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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.01.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-01-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188501024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- fehlerhafte Bindung
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-01
- Tag1885-01-02
- Monat1885-01
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.01.1885
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Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. Krdaltiou unö Erpröttiofl JvhannrSgaije 3lj. SpltchSullbrn drr KköaUion: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. k: »« »m»el»ndirr Manuicr«» matzt Ittz I>c iäu»cuen mtzt vcrdmotu». «nuahme der für die nLchstsslgenbe stummer bestiuimten Inserate a» Kecheutage» bis 5 Uvr lliackimttags, «u Sonn- und Festtage» früh btS Uhr. Zn dkn Filiale» für Ins.--H»nahmr: Otto Klemm, lluiversitätSstraße 21. LeuiS Lösche, Kathariucnstraßr 18, p. nur bis '/,'4 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auflage L8,?SV Ädonnemealspreis viertelt. 4'/, Mi». incl. Bringerlohn 5 Mk.. durch dt« Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabrilaa», lin Tageblatt-F»rmot gesalzy Ahne Postbkiörderimg 38 M. «It Posibesörderuag 48 Mk. Inserite Ogespaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schriften laut onj. Preisverzeichnis rabellarischer u. Zifiernsatz nach höher»» Tarif. Krclamen unter dem Rrdaettoa-ftrich dte4gesvalt. Zeile 50 Ps..vorden Jamiliennachrichtea die Kgespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die stexprSitta» z» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenuoieraoäc» oder durcy Post« aaamahinc. 2. Freitag den 2. Januar 1885. 7A. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Nach ß. 4 deS nachstehend abgedrucktcn Regulativs der FriedenSstistung sind die Unterstützungen auS dieser Stiftung am Tage de« Friedensschlusses, sonach am 2. März, zu ver theilen und fordern wir daher Diejenigen, welche um solche Unterstützungen nachsuchen wollen, hierdurch aus. ihre Gesuche bi» zum 3t. Januar 188'. mit den nvthigen Bescheinigungen bei unS einznrcichen. Spätere Anmeldungen würden für diesmal unberücksichtigt bleiben müssen. Im klebrigen verweisen wir aus unsere nachstehend wieder abgcvruckte Bekanntmachung vom 2l. Juni 1875. Leipzig, am 2. Decembcr 1884. Der A»atk der Gtadt Leipzig. vr. Georgi. L. Bekanntmachung. Nachdem wir die Bestimmungen des Regulativs für die FriedenSstlstung der Sladt Leipzig in einigen Puncten unter Zustimmung der Stadtverordneten abgeändert haben, bringen wir das abgeänvert« Regulativ nachstehend zur allgemeinen Kenutniß. K. 1. Der Zinsfuß deS StistungScapitaleS von «0,000 Wird aus 5 Procent jährlich festgesetzt. Die Zinsen lausen vom t. Januar 1871 an. 8- 2. Tie Zinsen we"den verwendet zur Unterstützung solcher in Leipzig wohnhafter Invaliden und Angehörigen von Gefallenen oder verstorbenen Invaliden au» dem Kriege 1870/71, die einer Hilse dringend bedürfen. tz. 3. Ueber die Gewährung der Unterstützung beschließt eine auS je 3 Mitgliedern des NathS und der Stadtverord neten zu bildende Deputation. 8- 4. 'Die Verthcilung der Unterstützungen findet regel mäßig alljährlich am Tage deS Friedensschlusses statt; aus nahmsweise können Unterstützungen auch außer dieser Zeit nach Ermessen der Deputation gewährt werden. ß. 5. Ueber Einnahmen und Ausgaben wird der Rath alljährlich Rechnung ablegen. tz. 6. Abänderungen dieser Regulativs bleiben dem über- emstlmmenden Beschluss« des Raths und der Stadtverord neten Vorbehalten. Leipzig, am 2t. Juni 1875. Der Rath der Gtabt Leipzig. G. M Vtkailulmchim-. Zur Bewerbung um das erledigte erste DIaconat an der hiesigen PelerSkirche, welches mit einem Gehalte von jährlich 4300 .6 und freier Wohnung ausgcsiattet ist, wird hierdurch mit dem Bemerken ausgejorverl, daß Gesuche unter Bei fügung von Zeugnissen bis zum 15. Januar 1885 bei unS einzurcichen sind. Leipzig, den 24. December 1884. Der Rath der Stadt Leipzig Kret Vr. Georgi. dretschmer. Vrkimiilmachimg. Die Expeditionszeit bei der städtischen Spnrcasse ist für den Monat Januar nächste» Jahre» aus die TagcSzcit von 8 Uhr Morgen- hiS 2 Uhr Nachmittags beschränkt Leipzig, den 2». December 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.Freygang. Holzauktion. Freitag, den S. Januar >885. sollen auf dem dies jährigen Millelwaldschlage. in Abteilung llo und 14» deS Burganer Forstreviers am Lcutzsch-Wahrener Fahrweg und den Mltitairsckießständen 23 Nmtr. Eichen-Rutzscheite l El-, 4'/, - » Nutzscheite ll. El. Brennscheite, unter den öffentlich anShängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft früh 9 Uhr ans obigem Schlage am Leutzicb-Wcchrener Fahrweg und der Fluthrinne. Leipzig, am 24. December 1884. DeS RathS Forstdeputatioo. 189 B Eichen- 35 B Bucken- 10 B Ahorn- «3 B Nüstern- 3 S Erlen- 17 - Linden- und 4 B ASpen- vr Koch. ?cchler. Bekanntmachung. Die An» und Abmeldungen der Fremden betr. Mit Rücksicht aus den demnächstigen Beginn der Neu- iahrSmefse bringt da- Unterzeichnete Polizciamt die nach stehenden Bestimmungen deS Melderegulativs mit dem Bemerken in Erinnerung, daß die Vernachlässigung dieser Vorschriften Geldstrafe bis zu 50 oder entsprechende Hast- strase nach sich zieht. Zugleich wird bekannt gegeben, daß am Dienstag, den 6. Januar 1885, die Expeditionen der II. Abtbeilung teS Meldeamtes, wie an de» Sonntagen, von 9 bis 12 Uhr DormittagS geöffnet sind. Leipzig, am 3l. December 1484. DaS Polizeiamt der Stadt Leipzig. : Bretschneiber. AnSzug an» dem Melderegulati» der Stadt Leipzig vom 10. October 1883. §. 11. Jeder in einem Stastliofe oder in einem mir Herders«. Aerechtisuus versehenen ähnlichen Eiablissement eiiikchrendc und über Nacht bleibende Fremde ist vom Gastwirt!) oder Ouartiergeber und zwar, falls er d«r 8 Uhr Nachmittags ankommt, noch am Tage der «»tunst, andernfalls aber am folgenden Morgen spätestens bis 10 Uhr beim Meldeamt deS Polizeiamt-, Abth. II, schriftlich mittelst deS vorgeschriebenen und für jeden Fremden besonders aaSzufstllenden Formulars anzunielden. Befinden sich in Begleitung deS Fremden Familienmitglieder, Dienerschaft oder sonstige Personen, so sind dieselben auf dem nämlichen Zettel mit zu verzeichnen. Zugleich mit diesen täglichen Anmeldungen ist auch die Ab meldung der inzwischen abgcreistcn derartigen Fremden zu bewirken. 8. 13. Die in Privathäusern nbsteigenden Fremden, lo genannte vesuckSfremde» sind, sobald sie länger als 3 Tage hier venveUen, spätesten- am 4. Tage, von erfolgter Ankunst an, vom Quarttertvirth beim Meldeamt, Abth. II, oder der betreffenden Polizeibezirk-wache mündlich oder schriftlich mittelst de- vor- geschriebenen Formulars anzumelden. Bei den etwa ln Prlvat- häusern Quartier nehmenden Mestsremdcn jedoch hat diese An meldung in jedem Falle, auch wenn sie nur eine Nacht hier bleiben, und zwar binnen 24 Stunden von der Ankunft an, beim Melde amt, Abth. II, zu geschehen. In gleicher Weise ist dl« Abmeldung binnen 3 Tagen, bei Rrtzfremden binnen 24 Siunden von erfolgter Abreise des Fremden oder etwa erfolgter WohnungSveränderung an zu bewirken. 8. 14. Beabsichtigt ein Fremder länger als drei Tage hier zu verweile», so bedarf er dazu eines für die Zeit des Aufenthalter vom Meldeamt, Abth. II, ausgestellten Meldescheins. Nach Ab- lans der aus dem Meldeschein bemerkten GiltigkeitSdauer ist, dasern der Fremde noch weiter hier venveilen will, beim Meldeamte um Verlängerung des Scheines nachzusuchen. Die Luartterwirthe sind dafür, daß dieser Bestimmung ollent- balben nachgegangen werde, mitverantwortlich. Bekanntmachung. Nachdem durch Vereinbarung die Chemische Fabrik Eutritzsch sich verpflichtet hat, das in diesiger Stakt gefallene — aock krankheitshalber getövtete — Vieh, welches nicht von .«» Besitzern selbst zn anderen, als kein Abdeckercigcwerbe eigenen gewerblichen, sowie zu landwirthschasllichen Zwecken verwendet wird. bez. nach den darüber bestehenden gesund- heitS- oder vetcrinärpotizeilichen Vorschriften verwendet werden darf, mittelst eines jederzeit bereit zu haltenden Geschirre- nach der Fabrik abznbolrn und dort unter Beobachtung der bestehenden gcsundbeitS- und veterinärvolizeilickcn Vorschriften zu verarbeiten, bringen wir dieses mit dem Bemerken zur allgemeinen Kcnntniß, daß die gedachte Fabrik Anschluß an die Fernsprech-BermiltelungS-Ansialt hat und daß Meldungen wegen Lbyalung von gefallenem Vieh sowohl direct durch die Fernfprech» Vermittelung--Anstalt geschehen können, als auch bei unserer RattzSwache und nicht minder bei den Polizei« bezirldwachen zur weiteren Barmittelnng entgegen genommen werden. Leipzig, am 12. December 188«. Der Rath der Stadt Leipzig. , Vr. Georgi. CichoriuS, Loncursvrrsa-ren. Heber da- Vermögen deS Rittergutsbesitzers Nodertch Diettk in Güldenster« lMühidrrg alstlbe) wird, da derselbe die Eröff. inmg des ConeiirseS beantragt und seine Zahlungsunfähigkeit glaubhalt gemacht hat, heute, am 26. December 1884, Nachmittags 3'/, Uhr das Eoncursversahrca eröffnet. Der Gerichtssecretair Ziegler io Mühlberg wird zum ConcurS- verwaltrr ernannt. ToncurSforderungen sind dtS zum 10. Februar 1885 bei dem Gerichte anzunielden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Ver walters, sowie über die Bestellung anderer Mitglieder deS Gläubige» NusschusseS und eintretenden Falls über die in 8- 120 der CoacurS- ordnuug bezcichneten Gegenstände — aus de» 17. Januar 1885. Vormittag» 10 Nhr und zur Prüsung der angemeldeten Forderungen aus den 21. Februar 1885, Vormittag« 10 Uhr — vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anbcraumt. Allen Personen, welche eine zur Concursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur ConcurSmasie etwas schuldig sind, wird aui- gcgcben, nichts an Len Gemeinschuldner zu verabiolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auserleg», von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, snr welche sie auS der Sache abgesonderte Beiriedigung in Anspruch nehmen, dem ConcurSverwalter bl« zum 24. Januar 1885 Anzeige zu machen. Königliche« Amtsgericht zu Mühlberg a Elbe. Zur Beglaubigung. Heyse, Seri-Hlsschreiber i. V. Nichtamtlicher Theil. Die Stimmung in England. * Wer gegenwärtig die englischen Blätter nur mit einiger Aufmerksamkeit liest, erhält ein treues Spiegelbild der politischen Stimmung, die im Kreise der britischen Regierung und in denen der verschiedenen Parteien deS Landes herrscht. In einer Auffassung begegnen sich alle englischen Preßstimmen, nämlich in der, daß England auf dem Puncte stehe, einer tiefen Demüthigung preiSgegcben zu werden. DaS sei um so unerträglicher, weil cs die Schlappe nock fühlbarer macht, welche die englische Regierung in der Angra-Pequena-Angelegen heit erlitten, die bereits halbwegs vergessen schien. Diesmal handle eS sich aber um die Vorschläge de» bri tischen CabinctS bezüglich EgvptenS. Man weist daraus hin, eS seien gerade fünf Wochen verstrichen, daß jene Vorschläge den Großmächten ossicicll mitgclheilt worden seien, welche inveß bisher nicht nur keine Antwort erthcill, sondern eine solche oder eine darauf bezügliche Frist »ich! einmal in Aussicht gestellt haben. Cs gewinne deshalb den An schein, als hätten die europäischen Großmächte sich ver abrcdet, die englischen Vorschläge gar nicht zu be achten. Dieselbe Vermuthung gelte auch für Italien, wie wohl man bisher auf besten Wohlwollen in London rechnete. So wird man also immer mehr in dem Glauben bestärkt, daß eS sich um eine förmliche diplomatische Ver schwörung gegen England bandle. Unter allen Umständen, heißt eS weiter, liege ein Zug nicht vcrkennbarer Mißachtung, ein Zeichen zweifelloser Geringschätzung der englischen Vor schläge darin, daß diese die Großmächte wochenlang in ihren auswärtigen Aemtern ruhen lasten, ohne eS der Mühe Werth zu finden, an die englische Regierung ein Wort der Er widerung zn richten. DaS britische Cabinet bade nicht daraus gerechnet, seine Vorschläge in ihrem vollen Umsange an genommen zu sehen, aber die Geneigtheit sei kcineSwegS aus geschlossen gewesen, mancherlei Veränderungen vorzunehmen, falls solche gewünscht worden wären. Um so mehr müsse sich jetzt die englische Regierung arg enttäuscht sinken, daß ihre Vorschläge und Ausführungen nicht die gewünschte Grund lage zu Verhandlungen fanden, auS der sich ein allgemeines Einverstänoniß bezüglich der Lösung der egyptischcn Schwierig keiten ergeben konnten. DaS sei, wie gesagt, eine sehr ver letzende Enttäuschung; man forsche bereit» überall nach den Ursachen, welche diesen unerhörten, den britischen National- stolz so lies »erletzenden Stand der Dinge herdeigcsührt habe. Daran, meinen die Einen, sei nur die deutsche Politik Schuld. Fürst BiSmarck. behaupten sie, sei der Widersacher der gegenwärtige» englischen Negierung, weil diese zu gewissenhaft vrrsassung-ireu sei und den Beweis tiefer», daß die partame-tarischcn RegiernngSsormen ganz gut durch sührbar seien, was aber der deutsche Reichskanzler als ein schlimmes Beispiel betrachte und dafür daS Cabinet Glad- stone vor England und ganz Europa demüthigen wolle. DaS Lciborgan Gladstone'S, die «Daily NewS", sagen geradezu, Fürst BiSmarck verabscheut die gegenwärtige eng lische Regierung und ist entschlossen, dieselbe, wenn er eS kann, z» stürzen. Oesterreich und Frankreich werden ihm ihre willige und vollständige Beihilfe leihen.... Der Glaube oder wenigstens die zuversichtliche Hoffnung deS Fürsten Bis- marck ist. daß, wenn er die Politik der gegenwärtigen Ne gierung in Egypten vereiteln kann, Gladstone sein Amt nirder- legen muß DaS ist der Zweck aller jüngsten Actumen deS deutschen Reichskanzlers bezüglich Englands und EgYvtenS. Fürst BiSmarck glaubt, daß er sich über Unrecht zu beklagen hat, welches ihm von den gegenwärtigen Nathaebcrn der englischen Krone zugesügt worden sei. Er ist sebr gereizt über die Art, in welcher er wegen Angra-Pequena behandelt worden ist. und glaubt, daß Deutschland und sein Kanzler etwas sorglcS und cavaliKremeul durch das englische Aus wärtige Amt behandelt worden sind. Natürlich hat er andere Grünte für seine gegenwärtige Action. Es ist rin oft und verschiedenen Ministerien gegenüber ausgesprochener Wunsch, daß England Egypten vollständig in Besitz nehmen soll. Damit würden die politischen Lcidcnschaslen entfesselt werden, eS würbe die Erössnunq einer langen Reihe verschiedenartiger und allgemeiner Annexionen zu erwarten sein. Wenn England sich berechtigt glaubte, Egypten zu nehmen und in diesem Verfahren von einer solchen Macht wie Deutschland unter, stützt würde, könnte England keinen Widerspruch erheben, wenn Deutschland irgend etwas zu nehmen wünschte, ja. Frankreich und Italien würden bald dem Beispiele Deutsch lands folgen. Fürst Bismarck macht Gladstone und seine ossiciellen College» dafür verantwortlich, daß sie dem Ehrgeize DrulschlandS einen Damm entgegensetzten, und er ist darüber ärgerlich. Er ist kein Mann, welcher sich ärgere und dann wieder Alles vergesse. Kurz, der deutsche Kanzler macht sich letzt zu einem Factor in den politischen Angelegenheiten Eng land», und er wird kein Mittel unversucht lasten, um Mr. G-adstone'S Regierung zu stürzen oder unter allen Umstanden Gcavstone loSzuwerven. Der Artikel führt dann weiter au», da» fremde Ränke in dSr Innkreil Angelegenheiten England» thäkig- seien, kaß Eug- l-ipd in Egvpten beleidigt werde, um Gladstone zu erniedrigen und zum Rückzüge zu zwingen, weil Fürst Bismarck ihn nicht leiden könne. Daß die Ränke Erfolg haben werben, sei nickt wahrscheinlich, allein wenn Deutschland, Frankreich und Oester reich sich zusammcnlhun, um England zu temüihigcn, so können sie dies thun; England könne mit ihnen keinen Krieg fübren und man werde auch keine Ursache dazu geben. Fürst BiS marck wolle zwar nicht offen die englische Nation beleidigen, sondern nur Gladstone wünsche er zu schädigen. In Berlin herrsche gegenwärtig eine starke Strömung gegen England und Fürst BiSmarck lhue AllcS, um die Gereiztheit zu erhöhen und zn entstammen, allein er wünsche keinen offenen Bruch. Der volkStl'ümlichste Premier-Minister, welchen England viel leicht jemals gehabt, besten bloßer Name ein Zauber für die englischen Liberalen sei. stehe also in Gefahr, durch einen fremden Staatsmann gestürzt zu werden, was zur Ehre der britischen Nation unter allen Umständen verhindert werden müsse. — So weit die „Daily Ncwü", da« Hauptvrgan Mr. Gladstone'S. Es giebl aber in England noch eine große Zahl einfluß. reicher Politiker und Blätter, welche durchaus nicht der Meinung des eben angejührlen Gladstonc'schen Organs sind. Diese behaupten, die deutsche Politik ziehe nur Borlhcil an der Lage, welche bas Cadinet Gladstone geschaffen have. Die unentschlossene, stet« schwankende Politik des englischen Pre miers, hätte allein alle Mißerfolge, Niederlagen und Demüthigungen verschuldet, die England erlitten hat. Die Hauptfrage ist gegenwärtig, waS nun zu thun fei. England dürfe sich nickt weiter um Europa bekümmern und müsse, ohne die Mächte viel zu fragen, nach eigenem Ermessen bau deln und seine Interessen wahrnehmen. Wie dieser Rath auszusaffen und durchzusühren sei, darüber gehen inveß die Meinungen abermals auseinander. Die Einen glauben, England würde am besten tbun, wenn eS sich unverzüglich aus den egyplischen Händeln herauSröge, da» Land seinem Schicksale überließe und die englische» Truppen zurückbcriefc. In geradem Gegensätze zu dieser Meinung verlangen Andere. England müsse entschlossen zu- greifen, ohne weitere Bedenken seine wuchtige Hand aus Egypten legen und dasselbe unter eigener Verantwortung verwalten. Zwischen diesen beiden Meinungen schwankt die englische Regierung hin und her und vermehrt dadurch die Unklarheit der Lage und die daraus hervorgehcndcn Wirrnisse. Schließlich wird man aber früher oder später zu dem einzig richtigen Urlheit gelangen, daß Gladstone wohl aus den, Ge biete der innere» englischen Politik zweifellose Erfolge errungen, dagegen aber aus dem der auswärtigen mit einem Ungeschick opcrirt hat. welche- England um sein ganze- An sehen und Schlag auf Schlag in eine Lage gebracht hat, aus ver seine Befreiung noch lange nicht abzusehcn ist. Leipzig, 2. Januar 1885. * Die „Germania" meint, bei der jetzigen Lage sei schwerlich AnSsckt vorhanden, daß Limburg so bald einen anderen Bischof erhalten werde. In Nassau selbst scheint man anderer Ansicht zu sein. Der „Rheinische Kurier" ver sichert, daß die Wahl eines Nachfolger- de» I>r. Blum, der al» ein Mann von ..tiefer Religiosität, lauterem Cbarakler und friedlicher Gesinnung" gerühmt wird, keine Schwierigkeiten macken werde. Ucoer den LebenSgang teS Dahingeschiedencn entnehmen wir dem Wiesbadener Blatte folgende Taten: Bischof Peter Joseph Blum, vr. tbeol., war geboren am 18. Avril 1808 zu Geisenheim, wurde Priester am 17. Ma» 18^2, Domvicar und lDvcent am bischöflichen Seminar in Limburg 1832 und ordentlicher Professor an demselben am 1. Mai 1837, er hielt die Pfarrei zu Oderbrechcn am 1. Avril 1840, wurde von» Domcavitel am 26. Januar '1842 zum Bischof gewählt, vom Papste Gregor XVI. am 23. Mai präcomsirt, sodann am 2. Oktober (dem Feste de» Nosenkranjrs der Jungfrau Maria) 1842 in der Kathrdealkirche von dcni Bischosc von Fulda, vr. Johann Leonnrtz Piaff, ronsecrirt und mthronisirt, durch Breve vom S. April 1>57 zum ptpftlichen Hausprälatrn und Throualslstenten ernannt und als O'oms» 8. ?»I»tli ei l-ndarsven«» nobilitirt. Am 19. October 1876 erging vom königlichen Ober-Prästdinm an de» Bnchos'die Aufforderung, scin Amt iliederzulrgcu, und er ver ließ nach Ablaus der zur Riederlegung beftimmirn Frist am 4- No- vember 1876 Limburg und seine Diöeesr, der er über 3t Jahre vorgestanden hatte. Der Bischof folgte einer Linladung de- Fürsten Löweiistein und nahm seinen Ausenibalt auf de« letzteren Schlosse Haid in Bödmen. Am 13. Juni 187? erkannte der köniql. G.richts- hos sür kirchlich« Angkleaendeiten aus Grund de» 8- 24 ss. des Ges. vom 12. Mai 1873 aus Amtseniseyung des Bischoss Vr. Blum. Letzterer, vom Könige begnadigt, kehrte »ach 7jähr>ger Abwesenheit am 17. December 1883 als Bn'chos iu die Metropole seiner Diücese jurück.und wurde auis Feierlichste und Herzlichste von der Geistlich keit uud den Gläubigen seiner Diöcese empfangen. * Gegenüber der Meldung des »Hamburgischen Corre- spcmdenten", daß sich in Berlin die Meinung von einer Reise des Fürsten Bis marck nach derRiviera erhielte, schreibt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung": „Uns ist hier von Vieser Meinung nichts zu Ohren gekommen. Bekannt ist uns dagegen, wie wir bereits vor einigen Tagen gemeldet haben und hiermit wicdcrhelcn, daß der Fürst niemals die Absicht gehegt hat. die Riviera zu besuchen, und daß auch sür seine Gemahlin diese Gegend niemals in Frage gekommen ist. Wa di« Acrztc der Fürstin empsohlen haben, ist ein Auscnlhall in SUditalien." * AuS Berlin erhält die Londoner „Allgemeine Corre- spondenz" von angeblich zuverlässiger Seile eine Mcllhcilung, wonach zwischen Deutschland, Oesterreich uud Ruß land „zur Unterdrückung der wachsenden nihilistischen Ten denzen in der Armee und Flotte" ein Vereinbarung ^geschlossen sein soll, welcher auch Frankreich beigetreten sei. Schon nach der Zusammenkunft der drei Kaiser in Skierniewicz« waren ähnliche Gerüchte im Umlauf und durch die ganz kürzlich and säst gleichzeitig vorgenommenen Durchsuchungen deutscher und französischer Kasernen erkält die neue Milthei- lung einen gewissen Hintergrund der Wahrscheinlichkeit. Dennoch überlasten wir die Lerantworllichleil brr genannten Correspondknz, deren Millheilung über den Inhalt de* an geblichen Vereinbarung noch Folgende» bringt: In der Bereiaborung wird empsohlen: 1) Art. 1. Die strengste Ueberwachung der Quartiere uud Speise-Austalten der Oificiere und Soldaten in- und außerhalb der Kasernen. Art. 2. Genaue Prüfung der ankommenden und abgehrnden Lorrespondenz. Art. 3 giebt detaillirte Pläne von geheimen Mitteln, die zur Erlangung der ge- wünschten Auskunft angewandt werden können, und lenkt die be- sondere Aufmerksamkeit aus den Werth der Ueberwachung weibdcher Personen, deren .Gesellschnff von Verdächtige« srequrntirt wird. Art. 4 Hundelt vor« der RSchlichtest, Belohnungen »ud freien Pardon denienigeü anzubieten, die ale Kronzeuge» austötten wollen. (DaS Institut der Kronzrug-n besteht in Deutschland gesetzlich nicht. Red.) 2) Anwendung der obigen Principien, soweit dies angünglich ist, aus die Marine. 3) Wird in einer gewissen «uSdehnang da- von den Nihilisten zur Förderung ihrer Pläne beobachtete übliche Verfahren erläutert. Der Einsender der Mittheilung will schließlich aus Grund glanbwürdiger Information wissen, daß in Rußland wahrend der letzten zwei Monate noch schärfere Nachforschungen als gewöhnlich vorgenommen worden, daß aber überall, xbenso wie in Deutschland und Frankreich keine Entdeckungen ge macht worden sind. * Ueber die Aufgaben der nächsten preußischen LandtagSsesfion finden wir in den „Berliner Politischen Nachrichten" Folgendes: „Die Landtagssession, deren erster Theil am 15. Januar beginnt und mit der für den l2. zu erwartenden Sitzung deS StaatSrathS fast zusammcnfällt, wird ohne Zweifel nur mit solchen legislatorischen Ausgaben besaßt werden, welche entweder durch dringende Bedürfnisse des Landes bedingt, oder Uber welche eine unschwienae Ver ständigung mit dem Landtage zu erwarten ist Abgesehen von der Finanzlage, welche, wie günstig immer die Ver- wallungSergcbnisie wichtiger preußischer Einnahmequellen sich gestaltet haben mögen, zur Vorsicht mabnl, so lange cs nickt grlungcn ist, das finanzielle Vcrhältniß von Preußen zni» Reich bester zu gestalten, tadet auch die allgemeine politische Situation zur Inangriffnahme weit auSsehender gesetzgeberischer Pläne nickt ei». Von der Beurtdeilung. welche die ver schiedenen theil- bereits früher erfolglos vorgeleglcn, theils an- gekllndigtcn Entwürfe nach dieser Richtung im Schvoßc der StaatLregierung erfahren, wird eS abhängen, waS zur Vor lage gelangen wird. Daß cS neben de» größeren dabei in Frage kommenden Gesetzen an kleineren Gesetzcsvvrlageii nicht fehlen wirb, darf jedoch als sicher angesehen werken. Co wird vom Ministerium des Innern neben der Krciö- und Provinzialordnung sür Hesten - Nassau die Regelung des rheinischen Canton-GesLngmßivesenS. von dem lanbwirlhlchaft- lichcn Ministerium die Vorlegung eine» ConsolitatioiisgesctzcS sür die Rbeinprovinz beabsichtigt, welche» nach onsänglickem Widerstreben letzthin die Zustimmung de» dortigen Provinzial Landtages gefunden hat. Ob anS größeren zur Zeit noch rückständige» gesetzgeberischen Materien vorzugsweise dringliche Puncte alsbaid zu besonderer Regelung gestellt werden sollen, wie im vorigen Jahre die Frage der Gommiinalbcsteiierung durch daS sogenannte Communalsteucr-Nolhgesctz, dürste zur Zeit Gegenstand eingehender Erwägung sein." * « « * Man schreibt auS Sofia, 22. December. über einen geradezu unerhörten Exceß in der bulgarischen Kammer folgendes: „Die TiSenssion der beiden NegierungS- enlwürse i) >er das allgemeine Eisenbahngesetz sür Bulgarien und über tce Constructio» der Linie Zaribrod-Sofia-Vacarel hat sich in der Sobranje äußerst stürmisch gestaltet. N nnentlicd der Gesetzentwurf, betreffend die Hci stellung der Linie Z.inbrod- Bacarel, entsrssclte Seencn unerhörter Art. Tw bezügliche Debatte nahm drei S tzungen in Anspruch. In der zweiten Sitzung führten besonder- Redner zweilcn Ranges daS Wort, darunter der conservalivc Teputirte Schiwalschefs. welcher über die Grenzen einer sachlichen Krilik deS Gejetz- entwurses weil hinanörcicheiide persönliche Jnvecliven gegen daS Ministerium schleuderte. Viele der enlrustelen Deputirten stampslen mit den Füßen, lebten und stießen die Ruse: „Nieder mit Schiwat'chejs!" au». Endlich stürzten sich sogar einige der erregten Abgeordnclcn direct aus den nicht einznschüchtcrnden Redner, um ihn von der Tribüne zu zerren. Letztere krachte zusammen und mit ibr stürzte auch der Redner, woraus sich eine regelrechte Prügelei entspann, in der Herr Schiwalschefs reckt übel wegkam. Ter Präsident und einer der Vicepräsidenten suchten ihn nach Kräften zu schützen, und eS gelang ihnen nickt ohne große Mühe, ihn den "Angreifern zu entreißen und ans dem Hause schassen zu lasten. Die unerhörte Scene dauerte über lv Minuten, woraus die Debatte fortgesetzt wurde. Am folgenden Tage erschienen Ankündigungen in den Straßen von Sofia, tmrch welche die Conservativen und Zankosststen die Bewohner von Sofia zu einem Meeting cmbcriescn. »m gegen den Angriff aus Schiwatscheff zu protestireu. Al» da» Meeting zujammen- trat, wurden aber die Einberuser bald gewahr, daß die
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