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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.12.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188212017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-12
- Tag1882-12-01
- Monat1882-12
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.12.1882
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1 L i» Ui t.- kam kam ' Ist M» V, Erscheint täglich früh SV,-Uh^> . , Rrt«r1i»n und Lr»kditi«i JobauueS-assr 33. SPrrMundril drr Arilartt«»: Bormittag« lv—12 llyr. RachmtttaqS 5—6 Uhr. Na«,»»» «»«r»-n»ir, «„uirir,«» »ocht tzch m, e»»»a»» »Ml »er»»»lick. «„»«»«» »er lür »te »tch»l«I,e,p, Rum«« beftlmmie« J«ier»ie «, W«ckrm„»» tz>» I U»r N«M»l»»»«». «« La»» »«tz-efti«,r>> «r»tzbl«'i,»l1tQ Zu den /ttiulrn skr Iul.-önnult«: ktd» Ule««, Univers»ät«krohe ei. Laut» Lisch», Kakdorineuflrahe 18,». nur »l« 'i,L Utzr. eipMtr.TWMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage L7,S«o. Ad»»nr«rm«»rkl» vienelj. 4'/, MH-» inrl. Brmgerlotm 5 Mk.. - durw die Po ft bezvueu 6 Mk. « Jede eia,eine Nummer 25 Pf. Lelegeremolar 1ü Pf. h Gebüdre» iür EptradeilLge, »tzne Loftbcförveruug 39 Mk. «lt Lofibeiöroerung 48 Ltk. Inserate bgeivaltene Petitzeile -0 Pf. Größere Echriirr» laut uajerrm Prriö- «r^utmiß. Tabellarisch« Ha» aacv höherem Tarif. Lectmue» unter üru krdactioniltrich die Loaltzeite 50 Pf. gmrratr sind kerS an die Gppe»n1«« zu ieaoea. — Kasan wird nicht genese«. Zahlung pnwuumeraiiao oder durch Post- »acunabwe. ^-3Z5. Freitag den 1. Deccmber 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekauntmachlln-. Zum Zwecke der Einkommenschätzung auf da« 3»hr 1883 werden gegenwärtig diejenigen Beitrag-pflichtigen, deren Ein- lommeu nicht zweifellos unter dem Betrage von 1600 bleibt, zur schnstlicken Declaration ihre» «mkommen« unter Zufertigung eine» Declarationssormulap» und unter Einräu mung einer zehnteli-tgen, vom, Lage der Behffndl- a«»g ab zu berechueude» Frist, bereu Versau««i- »e« Verlust de» -Ieetan,ation4r««ht»» für da« Eteuerjadr t883 nach» sich» zieht, auigefortert. Gleichzeitig wird in Gemäßheit von tz. SS der zum Ein kommensteuergesetze vom 2. Juli 1878 erlasienen Au»führung«- Verorvnung vom 11. October desselben Jahre» hierdurch be kannt gegeben, daß auch Denjenigen, welchen eia« Declaration», aufforderung nicht zugescnvet wird, e» freisteht, eine Declaration über ihr Einkommen dt» zu« 8. Januar 1888 in der alten Nicolaischule. Nicolaiktrchhos Nr. 12, einrureichen, woselbst auch Declarationsformulare unentgeltlich in Empfang genommen werden können. Im Weiteren werten auch alle Vormünder, ingleiche» auch all« Vertreter von Stiftungen, Anstalten, Personen» vereinen, liegenden Erbschaften und anderen mit dem Rechte re» VermögenSerwerb» auSgestattetcn Bermögen»mafsrn ausge- iordert, für di« von ihnen bevormundeten Personen bezw. iür di« von ihnen vertretenen Stiftungen. Anstalten u. s. w., «oweit dieselben ein steuerpflichtige» Einkommen beziehen, Declarationen an obengedachter EppedilionSstelle auch dann einzureichen, wenn ihnen deshalb besondere Aufforderungen nicht zugehen sollten. Leipzig, am 28. November 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Gühlitz. veklmulmachllu-. kstr die nächste Vorstellung zum Beste» HM ipeufious-Foud», welch« Mttt»och, de« «. Dere«her d. I. stattstnden soll, ist tue Oper „Die Meistersinger" von Richard Wagner gewählt worden. Wir hoffen, daß gerade diese Wahl für daS geehrte Publicum ein besonderer Beweggrund sein wird, seine Theilnahme für den gedachten Pensions- Fond» durch recht zahlreichen Besuch der Vorstellung zu beweisen. Leipzig, den 29. November 1882. Der Verwaltungs-Ausschuß für de« Lheater-Veusto«»»A»udS. Bekanntmachung. Degen Legung von Gasrohren aus der Kreuzung der Rosenthalgaffe mit der Humboldt- und Guistao- tldolf« Straße wird diese Straßenkreuzung vom Frei tage de« 1. Deeember diese» Jahre» an aus die Lauer der Arbeiten für de« Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 29. November 1882. Der Skat- der Stadt Leipzig. Or. Georgi. Hennig. Holranctlon. Freitag, den 8. Deeember a e. sollen von Nach mittags 2 llhr an im Forstreviere Connewitz, Abth. 29» und 31 ca SSV Haufe« klein gemachte» trockenes Stockholr, 17 Hauke« vlleru-Abraum und 18 Haufe« Schlagretßtg (Langhäuser») gegen sofortige Bezahlung nach dem Zuschläge und unter den im Termine noch näher bekannt zu gebenden Be ringungen an den Meistbietenden verkauft werden. Jusammeukuaft: an der weißen Brücke auf der Connewitz« Linie. Leipzig, den 29. November 1882. De» Skath» Forstdeputatto». Allen alten Nicolaitanern beehre ich mich hindurch anzazeigen, daß heut» (Freitag) Nachmittag- 3 Uhr in unser« Aula die neue tzchulsahne der Nicolaitana durch eine Ansprache d«S Herrn Ob«. bürgermeisterS vr. SSrorgl ihre Weihe erhalten wird, indem ich dieselben zugleich zur Theilnahme an dieser Feier, sowie an der Abend- von 8 Uhr ab in den Sälen de« Hütet cl« Vologv« statt- findenden geselligen Bereinigung der Lehrer und oberen Schüler du Anstalt hierdurch ganz ergebenst einlade. Leipzig, de» 1. Decemb« 1882. vr. Th. vngel. Bekanntmachung. Sonnabend, den S. Decemb« 1882, 1» Utzr Vormittag», solle» im Grundstücke Lindenstraße Nr. Il/13 allhler 11 Stück lrao-niissionen mit 42 Lagerbecken nnd SS Riemenscheiben, 1 Fahr- «hl mü Transmission, 295 Meter Rohrleitungen und 13 ver< «we« Treibriemen öffentlich an de, Meistbiettade» gegen so- «tlp vaarzahlnng versteigert werden, hchzig. de» 37. Rovrmb« 1883. Thierbach, Gerichtsvollzieher. de» 2. Decemb« 1883, , . - » llnr Nach»ttt»M, b» gerichtliche» AuciioaSlocair ca. 250 Mille Fa knieten, ü lleotncr verzinni« Draht, S groß« Schraubstock«, 31 gelochte Zinkbleche, SOV Stück di», eitern« Gewichte, 400 Packe« eiserne Holz- schronbe», 40/XX) Stück Splinten (Borstecher)» 8500 Stück Wagen- schranke», 4 Aasten blanke Mutt«n, 14 Stück Armfeilen, 130 Buck Famßrlnpapter. 75 Buch Schmiergrlpopi«, 130 Bach Schmiergel. leinmnb, 55Dntzend kleine keile». 6 Brückenwaagen, sowie serne, o>uge -N-bN »nd »in Pianofortr re. Sffentlich an de» Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung versteigrri werden. «eiPpG de» 37. Rovembrr 1882. Thierbach, Gerichtsvollzieher. Bekanntmachung. E*»»»beu«. Den 3. Teccmbc» 1883, '/,I3 Uhr Borwtttgg». solle» lm Grundstück« Seebnrgstraße Nr. 9 allhi« 1 Steindruck- schnellpresse and » Lühographieneine öffentlich an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, de» 37. Rovemd« 188). Thierbach, Gerichtsvollzieher. Nichtamtlicher Theil. Montenegro und Oesterreich. Die Wahrnehmungen, welche der österreichische Finanz minister v. Kallay gelegentlich seiner jüngsten Rundreise m Bosnien bezüglich der Stimmung der dortigen Bevölkerung gemacht haben will, sind, wie man sich nock erinnern bürste, auch Gegenstand ziemlich breitspuriger Mitlheilungen in de» jüngste» Delegationsverhandlungen zu Pest geworben. Herr v. Kallay hat unter Anbcrin ganz zutreffend bemerkt, die Bevölkerung Bosnien« besitze »inen starte« „LocalpatriotiSmuS" sowie einen durch geschichtliche Erinnerungen „au-geprSglen Unabhängigkeitssinn." Minder zutreffend und erfreulich für Oesterreich war wohl dieAcußerung beSMinister», daß letztere« jenen Eigenschaslrn der bosnischen Bevölkerung nur durch «ine „entsprechende Machtentwickelung" Herr wrrden könne. — Die Beziehungen zu dem benachbarten Montenegro hat drr Minister im Allgemeinen günstig geschildert, vermochte ab« doch nicht zu leugnen, daß Mo»tencgro noch immer einen gewissen Einfluß aus die Herzegowina übe. Diese Wahrnehmungen und Auseinandersetzungen haben nun in Montenegro ein bemerkenSwrrthe» Echo gefunden, da» im Hinblick aus die Orientpolitik Oesterreich» und zumal aus seine Stellung in den occupirteu Provinzen keineswegs zu unterschätzen sein dürste. vor Allem ist e» da» in Eetinje erscheinende montene grinische Amtsblatt ,.Gla» Ezrrnogorza", welche« sich mit den erwähnten Hiniyeifen. und Aeußerungrn de- österreichische« Minister« besonder» eingehend beschäftigt, wa» also bei de« amtliche» Charakter de» genannten Blatte» wohl al» eine direct« Kundgebung der montenegrinisch« Regierung »ns- gefaßt werde» darf. .Herr von Kallay"»begiunt da» un« im Original vorliegend« „Glas Ezernogorza", „sprach unter Andern, die Ansicht au», der Fürst von Montenegro besitze ziveisello» guten Willen und e» sei anzunehmen, daß Montenegro im Lause der Zeit dem gegenwärtigen Zustande in Bosnien und der Herzegowina sich fügen werde. Wir denken aber, fährt da» aenannte Blatt fort, e» dürste Herrn v. Kallay nicht unbekannt sein, daß in der Czernogorza der Wille VeS Fürsten mit dem seine» Volkes identisch ist. Diese Thatsacke, vielleicht selten in anderen Staaten, gilt bei u»S im positiven wie im nega tiven Sinne. — Wa» der Fürst will, wünscht auck daS Volk, wa» da» Volk nicht will, daS wünscht auch der Fürst nicht. — Montenegro ist ein Nachbar der österreichisch-ungarischen Monarchie und muß deSbalb trachten, mit dieser ein gutes, freundschaftliche» Einvernehmen zu unterhalten. Daran» folgt, daß eine verstänviae, praktische Politik Montenegro die Pflicht auscrlegl, sich Oesterreich gegen über freundlich und zuvorkommend zu «weisen, so lange nämlich beiderseits geordnete Verhältnisse bcstcben. Wenn unS aber einerseits unser verstand, unsere internationalen Pflichten gebieten. Oesterreich-Ungarn unseren guten W llc» entgrgenzubringeo, so schlägt andererseits dennoch uns« Herz für unsere Brüder in Bosnien und der Herzegowina. Ist die» etwa eine internationale Pflichtverletzung? Ist die» für irgend Jemand eine Beleidigung? Sind etwa )enc Pflichten und Gefühle unvereinbar? Steht unser guter Wille gegen über Oesterreich-Ungarn im Widerspruche mit unserem guten Willen für da» Volk in Bosnien und der Herzegowina? — Wir denken, dag dem nicht so ist. Unseren Brüdern in Bos nien und der Herzegowina zu wünsche», daß eS ihnen unter d« österreichischen Verwaltung wohl ergehe und auch mit er laubten Mitteln dahin zu wirken, daß ihr Wohl ein wirk liches sei, da« kann» wie wir glauben, weder al» ein inter nationale» vergehen, noch als eine Beleidigung für irgend Jemand auSgelrgt werdrn. Daraus geht auch her^c. daß man kein Recht hat, an unserem guten Willen gegenüber Oesterreich-Ungarn zu zweifeln. Gegen den .^LocalpatriotiSmuS" der Herzegowiner haben wir sebftverständlich nicht» einzuwenden, ebensowenig gegen dir etwaige Bestimmung, daß die Bevölkerung Bosniens frei willig über ihr Schicksal entscheiden möge. Wir bcabilchtigen durchaus nicht, unS gegen den Willen Europas a>z,-lehnen und neuerdings die Orientsrage herauszubcschwören Monte negro fügt sich der Entscheidung de« Berliner Congresie«, dem auch Oesterreich-Ungarn, wiewobl etwa« scbiver und ungern sich fügen muh. — In dieser Beziekung stehen wir unS also völlig gleich gegenüber, weil wir, dem Willen Europa- un» unterordnend, nur da» auSzusührcn haben, wa» diese» beschlossen hat." So weit da» montenegrinische Amtsblatt, dessen An», sührungen, wie man sieht, aus die Beziehungen zwisiben Montenegro und Oesterreich ein übcrau» interessante» Streif, licht werfen. Leipzig, 1. Deeember 1882. * Die Zersetzung innerhalb der FortscbrittS- partei macht die gewünschten Fortschritte; Herr Richter ist vollständig isolirt. Ist e» doch in der letzten Fraction»- sitzung schon so weit gekommen, daß. wie unS von verläß lichster Seite mitgetbeitt wrrd, ve» einem großen Tbcile der Mitglied« mit vorläufigem Austritt Hedrohl und der spätere Anschluß an die „liberale Bereinigung" offen in Aussicht ge stellt wurde. Um dies« äußersten Calamitat vorzubeugen, fühlte sich Herr Guqen Richcker veranlaßt, „frei willig" au« dem -Äorstanve au-zulcheiben und „frei willig" aus die Leitung der preußischen Wahlen zu verzichten. Mag e» auch ursprünglich ein politischer Fehler gewesen sein, daß eine Anzahl nationalliberaler Mitglieder sich von ihr« Partei loSsagte, »in sich selbstständig zu constitlnren: dir« erste Verdienst bat wenigsten» dir „liberale Bereinigung" auszu- weisrn, daß sie «inen großen Theil der Fortschritt-Partei der radicalrn Führung immer mehr entfremdete und zum Dienste de« wahren Liberalismus wieder tauglicher machte. — Bon and«« Seite wird un» noch Folgende» geschriebcn: Der Sbg. Eugen Richter hat »tue »enr Niederlage innerhalb sein« Fracrioa zu verzeichne«, und der Hiurl'schr Flügel ist in eln« eutfchewenden Probe al» drr stärkere erwiese» wordea. Die Fortschrittspartei hielt uämüch grster» Abend eine mehrstündige, höchst bewegte Sitzung ab, i« welch« di» Modalitäten de« Verhält, nisse« zu den Secessioninen und den Rationolliberalen aus der Tagrsardnuug stunde». Den äußeren Anlaß hatte der secrssivnistische Autrag gegeben, nach welche» all» drei Frartioue» Über roeutuelle Jnitiati».Aotrtgc ein vorherige« Einveruebme» «nzubahnen sich verpflichten sollen. Zn diese« Autrag« lag drr Fraktion eine schriftlich cingebrachte Resolution des abwesenden Herrn Bircho« vor, die eine vermittelnde Richtung zwischen dem Hänkl'schcn und dem Richter'schen Stondpuacl rinnad«. Indessen zeigte r« sich al«dntd in der Be> rathung» daß der tzänrl'ich« Flügel stark genug ist, u« ein» Ver- mittklung entbehren zu können. Mil einer Zweidrittel.Mehrheil wurde eüw Resolution angenommen, die zwar noch, de« Dekorums halber, de» Namen Lirchow'« trägt, indessen nicht mehr di« ursprüngliche Birchow'sche ist. Der Abg. Richter mußte e« erleben, daß selbst sein treuester Anhänger Ludwig Löwe sich gegen ihn wandte und die Ansicht vertrat, daß ei» Zusammengehen mit den übrigen liberalen Fraciionen von eriprießiich« Wirkung sein werde. Die Nationollibrralea sind nun sreilich in der angenehmen Lage, alle weiteren Schritte der „befreundeten" Fraktion mit größter Kalt blütigkeit abwarien zu können, «sreulich ist r« ab« doch, daß in der Fortschrittspartei rer Hochmuth zu Fall kommt, und ein gesunde« politischc» Berständaiß wenigsten« zu dämmern beginnt. Herr Richter will überhaupt keine Gemeinsamkeit mü den andere» liberale« Fraktionen, er, den doch die Wahlen belehrt haben sollten, daß die Liberalen dem Pseilbündel gleichen, welche« gelockert zu zerbrechen, durch ein starke« Band verknüpft, selber stark ist. S.'iae Hat«, ftarrigkeü hat e« jetzt »»schuldet, daß « in seiner eigene« Partei isolirt ist. Er mag glauben, daß er in der fortschrittlichen Fraktion de« Reichstag», wo er st> der Thal größeren Einfluß al« im Abgeordnclcnhause hat, Revanche werde aehmen können, ab« auch darin kann « sich leicht täuschen, da der Eindruck, den die Borgänge in ber LandtoMfraction nothwendig machen müssen, seine Rückwirkung aus den Reichstag gew>ß nicht verfehlen wird. Luch so, wie jetzt die FractionsbesÄüsse, die wir soebeu erwähnt, beschaffen stad, find sie doch eigentlich nur etwa« Halbe«, weiche« nur den Seerlsionisten genngtütt. tnsosern mit ihnen eia engerer Eartell abgeschlossen ««den hm; die Natioaalliberalen stehen dev Herren erst in dritt« Linie^maa wird sie höfiichst emlade», de« in speciellen Fällen gettogeacst verrinbarnnqen beizutreten, ab« «an wird aus ihre» Sonderstandpmici keine Rücksicht nehmen. Jo d« Lhat eine sonderbare „Lompromiß"^)oltukl * Die Plenarsitzung«, de» wieder beginnenden Reich». «erden nach den Absichten de» Präsidium» urr^t« allgemeiner Zustimmung zunächst auf da» aeruigst» Miß beschränkt werben. Ob indessen wie v« Präsident de» Abgeordnetenhaus«» ankündigte, drei Plenarsitzungen genügen werden, muß doch sehr bezweifelt werden, wenn dabei auch an die Erledigung der ersten Etateberathung gedacht wird. Auch eine Reihe der von Mitgliedern de» Reichstag» aus gehenden Anträge, wie der über die Entschädigung unschuldig Berurthcilt«, wird ohne Verzögerung aus die Tagesordnung gesetzt werden muffen. In dieser und der nächsten Woche iverden sich also wobl die beiden Versammlungen darauf ein richten müssen, nebeneinander zu tagen. Bei beiderseitigem guten Witten wird sich aus so kurze Zeit dies« Mißstand wohl ertragen lassen. * In der am 28. November unter dem Vorsitze deS StaatsminislerS von Boettich« abgehaltenen Plenar sitzung deS BundeSratheS wurden die EtatSberathnngen zum Abschlüsse gebracht, indem die ReichSbaushalts-Haupt- Etat« für >883 84 und 1834,85. sowie die Gesetzenlwürse wegen Feststellung dieser Etats und wegen Ausnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltungen deS ReiLSheercs, L« Marine und der ReichSeisenbahnen zur Annahme gelangten. Die Gesetzentwürfe wegen Abänderung de- MilitairpensionS gesetzes vom 27. Juni l87l und wegen Abänderung de» Reichs beamtengesetzcS fanden die Zustimmung der Bcrsanimlung; durch diese Beschlüsse wurden mehrere aus die Abänderung de» Reichs beamtengesetzes bezügliche Eingaben für erledigt erachtet. Tie Vorlage, betreffend die Uebcrsickt der Au-gaben und Einnahmen der LandeSvcrwattung von Elsaß-Lothringen für 1881—82, wurde den zusländigcn Ausschüssen zur Bvrberathung über wiesen. Nachdem der Vorsitzende über eine wegen Beleidigung de» BundeSratheS durch die Presse ergangene strafrechtliche Berurtbeilung Mitlheilnng gemacht und nachdem die Ver sammlung wegen Besetzung einer erledigten Stelle bei der DiSciplinarkammer für elsaß-lolhringische Beamte und Lehrer Beschluß gefaßt hatte, wurden schließlich für die EtalSbe- ralhungen im Reichslage Commissarien gewählt. * Drr dem Abgeordue»enHause rugegangene Entwurf über den Erlaß der vier untersten Stufen der Classensteuer und die Erhebung einer Licenz- abgabe hat, wie un» uu» Berlin geschrieben wird, aus allen Seiten deS HauscS, so sehr man auch aus Schlimmes vorberrilct war, daS Gefühl argrr Enttäuschung hervor gebracht. Abgesehen davon, daß der vorberechnete Ertrag nickt dem wirklichen entsprechen und jedenfalls mehr erbringen würde als erforderlich, um den Ausfall de« Erlasse« zu decsen, so sieht man aus den ersten Blick, daß durch die Einführung der neuen Steuern ganz besonder« die Elasten der Bevölkerung betroffen werden würden, welche entwed« von dem Erlaß der Steuer überhaupt keinen Borthcil haben oder jedenfalls in dieser indirekten Steuer bei weitem mehr zahle» müßten, nt« ihnen direct erlassen wird Man sieht auch nicht ein, weshalb diese Steuer eingesührt iverden soll, da sie i» den Motiven ausdrücklich als provisorisch bezeichnet wird. Wozu alsdann der be deutende Apparat von neuen Einrichtungen und neuen Be amten mit neuen Arbeiten, wozu die außerordentliche Be lästigung deS Publicum- und der Geschäftsleute durch diese neue Gewerbesteuer, welch« auch zugleich eine Verbrauchs steuer ist. obgleich zur Erhebung einer solchen verfassungs mäßig allein da» Reick berechtigt ist! Die Einbringung dieser Berlage zeigt deutlich die völlige Planlosigkeit im Finanzministerium, und e« ist mit völliger Sicherheit schon heute zu sagen, daß da« Abgeordnetenhaus auch in fein« jetzigenZusammensetzling dieser Vorlage niemal» zustimmenwird, wenn auch Herr Scholz täglich Einladungen zu einem par lamentarischen Liner ergehen ließe. * Soweit sich au» Aeußerunzen maßgebender Abgeordneten, welche zugleich dem Reichstage und dem preußischen Ab geordnetenhaus« angebören, Schlüsse ziehen lassen, ist alle Aussicht vorhanden, daß der Reichstag seinem früheren Beschlüsse treu bleibt und sofern ,hm beide Etat« pro 1883—84 und >884—85 zur Berathung zuaehen, üb« den letzteren zur motivirten Tagesordnung übergeven wird, indem auch diesmal Herr v. Bennigsen dieselben Gründe wieda- vorige Mal gegen die vierjährige Legislatur- und zweijährige Budgetperiode entwickeln wird. De» Beisaü» der Mehrheit ist er sicher. * Ter überau» gereizte Ton, den Herr Windt» Horst wieder in die Devalten de« preußischen Abgeord netenhauses trug, konnte nicht unbeachtet bleiben: man wird daraus aus die Heftigkeit der Angriffe schließen können, welche da- Eenlrum gegen die herrschende Kirckenpolitik bei der Berathung de» CultuvetatS richten wird. Für dir gegen wärtige Lage lst eS höchst bezeichnend, daß sogar der Minister von Putlkamer sich veranlaßt sah, die Falk'sche Kirchen- und Schulpolitik gegen die ultramontanen Maßlosigkeiten zu ver- theivigen und daß ani Schlüsse der Rede de» hochcons.rvatlven Minister« ein Theil ber Conservaliven zischte. Wann end lich — fragt die „Nalwnallib. Eorresp." — werken die wachsenden Änmaßungen VeS Eenlrum» auch der Regierung und den Conservaliven die Augen darüber offnen, wohin un» die herrschende Strömung noch treiben wird und wa» mit den bisherige» Bestrebungen, den kirchlichen Frieden zu sördera, «reicht worden ist? * Mit Freuden können wir eonstatiren, daß unser« Auf fassung des Antrages Germain-Winterer, die wir bereits entwickelt, von allen national Gesinnten ge» theilt wird. D« Antrag wird am Donnerstag im Reichs tage abgelehnt werben. * Aussehen «regt in Berlin die Verleihung de» Orden» pour Io mörito an den Herzog von Connaught, ein Act, der eine höhere Bedeutung al» den einer bloßen Eour- loisie hat, wenn man sich erinnert, daß solche Decorirungeu nicht stattzusinven pflegen, ohne daß zuvor der leitende Staats mann über die Zweckmäßigkeit gehört worden ist. Angeblich soll auch die neulicke Reise der Kronprinzessin nach England mit der nämlichen Angelegenheit in Verbindung gestanden haben. Man will in beiden Vorgängen ein Symptom wachsender Annäherung der Cabmete von Berlin und London erblicken. » * » ' * AuS Petersburg tztzird telegraphisch gemeldet, daß auch in Charkow Sludenteimuruhen auSgebrochen, und zwar au» gleichem Grunde wie in Petersburg. Auch in Charkow sollte eine Studenten-Kaserne errichtrj werden, in welch« aber nur jene Studenten Ausnahme fiiid« sollten, di« sich bereit «klärten, üb« die politische Bewegung unter d« ^e- sammten Studentenschaft geheime Berichte emziffeuden. Dir Sache wurde hat» cm der ganze» Umverfität ruchbar zurd «regte selbstverständlich grn^r Aufregung. Al« der -teerst eine StukcntenrDcvutation gar nicht vortieß, brach der TustmN» - lo». gegen den schließlich Polizei und Militair einsckrciten mußte. — WaS die Vorgänge in Petersburg betrifft, so war der Kampf zwischen Studenten und Militair am heftigsten in der Botscdaja Morskaja, wo Cavallerie-Abtbeilungen auf die Studenten cinhieben und diese mit Revolvern und Stock flinten aus die Soldaten schossen. Man spricht von sechs Tobten und vielen Verwundeten. — Am daraussvlgeuden Morgen fand man in der ganzen Stadt revolutionaire Pro- cla,Nationen verbreitet, die zum Umstürze der Regierung aus- sordcrten. — In Folge dieser Ereignisse ist der Petersburger Polizeimeister, Oberst Odynjec-DobrowolSki, ein Pole, entlassen worden. * Daß Gambetta die Absicht hat, feinem ebemaligen Krieg-minister Campenon die Präsidentschaft der Republik zuzuwenven, ist außer Zweifel. Abgesehen davon, daß Frau Ebiiwnd Adam in einem an die „France" gerich teten Schreiben die Sache vollständig bestätigt, gebt es auch aus einer Unterredung hervor, welche einer der Redakteure keü „Evänement" mit dem General Campeuon hatte. Der ehemalige Krieg-minister de« CabinetS vom 14. November bestritt nickt, daß Gambetta ibn zum Präsidenten machen wolle; er sagte nur, „daß er in voller Zurückgezogenheit lebe und von der ganzen Sache nicht« wisse". Zugleich war er aber naiv genug, dem Vertreter deS „Evönemont", der ihn gar nicht darum befragt hatte, sein Programm auScinander- zusetzen, falls er an die Spitze Frankreichs berufen werden sollte. Die gambcttistischen Blätter schmeicheln der Frau Edmond Adam aus alle mögliche Weise, erinnern sie an die Zeilen, wo Gambetta der Held ihrer Salon« war, und fügen bedauernd hinzu, daß sic heute nickt mehr ibre wahren Freunde um sich habe. Daß die gamdettisiischen Blätter nicht wie gewöhnlich zu schimpfe» und gegen die Fra» Adam zu Felke zu ziehen wagen, ist ein Beweis mehr. Diese Dame, dir sich vor ungesähr drei Jahren mit Ganibetla, der biS dal»» aus dem besten Fuße mit ihr gestanden, entzweite, kennt viele Geheimnisse unk man will sie daher nicht reizen. In lbrcmSchreibcn drücktFrau Adam ihre Entrüstung aus. baß die „France" sich ihre« Namen« bedient, erkennt ad« an, „sie habe erfahren, baß General Campenon der Candidat für die Präsidentschaft der Republik sei, und diele Candidatur habe sie beunruhigt". Sic habe davon gesprochen und gesagt: „ES ist ein geschickte» Manöver; man muß eS ausvrckcn und in der Presse davon sprechen, um cs zu vereiteln." Am Schluffe ihre« Schreib«« versichert sie. baß »e eS nicht wie die „France" machen und Den nennen werde, der ihr die Sacke hinterbracht Die« ist leicht er klärlich. da sie nicht sagen kann, daß sie d,e ganze Mitthei- lung von einem Mitglied- der russischen Botschaft erhielt. * DaS AbstimmungSresullat Über den die Aussübrung de» Art. 27 der Bundesverfassung der Schweiz betreffenden BunveörathSbeschluß wird oisicirll mit 307.179 Stimmen Rein und 172.458 Stimmen Ja angegeben. ES stimmten die Cantone: Zürich 20.402 Ja. 37.508 Nein; Bern 31.768 I., 43,950 N; Luzern (fehlt Mililair) 7086 I.. 19,53» N.; Uri 18V I.. 3800 N Sckwyz 6'0 I. 9833 N ; Obwalden 72 I.. 3304 N ; Nidwalden 139 I.. 2477 N; Glaru« 1410 I.. 4293 N.; Zug 907 I.. 3875 N.; Freiburg (ge schätzt) 4200 I.. 20,000 N.: Solotburn 719, I.. 8767 N.; Baselstadl 4354 I.. 3752 N.. Baselland 2792 I.. 5550 N.; Sckassbausen 1913 I.. 4800 N.; Appenzell A.-Rh. 3858 I.. 7352 N.: Appen,ellJ.-RH. 214 I.. 2421 N.: St.Gallen 12.0,5J.. 30,302 N.; Graubünden (fehlen 39 Gemeinden) 4853 I., l 1.363 N.; Aarqau >4.094 I . 22,150 N ; Tburgau l0.809 I.. 8142 N.; Tessin (geschätzt, feblen 72 Gemeinden) 8000 I., 10.000 N.; Waak-l (fehlen 2 Kreis«) >8.38« I. 21.414 N.; WalliS lsehlen 59 Gemeinden) 2232 I., ll.S87 N.; Neue»- bnrg 8915 I.. 3851 N; Gens 5237 I.. 5817 N. Sonach baden nur vier Eantone. Solotburn, Basrlstadt, Tburgau und Neuenburg, angenommen. Wenn auch die Ultramvntanen die Verwerfung de« Vorschlag« zu ihrer Losung gemacht batten, so erscheint e» dock falsch, die verneinenden Stimmen durch weg de» Katholiken und die bejahenden den Protestanten zu«
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