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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.12.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-12-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188312307
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831230
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831230
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-12
- Tag1883-12-30
- Monat1883-12
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.12.1883
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Lessrttsn »od Lr»rditi»» Johauurtgasie 33. L»rechß>»sen -er Neßarti«,: Bormittag« 10—IS Uhr. Nachmittag« d—S Uhr. -* - «««»»»« »er »»r di« «Schftf.Igenbe N«»»er »efttmmten Inserate a» Wochentage» hi« S Uhr Nachmittag«, «» e«»»- u»h Kefttage« früh hi«'/,» Uhr. 2« de, Filiglril fSr 3»s..^nn»tz«r: vtta Mem«, UuivrrsitLt-ftraße »1. 1'stti« Lösche, Katharinenstraße 18. v. nur »t« '/,» vtzr ^- 364. ^ .ch ..... ch ß ß ß 1 rlMgtr.TagMait Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. . ' - - - .'! Sonrrtatz dm 30. December 1883. Auflage 18,100. Adsnnnkrntsvreis vienel». 4'/, Md. incl. Bringerlod» ü Ml» durch die Post bezogen 6 VN. ged« -inzelne Numnier 20 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren lür Lxtrabeilaae» «tnr Postdeiörderung 39 E «U Postdeiörderung 48 Vkk. Inserate Sgespaltrne Petitzeile L0 P-. Gröbere Schriften laut unserem PrriS- verzcichai». Labellarffcher «.Zisserniap nach höher« Paris. Keelamen unter dem Krdacti«u§strich dir Svaltzcile L0 Ps. Jaferate sind fteis an die i-ppeStttan zu senden. — Rabatt wird nicht gegebe». Zahlung praeoum-iruimu oder durch Post- nachnaüme. 77. Jahrgang. Im gesälligen Veachtung. Um bei Ausgabe der Legitimationskarten zum Abholen des Tageblattes beim Quartalwechsel den Andrang möglichst zu beschränken, haben wir die Einrichtung getroffen, dah Karte nnd Rechnung bereits von heute an in Empfang genommen werden können. Lxpvättlo» ä«8 L.v1pLlxer 'ruxedlLttes. gm Hose de« hiesigen AmtSgericht-gebände- sollen Mittwoch, den S. Januar 1884. 1« Uhr vormittag», circa 10,»X) Mauer- und Verblendziegeln, 3l Schock Schaalbrctter, Dcckenrohr, zwei Balconverkleidiinge», Sleiiikarren, Rüststämme and eine Leiter versteigert werden. Leipzig, de» 22. December 1883. vielst, Gerichi-vollziehrr. Amtlicher Theil. SeSentliche Sitzung -er Stadtverordneten Mittwoch, am S. Januar 1884, Abends 8 Uhr, im Tante der 1. Bürgerschule. Tagesordnung: I. Wahl de« Vorstehers und der beiden Bicevorftrher. II. Wahl der Mitglieder de« Wahlausschüsse«. m. Bestimmung desjenigen neugewählten Mitgliedes auS der Elaste der Ansässigen durch da» Los«, welche« Ende 1884 auSzuschriden hat. Vekanntmachnng. Tchaee und Elö kann in ciejcm Winter «ms folgenden Platzen abgeworfcn werben: 1) an der Böschung des aufgesilllten Platze» an der -indeaaner «hanffe« und dem Lentzfcher Wege, 2) aus der am Düfenee Weg« eirea 600 Schritt« oberhalb der Fabrik der Herren Götz L Nestmann, gegenüber dem Maschinenhause VrS Bayerischen Bahn- yosS gelegenen Parzelle Nr. 247k der Stadlflur, 8) ans dem Feldstück an der verlängerten Bayrische« Strafte in der Nähe der 8. Bürgerschule, 4) aus rem Feldstück zwischen dem Täubchenwrge und dem Silenburger Bahnhofe. Die voraedachten Platz« sind durch Placattafel» bezeichnet. Leipzig, den lS. December 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr Georgi. Henuig. Sliilluilg. Für da« Unterlasten der Zusendung von Neujahrskarten zahlten ferner an das Arinenamt: Herr Stavtrath A. Dürr 8 - Schmidt-Söblmann 6 » Wagner 8 » Nagel 8 » Scharf 8 ^ vr. P. 2. Mvbiu» 8 Bürgermeister a. D. vr. Eduard Stephaui 6 ^2 Pastor emeril. Berger 8 Consul .Hermann Beckmann 8 Adolph List 6 Theodor Wagner 6 Georg Jyia 8 Earl August Becker 6 Recht-anivalt Moritz Hentschel 8 Moritz Merfeld 8 Architekt Moritz Münch, Firma Earl Schreiber 8 Frau Fuß-Sellier 6 ,4t Herr Jnliu« Loew« 8 Paul Kürsten, Buchdruckereibesitzer 6 .re Rechtsanwalt L. Scheufsler 6 ^e Boots RoßbaL 8 Alerandcr Edelmann 8 ^e Geheimer Hofrath Prosrstor vr. Dach 6 ^e w. Dodcl 8 Ecmund Becker 8 worüber wir hiermit dankend quittiren. Leipzig, den 2V. December 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armea-Amt.) Ludwig-Wolf. Lange Ansgebotsversahren. Nachstehende« Aufgebot: „Der Gutsbesitzer Jaeot Thanisch in Bernkastel an der Mosel hat dos Ausgedot von acht Stück im Lause des Monat- Lctober 1882 ihm abhanden gekommenen Stammprioritäls- aciien der Saal-Eisenbohn-Ge!ell!chasl üb.e Einhundert Thal» Preuß. Lour. «r. 22028 , 22029 , 22030 . 2203t. 29060. 22081, 22082 und 22063 beantragt. Der Inhaber der Ur kruden wird ausgesordert, spätesten« in dem ans de« 4. Aannar 1884, v«r»ttta,« 1s Uhr. Vor dem Unterzeichneten Gerichte aaberaumteu Ausgebot», termin« seine Recht» anzmnelden und di« Urkunde» vor- zulegen, widrigenjall« da kraftlo-erklSrung der Urkunden erfolgen wird. Jeua, de» 1. November 1882 Da« Orotzhrrz»,ltch Sächsisch« «»t«O»rtcht, Vdth. l. gez. R. Padst." wird t» Gemäßheit -ff 842, 187 der Liwlproeeßordnuag hiermit zur öffentlichen Keuntniß gebrach:. Jena, de» 2. November 1882. Der Gericht-schrrtßer Grosttzerzogl. Liichs. Lnttsirricht». Referendar Zeis« s. «. Vrkaeilt»«-»-. Di« bet der Gemeind« Plagwitz erladtate Easstrerstrlle mtt einem JahreSgehalt von 1800 ^ soll baldigst besetzt werdea. Der Cafstrer hat t» gute» Ucrthpapieren KOOO ^ Laution z» stellen. 8«r»er soll ein Polizei-Expedient mtt eine« Jahresgehalt von »00 ^il augestelll werden. Gesuch« find dt« 10. Jannor 1884 dei d«m llntrrzetchnete, rinznretchen. Dem Gesuche find Zeugnisse bet- »»füge», sowie Angaben über di« Vorbildung a»d di« jetzige t«»«- habende Stellung. Plagwttz, de, 27. Derrmber 1883. ^a ^ Utzli,, «..«» Nichtamtlicher Theil. Rückblicke auf das Jahr 1883. n. Die kricgSbesürchtungen. unter welchen die friedliche Ent wicklung Europa- im vergangenen Jahr litt, gingen von wei Seite» auS: von Frankreich und von Rußland. In Frankreich war e- kcr Tod Gambetta'S, welcher dem Rache» »irst gegen Deutschland neue Nahrung gab, so daß cS fast chien, als wolle man sogleich über die Ostgrenze marschiren. Ein Ereigniß, welche- die Aufmerksamkeit der Franzosen aus ihre innere Entwicklung lenkte, war da« Manifest, welche« tcr Prinz Napoleon am 1ü. Januar in Pari« öffentlich an- chlagen ließ. Das Haupt der Bonaparkisten wollte den Thron Frankreichs in Besitz nehmen, nachdem der nächste Anwärter für den Präsikentensitz mit Tode adgegangen war, und zugleich wollte er den Leaitimisten zuvorkoiiimcn, von welchen in nächster Zeit eine Schildcrhebung zu Gunsten des Grasen Ehambord erwartet wurde. Für den Urheber diese« verwegenen Schritte« erwuchsen au- demselben keine schlimmen Folgen, denn dir kurze Hast, welche ihm das Manifest einbrachte, wurde bald durch Ricktterspruch aufgehoben, ein Versuch, die bestehende StaatSsorm umzustürzen, wurde in der Veröffentlichung teS Aufrufs nicht erkannt. Aber nach einer andern Seile hin wirkte das Manifest verderblich. Locvoy stellte in der Dcputirteukammer den Antrag, daß die Prinzen von Orleans au« Frankreich verbannt würden, weit ic als Prätendenten die Ruhe de« Landes und die Sicherheit der Republik gefährdeten. Bereit« am 1. Februar nahm die ikammer mit 873 gegen 163 Stimmen einen Gesetzentwurf an. welcher die Prinzen von Orleans von der Armee und den Eiviiämtern ausschiießt, ihnen da« passive Wahlrecht ab erkennt und sie für de» Fall einer Präte»de»tcuba»dl»ng an« Frankreich verbannt. Drei Tage zuvor hatte da« Ministerium Duclerc seine Entlassung eingereicht und man mußte mehrere Tage vergeblich »ach einem jkrirgSminifter suchen, welche» die Verantwortlichkeit für da« Vorgehen gegen die Prinzen über nehmen wollle Endlich sank sich Thibaodin. aber da« Miinsteriiim Fatliüre« war schon am 12. Februar nicht »ickr am Ruder. B-s zum 22. Februar führte eS noch die Ge» chäsk« fort und dann trat Ferry an die Spitze der Geschäfte. Die Meinu»g«verschietcnbeit mit den, Senat wurde dadurch ausgeglichen, daß die Regierung sich dcS Gesetze« von 1834 bediente, um die Prinzen von Orleans au- der Armee auS- zustoßen. Am 2S. wurde daS Teeret unterzeichnet, welche« die Herzvge von Aumale, EbartieS und Alen^on in Jnactwität versetzte. Die dadurch erzeugte Auslegung im Lande nnd in der Armee war nicht unbedeutend »nd gab eine Zeit lang zu ernsten Besorgnissen Anlaß Aber t,e öffentliche Aufmerksamkeit in Frankreich wurde bald nach einer anderen Seile abqetenkt. Elemenceau stellte, um den ihm verbüßten Senat zu beseitigen, am 6. März drn Antrag aus Verfafsiing-revision, drang jedoch damit nicht durch. Die Leidenschaften der erwerbs losen Bevölkerung, welch« durch die Zwistigkeiten im Innern ausgestackelt waren, führten am 9. März zu einer Annd- gednng, welche in die Plünderung einiger Bäckerladen auS- artete. Tie wichtigste Folge dieses Putsche« war die Ver haftung und Verurtheilung der Louise Michel zu sechsjähriger Gcsängnißstrasc. Bald darauf begannen die Verwicklungen, welche Frank reich« Kräfte in überseeischen Landern in Anspruch »ahmen, darunter in erster Linie der Krieg wegen Tonkin. Am 20. März griffe» 4000 Anamiten Hanoi an. dessen Eitadelie von den Franzose» unter Rivizre besetzt war, der Angriff wurde zurückgeschiagen, aber zwei Monate später, am 20. Mai siet RiviSre in einen Hinterhalt und wurde mit dem größeren Theil der Seinigen geködtet. Schon am 19. April waren 2000 Mann de» Franzosen in Tonkin zn Hits« gesandt worden, aber sie kamen zu spät, um die Kata- strophe vom 20. Mai verhindern zu können. Bon jetzt ab bildete die Tonkinaffaire den Punct, wo die Gegner des Ministerium- Fern» stet- ansehten, um e« zu stürzen, ohne daß ihnen die« bisher aelunaen wäre. Ferrh und Challemel» Lacour wußten alle Angriffe de« Herzog» von Broglic im Senat und de« Abgeordneten Clemencean in der Depnkirten- kammer geschickt zu pariren, so daß noch in neuester Zeit ein Ercdit von 20 Millionen für Torki» für da« Jahr 1881 bc- williat wurde, obwohl e« klar ist, daß die Regierung, ohne die Kammer zu befragen, aus eigene Verantwortung ein Unternehmen begonnen hat. besten Folgen noch nickt abzu- sehen sind und welche« leicht sich zu einem großen Kriege mit Ehina entwickeln kann. Noch im Lause de« Monat- April fanden in Italien Debatten in der Kammer statt, welche in ganz Europa da« größte Ausseben erregten, weil auS den Erklärungen, welche der Minister Mancini abgab, bervoraing, daß nicht nur sreundschasllicke Beziehungen zwischen Italien einerseits und Oesterreich und Deutschland andererseits beständen, sondern daß ein Büudniß zwischen diesen dr« Mächten abgeschlossen sei. Auch im sranzösifchen Senat kam diese Angelegenheit am 1. Mai zur Sprache »nd Cballemel«Lacour erwiderte auf die Anfrage de« Herzog« von Broglie, daß man sich in Fällen, in denen öffentliche Beiprechungen mit Gefahren ver bunden seien. Schweigen auserlegen wüste, eine Antwort, welche besonder- in Deutschland mit großer Befriedigung aus genommen wurde, weil mau darau» ersah, daß der Zweck de« Bündnisse« in Frankreich verstanden wurde und daß e« dort die erwünschte Wirkung hcrvorgebracht habe. Der Tod de« Grasen Ehambord am 24. August und die demsetben vorangcgangene Krankheit de« französischen Tbron vrätentcnten nahmen die Franzosen so vollständig in An lpruch, daß sie den Rachegedanken, welche sie gegen Deutsch land hegten, nicht uachhängen konnten, obwodl der kriegt-- »iaifier Thibaudin es nickt an Mahnungen fehlen ließ, da seine Landsleute die Hauptsache nicht au« den Augen ver lieren möchten. Diese in Frankreich Alle« beherrschend« Ein- pfindund kam erst wieder »it voller Gewalt zur Geltung, al« jwr, Ereignisse eintrate», welch« die Franzosen nahezu w Raserei versetzten, obgleich dazu auch nicht die geringste v«r anlastung vorhanden war. Die Verleihung de« preußischen IS. Ulancu-Rcgimcnt« an den König Also»« von Spanien wurde in Pari- al- eine Herausforderung an Frankreich gedeutet, weil der Standort diese« Regiment« Gtraßburg im iflsaß ist und die Enthüllung de» Denkmal« ans dem Nieder wald ries da« Andenken an die Niederlagen der Jahre l870t7l mit einer Kraft wach, daß die französischen Blätter vor Wuth gegen Deutschland schäumten und nicht viel hätte gefehlt, so wäre den Worten auch die Tbat gefolgt. Dennoch gewann endlich die ruhige Ueberlegung wieder die Oberband über die Leidenschaft und nickt wring trug ur Wiedergewinnung de« moralischen Gleichgewicht- die Keife de« deutschen Kronprinzen nach Spanien bei, da sich während derselben zeigte, wie wenig die Spanier die Gefühle der Franzosen gegen Deutschland lheiiten nnd daß die Pariser Kundgebungen nicht lin Stande gewesen waren, die persön liche» Sympathien de« Kronprinzen für Frankreich auSzu- löschen. Nock während der Abwesenheit deS Prinzen wurde der französische Botschafter Baron Eourcel vom deutschen Kaiser und vom Reichskanzler empfangen »nd die Befrie digung, welche da« Ergebniß dieser Unterredungen ans beiden Seiten zuriickgelasten bat. läßt daraus schließen, daß nunmehr eriister Anlaß zu kriegerischen Befürchtungen in Betreff Frankreichs gegenwärtig nicht mehr vorhanden ist. Leipzig, 30. Deeember 1883. * AuS Berlin wird un« vom Freitag geschrieben: ..Nacktem gestern eine Sitzung de« St aat-mrnisterium S tatlgesunken. ist Herr von Puttkamcr zu Fürst HiSmarck nach FnedrichSruh abgereist. Wie verlautet, leht den Abgeordneten unmittelbar nach dem W:oker- zusammentreten de« HauseL am 8. Januar 1884 abermals eine große Uebcrraschung in Aussicht; eS wird nämlich wiederum eine kirchenpolitische Novelle auSgearbcitct, uud soll da- Gesetz den Abgeordneten so zeitig zugehen, daß die erste Lesung noch im Januar statlfiiiden kann. Ucbcr den Inhalt de« EulwursS waltet noch absolute« Geheimniß. koch dürste man trotz deS Temcnti» der „Kreuzzcitung" nicht ehlgehen in der Annahme, daß e« sich um eine Milderung der Forderungen handelt, welche in Beziebung aus die Aus bildung der Geisuicken durch die Maigesetze frstgeslelli worden sind. Diese Annahme gewinnt um s» metic an Wahrscheinlichkeit, wenn man sich erinnert, daß da« vor- geschrirbene „Culturcxamen" der evangelischen Geislilchkeit cbenfe» verhaßt ist wie der katholischen, und daß aus der letzten Gcneral-Synod« tznßer anderen hoh n kirch lichen Würdenträgern ganz kesonder« der Generaijilporin tendent und Obcrhofprrdiaer vr. Kögel sich gegen diese« Gesetz auSsprach. Minister v. Goßler ftelllc zudem bei Einbringung der vorigen kirchcnpolitiscken Novelle die Fortsetzung dieser Art Gesetzmacherei in sichere Aussicht, wenn sich da« vorige Gesetz bewähren, d. h. die kalholi'cke Geistlichkeit »in die dargeboleuc Hand" einschlagen würde. DicS ist nach Ansicht der k. Staalsregieruug der Fall gewesen, und wird Herr v. Goßler bei der Bcrathung de« EultnS- elat- die« zn begründen in mündlicher Rede bemüht sein, außerdem aber sollen dem Landtag noch die Nachwcisungen über die im Lause de- vergangenen Jahre« erfolgte Wieder- resp. Neubesetzung vacanter Pfarreien, über die Zulassung ron Krankenpflege»Orden u. s. w. zugchen, worau» ent nommen werken soll, daß der Culturkainpf nicht nur an Heftigkeit bedeutend nachgelassen habe, sondern auch die vordem beklagten traurigen Wikungen zum größten Theil nnsgehoben sind. ES wird abermals an di« Frieden- lieb« der Eurie appellirt werden und abermals darf man gespannt sein, wie die Rathgeher de- Papste- dem Appell entsprechen werten. Jedenfalls ist der Zeilpunct zur Einbringung de» kirchenpolilische» Gesetze« gut gewählt, denn wenn da- Eentrum nicht gewonnen wird, ist da» Gesetz über die Capitalrentcnsteuer ernstlich gefährdet. Indessen haben Herr Windthorst und Herr Schorlemrr-Alst sich so vorsichtig au-gesprocken, daß ihnen die Hände nach keiner Richtung h:i, gebunden sind. Die Spannung, welche zwischen diesen beide» Führern de« CentruniS am Ende der vorigen Session ein getreten war, ist völlig beigelegt, und Herr von Schorlemcr denkt nicht mehr daran, wie er im Reichstage im Frühjahr scsi versichert« ..wegen erschütterter Gesundheit" vom parla mentarischen Leben sich zurückzuziehen. Wird durch daS kirckenpolitischc Gesetz da« Ccnlrum gewonnen, so ist da« Eapitalrentenstcuergesetz so ziemlich gesichert, wenn e« auch jedenfalls in der Commission einschneidende Veränderungen erfahren wird. — Die Nachricht verschiedener Blätter, daß Fürst Bismarck die Absicht habe, nach Neujahr nach Berlin zu kommen, um sich an den Verhandlungen über die Steuer« resormgtsetze zu belbeiligen. entbehrt, wie au- zuverlässiger Quelle versichert wird, jeder Begründung. ES ist richtig, daß der Gesundheitszustand de- Kanzler- ein durchaus befriedigen der ist; diese- Wohlbefinden wirb aber ganz besonder- dem Landaufenthalt und der nach Möglichkeit festgehaltenen Ent fernung von Geschäften zugeschriebcn, und gerade deSbalb wird der Fürst, dem Rathe de« Pros. Schwenninger und keinem eigenen Wunsch« entsprechend, bis zum Frühjahr aüs seinem Landsitz verweilen. Der Reichstag dürfte übrigen- srllhestcn- Ende Februar zusa in mentreten. Einerseit- lassen vorher die dringenden und drängenden Geschäfte de- preußischen Landtag- ein Nebcueinanderlagen der beiden parla mentarischen Körperschaften nicht zu, andererseits ist aber auch da? Unsallgesetz, auch nachdem Geh. Rath Tamp sich den Wünschen de- Kanzler- mehr gefügt, noch keine-weg- so weit vorgeschritten, »in an dir Verbündeten Regierungen «bgesaiidt zu werden. Doch wenn auch der Reichstag erst Env« Februar Zusammentritt, und obgleich n diesmal keine große EtatSberalhung zu erledigen hat. so wird doch ein längere- Nebeneinander von Reichstag und Landtag auch die-mal nicht zn vermeiden sei», n»d es steht eine parlamen tarische Eampagnr in Aussicht, welche — was man vordem säst für unmöglich gehalten hatte — di« der vorige« Saison an Schwierigkeit, Mühe und Anstrengung noch übertreffen dürft«. Denn da in Preußen außer dem Etat, den Steuer aesetzen, der Eisenhahiiverstaatlichung-vorlage. der Hannv scheu kreis- und Provinzialortnuna. der Jagdordnung, oben erwähnten kirchenpolitischen Gesetz, dem Schuldotation-- grsrtz noch divers« andere mehr oder minder wichtig« Vorlagen z» erledige« sind, so kann, selbst wenn die Anträge au« dem Hause, besonders der Reichensperaer'sche, «nd die Petitionen völlia zurtickgesetzt werden und das Abaeordnetenhaut wöchent lich sech« Sitzungen hält, diese« doch bei größter Anspannung nicht bi« Ende April fertig werden Die diesmalige parla mentarische Saison wird also jedenfalls einen großen Theil von Resten, .schätzbare- Material" für spätere Sessionen zurückiassen und gleichwohl mindesten- di- in den Juli sich hinziehen." * Di« von der „National-Zeitung" über die Unter redung des deutschen Kronprinzen mit dem Papste mitgeldeilten Einzethciten würden, wenn die Mitlheilung als zuverlässig angesehen werden kann, in erwünschlester Weise Licht über den bi-hcr in Dunkel gehüllten Hergang verbreiten und den ultramontanen Versuchen, für da« Anseben de« Papst- Ihums Capital darau- zu schlagen, ebenso vollständig ein Eude bereiten, wie den von anderer Seite neck immer laut werdenden Besorgnissen, daß der Erbe der deutschen Kaiser krone einen Canvssagang gemacht habe. Die Mittheilungen. nach denen der Papst Erklärungen über eine Reihe von Fragen deS kirckenpolilischen Streite- in Preußen wünschte, aber hierbei einer bestimmten Ablehnung begegnete, stimmen mit einer ähnlichen früheren Meldung eine« römischen Blatte« überein. Man wird, nachdem nun einnial derartige Einzel heiten — ob wahr oder irrlhümlicb — in die Oefsentlichkeil gebracht sind, hofsentlich aus eine zuverlässige Aufklärung nickt mehr lange zu warten brauchen. Die Unsicherheit, welche allen mögliche» Ausstreuungen und vcrinulhungen freie- Spiel läßt, ist kein erfreulicher Zustand. * Die halbamtliche .Provinzial-Torrespondenz" bringt die folgende Betrachtung „zum JahreSschluß": Friedlich, wie es begonnen, ist dar Jahr zu Ende gegangen, welche« da- erste Biettcliahchundert der Regierung unsere« Königs, de« Kaiser« znm Abschluß brachte. Ungebeugt von der Lost dcs NlleiS, »nerschüttert von den Tagen ernster Trauer und festlicher Erregung, die ihm auch dar abklingende Jahr beschützen, trägt der glücklichste Monarch deS Jahrhunderts die Bürde de- hohen AmlrS weiter, welche-, ihm zur Ehre und dem Lalerlande zum Heil, von der Börse!»,ng aus seine Schulter» gelegt worden. Dankbar bars der Deulsche rühmen, daß eS an de» Segnungen, welche die Regierung Kaiser Wilhelm'» stetig begleiteten, auch während des JabrcS 1883 nicht gefehlt hat. Der rückschauenden Betrachtung bietet sich eine ganze Reihe unzweisrlhaster Ersolge dar. Die größt socialreformatori'che Aufgabe, welche da- neue Reich übernommen, ist ui» einen wichtigen Schritt weiter gefördert, aus dem Gebiete der t« werbegeietzgebung die bessernde Hand an die Mißständ« gelegt wo-deii, welche der Uebergang an» der Enge der alten in me sceierel, Bahnen der neuen Verhältnisse unvermeidlich mit sich gebracht Halle. Bon der Politik, der eS gelungen lst, dein gelammte» Baterlande die Bedingungen einer ersprießlichen Wirlhschasts- entwickclung zu erneuern, dem preußischen Staate das Gleichgewicht zwischen Einnahmen nutz Ausgaben wiedeezugeben, die ans den ärmeren BevölkerungSclassen drückenden Lasten rn vermindern, die Brr- maltungSge-etzgebun ', in die richtige» Bahnen zu lenke.' und in Sache» der Aiederhetslellnnq de- kirchlichen Frieden» eine» wichtigen »enr» Kort- lchrittz» verzeickinen, von einer solchen Politik dars gehasst werde», botst« anch der noch übrig gebliebenen Schwierigkeiten Herr zn werde» Miste» würde. Tie Hemmungen, welche mangelnde» Berstäudniß der Mich- ligsten Icitausgaben und eigensüchtiger Parteigeist der Arbeit str die Bcshrung der Lage dcr arbeitenden Elasten und für eine den Jord,-rangen der Gerechtigkeit und dcS Staat-bcdürsnlffe- entsprechende Umgestaltung des Lleuermesens in den Weg gelegt haben, sind noch nicht überwunden. Diese Hemmnisse werden und müssen sich aber in demselben Maße mindern, in welchem die bi-ker erzielten Re- suliatc d. r Nesormpolitik des Kaiser« die Richtigkeit de- elngeschlaganen Weges nnd die Unentbehrlichkeit einer von den Schwankungen de» Parieitelstes unabhängigen Macht der Kroue zu», allgemeineu Be- wußtiein bringen. Tcr heilsame Wandel de» öffentliche« Geist«, dcr sich während der letzten Jahre angebahnl und viclsach zu riuer richtigeren Auffassung de- deutsche» Staate-, seiner Bedürfnisse «nd seiner Eristenzbedingungen geführt hat, ist auch während de- Jahres 1883 nicht unbezeugt geblieben. Wir dürfen darum vertrauen, daß die wahre» und gesunden Kräfte der Nation stetig und in erhöhtem Mahr der Staat-regierung zur Sette stehe» uud ihr die Erfüllung ihrer Ausgaben erleichtern werden. Die äußeren Bedingungen einer günstigen Weiterentwickeluna des deutsche» Staat-- und Wirthschastslcbeu» haben während de» hinter un» liegenden Zeitabschnitte- sichtlich an Festigkeit gewonuen. Dos Einvernehmen der führenden Mächte de- Weltiheil- ist nicht mir nicht erschüttert, sondern um neue Bürgschaften bereichert worden, da» Vertrauen de- Auslande- zu der Friedlichkeit der deutschen Politik und zu der Fricoen-tendem der von ihr geschlossenen ver- binduugen hat sich allenthalben gekräsligt, die große Zahl der während de- diesjährigen Sommer- und Herbste- statigchabtcn Begegnungen gekrönter Häupter wesentlich dazu beigetragen, den Ausblick tu dl« politische Zulnnst de- Welttheil» zn erhellen. Mit besonderem Tank werden wir uns dabei de- hohen Verdienstes zu eriuuer» haben, welches der glücklich heinigekehrte Erbe der deutschen kroue um die Befestigung dcr allgemeinen Friedcnszuversichl und de« Lin- vernehmen- zwischen den Völkern de» mittleren nnd de- südlichen Europas erworben hat. Wenn die Empfindung, daß die gemein- lamen Interessen der lluliuroülker größer und gewichtiger sind al-> die Momente der Trennung und Rivalität, beim JabreSschlusse in dem grüßten Theile Surova» vorwalte«, so darf unser Kronpriuz sich rühmen, Wesentliche» dazu deigctragen und durch sein Erscheine» den Glauben an die Frtedensmission de» deulsche» Volke» bi< üder die Pyrenäen und Alpen hinaus mächtig ge fördert zu haben. In den Ländern, welche den Sohn de- deutschen Kaisers mit Kundgebunac» warmer und herzlicher Sympathie begrüßten, hat e« die Lösung be stimmter Ausgaben der Politik nicht gegolten. Eben darum wird es un« mit hoher Befriedigung erfüllen, daß der Träger der deutschen snkunst oNenibalben, wo er erschienen, ei ie Aulnahmr gesunden at, di» Bürgschaft dasür leistet, daß auch lern von der deutschen ärenze die Sammlung der k äste des deutschen Volke- von den Freunden de- Friedens und der bestehenden Lrduuug anerkauot und ihrer wahren Bedeutung nach gewürdigt wird. Go vollzieht der Ueb rgang an» dem alten I« da» neu« Jabr sich unter den Zeichen vorschreitender innerer Eniw ck-lung und sicht barer Befestigung der Bedingungen des äußeren Frieden». Möchte unserem Volke beschielen sein, durch richtige Benutzung der Gunst der Verhältnisse dea Beweis zu führen, daß es dieselbe zu ver- dienen weiß. * An Stelle de« Geh Rath- Lobmonn ist bekanntlich der vortragend« Rath im Handelsministerium und im Reichsamt de« Innern, Herr Gamp, mit der Ausarbeitung de» Un- fallversicherung»grsetze« beauslragk morden. E« ist deshalb von Interesse, über die socialpolitischen Ansichten desselben etwa- Näheres zu erfahren. Wir entnehmen darüber einem Artikel der „Pos Zta." Folgende«: Bor drei Jahren war Herr Gamp ReairrungSasieffor und Ht!s«arbetter bei der E>sendohndircction in Wie«daden. Damalt schrieb er ein Buch: „Die »indichasilich-socialen Ansgaben uaserer Zeit ans tadustrieilem und' landwirthschasrlichem Gebiete". Er nmrde Negirrung-ralh und al« H>li-arbeitcr in da- Handels ministerium gezogen, dessen Ehcs bekanntlich der Fürst Bismarck ist. Gamp säieieb dann 1883 noch rin Buch über den londwirth- schafiklchen Lredit und wurde Vortragender Ratk. Dir jüngste Schrift Gamv's über dea landwirthschalllichea Eredit wirst der agrariicheu Bewegung vor. daß sie viel zu bescheiden und zahm austrete. Dem kleinen Grundbesitz, welcher nickt mehr Er- trag diele, als zum Unterhalt der Besitzeesam lie auSreich«, müsse überhaupt daS Recht, Hypotheken auszunehmen, abgeipri ' »erden, da der kleine Grundbesitz keine Realsicherheit ölet«
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