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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.12.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188212154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-12
- Tag1882-12-15
- Monat1882-12
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.12.1882
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d»tu» lU«- ot«n iWüiO. at« 102.10 leik« 54.20. O K.-8t--4. a»-1ll»i»k» >Ä. vlIL- M. 8«rkn- i. tltdrwck- «u kr.-OKI. . Kikervi» -0«. 47L0. 10. vard- m-Üakever ikckn Ll.-X. :ks 1V«r -. Oeh- >im»r-0«r» »ncleli- iNiä rixer vi«.- >berl»ii»i»r«r >. Oknirheer .—. >VM s. IS? .90. tor LSneu- cierLrorriu oesn 590.—. ü>e 256.75 Unrieodui« »nü 144.3a. lllion 8t.-?r. „t.4 M« >» 4>i. .7« 4 MW 4U« »KZ) MW Irrt US. tki-KIM. 1K I«. 121« >tatl —- r»drlk «. 118. lk 1K». ski-rik 1»> s»t>r1k SK. it», °k^k»»L on> 7S. Valk»-«. d.-k'.MiQW s»i>r») fsZ- l.-t'. 81. Irl« KL7» IM 147- >air»e» UL K..U.4.«« Li»»pt»..«..r. 0) »lk. -. .-X. IIK.« IRi. .»vp«l, Iw. »„»«rrUILiü .vi-ksi »1 ti«dl«r> —. itSrdtt,»«» >Q«r«t 21b> eavri —, fNU»l«)> ,«U0 1w»a») Iw. i.-«»kr.i«L 8» üdriri —. °k»^. mrslek) —, lcl>«rti —, >ovNr>—. >ki>tt«ll U, 1-?. -. oa»r«i -> II«». »ii-Ver.-^ n«.) 3'/,8to»k Lapssrrkiü» reut« 73'^ OZIiri» -» 11?.-. mis» 93''» Kerl, 178'.'» »r 0uea»t« : LlZtt. nis 91.30. I»wk»i4«ii 6-clirts loa 112-—. v«il«k« Lidern Lerlm. >73 82'/» « r«l 1877 tonte —. ;a loeo 110 »kr 17S.7L, per äi«« »188.-Ü». 51.70 X luIi-XeMut irrksl l»v> 6o^0 X »der 123.- iiMkeriekt.! '/», iltn » rleläm». 1.1 (Lnt« »ö»U«°. - xer 1»x«n ) v«»u X>0 V»U» r». >ea«l »leser lsstt« tstp üet«iv>« «-«fA 1, ft-lA ir 4-Kk>! «dt-Ws >«»- Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Krdartion nni> Lrvedttion IohannXgaffr 33. Aprrlhhiindkn der Ne-aclioru Lormittags IO—1S Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. ßln »1« NiXß-ve «,n,elanttkr vi«miicn»t» t>» »i«t«t>«n midl «erbmNich. >»«atz«e »er für »ie »S«ftf»lg-»»« Uii««er bestimmten Juieratr «» vecheutagen bis 3 U»r Nachmtttn,«, S»L»i»i- unvAesttageu srühbiS'i.SUyr. 3n den Filiale» fiir Ins.-Lnnahmr: Ott« klemm, Universität-ftratze 21. 1!»uis 1'ifchr, katharinenftrave 18, v. «nr »1» '/,» Uhr. np)igerLagtbla1t Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. ck31S. Amtlicher Theil. Vrkanntmachung. Die «/kchge beginnt mit dem 2. Januar 1883 und enbigt mit dem 15. Hanuar 1883. Eine sogenannte Vorwoche, d. h. eine Frist zum Air-Packen der Maaren und zur Eröffnung der Meßlocale vor Beginn der eigentlichen Messe hat die Neujahrmesfe nicht. ^klpzig, am 25. October 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Harri vr. Georgi. arrwitz. Veklmntnmchllng. 1)r. Georgi. Vckannlmaihllng. «nnig. Auflage L7,SS«. Adonnrmrnisvrris oienelj. 4'/» Klk., incl. Bringerlokn ö Mk.. dura, die Loft bezogen 6 Rk. Jcoe einzelne Kummer 25 Ls. Lelegerenwiar 10 Pf. Bebnbrea >ür Exirabeilaq«, «Üne Loftbeiörberung 39 Mk. «1t Loftbeiörveraag 48 Ltt. InsrrMr üqeivaitene Petitzeile SO Pf. Größere LMrinen lam unjerem Lrei». oerzeiwnlß. Dabellarn'wer Lao naa, höderem Tarif. Lrrlimrn nntrr den sttdactionsitrich die soaltzeile 50 LI. Imerme ftuo itei» an die irz.pcdirloa zu ieaoe». — Raban wird man gcgeoen. Zahlung pr»e,!u,u--i-»imo oder durq Poft. vnainnome. Freitag dm 15. December 1882. 76. Jahrgang. Gesucht der Handarbeiter Sarl Perdtaaad Brode, am 28. April 1838 in Connewitz geboren, welcher zur Mir» sorge für seine hier in Waisenpflege befindlichen Kinder au- zuhalten ist. Leipzig,, den 8. December 1882. Der Rat- der Stadt Leipzig. (Arniea»Amt.) Ludwig-Wolf. Heimchen. Die von uns am 2. ds. Mon. zur aaderWettea Der» «ietbang versteigerte Abtheiluna -kr. SO der Laad» sieiseherhalle am Plauenschen Platze ist dem Hpepst» bieter zugeschlagen worden und werden daher die übrigen Dieter in Gemäßheit der Bersteigerunghbedingungen ihrer Gebote hiermit entlassen. Leipzig, den 13. December 1882. Der Rath der Stadt Leipzig, vr. Georgi. Stoß. Veklmntmachimg. Nachdem mit dem heutigen Tage die öffentliche Eisbahn am Schleußiger Wege eröffnet worden ist. erlassen wir für die Benutzung derselben folgende Bestimmungen: 1) Die Bahn ist errichtet für Kinder unbemittelter Eltern mb darf nur von Kindern im schulpflichtigen Aller benutzt werben. 2) Erwachsenen ist daS Betreten derselben nur zu dem Zwecke gestattet, ihre Kinder da« Schlittschuhlaufen zu lehren. 8) Die Bahn darf nur zur Tageszeit benutzt werden; mit einbrecheuder Dunkelheit ist dieselbe auf das vom Auf seher gegebene Zeichen sofort von allen Eilfahrcrn zu ver laßen. 4) Den Weisungen des von unS bestellte» Aufseher», de» NschermeisterS Herrn Meigaer, ist unweigerlich Folge zu feisten. Leipzig, den 12. December 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. He» Nach ß. 10 de« Regulativs für das Droschkenwesen ist den Droschkensührern für den Winter an Stelle de« schwarze» GlanzhuIeS da« Tragen einer Pelzmütze gestattet. E« werden jedoch letztere in so verschiedenen Formen verwendet. Paß wir uns veranlaßt gesehen haben, aus daS Tragen gleich mäßiger Pelzmützen von Anfang nächsten IabreS ab bedacht zu sein. Zu diesem Bcbufe haben wir vom Mützensabrikant G. Müller, Plauen'chc Straße, Gewölbe Nr. 17, eine Probe- wutze und zwar schwarze Double-Stoffmütz« mit rundem Deckel und Sckirm, sowie breitem, rund um die Mütze gehenden, zum Aus- und Niederschlagen eingerichteten Schas- pelzranve ansertigen lassen. Dieselbe wird von heute jederzeit m der Polizei-Hauptwache am Naschmarkte zur Ansicht au«» liegen und ordnen wir nunmehr hiermit an, daß die Droschken» sichrer, falls sie nickt das Tragen de« vorschrift«mäßigea Elanchulcs vorziehcn, vom 1. Januar 1888 «i lediglich Pelzmützen nacd dem vorstehend gedachten Format im Ticiistc zu verwenden haben. Gleichzeitig wird die Bestimmung in §. 10 de« Regula tiv«. daß im Winter nur daS Tragen von Pelzen, welche mit dunkelem Ueberznge versehen find, gestattet ist. hiermit mit der weiteren Anordnung eingeschärst, daß ebensall- vom l. Januar 1883 ab diese Pelze mit schwarze«, breitem Pelzkragen zum Umlegen und ebensolchen Ausschlägen versehen sein müssen. Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen werden in Aemaßbeit von tz. lO und ll de« Drofchkenregulativ« un- llockisichllich mit Strafe geahndet werden. Leipzig, den 25. November 1882. DaS Polizet-Amt der Stadt Leipzig. Iunck', Pol.-Rath. Mühlner. Nathskeller-Verpachtllng. Tie Hirsche Rathskellerwirttzschaft soll von 2«hannt» 1882 ab oudenvcit aus t» )ahre unter Borbehalt der Auswahl um« den Licitanten verpachtet werden. Als Vcipachtungstermtli ist der 28. Leeember 1882 wberauint worden und wollen Pachilustiqe sich hierzu an gedachtem dM vormittags 11 Ulir in unsere« Sttzung»ii««er ein- luden, über ihre Qualifikation, sowie ihre Vcrmögeatverh-ltniss« äch ausweisen und ihre Gebote eröffnen. D e Pachtndingungen liegen in unser« Expedition zur Einsicht »1. können auch gegen Entrichtung der Lopialiea von «X bqogen derben. Brlmma, den 3. December 1982. Der ktndtrattz. Mey. Verpachtung. Aon der Unterzeichneten Armeiiversorgungsbehörd« soll da« unter «er Verwaltung stehende, vor der Eta»t Ort««« an der «i«»t, - Mokschner Vtzaussee gelegene George,. Hospitalba»» MNIM dem dazu gehörigen Garten und dem Befugnisse zur tu«. Au,« de« Vier-, Kaffee- und Mllchschant» vom I. A»rU 1881 ? «nderweit aus K Jahr«, mit Vorbehalt der Aulwahl ualer de» rmtanten. verpachtet werden. »»« vkrpachtuugstermi« ist »er 2S. December ds« I». »verainnt worden und wollen Pnchtlnstige sich an diesem Tage sssi'"N r>q»ngSiiwmcr des hiesige» Sta»tra»tze« vormittag« klnftiiden. über ihre Qualisication, sowie ihre Bnmögens- « sich nusweisen und sodan» ihre Gebote eröffnen. r>e Lochibediiigunqeu liege« in hiesig« Siathserpedilioa zur Ei». ,u», lönnen auch gegen Entrichtung der Lopialicn von un« «tpsen worden. trimm-, den S. December 1883. Die Armcnprrforgungsbehbr»«. Med. Nichtamüicher Theil. Die Interpellation Windthorst. Seit der Reich»tag«sitzimg vom Mittwoch ist der Bruch »wischen der Regierung und dem Centrum zur offenkundigen Tbalsache geworben; Herr v. Bötticher hat die Anfrage Windtborsl «, was die Reich«regierung zu thun gedenke, um dem Reick«tag«befchluffe. welcher das ExpatrurungSgesetz aufhebt, Geltung zu verschaffen, dahin beantwortet, daß der Bunde«rath seine Zustimmung zu diesem Beschlüsse veissagt bat. und sich nickt bewogen gefunden, die Gründe dieser Weigerung mitzutheilen. Formell läßt sich allerdings NichtS dagegen «nwenden, daß die Regierungen, welch« einen ReichS- tag-beschluß nicht bestätigen wollen, die Gründe ihrer Weigerung nickt mitzutheilen verpflichtet sind; daS schließt aber nicht auS, daß sie solche Gründe dennoch angegeben haben. Wa» aber Herr v. Bötticher ebenfalls verschwiegen hat, und wa» doch den Interpellanten besonders interessiren mußte, ist da« Votum, welche« die preußische Regierung über den Reick»«- tagkbesckluß abgegeben hat. ES ist wohl unzweifelhaft, daß die weniger an dem Gesetz interessirten Regierungen zuge stimmt haben würden, wenn die preußische kräftig für den Reich«tag«besckluß eingetreten wäre. Aber welch« Veran lassung hätte wohl die preußische Regierung unter de« ob» waltenden Verhältnissen, die Geistlichen, welche di« Staat«» geseke mißachten, zu schonen? Wie c« in den Wald bin«»- schallt, so schallt e« wieder heran«. Da di« Curie da» Entgegenkommen d« preußischen Regierung durch keine Gegenleistung erwidert hat. sondern meint, daß e« bei freund lichen Worten sein Bewenden haben könnte, so ist e» selbst verständlich, daß auch die preußisch« Regierung den ntntn» gno ausrecht erhält und erst atwartet, »» sich die Euri« nicht eine» Besseren besinnt. Daß die Fortschrittspartei e» bei dies« Gelegenheit für anaezeigl hielt, ihren Standpunkt, welchen sie bei Fassung de» BcschlusseS einnahm, al» unverändert zu bezeichnen, läßt erkennen, daß sie aus die Buude»g«nossenschast de» Centrum» Werth legt und sich dieselbe für spätere Fälle zu erhalten bestrebt ist. Man darf freilich nicht außer Acht lassen, daß die Ultramontanen am Montag die probeweise Einführung zweijähriger Budgetperioven abgelehnt haben; aber da» haben sie weder der Verfassung noch der Fortschrittspartei zu Ge fallen getban, sondern für diese« Votum waren lediglich politische Gründe niaßgcbend; es sollte der ReickSregierung ein Beweis von der Macht de« Centrum« gegeben werden, sie sollte genöthigt werden, dieser Partei zu Willen zu sein, damit diese gleichfalls willfährig gemacht würde. DaS ExpatriirungSgesetz ist den Herren vom Centrum zwar ein Dorn im Auge, aber den Hauptstreit hat sie im preußischen Abgeordnetenhaus« mit dem preußischen Ministerium auSzu- jechten und demgemäß wird das Centrum jetzt seine Haltung in diesem Hause einrichten. Aus Bewilligung der Liceiizsleuern für den Verkauf geistiger Getränke und von Tabak durch daS Centrum kann der Fiiianzministrr Sckolr jetzt nickt mehr rechnen, und andererseits ist auch keine Aussicht vorhanden, daß die Holzzölle und die Bvrsensteuer aus Zeitgeschäfte im ass" (Ich gebe. Reichstage die Mehrheit erhält. Da» ^cko ut damit du giebst) ist der seit langer Zeit feststeyenoe iriruneiay für da» Centrum bei allen seinen Abstimmungen, und dem gemäß wird e» jetzt für »a« ablehnende Votum des Bunde», rathcs in der Expatriirung«srage Vergeltung üben. Es ist nur gut. daß Herr Windthorst erst noch ganz vor Kurzem sich dabin ausgesprochen hat. daß die Schutzzollpolitik sich als richtig bewährt habe, sonst würbe auch «ine Schwenkung in dieser Beziehung kaum überrasche» können. Mit einer Partei, welch« solche GesichtSpuncte für ihre Zustimmung al» Ablehnung von Gesetze«vorscklägen zur Richtschnur nimmt, wie da« Centrum. ist e« aus die Dauer nicht möglich, zusammenzugeben; daS wird die Regierung im Reich« wie m Preußen wohl aumälig eingesehen haben und de-halb wäre e« nicht unmöglich, daß der Versuch gemacht ürde, an die ReickStagSwähln zu appelliren. An ein er sprießliche« Zusammenwirken von BuntcSratb und Reichstag ist nach den Erfahrungen seil dem 30. November nicht wohl zu denken, also bleibt kaum etwa« Andere« übrig, al ben Reichstag aufzulösen und Neuwahlen au«zuschreiben. Dabei ergiebt sich freilich da« sehr wesentliche Bedenken, ob denn Neuwahlen ein andere« Ergebniß zu Wege bringen werden, e« sei denn, daß die Reich«regierung von ihren bisher verfolgten Plänen Abstand nähme und wieder Fühlung mit den Liberalen zu gewinnen suchte. Ls wurde nach der Ab stimmung über die > — ausgesprochen, da' lähler so hätte Mitglieder sich andernfalls der Gefahr auSgesetzt hätten, nicht wieder gewählt zu werden. Wer die Tinge so ansieht, kennt die Wähler der Abgeordneten für da» Centrum nicht. Ties« wählen nicht nach staatlichen, sondern ausschließlich nach kirch» licken Gesicht-puncten. Abstimmungen über Anträge und G»- setze»vorschläge staatlichen Charakter» sind ihneu nur Mittel zum Zweck, letzte» und einzige« Ziel ist ihnen nur die Er höhung der Macht der Kirche, Alle» Uebrige ist ihnen Neben sache. Da» Eentrnm hätte also auch getrost für zweijährige Budgetperiodeu stimmen können, wenn dabei nur ein Berthe»! für die Kirch« abgefallen wäre. Man sollte meinen, daß Bundesgenossen, welche nach bestimmten, feststehenden politischen Grundsätzen bandeln, doch wohl wüns<Len»wertb«r wären und daß e« sich für die ReickSregierung lohnte, dieser, da« Entgegenkommen zu zeigen, welche« sie verdienen. Die Fortschrittler Rickter'scher Lbscrvan, haben darin mit dem Eentrum eine gewisse Aehnlicbkeit. dag sie den bestehenden Verhältnissen keine genügende Rechnung tragen, sondern entweder Alle« oder nicht» haben wollen; aber wenigsten- treiben sie nur au-iiahmeweise Compen- sativnSpolitik. ihre politischen Grundsätze vcrläugnen sie nicht. Wir brauchen aber jetzt, um wieder zu regelmäßige» Verhältnissen zu gelangen, eine Majorität, welche aus dem Boden der Reich-versassung eine Verständigung mit der Regierung anstrebt, und eine solche wäre zu erreichen, wenn bei einer Neuwahl de» Reichstage« alle liberale» Fractione» bi« auf die Anhänger Richter'« in der von Hänel gewünschten Weis« zusammen wirkten. Die Lage ist heute wesentlich klarer, al« zur Zeit der preußischen Landtagswablen; die Wähler sind jetzt im Stande, daS Ergebniß ihrer Haltung zu prüfen und zu beurtheilen. wohin der Schiverpunct ver legt werden muß, wenn etwa« Ersprießliche» geschaffen av«d«a soll. DaS Centrum ist bei dieser Beurtbeilung gänzlich außer Ansatz zu lassen: diese spröde Masse ist durch keine noch so rührige Wahlagitation anderer P.irleicn zu erschüttern. cS »t der Ballast, welcher immer in dem gleichen Unisaiig und Gewicht mitgcscüleppt werden muß. Woraus allein daß Augenmerk zu richten ist, das ist die Schwächung derjenigen Parteien, welche mit dem Centriim genieinsck'asllichc Sacke zu machen geneigt sind. Die Aeichsrcglerung hat das Band gelöst, welche» 'sie seit dem Jahre 1879 mit dem Centn»» verknüpfte, es ist also die Schließung eines a»veren bessere Früchte verheißenden Bündnisses möglich. Freilich sind dazu Vorbedingungen zu erfüllen, welche weit ab liegen von der Bahn, wclcbe die Reichsregierung seit nun bald vier Jahren verfolgt, aber die Verständigung würde bei etwa» gulem Willen schon zu finden sein. Wozu die Znsliinmung der Liberalen nicht zu erlangen ist. weiß die Rcichsregierung; also gilt eS, dahin zurückzukchren. wo vor vier Jahren das di» zu diesem Zeitpunkte vorhandene gute Einvernehmen gestört wurde. Entschließt man sich dazu nickt, bann ist eine gedeihliche Fortentwickelung der Ncichsinstilulione» vorläufig nicht denkbar. Leipzig, 15. December 1882. * Au« dem Reichstage wird unS vom Mittwoch geschrieben: „Tie heutige Sitzung des Reichstags war von hoher politischer Bedeutung. Zunächst wurde klar gestellt in einer Weise, wie eS von keiner Seite erwartet worden war. daß in der Thal, wie ich Ihnen bereit« vor einigen Wochen au»gesührt. zwischen dem Cenlrum und der Regierung da« FreundschastSverhciltniß, welche« einige Zeit hindnrch bestanden, einen starken Bruch erfahren hat. Fürst Bismarck ist wieder einmal früher a stgestanden al» Herr Windthorst, und dieser Führer de^ Centrums wie auch Herr v. Sckorlemer liehen ihrem Schmerze starke Worte, ohne inbeß die rechte Seite zu irgend einem Zeichen de» Mit gefühl« erweichen zu können.. Auch Herr Peter Reichen» sperger schloß sich ihnen an, doch alle drei Reden machten nur den Eindruck von Monologen und die Antwort deS Herrn v Bötticher ließ an Klarheit und Bestimmtheit nicht« zu wünschen übrig. Wenn Herr Windthorst dieselbe »och dahin ergänzte, baß der Hauptgrund, wenn nickt der alleinige für die Nicktannahme deS vom Reichstage beschlossenen An trages aus Aushebung des sogenannten ExpalriirungSgesetzes in dem NicktwoUcn de« Fürsten BiSmarck zu suchen sei. so wollen wir dem klugen Herrn nickt widersprechen, doch bürste er hierin schwerlich eine besonders beruhigende Gcnugthuung finden. Wir müssen bekennen, daß nn« da« Verfahren des Reichskanzler« von Neuem die Zuversicht eingeflößl hat, daß er weit davon entfernt ist. sich dem Centrum gegenüber in einer Weise nachgiebig zu zeigen, wie e- die radikalen Parteien so oft an die Wand gemalt haben. Fürst Bismarck ist sicherlich der getreueste Hüter der deutschen In teressen und wird ihnen nie und nirgends und am wenigsten Rom gegenüber irgend etwas vergeben. Gleichwohl sind wir außer Stande, uns mit der Art. wie Herr v. Bötticher heute die verbündeten Regierungen vertrat, einverstanden zu erklären. Dem Reichstage gegenüber liebt al« einzige« Organ, mit dem er zu verhandeln hat, der Reichskanzler, und alle Auschristen an den gesetzgebenden Körper deS deutschen Reiches I»»d immer allein vom Kanzler gezeichnet, alle Interpella tionen an ihn allein gerichtet, alle Anträge ebenso an ihn abressirt. Der Reichstag kann nicht anders mit den ver bündeten Regierungen verkehren als durch den Kanzler, die« ist ebensowohl durch die Verfassung al« durch die Praxi« seit dem Jahre 18S6, daS heißt seit Gründung de« ncrbdeutschen Bundes und ebenso nachher seit dem Jahre 1870. nachdem da« deutsche Reich zu Stande gekommen war. anerkannt. Der Vergleich, den Herr v. Bötticher heule anzog zwischen dem Reichstag und seinen, Präsidenten einer seits und dem BundrSrath und dessen Präsidenten anderer seits ist durchaus unzulässig, und ebenso wie der Präsident eines Gerichtshofes im Stande, ja sogar verpflichtet ist, für jede» Erkenntniß die Gründe anzugebcn. ebenso kann dies von Seilen de« Kanzler- bei Einbringung oder Ablebnung einer Vorlage geschehen und ist bisher auch immer geschehen. Es bandelt sich nicht um die subjektiven Gründe der einzelnen Vertreter der Einzelstaaten, sondern um die objeclive», denen durch die Abstimmung de« Bundesralhs al» ganzer Körper schaft Ausdruck gegeben wird. ^ Die zweite wichtige Debatte, welche die heutige Sitzung mit sich brachte, betras die Denkschrift, die über die Anordnungen berichtet, welche die preußische, sächsische und hamdurgische Regierung aus Grund deS Srcialisten« gesetzes getroffen bat. Es läßt sich aus der heuti gen Diseussron bereits entnehmen, daß die ver bündeten Regierungen nicht gesonnen sind, eine Aushebung deS genannten Gesetze», dessen Giltig keit mit dem 1. October 1884 »bläust, zu besür- Worten, und wenn man die heutige Rede des Herrn von Bollmar gehört hat. so ist man beim besten Willen außer Stande, irgend ein Argument gegen daS Gesetz aus derselbe» zu entnehmen. Bei aller Heftigkeit diese» „aristokratischen " Socialdemokraten war er doch, wie es schien, selbst durch den Mangel an Gründen peinlich berührt. Sein Auftreten hat nicht entsernl den Eindruck gemacht wie im vorigen Jahre, und wenn schon die Verlesung der wahrhaft unmenschlichen und Abscheu erregende» Prcßcrzengmsse durch den preußischen Minister Herrn v. Puttkamer ihren Eindruck nicht verfehlte und deutlich zeigte, wessen wir un» von dieser Partei zu versehen hätte», fall« e« ihr gelänge, an» Ruber zu kommen, so wirkte die ruhige und sachliche Erwiderung de« sächlichen StaatSministcr« geradezu vernichtend auf die sociallemokratischen Abgeordneten. Pnnct sür Punct wie« Herr ». Nostitz-Wallwitz die Unrichtigkeit der Au»süh- rungen v. Vollmar'S nach und zeigt«, daß die sächsische Regierung sich ihrer heiligen Pflicht gegen Deutschland und seine ruhigen Bürger in jedem Moinenl bewußt und sie zu erfüllen fest entschlossen ist. Herrn v. Nostiz wurde am Schluß seiner Rede von allen Seilen der verdienle Beifall zu Tbeil. Auch sonst hatten sich die sächsischen Abgeordneten heute mehrfach hcrvorgethan und die Herren Acker man» und Kutschbach in warmer Weise die Interessen der sächsischen Spielwaaren-Industrie vertreten bki Beratbmig der laiser lichen Verordnung über die Verwendung giftiger Farben. Wie wir hören, werden beide Abgeordnete in die Commission, welche zur Prüfung drr Vorlage bestimmt ist, gewählt werden." * Auf der Tagesordnung der RelchStagSsitzung vom Donnerstag befindet sich unter vielen anderen Gegenstände» auch der Wedell-Malcbow'sche Börsensteuerentwurs. aber zur Berathung desselben wird eS. da er ziemlich an letzter Stelle steht, in keinem Falle kommen. DaS Ganze charaktc- risirt fick al- ein Acl der Höflichkeit de» Präsidiums und der nickt conservativen Parteien gegen die College« von der Rechten, und diese Letzteren können die alsbaldige Berathung ihres Antrags nicht einmal wünschen, da sie durch de» ein- trctcnden Aufschub sich noch die Möglichkeit wahren, im RcgierungSlager wirksamere Propaganda für ihre Vor schläge zu macken und eine freundlichere Antwort zu erzielen. Wenn der Reichstag somit erst am 9. Januar l883 in die Berathung der Materie eintritt. so wird er außerdem den großen Vorzug haben, daß ihm alSdaun ein umfangreicherer BcurtheilungSstoff in den ohne Zweifel einlausenden Protesten, Gegenvorschlägen und AmendirungS- versuchcn auS der Milte der Bcrkehr-welt unterbreitet sein wird. Man nimmt u. A. als sicher an, daß der deutsche HandclStag, der am 15. und 18. December im Berliner Rath hause seine Plenarsitzungen hält, den an ihn ergangenen An regungen felgen und den conservativen Börsensteuerentwurf noch nachträglich auf die Tagesordnung setzen wird. Bei allem Widerstand gegen den Wedell'scken Antrag sollte man indessen nie und nimmer vergessen, daß in dem Entwurf ein gesunder Kern steckt, und daß e« nur auf die zweckmäßige Form ankommt, um eine rentable, aber den Verkehr nicht übermäßig belastende Börsensteuer z« erhalten. * DaS Verhalten de- Herrn von Bötticher in der ReickStag-sitzuna am Mittwoch hat sogar bei einem Theil der Conservativen Mißbilligung hervorgerufen. Dieselben haben dem Abgeordneten Windthorst aegenllber gewisser maßen ihr Beileid Lo«gesprochen und versichern, daß sie die Ueberzeugung hegen, daß die Gründe für da» ablehnende Votum de« BundeSrath» nur versöhnlicher Natur seieu. Wir glauben die« allerdings nicht: und über kurz oder laug dürste wohl auch der Bruch zwische» Centrum und Couservativen besiegelt werden. * Zur Parteilage schreibt di« „Nationalliberal« Correspondenz": „Die Verhandlung im Reichttag über die Windthorsl'sche Interpellation hat gezeigt, baß zwischen der Regierung bezw. dem Reichskanzler und dem Centrum wieder eine schade Lust weht; mit persönlicher Zu spitzung haben die klerikalen Redner den Kanzler allein ver antwortlich gemacht sür die Ablehnung de» ReichStagS- beschlussc», der die Aushebung de» Gesetze» über die Ber- hinverung der unbefugten Ausübung von Kirchenämtern forderte, und es wurde mitunter wieder ein recht scharfer Ton angeschlagen. Im Wesentlichen blieb die Verhandlung ein ullramontaner Monolog. Die conservativen und fort schrittlichen Abgeordneten, die zu Anfang diese- JahreS sür den Windthorsi'scken Antrag gestimmt hatten, fühlten keinen Berus, de» BnndeSrath an seine Schuld zu mahnen. WaS der StaatSsecretair von Bötticher mittheilte, bestand einfach in der Erklärung, daß er nickt antworten könne und wolle. AiS Einleitung zu den bevorstehenden kirchenpolitischen Ver handlungen im Abgeordnetenhaus- war die letzte Debatte von großem Interesse. Ohne Zweifel wird e» dabei noch deutlicher al« heule zu Tage treten, wie wenig da« Cci-trum in leinen Ansprüchen befriedigt ist und wie wenig Lust zu weiteren Zugeständnissen die Regierung hat. Tie Folgen für die Stellung der Regierung zu den Parteien und sür die ganze parlamentarische ConsteÜalion sind ebenso bedeutsam als naheliegend. Ist doch die ganze Richtung unsere» politischen Leben» von keiner andern Frage so abhängig, wie von dem augenblicklichen Stand de« „Cnlturkampses." * Der Abgeordnete Hänel beabsichtigt in der nächsten FrackionSsitzung der ForlschrittSparlei den Antrag zu stellen, daß ein „BerlrauenScomils" niedergesetzt werde, um die Geld- einnahmen und -Ausgaben der Partei, besonder» und soweit sie die Partciprcsse berühren, zu conlroliren. Außerdem soll die Parteiprcsse decrntralisirt werben. Es stehl scsi, daß dieser Antrag lediglich bezweck», die absolute Herrschaft des Herrn Eugen Richter zu brechen, und dieser Schachzug führt uninltlelbar das herbei, wa- beabsichtigt wird: ent weder Herrn Richter so zu isoliren. daß er an« der Partei auslritt. ober die Spaltung der letzteren in zwei Fractione». Herr Hänel und seine Anhänger werden sich zunächst nicht der liberalen Vereinigung anschiießen. * Da- Centrum wirb am Freitaff die Lirenzsteuer- vvrlage benimmt adlehnen, und es ist damit die Nieder lage der Regierung, wie »ran u»S neulich bereits schrieb, gegen eine große Majvriiät scstgestcllt. Fürst Bismarck wird durch keine Rede im Stande sein, die- Votum umzustoßen, zumal er auch einen Theil dcr Reckten in dieser Frage gegen sich hat. In parlamentarischen Kreisen ging sogar das Gerücht, daß die Regierung beabsichtige, nach der ersten Le sung die Vorlage zurückzuziehen. * Die Commission deS Reichstag», welcher die auf die Impfsrage bezüglichen Petitionen vorliegen. hat sich am Mittwoch Abend dahin schlüssig gemacht, den Antrag aus Beseitigung de» Impfzwang«», den der Corrcsercnt H. Wrstermaier eingebracht hatte, zu verwerfen, dagegen den Antrag de» Referenten ThileniuS cmzunehmcn. Dieser letztere Beschluß er'-Igte mit großer Mehrheit, 14 gegen 8 Slimmen. Der Antrag Thileniu» lautet, sämintliche Pelilionen dem .Herrn Reichskanzler zur Senntnißnahme zu überweisen und daS Ersuchen auSzusprechen, derselbe wolle l) eine brauchbare Impsstatistik schaffen, aus Grund der für das Reich zu bestimmenden obligatorischen Anze>gepflicht der vorkommenkcn Pockcnfälle, bezüglich der Krankbeilsdauer, de» KrankheitsausgangS. so wie der sonst noch zur Sicherung de» Resultat» eporderlichen Miltkeilungen an die zuständig« Rcichsbehörve, inzwischen aber die bisherigen statistische« Er-
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