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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.01.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188401044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-01
- Tag1884-01-04
- Monat1884-01
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.01.1884
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Erscheint täglich früh «'/, Uhr. Let«c1i«n und LrpkLition Johavae-gasje 33. LyrkchliunLkn der Xedacti«»: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 8—6 Uhr. tz» X» em,k1a»»»rr v!»iwlcr>»t» »mcht sich »i« «,»,cnn> »>chl »er für »te »ächstfalgr«»« Nummer »rstt««ten -»jerare an »Ocheura^« »i« 8 Utzr Rachmittau«. uuGouu-und Festta,en früh in«'/,» Uhr. I» den Filialen stzr Z»s.-Annah»e: vtt« Klemm. Uaiversität«ftrahe »1. Lout« Lüsche» Katharinenstrase 18,». »ur »t« '/.» Uhr tivMr.TWMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeMtsverkehr. Auflage LS,L0». Ldsllurments»rei« viertel,. 4'/, Md. incl. Bringerlol» ö Nit- durch die Poll bezöge» Ü Nit. Jede -lazelne Nummer 20 Pf. Lelegerempiar 10 Ps. Gebühren iür Extrabeilaae» ohne Bostbeiörderuag 39 Nit. «U kosideiörderuug 48 Mt. Inserate Kgespaltenr Petitzeile 20 Pf. Größere Schritten laut unjcrem Hreis- verzeichniß. Tabellarischer ».Ziffcrniatz nach höher« Tarif. Leclarue» unter dem Redactianaltrich die Lvaltzeile 80 Ps. Inserate find kel« an die EppeDitt«« zu senden. — Rabatt wird niL, gegeben. Zahlung praavuuieraixlo oder durch Pali »achnanme. 4. Freitag den 4. Januar 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Nachdem im Lause bez. an, Ende dcö vergangenen Jahre« Herr Kaufmann Juli«» Friedrich Arnold -HebbinghauS, Herr Zinngießerobermeitier Moritz Krasse und Herr Decoralion«maler Johann Auto» Becker au< uuferem Eolleginm auSgeschieLen, sind heute an deren Stelle Herr Kanfmonn Friedrich Gustav Esche, Herr Schlosicrineisier Carl Anton Fiedler und Herr Maurermeister Johann Carl Friedrich Ullrich al» unbesoldete Slabtralüe verpflichlet und in ihr Amt cin- gewiesen; desgleichen nach erfolgter Wiederwahl die Herren Carl Heinrich August Ltmon, Alphon» Friedrich Dürr aud Carl Gustav Schmidt» Söhlmanu auderlveit al« unbesoldete Siablrälhe verpflichtet worden. Leipzig, am 2. Januar 1884 Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgs. Vr. Wai angemann. Bekanntmachung. »8. «4, Da» 12. Stück deS diesjährigen Gesetz- und Verordnungs blatt«« für das Königreich Sachsen ist bei uns eiugegangen und wird di» zum 1V Jauuar 1884t auf dem Rath- hauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich anshängen. Dasselbe.enthält: kr. »2. Verordnung, die Veranstaltung einer Ergänzung«. Wahl für die II. Kammer der Ständeversamm lung betreffend; vom 24. November l883. Verordnung, die Expropriation von Grundeigen- thum für Herstellung eines neuen Kopfgleises auf dem Bahnhof zu Chemnitz betreffend; vom 26 November 1883 Vetantmacbuiig. die Eröffnung de- Güterverkehr« auf der Haltestelle Loitzscb der Mehltheuer- Weidaer Secuntäreisenbal»» betreffend; vom 1. Decrmber 1883. » 68. Verordnung, die Ausführung der Gewerbe ordnung für da« deutsche Reich betreffend; vom 8. Deren, der 1383. « »K. Bekanntmachung, die dermalige Zusammensetzung deS LandlagSausschusseS zu Verwaltung der Staats schulden betreffend; vom 1l. December l883. » SV. Verordnung, Abänderungen beziehentlich Ergän zungen der tztz. 4 und 16 der Verordnung, die Aushebung von Pferden u. s. w. für den Bedarf der Armee betreffend, vom 1. März 1877; vom 12. December 1883. » 88. Verordnung, die Wandergewerbescheine betref fend; vom 13. December >883. « SS. Gesetz, die provisorische Aorterhebung der Steuern und Abgaben in, Jahre l884 betreffend; vom 14. December 1883. Leipzig, den Sl. December 1883. Holrauclion. Mittwoch, den ». Januar 1881 sollen von vor- mitlag« 9 Uhr an auf dem Mitkelwaltschlage i» Abthl. 26a. dcS Bnrgaurr Forstrevier» in der sogenannte» Lcutzscber Gotlge am Leutzsch-Leipziger Fahrweg 180 starke Abrauuehaufieu und 140 meist Buchen-Langhaufen unter den im Termine öffentlich auSbängenven Bedingungen und der üblichen An zahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werdeu. Zufautmeukuuft: aus obigem Schlage. Leipzig, am 23. December 1883. Do» Raths Forstdeputatlo«. stonnabeu», »en 8. -annar 1884, von 10 Uhr Po» mittags an werden im Auctions-Locale des hiesigen Amtsgericht» einige Nachlässe, bestehend aus: Möbeln, Betten, Matratzen. Herren- und Damenkleitung-stücken, Wäsche, Büchern, zwei Taschenuhren, einem Ikrimstecher. einem Opernglas, einer Lchuhmacher-Nähmaichi»« und Schuhmacher-vandwerkzeug, einer Nähmaichine und d»v. anderen Gegenständen zur Versteigerung gebracht. Leipzig, de» 2. Januar 1884. Ittel«, Gerichtsvollzieher. Bekanntmachung. In unser Gesellschaiisregiiicr ist uuler lausender Nummer 44 folgendes zusolge Verjüguug vom 19. December 1883 am hcmigen läge ciugetragen worden: Ep. 1. Lfd. Nr. 44. — Sp. 2. Firma: vereinigte Svlaoer und Lommitzscher Thon- werke — Actiengesellschaft. 8p. S. Sitz: Eplau bei Tchmiedeberg, Regierungsbezirk Merfe» bürg, mit einer Zweigniederlassung n> Dommitzich. Sp. 4. Rcchisverhälniisse: Die Gejcllschast ist eine Actien- Gesellichaji. Der Gelelllchasrsvertrag datirt vom 29. Juni 1882, ist jedoch durch Beschluß der Gcneralversammluug vom 29. Juni 1883 abge- ändert und ergänzt worden. Der Zweck und Gegenstand de« Unternehmen», besten Lauer aas eine bestimmte Zeit nicht beschrönkt ist, besteht in dem Erwerb und Betrieb von Ziegeleien, Tdonwaarensabriien und ähnlichen Fabriken, sowie in der Gewinnung von Mineralien und Fossilien. Die Höhe des Grundeapitals beirägt 1,000.000—eine Milli»» — Mark, welches ,n 2000 Actien zu je L00 Mark zerlegt ist. Die Actien laute» aus den Inhaber. Die von der Gesellschaft ausgehenden Bekauatmachuuge» erfolge» durch Einrückung in salzende Blätter: ». Wittenberger Kreisblatt 1 . —... . d. Wittenberger Zeitung < " «'«enderg. v. Wochenblatt sur Schmiedeberg und Umgegend—in Echmiebe- derg. — Die Bekanntmachungen, Willenserklärungen und Zeichnungen de« Vorstandes erfolgen durch Unterzeichnuug der Firma der Gesellschaft und die eigenhändige Unterschrift eines Borftands-Milgliedes oder etncS Stellvertreters desselben, oder zweier Proruristen. Der Vorstand besteht zur Zeit au< den Direktoren Julius Lähliug zu Splau und Eduard Wageuer tu Dommitzich. Targa«, den 21. Dcccmbcr 1883. Königliche« Amtsgericht. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Siöß. Bekanntmachung. Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kcnntniß, daß wir der Straße 2, de« Leidenroth - Frege'schen Bebauungspläne«, Welch« parallel mit der Frege-Straße und dieser zunächst geht, den Namen Sedan - Straß«, sowie der aus dies« Straße folgenden Straße 8 de« erwähnten Bebauungsplanes de» Namen Wettiuer Straße gegeben haben. Leipzig, am S. Januar 1884 Der Rath der Stadt Lutpzla. Vr. Georgi. Eichoriu«. Steckbrief. Die nachstehend signalisirte» Strafgefangenen Dienstknccht Wilhelm Tlhicr aus Weltin, Kutscher NclndolS Kühne aus Helstti sind gestern Abend gegen 6 Ubr an» der hiesigen Anstalt entwichen. Es wird ergebenst ersucht, aus die Genannten zu vlgilireu, sie in» BetretungSialle zu verhaften und hierher abzulicsern. Die ungesäumte Erstattung der Kosten wird zugesichcrt. Signalement: 1) Famllien-Name: Schier. Vorname: Wilhelm. Geburtsort: Wetti». Religion: evangelisch. Aller: gcb. 27. Juli 1884. Grüße: 1.88 Meter. Haare: dunkelblond. Stirn: gewöhnlich. Augenbrauen: braun. Augen: grau. Lnd: ! S«°-h°Uch. Barl: rastrt. Zähne: gut. Kinn: rund. Gesicht: rund. GcsichiSfarb«: g«s«»d. Gestalt: kleiu. Besondere Kennzeichen: fehle». Bekanntmachung. Die Expeditionszcit bci der siäotischcn Spareasse ist für de« Monat Januar nächsten Jahre« auf die Tage-zeit von L ühr Morgen» bi» 2 Uhr Raehueittug» beschränkt "üpzig. drn 29. December 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Freygang. Bekanntmachung. Die Lieferung von l,400,000 Lchteugensteinen zu den in d«n Jahren 1884/88 auSzusührenden Schleußenbautcn soll an einen oder niedrere Unternehmer in Accord vergebe« werden. Dir Bedingungen für diese Lieferung liegen in unserer Tiefßao-Berwaltung, RalhhauS 2. Eloge, Zimmer Nr. l4 au«, woselbst auch die Offerten versiegelt und mit der Auf schrift: Lieferung von Sehleußenstetue» in den Jahren 1884 85 Versahen bi« zum 8. Januar 1884 Nachmittag» 8 Uhr ein« znrrichen find. Leipzig, am iS. December 1883. DeS Rath» der Stadt Leipzig Straßenbaudrputatt»»». Le« ß. Januar 1884, »«« 1» Utzr v«r«tt»a,» ad» solle» ta> Hausgruudslücke Arnhrre Tauchaer Straße Nr 1 zu Nentznttz die »» eiaer Loncur«>nasse gehörigen Waaren, al«: 3 Sack mit Brie« und Hans, M Pack Glauzstärke, 1 Faf: mit Syrup, 1 Faß mit Lsstgsprl«, 1 Faß mit Lapillair- Syrup. 1 gr. Faß mit flüssigem Zucker, .34 Flaschen mit Essenzen, 19 Flasche» Wechwein. 28 Flaschen Selter«. Vaster, 1 Faß mit Weißwein. 1 dergl. mit Loga«, I Ladentasel mlk Eichenholzplatt« und 24 Lösten. 1 Kasten- regal mit.38 Kästen und 1 Uhr, I Tafelwaage mi» Ge- Wichten, 1 Büffet, 1 Marmortafel, 6 Gasarme, I größ re Partie leerer Flaschen, 4 Rouleaux mit eis. Stäben u.a,m, »eistdietrud gegen sosorttge Vaarzabluag östaNlich vcrsteigert werden, Leipzig, am 28. December 1883. Ginger, GrrichtSvollzietzer. 1) Gtrafge^m^en« Tuche, Wochenanz»g. Hose Weste Mütze Unterhose, wrtßketneur, Hemd, da. Paar Strümpfe, wollene, blanmelirtes Halsinch, do. Taschentuch, Paar riadlederne Schuhe, Glanzbürste, Paar Gurlbosenträgir, Tranchirmesier. Sämmtliche Gegenstände find Eigenthnm tragen die Kleiber-Nummer»: 68«. I 2) Famillen-Name: Kühue. Vorname: Reinbold. Geburtsort: Eisleben. Religion: evangelisch. Aller: geb. 2. April 1881. Größe: 1.73 Meier. Haare: dunkelblond. Stirn: hoch. Augenbrauen: dunkelbloud. Augen: grau. Mund: ! «^ähnlich. Bart: rastrt. Zähne: defect. Kinn: rund. Gesicht: länglich. Gesichtsfarbe: gesund. Gestalt: schlank. Besondere Kem,zeschea: Ein kleine« Muttermal au der rechte» Seite de- Halse«. VeNeidnng: Wiltzel» 2) Strafgefangene Meinst«!» Kiitzn«: Jacke 1 Hoi- l von dunkelbraunem Wesie l Tuche, Wocheuauzug. Mütze s Unierhose, »etßleineae, Hemd, do. Paar Strümpfe, wolle»«, blaamelirte« Halstuch. do. Taschentuch, Paar rlndlederne Schuhe, do. Pantoffeln, blaue Unterjacke. der Strafanstalt und 631. Außerdem möaktcherwekse »o» einem Liebstahl auf der Lamaiu« Lichtenburg berrühreud: 1 arauer Stoffrock/ 1 schwarze Lammetwkstr, 1 Paar schwarz« Stoffhose», 1 grau« Klapumütze. Ltchteuburg, den 2. Jaauar 1884 Der »iutgltche Sirafauftakt«-Ltrrct»r. 1 blauwollene Unterjacke, 1 Paar graue Strümpfe, 1 schwarzen Winlerüberzirtzer, NichtamMcher Thetl. Die Stellnvs des Papstes. Eine merkwürdige Anomalie der gegenwärtigen Zustände bildet die Stellung de« Papste», von allen Mächten um worben und mit der peinlichsten Rücksicht bebanbelt, scheint er selbst seine Hauptaufgabe in der Anfeindung Aller zu suchen, der Freunde wie der Feinde. Die Erwiderung de» Papste« aus die Glückwünsche, welche ihm di« Eardinäle a« Weihnacht-fest darbrachten, bietet dafür einen interessanten Beleg. Denn man hvrt, daß der Papst von seiner traurigen Lage in Rom spricht, die ibm nickt gestatte, die Wohlthaten be frieden« zu genießen und jene heitere Freude, die in rußigen Seiten die jährliche Feier der Geburt Christi herbcizusübren pflegt, so fragt man billig, wa« denn die Weihnachls- reude de« PapsteS in diesem Jabre gestört hat. Kurz vor dem Fest, ist ihm eine Aufmerksamkeit erwiesen worden, dir ihn selbst mit hoher Freude erfüllt hat. der Thronfolger de« deutschen Reiche« und desjenigen deutschen Staate«, mit ivelckem sich der päpstliche Stuhl seit so langer Zeit im ltzampse befand, hat den Papst im Vatikan besucht und da durch seine geistliche Macht mit neuem Nimbus umgeben. Und wenn auch die Hoffnung Leo'S XIII. nicht in Erfüllung gegangen ist, daß ihm gleickreitig mit dem fürstlichen Besuch neue Zugeständnisse in den Schoß geschüttet werden sollten, o zeugt dock die Thatsache de« Besuche« an sich schon für die friedliebende Gesinnung des deutschen Kaiserhauses. In Wahrheit ist denn auch der Papst mit seiner gegenwärtigen :'age weit zufriedener, al« er öffentlich ei»;nräumen für zweckmäßig hält. Für die Interessen dcS päpstlichen Stuhles ist e« nützlich, die Kirche al« im höchsten Nolkstanve bcfindlick darzusiellen, die Miene anzunehmen, als sei sie ringS von Feinten bedroht und könne nur niit Noth und Mühe ihre Existenz fristen. Gerade die Wallfahrt dcS italienischen Klerus und LaiensiandeS. aus welch« der Papst in seiner Weihnachlo- anspract'c Bezug nimmt, hat gezeigt, wie groß der Einfluß noch heutigen Tage» ist, welchen der Papst in Italien selbst ausübt, obwohl kort der meiste Anlaß zur Unzufriedenheit mit dem Papst auS politischen Gründen vorhanden ist. Nickt- ist der Gestattung der italienischen Einheit hinderlicher gewesen als die weltliche Macht de« Papste- und erst als kiese be seitigt war. entstand die Möglichkeit, regelmäßig staatliche Zustände in Italien zu begründen. Ter Papst beklagt sich über die geheimen Gesellschaften, welche ihrem Haß egen da- P »psltbum bei jener Wallfahrt AuSdruck gaben, ^n Thaten hat sich dieser Haß nicht kundgegcben und wen» der Papst außer den Freimaurern damit die Mitglieder der Jrrekenta bezeichnen wollte, so weiß er sehr gut. daß er an diesen trotz ihre« religiösen JndifserentiSmu« oder sogar er klärten Gottlosigkeit werthvolle Verbündete hat, die seine Sache b fler führen, al« e« viele begeisterte Anhänger de« LaiöolicismuS zu thun vermöge«. f D..I een ipapst am meisten beunruhigt, ist der Geist der Feindseligkeit gegen die Kirche, welcher sich in den katholischen Staaten regt und ihr jeden socialen Einfluß zu rauben sucht. Er zielt mit dieser Klage gegen Frankreich, wo sich allerdings der kirchenseiudlicbe Geist in neuester Zeit sebr stark offenbart hat. Aber obgleich der Gehalt der HoSpitalgeistlichen eingezogen worden und der alljährlich wiederkrhrrndeAntraa ausSlrcichung de« BudgetpostenS für den Botschafter beim Balican auch in der letzten Kammersession gestellt wurde, so war doch da- Endcrgebniß der Verhandlungen über die katholische Kirche die von dem Conseilpräsikentcn selbst befürwortete Erhöhung der Bezüge für den Erzbischof von PanS. In der Theorie ist man m Frankreich atheistisch gesinnt, aber thalsäcklich be sitzt die Kirche heute denselben und theilweise noch größeren Einfluß al« zur Zeit de« Kaiserreich«. Leo XIH. ist deshalb Uber die Zukunft der Kirche in Frankreich völlig berukigt, aber er weiß, daß derartige Klagen stet- ihre Wirkung thun und daß dadurch nur eine Steigerung der vorhandenen Macktsülle de« PapsttkumS erreicht werben kann. Der An. riff gegen den Jesuiteupater Hämmerte, welcher jüngst in Vien geschehen ist, Kälte den Papst berechtigt, sich auch über den kirckenseindlichen Geist in Oesterreich zu beklagen, wenn dieser Zwischenfall einige Wochen früher sich ereignet hätte, und doch hat der Papst alle Ursache, mit dem Einfluß, welchen die Kirche gerade in diesem Staate auSübt, sehr zufrieden zu sein. E« scheint satt, a>« wäre dieser Einfluß mächtig aenug, um den bereits beschlossen gewesenen Besuch des Kaiser« Franz Joses in Nom zu Hintertreiben. Die Novelle zum VolkSschulgesetz. welche im Laufe de« vergangenen Jabre« in Oesterreich ertasten worden ist, vergrößert unv befestigt die Herrschaft der Kirche in Oesterreich in einem Grade, wie e« der Papst kaum hoffen konnte. E« scheint also, daß der päpstliche Stuhl von feinen Freunden nicht allzu Schlimme« zu erwarten hat. Wie steht e« nun aber mit seinen Feinden? Besonderen Nachdruck legte der Papst aus de» Abschnitt seiner Ansprache, welcher der Lutherseier de« Jahre« 188,3 gewidmet ist. Er nannte darin Luther den Hiiresiarchen, den Ketzerfürsten, und wandte sich in erster Linie gegen die schlechte Presse Italien«, welche keinen Anstand genommen habe, jenen ruchlosen Apostaten bis in den Himmel zu erheben, Vesten Hauptverdienst sein offener Aufruhr gegen die Autorität ver katbotischen Kirche und sein grimmiger Kamps gegen da» Papsttbum sei, und er fügte hinzu, daß e« nicht an Anzeichen einer schlimmeren Zukunft fehle. Daß der Papst dir Lutherfeier in den Krei« seiner Besprechung zog, muß Wunder nehmen, denn er stellt sich damit aus den Standpunkt seine« Vorgänger«, PiuS IX., welcher bekanntlich de» Anspruch erhob, daß alle, welche durch die Taufe m die christliche Gemeinschaft ausgenommen wurden, der römisch- katholischen Kirche angehören, und daran die Erwartung knüpfte, daß alle verirrten Schafe in den Sckooß ver allein seligmachenden Kirche zurückkrhren würden. Tie Lutherfeier ist in Deutschland ohne jede feindliche Spitze gegen den KatholiciSmn« begangen worden, e« ist sogar von leitender Stelle au» fpeciell davor gewarnt worden, Andersgläubige bei diesem Anlaß zu verletzen, und der deutsche Kronprinz hat e« io Wittenberg am 13. September al« rin Hauptver dienst de« ProttstantiSmu« bezeichnet, daß er duldsam gegen Andersgläubige sei. Die Anklage de« Papste- gegen die schlechte italienische Presse ist offenbar nur ein Vorwand, um die Lutherfeier erwähnen zu können, gegen welche die dem Papst ergebene Presse in beispiello« scharfer Weife gehetzt hat. Da« dom Papst vberLuther au«qefprochr»e Urthril bildet zugleich die Anerkennung für die Haltung der ultramontanen Presse bei Gelegenbeit der Lutherfeier und die Ermunterung in der be gangenen Weise svrtzosahren. E« hätte nur noch geseblt. daß er de« Gebetverein«, welchen Dintthorst am lv. November gegen den PrvlestantiSmu« in« Leben gernsen hat, lobende Erwähnung gethan und die Anhänger de« PapsllhnmS zum Eintritt in dcnselben ausgcfordert hätte. Schon die Rücksicht aus drn erlauchten Gast, welchen Le« Xlll. am 18. December im Lalican empfangen bat. hätte ihn hindern sollen, auf die Lntberseier zurückzukommen: Luther gekört den Protestanten an und jeder Verguck von katholischer Seite, den Reformator in der öffentlichen Meinung herabzusehen, kann nur dem Frieden schaden, welchen der Papst stet« im Munde führt. Der Friede ist überhaupt nur dann möglich, wenn man sich auf der Gegenseite dieselbe Zurückhaltung auferlegt, welche aus protestantischer Seite als Grundbedingung ei»e« wockus vivvnäi angesehen wird, sonst muß alle Mühe, den Ausgleich zu finden, doch vergeblich bleiben. Leipzig, 4. Januar 1884. * Der NeujahrSempfang bei dem Kaiser vollzog sich genau nach dem herkömmlichen Gebrauch. Die Pflichte» deS Empfanges nahmen de» Kaiser von der 8. Morgenstunde bis gegen 3 llhr de« Nachmittags säst »nunlerbrochen in An- pruck. Man weiß, daß der Kaiser diese Pflichten nicht in dein Sinne einer rein äußerlichen Repräsentanz erfüllt, sondern daß er für jede einzelne der sich ihm nabenden Persönlichkeiten reiinvliche und eingehende Worte hat. Liese letzteren enthielte» diesmal Nicht-, was von politischer Tragweite hätte erscheinen können. In dieser Beziehung pflegte bei früheren Gelegenheiten der Empfang der Generalität die hervorragendste Au-beute zu liefern. TieSmal war, wie schon im letzten Jabre, bei der Gratulation seilen« der Generalität von einer Ansprache durch den Senior derselben Abstand genommen worden. Se. Majestät sprach den Generälen, an deren Spitze die GcncralseldmarschäUe Kronprinz Friedrich Wilbelm und Prinz Friedrich Karl, sowie Gras von Mottle erschienen waren, eine lebhafte Freude darüber au», daß e« ihm vergönnt sei, re an diesem Tage empfangen zu können, und gab zugleich der Hoffnung Au-bruck, mit Gotte« Hilfe tieselvcn auch i», nächsten Jahre in gleicher Frische und Rüstigkeit begrüßen zu können. Ueber Politik bat Seine Majestät, wie gesagt, nicht gesprochen. Bon den Osficiösen wird die Lage aber (trotz der bekannten sensationellen Melbuwg der.Sreuzzeilung- den preu ßischen Landsturm betreffend) ab» durchaus friedlich par- gestellt. So schreiben die .Berliner Politischen Nachrichten": „Die internationale Lage zu Beginn de« neuen Jahre« erscheint als eine solche, mit welcher jeder ehrliche Freund de« Btzlker- srieden« und der stetigen politischen Entwickelung zufrieden sein darf. An Versuchen, in den regelrechten CousolidationS- proceß de» ErdtheilS hemmend und störend einzugreifen, hat e« ja auch im abgelauseoen Jahre nicht gänzlich gemangelt; allein die Cchntzmächte de« Frieden« hielte« scharf« Wacht. strebungen in irgend einem Punkte mit nachhaltige« Erfolge einzusetzen. Und wo dergleichen Bestrebungen in di« Er scheinung traten — man denke an den serbischen Lusstand und an da« spanische Militairpronunciamiento von Badajoz — zeigte sich» al»balv, wie tief und stark die Frieden«strö»»ng »st. von welcher da« beutige Europa durchflossen wird. Ohne sonderlichen Kraftaufwand schwemmte sie in ihrem Lause die sich entgegenstcmmenden Hindernisse von dannen. ES scheint, daß auch in der politischen Praxi«, gleichwie in der mevicinischen Tbeorie, die prophylaktische Behandlungs methode über die therapeutische de» Sieg davon getragen hat, »idem die aeqenwänig den Vorrang behauptende Auffassung von dem Wesen der Staatskunst den Hauptaccent, statt aus die Heilung, vielmehr aus die Verhütung allgemeiner Gefahren legt. Jedenfalls gebührt dem Freundschaslsbunde der mittel europäischen Mächte da« Verdienst, wenn heutzutage die An hänger und Förderer friedlicher Ideen frei und kühn ihr Haupt erheben dürfen, indeß die Vertreter de- gegentheiligen Stand punkte« nicht in der Lage sind, au» der ihnen zugesallenen Rolle unbedingter Passivität willkürlich herau-zutreten." * Zar inneren Lag« wird der .Kölnischen Zeitung" au« Berlin geschrieben: »Die preußische Regierung hat da« alte Jahr nicht zu Ende gehen lassen, ohne einen neuen Beweis zu geben, daß es ihr ernstlich varum zu thun ist. den Frieden mikderkatholiscdenKirche herbeizusühren. Sie hat das Sperrgesetz für diejenigen BiSthümer aufgehoben, in denen die Bischöfe seit den Maigcsehen sich unbeanstandet be hauptet haben: Culm, Ermland »nd HildcSheim, Da die Staat-lcistungen in allen Bistbiimern. die neu besetzt wurden: BreStan, Fulda.Paderborn.O-nabrück.Trier uiidLimburg, und zwar obne daß die Bischöfe sich den Maigesetzen gefügt hätten, wieder ausgenommen worden sind, so war kein Grund vorhanden, die Geistlichkeit der erstgenannten BiSthümer ungünstiger zu stellen. Vernunft und Billigkeit müssen sich mit dieser ersten Anwendung der Vollmacht, die der Regierung durch da« Gesetz vom Juli 1880 ertheilt wurde, einverstanden erklären. So bleiben von den zwölf preußischen Diöcesen nur noch Münster, Köln »nd Posen übrig, wo daS Sperrgesetz foribesleht. Der Bischof von Münster wird, wie nian bestimmt annekmrn kann, demnächst gleichfalls zurückgerusen werden, wodurch das Ende de- SperrgesctzeS auch in diesem Sprengel berbeigefübrt würde. Für Köln und Posen wagen die Ullramcntanen vor läufig nicht so bald da- Gleiche zu hoffen. Ueber die neuen Weisungen, die Herr v. Scblözer erhalten hak. verlautete schon, daß danach da« Sperrgesetz für die drei BiSihiimer ausgeboben werden sollte, deren Bischöfe die staatliche Anerkennung nickt eingebüßt hätten. Tie Nachricht bat sich alsbald. besläligt. Die ultramonlane Presse nimmt mit Genugthuung Kenntniß von allen versöhnlichen Schritten der preußischen Regierung; aber die Aufforde rung an die römische Curie. Gleiche- mit Gleichem zu vergelten, sucht man vergeben-. Sie glaubt wohl, daß da» Ccntrum seine Daiikbarkeit auf andere Weise an den Tag legen könne; und auch daraus scheint namentlich der Reichskanzler zu rechnen. Asse» Nachrichten zusolge befindet er sich seit niedreren Wochen entschiede» besser, sodaß er wieder aus die Jagd reitet. Einige wollen wissen, daß er nächsten- wieder eine .Saudatz" anstelle» werke. Er soll ssck. wenn diese Leute reckt berichtet sind, alles Ernste- mit dem Gedanken tragen, auch da» Versicherungswesen z» verstaatliche» Er bleibe bei seiner Meinung, daßdie Privat-Versicherung-gesell- schäften zu viel Geld verdienten und mekr an ibre Bereicherung dächten al» an eine prompte und au-rcickenve Befriedigung der Beschädigten. Seit lange lasse er die Behörden Fälle sammeln, welche gegen die Versicherungsgesellschaften in- Feld geführt werden können. Wir wissen nickt, wie ernstlich der nur zu rastlose Kanzler sich mit diesen Dingen beschäftigen mag. Dagegen ist r« sicher, daß er sein Ziel, die Eisenbahnen an da» Reich zu bringen, unausgesetzt verfolgt, wa- schon daran» erbellt, daß bei allen Erwerbungen von Eisenbahnen die preußische Regierung sich da- Recht vorbrbätt. die Bahne» an da» Reich abzutreten. Für die Preußischen Steuer- Vorlagen wird er besonder- auch aus da- Cenlrum rechnen. ES häufen sich aber Bedenken aller Art gegen die Vor lagen de» Herrn v. Scholz. Gegen die Eapitalreute»
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