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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.03.1930
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1930-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19300307018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1930030701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1930030701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 11-12 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1930
- Monat1930-03
- Tag1930-03-07
- Monat1930-03
- Jahr1930
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.03.1930
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z«ttav, V. Mär» ISA» Flaskv -er kemmmWOen Aufruhrhetze Sit Srrmmr Im ganzm RMSmM gM«rt Sescheiterle SemonslrationSveriuKe ln Nnltn vrasttmolckang nns«r«r SarUnvr Sestrikllelinng Berlin, 9. März. Der Versuch der Kommunistischen Partei, am 9. Marz die „Massen" Hegen die bestellende Staats gewalt zu mobilisieren, ist recht kläglich gescheitert. Es gab zwar, wie cs dem Willen der kommunistischen Drahtzieher entsprach, Zusammenstöße mit der Polizei, es gab Verletzte und sogar «.vdcsopfcr, es gab auch Verhaftungen in be trächtlicher Zahl, aber die Kommunisten haben sich nicht, wie sie es vor hatten, aus der Straße behaupten können. Der 9. März bedeutet für die Kommunistische Partei und ihre geistigen Oberhäupter ln Moskau den Tag einer ganz empfindlichen Niederlage, vor allem deshalb, weil es den Kommunisten gar nicht gelang, Kämpfer für ihre Lache in genügender Zahl zusammen- zubringen. Sehr bezeichnend ist, das? die von den Kommu nisten so sehnlichst hcrbcigeivünschten und mit allen Mitteln der Verhetzung erstrebten Zusammenstöße mit der Polizei erst am Nachmittag und am Abend zustande kamen. Der augekünöigtc Zuzug von auswärtigen Kommunisten »ach Berlin hielt sich in gaiuz geringen Grenzen. An den Arbeitsnachweisen bildeten sich in der Mittagsstunde Ansammlungen von etwa 399 Personen. In der Gormann- jlraße mußte mit dem Gummiknüppel vorgcgangen werden, da Beamte mit Steinen bemorfen worden waren. In der Linicnstraßc wurde ein Beamter durch Schläge am Kopie und an de» Beinen verletzt. Die Aktivität der Kommunisten setzte dann «nier de« Schutze der Dunkelheit ein. An den verbotenen Umzügen, die sporadisch in allen Teilen der Stadt austauchten, beteiligten sich vor allem Mitglieder -er antifaschistischen Jungen G arde und Note Front kämpfer in der verbotenen Uniform. Die Taktik der Kommunisten ging auch diesmal wieder dahin, die Polizei an möglichst vielen Stellen zu beschäftigen. In Charlotten bürg wurden Polizcibeamte durch kommunistische Demonstranten so bedrängt, daß sie scharfe Schüsse abgcben mußten. Drei Personen wurden hier ver letzt. Aus einem Zug von etwa 299 Kommunisten, vorzugs weise halbwüchsigen Burschen und Mädchen, sielen die Burschen über zwei Beamte her. Der eine wurde z» Boden geworfen und mit Schlagringen und Stahlruten bearbeitet» so daß er in wenigen Sekunden blutbcdeckt und besinnungslos liegen blieb. Dem am Boden Liegenden wurden Revolver und Gummi knüppel sowie das Seitengewehr entrissen. Auch der zweite Polizcibeamte wurde zu Boden geschlagen, konnte aber noch im letzten Augenblick seinen Revolver ziehen und feuerte auf die aus ihn ctuschlagendcn Nowdics fünf Schüsse ab. Einer der Burschen erhielt einen Bauchschuß, ein zweiter einen Oberschcnkelschuß, so daß beide zu Boden stürzten. Aus die Schüsse hin zerstoben die Demonstranten. Gegen 6 Uhr nachmittags bildete sich an der Ecke der Leipziger und Friedrtchstraßc ein aus etwa 199 Personen be stehender Dcmonstrationszug, dessen Mitglieder sich aus einen dort stehenden Poltzeibcamte» stürzteir. Der Beamte geriet in so schwere Bedrängnis, daß er mehrere Schreckschüsse ab- seuern mußte. Einer davon traf einen Demonstranten, der tot zu Boden stürzte. Gegen S Uhr abends versuchten Demonstranten im Zentrum, an der Münzstraßc, Ecke Alte Schönhauser Straße, eine Barrikade zu bauen. Sie schassten Müllkästen, Steine und Bretter herbei und löschten die Straßcnlaterucn aus. Beim Erscheinen der Polizei flüchteten die Täter. In Schöncbcrg hatten sich 399 bis 4M Kommunisten zusammcngerottct. Die Beamten wurden mit Steinen be worben, ^ ''erc Fenster scheiben zertrümmerte und zu plündern versuchte. In Neu kölln legten Kommunisten etwa SO Knallkapseln in die Straßenbahnschienen, die beim Borüberfahren eines Wagens dann mit lautem Knall explodierten. Die Täter entkamen, als die Polizei an rückte. Irgendein Schaden entstand dadurch nicht. Kurz nach Mitternacht mußte die Polizei noch zu einer Säuberung der Mulackstraße und der Schendelgasse schreiten. In den beiden Straßen hatten die Demonstranten sämtliche Lampen ausgedreht, so daß es stockfinster war «nb man in der en-en Gasse kaum zehn Schritt« weit sehen konnte. Mehrer« Salve« warb«« bnrch die Straß« gefeuert. Beim Eindringen sand die Schupo anf den Straßendamm zahlreiche zerstörte Berkehrsschtlder «nd Bretter vor, die von den Demonstranten aus die Straße geworfen worden waren. Als die Polizei nach der Säuberungsaktion «brückte, wurden ihr ans dem Dunkel heraus Schüsse nachgesandt. Gegen 1 Uhr schien es. als ob endlich die Ruhe eintreten sollte. Fm oanzeri Reich Ist der kommunistische „Weltkampftag" tm allgemeinen recht ruhig verlaufen. Von Südbcutschlaud liegen nur Berichte aus München vor, nach denen das Arbeitsamt mit Gewalt von Kommunistenhordcn befreit werben mußte. Im Westen ist es zu Zusammenstößen gekommen in Düsseldorf, Köln, Gladbach, Buer. Essen. Sterkrade u. a. In Wittenberge räumte die Potsdamer Polizei auf, in Hamburg wurde sie schnell mit den schwach besuchten Demonstrationen fertig. In Götttngen wurde tm StaatSgumnasium eine geheime kom munistische Druckerei aufgehoben. In Breslau, Schncibemühl, ferner in Königsberg und Danzig fanden zwar Kundgebungen statt Allenthalben wur den Sistierungen vorgenommen, Verletzungen durch Stein- würfc, Schlagwaffen und Messerstiche kamen mehrfach vor, doch ilieb die Polizei überall Herr der Lage. Lurtius »lltkidigt dt» Tribulplmi Die Kaayer Gesetze in Meiler Lesung vor dem Reichstag Stlininaagskllck unserer vorltuer SvbrUtloltnng Berlin, 6. März. Als heute der Reichstag in die zweite Lesung des zioungplancs eintrat, war in den Wandelhallen längst bekannt, daß Großadmiral v. Ttrpttz heute früh gestorben ist. Das Haus trat in die Debatte ein, ohne seiner auch nur mit einem Wort zu gedenken. Mag sein, daß sich demnächst der Reichstagöpräsibent Löbe damit entschuldigt, ihm habe die Nachricht noch nicht Vorgelegen. Höchstwahr scheinlich wird er. danach gefragt, aber sagen, daß Tirpitz heute nicht mehr aktives Mitglied des Reichstags wäre und daß es deshalb nicht den Gepflogenheiten dieses Hauses ent sprochen hätte, seiner z» gedenken. Dieses Hinwcggehen über einen Mann, der gerade im Hause des deutschen Volkes vor dem Kriege eine schicksalsvolle Rolle gespielt hat und der auch nach dem Kriege in den Bankrethen der Abgeordneten gesessen hat. ist ein Gleichnis für die StimmuWslage, in der inan in die weiteren syoungplanberatungen etngetreten ist. Vielleicht wird man zugebcn dürfen, daß es Herrn Löbe schwer geworden wäre, das rechte Wort für diesen viel ver kannten Mann zu finden. Daß man aber mit Schweigen über diesen Todesfall hinwegging, wird man unserem RetchS- parlament anzukreiden haben. Weil es den Wehrwtllcn in seiner Mehrheit nicht mehr kennt, glaubt cS prominente Träger des Wehrgedankens nicht einmal mehr im Tode ehren zu brauchen. Die Debatte selbst ist matt «nd farblos. Die Parteien haben sich ring» um das Finanzprogramm müde geredet und folgen deshalb den gewiß nicht unsubstantiierten Ausführungen der Redner nur in spärlicher Anzahl. WaS der ZcntrnmSabgeordncte von Obcrschlesien, Ulttzka. zu lagen hatte, hatte den Charakter einer beutlchnatto» nalen OppokitionSrede in Moll. Seine Einwände insbesondere gegen das Polenabkomme» hätte» von keinem rechtsstehenden Redner prägnanter herauSgearbeitet werben können. Aber waS nutzt e» schließlich, wenn er noch so oppo« sttwnell redet und sich gleichzeitig darüber ausschwelgt, ob man auch oppositionell handeln will? Ulitzka ging mit einem Nchseliucke« über die Zurufe von recht» hinweg, die ih» de» fragten: Warum stimmen Sic denn für das Poleuabkommen, wenn Sie grundsätzlich dagegen sind? Mau glaubt dem Zentrum seine Opposition nicht mehr «nd ans der Negierungsbank wurde keiner unruhig, als Ulitzka wohldurchdachtes Material vorbrachtc. Den obcrschlesischcn Prälaten löste der deutschnationale Wirtschaftsmann und Abgeordnete Dr. Reichert ab. Das Haus war inzwischen noch leerer geworden und, abgesehen von den Kabinettsmitgliedcrn aus der Ministerbank, unter denen auffällig bleich und mitgenommen der Ncichsauße»- mintster — kaum wieder genesen — saß. waren eigentlich nurRetchcrts Parteifreunde anwesend. Gerade die Koalitionsparteien hätten allen Grund gehabt, ihm au>- mcrksam zuzuhören. Es mar eine leidenschaftslose Rede, aber wohldurchdacht und aus Gesichtspunkten eines um die Zukunft der Wirtschaft Deutschlands schwerbesorgtcn Mannes mit stichhaltigem Material versehen. Aber all dies scheint an der NcgierungSbank abznprallen. Für das Kabinett sind diese Fragen mehr oder weniger erledigt: die DiSkusion ist für die Regierung Müller-Franken abgeschlossen. Wenn Dr. Curtius sich trotzdem noch einmal zu einer Gegenrede erhob, so war dies kaum viel mehr als ein formeller Akt. Seine Begründungen waren dieselben wie vor drei und vier Wochen. Nene Gedanken tauchten nicht auf. Prognosen über die Erfüllbarkeit des Voungplancs lehnte er grundsätzlich ab. und er begnügte sich schließlich damit, die Gefahren eines Nein mit grellen Farben an die Wand zu malen. Als sich dann für die Sozialdemokraten der alte David erhob, siel das Plenum tn seine Lethargie zurück. Im Grunde könnte man schon jetzt tn zweiter und dritter Lesung die Abstimmung vornehmen, wenn nicht das Zentrum vorher auch die Bindung der Parteien aus das Ftnanzprogramm Moldenhauers herbeigesührt wissen wollte. Das sind aber sür heute und die nächsten Tage die Haupt, sorgen unserer Regierenden und der hinter ihnen stehenden Parteien, voungplan tm Reichstag? Der Uoungpla» ist zur Stunde nicht »gefragt"; unsere Fraktionen sind mit tnter- parlamentarischem Kuhandel zu stark besaßt. M«tch»tag<fltzuv-»bertcht steh« Seit« Die Aufgabe Wenn drei Deutsche zusammenkommen. haben sie bekannt, lich vier Meinungen. Die Fraktionen der Großen Koalition können sich also immerhin als stolze Pharisäer fühlen. Sie sind ihrer fünf und habe» nur vier Vorschläge gemacht, wie man das Defizit des NeichöhauShalts beseitigen könnte. Ja. noch mehr! Ihre Exponenten, die Minister, haben sich sogar geeinigt. Zwar auf ein schlechtes Kompromiß. Aber immerhin, nach all dem verzweifelten Hin und Her der letzten Wochen will cs schon etwas bedeuten, daß eine Einigung überhaupt zustande gekommen ist. Freilich, so ganz freiwillig ging das nicht. Der Aoungplan, über dessen Annahme in Kabinett und Mehrheitsparteien Uebereinstimmung herrscht und der der einzige Kitt sür das Zusammenhalten der längst brüchig gewordenen Koalition ist. hat das Wunder bewirkt. Er muß in kürzester Frist angenommen werden, sollen die Näumungstermine nicht hinfällig werden. Anderseits be stand das Zentrum auf vorheriger Klärung der Finanzlage. Es wußte recht gut. daß eine Einigung über die Deckung des Defizits nach der Ratifizierung des Tributabkommens so gut wie aussichtslos war. Dazu waren die Gegensätze inner halb der Koalition zu schroff geworden. Wenn etwas erreicht werden konnte, so nur unter dem Druck, der aus der Gefahr der Hinauszögcrung der Näumungsfristen entstand. So wurde unter dem allgemeinen Aufatmen des Landes die Deckung des Defizits erzwungen. Aber, aber! Manche Hoffnung aus Steuersenkung, die im Herbste 1928 aus den sogenannten Aoungplancrleichterungen noch genährt wurde, ist für dieses Jahr endgültig zerstört worden. Und das Kompromiß selbst ist ein Triumph der Sozialdemokratie über die Wirtschafts- Vernunft. Man darf sich darüber trotz des programmäßigen Wehklagens der sozialdemokratischen Fraktion über die an geblich völlig ungenügende Berücksichtigung ihrer Wünsche nicht täuschen. Wenn auch das 2totopfer durch die ent schiedene Haltung der Deutschen Volkspartci dem Namen nach in der Versenkung verschwunden ist, so darf man doch nicht vergessen, baß cs in maskierter Form und mit etwas anderer Verteilung seine Auferstehung gefeiert hat. Denn die Jndustriebclastung. die nach dem Ersatz des DaweSpaktcs ihren Sinn verloren hat und die nach den ausdrücklichen Forderungen der Sachverständigen des ?)onng- planes aufgehoben werden sollte, wird wcitcrbcstehen bleiben. Allerdings, sie wird von 399 auf 289 Millionen Mark gesenkt. Aber die 29 Millionen, die auf diese Weise der Industrie angeblich zugute kommen, sind nur ein jämmerliches Schmerzensgeld für den Verlust der Sicherungsrescrve Kn Betrage von 79 Millionen, die die Industrie mit dem aus drücklichen Recht auf Nückbezahlung anfznbringen hatte. Diese 79 Millionen werden sür die Arbeitslosenversicherung und Etatszwecke verwendet. Damit wächst der Zuschuß des Reiches zur Rcichsversicherunasaiistalt aus 299 Millionen am Den Rest von 69 Millionen soll die NcichSanstalt nach eigenem Ermessen entweder durch Reformen oder durch Beitrags erhöhungen ausgleichen. Die vvlksparteiliche Forderung, der Reichsanstalt die volle Selbständigkeit zu geben und sie von Neichszuschüssen zu lösen, ist also nicht im eniferntesten er reicht worden. Sanierung und Reform der Versicherung ist aus weite Frist vertagt worden. Bereits befürchten die Wirt schaftssachverständigen, cs würde der Versicherungsanstalt im laufenden Jahre nicht gelingen, mit den vorgesehenen Zu schüssen ohne abermalige Beitragserhöhung auszukom- mcn. Dies und die Verkürzung der Fristen für Steuer st undung bedeuten zweifellos eine angesichts der schweren Wirtschaftskrise ernst zu nehmende Neubelastung der produktiven Kräfte unseres Landes. In dem Verbrauch der Reserve der Bank für Jndustricvbligattonen liegt ferner eine weitere Schwächung des K a p i t a l b t l d » n g s p r o- zesses, den zu fördern erste Voraussetzung jeder Finanz- resorm sein sollte. Was also erreicht worden ist. ist nicht mehr als eine Notdeckung des Defizits aus dem Wege neuer Besitz- und Verbrauchssteuern, von denen die Biersteuer in Höhe von fast einer Viertclmilliarde zweifel los nicht nur den Konsumenten stark belasten wird, sondern auch vor allem die kleineren Brauereien, die mit ihnen eng verbundene Landwirtschaft und das Gastmtrtsgewcrbe, also einen nicht unwesentlichen Teil des an sich schwer bedrängten Mittel st andes. Nichts wird ge tan, um die zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit dringend
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