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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.12.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188312017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-12
- Tag1883-12-01
- Monat1883-12
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.12.1883
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Kkdaction nnd Lkpedition Johannesgasje 33. A>rrchHunden drr Nr-action: Konmttags 10—13 Uhr. Nachm ittaqS 5—K Uhr. N,,«H«r »er für »ic nSchM«l»e«»e «»»»er defti»«te» Inserate a, S«cheata,e» bi« L Uhr Nachantta««, «n «-»»- «nb -efttanen früh bi«'/,» Uhr. 3» drn FiUatrn für Ins.-Ännahmn LU« Sie««. UawersitätSftraße 21. Lani« Lüsche. Katharinenstraße 18, v. «nr bi» '/,S Uhr KipugcrTageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage I8,LV0. Adonirnncatsvrris viertel,. 4'/, Mit. mcl. Bringerloba ö Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede -inzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren lür Extrabeilagen «h»r Poitbeiörderung 30 Mk. «lk Poftdcsörderung 48 Mk. Inserate Kgewaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schrillen lan: unierem Prn-- verzeichiiltz. Tabellarischer u. Zisscrinay nach höher« Tarif. Lerlamrn unter dem Uedactionslkrich die Lvalkzeile 50 P>. Jnleratc sind licks an die zSxprtzittan zu ieiideu. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prui-uumanuttiv oder durch Post- nachnaunic. zzz. Tonrmbeu^ den 1. Deeember 1883. 77. Jahrgang. Im gefilligkil Vkiuhtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den L. Deeember, Vormittags nur bis Uhr geöffnet. kxpeältloi» äss L-elprlser ^LZedlnttes. Amtlicher Theil. Vrkanntmachung. Zum Zwecke der Einkommenschätzung aus das Jahr 1884 Werden gegenwärtig diejenigen Beitragspflichtigen, deren Ein kommen nicht zweifellos unter dem Betrage von 1800 bleibt, zur schriftlichen Declaration ihres Einkommens unter Anfertigung eines Declarationsformulars und unter Ein räumung et«er zehntägigen, von» Tage der Be- händlgung ab za berechnenden Frist, deren Ber- säu««tff den Herlust deS ReclainattonSrechteS sur daö Eteuerjahr 1884 nach sich zieht, ausgesordert. Gleichzeitig wird in Gemäßheit von tz. 33 der zum Ein- komnlensteuergcsetze vom 2. Juli 1578 erlassenen Ausführungs- Berordnung vom 11. Oktober desselben Jahres hierdurch bekannt gegeben, daß auch denjenigen, welchen eineDeclarationS- aufsorderung nicht zugcsendct wird, eS freisteht, eine Declaration Uber ihr Einkommen bis zu« S. Januar 1884 im Stadthaufe, Odstmarkt Nr. 3, 3. Etage, einzurcichen, woselbst auch Declaralionöfvrmulare unentgeltlich in Empsang genommen werden können. Im Weiteren werden auch alle Vormünder, mgleichen auch alle Vertreter von Stiftungen, Anstalten, Personen vereinen. liegenden Erbschaften und anderen mit dem Rechte deS Bermkgenserwerbs auSgestatteten BermvgenSmassen auf- aesordert, für dir von ihnen bevormundeten Personen bczw. für die von ihnen vertretenen Stiftungen, Anstalten u. s. >v., soweit dieselben ein steuerpflichtiges Einkommen beziehen, Declarationen an obengcdacbter Expcdilionöstelle auch dann ei»;», eichen, wenn ihnen deshalb besondere Aufforderungen nicht zugelien sollten. Leipzig, den 28. November 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Tröndlin. Göhlitz Vekanntmachung. Nachdem wir auch noch den Theil der Gottsehedstraße von der Grenze niit Lehmann'« Garten bis zur südwestlichen Grenze der Promenakenstraße in das Eigenthum der Stadt- gemcmde und zur künftigen Unterhaltung durch dieselbe über nommen haben, so wird dies hiermit zur öfscnllichen Kenntniß gebracht. Leipzig, den 28 November 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Tröndlin. Wilisch, Ass Auctions - Bekanntmachung. Im Auctions-Locale de« Unterzeichneten Ratheö, Gerber straffe Rr. 10, Hof 1. Stage, sollen Donnerstag, den O. Deeember I88S, Vormittags O Uhr, 1 Schreibscerctair. 2 Kleidersecretaire, 2 Sophas, 1 runder Tisch, 3 Spiegel, l Schneidcrlisch, 1 Wasch tisch. mehrere Taschen- und Wanduhren, mehrere goldene Ringe, eine Partie Kleidungsstücke rc. re. an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 29. November >883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Renker Bekanntmachung, die Errichtung von Bezirk-meldestellen betreffend Vom 1. Deeember dieses Jahres an. an welchen. Tage das am 10. Oclobcr 1883 erlassene Melderegulativ sur die Stabt Leipzig in Kraft tritt. werden die zeilherigen PolizeibczirkSwachcn zugleich Bczirkömeldestellen bilden dergestalt, daß ein Theil der bi« jetzt ausschließlich beim Meldeamt zu erledigenden Geschäfte künftig auch bei den BezirkSmeldcstellen expedirt werten wird. Zu diesen Ge schäften gehören vornehmlich die Meldungen über erfolgende» Wohnungswechsel bleibender Einwohner, über bondt tioaSwechsel der Gebilfen nnd Lehrlinge des Handels- und GemerbcstandcS und über Dienstwechsel der Dienstboten ferner die Anmeldung sogenannter BefuchSsremder. Als Regel hat zu gelten, daß die Meldungen über Woh- nungs- und Dienstmcchsel bei derjenigen Meldestelle zu er folgen haben, in deren Bezirk die ausgegebene Wohnung bez der ausgegebene Dienst sich befindet. Die An- und Abmeldungen der in der inneren Stadt wohnhastcn Personen erfolgt wie bisher direct beim Melde amt (Rcichöstraße 53 54); auch haben bei letzterem ans schließlich die Anmeldungen der von au-warts »ach Leipzig ziehenden Personen zu geschcden. Im klebrigen ist bezüglich der Einzelheiten auf die Vorschriften des Melde regulativ« zu verweisen. Die Abgrenzung der Mrldebezirke ist dieselbe wie die der Poliznbezirle (vcrgl. die Bekanntmachung des Polizei amtS vom >4. October dieses IabreS) nnd au« den an den Placatsäulen. sowie in allen Polizeiwachen befindlichen An schlagen jeder Zeit zu ersehen. Zu GeschaftSstnnden der Bezirksmeldestellen sind die Stunde» von 8 Mir Vormittags bis l Uhr Mittags und von 4 bis 7 Ubr Nachmittags mit Ausnahme de Sonn- und Feiertage bestimmt. Leipzig, den 21. November >883. DaS Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Die Ausführung der Erdarbeiten in der verlängerten Bayerischen Straße und in den Straßen bl und kl des süd lichen Bebauungsplanes soll an einen, beziehentlich zwei Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau - Verwaltung. RathhauS, Zimmer Nr. 14, auS und können daselbst eingcseken resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Erdarbeiten in der Bayerischen Straffe" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 14. De» cember «r., Nachmittags S Uhr einzureichen Leipzig, am 29. November 1883. DeS Rath» der Stadt Leipzig Straffenbau'Deputatio«. 8it2UNA äes ärrtlielien 1Ze/il'k8- veieivs iler 8tuüt Ia6ip2i§ Dienst»», Sen 4. Deeember, Xdeack« 6 vbr lw 8»»lo «ler L raten Dllrxereoknlv. Tnxeaorcknaar: 1) kecllmmss»hletn>»x äes Oassenttlkrer, unck ?e»tatolluox cker Llit^IisckerbeitrLt-e. 2) IVadl cker Vereloabeamteo, cker Delexirien unck ckeren 8teU- vertretsr rum Iire>sverei»»»u»chu»s, ferner cker Verein,- auszchtla-is nuck rrveier Slitzrlieck'-r rum xemiacktsn «tLcktiaohsu Xuascäma» für ückeutlicbe Osaunckdeltspnexe. XU. 8ctüu« ckes >V»KI»ot«s 7 Ubr; »Ile etv» n»ek Llatritt ckisser üruncke »leb elnäockeucken blikLÜecker unck von cker Xd- »timwuutt nu«ire«eklos»en. 3) Lenobt ckes 8kLncke-!-.4uWcku«,es Uder „ltrrtlicbe Lntrekulcki- tsunsr«- unck 1>i!ii>eoz»tic»u-2eu8tui»e kür 8ebüler" (XerrU. O'orresp.-LIstt X'o. 7, 8. 54). Dr. klo»». Gewerbekammer Leipzig. Monlag, den 3. dieses Monats, Nachnnltag 5 Uhr öffentliche Plcnarittznn, tm Kam«er1«cale. Tagesordnung: 1) Vortrag aus der Regisirande. 2) AuSschußbericht über eine Minifterialvorlage, die Bernn- reinigunq der fließenden Gewässer betreffend. 3) AuSschußbericht über ein« Vorlage der General-Direetion der sächsischen Ltaat-eisenbahnea, betreffend die elnheiUiche Tarifieung voa Spiritus. 4) AuSichußbci icht über nachgesuchte Unterstützung der Petitionen um Erbauung einer Eisenbahn Geilyaia . Lausigk - Liebcrt- wolkwitz-Lelpzig. Leipzig, den 1. Deeember 1883. W. Höckel, Bors. Herzog, S. Nichtamtlicher Theil. Ein bedeutungsvolles Geschenk. Als Geburtstagsgeschenk KaiserWilKelniS für König Alsonso, welche- diesem durch den Kronprinzen Friedrich Wilhelm über reicht wurde, war bas Reiterstandbild des Großen Kurfürsten auSgcwähll worden, jenes Helden, welcher die Grundlagen der Wohlfahrt deS heutige» deulschcn Kaiserhauses gelegt hat, wie in dem Glückwunschtelegramm deS Kaisers ausdrücklich bemerkt ist. TicseS Geschenk hat demgemäß eine tiefere Bedeutung, es ist gleichsam die Anerkennung der Thatsackie, daß König Alsonso Spanien gegenüber die gleiche Ausgabe sich gestellt und zum Theil sckon erfüllt bat, welche dem Großen Kurfürsten als dem Schöpfer der Grundlage des heutigen deutsche» Reichs zusiel. Die Kämpfe, welche das kleine Branden burg kurchaeniacht hat, bevor ihm Friedrich der Große al-Z König eine Weltstcllnng erobert hat, waren anderer Art, als diejenigen, welche König Alfons bcvvrstchen. Die Ausgabe dieses Fürsten ist ausschließlich friedlicher Natur, eS sei denn daß die Parteikämpse im Lande selbst einen blutige» Eha rakter annchmen sollten. Für diesen Fall wird auch König AlsonS nicht vor Anwendung energischer Abwehrmitlel zurück schrecken, aber nur im Bewußtsein seiner Pflicht, Spanien Ruhe, Friede und Ordnung zu verschaffen und zu erhalten und in diesem Streben fühlt er sich EinS mit den edelsten Kräften der spanischen Nation, wie er das bei Eröffnung der Akademie für Rechtswissenschaft vor einigen Tagen unter dem lauten Beifall aller Anwesenden ausgesprochen Kat. Spanien ist ein geographisch und ethnographisch voll kommen abgeschlossenes Land; die einzig mögliche Abrundung wäre durch die Vereinigung mit Portugal gegeben, die Ent wickelung diese- Landes siat sich aber seit Jahrhunderten selbstständig und unabhängig von dem spanischen Schwester lande vollzogen, so baß an eine staatliche Verschmelzung beider nicht zu denken ist; die Wohlfahrt beider Nachbarländer er heischt eine solche Vereinigung nicht und König Alsonso i k der Letzte, welcher kriegerischen Abenteuern nachgingt, während er die Möglichkeit einer friedlichen Entwickelung vor Augen hat. Die freundschaftliche Begegnung deS spanischen und portugiesischen KömgSpaares, welche vor Kurzem in Madrid statlsand, hat den sreundscbastlichen Gesinnungen König Aisonso'S gegen das Naebbarrcich unzweideutigen Ausdruck verliehen und an diesem guten Einvernehmen wird niemals etwas geändert werden. Es war sicherlick nickt absichtslos, daß Kronprinz Friedrich Wilhelm im traulichen Gespräch an der Mittagstafel aus der Cvrvette „Prinz Adalbert" am Geburtstage seiner Gemahlin sein Urthcil über König Alsonso aussprach, denn an dieser Tafel nahmen Vertreter der Presse Theil, welche die Reise nach Spanien auS dem Grunde mitmachten, um über die bedeutendsten Momente der Reise den von ihnen vertretenen großen Blättern Bericht zu erstatten. Alle drei Journalisten habe» übereinstimmend berichtet, daß der Kronprinz den König AlsonS für eine» der bedeutendsten Monarchen Europas erklärt hat. unter welchem Spanien einer großen Zukunft entgegen gehe. Am auSsübrtichstcn hat der Ver treter der „Nationalzeitung" die Aeußernttgen deS Krön Prinzen wiedergegeben, er hat der Enirgie gekackt, mit welcher der König dem jüngsten Militaircnisstan"e gegenüber getreten ist, serncr der Festigkeit seines Wittens, welche sich durch die Aussührung seines RciseplancS trotz aller entgegen- stebenken Hindernisse kundgab. er erwähnt endlich die Geschick licbkeit, welche König Alsonso in der Auswahl seiner Rath geber und Mitarbeiter an den Tag gelegt hat. seiner Sprachtcnntnisse, seiner Redegabe und der Gediegenbeit seines ganzen Wesens und daraus ergiebt sich ein Gesammtbild. welche« für den König um so schmeichelhafter sein muß, weil alle in Homburg versammelten Fürsten denselben Eindruck empsangen haben, welchem der deutsche Kronprinz Worte gab. Eö war das also keine Verletzung der schuldigen Dis kretion. wenn dieses Urtbcil der Ocsfeiiliichkeit übergeben wurde, sondern es ist damit nur eine in weitere» Kreisen bereits bekannte Tbatsacke össcntlich bekräftigt worden. Auch die „Provinzialcorrcspondenz" drückt denselben Gedanken i» anderer Form aus, wenn sic schreib!: „In diesem Sinne ist der jugendliche Monarch, dem Spanien die Wiederherstellung einer inneren R»ke und seiner äußeren Stellung verdankt, von dem deutschen Volke berzlicb willtvnnnen geheißen worden, al» derselbe im Herbst dieses Jahre« das Hoslagcr unseres Kaisers aussnchte." In Spanien weiß man die freundschaftlichen Gesinnungen zu würdige», welche das deutsche Kaiserhaus dem Wieder- herstcller Spaniens cntgcgenbringt. „Zmparciat" siebt die herz liche» Wünsche, welche der Begründer ler deutschen Einheit für da« Wohlcrgeben des Königs und der spanischen Nation hegt, als eine» Beweis besonderer Auszeichnung sür diele Nalion an. Und die „Provinzialcorrespondenz" hat das rechte Wort getroffen, indem sic sagt: „Wenn irgend wo, wird man es in Spanien verstehen, daß Werthsckätznng und freundschaft liches Einvernehmen zweier ihres Berufs bewußter Eultnr- vöikcr der Unterstützung durch politische Sonderinteressen nicht bedürfen." Mit der Begründung seiner Einheit hat da» deutsche Volk erst denjenigen Abschluß seiner nationalen Entwicklung erreicht, dessen Spanien sich längst erfreut, wenn auch widrige politische Verhältnisse anderer Art die spanische Nation zu dem nngc- störlen Genüsse ihrer Einheit nickt habe» kommen lasten. Jetzt ist sie aus dem Wege, zu einer steligcn gedeihlichen Ent wicklung der idr innewohnenden Kräsle zu gelangen und in dieser wünscht ihm das deutsche Reich durch die Personen seiner vornehmsten Vertreter seine neidlose Unterstützung angedeiheu zu laste». Tie Kriege, welche der Große Knrsürft, Friedrich der Große und Kaiser Wilhelm geführt haben, hatten nicht Er oberung«- und VcrgrößcrnngSzwecke, wie die Kriege Lud wig'« XlV. und Napoleon s, sie wurden vielmehr dnrcb- aekämpst in der Erfüllung einer historischen Mission, deren letzte« Ziel die Ausrichtung de« deutschen Reiches in seiner alten Fracht und Herrlichkeit war. Die Völker haben daS natürliche Bestreben. ein politische» Ganzes zu bilden und wenn sie die» erreicht haben, so ist die Grundbedingung erner naturgemäßen Fortentwickelung gegeben; nicht allen Nationa litäten wvbnt aber eine solche Kraft bei und da, wo sie fehlt, tritt der Verschmelzungsprvceß ein. Ein Blick aus Europa zeigt unS, daß die wesentlichsten Grundlagen für die Erhaltung deS Frieden» jetzt vorhanden sind; die großen Pvlkersainilien erfreuen sich sämmllick der staatlichen und geographischen Abrundung, deren sie bedürfen, nnd deshalb besteht letzt die Hauptaufgabe der europäischen Völker darin, die Formen auszusinde», unter welchen sie in Ruhe und Friede nebeneinander wohnen können. Deutschland hat in diesem sür die gesammteEulturmensckkeit so hochwichtigen nnd überaus heilsame» Wettkampf die Führung übernommen und jedes neue FrcundschaftSbündniß, welche« diese Macht mit einer andern europäischen Nation absckließt, bildet eine neue Bürgschaft sür die Bewahrung des Weltfriedens. Darum wurde eS überall, wo man Verständniß sür diese Ausgabe Kat mit Freuden begrüßt, als Italien mit cinbezogc» wurde in den Frcnndschasksbund', welcher im Jahre 1879 zwischen Deutschland und Oesterreich abgeschlossen worden ist und des halb ist die Reise deS deutschen Kronprinzen nach Spanien von so weltbewegender Bedeutung, weil der große Frieden« gedanke, welcher von Deutschland auSgeht, dadurch auch an die spanische Nation übertragen worden ist. König Alsonso hat die tiefe Einsicht um kiesen großen Gedanken in seiner ganzen Tragweite zu erfassen und deshalb freuen wir n»S mit dem deutschen Kaiserhaus«:, daß wir an dem Könige Spaniens einen so thalkräftigen Mitkämpfer sür die Aus richtung und Erhaltung de« Weltfriedens gesunden haben. Leipzig, I. Derember 1883. * Als jüngst gemeldet wurde, daß die kaiserliche Admiralität in der nächsten ReichStagssrssion mit einer Forderung sür fünfzig Torpedoboote kommen werde, waren die Osstciösen sofort mit einem Dementi bei der Hand. Mag nun auch diS jetzt noch keine Entscheidung darüber ge troffen sein, ob und event. welche Summe für daS Torpeto- wesen in einem Nachtragsetat vom nächsten Reichstage zu fordern sei. so steht doch nach Andeutungen auS unter richteten Kreisen fest, daß der Reichstag alsbald n», die Bewilligung von Geldmitteln sür die Vergrößerung des TorpedobcstandeS angegangen werden wird. Die im denlscben FlottcngrUnbungSvlan für die Jahre 1875 bis >882 behufs Beschaffung von Torpedo-KriegSniaterial cingesetzteii Suinmen waren lediglich bezeichnet als Voranschläge der Rosten einer fortlaufenden Fortentwickelung deS TorpcdowesenS und seiner Ausnutzung sür die militairischcn Interessen Deutschlands, und zwar in Voraussetzung eines günstigen Abschlusses der damals neck größtentbeil« im VersuchSstabiuni befindliche» technischen Versuche nnd »i»er Steigerung der inilitairischen Bedeutung sremdstaatlichrr Torpedowcsen im Speciellen und fremdstaatlicker maritimer Angriffs« Strcitmitlel in, Allge meinen. Diese Voraussetzung ist inzwischen vollständig ein- gelrossen, und auS den Erfahrungen >,» russisch-türkischen Kriege und bei dem Bombardement von Alexandrien hat man auch in der deutschen Mariiievcrwaltung dir Nothwendigkeit einer Vermehrung unseres Torpedowesens erkannt. Im Marine-Etat von 1882/83 hat die Marme-Berwaltung aus drücklich aus die Wichtigkeit deS TorpcdowesenS wie folgt ausmerksam gemacht: „Für die Abwehr von Blokaden. die stete Beunruhigung und Gefährdung feindlicher Geschwader an den heimischen Küsten, den Wach- und Sicherheitsdienst und in vielen Fällen auch sür die Unterstützung der eigent lichen Schlachtschiffe im offene» Seegefecht haben sic eine Bedeutung, daß von zwei Kriegführenden derjenige im ent schiedensten Nachtbeile ist. welcher keine Torpedoboote zur Verfügung bat. Für de» Angreifer haben sie dieselbe Wichtig keit im Küstcnkriege wie sür de» Vertbeidiger, weil sic emi nent für den Recognoscirnngsdienst geeignet und Geschwader nur mit ihrer Hilfe im Stande sind, sich einigermaßen gegen nächtliche Torpevo-Angrifse eines unternehmenden Gegners zu schützen." Nach der Ansicht unserer maßgebende» Stratege» unterstützt die Beschaffenheit der deutsche» Küste so wenig feind liche Landungen, sowohl in Bezug aus Tiesenverhältnisse und Strömungen als auch in Bezug auf die Etablirung von Lan dungstruppen, daß die Berthcidigung aus diejenigen Oertlicb- keiten beschränk! werden kann, welche den Gegner besonder« locken, wiez. B. die größeren Handelsstädte rc., »ndfürdieseerachtet inan die Offensiv- und Defensiv-Torpedos als sehr geeignet. Tic Nothwc»digkeit einer Vermehrung unsere« TorpcdowesenS wird auch daraus gefolgert, daß die russische Marine hin- icbtlich der Ausrüstung »lit Torpedoboote» der deniscl'en Kriegsmarine überlegen ist und daß Dänemark mit seinem Torpedowcsen uns in einem Kciege gefährlich werden könnte. Letzteres wurde berektS vor ungefähr zwei Jahren in einem Beihefte zum „McirineverorbiniiigsblaU", wie folgt, aus- gesprcchcn: .Für den Fall eine« Krieges, in welchem Dänemark mit zu de» Gegnern Deutschlands gehörte, würde bei dem Vorhandensein einer größere» Anzahl von Torpedoboote» ans dänischer Seite die geringe Entfernung der dänischen Insel» von dem Kieler Hasen und von Fehmarn und die Lage von Bornholi» mitte» vor der deutschen Oslsceküste nickt wenig dazu beitragen, die kleine dänische Seemacht zu eine», recht chwierige» Gegner zu macken." Erst mit der Be,Mehrung deS TorpcdowesenS in der deutsche» Kriegsmarine wird das durch kaiserliche Ordre vom 7. Juli 1879 gebildete Torpedo- I»genic»rcorpS. welches die Ausgabe hat, für den Gebrauch, die Aufbewahrung und Instandhaltung des Torpevowesens als Hilfspersonal zu dienen, zur vollen Wirksamkeit gelange», und erst dann wird die neuerdings a»gevrd»elc Ausbildung aller Osficiere eine» Kriegsschiffes zu „Torpedo-Ossicieren", welche die Besatzung mit der Tvrpebowasfe auszubildeu haben, von Bekeulinig werden. * Den: BundeSrathe ist ein Gesetzentwurf sür Elsaß- Lotbringen zugegangen, welcher die aiikerweitc Einrichtung der Verwaltung der direkten Steuern betrifft. Danach soll die jetzt den drei Etcnerdirectorc» am Amtssitze der BezirkS- präsidcnten zustehende Verwaltung der direclen Steuern und deö Katastermesen« aus einen Direktor der direkten Steuern übertragen werden; derselbe hat seinen Amtssitz in Straß- burg und ist dem Ministerium unmittelbar unterstellt. * Nach einer Belgrader Mittheiliing der „Pol. Corr." ind von den Mitgliedern des radikalen EomitSs durch die Ergebnisse der Untersuchung insbesondere Paschic, Todo- rovic und Rascha Miloschcvic compromiltirt. Der Eine ver sendete aufrührerische Proctamativncn an die ZwcigcomittS, verlheilte unter den Anhängern des Radikalismus im Innern die Fübrerrollen, stellte die ihm geeignet scheinenden Pcrfvn- bereilungcii im AuSlande, welchen man den „politischen" nennen könnte, während der Dritte, der längere Zeit in Rußland gelebt halte, die Verbindungen der Verschwörer nach außen spann und unterhielt, inalerielle Unterstützung für den Ausstand und mit dieser Instructionen und Weisungen entgegcnnahm und dafür, daß letztere im Wege de« Eentrat- EolnilsS weiter gegeben und vollzogen wurden, sorgte. * Während Rußland unablässig bemüht ist, seine Ver bindung mit (5 enlra lasten zu verbessern, verfolgt Eng land gleiche Zwecke in Bezug ans Kleinajien unc» Persien. Londoner Handelskreisc lenken jetzt die Aufmersamkeit der Regierung aus ein Projekt, dessen Verwirklichung dem Ver kehr Englands nach Persien bedculend zu Statten kommen würde. Es handelt sich um die Ersetzung der jetzigen Route über Trapezniit nach Erzerum durch eine andere, welche von Surmenct, etwa 20 Meilen östlich TrapezunlS, auSgehen und die Hanplstraße von Erzen»» nach Bayazid bei Baiburl treffen würde. Ter Weg von Trapczunt nach Baiburt ist ein vielfach gewundener und beschwerlicher, von l2k engl. Meilen Länge, wogegen die neue Linie »nr 55 Meilen lang sein würde. Ter einzige Eimvanv gegen das Snrmenet- Projcct besteht in der ungesunden Lage dieses Platzes. Dem könnte indeß durch AnSlrocknung der benachbarten Moräste abgeholscii werden. UeberdieS hat der Hasen von Surmenct mancherlei Vorzüge vor dem von Trapez»,,! voraus, er ist tiefer und liegt geschützter, und würde sich mit relativ geringem Kostenaufwand für HandelSzwcckc durchaus brauch bar machen lassen. * In Ulster, Irland, scheint sich abermals ein Zu sammenstoß zwischen den Oran gifte» und den Parneliten vorzubercitc». Die Nationalliga hat sür Sonntag ei» Meeting in Newry cinberusen. Ter Grcßmeister der Orangelogen der Grafschaft Armagh hat nun zur Ver anstaltung einer Gegendemonstration eine» Ausruf erlassen, i» welchem er aiisfordcrt, „den Brüdern m Rewry zu helfe», die Lehren niederzuschlagc», welche zum Morde »nb zu Ge- walttkaten führen. Ter Premier-Minister bade an die legalen Elemente appellirt, der Regierung in der Unlcr- brücknng der rcvolnkionaire» Bewegung beizustebc», und cS ergebe darum an alle Brüder die Aiissordcrung, an, Sonntag in Newry zu erscheinen, um die Eonsiilulioii gegenüber den Hochverrälhern aufrecht zu erhalten." Durch eine Anzeige wird zugleich ausgesordert, sür 3000 Oraiigemäniier von Sonntag bis Montag Kost und Wohnung zn schassen. Der ganze Bezirk ist in größler Aufregung und man erwartet einen blniigen Zusammenstoß, falls die Regierung cs nicht gerathe» finden dürste, da« Meeting zu verbieten. * Diejenige Gattung der Oricnliiiteresse». welche in egyptische», Bode» wurzelt, erscheint durch die Nach richten aus dem Sudan in hohem Grade berührt. Man hatte sich gewöhnt, Egvolen als unter englischer Obcrvor- inundschaft stehend zu betrachten; ans wie schwachen Flißen aber diese Anschauung bei den Orientalen r»bt, zeigt eben die Katastrophe von El Obeik, trotzdem England an der selbe» direct ganz und gar nicht belbeiligt ist. An-S Egypten werten Anzeichen zunebnienLer Gäl'rnng unter der eingeborenen Bevölkerung gemeldet, welche ganz allein durch die Anwesen heit englischer Bajonette im Lande ziiruckgctämint werde», aber alsbald in zügellosen Fanatismus ausarten dürsten, so bald der letzte britische Soldat dem Pharaonenlande den Rücken kehren würde. Der Sieg des Mahdi Uber HickS Pascha zeigt, daß die europäische Gesittung, wo immer sie sich »ach Ländern mol'ainedanischcii Gepräges verirrt, ein exotisches Gewächs bleibt, unvereinbar mit orien talischem Denke» und Empfinden ist n„d stets deS Ruck balle« europäischer Machteiitjallung bcdars., um ihr Dasein in der ihr fremden Sphäre zu fristen. Letztere« aber ist um somehr der Fall, wo außer den ideale» auch noch sehr reale Interessen aus dem Spiele sieben. Solche realen Interessen besitzt England in Egypten, und wenn Herr Gladstone eine Zeit lang sich mit der Hoffnung schmeicheln konnte, zur Wah rung jener Interessen werde cS keiner dauernden Occupatio»
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