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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.01.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188501154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-01
- Tag1885-01-15
- Monat1885-01
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.01.1885
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41L- Erschelnt täglich früh 6'/,Uhr. Net«ti«n »a- LrpkdNion Iohannesgafle 33. -Pirchstun-en -er Nedactio«: Bormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. tliv» nnftktandlrr »t»«ulcrl»t, »»cht »N n«»cl>»» mchl »krdUlLtich. »«mH«, »er für «1e «Schftk»l,e»ft« N»««er »eftlmmte« Inserate m, Wechentagcn bis 3 U»r Nackmina,«, an La««- unv Aeftta,en früh h>» /,i> Uhr. In den FUinleu für Ins.-Annahme: Otto Klemm, Nniversnüis-raße 21, Leut« Lüsche, Kalharinenstraßc 18, p. n«r ht« '/,» Uhr. Anzeiger. Organ för Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. ^ 15. Auflage L8,7S0 Adnmemrntspreis vierielj. 4'/» Mk. tnel. Bringerlohn 5 Mk, durch die Post bezogen S Ml. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühre» sür Extrabeilaaen sin Tageblatt-Format aesal.ztl ohne Postbesörderuug 19 Pik. Mit Postbrsördcrung 48 Mk. Inserate 6gespaltene Pctitzeile 20 Pf. Gröbere Lchrijten laut uns. Peeisverzeichniß. LabeLonscher u. Ziflerniatz nach höher»» Taris. Urelamen unter dem Redaclionsstrich dies gespült. Zeile 50 Ps., vor den Familienuachrichten die 6gespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stets pn die YppeLition za senden. — Rabatt wird u ckt gegeben. Zahlung pnreoumeramio oder durq Post« Nachnahme Donnerstag den 15. Januar 1885. 7». Jahrgang. m.- u«^> l«. I»«LV SL- » 8S.- » IV»/- ULä-) »L> . flllb.- ss.- a s s '4.S S > a »v li° >. e>o. w. «b. ,«S>o> tri», !»>i >! - v 110». SSL) 1!«« SLN d.7« »>«-> 17U0 17«.- > 140 di, X ü Lpri!- 14 So.4 .50 ^l. -Lnxu,' ftudäl 2.70 pril-Uti (Lrnie, mwunx: »t- blXO rertcavtt. schwach). /ine-Poff- Loiilpser >Ier „Bre- erikonische I der eng- ürasilien: -re (IL'I) estiudien; ..Arge», iddainpier » Alexav« lattc" von 10,1) dos « t «so) i! dasselbe cS/1) der Kdompser Dampfer , Gß 0» - TakanL" Amtlicher Theil. velimillmchmlg. Die diesjährige dTevjahrSnreffe endet mit dem 15. Ja» nnar. An diesem Tag« sind die Buden und Stände aus den Plätzen der inneren ^tadt bis Nachmittags 4 Uhr vollständig zu räumen und bis spätestens 8 Uhr Morgen« de« 18. Januar zu entfernen. Die auf dem AugustuSplahe und auf den öffentlichen Wege« und Plätzen der Vorstadt befindlichen Buden und Stände sind bis AbenkS 8 Uhr deS 15. Januar zu räumen und am 16. und 17. Januar, jedoch lediglich während der Stunden von früh 6 bi« Abend- 7 Uhr, abzubrechen und wegzuschassen. Pie Abtragung und Wegschafsimg der an der vörd- ltehen Planke deS MuseumS ausgestellten Buden ist. weil der Platz, auf welchem sie stehen, ai« Absuhrweg benutzt Werden muß, bereits am 16. Januar Morgen« 6 Uhr zu beginnen und bi- 9 Ukr Vormittag« zu beenden. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften, für welche beziehentlich auch die betreffenden Bauhankwerker oder Bau unternehmer verantworllich sind, werden mit Geldstrafe bi« zu 150 oder entsprechender Haststrase geahndet werden. UebrigenS haben Säumige auch die Obrigkeitswegen zu verfügend« Beseitigung der Buden zu gewärtigen. Leipzig, am 5. Januar 1885. Der Rath der Stadt Lrtpitg. Dr. Georgi. Hennig. Nutztiotjanctioil. AkatzNötze, Freitag, den Itt. Januar 1885, sollen auf dem die«, jährigen Mittelwalvscklagr m Ablheilung 35 und 36 de« L»a«e«oitzer Forstrevier» 107 Achen- 1 7 Buchen» j 29 Rüst»». 10 Abon>o, 69 Eschen- und 28 Erlen- fowie 87 Eschen-, I g Eicken» und 1 Rüstern»SchtrrhKlzer uuter den öffentlich au-dänqenven Bedingungen und der Micke« Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: Früh 9 Uhr an der RSdelbrücke Nt der Connewitzer Linie. Leipzig, am 29. December 1884. De» Rath» Forstdeputation. Ilntlholr-Anclion. Mittwoch, den 21. Januar 1888, sollen aus dem Mittelwaldschlage in Ablb. 31a und 35u des Durgauer Forstrevier« im sogenannten Niederholz«, hinter dem neuen Sehätzenhause auf der rechten Leite der Fluthrinne und dem Fußweg« vom Rvseathal «ach dem Gehützenhau« 42 Eichen- 128 Bucken-- 27 Rüstcra- 19 Eschen- R»-klS-e, 2 Aborn- 3 MaSholder» 10 Linden» und 2 Erlen- sowie 57 Stück Schtrrhölier, uuter den öffentlich anshLnqendeu Bedingungen und der üb lichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werde«. Zusammenkunft: Früh 9 Uhr aus obigem Scklage an der Fluthrinne. Leipzig, am 5. Januar 1888. DeS RathS Forst-Depvtali»«. Holr-Aiicli-n. DvinrerStag, den 22. Janvar d. A, sollen von Bormittag« 9 Uhr an im SraSdorfer F»rflr«»i«r, im sogenannten Schau; 1l2 Paaghaufe» und 17 Abraumhaufen uuter den öffentlich auSbängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung nach dem Meistgebot verkauft werden. Zusammenkunft: aus dem Mittelwaldschlage i»Schanz. Leipzig, am 13. Januar 1885. DeS RathS Fvrstdeputatio». Vekanirlmchung. Am 6. vorigen MouakS ist von drei jungen, anscheinend oem Arbeiterstandc angebörigen Leuten im hiesigen Rosrnthale mit einem Teschingewehre unbefugt geschossen bez. gejagt worden und haben dieselben, dabei betroffen, unter Zurück laffung der Schußwaffe die Flucht ergriffen. Wer Uber die Coiitravcmenten ober den Eiaenthümer deS TeschinS, daS hier zur Ansicht au-liegt, Angaben zu machen i» Stande ist» möge sich bei dem Unterzeichneten Amte melden. Leipzig, am 13. Januar 1885. DaS Polizeiamt der Stadt Le Bretscbneider. Hlitliolisllle Bürgerschule.. Öfter« 1885 sind die,eisigen Kinder der Schule zazusühre», welche biS zuin 1. April laufenden Jahres da« sechste Lebensiohr erfüllt haben, auch werde» aus Wunsch der Litern oder Erzieher solch« Kinder ausgenommen, die mit dem 8S. Annt dieses JahrrS ihr sechstes Lebensjahr vollenden. Anmeldungen habe, Montag, den 26, Dten-tag, den 27. Januar. Nachmittags von 2 bis 4 Nhr, und MUtMoch. de« 28. Januar, Vormittags von 8 bis 12 Uhr, in der Expedition deS Unterzeichneten, Rudolphstraße 7, III., zu erfolge». Bon den auszunehmenden Kindern, welche in der hiesigen kaiho lischen Pfarrkirche getauft worden sind, ist nur der Impfschein, von den übrigen aber sind das Laus- oder Slrbnrtszeugnib und der Impfschein vorzulegea. Leipzig, den 14. Januar 1885. - 3 Löbmann, Direktor. Beklmntmachnnz. Äm Monat Deccmbcr v. I. gingen beim Armenamte ein i ^c — -s 4 100 10 s 30 50 32 » — 3 - — 29 - — 2 - — 30 » — 5 » — 3 » — t » — 6 . — 10 » 2 » 2 » 2 » 2 » 1 » 1 - 1 » Geschenk von Herrn Gröber, d. d. Tewerbe- sckickSgrricht. Geschenk von Herrn A. B. C. Geschenk von Herrn G. D. Buße in Sachen G. /. B.. durch Herrn Justiz- rath Freukel. Strafgelder bei einer Hochzeit-seier, gesammelt. Sühne in einer Privalklagsache L. '/- H. durch Herrn NechlSanwalt vo» Mctzsch. in Folge einer am 15/12. staktgef. Gewerbe- schiebSgerichlü-Verhandlung, von Herrn Nob. Syrutscköck. in GcwcrbeschiedSgrricktSs. der Herren Riffel Neuniann, von dem Letzteren gezahlt, als Sühne in Sachen E. G. V. C. W. Sch., durch Herrn Friedensrichter Eonrad. al« Sühne in Sachen H. U. /. Th. E.A.E. /. ' B - B B B B - S S 0 es L - L JFP G. T. /. I. F P. C. F.A S. W. S.'/- A. St. F. G. '/- «. S. J.E.B./.E.F.H. si' Eck ! « A?'! H«rn §' A*' 1 Srieden»- L "s. . . . . D. /. M- 1 282 50 Außerdem wurden dem Armenamte noch überwiesen: 50 Stück Anweisungen über je ein halbes Hektoliter böh mischer Patent - Braunkohle von den Herren Echultze St Eo. 30 » dergl. von W. W. und 3^k—^s liegen der Nnterlaffung d-r Zusendung," jahrSkarten von .Herrn Gustav Türke. » Dankend quittiren wir hiermit. Leipzig, den 8. Januar 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) Ludwig-Wolf. Lange. Städtisches Realgymnasium. (Sidonienstrohe Nr. 1.) Anmeldungen neuer Schüler für nächste Ostern werden Donnerstag, den 22. und Freitag, den 23. Januar 1885, Vormittags von 8—11 Uhr und Nachmittags von 2—5 Uhr von mir enlgegengenoinmen. Bei dieser Anmeldung sind daS Geburts- ober Taufzeugniß. der Impfschein und die letzten Sckulcensuren dcS auszunehmenden Schülers vorzulegen. Leipzig, am 14. Januar 1885. Giesel. Vekailntmachnng. Bel der am 13. Januar d. I. notariell erfolgten fünfzehnten Ausloofnng der planmäßig zur Rückzahlung bestimmte» Obligationen unserer Anleihe vom Jahre 1«70 sind 11 von den 4vrocen»igen Obligationen die Nummern 36 90 147, 2) von den 4'/, procentigen Obligationen die Nummern 306 348 397 459 gezogen worden. Diese Obligationen sind dam 1. Inli e. ad an der Caffe des Herrn Alex. Werthauer, Markt 13, Stieglitzen'; Hei. Tr. 6, l., zahlbar, an welchem Tage deren Verzinsung anfhSrt. Die in früheren Anslooiungen gezogenen Obligationen sind bis ans die Nummer 1844 eingelöst worden. Leipzig, 14. Januar 1885. Der verstand der Israelitischen RrltgtanSgrmelnde zu Leipzig. Nichtamtlicher Theil. Der Gouverneur von Kamerun. Mit der Bewilligung der 180,000 sür einen Lüsten Dampfer und die Tampsbarcaffe für den Gouverneur von Kamernn hat die Mehrheit des Reichstage« sich mit der bisherigen Cvlonialpolitik de« Reichskanzlers einverstanden erklärt und die Verantwortung für dieselbe übernommen. Da» ist ein so wichtiges Ereigniß, baß damit ein« der Haupthindernisse, welche der geveihlichen Entwickelung der deutschen Colonisation bisher entgegenstanven, au» dem Wege geräumt ist. Die Teukschsreisinmqen und da» Centrum haben mit geringen Ausnahmen begriffen, daß ibrc Zukunft als Part« aus dem Spiele stand und daß die Wiederwahl ihrer meisten Abgeordneten sehr zweifelhaft war. wenn sie auch am 10. Januar ihre Verschleppungstaktik fortgesetzt hätten. DaS deutsche Volk in seiner große» Mebrhcil hatte schon längst sür die Colonialpolitik entschieden, bevor der Reichstag dem VolkSwilleu Rechnung trug. Es ist daS wohl nur bei un« in Deutschland möglich, daß die Abgeordneten einer bestimmten Partei glauben, ihr Mandat unabhängig von dem klar aus gesprochenen Willen der Wähler auöüben zu können, denn das ist feit Eröffnung de« Reichstage» am 20. November geschehen. Die Abstimmungen vom 15. und 16. December und vom 9. Januar standen in directem Widerspruch mit dem VolkSwilleu, welcher dem Reichskanzler die von ihm gesorderle» Mittel zur Führung der auswärtigen Politik ebne jeden Abzug gewährt wissen will. Die Mehrheit de« RcicbSlageS wird eS auch nicht ver meiden können, in dritter Lesung daS Gehalt deS zweiten DirectorS im Auswärtigen Amt und daS volle Gehalt ohne Abzug sür die Generalconsuln in Eapstadt und Korea und sür die drei Liceconsuln in der Südsce und die 150.000 für Bestrebungen zur Erschließung von Eentralasrika zu gewähren. Endlich ,st jetzt auch mit Sickerbeit die Bewilligung der Dampsersubventionen zu erwarten unter Ablehnung de« Bamberaer'schen Anträge«, die Subvention für die Linien nach Australien zu streichen. Die ganze ungeheuere Aufregung hätte vermieden werden können, wenn der vorige Reichstag die Dcmipsersubvention angenommen hätte. Dann hätte sich der Wahllampj weit weniger heftig gestaltet, und da«, wa« beute unter dem Druck der öffentlichen Meinung und im Widerspruch mit der biS- »erigeii Haltung der Dcuttchl'reiiiinngeu und deS EentrumS zu Stande kommt, wäre nul Hilfe beider Parteien erreicht worben. Ader gerade der Kamps, welcher daö ganze Volk bis aus die gleickgilligsten Glieder desselben ergriffen hat. ist ür die weitere Enlwickelung von der größten Bedeutung. Ein großer Tbeil der Wähler ist sich dadurch erst dewußl geworden, wohin die grundsätzliche Opposition sührl; die !Väd!cr, welche gewohnt waren, blindlings ihren Führern zu folgen und blo« aus bestimnitc althergebrachte Sclsiaqworie zu hören, sind inne geworden, daß die bisherigen Parlei- untersckiede sich überlebt haben und daß eS gilt, neue Bahnen auizusucben, wenn die Gesammtwohlsabrk nicht schweren Schaden leiden soll. ES ist von einer Seite der Vorschlag gemachk worden, daß die ehemalige» Scceffionistcn aus der deulschfreisiiniigen Partei anStreten solle»; dieser Vorschlag ist gut gemeint, aber wir glauben, daß seine Befolgung die Tacke nicdl beffer macht. Es eittstehl dann wieder eine neue Fraction unv gerate daS Fractivuswesen ist unser Unglück, wir muffen dahin streben, uns zu sammeln, nicht die Zer klüftung noch ärger zu macken. ES ist »ölbig, die U»ler- ch:ekc innerhalb der Parteien anSzulöichen und an die Stelle der ausführlichen Programm? kurz? allgemein? G?nck?spunrte zu fetz?n, welche für jeden Wähler ohne lange Eiklärungen verständlich sind. Fürst Bismarck hal selbst den Weg an- geteulel, wie daS zu geschehe» hat. indem er die Coiiicrvative» und Nationalliberalen unker die gemeinsame Devise: „Für Kaiser unv Reich" zusammensaßte. W.r gehen nicht so weil, wie der Reichskanzler, daß wir Eonservative und National- liberale in einen Tops werfen und auch Fürst Bismarck ist nickt der Meinung, daß kiese Vereinigung für alle Fälle fest- gehallen werten kann. Augenblicklich liegt d'c Sacke nur o, daß der Bundesrath bei Beralhung seiner Vorlagen aus die Eonservativcn und Natioiialliberalen »n Ganzen und Großen rechnen kann. Aber die Partrigruppirung ist niizweiselbast der Vereinfachung fällig. Erst die Verschmelzung der Fork- ckrittspartei mit den Sccessionisten hal gezeigt, wohin die öffentliche Meinung neigt, sic hat diese Verschiebung nach link» nickt bestätigt, sondern sie wünscht im Gegentheil eine olcbe nach rechts, den Kern der liberalen Partei können nur Pie Nationalliberalen bilden, nickt die Fortschrittspartei. Tie aakionalgesinalc» Mitglieder dieser Partei, welche.nicht Oppo- itio« um jeden Preic aus ihre Fahne geschrieben haben, sind sehr wohl in dcr Lage, sich mit den Nationallibcralcn über bestimmte allgemeine Grundsätze zu verständigen unv wenn diese Verständigung gelingt, dann muß sich die deutscksrci- sinnige in ihre Bcstandtheilc auslösen. Tie am meisten links stehenden Mitglieder derselben werden sich, wozu ja die Anfänge bereits vorhanden sind, mit den Demokraten zu- sammcnrhu», und die längst erstreble Einheit dcr liberalen Partei ist da. Denn darüber mögen sich die Herren Fortschrittler nur keiner Täuschung bingebe», daß nach dem allen denlschsreiiulnigen Programm bei der Neuwahl nur ein sehr Heiner Theil wieder gewählt wird. Die natioiiallibcraleParlei hal seil dem «i. März 1881, dcr Eröffnung dcö Reichstages, unter dem Zeichen des kculschsrei'iiinigcn Programms sehr bedeutend an Einslnß und Zahl derMi tglieder gewonnen, ebenso wie die Denlschsreisiiinigcn nack beiden Richtungen hin verloren haben, unv dieser Zersctzungs- vroceß macht täglich größere Fortschritte, bis endlich die Ver schiebung nach rechts hin in dcr angebabnten und von der öffentlichen Meinung gewünschten Weise vollzogen ist. Um diese Entwickelung nicht zu stören, ist eS aber nölbig, daß man sich den Gang dcr NeickStagsverhandlungen seil dem Marz vorige» JahrcS stets gegenwärtig hält unv der deulsck- sreisinnigen Partei und dem Ecntrum Alles genau auf« Kerbholz schreibt, was sie seit jener Zeit gelhan haben. Wenn unter den, frischen Eindruck dessen, waS in den letzten Wocken geschehen ist. Neuwahlen staltgesundcn hätten, dann wäre der erfolgte Uiiisck'wuna der öffentlichen Meinung gewiß schon in dem veränderten Wahlergebnis zum Ausdruck ge kommen. Aber eS ist vielleicht noch wirksamer, wenn der Reichs tag in seiner jetzigen Gestalt beisammen bleibt und den Im pulsen folgt, welche die Wähler aus ihn ausüben. Heule eine Forderung ablehncii, die man nach drei Wecken annimmt, kann den, welcher so handelt, unmöglich in den Augen seiner Wähler empsehlen und ferner gehören parlamentarische Nieder lagen, wie sie Richter und Windtborst in den letzten Tagen erlitten haben, gewiß nicht dazu, ihr Ansehen zu heben. Noch einige Tage wie der >0. Januar und Herr Winklhorst wird bald nickt mehr maßgebenden Einfluß im Reichstage haben. Die Fabel vom Nollmande der Kirche hat schon erheblich an ihrer früheren Kraft verloren, und wenn die katholischen Wähler scheu, daß bei der Vcrlhcidigung dcr angeblichen Kirchcnrechte der Staat Schaden leidet, Vaiin wird doch auch Manchem unter ihnen ein Licht ausgehen und sie werden er kennen, daß die Interessen der Führer nickt mit denen der Wähler üherrinstimmen. Die Herren Richter und Windthorfl scheinen sich In den, Jrrkhnm zu befinden, daß der Reichskanzler sie dadurch, daß er ihren Reden häufig Gegenreden folgen läßt, zu seiner Ansicht bekehren will. DaS hat er wohl langfl ausgegeben, aber eine andere Wirkung wird dadurch sicher erreicht, nämlich die, daß den Wählern der Unterschied zwischen dem Standpunkt und der Kampfesweise der beiden Parteiführer und deS Reichs kanzlers zum Bewußtsein kommt, und kiese Erkenntniß dürste sehr zum Nacktheit der beiden Parteiführer aussallen. Die Kluft, welche den eigentlichen Kern deS Volkes von ihnen trennt, wird dadurch immer größer unv unauSsüllbarer. Mit dem Gouverneur von Kamerun lst daher nicht bloS die energische Durchführung der begonnenen Colonialpolilil sicher gestellt, sondern eS ist zugleich eine anberwcite Partei, gruppirung eingelcitct. welche voraussichtlich zu den erfreu lichsten Ergebnissen führen wird. Wir sind nicht so sanguinisch, zu hoffen, daß der Zerfall der deulscksrriünnigen Partei mit dem des EentrumS sich gleichzeitig ereignen wird, es genügt unö schon, wenn sich beim Eenlrum geringe Anfänge eines solchen ProcesseS erkennen lasten Schon am >0. Mai stimmten 37 Mitglieder des Eenlrum» sür die Verlängerung des Socialistengesetzes, am 10. Januar stimmte bereit« der größte Tbeil de« EentrumS sür die Dampsbarcaffe, also ist ein sehr erfreulicher Fortschritt in der Lockerung de- Parleizusammenhanges de« Eentrums wahrzunebmen. Auch die nächste Zukunft wird weitere Ereig niste in dieser Richtung zeitigen, dafür ist durch den zweiten Direktor im Auswärtigen Amt und durch die Postdampjer- I Vorlage gesorgt. Der Stein ist in« Rollen gekommen und I er wird sein Ziel sicherlich erreichen. * Leipzig, 15. Januar 1885. * Aus Wunsch und im Auskrage de- größeren TbeileS der deutschen Eolonie in Kairo wird die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" ersucht, nachstehende« offene Schreiben an die d culjchsreisinnigen Mitglieder des Reichstages zu veröffentlichen: Offenes Sendschreiben an sic RcichStagSnbgeordnelen Herren Eugen Richter, Löwe, Hänel, v. Bunsea und Bamberger Berlin. Wie fast alle, In überseeischen Ländern lebende deulsche ReichS- aogehörige, so gehört auch der größere und gebildete Theil der hier amässigen Deulictien — unbeschadet ihrer Hochachtung und Ver ehrung sür de» Reichskanzler, und trotz der Bewunderung und An- erkcnniing besten großer Verdienste um daS deutsche Reich —, ihrer politischen Gesinnung nach, der liberalen Partei an. Tuich Ihren unverständlichen, den Ihalsachc» und actuellen Ver hältnissen in keiner Weise Rechnung tragenden, hartnäckige» Wider stand gegen die Danipiersubventiona-Voelage, gegen die Colon.sationS- projecle und vor Allein durch die Verweigerung dcr selbst sür ein viel kleineres Gemeinwesen verhälinißinäßlg unbedeutenden Summe von 20.000 und endlich durch Abstrich der Gehälter für dir Lon- luln und Vertreter des deutschen Reiches in den fremden Eolonien haben Sie bewirkt, daß Tausende Ihrer Partei abwendig geworden sind und willig ihre bisherige Ueberzeugung dem Ruhme wnd der Größe deS de».scheu Reiches zum Opser bringen. Da dem Fürsten Reichskanzler jene lächerlich geringfügige Summe schon von vielen verschiedenen Seiten sowohl in Deutschland wie auch von Amerika. Australien und Indien aus osferirt wenden ist, iväre es unsererseits nutzlos, dieses Anerbieten dem Fürsten BrSmarck zu wiederholen, da er ja ohnehin es nicht annehinen würde. Wir machen uns jedoch anheischig, eine Sammlung zu verenstakten, um Ihnen je die Summe von 2500 >1 zu Gebote zu stellen, behuss einer Reise i» je eines der Länder, m welchen sich deulsche Ansiedler und deutsche Colomen befinden, zur Erlangung der nöthigen Kennt- niste Ihrerseits, über die Verhältnisse über Handel und Verkehr, und über die Thäligkeit und Stellung der Deutschen ln überseeischen Ländern. Wir hoffen dadurch Sie in den Stand zu setzen, die Verhält nisse richtiger beurthellen zn können, und in Folge davon, durch Ihre zukünftigen Boten, dem Ansehen deS deutschen Reiche« und deren Angehörigen desselben zu nützen, anstatt Hunderttausend« im Ausland lebende deutsche Landsleute in eine peinliche Lage zn dringen, indem dieselben dem Hohne und der Nichtachtung anderer Nationen ansgesetzt werden, wie solches durch Ihr Votum vom 15. Decnn-er gelchehen ist. Offen und ironisch erlauben sich dke Engländer hier in ihren Ieitiingca zu erklären, daß die Coloussation-brstrebangeu einer Nation, welche nicht 20,000 ^l anSgcben wolle, nickt zn fürchten, sondern als lächerlich anzosehen seien, keinen Bestand haben können rc. Die Politik Englands, dessen Art und Weise, seine Colonien zu behandeln und auszuiaugen, und ohne Rücksicht ans daS Wohl des Landes und der Bevölkerung nur ihre eigenen Taschen zu füllen, wie wir cs hier vor Augen haben, ist ohne Jwcisel keine nachahmens- werlhe; aber, aus den, Beispiel Alllions, welches 60 Millionen Mark ausgicbt sür Befreiung eines wagehalsigen Militairs, wie Gordon, und aus dem Beispiele, daß selbst Einzelne dieser egoistischen, kühl berechnenden Baiimwollen-Krämer 40,000 Lstrl. sür einen rxccntrsscheu Mitbürger aus Naiionalstolz zu opfern bereit sind, hätten Sie die kleine Lehre ziehen können und sollen, daß eS demüthiger.d erscheint und ist, wenn die große deutsche Nation sür bessere und höhere Jwcckc und zum Wvhlc von Tausenden ihrer SlaatSangehörigen nicht einige hunderttausend Mark auszuwcnden bereit ist. Das können die Steuerpflichtigen des deutsche» Reiches auf- bringen und wollen eS auch! — tzuock erst ckemonrtrsockam. Kairo, den 6. Januar 1885. A. Kauffmonn, im Namen des größten TheileS der deutschen Colonie. * Im „ReichSanzeiqer" liest man folgende, in dem ossiciellcn Blatte jedenfalls höchst bemerkenSwerth« Kund gebung: Unter dem Titel „Przeglad powszechny" (Allgemeine Rimd- schau) giebt der in Krakau lebende Jesuit V. Morawski in Ber- bindung mit verschiedenen Ordens- und Gesinnungsgenossen eine Monatsschrift heraus, deren Tendenz daraus gerichtet ist, den Ge danken einer Wiederherstellung Gesummt - Polens unter den polnisch redenden Unlcrthanen Preußens, Oesterreichs und Rußlands wach zu erhalten. Bezeugt wird diese Absicht ins besondere dadurch, baß die Zeitschrift Mitarbeiter ans allen irgend zur polnischen Nationalität in Beziehung stehenden Länder» ange- worben und von „polnisch Livland" (den drei westlicken Kreisen des russlichen Gouvernements Wttebsk) bis nach Dalmatien hin über publicistische Verbindungen anqekuüpst hat. Daß Deutschen haß und ultrainontaner Fnnatismus sich wie rolhe Fäden durch diese Publikation ziehen und daß unter der Firma katholischer Glanbenstrcue der bestehenden staatlichen Ordnung feindliche Stim men gepflegt werden, versteht sich von selbst. In diesem Sinne erörtert der frühere Wejhbischos Ianiszewsk, die päpstliche Enchklika gegen die Freimaurerei. H. Lisstki (der Verfasser dcr bekannten Bücher über den Marquis Wielopolski und über A Hestel) die Memoiren deS Fürsten Metternich, der Jesuit P. Vierling (Verfasser des Buchs „Korne et ttem-cknue") die Briese des Eardinals de Cöme an den einflußreichsten jesuitischen Propagandisten des 16. Jahrhunderts und Beichtvater deS eonvertirien Johann von Schweden, Antonio Posscvin, ein Herr Ostoja „DaS Lutherscst in Deutschland", der Jesuit von Iackoweki die Geschichte deS (innerhalb der unirren Kirche maßgebend gewesrncn) Brasil,aner-Ordcns, ein Ungenannter die sür den Avril deS nächsten Jahres i» Aussicht genommene speciflich katholische Millenninnisseicr des Slawenapostels Methodius i» Mähren, rücksichilich welcher die Hoffnung aus gesprochen wird, „Polen werde die ihm gebührende Stellung einig einnehmen." Das Motto deS „Przeglad" lautet: „Gesegnet das Volk, dessen Herr sein Gott ist." I» Wahrheit ist damit gemeint: „Gesegnet das Volk, das keinen anderen Herr» als d,e kaiholische Geistlichkeit anerkennt." Ob nnd in wie weit die ausschließliche Anerkennung dieses Herrn mit der beschworenen Treue gegen den Landesherr» und den Staat in Einklang zu bringen ist, kümmert d e polnisch semitischen Herausgeber selbstverständlich nicht. Daß dem Interesse der katholischen Kirche durch den durch polnisch- naiionnle Träumereien geleisteten Vorschub kein Segen erwachsen kann, steht sür unbefangene Beurtheilcr indessen ibenso unzweiselhait lest, -wie der unheilvolle Eli-fluß eines solchen, durch überlebte Re miaiseenzen künstlich gefristeten nationalen Traumlebens aus die realen Zustände in den polnisch redenden Theilen des Staatsgebiets. * Der preußische Etat ist villfländig fertig gestellt und wjrd den Al'gevrdnelen unmittelbar nach Eröffnung dcö Landtage« zugehcn. * Wie man hört, ist der preußische Antrag aus Er höhung der Getreidezölle am DicnSlag dem BunbeS- ratbc zugegangen. * In dem preußische» E tat pro 1885/56 dürste» ins besondere drei Momente als neu und besonder« demerkcnS- werlh bcrdorlreten Zunächst die schon erwähnte Er richtung selbstständiger Easien für die Justizbehörden im Etat der Justizverwaltung, dann die Umwandlung der sechs Landdrosteien der Provinz Hannover in cbeiffo viele Re gierungen, und endlich die Ucberweisnng der gewerblichen und * kunstgewerblichen Fachschulen und Zcichenschulcn, der Pflege
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