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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.12.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-12-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188212184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821218
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821218
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-12
- Tag1882-12-18
- Monat1882-12
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.12.1882
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pzig^ rtverthe tte ua'u Uiirchr«. er. Jllustrin, »». »» H's' »r plrtsch. Volk»-Aul »»!«»« mit ädn ^ Ikst zrdrultru, «» ftratio»«» und > < ««og s->» Umschlag »ij M'» Lärche«. n, 3 großen Illiß» arbigem UmschlagA Erfche1«t täglich ftSH «V, Uhr. LGsüis» »ui Erredtti« g,h,Mtts„ss« «. HPNchI»»Se« »er Ke»«ti»»: vormittag 10-12 llhr. Nachmittag 5—6 Uhr. ßtr Or WO^MG^N^chmADtU Mgcht DO »,»a»»» »« für ki« »tchMaig^a «»»»er »rMuuutru Iujerutr « Sache»»«,»« st« t »tr Nachmitt««». s,»«uu- »US-«»»,«, trützkts'^sÜ^ 2, de» /Male, ftzr I>siA,„S»L VN» De»«. UN^rktätsktrutz, 21. kuuts Lösch«, Kathortuenfiraße IS»». »»r St« »ch» lltzr. rWigcr.Tagcblaü Anzeiger. Organ fSr Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. »«flage L7 SS0. Ad«»»e»r»t»,rr1, vienelj. 4'/, Mt.« iacl. Brinaerloku - Nit.. d«rck dir Po» bezog« ü RL Jede rrnzelue Nummer Sä Pf. Veieg^emplar 1V Ps. Sebübreu iür L;trabeilaae, ah»e Poftbriärdmwg 39 VN. «tt Hostbewrderuiig 48 Rk. Inserate «gespaltene Petitzeile «> Pf. Gröbere Schriften laue anjrrem Vrrrs- Lnbellarischer Sa, wem höhere» Tarif. Lerttunen »ater den LeL,ction»1rich dir Soalt^Ne äü Ps. Imrratt stnd Sees an d,e i-r»e»ltt«» zu ieadeu. — Nahmt »ad nicht gegeben. Zahlung pr»«lluiii«r»aäa oder durq Post Nachnahme. ^>S 352. Montag den 18. December 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. «rierer verwahr»»« »«findet «i» Anette Schafleder. welches im September o. auf de« Berliner Bahnhöfe einem nicht AN ermitteln gewesenen Lrderhsndlrr «stöhle» morden iß. Wir veranlaffe» hierdurch de» EistmthNmer v«» Leder«, sich «gesLnmt bei uns A« melde». Leipzig am 1s. Deeamb« 188». Du« Vott«i.»mt der Stadt Letmt». I. 8.: Juuck, Aal.-Nath. Ür. Berg«. »viretr'ltttr > Erstatteter Anzeige »folge Hot Marte Henkel aus Quedlinburg 5rgurit.lt. > ihr von der dortigen Polljeiverwaltung Veit. »rdk» »on cher». P«»> l nd «. plrtsch. Atti»« «»»»>»«. j»«it6»Hoiitt ollen in IN Aardm^ inntdrnckdiidee». I »» rartonnin i» j, lmschlag M »M. und herauf bildern »oL > em Umschlag M »4 » M-sii«. en Bunidr fugend erzäh». ^ von Val». > prachtvollen, s rtonnirt in saii >1 tember 1877 Wir bitten. Leipzig, am . . unter de» 10. Sep. ausgestelltt Dienstbuch verloren, i, dasselbe im Lusfindungssalle aa uns abzulieferu. m 1s. December 1882. Das Polizei-Amt vaseldst. I. «.: Juuck. Pol.-Rath. tzei-lrcal l, ziemliche» Umfange und weil unmütelbar am hiefigeo Bahuhose ^ besouder« ttklauft zu Fabrikanlage», Gärruerria» x. Ser St«St«e»ei»Seratt zu Zwenkau. N «krd hlerd zeichnete Gericht. Vekanntmihung. erdnrch bekannt gemacht, daß di« durch das unter- »eiches für die Bezirke der töaigllche» Uutts- Prettiu und Belger» mtt der Füh- uud Muster-Neaisters beauftragt der tu diese Register erfolgte» »j den Deutschen Reichs-Anzeiger uud SSuiglich Prrußischen Staats-Anzeiger, d) das Lorgauer »reisblatt, «i da« Leipziger Tageblatt, «) die Magdeburgifche AeittmL stweit das Zeichen» nad va« Muster-Slegister i» Betracht komme», ttialich durch da« »» » »dacht« Blatt bewirkt werde-Hka. Tor»«, de» E.Decemder 1882. «S»i«liches «mts-Saricht. Nichtamtlicher Theil. Ne polonifirungsbestretmugeu in Pose«. Unter de« «S Millionen Bewohner«, die da« deutsche Reich ftp zähle» mag. befinden sich ungefähr LLOO.oao Nichtdeulsche. die. weist an den Grenzen der deutsch«! Eeutralmacht woh nend, sich an da« Sprachgebiet ihrer StawmeSgeuasien an» lchncn und »ur durch die politisch« Grenze von ihnen getrennt ßud. In einzelnen Thälern de« lluterelsah wie auch in vielen Gemeinden do« Oberelfaß uud in dem ganzen westlichen Theil »on Lothringen bedienen sich noch 220.000 deutsche Unter» Hanen des Aranz«fischen als Umgang«- und Familien» flache. Um Malmedy im Rheilaud wohnen noch jetzt 10.000 m» französischen Dialeet redende Wallone». In den »trdlichm Lezirim Schle«wig« spreche» heut« noch 150,000 Ve- »ohner dänisch, aber mit jedem Jahre ervbart sich hier die deutsch« Sprache ei» größere« Feld, vou vautzea bi» lottbu« erstreckt sich di« rasch admagernd« »eudische Sprach-Insel, deren Untergang uur noch eine Frage der Zeit ist» obwohl sich einige eifrige wendische Geistlich« uud nhrer uach Kräften bemühen, dem schon zweisprachige» L»lle ms« Neue slavische« Bewußtsein einzuhaucheu. Jede« Jahr nißt die friedliche, durch kein Gewaltmittel beschleunigt« Germanisation tiefere Lücke« i» da« von 120.000 Wende» besetzte Gebiet ein, da« i» den letzten drei Jahrhunderte» wu 120 auf 50—SO Ouadratineilen zusammengeschrumpft ist. .I» Schlesien, hart an der österreichische» Grenz«, tzobnen SO—00,000 Erechen. und im äußersten Nordostrn de« wutschen Reiche«, zu veiden Seite» de« Riemen, finden sich l40—150,000 dem Deutschthum rasch znfalleud« Litthauer. Die ganze Ostgreuz« Preußen« entlang dehnt sich aber «in »ehr oder weniger breiter Streifen Landes au«, der von U00.000 Pole« besetzt ist; fast losgetreuot von dieser com« tzecten M«ffe finde» sich noch fast S00.000 polnisch« Kajsube» «s de« westpreußischen Landrücke» bi« mr Ostsee hmauf. Di« Pole» sind also i» de» östlich« preußi schen Provinz« ziemlich stark vertreten, aber nur in Posen Hab« sie da« numerisch« Uebergewicht. Hier mögen zmrawärtig 780.000 Deutsche 920,000 Pol« amen« «er stehen. In Ostpreußen bilden di« Polen nur die Mehr» Pt in dm südlichsten Kreis«; in Westpreuße» ist da« Pole». aa der Warthe »ad Weichsel verlor«; sie fühlen darchweg al« Preuße», folg« willenlos ihrem zu« deutsch« Eleru« und wähl« niemal« polnische Land» tilgt- oder Reich»tag«ahgeordnete. Wird e« aber immer so Neid«? L» versuch«, die polnisch« Bevölkerung Ober» schlefien« in da« national« Fahrwasser z« leiten, fehlt «t IriaeSweg«, und scho» mehr« sich di« Anzeichen, v«ß der polnische Gedaük« hie uud da Wurzel geatzt M. Auch die Maffurm in Ostpreußen Hab« kein pol- >hche< StammeSbewußtsei»; sie zeig» sich »nzuaäng- l sich für all« Wertung« polnische, Patriot«, find stolz Vs ihr« preußisch« Staatsjugeyömgllm uud s«d« stet« ! «sche Abgeordnete »ach Berit». Daß sie sich stet« al« Pte Preußen gefühlt uud betrachtet Hab», hat sein« Grund »» Theil i» daReliosio». sie gehör« sa-ohue Ausuahm« «» rvaugelisch^utherischm Bekmntuisse um, Hab« die msserpol« und di« Mafiur« kein polni' > Hab« dir Pol« in Weftpreußrn uud Pos G ist recht bezeichnend für die Kraft dich, > ««de gewes« siud, « dm Jahren de« fatsch«, Aufschwung«« eiue ^ckmiWm »ud Taufmd« vou Jahren de« großm »atimalm Reih« deutsch«, Ortschaft« z» »u katholisch« Deutsch« t hum zu gewinnen. Me Provinz Posen ist beritt« seit dem 1». Jahrhundert, Wutck, in sch».» Städtebuch der Provinz Pos« «d » seiner Geschichte de« Laude« Pos« darlegt, ei» wft gemischter Bevölkerung. Al» die große deutsch« sich hi« zum Untergänge der Hcchenstauseu sortsetzte, da wurdm Nicht blo« Mecklenburg, Brandeutura, Pommern, Sachs« uud Schlesien von deutschen Eolonistenschwärmrn 'andern auch einzelne Laudfchastm Posen« besiedelt, von de, Errichtung de« deutsch« Orden«staate« an der Weichsel ganz abgesehen. Seit S Jahrhunderten also sitz« Deutsch« »n Pos«, nicht blo« al« Städtebürger, sondern auch al« Landbaueru. Durch die Gegenreformation erlitt auch da« Deutschthum iu dies« östlichen Gegenden einen hart« Stoß; al« Preußen 1772 dm Retzedistrict und 1793 da« Laud aa der Warth« an sich riß. gab e» nur »och deutsch« Trümmer. Unter preußischer Herrschaft »ahn, da« deutsche El«»ent in Pos« «in« neu« Aufschwung, besonder» in der Zeit von 1830—40, al« ein tüchtiger Oberpräsident uner müdlich im Interesse de« Deutschlhuni« wirkte. Mit dem Jahr 1848 trat aber ein Rückschlag ein. Ganz unbemerkt und im Still« wirkend hat der polnische Eleru« versucht, di« deutsch« Katholik« zu sich herüberzuzieh«. und leider ist in vielen Gemeinden, namentlich in den deutsch« Sprach« inkrlu, der PolonisirungSproceß vou Erfolg gewes«. Einen sehr werthvoll« Beitrag zu dieser Polonisirung bat kürzlich vr. M. Bär. Assistent am k. Staatsarchiv zu Posen, gelie fert: Di« Bamberger bei Pos«. Pose» 1882. In der Rähe der Provinzialhauptstadt Posen lieg« eine Reih« von Dörfern, die unter dem Namen „Bamberger Tolonieu" bekannt find. E« find die Orte Ratai, Demsen. Liban, Wilda. Iersitz, Winiary, Gurczvn und dir etwa« entfernteren Ezapury und Wiorek. 1719 kam« die ersten Einwanderer au« der Bamberger Gegend an, SO Aa- milim mit 120 Köpfen. Sie wurden in Lwan und Devisen angesiedelt. 20 Jahre später erfolgte die Besiedelung von Ratai, 1749 die von Wilda. Allmählich wurdm auch die übrig« Dörfer von den deutsch« (Kolonisten besetzt. Einzelne deutsche Familien ließen sich auch iu Obrzhca, Berbichow, Pio- trowo und Pos« nieder. Tie NaLkomm« dieser Colonist« Hab« sich mm bi« etwa der 20 Jahr« wesentlich deutsch erhalt«; heute sind sie theilweise polomsirt. Bär weist actm» mäßig nach, «,e die Entnationalisirnng durch Kirche und Schule betrieb« und herbeigeführt worden ist. Er schreibt: Rach dem Jahre 1848 trat auch eine wesentliche Beräu» Eksch«» Reiche« war. und so batte man bii dieser khatsache allein fußend veranlass»»» nehmen tön»«, angesichts de« übrig» Deutschland« die Polenktag« durch Wort und Schrift immer wieder laut werden zu lass«. Al» aber i» da« Parlament nur 6 Pol« gewählt wurven, mußt« auch dem Eingenommensten klar werden, daß man von einer polnisch« Provinz doch wohl nicht red« könne, wenn sie überwiegend deutsch wähle und beinahe zur Hälfte vo« Deutsch« bewohnt werde. So lag der Wunsch nahe: die Provinz Pos« muß polnisch »erd«!' Da« wurde beschloss« und damach gebandelt. Der katholischen Geistlichkeit wurde der Auftrag zu Theil, mit Hilfe der Religion die Polonisirung von all den deutsch« katholischen Bewohne« durchzuführen. Die alt«, von jeher in Pol« al« identisch geltenden Be zeichnung« „deutsch- und „protestantisch", „polnisch" und „katholisch" wurden al« ein zur Verwirrung Ungebildeter geeignetes Werkzeug von Neuem in Aufnahme gebracht. In dem gemein« Volke wurde der thvrilvte Glaub« verbreitet, der Papst sei.«» Pole, die Jungfrau Maria eine Polin und die katholische Religion ein« specirll polnische. So und nicht ander« ist der übereinstimmende rege Eifer zu erklär«, der von de» genannten Zeit ad die katholische Geistlichkeit in der Provinz Pos« im Sinne der Polonisirung hethätigt hat, in ihrer Eigenschaft «M Seelsorger, al« Beichtvater und vor allein in ihr« Eigenschast al« Leiter uud Beaufsichtig« der Schul« und der Lehrer." 1836 war« i» der Schule von Wilda von 65 Schulkindern nur 9 Kinder polnischer Nationalität, 1851 von 108 Kind«, eSenfall« nur S polnischer Abkunft, die ab« d« deutsch« Sprache ganz mächtig waren. 1851 wurde »och vom katholisch, polnisch« Propste der Regierung berichtet, die Schule sei ein« deutsche. NichtSvestoweniger »ma derselbe Propst 1851 dem damalig« Lehrer auf, die Kino« i« der Reliaiou polnisch zu unterrichten, ihn« die Gebete ee. i» polnischer Sprach« beizubriug«. Der Ein« des Lehrers, b der polnischen Dort« abaeschnittm: „Wem» sie e« auch nicht verstehen, wenn sie et nur können; in dem benachbart« Ratai müsse auch der (Lehrer auf Auordnuug seine« Propste« polnisch unterricht«.- Allmählich wurde auf d« Wunsch einiger vom Propste dearbeiteten Gemeindemitglieder dem polnischen Unterrichte eine Erweiterung zu Theil; l867 aber prote» stirte noch ein Theil der Gemeinde gegen d»e An stellung eiue« Lehrer«, der di« deutsche Sprache nicht vollkommen beherrschte. Heute wäre ein solch« Protest deutsch - katholischer Familienväter in Wilda etwa» Undenkbare«. Hat sich doch 1880 in einem Bericht« de« Distrikt«»Commissariat« an da- königliche Landraths-Amt von sämmtlich« katholisch« Deutschen iu Ober- «nd Unterwilda nickt ein einziger al« „Deutsch" bezeichnet! All« ließe» sich al« Pole« emtragen. Iu ähn licher weis« wurde von 185l an di« Schul« in Ratai durch den Propst und Localschulinspeetor Plu«zczew«ki polo- »iflrt. Die Gemeind« wehrte sich wohl dagegen, richtete auch 1856 eine Vorstellung an die Regierung, aber ohne merk lich« Erfolg; e« blieb bei» Alt«. Bon der beinahe voll- ständig gelungenen Polonisirung de« Dorfe« Ratai giebt rin vom »«. April 1882 datirte« Schreiten von 16 Gemeinde angehörig« an dm KreiSschulinspeetor Lux Kunde. E« vrotestiw» nämlich diese 16 viwohaer. di« fast ganz deutsch« Name führ« (Ten-ler, Schneider. Filwuth. Roth, Walter. Leitgeber rc.). gegen die Ertheilung de« Religion«unterrichte« i» dmtscher Spruch« an ihr« Kinder. E« ist für jeden Deutschen betriweu», wuhmmwh««,, wie der Einfluß de, Geist lichkeit und der Schul« es z» Weg« gebracht hat. iu noch nicht eiue« Meuscheualter. iu 25 Jahr«, au« kern deutschen Leut« «iu« Generation vou Stockpoleu heraazu- Abe, nicht nur i» Wild« uud Ratai hat die Polo- «tue» vollständig« Erfolg gehabt, auch in dm übrig« » hat ^ - - » polnischer Sprach« beizubriug«. Der Ein wand , Saß die deutsch« Kinder dm Inhalt «uv Ginn >m Gebete nicht fass« würden, wurde mit dm Dörfer« hat e« der < Eleru« verstände». deutsch« Gesinnung und Sprache allmählich zu verdräugeu. So strb« di« „Bamberger" bei de» Landtag«, uud Rrnb«. tag«»ahtm stet« aus der Seit« der Polen, so Hab« sie sich i» Sie ihm» Sei verschied«« Gelegeuheite« zugefchickt« List« i» de» letzt« 10 Jahr« immer al« Pol« «iutrag« laffml Bet Ser letzt« Reichstagswahl wurde» beispielsweise in dem früher ganz deutschen Ratai 182 Stimm« für dm polnisch« und nur 3 Stimm« für den deutschen Candidat« abgegeben! Aehnlich war auch da- Lerhältniß in den übrig« „Bamberger" Dörfern. Reckt lehrreich sind auch die Ergebnisse der Volkszählung«. 186l bekannt« sich in Deinsen zur deutsch« Rationalität 219, zur polnischen nur 22 Bewohner; 1880 aber Zählte «an daselbst nur noch 56 Deutsche, dagegen 273 Pol«. In dem gleichen Zeitraum« sank die Zahl der Deutsch« in Lu bau von 175 auf 9. die Zahl der Pol« stieg dagegen von 25 auf 246. In Wilda wuchs die Zahl der Deutschen von 429 aus 762, die der Polen von 343 auf 877! Solche Zahl« reden eine sehr deutliche Sprache! Leider hat sich die polonisirende Thätigkeit de« Eleru» nicht auf die „Bamberger" beschränkt, auch in weiteren Gebieten hat man da« Deutschthum ge schwächt. So befinden sich im Landkreise Posen allein unter 9000 Schulkindern 2000 mit gut veut« schenNamen; aber nur etwa 700 von ihnen sprechen deutsch, und unter diesen giebt e« 400, d. h. mehr al« die Hälfte evangelische Kinder! Wenn da« Ab wendigmachen von der deutschen Nationalität im eigenen Lande so schwunghaft betrieben werden kann, dürfen wir un» dann noch über die undeutsche Gesinnung so vieler unserer Stamme«- genoffen in Ungarn wundern, wo seit 1867 an der Ver» drängung deutscher Sprache und Eultur mit noch ganz ander« Mitteln gearbeitet worden ist? Alle Maßnahmen, welche regierungsseitig gegm etwaige Neberschreitungen de- Polenthums getroffen werden, werdm dem Volke al- gegen die katholische Religion gerichtet, ver dächtigt. So glaub« die Bamberger vielfach, daß die deut schen Kinder, denen der katholische Religionsunterricht auf Anordnung de- KreiSschulinspeetor- in ihrer deutschen Mutter sprache ertheilt wird, zu Altkatholiken gemacht werben sollen. Ein nicht zu unterschätzende- Mittel, au- den Deutschen „um Posen" Pol« zu machen, bol die Thatsache, daß die „Bamberger Dörfer" zu polnisch-katholisch« Pfarrkirchen ge hören, in denen nur polnisch gepredigt und celebrirt wird. Selbst die deutschen Katholik« in der Provinzialhauplstadt haben nur nach schweren Kämpf« eine Kirche, die Franzi«- kanerkirche, zugewies« erhalt«, in der wenigsten» deutsch gepredigt und Beichte gehört wird. Taufen und Trauungen u» dmtscher Sprache siud aber iu dieser Kirche nur nach Zahlung-dvppeller Gebühr« und »ach erfolgter Erlaubniß ver betreffend« Parockialpröpste möglich. Luch der fortwährend rege Verkehr zwischen Polen und Deutschen trägt dazu bei. dm Unterschied zwischen beiden Völkern zu Ungunst« der Deutsche» zu verwischen. Deutsche, die dem Polenthum gewonnen siud, oeeil« sich dann, ihrem deutschen Namen ein polnische- Mäntelchen umzuhängen: au- Hübsch wird Chhp», au- Spät Szpet, au» Schröter Szraiter. «u- Schulz Szulc, aus Krieg Krhg, aus Woll- schläger DolSzlegier rc. Wer denkt nicht dabet an die zahl losen ezechischen, slovenischen und italienischen Namen, die deutsch« Wurzel habe»? Welche Freude über dies« polonisirende Thätigkeit in den Polenkreisen jenseit der Reich-grenze herrscht, geht aus einem Artikel hervor, der vor nicht länger Zeit in dem zu Warschau erscheinenden „Athenäum" gedruckt wurde. ES wird da den Geistlichen der Provinz Posen besondere- Lob dafür ge spendet. daß sie durch ihr umsichtige» Verfahren, durch ihre Einwirkung auf die Lehrer und Frau« und durch ihre Besprechungen mit den Leuten nach dem Gottesdienste e< dahin gebracht hätten, die deutschen Bewohner der Dörfer um Posen herum allmählich zu Pol« zu macken, so daß sie namentlich bei den Wahlen stet» mit den Polen stimmten. Den treuen polnischen Geistlichen Posen« sei Dank zu sagen für die großen Erfolge, ivelch« di« polnisch« Nation bei dm letzten Wahlen erzielt Hab« rc. Der erste Schritt zur Heilung eine« Nebel« ist, daß man seine Ursache erkennt. In Posen, wo die Ursachen zur Lnt- dmtschuug so großer Massen Nar zu Tage liegen, wird dem weiter« Umsichgreifen de» Polenthum» energisch Einhalt getha« werden müssen, vr. Bär bezeichnet zwei Mittel al» sehr wirksam, da« verlorene Gebiet wieder zu erobern: die deutsche Schule und die deutsche Kirche. In all' den noch halbdeutscher, Dörfern müssen die Schulen wieder rein dmtsch waden. von deutschen Lehrern geleitet uud von deutsch« Schulinspatoren beaufsichtigt. Der derzeitige Krei-schulinspector Lux bemüht fick. diese« Ziel möglichst bald zu erreichen, aber wie wird der Mann von den Pol« angefeindet! Wie eiferten polnisch« und ultramontane Abgeordnete im letzt« Landtage gerade über di« Thätigkeit diese« Manne«! Wahrscheinlich werden auch im jetzig« Landtage wieder heftige Angriffe auf dm dmtsch« Schulinspector erfolg«! Ebenso nvthiq wie die dmtsche Schul« ist die deutsche Kirche. Deutsch« latbolische Dörfer müssen in ganz Posen in deutsche Parochialkirch« eingepsarrt werden, in den« nicht blo« Predigt und Beickte, sondern auch Taufen und Trauungen, Überhaupt alle gottes dienstlich« Handlungen, deutsche sind. Ferner ist nothwendig, da- in deutschen Gemeinden nur deutsche Geistliche amtiren. Erst dann, wenn die beiden Hauptforderungen — deutsche Sckulen uud deutsche Kirchen für alle deutschen Katholiken — erfüllt sein werden, wird e« mit dem Teutfchlhum in Posen, daß feit 15 Jahr« nicht uur keine Fortschritt«, sonder« sogar Rückschritt« gemacht hat, wieder vorwärts geh«». Leipzig, 18. Deeember 1882. * Au« dem preußischen Abgeordnetenhaus« wird un- von» Gounadeud geschrieben: Die heutige Debatte hatte ei» »och viel zahlreichere- Publicum angezog« al- die gestrige. Prof. Wagner entwickelte zwar nicht, wie er hatte verkünd« lass«, «iu ausführliche« und ausgearbeitete« Steuer- progmmin, da er diese Ausgabe der Regierung überlast« will. Immerhin aber war seine Zustimmung zu der Licenz» Vorlage nur eine sehr bedingte, und auch heute wurde ihm wie in der Generuldilcussio« zu« Etat wiederholt auch der Beifall der linke« Seite de« Hause« zu Theil. Im Ganzen war sei« Red« eiue nickt minder scharfe Kritik der Plan- loflgkeit de« Her« Scholz, al« die Ausführung« der Red»«, Ser Lmlkir. Abg von Veanigse« hatte zwar kein« leickt« Stand nach 4 Uhr, nachdem da» Hau« durch di« einstüudiae Red« Wagner'« schon ziemlich ermüdet war. Sie Aufmerksamkeit Ser Abgeordnete» zu fesseln, doch «laug ihm du« wie immer vortrefflich, und indem er die Debatte ans di« politisch« Höh« brachte, erörterte er in ge wohnter Meisterschaft Punkt für Punct der Vorlage und zeigt« — daß du« wu« Her, Scholz uls absolut erforderlich hinstellte, mindest«« nicht nothwendig ist. daß aber Wege zur Deckung be« Steuererlasse« vorzüglich sind, von denen der -reußische Finanzminister nicht« wissen mag. — Bezeichnend irr unsere ganze Situation ist e«, daß, obgleich wir dock gerade dm Einfluß de« Parlament« nicht überschätzen, nach dcc Kritik, die da« Werk de« Herrn7Ech o lz gestern und heute von allen Seit« erfahr« hat, seine Stellung für er schüttert gilt". * Die Verhandlungen im Abgeordnetenhause über die Stenerfrage haben klar ergeben, daß für die Licenzsteuerprojecte nirgend« Stimmung ist: auch die Conservativen haben sich nur unter so viel Vorbehalten und Bedenken dafür ausgesprochen, daß von einer aufrichtigen und überzeugten Zustimmung auch aus dieser Seite nickt die Rede sein kann. Entschließen sich die beiden conservativen Fractionen doch für diese Vorschläge zu stimmen, so geschieht es nur unter dem Druck von oben, in der Scheu ver Oppo sition. und eine Mehrheit wird bei der ablehnenden Haltung aller andern Parteien darum für die Vorlage doch nicht zu Stande kommen. Eben diese Erwägung mag vielleicht manchem Eonservativen da« Ja erleichtern. Während die vorgeschlagene Deckung au» den verschiedensten praktischen und principiellen, wirthschaftlichen und politischen Gründen ganz überwiegend ans Abneigung stößt, ist man mit dem andern Theil der Vorlage, der Aufhebung der untern Classensteuerstufen, in welcher die Erfüllung eine« alten Versprechen« und eine Maß regel au-gleichender Gerechtigkeit zu erblicken ist, besser ein verstanden. Freilich sind auch hier noch starke Bedenken, insbesondere wegen der Begründung de« Wahlrechts aus di« directcn StaatSstcuern und weg« der Verbindung der Cym- munalsteuern mit denselben; gemacht, daß die Maß sei, um ohne allen i Deckung de« Ausfall- in Ausführung gebracht zu werden, auch wird vielfach di« Aufhebung der zwei unterst« Stufen und willkürlich« Steuererlasse oder doch wenigsten« den zweit«, nicht auf Gesetz beruhend«, abzuschaffen und den dadurch gewann«« Betrag sür eiue zweckmäßigere «ud pationellere Erleichterung der direct« Steuern heranzuzieheu. Gleichzeitig wird aber auch verlauat» daß »ach einem sesteu Plan uud System die Reform da ganzen Emkommeu- besteuerung dorgenomm« wird uud zwar in einer Weise, daß der Entlastung der untern Steuerzahler eine Mehrbelastung der Höker« Einkomm«- h«zw. eine Eapitalrentensteuer zur Seite geht. Da« Pud Grundzüge, über die bi« zu einem gewissen Grad da« ganze Abgeordnetenhaus einig ist» und ivena auch im Einzeln« über diese Ziele noch viele Meiauug«- verschiedenheiten besteh«, so wird man an der Möglichkeit einer Verständigung doch nichtzweifetndürfe», wermnurdieRegierung will. Die letztere hat sich freilich bis jetzt auf die ver- theidigung ihrer Licenzvorlag« beschränkt und all« anderweit« Borschlägen gegenüber sich äußerst zurückhaltend, wenn nicht ablehnend gezeigt. Indessen, wmn sie mit ihr« eigen« Plänen erst einmal gescheitert ist, so wird man hoffen dürfen, daß sie die au« dem Abgeordneten Hause hervorgeheuden Vor schläge mit mehr Wohlwollen und Entgegenkommen aufnehw« und prüfen wird. Man darf hoffen, die bevorstehenden Commission-verhandlungen werden nicht resultatlo« verlausen, sondern die Reform des preußischen StaatSstruerweseu« eia gutes Stück fördern. Man wird doch nicht annehmm dürfe», daß mit diesen unglücklichen Licenzprojecteu der ganz« Resormeiser der Regierung erschöpft ist. * Die LI. Eommissiou des Abgeordnetenhause« erledigte am Sonnabend iu zweiter Lesung den Entwurf eine« Gesetze«, betreffend den Erlaß polizeilicher Strafverfügungen. Die beiden Hauptstreitsrage» sind von der Commission dahin entschied« worden, daß da« Maximum, welche« die Polizeiverwaltung bei der Straffest setzung nicht überschreit« bars, bei der Geldstrafe SO bei der Hast 3 Tage betragen soll, und daß gegen die Straf verfügung nur ein Antrag auf gericktlicke Entscheidung, da gegen nrcht eine Beschwerde bei der höher« Polizeibehörde zugelassm wird. Durch ein von der Commission angenom menes Amendement wird festgestellt, daß auch gegen Beschul digte im After von 12 bi« 18 Jahr« polizeiliche Strafver fügung« erlassen werden können, und daß in diesem Falle nicht blo« der Beschuldigte, sondern auch sein gesetzlicher Ver treter den Antrag auf gerichtliche Entscheidung stellen kann. * Di« bei Eröffnung der serbischen Skupschtina vom König Milan verlesene Thronrede wird nicht er mangeln, rm Ausland« ein« günstig« Eindruck hervor- zubnngen. Serbien ist über die erst« Anfänge feiner pcli- tiscken Selbstständigkeit noch kaum hinausgekommen, und vor Rückfällen in gewisse Unarten früherer Zeit noch nickt ganz sicher, aber die Wendung z,»n Bessern ist im Großen und Ganzen doch unverkennbar. Mit Berufung des Ministeriums Pirotfckanac hat König Milan sich selbst und seinen, Lande den besten Dienst geleistet. Insofern er durch diesen Schritt der Initiativ« zur LoSlüsung Serbiens von dem Joch deS russischen PanslaviSmuS ergriff, er füllt« König Milan zugleich die unerläßliche Vor bedingung für die Schaffung correcter Beziehung« zu dem vsterreichisck-ungarischen Nachbar «nd stellt sich gleich zeitig unter di« Protection der von Berlin ausgehenden inter nationalen Frieden«- und Bersöhnung-politik. Wenn die jüngste serbische Thronrede von den „sehr guten Beziehungen Serbien« zu den Mächten" und von dem bei den sch webendcn handelspolitisch« Abmachungen bekundeten Wohlwollen der Mächte gegm Serbien spricht, so hat sie dabei vor allen Dingen Deutschland und Oesterreich-Ungarn im Auge, deren soeben »och »achdrÜcklicbst betonte BundeSbriidersckast für geraume Zeit den Mittelpunkt der politisch« Haltung unsere« Welttheil« zu repräsentiren beruf« ist. Eine Pester Depesche will »iss«, e« sei im Werke, König Milan zur Abdankung ,u zwinge«; wir wollen abwarten, wa« an diesen Gerücht« Wahre« ist. * Au« Norwegen schreibt man un«: „Die Wahlen sind nun vorbei, der Parteihader ruht jedoch nicht. Sind auch die Versammlung« nicht mehr so an der Tagesordnung, wie zur Zeit, al« vjörnsorr noch in Ehristiarna war oder ,'u den Provinzialstädtm reiste, um für seine Partei Propaganda z« machen, so ist doch noch lange nicht da« Wort verstummt. Besonder« di« radikale Presse erscheint alle Tage mit kampfe«- muthig« Artikeln aus dem Plane und spricht sich iu einer Weis« «u«, die i» Deutschland von der Staatsanwaltschaft «icht
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