« neu gewählte Gemcinderath Cathelinan die Annahme de» Mandat-zum LandeSauSschuß abgelehnt. ES ist die- der fünfte gewählteCandidat, welcher dieseSManöv« vollsührt. E«werden absichtlich nur Candidalcn ausgestellt, welche sich vorher verfluch ten, nachdem sic gewählt sind, die Wahl auszuschlaaen unter dem Borgcbcn, daß sie de- Deutschen nicht mächtig sind. Wenn die- der Fall ist und den Wählern die Wahrnehmung ihrer Interessen im LanveSauSschusse in d« That am Herzen liegt, so haben sie die Möglichkeit, an Stelle de» einen, da» Deutsche nicht beherrschenden Candidaten hundert andere zu wählen, welche, »- ^-S die Sitzungen deS Reichstage« wiederholt gezeigt Halen, im Gebrauch der deutschen Spräche mindesten« ebenso bewandert sind, wie in dem der französischen. Wie gesagt, wir würden eS beklagen, wenn der Antrag Germain Winter« zur Annahme gelangte." * In der am 25. November unter dem Borsitze de« StaatSministcrS von Boetticher abgehaltenen Plenarsitzung de- BundeSrathS wurden die Bcrathungen über den Etat fortgesetzt. ES gelangten mit einigen, nicht erheblichen Ab ändrrungrn zur Annayme die für 1883/84 und für 1884/85 vorgelegten EtatScntwürsc de- Allgemeinen Pcusionsfond«, der Verwaltung drt ReichSbecreS, der Einnahmr an Zöllen, Verbrauch-steucrn und Aversen, de- Auswärtigen Amt-, de« Rcich-amtS de» Innern, des ReichS-ScbatzamlS und endlich der ReichSschulv. Den zuständigen Ausschüssen wurden zur Vorberathuna überwiesen: der Entwurf einer Ber- vrdnnng, betreffend da» Verbot der Einfuhr von Sckwcinen, Schweinefleisch und Würsten amerikanischen Ursprungs, der Entwurf eine» Gesetzes, betreffend die Fest stellung der Xclch»haii«balt»-EtatS für die EtalSjahre 1883/84 und 1884/85, und Ver Entwurf eine» Gesetze», betreffend die Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltungen de» Reichsheere-, der Marine und der ReichSeisenbahnrn. Eine Privateingabe >vegen Zollrückvergütung für au-zusührend« Tabaksabrikate wurde durch den in dieser Angelegenheit m d« Sitzung des BundeSrathS vom 23. November d. I. gefaßten grundsätzlichen Beschluß für «ledigt erklärt. Nachdem die Versammlung die mit Zustimmung der freien und Hansestadt .Hamburg von Preußen beantragte Verlegung der Zollgrenze bei dem Babnhofe Cupbaven genehmigt hatte, wurde schließlich beschlossen, die kaiserlichen HauptzvUämter in Bremen und in Lübeck mit dem l. April 1883 auszuheden. * Der Bunde»rath wird sich wohl noch vor Weih nachten mit Ver bekannten Petition der kirchlichen Conserenz für Mecklenburg-Strelitz um eine Aendernng de« ReickS- gcsetzeS, betreffend die Beurkundung de» Personenstände» und die Eheschließung, zu beschäftigen haben. Der BundeSrathS- bevollmäcktigte für Mecklenburg-Strelitz hat dazu den Antrag gestrvt, diese Eingabe dem Reichskanzler mit dem Ersuchen zu überweisen, dem BundeSrathe thunlichst bald einen Ent wurf im Sinne dies« Petition zugehen zu lassen, oder, fall» BundeSrathe» weder jen« Petition, noch diesen Anträgen günstig, ja, e» heißt sogar, daß außer drn beiden Mecklenburg nur noch zwei oder drei kleiner« Bundesregierungen dasür einzutreten verrit sind. * Die „Nationallibrrale Correspondenz" schreibt: „Der Bunde-rath hat sich in den letzten Tagen mit verschiedenen Etat- für die beiden Jahre 1883/84 und 18V4/85 be schäftigt und dieselben ohne Widerspruch angenommen. Dqß die beiden Iahre-etat- dem Reichstag gleichzeitig zur Be rathung vorgclegt werden, wird man also nicht mehr bezweifeln können, ebenso wenig aber wird man bezweifeln ktznnen, daß der Reichstag e» entschieden adlehnt, in die BeraZhuug des Etat» für da- iweitsolgende Jahr jetzt schon einzntpeten. Wir haben wiedrrbolt erklärt, daß wir unS von der gnnzeu Auf werfung dirser hochpolitischen, verfassungsrechtlichen Streit frage euren auderen Erfolg al- den einer nutzlosem Aufregung nicht versprechen können." * Dn neue Entwurf, betresseud die AufhehMug der vier untersten Classensteuerstusen und be treffend die Einführung von Licenzsteuern als Er satz für de« entstehenden Ausfall ist leid« nicht geeignet, auch bei dem Wunsch« größtmögliche» Entgegenkommens, sich sonderliche Sympathien zu «werben. Zunächst fällt es auf. daß b« Entwurf beide Materien m «ine Verbindung bringt, die nicht, ander« al» gezwungen genannt werden kann. Man hatte bisher «wartet, daß die Elassensteuer- aufhcbuug und der Licenzsteuerentwurf als gesonderte Vorlagen an da- Hau- kommen würden; da» ist, wie der Augenschein lehrt, mcht d« Fall, und wer die Aushebung der Classensteu« will, muß (so ist die Intention der Staats- regierung) auch die Licenzsteu« mit in den Kauf nahmen. Sieht man sich den Entwurf im Einzelnen an, so staunt »an nicht wenig üb« die Höhe der Steuersätze. E< find iyl Ganzen S Stufen gebildet, von denen in d« »iedrigsteu hei einem Umsatz von 1000—2000 für Bi« 1». für Weift 20» für Tabak 24 und für Branntwein 32 in der höchsten dagegen bei einem Umsatz« dis 10,000 ftzr Bier 128. für Wein ISO, für Tabak 192. für Branntwein 250 zu entrichten sind. Ge" mit einem Umsätze unter 1000 ^>l zahlen verhältniß weniger, solche mit einem Umsatz üb« 10,000 »erhl mäßig mehr. Eia Bierrestaurant mit eine« Umsatz von jährlich 19,000 würde also beispielsweise 272 ^tk jähr licher Licenzabgabe zu zahlen baden, ein Tabakgeschäst mit gleichem Umsatz gar 408 -ck Ob die Betroffenen ein« solche Besteuerung, wohlverstanden eine Extrabesteuerung, da die bisherige Gewerbesteuer bestehe« bleibt, werden «wagen können, da» ist eine Frage, die wohl nicht Jede» leichten Herzen- wird bejahen wollen. Wir werden aus den Entwurf nach genauerer objectiv« Prüfung noch de- weiteren zurück kommen. Jedenfalls darf man das Eine sagen, daß die innere Politik mit demselben m einen ihr« Wendepunkte «inge treten ist. * Ueb« da» Befinden der Kaiserin coursirten a« DienStaq in Berlin, wie un» von guter Hand geschrieben wird, wiederum ungünstige Nachrichten. Wie nun au« durch aus zuverlässiger Quelle verlautet, ist in der letzten Zeit keiue Veränderung in dem Zustande Ihrer Majestät eingetreten, welcher Umstand freilich an sich wohl geeignet ist. Besorgnisse einzuflößen. ES bat sich gezeigt, daß die schmerzliche Operation, welcher sich die Kaiserin im vorigen Iabre unterzogen, zwar da- Aeußerste abgewendet, aber da« Ueb et nickt gehoben hat, vielmehr beginnt dasselbe sich wieder in ähnlich« Weise wie vordem fühlbar zu machen. Ter Kaiserin ist die abso luteste Ruhe verordnet, und da sic aus die strengste Diät ge setzt ist und nur sehr wenig ganz leicht verdauliche» meist flüssige Nahrung zu sich nehmen darf, so nehmen dre Kräfte nicht in dem Grave zu al- c» zur Erhaltung de« Körper- unter den so schwierigen Umstanden «forderlich ist. * Was den Verlust de- für den Fürsten Bi-marck bestimmten BriesbeutelS betrifft, so war am Dien-taa in den Kreisen von Abgeordneten die Ansicht verbreitet» daß eS sich um ein wohl vorbereitete« Co mp tot handle, dem eine Großmacht, welche in letzter Zeit al» in besonder- intimen Beziehungen zu Preußen stehend, öfter erwähnt wurde, nicht ganz fern sein soll. Solche Bermuthuugen liegen nahe; uns« Berliner Correspondent fühlt sich außer Stande, ihren Werth zu prüfen. — Zur Sacke wird noch der „Zeitung für Hinlerpommern" au» Schlesien vom 24. d. M. geschrieben: „Wie sonst, jo suhr auch heute bestimmungsmäßig von hier aus die Kariolpost. welche die Briese und Packele für den Postbeftell- bezirk Wusterwitz und Barzin besorgt, um 3 Uhr früh nach Barzin, um den Fürste» v. Bls.narck die Postsachen zu üverbringen. Als die Kariolpost in Wusterwitz «»langte und et zur Abgabe der Post sachen konimeu sollte, bemerkte der Postverwalter das Fehlen zweier Postbricsbeutel und zwar da» iür den Fürsten v. Bi-marck und de« sür Wusterwitz bestimmten. Sosort machte sich der Postillon ans den Rückweg. Er erinnerte sich, daß er die Packet« in den Post, wagen gelegt, die Beutel aber, welch« er aus die Postdecke gelegt batte, vergessen habe dort wegzunehmen und daß somit oteselben ver loren gegangen sein könnten. Unter den verlorenen Postsachen soll sich »in an den Reichskanzler gerichteter ziemlich großer Staat«bries befunden haben. Die abgehaltene Haussuchung, di« sofortig» Pa trouille seitens der Gendarmerie und der Polizeibeamten haben rin Resultat bi» jetzt noch nicht ergeben und ebenso haben die zahl- reichen polizeilichen Vernehmungen zu keinem Lrgebniß geführt. Buch der Postmeister Brederlow, welcher im Aufträge seiner vor- aesetztrn Behörde die Strecke bis Wusterwitz hat befahren und Rach- sorschungen halten müssen, hat nicht« ermitteln können. Heute ist der Herr Postinspector Pieltz ans Lötiin vier «ingeiroffcn, um wettere Anordnungen zu treffe». Mit dem Mittag-znge kam auch Herr Obrr-Dostdirector Bergemanu ans LöSli» hier an. De» Vernehme» nach ist auch der königliche Staatsanwalt Herr Henk« ans Stettin heute hi« eingetroffe». * Ueb« da- parlamentarische Diner, welches am Montag beim Finanzminister Sckolz slattAesundeu und zu welchem Einladungen nur Mitglieder drr beiden ronservatide« Fraktionen «halten hatten, wird seitrn» der letzteren tiefes Stillschweigen beobachtet. Man weiß nur so viel, daß die brennende Steuerfrage lebhaft besprochen worden ist, um zuvörderst zwischen der Regierung und den beiden confer- vativen Fraktionen eine Verständigung über die Bewilligung der Mittrl herbeizusühren, die zur Deckung d« Ausheduna d« vier untersten Stufen der Classensteu« verwendet werde»
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