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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.01.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188501180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-01
- Tag1885-01-18
- Monat1885-01
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.01.1885
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Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. tlrdarlion imd Erpr-ition JohanneSgaffe 33. Sprechflunücn -er Kritttctiom Bormittags 10—12 Uhr. Nachmittags —6 Uhr. t» NdSt-d, einul-ndtcr M«m>trr«»tk «ocht sch tii 0>«d«cN»n xildt VKrdtMklich, »er für »ie nächstsolpe«»« N»»««r bestimmten Inserate a» Wocheutagen bi» 1 Uhr Nachmittag», anLana- uu» Festtagen früh bi« Uhr. 3« k«r Filialen für Ins. Annahme: Ott» klemm, ttinversliütsstrahr 21, L»»i» Lösche, «atharineasttabe 18. P. nnr dl« '/.S Uhr. 18. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Sonntag dm 18. Januar 1885. Auflage 18,750 Abonnrmrnlsvrris viertel;. 4V, MN. lncl. Briiigerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Mmmer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pt. Gebühren »ür iLztrabeilageo (in Tageblatt-Formal gesalzt) »tzltk L-oslbeiüiberung 30 Mk. Mit Postl-esärteinnq 18 Mk. Inserate gespaltene Pclitzeile 20 Pf. Größere Schrillen laut uni. Preisverzeichuib. Tabellarischer u. Zinerniatz nach hohrrm Tarif. lirriamen unter dem Redaciiousstrich dielgesoalt. ZeUeSOPs, vor den flanii lien Nachrichten die Ngespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stets an die tßpprditi«« za senden. — Rabatt wird n an gegeben. Zahlung i>r»eoui»nrul»io oder dura, Post« nachnahuie. 79. Jahrgang. Amtlicher Theil. SeßevMchr Sitzung der Ztadlverordnelen a« 21. Jauaar I88S, Abend» «'s, Uhr, t» Ga«1e der I. Bürgerscchale. TageSorvnung: l. Bericht de« Fmanza»r«schuffe» über Herstellung telepho nischer Verbindung de« KrankenversicherungS-AmteS mit dem Rathhause. U. Bericht de« Bau- und Finanzausschüsse« über Herstellung eiserner Tbüren im Reuen Theater. M. Bericht de« Bau», Oekouomie- und Finanzausschüsse« über Erbauung eine» Grassi-MusemnS. Bekanntmachung, die Aa«eld«ng schulpflichtiger Kinder betr. Nach tz. 4 de« Gesetze» vom 26. April 1873 hat jede« Kind die Volksschule seine« Ausenthaltorte« acht Jahre lang, vom vollendeten sechsten bi« zum vollendeten vierzehnten Lebensjahre, ununterbrochen zu besuchen. E« sind daher viejeniaen Minder, welche bi« zum 1. April d. I. daS sechste Lebensjahr vollenden, zu Osteru diese« Jahre« der Schule zuzusuyren mid »»» IS. bi» 21. diese» Monat» Boemittaa« 10 bi« 12 Uhr und Nachmittag« 2 bis 4 Uhr bei de« Director der Bürger- oder Bezirksschule, welche die Kiuver besuchen sollen, anzumelden. Dabei ist für jede« anzumeldende Kind ein Taus- oder GcburtSzeugniß, sowie et» Impfschein und von Seiten der keiner ReligionSgesellschast augehLrenden Dissidenten eine schriftliche Erklärung darüber vorznlegen, in welcher Religionslehre die Kinder unterrichtet werden sollen. Wer slir sein Kind die Befreiung vom Besuche einer städtischen Volksschule in Anspruch nehmen und dasselbe einer höheren UuterricktSanstalt. eiuer concessionirtea Pridatscbule Überweisen oder von einem geprüften Privatlehrer unterrichten taffe« will, hat solche« dem Schulausschusse schriftlich auzureigen. Solle» gebrechliche, kränkliche oder geistig unreife Sinder vom Besuche der Schule Uber da« gesetzliche Eintritt-alter hinaus zurückgehalten werden, so ist die Genehmigung dazu bei dem Sckulausschusse unter Beibringung ärztlichen Zeug niste« schriftlich uachzuiuchen. Wer virsea Vorschriften zuwiverhandelt, bat sich der gesetz liehen Maßnahmen zu gewärtigen. Leipzig, am 12. Januar 1885. Der SchulauSschuH der Ltadt Leipzig. Dr. Panitz. Lehuert. Holz-Anclisn. DoanerSkag, den 22. Januar d. I., sollen von Vormittags s Uhr an im GraSdorfer Forstrevier, im sogeuannten Echan; tt2 Langhanfe« und 17 Abraunchanfea «ttrr den öffentlich aushängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung nach dem Mci'i^rbot verkauft werden. Zusammenkunft: auf dem Mittelwalvschlage im Schanz Leipzig, am 13. Januar 1885. DeS Rath» Forstdeputatiou. Antzkolz-Anction. Freitag, den 88. Januar c sollen im Forstreviere <ikonue«itz auf dem Mittelwalvschlage in Abtheilung 37 and 38 von Vormittags 0 Uhr an circa l58 Eicken- 102 Weißbuchen» 8 Aborn Nntzklö-e, 51 Eschen- 42 Rüstern- 22 Ellern- 1 ASpen- 1 Linden- sowie 2 Eichen-, 112 Elchen-und 2 Rststern-EchirrhSlzer »»ter den öffentlich aushängenven Bedingung« und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: Auf dem Mittelwaldschlage in der Nonne am Echleutziger Wege. Leipzig, am tb. Januar 1885. DeS Rath» Forstdeputatto«. Vekanntmachnnz für die Herren Dormünder. Dt« bei dem Unterzeichneten König!. AmtSger ckt in Pflicht stehenden Herren Vormünder werden hiermit veranlaßt, die wegen ihrer Pflegebefohlenen zu erstattenden Erzichung-brrichte längsten« bi« ;nm St. Januar 188» a»her elnzareichen. Formulare zu diesen Berichte» siad ln de» Amtsgericht«. aebüude, Zimmer Nr. 79, 35, 94 und 107 ,u erhalten. Bei der Ausfüllung der gedachten Erziehung-berlchte ist aber »eben vollständiger Beantwortung der vorgedruckteu Fragen aoch weiter uad zwar: ». bei ehelich geborenen Pstegbefoblenea der volle Name, Staad, letzte Wohnort und das Todesjahr de« oerstorbearu Vater« anzugeben, b. b8 unehelich Geborenen stad die Wort« belzafügea: „uarheliä geboren." Lach «olleu die Herren Borniüader rtwa eiutreteude Wohaaag«. »aäaderllngen hier zur Anzeige driagra. Leipzig, de» S. Dccember 1834. Königliche« A«t»,ericht. Abtff. V. MaiinSfelv. SMtlschks Acil«z»nasi«m. kSidonieastraße Nr. 1.) Lamelduagen »euer Schüler für aichste Ostern werden Donnerstag, de« SL. and Freitag, den SS. Januar I88L. Vormittag« von »—11 Uhr uad Nachmittags von 2—ö Uhr von mir eM»mengenommen. Bei dieser Anmeldung find da« Gebnrts - oder Tanszeugüiss, der Imvsscher» und die letzte» Echulceujare» de« olifzvnehmiiidn» LchÄm« »mzulegeu. Lridtzi», am 14. Iammr l«5. Biesel. Seiten« deS Königl. Herrn Polizeipräsidenten zu ffrank- urt a/M. ist dem Unterzeichneten Polizeiamte die nachstehende Bekanntmachung mit der Bitte zugeganaen, derselben thnnlickst weite Verbreitung geben zu wollen. Indem daS Pvlizeiamt diesem Gesuche hierdurch »achkonimt, erklärt c« sich zugleich bereit, jede etwa auf die Sache Bezug badende Mittheilung entgegen-,nnebmen und aus kürzestem Wege an dir Polizei behörde zu Frankfurt weitergeiangen zu lasten. Leipzig, am l<- Januar 1885. Da» Volizetamt der Stadt Leipzig. Hretsckneider. Zehntausend Mark. Am l3. d. Mls.» Abends zwischen 7'/, und 8 Uhr, ist der Königl. Polizeiratb l)r. Rumpfs in dem Garten seiner Bebausung, Sachsenlager Nr. 5 Hierselbst, meuchlerisch erstochen aufgesniidcu worden. Indem ich im Namen und Aufträge der Königlichen Slaatsrcgicrung die Belohnung von Dreitausend Mark, welche ich mittelst Äekanntmachunq vom i3. d. Mt«, auf die Entdeckung der Mörder des Polizeirathe« I)r. Rumpfs auSgcsetzl habe, hierdurch auf Zehntausend Mark erböbe. wiederhole ich die dringende Bitte an Jedermann, alle Beobachtungen und Wahrnehmungen, welche für die Untersuchung irgendwie von Bedeutung sein könnten — mögen sie am 13. d. MlS., dem Tage deS Morde«, oder vorder oder nachher gemacht sein —, mir oder den Nevier-Volizci- Commissarien schleunigst mittheilen zu wollen. Diese Auf forderung richte ich naiueutlich an die Bewohner der Stadt- gegenv, in welcher die Behausung de« Ermordeten — Sachsenlager Nr. 5 — belegen ist. Frankfurt am Main, den >5. Januar 1885. Der Polizei-PrLstdeut: von Hergenhahn. Dtkaimtmachimg. Obwohl, wie allgemein bekannt, auch durch Plaeate ein- geschärst ist, das Befahren der Fahr»ege dr- Rosen« thal» mit Lastfuhrwerk verboten ist, sind doch in diesem Winter häufig mit Ei« beladene Wogen aus dirsin Wegen betroffen worden. Wir bringen daher da« bestehende Verbot hierdurch m Erinnerung und machen bekannt, daß wir künftig nicht nur die Führer, sondern auch die Besitzer der mit Ei« aus den Rosenthalwegcn fahrenden Geschirre, bezielxnttich Diejenigen, welche souft Anweisung hierzu ertbeilt haben, bestrafen werden, und zwar um Geld bi« zu SO .< oder mit Haft bis zu 14 Tagen. Leipzig, den 15. Januar 1845. Der Rath der Etadr Leipzig. vr. Georgi. Hcnnig. Holzauktion. Montag, den 18. Januar e. sollen im Forstreviere bonnewiy von Vormittag; 9 Uhr an aus dem Mittel- walvschlaqe in Abth. 35 a ,»id 36 c ca. 8 Äm., Eichen-Nutzseheite I. Elaste und » 27 - - - II - sowie - l6v - Eichen-und 3 Rm. Nüstern-Breun«Eck»eite unter den öffentlich auSbängendcn Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: auf dem Holzschlage in der Conne- witzrr Linie an der Rödelbrücke. Leipzig, am 2. Januar 1885. DeS Rath» Forstdeputatiou. Holzauktion. Montag, den 28. Januar c » sollen aus den Mittelwalvschlage, in Abtheilung 34» und 35» de«Burgauei Forstreviers, i», sogenannten Niederholz», binler dem Renen Schiitzenhaufe, auf der rechten Seite der Fluthrinar und dem Fußwege vom Rosenthal nach dem Echützenhau» 128 Langhausen und 178 Adraumhaufen unter den öffentlich auShänqcndrn Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft früh 9 Uhr auf obigem Schlage ar der Fiutkrinne. Leipzig, am V. Januar 1885. DeS Rath» Forstdeputatiou. Städtische Gewerbeschule. Diejenigen Eltern und Pstcaeellern, welche gesonnen siad, ihre Söhne und Pflegebefohlenen nächste Ostern der LtAdtifchk« Sie»er»e- schule zur Ausbildung und vordereltun« für da« Gewerbe za übergeben, werden ersucht, »Shrentz diese« Ai«natS die Anmeldung derselben bewirken zu wollen. Zugleich ergeht auch an diejrnigen Schüler der diesige« A«rt- dildunßSschulen, welche aus denselben am Ende diese« Winterhalb- jahreS gesetzlich ausscheidea and die Absicht haben, den genossenen Fortbildungsnnlerricht von nächste Ostern ab in den Abrndenrfen der Städtische» Gewerbeschule sortzusetzen. hierdurch Aufforderung, sich deshalb ebenfalls rechtzeitig anzumelden. Bemerkt wird hierzu, daß der Abendunterricht der Städtischen «ewerbrschnle sich aus »rwerblichePuchsübrnna. technische Gcwerbkknnbe.Mafchine«- eouftrnrttsne« und Mechanik, vautnnbe und architektonische« Geichnen, sowie aus Hebungen im gewerbliche» Fachretchnen und Mobeiltren erstreckt, also ganz besonder» Rücksicht aus da« -au» werk etur« jeden Schüler« nimmt. Zur Entgegennahme von Anmeldungen, sowie zur Ertheilung von Auskuusr, den Unterricht and Bildungsgang ver Lehrlinge betreffend, din ich »onnta,« von 11—18 Utze VormM«««. und Wochent«g« — mit Ausnahme de« Sonnabend« — Abend« »o» 7—8 Uhr im Schullocale, Johanuitplatz 7. bereit. Leipzig, den ». Januar 188». Der Direetor: vr. Ludw Nieper. Anmerkung. Der Eintritt in dir Stßdtiiche Gewerbeschule befreit von der Berpfilchtnng dr» Besuch« der allgemeinen Städtische» yort- bikdn»g«schule. llealschnle in reiltzi«, Norbftrnhe EI. Di« Anmeldung neuer Schüler für Ostern erbitte ich mir Montag, den 26. und OtenStag, den 27. Januar, vormittag» von 8—12 und Nachmittag» vo» 2—5 Uhr. Das Ikdulzeugnih von Michaeli», Tavizevgniß (Geburtsichetti) und Impslch-in sind vorzulegen. . Pfalz Vekaniltumchung. Bei der unter Nr. 47 unsere« ÄeieUichasisregister« elagetrageaeu Firma Juli«« varttz ist in Dvalte 4 solgender vermerk: „Der Kaufmann Ernst August Heinrich Iarn zu Torgau ist am 9. Januar 1885 an» der Gelellichasi auSgeschieden und der Kaufmann Otto Maasdorff zu Torgau am selbigen Lage als Gesellschafter in die Slesellschast eiugetreten" zusolqe Verfügung vom 10. d. M. heute eingetragen worden. Torgau, den 12. Januar 1885. Königliches Amtsgericht. Mainilmachllil-. Die snb Nr. 34 unsere» GelelliktiastS-RegiilerS eingetragene Firma „Llrbmunn L vartmanu zu Prrffcl" ist zufolge Verfügung vom 15. d. M. am nämlichen Tage gelöscht worden. Lorgau, den 15. Deccmber 1884. Königliche« Amtsgericht. Nichtamtlicher Theil. Nochmals drr Antrag Hertllng. Der dritte Tag der Debatte brachte verschiedene neue Gesichttzpuncte, welche e« nöthig erscheinen lassen, nochmal« aus den Antrag Kertling zurückzukommen. Der Abgeordnete Auer theiite die Gründe mit. welche die Vorlegung de« social- vemokratischcn Gesetzentwurfs verzögert haben. Der Entwurf wird umsaffender und energischer sein al« die Anträge der Abgeordneten v. Hcrlting, Lohren, Buhl und Stöcker und wird außer dem NermalarbeitStag und der Sonntagsruhe die Beseitigung der Frauen- und Kinderarbeit in den Fabriken enthalten und zugleich aus die Emancipation der Frauen hinwirken. Al« nächstes Ziel schwebe den Sociatvemokraten nicht der sociatistische Staat, sondern vorläufig nur wirk samer Arbciterschutz vor. Zm Hintergrund« bleibt aber immer als die Hauptsache dir Beseitigung drr kapitalistische» zkroductic-nsweise sieh«, «mo diese kann ekrü ttvr durch den socialistischen Staat erreicht werden. Die Social demokraten von heute stellen sich also auf 'den Standpunkt der allmäligen Umformung de« bestehenden Staate« in den socialistischen aus gesetzlichem Wege. Die Partei ist ruhiger in ihren Forderungen geworden, der Abgeordnete Auer schlägt beispielsweise vor, daß man zunächst mit der Einfübrung de« NormalarbeitStage» in der Tcxtilbranche den Anfang mache. Dem Einwurs, daß der NormalarbeikStag, wo er gesetzlich bestehe, nicht immer eingeballen werde, be gegnet er damit, daß auch gegen die Wuchergesctze gefehlt werde, darum könne man aber doch nicht sage», daß sie m>- wirlsam seien. Natürlich können alle Behauptungen und Gegenbehauptungen, welche in den drei RcichStagSsihungen vcm 14., 15. und t6. Januar ausgestellt Worden sind, nicht als richtig oder unrichtig, sondern als Material zur Untersuchung unk Beurlbeilung der vorliegenden wichtigen Frage betrachtet werben; aber auS der ganzen DiScussion geht hervor, daß ein Meinungs austausch über die Materie sehr wünschenswertst ist. Auch i» dem constiluionelle» Staate ist eine Verbesserung der Lage drr Fabrikarbeiter sehr wohl inöglich, und wenn wir den Weg finden, aus welchem sic erreicht werden kann, so werden wir ihn in der Hoffnung betreten, dadurch den berichtigten Klagen abzuheisen. Von großem Wertste für die Auffindung deS richtigen Wege- wird Da- sein, waS die Arbeiter selbst als zweckmäßig emvsehlen, und wie eS scheint, ist der focial- cemokratische Gesetzentwurf der Vollendung nahe. Daß auch darin manche Ueberschwcnglichkeit mit unterlaufen wird, staben die Ausführungen de» Abg. Auer gezeigt, welcher da- Capital mit einem brüllenden Löwen verglich und die merkwürdige Behauptung ausstelitr. das; der Protestantismus im Intercssc de- EapitaliS- muS angeregt worden fei. Daran« scheint zu hervorzugchen, daß die Socialdemokraten dem ProtestantiSmu« noch bei Weitem seindlicster gegcnüberstehcn al« dem KatholiciSmuS, und daß sie mit diesem auf gutem Fuße leben, läßt sich nickt be haupten. Die Abgeordneten Schuhmacher und Auer, welche al» Wortführer der Socialdemokraten in der Debatte über den Antrag Hcrtling austraten, stimmten darin überein, daß gerade in katholischen Gegenden und Ländern die Lage der Arbeiter am schlechtesten sei; wa« die Kirche zu leisten im Stande fei. habe sie in mebr al« 18 Jahrhunderten bewiesen, sagte der Abgeordnete Auer und wie« auf Belgien hin, wo die erste Thal de« neuen, ultramontanen Ministerium« aus die Verdummung de« Volke« und Vernichtung der Schule ge richtet gewesen sei. Die Feindschaft der Socialdemokraten gegen d»e llltramontanen ist ein beachtenSwerthcS Moment im Kampfe der Socialdemokrati« gegen die bestehenden Staat«. einrichtunarn, aber der Angriff de« Abgeordneten Auer gegen den Protestantismus ist wohl kaum ernst zu nehmen. Wäre dem so, dann würden doch wohl die Hauptvertreter de- Capital» »um Protestantismus übergetretcn sein» wa« bekannt lich nicht der Fall ist. Mögen nun aber bei der KampseSweise der Social- demolraten noch so viel Seltsamkeiten und Phantasien mit nnterlausen, Ein« ist nicht zu verkennen, nämlich daß die Partei systematisch da» ihnen vorfchwebende Ziel verfolgt. Um die rapilnlistischc ProductionSweise zu beseitigen, soll zunächst der Arbeiterschutz angestrebt werden und dieser wiederum hauptsächlich uach der Richtung der Eontrole. Weil sich di« Hausarbeit der Control« entzieht. de«halt soll sie beseitigt werben, und al- zweite- Hauptziel wir» die Emancipation der Frauen in Aussicht genommen. E« läßt sich nicht leugnen, daß eine energische Action zur Abschaffung der Frauen- und Kinderarbeit und Einhaltung der Sonntagsruhe nnd deS Normalarbeitßtaae« in den Fabriken Zustände schaffen muß, welche »cm socialistischen Ideal viel naher liegen als die bestehenden, aber die Handhabung der Ordnung kann doch nur der Staatsgewalt übertragen werden, und diese wird daun rückstchtSle« in die Urbriterberbältniffc «ingreisen müssen, weit rücksichtsloser, al« ba« diSher geschehen ist. Heule hat jeder Arbeiter da« Recht, so lange zu arbeiten und zu der Zeit, wann er will; er hat ferner da» Recht, sein« Arau nnd Kinder an der Beschaffung de« Leben«m,»erhatt« Tkeil nehmen zu lassen. Da« wird nicht mehr brr Kall sein, wenn der RvrmalarbeitStag, die Gonntag-nibe und da« Bee hrt der Frauen, und Kinderarbeit eingesührt ist; d«r Verdienst wird dann ganz unzweiselbost eine Verminderung erfahren, und »er wird für den Ausfall aufkommen? Die Social demokraten haben vielleicht ein Mittel in Petto, sie werden eine Erhöhung der Arbeitslöhne durchzusetzen suchen- denn eine andere Forderung, die in dem Hcriling'ichen Antrag nickt entbalten ist. tautet bekanntlich, daß der focialisttscbe Arbeiter den vollen Lohn seiner Arbeit verlangt, das heißt mit anderen Worten, daß der Arbeiter die Höbe des Lohnes bestimmen soll und nickt der Arbeitgeber. Dieser soll ge zwungen werden, den Arbeiter am Unlernehmergewinn the>l- nehmen zu lasten, und damit er die« thuc, dazu dienen die Streik«. Hier liegt ober ein Fehler in der sorialdemokratischen Rechnung; denn rin Streik ist nur daun wirkiam, wenn der Schade, welcher dem Unternehmer au« der Arbeits einstellung erwächst, größer ist al« der. weicher durch die Bewilligung der geforderten Lohnerhöhung hcrbeigcsührt wird. Eigentlich könnle den Arbeitern die Einführung de« von ihnen so sehnlich erwünschte» NormalarbeitStage« sammt der Sonntagsruhe selbst übrrlaffe» werden. In der CoalitionSfreiheit besitzen sie die Handhabe dazu. Wenn sic eine geringere Arbeitszeit innehallen und daslir dennoch höheren Lohn haben wollen, so brauchen sic ja nur da« Mittel der Arbeitseinstellung anzuwcnden- wenn sie e« geschickt und zu gelegener Zeit tbun, dann kann ja der Erfolg nicht fehlen. Tic Erfahrung hat freilich gelehrt, daß die Streiks «in zweischneidige« Schwert sind, welche« nur in Zeiten günstigerCapitalverhältniffe anwendbar ist. Wenn die Arbeiter merken, daß der Arbeitgeber mit Verlust seine Fabrik betreibt, oder daß er nur nothvürftig da« Gleichgewicht Herrustellen im Stande ist, dann wird er sich gewiß still verhalten und noch weniger eine Herabsetzung des Lohne« beantragen; wenn aber da» Geld flüssig ist und das Geschäft blüht» dann ist er mit dem Streiken sofort bei der Hand. Man sieht darau», daß die natürliche Bewegung von An gebot und Nachfrage der normale Zusiand ist. Wenn eine Eentralgewalt vorhanden ist. welche diese Bewegung aufhcbr und Alle» nach bestimmten» allgemein giltigen Vorschriften im Verkehr und ErwebSleben regelt» dann hören Verkehr und Erwerb überhaupt aus. NormalarbritStag. Recht aus Arbeit. Recht aus den vollen Lohn der Arbeit sind Forderungen, die sämmtlich mit einander in unlösbarem Zusammenhänge stehen. Verbefferunaeu de« bestehenden Zustandes lassen sich bestimmt erreiche«, aber «ine Veränderung drr Grundlage in socialistischen, Sinne ist der Tod der persönlichen Freiheit und alle- frisch pulsircnden Leben«. Deshalb werden sich die Socialdemokraten auch schließlich «it dem Erreichbaren begnügen. ! Leipzig, 18. Januar 1885. * Da« „Armee-BerordnimgS-Blatt" veröffentlicht folgende Allerhöchste Ordre: Um das Andenken de« ln Gott entschlafenen General. Obersten von der Lovallerie Prinzen August von Württemberg, königliche Hoheit, zu ebrea uad u» dankbarer Erinnerung an die hohen Verdienste, welche sich der Verstorbene in seiner treuen und festen Anhänglichkeit an Mich und Meine Armee, als langjähriger cvinmandirender General des Garde «Corps, insbesondere aber als dessen rühm- nnd siegreicher Führer in zwei Kriegen erworben hat. bestimme Ich hierdurch, daß die Officiere de« Garde-EorvS 5 Tage, diejenigen Meines 1. Garde-Regiment« z. F. nnd de« Gardc-Kurassler- RegimentS 10 Tage Trauer (Flor »m den linken Unterarm) anzu legen haben. Das General-Toinmando hat hiernach das Erforder liche bekannt z» machen. Berlin, den 13. Januar 1885. Wilhelm. An daS Gencrol-Commaiido de» Garbe-CorpS. Außerdem hat der Kaiser bestimmt, daß die Officiere de« Postnschen Ulanen-Regiment« Nr. lv. nm da- Andenken ihres Chef«, deS General-Obersten von der Cavalleric Prinzen August von Württemberg, zu ehren, 14 Tage Trauer (Flor um den linken Unterarm) anzulegen haben. * Der BundeSrath hielt am Donnerstag eine Plenar sitzung unter dem Vorsitze de» königl. bayerischen Gesandten, Grafen von Lcrchcnfeld - Köfering. 'ab Die Versa»,nilung nahm von Eingaben wegen Erbvhnng de» Zoll« für Getreide und andere landwirthschastliche Erzeugnisse Kenntnis;, beschloß, die Vorlage, betreffend die Impfung, den Entwurf eines Ge setze- wegen Abänderung de» ZolllarisgesctzeS vom l5. Juli t879 und den Antrag Bayerns, betreffend die Zulassung der aus bayerischen Lycren ausgebildeten Candidaten der Medici» zur ärztlichen Prüfung, den zuständigen Ausschüssen zu über weisen und den Entwurf eine» Gesetze» wegen Feststellung eine» Nachtrag» zum NrichShauShaltSetat für da« EtatSjahr 1884/85 aus eine der nächsten Tagesordnungen zu setzen. Eine an der TiSciplinarkammcr für elsaß-lothringische Beamte »nv Lehrer in Koimar erledigte Mitgliekstelle gelangte zur Wieder- bcsrtzung. Der Entwurf eine« Gesetze« wegen Ergänzung deS GerichtSverfaffungSgesetze« wurde in erster und zweiter Lesung angenommen. DaS RceurSgcsuch eine« Beamten gegen seine unfreiwillige Versetzung in den Ruhestand wurde zurilckgcwieseii. Endlich wurde über die geschäftliche Behand lung mehrerer Eingaben Beschluß gefaßt. * Die mit der Lorberathunq der Z olln ovelle betraulen Dunde«rath«auSschülse werden etwa Mitte dieser Woche ihre Arbeiten beginnen. Bis dabin dürften auch die ziemlich umfangreich gehaltenen Motive der Vorlage zur Berathung gelangen. * In der jüngsten Sitzung der Petiti onScom mission de« Reichstag« kam eine Reihe von Petitionen von UnfallversickerungSbeamten zur Verhandlung, welche um eine Entschädigung'bitten, weil sie durch das IuSlebeu- treten de« UnsaüvcrsicherungSaesctzr« außer Stellung gekommen seien oder außer Stellung kommen würden. Aus Anfrage erklärte der zngczogene NegicrungScoininiffar, daß er nicht in ter Lage sei. Uber die Gründe, welche die verbündeten Regierungen veranlaßt hätten, einer in gleicher Richtung sich bewegenden Resolution de« letzten Reichstags keine Fslgr zu geben, nähere Au-kunst zu ertbeilen; übrigens sei die Regierung bemüht, soviel wie mög ich den infolge des Erlasse« de« gedachten Gesetze« anher Stellung gekommene» Privatbeamten Beschäftigung bezw. Anstellung zu vcrschassrn. Es wurde beschlossen, vie Petitionen >m Plenum »c« Reichst,g« zur Vorlage zu bringe«, jebvch demselben Uebergang zur Tagesordnung zu empfehlen, wobei davon auSg«angen wurde, daß e» sich um eine sehr weite Kreise interesstrende Angelegenheit bandelt, Uber welch«, nachdem ver Reichstag sich ibecr bereit» angenommen, jr»«ch über die Srllndc für die abl-bnende Haltung der Regierung bislang keine Aus kunft erhalten habe, nickt wohl ohne Weitere» hinwcggegaiigc.i werben könne. Eine andere Reihe von Petitionen von Post beamten dahingehend, daß dem zu erwartenden Rcichsbeamtro»
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