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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.12.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188312227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-12
- Tag1883-12-22
- Monat1883-12
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.12.1883
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Adökmrmnils-rri» vienelf. 4'/, Mt. rnrl. Bringerlohn ö Mk„ dvrch die Post bezogen 6 Mk. Jede -inzelnr Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pi. Gebktbren lür Extradeilage» »bne Poi'tdeiSrderuug 39 Mk. «tt Poftdrsörderung 48 Mk. Inserate Sgespaltene Petitzeile 20 Ps. OrSßerr Schnsre» laut aniere« Prets- oerznchniß. ladetla rischer u.Zisieruiatz »ach hötzrrm Parts. Reklamen unter de» Rrdactiaußgrich die Svallzeile SO Bi. Inserate sind steis a» die «rpedttta» z« ieubea. — Rabatt wird nicht gegeor». Zahlung pnreouiuernuüo »der durch Post- uachnaume. ^- 350. Tomralveu^ den 22. December 1883. 77. Jahrgang. Zur gkliilligkn Vklichtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den LS. Deeember, Bormittags nur bis Uhr geöffnet. kxpellltlon ilos I-olpx1«er l'aKedlLtteB. Amtlicher Thcil. Vtliaünlmachnttg. Vir bringen hiermit zu, >illqei»e,»eii Kenntniß. daß wir zum Ablager» von Lchutt, Asche, Lchlamm unk Ha»»absätlen aller Art folgende A Platze an- gr»>esen haben: t) da« am Leutzseber Wege liegende alte Hlutz- dett in der Skahe dr« neuen LedützenhanseS. links von der über das Kobnrger Wnsier juhreuven sogenaiinlen verschlossenen Brüche, r) da« »««geschachtete städtische Tandgrnben- »real reryt« an der Ehausire nach «rimma in der Nahe de« Hochrrservolrs der Stadl,vafferlunsl, tu Probstbeidaer Flur. Hierbei machen wir zugleich bekannt, daß außer an de« obige» öffentliche» Ablagerung-Plätzen jede anderweite Ablagerung vvn Lchutt, illrhrlcht, vchlamm und Hau«absällea alter Art überhaupt an anderen Orten, auch wenn diese im Privateigen thum sind und der betreffende Eigrnlhümer de» Grund und Bodens damit einverstanden ist, bez. dieser selbst die Ablagerung aus seinem Grund und Boden bewirkt, verboten ist. Hierbei behalten wir nn« jedoch vor. in jedem einzelne» Falle die Anfuhr von Bauschutt zur Auffüllung solchen AreatcS,' welches nach einem endgültig sestgesteUle» Bebauungspläne z» Straßen obkV öffentliche.! Platze» für vir Zukunsi bestimmt ist, den Privaten zu gestatten. Hierzu ist in jedem einzelnen Falle von uns besondere Erlaubniß einzubolen und haben hierbei die in unserer Bekanntmachung vom 23. Mai 1880 frstgestcllten Grundsätze Platz zu greisen; woruach zu Straßeiischliltiiiigen und zur Ausfüllung von Banareal nur Erke, Bauschutt (auS Stein. Sand, Kalkmörtel und Erde bestehend), Sand, Kie« und Steinknack zuarlassen wird, dagegen insbesondere Kehricht, Scherben. Vtechmickr, Blech- waarrn, Gyp^stiicke, Stroh oder Slrohgeflecht«, Dünger, Hokz.'Papier, Asche, Kohlenstaub, Schlamm. RuS, GlaS und dergleichen nicdl verwendet werken darf. Zuwiderhandlunaen werden sowohl an Denjenigen, welche den Abraum abgeworscn, als auch an Denjenigen, welche hierzu Auslraq erlheilt oder die Genehmigung zur Ablagerung aus ihrem Grund und Boden obne unsere Genebmigung erkbeilt haben, mit Geldstrafe bi« zu BO Mark oder mit Haft bi» zu 14 Tagen unnachsichllich geahndet werden. Tie Bezeichnung weiterer Ablagerung-pliitze außer den obengenannten bleibt noch Vorbehalten. Leipzig, am 14. December >883. Der Ratb der Stadt Leipzig. 1)r. Georgs. Eichonu». Bekanntmachung. Zum Zwecke der Einkonimenschätzung aus da» Jahr 1884 werden gegenwärtig diejenigen Beitragspflichtigen, deren Ein kommen nicht zweifellos unter dem Betrage von lKOO bleibt, zur schriftlichen Declaration ihres Elnkommen» unter Anfertigung eine» Declaration-sormularS und unter Ein räumung einer zehntägige«, vom Tage der Be- hä»dtg«ng ab »» berechnende» shrist, deren Der- säumuiß de» Verlust de« NeclamattouSrechte« für da« Steuerjahr L884 »ach sich zieht, ausgesorderi. Gleichzeitig wird in Gemäßheit von h. 33 der zum Ein kommensteuergesetze vom 2. Juli 1878 erlassenen AuSsührungS» Verordnung vom 11. Oktober desselben IahreS hierdurch bekannt gegeben, daß auch denjenigen, welchen eineDeelarationS» ausforderung nicht zugesendet wird, eS sreisteht, eine Declaration über ihr Einkommen bi« rum S. Januar 1884 im Stadthaufe. Ovstmarkt Nr. 3, 3. Etage, einrureichen, woselbst auck Declarakion-sormulare unentgetllich in Empfang genommen werden können. Am Weiteren »erden auch alle Vormünder, ingleichen auch alle Verkreler von Stiftungen, Anstalten, Personen vereinen, liegende« Erbschaften und anderen mit dem Rechte de« Vermögeo-erwerb» auSgestatleten DermögenSmaffen aus grfordert, für die von ihnen bevormundete« Personen bezw für die von ihnen vertretenen Stiftungen, Anstalten u. s. w., soweit dieselben »in steuerpflichtiges Einkornm« beziehen, Declarationen an obengedachter Expeditionsstelle auch dann ewmreichen, wenn ihnen de«tzalb besondere Aufforderungen nicht zngehen sollte«. Leipzig, den 28. November 1883 Der Rath her Stadt Leipzig. vr. Lröndlin. Göhlitz. Lutzhslr-L«c1ioa. Areltaa, he« «8. December 1882 solle« von vor- mittag« 9 Uhr ab im Forstreviere Connewitz aus dem Kahl- Schlage in >btb 3 b und 5» ca. 137 Eichen-, 94 Weißbuchen«, 27 Eschen«, SS Ahorn«, 134 Rüstern-, 2 Linden-, 88 Ellern-, I A«pen-, 1 Kirsch banm- und S Apselbaum-Rl-tze, sowie Ü2 Eieben-, SO Eschen-, 32 Rüstern-S«htrrh»lzer und ros Rüstern-Hebebänme «ater den i» Termine öffentlich auSzubängenden Vedingnngen und der üblichen Anzahlung an Orl and Stelle nach dem Neistgebot verkauft werden. A«s«mme»k»»ft auf dem Holzschlage an der Bay risch»» Stse«baha unweit de« Zauck'schen Dampfhammer» vor Roschwitz. dripzig, am 15. December >883 Dc« Stath« Aorstdrp»tattoa. Vekanntmaihung. Die Lieferung vv» t.400.000 Schleugenstcinen zu den in den Jahren >884/85 anszusubrenden Cchteußenbaulen soll au eine» oder mehrere Unternehmer inAecord vergeben werden Tie Bedingungen für diese Lieferung liegen i» unserer Tiefbau Verwaltung. Raihhan» 2. Etage. Zmimer Nr. l4 au», woselbst auch die Offerten versiegelt und mit der Auf schrift: Licscruag von Sebleusicnstetnr» in de» Jahre» lvvt 85 versehen bi» zum 8. Januar 1884 Nachmittag« 5 Uhr eur- zureichen sind. Leipzig, am lS. December 1883. De« AatkS der Stadt Leipzig Straßen Vau dcputatlva. erledigt hat sich unsere unterm IV. vor. Ml», erlassene Bekannt machung. den Gärtner Ernst August Adolph Marx- Hausen betr. Leipzig, den >8. Deeember 1883. Der stkatk der Stadt Leipzig. tArnreaanrt.) L u k> w i g - U o l s. Wendt. Nichtamtlicher Thetl. Das Lrgebniß der Neise des deutschen Kronprinzen. In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag hat der deutsche Kronprinz Nom verlassen und die Rückreise in die deutsche Hei »ath angetreten. Eine ercignißreiche Zeit bat damit ihren Abschluß gesunden' der Gang der Wellgeschichte ist durch die kronprinzliche Reise beschleunigt worden ; wozu sonst Jabre eriordertich gewesen, dazu haben Tage und Stunden genügt, die Beziehungen zwischen Deuisckland und Spanien hätten ohne daS persönliche Erscheinen deS Krvnprinzeu in Spanien viel leicht niemals einen so Hobe» Grad von Wärme und Innigkeit an genommen, alS sic gegenwärtig erreicht haben; daS Räkhlsl der Versöhnung de- PapstihumS mit dem König» .ch Italien und dem proleslanlischen veulickrn Kaiserthum wäre auch, schwerlich ans andere Weise, als durch die perlönlicke Ein- wirknng de- deutschen Kronprinzen möglich gewesen. Er selb» ist gewiß der beriisenste Beurlheiter der Ergebnisse seiner spanisch»italienischen Reise, den Deutschen RomS gegenüber hat er sich dahin geäußert, daß die Freundschaft zwischen Spanien unk Deukschland der zwischen Italien und Deutschland a» Wärme nnd Innigkeit nicht- nachgiebt, und daß die Besuche beim König von Italien und dem Papst eine günstige Wirkung aus die Erhaltung de- Frie den- an-üben werden. Man könnte von diesem Ausspruch den Rückschluß machen, daß der Friede ohne diese beide» Be suche bedroht gewesen wäre, aber so waren die Worte deS Kronprinzen sicherlich nicht gemeint, er wollte nur sagen, daß der europäische Friede dadurch eine werthvolle Stärkung cr- kahren kabe. Und daS ist auS dein Grunde der Fall, weil die Stellung deS PapsteS zu de» bestehenden europäischen Machtvcrhällnissen durch de» Empfang de« Kronprinzen im Vatican, wäkrend er als Gast des König- Hunibert ini Quitiiial weilke, eine wesentlich andere geworden ist. Solange die Beschränkung de» päpstlichen Besitzes in Nom aus de» Vatikan von einem beträchtlichen Tbeil der europäischen Be völkerung alS ein vorubergebender Zustand betrachtet wurde, weicher bei der ersten günstigen Gelegenheit durch die Wiederherstellung der weltlichen Macht de» Papste» umge staltet werten sollte, war an einen aufrichtigen und ge sicherten europäische» Frieden nicht zu denken. Da» Papsttbiim hegt zwar mit seinem gesammten Anhang noch deute de» heißen Wunsch, daß der Kirchenstaat durch irgend eine große Um wälzung wieterhergestelll werden möge, aber der Unterschied rwische» sonst und jetzt besteht bann, daß der Papst und seine Anhänger diesen Wunsch nicht mehr laut kund geben, wie ehedem, daS Papstthum hat vielmehr die Nothioendigke>t erkannt, da» Bestehende stillschweigend anzuerkennen. Eine ivenn auch nur äußerliche Aussöhnung de« Papstthums mit dem deutschen Reich in seiner heutigen Gestalt und mit dem diesem innig verbundenen Königreich Italien ist für den europäischen Frieden von höchstem Wertbe, daS leuchtet obne Weitere» ein. Konnte r« doch ohne einen solchen Act der Versöhnung nicht zu einer wirklich aufrichtigen Freundschaft zwischen Oesterreich und Italien kommen. Es war kein zufällige» Zusammentreffen, daß in der Sitzung der italienischen Deputirtenkammer vom 20. Tecemb-r ein Manifest der Jrrcdenta in den Sitzungssaal geworfen und der Ruf: „ES lebe Italien und Oberdank" auSgestvßen wurde, während der deutsche Kronprinz noch in Rom war. Die Jrredentisten fühlten, daß der Besuch de« Kronprinzen im Vatikan ihren Bestrebungen den Todesstoß versetzte. So wenig die Jrredentisten anch mit dem Papst sympathisiren, weil sie mit der Revublik den AtheiSmu« aus ihre Fahne geschrieben haben, t« war doch ein dem Königreich Italien feindlicher, unversöhnlicher Papst für sie rin Factor, mit welchem sie rechneten. Jetzt iß ine Gefahr ein«« Gegenbesuche« de« Kaiser« Franz Josef beim König von Italien eine gegenwärtige; wie verlautet, wir» der Kaiser bereit« in nächster Zeit erw»rtet, und deShelb macken die Jrredentisten einen letzten verzweifelten Bersuck, um ihre Sacke zu rette«. Eie hoffe», daß Kaiser Franz Josef durch die Kundgebvng in der Kammer sich veranlaßt fühle« wird, die bereit« beschlossene Reise >nau«gesührt zu lassen, sie ver gessen aber dabei, daß der Kaiser von Oesterreich auck nach Triest gegangen ist, trotz de« Vombenaltenlat«, welchem mehrere Personen dort zum Opfer gefallen waren. Kaiser Kranz Joses wird sich n« so weniger durch diese ohnmäch tigen Versuche, die Ruhe zu stören, abhalten lasten, »ach Rom zu kommen, at» da« Könizthum in Italien seit einem Jahre wesentlich an Krast und innerer Festigkeit gewonnen bat und di« Jrredenla untzer dem Ministerium Depreti«- Mancini ihren letzten Rest an Einfluß verloren hat. Die feilere Gestaltung de« Bündnisse« zwischen dem Deutsche.^ Reich, Oesterreich-Ungarn und Italien wird durch diese Bestrebungen nickt verhindert, und gerade sie ist die schönste und werthvollste Frucht der Reise deS deutschen Kron prinzen. Die Ausnahme, welche dem deutschen Fürsten in dem katholischen Spanien nicht nur durch da» Volk, sondern auch durch die Geistlichkeit bereitet worden ist, mag den Ge danken einer persönlichen Annäherung an den Pasffi zur Reise gebracht haben, und da der Papst seit seiner Tbron- brsieiaunq den Willen zu erkennen gegeben hat. mit dein Oberhaupt de« Teulscken Reiche« zu einem Ausgleich zu ge langen, so war er um so weniger in der Lage, dem ln Aussicht gestellten Besuch de« deutschen Kronprinzen gegen über sich abtebnead zu verbalten. Wahrscheinlich war ihi» diese Gelegenheit, sich dem E'nstuß der jesuitischen Propa ganda zu entziehen, sogar hochwillkommen und nur per Zwang der Verhältnisse brachte SS mit i>ck>, daß er seine Empsindungen hinter lächerlichen Verbanklnngen über Fragen der Eukettr verbarg. Da« Papsttbum selbst erleidci durch die Verlängerung de« KampseS mit der preußische» StaatSrcgicrung eine Einbuße an Macht und Einfluß, unk de-hatb ist Leo Xlkl. seil 5 Jahren eisrig brinnbl. zu einem für die Kirche möglichst vorlheilhaste» Abkommen m» Preußen und milletbar mit dem denls.ben Re ch zu gelangen. Turch die persönliche Begegnung mit dem Kronprinzen ist der Fortgang der Uiilerbandiungen unzweiselbast gesörderl. da« Eenlrum muß wobt oder übel seinen Wünschen Schweigen aujerlegen und sich der höheren Autorität de« PapneS sügen. Da« feindliche Papstlbum ist ein fortdauerndes Hinderniß sür die Herrstbasl de« Frieden«; verschwindet diele Wunde an, Körper Europa», so ist die wesentlichste Bedingung sür die Wohlsahrl seiner Völker erfüllt. Leipzig, 22. December 1883. * Da» monalelange Zögern der Bischöfe bezw. de» Bischofs vo» E»tm, des Gesamnilverlreler» seiner Eollcgen. mit der Einreichung der DiSpen-grsuche aus Grund de» neuen kirchenpvlitische» Gesetzes wird mit Recht al» ein Beweis bezeichnet, wie gering der Eifer zur Linderung der Srelsorgernoih >m klerikalen Lager selbst ist. Verliert doch mit der Linderung der Härten dc» „CnltnrkampseS" auch die ullramo»tane Agitation itnen besten Sloss. Erst am 18. V.MtS. hat der B sckws von Eulm die Di»pc»Sgrsuchc abgeschickt. Selbst die „Kicuzzeitung" kann nickt umhin, dazu zu bemerken: „Wenn man bedenkt, daß der Culluüministrr schon in, August dw Bischöfe zur Nackrsuckung der Dispense aus- geforbert, so muß man sich in der Thal wundern, daß „die bedrängte Lage der Gemeinden" nicht schon früher seitens des katholischen Kirche,ircgimeiilS die gehörige Würdigung gesunden / at. Welchen Sin» kann e« haben, die Nachsuchung der Li-pense so lange hinauSzusckiebcn, bis alle DispcnSgcsucke sämmtlicher Divceien aus einmal eingrreicht werden konnte», während man sich doch sagen mußte, daß die Befriedigung der seelsorgerischen Bedürfnisse katholischer Gemeinden durch ein solche- Verjähren in viele» Fällen weit länger al» nölhig uuiuöglich gemacht werden mußte." * Vo» den großen gesetzgeberischen Aufgaben, welche dem preußischen Landtag bei seiner Eröffnung angeknndigt wurden, sind nunmehr nur noch die sog. Verwendungs- Vorlage» im Rückstand, diejenigen Gesetzentwurse, welche nach den Worten der Thronrede da» Mißverbällniß zwischen den Mitlc.n deS Staate« und den Ausaaden. die ihm nament. lich au- dem immer härter empfundenen Drucke der Coin- inunat» und Schutlasten und an» der Unzulänglichkeit der Beaintenbesotdungen erwachsen, zur Aii'chauung bringen sotten, zu dem Zwecke, durch förmliche Anerkennung dieser Bedürfnisse die Nolhivendigkeit der Erschließung neuer Steuer quellen im Reich darzulhun. Ob diese Gesetzentwürfe wirk lich noch vorgelegt werden, muß dahingestellt bleiben; jeden falls dürste eS erst gegen Schluß der Session erfolgen und über den praktischen Werth dieser Gesetze, die nur die Bestimmung haben würden, einen Druck aus den Reichstag anSzuiibe», wird man sich nirgend» großen Illusionen hingeben. Der Finanzminister hat in seiner jüngste» großen Rede diese VerwenbiingSvorlagen nicht berührt, wohl aber hat er wiederholt zu versichern für nölhig gehalten, daß die preußisch,. Regierung nicht daran denke, mit der Reform de» innere,, preußischen directe» Steuersystems die sog. Neicbs- stcuerreform anszuqeben. Die Entlastung der unleren Elasten von dem Drucke der directe» Staalsstenern sei aber so dringlich und unausschieblich erschienen, daß die Regierung damit nicht warten z» können glaube, b>S auS dem Reich sür diesen Zweck neue Mittel gewonnen seien. Die Negierung sei zu der Ueberzeugung gekommen, baß der Weg der NolchS- steuerresorm, an dem sie entschieden sesthalte, zur Zeit nicht ein völlig von Hindernissen freier, leicht und sicher zum Ziele führender sei. Diese Andeutungen de» Minister- sind von hohem Interesse. Au- der zurückhaltenden und ausweichenden Art, wie hier über die Fortführung der Reichssteuerrcsorm. d. h. über die Pläne zu neuen indirecten Reichssteuern ge sprochen wird, ist mit ziemlicher Bestimmtheit zu entnehmen, daß große Steuerpläne sür daS Reich zur Zeit nicht vor handen sind, daß sür die nächste Zukunft, sage» wir sür die lausende Legislaturperiode, eine große stcurrpolitische Action im Reich nicht mehr beabsichtigt wird. Dazu stimmt eS auch, daß von Vorarbeiten oder Erwägungen über neue RcichSsleuerprojerte in den maßgebenden Kreisen seit geraumer Zeit nicht da« Geringste verlautet hat. * Zum Beweise der verschiedenen Umarbeitungen, welche die preußischen Vorlagen zur Reform der Ein kommensteuer und zur Einführung der Capitnl- rentensteuer in den letzten Wochen erfahren, dient auch die Thatsache, daß die beiden jetzt getrennte» Gesetzentwürfe ursprünglich nur einen einzigen Entwurf gebildet haben. In letzterer Form wurden sie noch in der Thronrede ««gekündigt. * Zur Lage in Rußland schreibt die .National- Zeitung": .Kaiser Alexander IH. «eilt mit seiner Gemahlin in Gatschina, dem Jagdschlösse de« unglücklichen Kaiser« Paul, und beschäftigt sich mit Plänen, dies« seine L,ebl>ng«residenz zu einem prächtigen Wohnsitz umzuwandeln. Dir kaisertichen Minister sind inzwischen eisrig bemüht, die Staat«maschine im Gange zu erhalten; dieselbe zeigt bedenk- liche Neigung, sich „auSzuleiern". um einen teckmschen AuS- druck zu gebrauchen. Alle Versuche, in da« alte Getriebe neue Theile einzusügen und einen neuen kräftigeren Motor anrubringen, haben sich bisher al- verfehlt erwiesen. Com- Missionen über Eommissionen tagen seit langer Zeit, ohne zu einem positiven Ergebniß zu kommen, mittlerweile wächst die Unruhe in der ..Gesellschaft" und in den Masten. Jeder mann sragt sich, wohin vaS hinan« soll. Uebrrall macht sich eine Entmuthiaung und eine Gleichgiltigkeit sür die staat- lichen Dinge bemerkbar, welche zu allen Zeiten al« ein bedenkliche« Zeichen gegolten hat. Die Zeitungen füllen ihre Spalten mit trüben Betrachtungen über den dahin- schwintenten Wohlstand, Uber die gesunkene Moral de« Volke«; eine geistige Orte durchzieht die höheren Gesell schaftsklassen, in Venen der Sinn sür die edleren Genüsse deS Leben» erstorben zu sein scheint. Die Hoffnung, welche man aus ein energisches Eiligreisen de« jungen KaiserpaareS zur Hebung der sittlichen Anschauungen setzte, schwindet. ..Wir können nickt unterlassen", bemerkt eine Zeitung, ..zu sagen, daß der Stillstand, die Lethargie, die sich in allen Schichten der öffentlichen Tbätigkeil geltend macht, eine Be lebung und Ausmunlerung von obenher erfordere, was wir aber zu unserem Leidwesen nicht bemerken." Diese gesell schaftlichen Zustände liefern daS „Material von Lmnpen" zur Fördeiung der Revolution. Die Eii»»eru»g an die Lage der Dinge unlrr Ludwig XV und XVI., sowie unter Na poleon lll. liegt nahe. Tie Erziehung liegt cbcnsalls im Argen. Alle Anstrengungen, welche seit Alexander I. gemacht woiven sind zur Herstellung eines geordneten Schulwesen«, habe» nur ttütenhasle Erjolge erzielt. Tie Klage, daß a»S den heutigen Schulen keine Männer von umsasicnker Bil dung und praltischci» Blick sllr daS Leben hervorgehen, ist allgemein, der Geist de« „FansarronnirenS", deS „BnmmelnS" beherrsch! die jungen Lenle — „ernste Bildung, ernst. Erziehung im Sinne sittlicher Kräftigung" sucht man in der Mehrzahl der Lehranstalten vergebens. Alles zielt aus die Dressur zur Bc- anile stautbadn ab. Ter »Tscbin", ein Titel, eine Rangstufe ist da» Ziel Aller. Tie Regierung soll sich zwar mit dem Gedanken tragen, VaS Einscbachlelungssqstcin, in welche Peter der Große die ganze russische Gesellschaft gepreßt hat und da» bi« auf den beuiigen Tag in voller Krast besteht, zu mobisicircn. Peler schuf eine Beamtenorknung mit vierzehn Rang stufen. aus deren erster die „hoben Excelleiizen". Reichs kanzler, Generalseldmarschall und Gcnerat-Admiral, auf deren unlcrster der „Eollegienregistrator", der Fähnrich und Eornel siebe». Die Presse begrüßt die Absicht, diese .chinesische Mauer" der russischen Gesellschaft cinzureißen, mit Beifall und erwartet von der freieren Bewegung, die den Strebsamen und Talentvollen gestattet werden soll, einen höheren geistigen Aufschwung de« Volke«. Doch während sich so ein Luftzug ei»c« neuen Geiste- anzukündiaen scheint, kommen die Vertreter der russischen Kaufmannschaft und petitiouiren um die Aufnahme in die Rangliste, um die Ver leihung von RathSNtetu. Tie „Nowoje Wremja" bezeichnet kilse« Verlangen al« ein „wahre- Curiosnm", verweist die Jünger Merkurs aus ihre College« in England, von denen e- so B>cle ohne Titel und Ehrenzeichen doch zu den höchsten StaatSä,»lern bringe,'. „Keiner neuen Rangliste t^vursen unsere Kansleute und Industriellen", bemerkt daS Blatt; „sondern Ausklärung, kausniäiinischcr Scharfblick, theoretisch- praktische Bildung ist e«, was ihnen nützen kann". Aber wie die Dinge gegenwärtig in Rußland liegen, ist die Wahr scheinlichkeit größer, baß die Kaufleute ihr Verlangen nach Titel» und Orden befriedigt sehen, als daß der „Tschin", die staatliche Einkapselung der Gesellschaft, beseitigt wirk Diese» System wird erst fallen, wenn Rußland auch im Innern ein europäischer Staat geworden ist, daS kann aber nur geschehen, wenn der Kaiser aushört „Selbstherrscher" aller Reuffen zu sein." * Au» Per» wird un» vom II. November z«r Lage ge schrieben : Eine interessante Lontrvverse, welche die regste Aufmerksamkeit sowohl der belheiligten Kreise al« der urtheilssähigen Deutschen htersclbst in Anipruch nimmt, hat sich zwischen einem Berliner und einem bekannlcn Rheinischen Blatte entwickelt in Bezug aus die Be deutung de« deutschen Einst,isse« in der Türkei, namentlich soweit derselbe durch die hierher berufenen deutsche» Beamten und Ossicirre und ihre Wirksamkeit zum Ausdruck gelaugt. E« war die« bisher ein Puact, an d>m nicht gerührt wurde, iheil« nm da« Werk der Herren nicht zu störe», tdeil« ans Rücksicht für die türkische Em pfindlichkeit. So sind über drei Jahre ins Land gegangen, seitdem die ersten Mitglieder der Mission am BoSporu« eintrasen. Sorg- sältiq wurde» von der deutichen Presse alle Einzelersolge, zunächst die deS Herrn Wettendorf, verzeichnet, aber nach und nach sind die erfreulichen Nachrichten verstummt und eS tauchten zunächst in ircmden Blätter» Miithct.nngrn au», welche die Erfolge der deutschen Mission in Frage stellten. Die Türken selbst betrachten die Wirk samkeit der deutsch,... Herren, von denen einige, wie namentlich Herr Bertram, Herr v. d. Soltz, Herr Sebaldi, ihnen sehr sympathisch sind, doch nur al« eine temporäre, durch die Laune des Lulian« ge- sch, ssene Tilual,on wesentlich daraus berechnet, der.rutsche» Regierung zu schmeicheln «nd vor den übrigen Regierungen mit dem cioilisato- rischen Apparat zu prunken. Faßt einer oder der andere von den hierherberusenen Herren seine Ausgabe, der türkischen Auffassung ent- sprechend, nämlich seine positive sachliche Leistung al« Aebensache, aus, so kann er sich aller Freundlichkeit seilen« der Türken sür ver sichert halten und ist ihr Mann. Aber danach sind unsere Deutschen, die ein auserlesene« Corp« bilden, jeder eine Capacitit in seinem Fache, nicht bcanlagt, sie vcrlcnge», der Eine energischer ai« der Andere, Freiheit, ihre Intcll gcnz zum Nutzen des Landes zu verwerlhcn, und hierbei entwickelt sich ei» latenter Kriegszustand mit de» verschiedenen Einslm'en. die in de» Ministerien wie nn Palai« sich geltend machen. To hat Jeder vor Allem diplomatische Künste anzuwenden, um sich erst das Feld seiner Thäligkeit zu erobern rech, srei zu machen. Jeder handelt hierbei für sich, Selbstständigkeit liebt da« der Deutsche zu nennen, der ja Nicht» weniger gern mit Anderen »heilt als da« Verdienst, etwas durchgcieyt und geleistet zu haben. Ob diese« die richtige Art ist, zum Z'ele z„ kominen, ist viele« Beobachtern von Anbeginn an zweiselbast erschien-n und die ss'qendc Zeit hat im Allgemeinen den Zweifel deftäligt. Ein ge schlossene« Vergeben hätte, davon ist man jetzt hier immer mehr überzeugt, viele Hindernisse, ans welche der Einzelne stieß, ra cher und wirksamer au« dem Wege geräumt und wäre namentlich den Türken selbst imposanter enchienea al« da« Borget»» aus eigene Faust. All ultima ratio, um die großen Schwierigkeiten allge meiner Nstnr zu beseitigen, blieb da« gemeinsame Abschicds- chesnch, in dem die wirksamste Pression siegt, die Thäi-gteil der deutsche» Osficiere nnd Beamten nicht im Sonde verlausen »» lasse». Ader wie gesagt, e» fehlt die Uebereinft mmung. Jeder arbeitet nun für sich, und wenu das Gesoinmiergebiiiß der Mission sich einstmals al« ein lückenhafte« und daher uni-'Uedigeii- bes sich daistelleii wird, so Hai die denlsche Z«jamn>enha»g<Iosigkeit, so gern „Selbstständigkeit" genannt, daran die Schuld. Den natür« jichen Rückhalt und die weitgehendsten Schwierigkeiten bei Ucber- windung der sich namentlich im Palai« entgegenstellendeu Hmdernifse, solle man mnnen, fände jeder Einzetnc in der ,nächtigen dentichcn Boischaft. Dem ist aber nickt so. Die kaiserl. Bonckast bet achtet geflissentlich sogar äußerlich die dänische Mission al« etwas it,r Frem de», nicht zu ihr NedSrende«. deren Lck ckwl sie wenig oder gar ni-bt iuteressirt, lür deren E' iolge res». Mißerfolge fie in keiner Weise verauiwortlich ist. So sehr die« nun auch betont und zu erkennen gegeben wird, so bleibt doch sür alle ferner Stehenden, namentlich aber auch sür alle fremden hier vrrtretenen Regierunaen. die Erjolge der deutschen Mission der Gradineffer sür den Einfluß der kaiserl. deutichen Botschaft, und namentlich die Türken werden nie eine Trennung der beiderseitigen E nflüsse anerkennen. Die Ent sendung einer französischen oder englischen Beamten-Miffion war biöher stet« da« Merkmal, daß diese oder jene Macht de« über-
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