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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.11.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-11-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188311218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-11
- Tag1883-11-21
- Monat1883-11
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.11.1883
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/. Uhr. Xedatlisn und Lrpedttion Iohanac-gasse 33. Sprechstunden der Nedaclisu: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. IM dt» N»<H»^»N>««1»nd^r Manulcrchle «»cht sich »nn,»«e per für Pie » ich sts«l,ende «m»»er bestimmten Inserate an «achentapen bi» » Uhr Nachmittags, an Sann-»»PFesttape« früh »i» '/.»Uhr. Zn de« Filialen für Zns.-Ännahme: Ott, Klemm, UniverütStSftraße 21. L»ni« L-sche, Kathartnenstraße 18, p. nur bi» '/,» Uhr UchMtrIagMaN Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage L8,LVV Adaanemcatsvreis vicnelj. 4'/, Mk. inet. Bringerlobu 5 Mt« durch die Loft bezogen 6 Mk. Jede -inzelne Nummer 2V Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren lür Ektrabeilagea »dne Postbeiorderung 33 Mk. Mit Postbeiorderung 48 Mk. Inserate «gespaltene Petitzeile SO Pf. Gr-Here Schriften laut unserem Preit- verzeichniv. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höherm Tarif Kttlamrn unter dem Uedartionastrich die Lpaltzeile 50 Ps. Inserate sind ÜeiS an die Expediti«» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prae»am--r»n,io oder durch Post- nachnaame. 3L5. Mittwoch den 21. November 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. de» diesjährige« Christmarkt betreffend. Wegen de« am 17. December 188S begi«»e«den Christmarktes, auf welchem feilzubieten nur hiesige« Gemeiademitgitedern gestattet »st, verordnen wir hier, durch Folgende«: 1) Diejenigen, welche Stände auf dem Christmärkte zu erhalten wünschen, haben sich bi« zum Sonnabend, den SK. November dieses JahreS, bei unserem Markt- voigte (Naschmarkt 1, II. Etage) zu melden. Später eingehende Anmeldungen müssen unberücksichtigt bleiben. Für die Zuweisung eine« Stande« und die Aus fertigung de« SchcuicS hierüber sind 25 Pfennige zu ent richten. Wird diese Gebühr nickt sofort entrichtet, so wird über den Stand anderweit verfügt. 2) Wer einen ihm angewiesenen Stand nicht spätestens am 18. December besetzt hat, ist desselben verlustig, hat auch zu gewärtigen, daß ihm für spätere Ehriftmärkle Stände nicht wieder überwiesen werden, sofern er nicht einen genügenden BehinderungSgrund nachweist. S) Der hiesige Wochenmarkt wird zuletzt Dienstag, den 11. December d. I., auf dem Marktplatze, von da an aber auf dem Fleischerplatze abgehalten, auch während der Markttage von gedachtem Tage an den hiesige« Ver käufern von Töpfer- und Steingutwaaren die Benutzung de« Töpferplatzes gestattet. An den in den Christmarkt fallenden 3 Wockcnmarkt- tagen, also am 18., 20. und 22. December, ebenso am Mon tage de« SK. December, an welchem Markt zu halten ausnahmsweise hiermit gestattet wird, ist die Dauer de« Markte« an eine bestimmte Tchlntzzett nicht gebunden. 4) Der Aufbau der Buden auf dem Christmarkte ist vom l4. December ab und auch am 18. December, an letzt genanntem Tage jedoch erst nach Beendigung de« Vor- mittag»gotte»dienste«, also nach lü'l, Uhr Vormittag« ge stattet, wogegen da« AuSpacken und EinrSumen der Maaren nicht vor Mittags 12 Ubr des 18. December beginnen darf. 5) Der Verkauf der Maaren findet bis zum 24. December 12 Uhr Mitternachts statt, doch ist am 23. December, dem in de« Christmarkt fallenden vierten Avventsonntage, der öffentliche Handel in Läden, auf Straßen und Plätzen erst nach beendigtem BormittagSgokteSdienste, d. i. nach 10'/. Uhr Vormittags gestattet. 6) Die Inhaber von Christi» arktstLnden dürfen nur ihre Angehörige« und solche Personen als Verkäufer verwenden, welche ständig in ihre« Dienste« oder hier Wohnhaft find und es werden alle Stände sofort etngerogen, an denen auswärts wohnhafte selbst ständige Personen, welche nicht hiesige Gemeinvemitglieder sind, als Verkäufer betroffen werden. 7) Die Räumung sämmtlicher Buden und Stände, sowie der auf de», AugustuSplatze zum Feilhalten von Christbäumen benuhten Plätze ist von den Verkäufern noch am 24. December bis Mitternacht» 12 Uhr zu bewirken. 8) ES bleibt auch diesmal gestattet, die für den Christ markt benutzten, auf dem Markte befindlichen Buden noch am 25. und 26. December stehen zu lasten. ES haben aber die Miether sowohl als die Verleiher der Buden dafür zu sorgen, daß sämmtliche Buden nach Ausräumung der dann befindlichen Maaren sofort aut geschlossen, d. h. die Klappen zugebolzt, die Thüren verschlossen oder vernagelt, sowie die Budenplanen nebst den dazu gehörigen Planenstangen gänzlich beseitigt werden. 9) Sämmtliche Christmarktbuden, soweit dieselben nicht mit Einwilligung der Mcßbudendeputation für Besucher der NeujahrSmesse benutzt werden sollen, sind am 27. December abzubrechea und muß deren Fortschaffung noch an demselben Tage erfolgen, auch bis Abends 8 Uhr beendet sein. 10) Der Verkauf von Christbäumen wird vom 17. De cember ab auf dem AugustuSplatze gegen ein Standgeld von 3 -6 für jeden gleichmäßig groß zu bemessendcn Platz ge stattet, jedoch unter ausdrücklichem Verbot des Einschlagen» von Pfählen. 11) Wegen Aufstellung der Christbäume und sonst allent halben ist den bezüglichen Anordnungen unsere« Marktvoigte« unbedingt Folge zu leisten. Zuwiderhandlungen argen diese Vorschriften werden mit Geldstrafe bi- z» 80 Mark oder entsprechender Hast strafe geahndet werden. Leipzig, am SO. Oktober 1883. Der Rat- der Stadt «einzig vr. Georgi. Hennig. Vekamitmlichung, die Aufnahme schulpflichtiger Kinder in die Bereinigte streifchule betr. Diejenigen Eltern, welche »in Aufnahme ihrer Ostern 1884 schulpflichtig werdenden Kinder in die Freischule nachzusuchen gesonnen sind, haben ihre Gesuche von jetzt ab biS spätesten» den 24. diese- Monats aus dem Rathhause in der Schulerpcbition, 2. Etage, Zimmer Nr. 8, Nachmittag« von 2—6 Uhr persönlich anzubringcn und die ihnen vorzulegcnden Fragen vollständig und der Wahrheit gemäß zu beantworten, auch gleichzeitig da» Zeugniß über da« Alter de« anzumelvenden Kindes und den Impfschein vorzulegen. Leipzig, dm 9. November 1883. Der Schula«-schütz der Stadt Leipzig. vr. Panitz. Leynert. Bekanntmachung. An dm hiesigen Volksschulen sind nächste Ostern SK provisorische Lehrerstellen zu besetzen, mit denen ein lährlicher Gehalt von 15vo .F verbunden ist. Bewerber, welche die WahlsähigkeilSprüsung bestanden baden oder bi« Ende de» JahreS zn bestehen gedenken, wollen Gesuche und Zeugnisse bis Enke dieses Monat« bei uns einreichen. Leipzig, am 7. November 1883. Der SchnlanSschatz der Stadt Leipzig. Vr. Panitz. Lehnert Bekanntmachung. Wir bringen hiermit zur allgemeinen Keuntniß, daß wir die Hiller-Stratze. wie nachstehend ersichtlich, numerirt haben: von der BiSmarck-Gtraße au«: Linke Seite. Brd.-Lat.- Nr. 768 Abth. 0. 76 . 0. 738 . 6. 728 . 6. Ha»«- Nr. Besitzer. bersurth. Iran vr. Gensel. Härtel. stadtcommun (IV. Bürgerschule). Rechte Seite. Brd.-Lat.- Nr. Han«. Nr. Besitzer. 756 Abth. 0. 2 G. E. Heydenreich. 75 l) - 6. 4M. Pommer. 728 « 6.) 6 Thomas > Schule, Eingang zur Rector- Wohnung. 8 ThomaS-Tchule, Eingang zum Alumnat. I 10 Thomas. Schule, Eingang zur Schul- 1 Oekonomie. Leipzig, am 1k. November 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Tröndlin. Cichoriu«. Bekanntmachung. In Gemäßheit der Kirchcnvorstands-Ordnung scheiden au- dm» Kirchenvorstande der Thomaskirchc demnächst aus die Herren: Justiz» rath Anschütz, Hosrath Professor vr. Niep«, Schlossermeister D. A. Lrhler. Rechtsanwalt Vr. Schill, Kausmaiin N. Zenker, Rechtsanwalt Zinkeisen. Dieselbe« sind jedoch wieder wählbar. Tie Wahl ist von uns auf Mittw-ch, de» 28. November d. A. angesetzt worden, und wird im sogen, veichthause der Thomas- kirche (Beichtlocal des vr. Valentin«), Eingang gegenüber der Burg- straße, von M»r»en« IS Uhr vis Nachmitta,- 4 vtzr (ohue Unlerbrechuug in den Mittagsstunden) stattfindeu. Hierbei ist Folgendes zu beachten: 1) Ett««verech»tgt sind Diejenige», welche vom 11. bl» 13. vor. Monats sich anaemeldet haben und iu di« seitdem ge prüfte Wählerliste ausgenommen sind. 2) Die Wahl hat zu erfolgen durch persönlich zu bewirkend« Abgabe eines TttmmzettklS; jeder Wühler kann sein Wahl recht nur in eigner Person ausüben. . 3) Jeder Wähler hat S Gemeinde,lieber, welche dem Hsarr- sprenget der Thomaskirche angrhören und mindestens 3t>Iabr alt sind, nach Tauf- und Familiennamen, Stand und Berus genau zu bezeichnen. Wir fordern hiermit die stimmberechtigten Gemeindeglicder auf, Mittwoch den 28. d. MiS. innerhalb der genannten Stunden ihr kirchliches Wahlrecht zu üben und ihr Augenmerk auf „Männer von gutem Ruse, bewährtem christlichen Sinn, kirchlicher Einsicht und Erfahrung" (Kircheiivorstands-Ordnung Z. 8) zu richten. Leipzig, den 19. November l883. Der Wahl-Ausschutz zu St. Thomae. vr. Valentin«, Vorsitzender. Julius Feurich. vr. jur. Hage». August Kind. vr. jur. Langbein. Eduard Mangner. Fncdrich Morgenstern. Franz Schneider. August Sußmann. C. G. Thicme. Franz Weise, vr. von Zahn. Folgende in unser Firmen-Regist« emgciragene Firmen: Nr. 209 Her«. Holtzhausen in Tchildau» Nr 243 Mühlengut Dreikutten H. Schneider sind zufolge Bersügung vom K/9. November am 8/10. November d. IS. gelöscht worden. Torgau, den 10. November 1883. Königliche« Amtsgericht. Nichtamtlicher Theil. Die evangelische Achulfrage in Oesterreich. E« ist an dieser Stelle schon wiederholt auf die mißliche Lage der evangelischen Schulgemeinden in Oesterreich hin- gewiescn worden, deren Bestand, durch einen doppelten Steuer druck und verschiedene unklare Gesetze leidend, seit 1869 fast in Frage gestellt worden ist. Die evangelischen General-Synoden haben e« sich nun zur Hauptaufgabe gemacht, die Lösung der Schulsrage möglichst zu beschleunigen, was durch die Ueberreickung eine« staats rechtlich begründeten MajestätgesucheS geschehen soll. Wie nun die Wiener Blätter melden, so ist seiten« der beiden Synoden zu Folge übereinstimmender Beschlüsse derselben, das fragliche Gesuch dem Kaiser Franz Joses bereit- über reicht worden, dessen mündliche Antwort nur die allgemein gehaltene Bersicherung enthielt, er werde der Petition die „thualichste Berücksichtigung angcdcihen lassen". Mit dieser Antwort, die in Oesterreich auf Majestät« - Gesuche schon seit langer Zeit üblich geworden, ist selbstverständ lich die evangelische Schulsrage noch keineswegs in befriedigender Weise gelöst und die evangelischen Schul gemeinden wrrden eben noch der Dinge warten müssen, die da kommen sollen. Nack den Auslassungen, welche die officiösen Wiener Blätter über die Sckulsragc bringen, hat e» sogar den Anschein, daß auf eine günstige Entscheidung kaum zu hoffen ist. Bor Allem ist den Wiener Osficiösrn die evangelische Schulfrage in CiSleilhanien allzusehr mit deutsch-nationalen Tendenzen verquickt, wa» schon zu „wenig erfreulichen Vorkommnissen" geführt habe. Der resormirten Synode wird sogar voraeworsen, daß sie durch einen bekannten deutsch-nationalen Heißsporn au« Mähren nationale Mißtöne hervorgernfen, die zu einer „gewaltigen Störung" geführt hätten. Auch die evangelische General-Synode Aug»burg»scher Eonsession findet in den Augen der publicistischen Handlang« kr» Grasen Taaffe wenig Gnade. Diese meinen nämlich, die letztere Synode hätte auch manche Gegenstände berangezogen, deren Behandlung im gegenwärtigen Augenblick nickt zweck mäßig und deren Erledigung von, politischen Standpunct nickt praktisch sei. In kirckenpolitischen wie in rein politischen Fragen, heißt e» in den ojsicivsen AuSsührunge» weiter, habe man nicht blo» aus da- quist, sondern auch auf da» qvomocko und qnnocko Rücksicht zu nebmen. Wenn man im evangeli schen Deutschland sinbei. baß die evangelischen Generalsynove» in Oesterreich sich übcrbaupl allzuviel mit kircbenpolitischrn Angelegenheiten und viel zu wenig mit rein kirchlichen Fragen beschäftigen, so mag die» einerseits in der Unsertigkeit der Verhältnisse und andererseits in der Art und Weise seine Erklärung finden, wie von Oben herab da- Kircken-Regiment gehandhabt wird. — Wo diese Wahr nehmung im evangelischen Deutschland gemacht worden ist, führt der Wiener OssiciosuS freilich nicht näher auS. Er gehl vielmehr von dem sattsam bekannten politischen Stand punkte deS Grafen Taaffe den Beschlüssen und Forderungen der evangelischen Synode A. C- noch weiter zu Leibe, indem er folgende Sätze zum Besten giebt: „Insofern in kirchcn- polnischen Fragen nicht nur aus daS praktische Bcdürsniß und formelle Recht, sondern auch aus den geeigneten Zcilpunct Rücksicht zu nehmen ist, läßt sich nicht leugnen, daß oie evan gelische Synode A. C- in Folge der Einwirkung ihrer Re- serenten manche Beschlüsse gefaßt hat, die trotz aller sachlichen und rechtlichen Begründung augenblicklich durchaus unzeit gemäß sind. Dies gilt namentlich von den Resolutionen be züglich der evangelisch-theologischen Facnltäl und der Ehe- rccblSsorm. Jeder Sachkundige weiß, daß die erste Frage schon 1873 gelegentlich der Bcrathung de» UniversitätS- gesetzeS und die zweite durch den Kopp'schen Antrag im ReickSrathe zur Verhandlung gelangte, aber beide Anträge im Herrenhause durch die Einwirkung deS Cardinal» Rauscher zu Fall gebracht worden sind. Bei der gegenwärtigen Zu sammensetzung deS HerrenbauscS wäre aber für beide An gelegenheiten schon gar keine Aussicht für ihre Annahme vorhanden. Zudem hat sich kürzlich auch der akademische Senat der Universität gegen oie Einverleibung der evangelisch- lheologischen Facultät ausgesprochen. Bezüglich deS zweiten Punktes", fährt die ossiciöse Auslassung fort, „sollte man aber auch die Kehrseite in- Auge fassen. Daß nämlich im Falle der Aushebung de« im tz. 111 de« bürgerlichen Gesetz buches begründeten Ebchindernisse« die katholische Kirche die gemischten Eheschließungen auf da« Aeußerste erschweren würde, unterliegt kaum einem Zweifel. Wir meinen des halb uun, daß die evangelische Kirche A. C besser thäte, gleich der resormirten Synode vorläufig ebenfalls nur die locale Bereinigung der evangelisch-theologischen Facultät mit der Universität zu verlangen und die EherechtSresor« statt vom negativen Standpuncte lieber vom positiven anrngreifen und demnach zuerst die im Protestantenpatent versprochene Feststellung deS materiellen und formellen protestantischen EherecbtS zu verlangen, wodurch die bisherigen, da» Hinder- niß bildenden tztz. «3 und 111 deS bürgerliche» Gesetzbuches von selbst in Wegfall käme«. WaS dann die Heranziehung evangelischer Steüerbürger zu katholischen CultuSauSlageu betrisst, so ist diese in dem Kalle gesetzlich begründet, wen» jkne »m Besitze von Grund und Boden sind, an denen der artige Abgaben grundbücherlich und herkömmlich hasten. Wenn aber die Slattgenieinden au« Gemeindemitteln einen einseitig großen Aufwand für katholische Cultuszwecke machen, so ist zu bemerken, daß dieselben in der Regel Patrone der Stadtpfarrkirchen und als solche zur Erhaltung der Kirchen- gebäube verpflichtet sind. Auch dagegen läßt sich nicht« eiu- wcnden, weit die evangelischen Kirchen keine Patronatskirchen sind." — Was endlich da« wiederholle Verlangen der evangelische» General-Synode A. C. betrifft, daß in den öffentlichen Volksschulen allgemeine Gebete, wie solche in den k. k. Militairschulen thatsächlich im Gebrauche sind, eingesührt werden mögen, so macken die öfsiciöscn Auslassungen daraus aufmerksam, daß dieser Hinweis als nickt zutreffend betrachtet werben könne. „Die consessionellen Verbällnisse in der öster reichischen Armee", heißt es da, „sind schon seit zwei Jahr hunderten aus ganz anderer Rechtsgrundlage geordnet, wie im bürgerlichen Leben. So kennte der Protestant schon vor Erlaß VeS Toleranzpatents unter Kaiser Joseph II., wo er sich im Civilstande nicht einmal als solcher bekennen durste, in der Armee zu den höchsten Stufen gelangen. In der Sache selbst erscheint un- aber die Bestimmung des böhmischen Landes- schulratheS vollkommen ausreichend, daß in consesstonell ge mischten Volksschulen die gemeinsamen Sckmlgebcte in der Stille zu verrichten seien, nämlich von jedem Schüler nach sein« Fa^on." Nach diesen Ausführungen zu schließen, dürste also in d« evangelischen Schulsrage kaum eine befriedigende Lösung zu erwarten sein, was un» auch keineswegs Wunder nimmt, weil ja bekanntlich die Politik deS Grasen Taaffe mit dem Ultramontanismu» Hand in Hand gebt. WaS aber den officiösen Vorwurf betrifft, daß die beiden evangelischen Synoden sich allzu sehr von den deutsch-nationalen Tendenzen beeinflussen lassen, so mag diese Wahrnehmung wohl nur daher kommen, daß bei den evangelischen Deutschen daS Nationalgcsühl naturgemäß allerdings stärker entwickelt ist als bei den ultramontanen, deren religiöse« Leben ja kein national-deutsche«, sondern ein römische« ist. Leipzig, 21. November 1883. * AuS Berlin wird unS vom Montag geschrieben .Am Sonnabend ist der .Proceß Dickhof" beendet worden, indem der Angeklagte zu lebenslänglichem Zuchthaus verurtheilt worden ist. ES ist die« ein Proceß gewesen, welcher mit Recht ein mehr al» gewöhnliche» Interesse beanspruchen konnte. Im Jahre 1876 war eine alte Frau in Berlin «mordet worden und alle Anstrengungen der SicherheilSbehörde haben nicht vermocht, bi-heute den Thäter zu entdecken; unter ähnlichen Umständen hauchte im vorigen Jahre wiederum eine alte Dame ihr Leben auS; ln beiden Fällen ist Raubmord festgestellt, nnd auch da- zweite Mal ist c» nicht gelungen, de« Unholde» babhast zu werden. Ver schiedene gleichartige Umstände bestärkten in der Ansicht, daß in beiden Fällen dasselbe Subject die Ausübung de« Verbrechen« geplant und geleitet habe und mit außerordentlich« Mühe, mit Aufwendung de« größten Scharfsinn« ist e« schließlich geglückt, den .Proceß Dickyvfs* zu construiren, den Comissionär Dick- boff auf die Anklagebank zu bringen. Die Staatsanwalt schaft war nicht im Stande, dem Angeklagten die Ausführung de» Morde» zu beweisen, ab» zahlreiche Indicien sowie da« ganze Benehmen de» unheimliwen Sünder«, welcher Alle«, aucd die barmlosesten und gleichgiltigstrn, dabei unwiderleg- l ch offenbaren Umstände leugnete, führten zu der zwingenden Ueberzeugung. daß Tickhoff mindesten« bei den beiden Morden bet heiligt, von dem Raube in beiden Fällen sein Theil er halten und wahrscheinlich beide Morde geplant und ange stiftet habe. Wir übergeben die Momente, welche die Ver handlungen für den Psychologen und Culturbistorik« bieten. Dickkcss ein hoher Füniziacr war ein bi«her unbestrafter Mensch, welcher in gleicher Weise mil der guten bürgerlichen Gesell schaft wie mit der — Elite de« AnSwurf« verkehrte, ja bei dem Abschaum der bestraften Verbrecher galt dieser Mann al« der Allerschlimmste; und er war, wie gesagt, unbestraft. Wa- über da« tägliche Treiben der „ComMissionare* dabei zu Tage kam, war geradezu entsetzlich. Der Proceß hat so vieles ausgcdcckt, daß auS ihm >>ch — abgesehen von den Meineid-processen — sicherlich noch eine Reihe weiter« Gerichtsverhandlungen entwickeln wird. Nicht wenige tüchtige Criniinalisten geben sich auch der Hoffnung hin, daß die Ber- urtheilung DickhofffS diesen vielleicht bewegen dürste, zur Erleichterung seines Looses, den oder die Mörder zu nennen und so am Ende seiner Laufbahn zum ersten Male der Wahr heit und Gerechtigkeit einen Dienst zu leiste». — ES ist wohl angebracht, die verschiedenen Gesichlöpuncte zn «öriern, von denen dieser Proceß zu betrachten ist, aber einen Gesichts- vunct, den wir für ausgeschlossen hielten, hat die .Kreuzzeilung* ycrausgesunden, und wir können darüber neben unser« Ver wunderung nur unseren, lebhaften Bedauern Ausdruck geben. Ta« Organ unserer Conservativen ist bemüht, diesen unseligen ^roccß politisch auSzubeutcn, da« Blatt behauptet atlen rnsle«, daß die beiden Mordtbaten eine Folge „des politischen und wirtschaftlichen ManchesterlknimS" sind, unter dessen Herrschaft wir vor dem Jahre 1878 einige Jahre gestanden haben! Da« Abgeschmackte derartiger Ausstellungen verdient keine Widerlegung, mit einer solchen brauchen wir un« also auch nicht zu befassen, daß e« aber möglich ist, daß ein große« ernstes Blatt, daS anerkannte Organ ein« großen Partei, in seinem Parteifanatismus, in seinem Haß gegen alle anderen politischen Auffassungen, zu einer solchen Schluß folgerung gelangt, da» beweist aus« Neue, daß die hoch- conservative Partei und ihre publicistische Vertreterin nicht im Stande ist, unbefangen zu sein und gerecht zu urtheilen» daß die Partei verblendet ist und verrannt in Borurtheile. und daß sie vor Allem kein Recht hat, eine» maßgebenden Einfluß aus die Regierung zu beanspruchen. Dazu paßt dann die Gleichgiltigkeit gegen da« Urtheil Ander«, mit welch« sich die „Kreuzzeitung" brüstet, dazu paßt e«, wenn da« Blatt sagt, daß für Deutschland der Lorvmayor von London dieselbe Bedeutung habe wie der Bürgermeist« von Schöppenstedt, da« ist die berechtigte und eigenthümliche An schauung eine« Blatte«, welche« von den Philantropen Montefiore nicht» weit« weiß, al« daß er dieser Tage seinen hundertsten Geburtstag gefeint hat. — E« ist eine Thatsache, daß Herr Stöcker auch nur denselbeu Grad von Achtung, dessen er sich auf seiner London« Reise zu erfreuen hatte, in Berlin genießt, seine Vorträge haben auch hi« längst für die große Schaar der Neugierigen ihre« Reiz ver loren und seine Borträge werden nurniehr von wenigen abhängigen oder bezahlten Getreuen besucht. Kein Rerlamr- mittel Hilst mehrOän- »ird auch nicht mehr angegriffen — er wird überhaupt nicht mehr ernst genommen, « wird nur «och von der .Kreuzzeilung* gefeiert, welche «nt« seinem unmittelbarsten Einfluß steht und durch ihre .Fructificirung* de« ProcesseS Dickhoff wieder einmal gezeigt hat, welch« Be fähigung sie hat, zu urtheilen. E» ist lein Zweifel möglich, der .konservative Hauch* geht seinem Ende entgegen!* * Der Kaiser hat geruht, dem Staat-secretair de« Auswärtigen Amte«, StaatS-Minist« Grafen von Hatz- seldt-Wildenburg. die Erlaubniß zur Anlegung der von de« König« von Spanien Majestät ihm verliehene» Kette zum Großkreuz de« Orden» Karl'« III. zu ertheileu. * Für die Ersatzwahl zum Reichstag im Wahl kreis Göttingen ist von nationalliberal« Seite der Commerzienrath Rabbetbae in Einbeck al« Candidat aus gestellt. Candidat der Welsen ist der Rittergutsbesitzer Götz von Ohlenhuse«. Die Wahl findet am 7. Januar statt. *Zwischen Preußen und Württemberg ist am 2. Juni 1883 ein Vertrag betreffend die Regulirung und Ver änderung der Landesgrenze auf den Gemarkungen Dcttenfee m Hohenzell«» und Nordstetten in Württemberg abgeschlossen worden. Es handelt sich dabei um ein Stück Land mit einem Flächeninhalt von 10» 47gm, dessen Landes hoheit bisher zweifelhaft war und da« nunmehr in die Landeshoheit Preußens übergeht, sowie um den Uebcr- gang bisher der Krone Württemberg gehöriger Gebiet-theile mit einem Flächeninhalt von 69a 79gm an die Krone Preußen und um den Ucbergang bisheriger preußischer GebietS- theile von 80 a 26gm an die Krone Württemberg. Die einzelnen Gebiet-theile sind dem Gesammtergebniß nach gleich groß und gleichwerthia und eS findet daher von kein« Seite eine Vergütung bezüglich einer Mindereinnabme an Steuern statt, dieser StaalSvcrtrag wird dem preußischen Landtage zur Genehmigung vorgelegt werden. Der bezügliche Gesetz entwurf, betreffend den RcchtSzustand der vom Königreich Württemberg an Preußen abgetretenen Gebiet-theile, sowie die Abtretung preußischer Gebielsthcile an daS Königreich Württemberg, wird von einer „Denkschrift" begleitet sein. Der Communallandtag in Sigmaringen hat sich mit dem Gesetzentwurf einverstanden erklärt. » » » * Die in Oesterreich und llngarn «scheinenden süd« slavischen Journale beklagen sich, daß sie seit mehr «st acht Tagen au» Serbien über den Stand der dortigen Insurrektion keine Briefe und Correspoudenzcn mehr erbosten können. DaS komme daher, heißt eS. weil der Minister Christitsch in Belgrad ein förmliche» schwarzes Cabinct er richtet habe, welches alle der Regierung verdächtigen Briese öffnet und solche ohne Weiteres vernichtet, wenn ibr Inhalt der Regierung nicht genehm scheint. Auch viele HandlungS- häuser in Südungarn und Rumänien, welche mit Serbien in Verbindung stehen, beklagen sich Uber das Ausbleiben von Briefen au» Serbien, wo die Post seit der Verhängung deS Belagerungszustände» da» Briefgebcimniß ganz ungescheut verletze. Die wenigen Nachrichten, welche auS Belgrad ein langen, schildern die dortige Skimmung als eine überaus düstere und die willkürlichste Polizcihcrrsckast als eine un- beschränkle, von der zumal die ankommenden Kremden be troffen wrrden. WaS den Stand der Insurrektion betrifft, so sei e» au» den angeführten Gründen nickt gut möglich, darüber zuverlässige Nachrichten zn erkalten. Au« Rustschuk wird indeß gemeldet, daß der Ansstand noch keine-weg- al- beendet zu betrachten sei Mehrere serbische Flecken nnd Dörfer läng» der bulgarischen Grenze baden sich am >6. vs». noch thatsächlich in der Gewalt der Insurgenten befunden, welche die Zollwachen und Beamten verjagt und dieNegierungS- casien in den Gren^vrten geplündert haben. Es sei unwahr, daß sich bisher e,ne beträchtliche Zahl Aufständischer aus bulgarisches Gebiet geflüchtet habe.
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