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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.09.1929
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1929-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19290904016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1929090401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19290904
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1929090401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1929
- Monat1929-09
- Tag1929-09-04
- Monat1929-09
- Jahr1929
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.09.1929
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Müwdch, 4. Srptrmörr lAW Begeisterte Aufnahme Genf, 8. Sept. Der englische Premierminlstcr Mac- -onald, der heute nachmittag die allgemeine Aussprache über den Rechenschaftsbericht des Generalsekretärs mit einer elnstündigcn Rede erüssnete, behandelte darin alle wichtigen Völkerbundöprobleme, vor allen Dingen die der Ab- rüstung und des internationalen Wirtschaftslebens, denen durch seine Ausführungen zweifellos ein neuer starker Antrieb gegeben wird. Bon starkem Beifall begrübt, er innerte Macdonald zunächst an sein erstes Auftreten vor der Bölkerbundsvcrsammlung im Jahre UM, seit welchem sehr wichtige Acndcrungen vor sich gegangen seien. Die wichtigste davon sei, wie er unter dem Beifall der Versammlung fest ste llte, der Eintritt Deutschlands in den Völkerbund. Sin weiterer wichtiger Schritt sei das Zustandekommen des Kelloggpaktes und ein dritter sehr wichtiger Schritt das Ergebnis der Haager Konferenz. Als erste Holge dieser Konferenz werden bereits in der nächsten Woche die ersten Besatzungstruppen das Rheinland verlassen, „um nie mehr dorthin z u r ü ck z n k e h r e n". Macdonald fuhr kort: Als Völkerbundömttglicdcr müssen mir jetzt vor allen Dingen die wirtschaftlichen Probleme in Angriff nehmen. Die Böller der ganzen Welt verlangen von uns eine beschleunigte Behandlung dieser Probleme und den Abichlnb des alten militärischen Kapitels, damit eine neue Aera beginnen kann. Die englische Regierung wird alles tun, um die Vorbereitung der Abrüstungskonferenz zu beschleunigen. Der Friede hat freilich ebenso sein Risiko wie der Krieg. Aber die Nationen, die als Pioniere des Friedens arbeiten, werden auch den Frieden verwirklichen, mährend jene, die militärische Vorbereitungen tresfen, auch die Mög lichkett eines Krieges vorbcrciten. Der erste und eigentliche Beitrag Englands für die Vorbereitung der Abrüstungs konferenz ist die Regelung der Seeabrüstung. Der beste Weg dazu ist ein Abkommen zwischen England und Amerika. Unsere Besprechungen sind in keiner Weise und in keiner Hinsicht gegen trgcndivcn gerichtet, sondern im weitesten Ginne von dem Wunsche beseelt, durch diese Ver ständigung bas ganze Abrüstungsproblcm zur Lösung zu bringen. Der richtige Weg dazu wird die Konferenz der sechs Seegrobmächte sein. Macdonaid teilte mit. dab er im Augen blick noch nicht das Ergebnis seiner Verhandlungen mit Hoooer öffentlich bekanntgeben könne. Die Mitteilung möge genügen, dab bei diesen Vereinbarungen ein Schriftstück von etwa 2«> Punkten zustande kommen werde, von dem nur noch drei Punkte offen sind. Ohne allzuviel versprechen zu wollen habe er doch die Hoffnung, daß noch während dieser Völkcr- bündSversammlung das Zustandekommen der Vereinbarung verkündet werden könne. Neben das Abrüstungsproblem stellte Macüonald als zweite wichtige Aufgabe den Ansbau des Kelloggpaktes, der tn Uebereinsttmmung gebracht werden müsse mit den Artikeln 12 und 15 des Bölkcrbundspaklcs, d, h. so viel als den Ausbau der Schiedsgerichtsbarkeit und deö Schlichtungswesens. Unter stürmischem Beifall gab er in diesem Zusammenhänge bekannt, dab die englische Ne gierung beschlossen hat, die F a k u l t a t i v k l a » s c l über die Schiedsgerichtsbarkeit des Ständigen Internationale» Gerichtshofes im Haag zu u n t e r z e i ch n c n. Er sei außer» dem der Hoffnung, dab die Dominien ihren zur Zeit in Die Lage tn Oesterreich Wien. 8. Sept. Die „Stunde" veröffentlicht einen Bericht über die politische Lage Oesterreichs und teilt u. a. mit, dab der Präsident des Nationalratcs, Dr. Gürtler, tn Wien etngetroffen ist und mit dem Bundeskanzler Strecruwitz ein gehende Besprechungen haben wird. Die Parteiverhandlungen wegen der Festlegung deö ArbcitöprogrammS des National ratcs werden am Mittwoch beginnen. Die Nachrichten, dab im Wiener NathanS entscheidende Veränderungen in de» leitenden Stellen bcvorstehcn, sollen nicht zutresfen. Bezüglich des zu erwartenden sozialdemo kratischen Manifestes, das zur gegenwärtigen politischen Lage Stellung nehmen wird, erklärt die „Stunde", dab die Sozial demokratie den parlamentarischen BcrständigungS- boden nicht verlassen werde, sie werde mit der Regie rung Strecruwitz über alle Punkte verhandeln und nur in zwei wesentlichen Forderungen völlig unnachgiebig sein: 1. In der Verteidigung der Selbstverwaltung Wiens, 2. in der Verteidigung des allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechts. Bei den bürgerlichen Parteien machen «nterdessen die Heimwedrtendenzcn weitere Fortschritte. Wie die Mittags blätter berichten, hat der dentschötterrcichische Gewerbe» bnnd beschlossen, korporativ in die Heimweh» einzntreten, die d««nit «m mehrere Ili üüN Mitglieder reicher wird. Bürgermeister Seif, «» Fahre alt. Der Reichskanzler hat an Bürgermeister Settz tn Wien zu dessen 60. Geburtstage ei» Glückwunschtelegramm gerichtet. der Völkerbundsversammlung anwesenden Delegierten eben falls die Anweisung zukommen lassen, noch im Lause dieser Vülkerbundsversammlung die Fakultativklausel zu unter zeichnen. Er sprach tn diesem Zusammenhänge die Hoffnung aus, dah andere Nationen England aus diesem Wege folgen werden, damit die gegenwärtige zehnte Völkerbundsversamm lung als die des Beitritts zur Fakultativklausel des Haager Statuts tn die Geschichte eingehen werde. Wetter behandelte Macdonald im einzelnen Fragen des Nahen und Fernen Orients, wobei er zunächst mitteilte, dab Vorbereitungen getroffen sind, dab Aegypten seine Kandidatur als Völkerbunds mitglied ausstellen kann. Die orientalischen Völker, so be tonte er feierlich, bringen uns heute unsere eigenen Ideen zurück und verlangen von uns die Freiheit. Man dürfe nicht abwarten, bis es zu einem Ultimatum komme, wogegen eö keine Hilfe geben würde. Zum Mlnderheitenproblem übergehend, stellte Macdonald fest, dah eö niemals möglich sein werde, Europa in reine Nationalstaaten einzuteilcn. Die Lösung des Minderheitenproblems sei eine Frage, die mit geistiger Ruhe durchgeftthrt werden müßte. Die Rede des englischen Premierministers fand bei der überwiegenden Mehrheit der Delegierten der Völkerbunds- vcrsammlung und auf den bis aus den lebten Platz besetzten Tribünen begeisterte Aufnahme. Als Macdonald die Rednertribüne verlieb, ging als einer der ersten Staats sekretär v. Schubert auf ihn zu, »m ihn mit einem herz lichen Händedruck zu beglückwünschen. Briand begnügte fich damit, Macdonald kurz zu» znwinken. Man erwartet daher tn Genf mit größter Spannung seine Antwortrcde. In den Wandelgängen des Neformationssaales bildete die Rede mit ihren überaus einprägsamen Wendungen den ganzen Abend über den Gegenstand lebhafter Erörterungen. In den Kreisen der deutschen Delegation wurde der Hin weis Macdonaldö auf die wertvolle Mitarbeit, die Deutsch land seit seinem Eintritt im Völkerbund leistete, besonders angenehm empfunden. Auch die übrigen Aenberungen des englischen Premierministers, soweit sie Fragen der all gemeinen Politik betreffen, fanden durchaus ihre Zu stimmung. Nach Macdonalb sprach . der japanische Botschafter Adatschi und erklärte, dab Japan die Verhandlungen zwischen Eng land und Amerika zur Herstellung eines Abkommens in der Seeabrnstungsjrage mit grösstem Interesse verfolge und das Zustandekommen eines Abkommens aufs wärmste begrüben würde. Adatschi, der Berichterstatter für die Minder heitenfrage im Völkerbundsrat, betonte, eine Regelung der Minderheitenfrage dürfe nicht nur aus die Interessen der Minderheiten, sondern auch auf die Interessen der Mehrheits- Völker Rücksicht nehmen. Der Vertreter von Uruguay, Antu na, wies sodann daraus hin, daß die Beilegung des Streites zwischen Bolivien und Paraguay durch den Völkerbund einer unnatürlichen Lage ein Ende gemacht habe. Nach der Monroedoktrin habe bisher kein auswärtiger Staat das Recht gehabt, sich in Angelegenheiten des amerikanischen Kontinents zu mischen. Dieser Zustand sei nunmehr endgültig abgeschlossen. Der Völkerbundörat habe einen Streit zwischen beiden latein amerikanischen Staaten bcigelcgt und damit dieser Auslegung der Monroeüoktrin ein Ende bereitet. Die Hauptaussprachc wurde daraus aus Mittwoch vertagt. Gin Deutscher tn Böhmen verurteilt Eger, 8. Sept. Vor dem Egerer Kreisgcricht wurde gestern gegen den Breslauer Bcrgakaöemtker Adolf Soa verhandelt, der angeklagt war, in Eger gelegentlich einer Stndentenfeter das tschechische Volk als „Dreckvolk" bezeichnet zu haben. Soa war wegen dieser angeblichen Aenßerung in Haft genommen worden. In der Verhandlung erklärte er, den ihm zur Last gelegten Ausdruck nicht ge braucht zu haben. UebrigenS sei er stark betrunken gewesen. Auf der Wachtstube habe er nach der Verhaftung einen Faust schlag ins Gesicht erhalten, ferner sei er von einem Polizisten „Deutsches Schwein" genannt worden. Soa wurde wegen Vergehens gegen das Republik, schutzgesctz schuldig gesprochen und zu fünf Tagen Arrest und Zahlung der Prozcßkostcn verurteilt. Die Strafe gilt als durch die Untersuchungshaft verbüßt. Blislieferunv -es Wiener Frauenmör-ers Berlin» 2. Sept. Das preußische Ministerium dcS Innern und das Auswärtige Amt haben der von der österreichi schen Bundesregierung beantragten Auslieferung des am 18. Juni tn Berlin wegen des FranenmordeS im Lainzer Tiergarten verhafteten Kaufmanns Gustav Bauer statt gegeben. Die Auslieferung dürfte tn diesen Tagen erfolgen. Sachlichkeit auch im Kampf um den Trtbutplan Eine Bombe ist explodiert! In einem nach oben offenen Lichtschacht des Reichstages. Die Art und die Zeit des An. schlages lassen erkennen, daß die Attentäter Menschenleben nicht gefährden wollten. Zweifellos handelt es sich hierbei aber um eine politische Demonstration, die auf das schärfste von jedem vernünftigen Menschen mißbilligt werden muß. Wir sind daher der Ansicht, daß es gefährlich und un fair ist, bis zum Beweise des Gegenteils irgendeine deutsche Partei in irgendwelchen Mutmaßungen in Verbindung mit dem törichten und kindlichen Sprengstoffattentat zu bringen. Leider scheint die deutsche Linke dieser Auffassung nicht zu huldigen. Ohne jeden Anhaltspunkt konstruierte sie sofort Beziehungen zwischen dem Bombenanschlag und denjenigen Parteien, die den Haager Tributplan mit allen ihnen zu Ge- bote stehenden Mitteln bekämpfen. Soll man au die Auf. richtigkeit dieser Ansicht glauben? Wir vermögen es nicht. Die Führer der Linken wissen wohl selbst sehr genau, daß die Gegner des Tributplans ihre Argumente nicht durch eine Politik der Höllenmaschinen zu unterstützen nötig haben. Eine gute Sache mit schlechten Mitteln zu vertreten, das wäre ja der Gipfel der Torheit. Und wer nationale Auf bauarbeit leisten will, greift nicht zu den Methoden des internationalen Anarchismus. Freilich Qucrköpfe und Fana tiker gibt es in allen Lagern, dafür können aber die Ge- sinnungsgemeinschastcn nicht verantwortlich gemacht werden. Wenn sich die Linke jetzt aufs hohe Rotz setzt und völlig Un bewiesenes als feststehende Tatsache ansteht, so könnte man sie mit gleichem Rechte darauf aufmerksam machen, baß es leider auch ^Mnts provooatours gibt, die eine reine Sache durch unlautere Mittel unmöglich zu machen versuchen. Diese Art des Kampfes um politische Ansichten ist aber so schmutzig, daß wir ebenfalls bis zum Beweise des Gegenteils ver zichten, der Linken mit der gleichen Waffe zu dienen. Nach, dem aber der unfaire Vorwurf gefallen ist, die nationalen Kreise trügen zum mindesten die moralische Verantwortung an dem Bvmbenattcntat, können mir nicht umhin, dem Marxismus jede Berechtigung zu irgendwelchen Mutmaßun gen abzusprechen. Und zwar so lange, als der Mörder des Grafen Stürgkh, Herr Dr. Adler aus Wien, noch zu den Großen der Partei zählt. Ter deutschen Parteipolitik tut — dieses Beispiel zeigt es erneut — Sachlichkeit und Verzicht auf persönliche Ge. hässigkeiten not, kurz das, was der Engländer unter karr plax versteht. Wir stehen vor schweren innerpolitischen Kämpfen um die neue Tributregelung. Man sollte meinen, daß bei so schicksalsschweren Entscheidungen dieses oberste Gebot fruchtbarer Auseinandersetzungen unbedingte Voraus setzung sein müßte. Die Verdächtigungen im Gefolge des Bombenattentats waren ein schlechter Anfang. Möge es da- bei von nun an sein Bewenden haben. Für und wider das Haager Ergebnis! Die Diskussion ist erösfnct worden. Geäußert haben sich die Blätter der Par. teien, gesprochen haben die führenden Politiker, und eingehend hat sich das Reichskabinett in Berlin mit der neuen Tribut- rcgelung besaht. Damit sind die großen Linien gegeben, innerhalb deren sich die Kämpfe der nächsten Wochen und Monate abwickeln werden. Restlose Begeisterung über den Tributplan und seine politischen Auswirkungen zeigt niemand im bürgerlichen Lager. Das bleibt der Sozialdemokratie überlassen. Sie allein spricht in Ucbcrcinstimmung mit gewissen Berliner halbamtlichen Stellen von einem hundertprozentigen deut- schen Erfolg. Mit Recht tadelt selbst die Presse der Mittel- Parteien diesen zügellosen Optimismus auf das schärfste Denn eine solche Vcrstellungsweise trübt nicht nur den Blick für das Tatsächliche, sie ist vor allem gefährlich für gegen wärtige und kommende Verhandlungen. Was sollen unsere Gegner von «ns denken? Hat nicht Deutschland vollkommen die Haager Zeche bezahlt? Und nun sprechen diese seltsamen Menschen von einem hundertprozentigen Erfolg! Sollte man ihnen nicht einmal bei einer späteren Gelegenheit mit grüße» rem Erfolg noch stärker die Zähne zeigen als bisher. Zwangsläufig muß das Ausland zn solchen Schlüssen kom- men, wenn cs die so unangebrachte satte Zufriedenheit unserer Sozialdemokraten über den ach so dürftigen Haager Erfolg steht. Im Jnlande freilich weih man. was gespielt wird. Nur zu gut ist uns bekannt, warum die Sozialisten erleichtert aufatmen, weil jetzt wieder das „unnatürliche Uebergewicht der Außenpolitik über die Innenpolitik" ge- brochen ist. Endlich Ellenbogenfreiheit zur Durchdrückung parteipolitischer Forderungen. Daö ist der wahre Grund marxistischer Begeisterung über den Haag. Man ereifert sich, daß Graf Westarp die Veröffentlichung der Denkschriften fordert, die den Pariser Sachverständigen als Material über die wirtschaftliche Lage Deutschlands vorgelegt wurden. Die Gründe für diese Angst sind ja sehr begreiflich. Soll doch die Erkenntnis über das wirkliche Ergebnis des angeblichen hundertprozentigen Erfolges verheimlicht werden. Auch möchte man nicht gerne, daß über die schlechte Lage der deut. schen Wirtschaft sprechende Zahlen tn die Ocffentltchkelt dringen. Denn die Marxisten wollen unter allen Umständen Wieder ein starker »uwailis »er Seimwedren
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