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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.01.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188501318
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850131
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850131
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-01
- Tag1885-01-31
- Monat1885-01
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.01.1885
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Jede einzeln» Nummer 20 Ps ^egerrmplar 10 Ps. »u für Eztrabetl« rnuue, SÄ «»»«tzme »er für »te »ächftf»l«r*«e Kummer »efttmmtrn Inserate «» Wachentagen dis S U»r Nachmitta««. «« Gaau» und Keftta««« früh dt« '/,S Utzr. 2« öen Filialen filr Zas.-7lnnah»e: Ott» klemm, UniveriiiüXstrahe 21, Louis Lösche, ftathariuenftraße 18, p. nur dt» Utzr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. 31. Gommdevd ven 31. Januar 1885. »«flage 1S/7SO Abonnenmtl^rrt, viertelt. 4'/, Mt. iucl. bezvgenl «eie Gedühreu st» ragebtatt-8»rmat »tz», P»stb»s«rderu°g »tt Ivftbrs-rderung 48 Mt. Lnserntr «gespaltene PetttzeUr 80 Pf. Gr-Hri» Dchriste» laut uns. Vre>«v»rzr>ch«lb Tabellarischer u. Ziffernlatz nach höhrrm Lun,. Kkliämen unter dem Nedartt»a»ftrlch dle4«spalt. Zeile 80 Ps.. vor den Faintlteunachrichten die Kgcspalteoe geilt 40 Pf. Inserate sind stet« an die Ez;pr«ttt«a i» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Lahlung prueuiunsnuKto oder durch Post- »achuahmr. 7t». Jahrgang. Zur gefilligen Veachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 1. Februar, Vormittags nur bis S Ukr geöffnet. LxpeMlon dos L^lprlxvr l'LxedlLlteZ. Amtlicher Theil. Vrkannlmachllns. Die Lieferung der zu Schlcußen-Reparaluren und Sckleußeu- Ergänzungen für vaS Jahr 1888 erforderlichen Materialien ist Vergeben. Die nicht berücksichtigten Submittenten werden ihrer Offerten hierdurch entlasten. Leipzig, am 24. Januar 1885. Der Stath der Ltadt Letvzlg. I)r. Georgi. Gringmuth. Astestor. Nicolai-Gymnaßsm. Anmeldungen zur Ostcranfnahme können nur noch für die Elasten t' Luinia auswärts angenommen werde». Die Liste für Lrxta ist geschlossen. Leipzig. 30. Jinuar 1885. Prof. vr. Mityhoff. Erstalleier Anzeige ziisolgt hat der Dienstknecht tüustav Avals «idt au« Mutzichen da» idm unlerm 8. August 1881 hier au«, stellte Dienstbuch im Sepiemöer vor. Jahr, hier oerlorca. Wir bilien. da» Buch nn Au fiudnaglsall« an unS adzuliefern. Leipzig, am 20. Januar 1885. Das Potijkiamt »er Gtavt Letpzt«. Bretjchneider. W. Erstatteter Anzeige zufolge ist dos der Dienstmagd Krteverike Latzanue Loutfe Ncinbathr au« Lötken vo, dem Unterzeichneten Boiizeiomte uuiec Nr. 26 am 26 September 1878 ausgestellte Dieust- echch »u r« » L, - .. .. ^..flg?r I ladt ve. w re»-e,a m;:» Wir b.tten. dastelbe im Au>,indui,g«salle sofort an aus adjl,liefern. Leipzig, den 28. Januar 1888. Da» Paliieiamt »er Stadt Leipit», «ret l s ch n e i d e r. S. Schule zu Gohlis. Die Anmeldungen der für nächste Ostern schulpflichtig werdenden Kinder nimmt der Unterzeichnete entgegen in der Zeit vom 2. diS 6. Februar und zwar Vormittag» »«« 10—12 und Nach mittags von 2—4 Ut,r. Bei der Anmeldung ist vorzuzeigen der Impfschein und außerdem noch für jede» auswärts geborene Kind ein Taufschein, bez. Geburt-, zengaiß. — Anmeldungen durch Kruder werden nicht angenommen. Der Lchulvirector. I. Lotze. Nichtamtlicher Theil. Italiens Eolonialpolitik. Die Erklärungen des Ministers Mancini in der Sitzung der italienischen Kammer vom 27. Januar haben überall ge rechte« Aussehen erregt. Der Minister sprach von einer An näherung an England, welche, ohne daS Bünvniß mit den Central,nächten zu gefährde», sich auf die Gemeinsamkeit der Anschauungen und der Action im gegenseitigen Interesse stütze. Italiens Eolonialpolitik ist vorläufig aus zwei erkennbare Ziele gerichtet: es will am Rothen Meere »ruß fassen und ferner Land im Congogebicl erwerben. Zur Erpedition nach dem Eongo hatte Italien die Zustimmung England» nicht nöthig. diese konnte e» auf eigene Hand unternehmen, aber um am Rothen Meere Pvsto zu fassen, dazu bedurfte e« der Einwilligung England». Italien hat min in der That an der Küste deö Rothen Meere« gegenüber von Aden in Assad eine Landung bewerkstelligt und Beilul besetzt Dort meint Mancini den Schlüssel zum wirksamen Schutz de« Gleich gewicht» am Mitteiineer gesunden zu haben. Mancini fügte noch hinzu, vast die Regierung den ßtLtns guo am Mitlcl- meer respecliren aber nicht dulden werde, daß eine andere Macht ihn zu,ii Schaden Italiens störe. Der Zusammenhang zwischen der Besctznng von Beilul und der Aufrechterbaltung de» elLtus gua am Mittelmeer ist schwer zu finden; denn von Beilnl bi» Port Said sind in gerader Linie etwa Z«0 geographische Meilen, und von dort bi- Sicilien ist es fast noch ebenso weit Mancini wollte offen bar sagen, daß Italien aus die Besitznahme von Tri polis unter der Bedingung Verzicht leiste, daß Frankreich seine Ansprüche ans Marokko ausgebc, andernsall» würde e» sich gegen Frankreich zur Wehr setzen. Da» ist eine Sprache, welche Italien bisher nicht zu führen wagte: also müssen Abmachungen mit England vorliegen, welche den Muth Ita lien» zur See sebr gestärkt haben. „Gemeinsamkeit der An schauungen und der Acltvn im gegenseitigen Interesse", nennt da» Mancini. Worin kann diese Gemeinsamkeit bestehen? England bedarf der Unlerstützung gegen Frankreich in Egypten und gegen den Makdi im Sudan In Egypten hat sich Italien England bereit» gefällig erwiesen, indem c» sich an den Schritten der StaalSschultciicasie gegen die egyplische Regierung nicht betheiligt hat. und wa» im Sudan von Seiten Italien« ge schehen wird, bleibt abzuwarlen. Die Sendung Hassan Fehnu'» nach London erscheint jetzt, nachdem sich Mancini in der ita lienischen Kammer geäußert hat. i» einem wesentlich anderen Lichte. Bisher wurde immer vorgeschützt. Laß Hassan die Absetzung des Khcdire Tewfik Pascha betreibe- nach der Lan dung eine» italienischen KnegöschistcS in Assav liegt die An nahme weit näher, daß der Sultan Ausschluß zu haben wünscht über die Gründe de» Erscheinens von Italien an der Westküste de» Rothen Meere«. Ein Gerücht wollte ja auch davon wisse», daß Italien die Versuche der Türkei, die Häsen am Rothen Meere zu besetzen, verhindern werde. Die Türkei ist ja seit langer Zeil nur dem Namen nach Beherrscherin de» Rothen Meere», in der Thal übt England dies» Herrschaft au» und W ' - - - »ritten Macht den Zutritt zum Rothen Meer gestattet, so mutz sse dabei baben. Die UnterstU erstützung England e» eia besondere» Interesse dabei haben. Italien» in der rghptischen Streitfrage ist ja für werthvoll genug, um dafür einen Gegendienst zu leisten,"aber r» scheint, dag Italien auch noch andere Verpflichtungen übernommen hat und diese würden nach Lage der Berbält» n,sse dann bestehen, datz Italien England vom Rothen Meere au» die Hand reicht, um die Macht de« Mahdi im Sudan zu brechen. Bei König Johanne» hat England vergeblich angeklopst. Datz er Hilfrtruppen gegen »en Mahdi stellen solt, de»halb hat Gla»stone sein Heil in Rom versucht und dort auch offene TbUren gesunden. Der Besitz der Küste de» Rothen Meere» von Assav bi» Massaua erscheint Italien be- gehreuSwerth genug, um dasür eine Hand doll Soldaten zu opfern und über Kassala nach Khartum zu marscbiren. Erispi stellte die indi-crete Frage an Mancini, worin die zwischen Italien und England herqestellte Uedereinstimmung bestehe. Mancini stellte eine Antwort für den folgenden Tag in Autsicht. er scheint sie aber denncch nickt gegeben zu haben, denn der Telegraph weiß über die Sitzung der italienischen Kammer vom 28. Januar nur zu melden, daß Mancini für die Verfolgung einer energischen Eoloniaipolitik da» Vertrauen der Kammer für unerläßlich erklärte. ES versiebt sich von selbst, daß Mancini den mit England abgeschlossenen Bnnvnißvertrag nickt aus den Tisch de» Hause» niederlegen konnte, damit wäre England ein schlechter Dienst erwiesen und der Zweck de» Bündnisse» verfehlt worben. Ter Kammer mußten die Andeutungen, welche Mancini am 27. Januar gegeben hat, genügen. Mancini sagte, daß die Abmachung mit Englcmd ohne Gefabr für da» Bünvniß mit den Eentralmächten abgeschlossen sei. Dieser Ausspruch ist unzweifelhaft unrichtig, denn c» bestellen zwischen der Hauplcenrralmacht Europa« und Eng land gegenwärtig ganz erhebliche Meinungsverschiedenheiten. Deutschland steht in der egvptiscken Frage aus Seiten Frank reich» und mit ihm Oesterreich und Rußland, ferner ist die englische Colonialpolitik der deutschen in vielen Pnncten ent gegengesetzt, wie da» deutsche Weißbuch in Bezug aus Anqra Pequena und Fidschi bewiesen hat; also bedeutet eine Än» Näherung Jlalien» an England ganz entschieden eine Ent fernung von Deutschland und seinen Verbündeten Oesterreich- Ungarn und Rußland. Die Verhältnisse liegen sogar augen blicklich so, daß auch Frankreich zu den Staaten zn recht - ' ikt. weiche den eurrpälschen Eeniralmächten nLoetz sllit.i, al» Italien und England. Mancini'» Erklärungen von. 27. Januar laufen daher in der Hauptsache daraus hinan». daß die italienische Politik einen vollständigen Umschwung erlitten hat, und daß beute die europäische Gruppirung so gestaltet ist, daß aus der einen Seile Deutschland, Oesterreich.' Rußland und Frankreich, aus der anderen England und Jlalien stehen. Mancini bat den Wunsch, e» trotz der Annäherung an England mit der anderen Seile nicht zu ver derben; dieser Wunsch ist aber leichter gefaßt al» aiiSgcfübrt, man kann nickt zwei Gegner gleichzeitig lieben. Nun liegen ja die Verhältnisse freilich nicht so. daß man sagen lonnle, Frankreich stehe in einem intimen FreundschastSverhältniß zu Deutschland und Deutschland betrachte England al» seinen Feind, aber wir können auch nicht behaupten, Laß uns Jemand in diesem Augenblick eine besonder» innige Zuneigung ein- flößen könnte, wenn er e» mit England hält. Wie richtig diese Auffassung ist, ergicbt sich daran», daß Jlalien sich durch seine Bunde-geuossenscbaft mit England zu herausfordernden Aeußerungen gegen Frankreich ermiithigl fühlt. Als den Erben der Herrschaft über Marokko betrachtet sich bekanntlich Spanien, während Italien Ansprüche aus Tripolis erhebt. Beide Mächte aber erlegen sich Schweigen in dieser Hinsicht aus, wenn Frankreich nicht Miene macht, die marokkanische Action wieder in Fluß zu dringen. Diese Streitfrage benutzt jetzt Italien, nm sein Erscheinen an der Westküste de» Rotben Meere» zu bemänteln. Dieser Gedankengang ist aber zu gewaltsam, al» daß er irgendwo auf Verständniß und Zu stimmung rechnen könnte. In der That scheint auch die Sache ganz ander» zu liegen. Italien ist von jeher gewohnt gewesen, die Hauptarbeit durch Andere verrichten zu lassen. Nachdem Garibaldi Neapel und Sicilien erobert hatte und vorher Frankreich die Lombardei, fiel ihm Venedig im Jahre 1866 in den Schooß und 1870 Rom. Jetzt fühlt Italien da» Be- dürfniß, sich an der Erwerbung von Colonien zu betheiligen. Für diesen Zweck sind Deutschland und Frankreich nickt geeignet; Garibaldi ist todt und ein gleich kühner Nachfolger ist nicht vorhanden, also hält Italien e» für da» Zweck mäßigste. sich von England in» Schlepptau nehmen zu ffissen. DaS mag slir die italienischen Interessen ganz vortheilhast sein, aber man ersieht daran», daß diese Macht kein zuver lässiger Bundesgenosse ist. Bei der Freundschaft, welche Italien und Deutschland seit dem Jahre 186k verbindet, ist eine solche Schwenkung nicht zu verstehen, wenigsten» nicht vom Standpunkt der deutschen Treue au» Man spricht im Gegensatz davon von welscher Treue, worunter man bekannt lich Untreue versteht, wie die alten Römer von der kanieg ficles zu sprechen pflegten. Solche Bundesgenossen kann Deutschland nicht gebrauchen; wir rechnen aus unsere Freunde auch dann, wenn e» ihr augenblicklicher Vortheil zu «heischen scheint» daß sie zu den Feinden übergehen. « Reich« und Staat» abhäagt, der such« seinen Anschluß beim Centrum. Wir und glücklicherweise auch sehr viele Conservative sind der Ansicht, datz da« möglichst feste Zusammenhalten der gemäßigten national- gesinnten Parteien ein Bevürsnttz ist, welche» sich angesichts zahlreicher Vorkommnisse der lvngsten Zeit immer eindringlicher geltend macht. * Die erste Lesung der Postdampfervorlage in der Commission ist, wie uns«» Lesern bekannt, nun- mehr beendigt. Da» Resullat ist die Annahme der Vorlage, unter Streichung der afrikanischen Linie, mit 10 gegen 0 Stimmen. Da« schließliche Schicksal de» GesctzcS ist damit noch ganz unsicher. Die knappe Mehrheit in der Commission kam nur dadurch zu Slauve, daß eine socialvemokratische und eine Centrums stimme für die Vorlage abgegeben wurde. E« liegt aus der Hand, wie leicht die Hoffnungen trügen können, die sich aus solche Unterstützung gründen. Wa« VieHallung de» Cenlrum» betrisst, so haben die Mitglieder dieser Partei in der Com mission erklärt, daß für einen großen Theil ihrer politischen Freunde die Zusammenkoppelung einer procentualcn Börscn- bcsteuerung mit dem Posidampsergesetz unerläßliche Vorbedingung der Zustimmung sei. Da ernsthaft von einer solchen Verbindung nickt die Rede sein kann, so gehört also ein großer Theil de- CentrumS auf jeden Fall zu den Gegnern de« Gesetze». Auder- seit» wird man der Hoffnung doch nicht ganz entsagen dürfen, daß wenigsten» einzelne Deulschfreisinnige schließlich dem Gesetz »»stimmen werken. In der Commission freilich baben sich die Mitglieder dieser Partei durcbau« ablehnend verhalten, wie e» denn von vornherein unliebsam bemerkt werden mußte, daß die Partei lauter entschiedene Gegner de» Gesetzentwurf» in die Commission entsandte, während doch angeblich rin Tbeil der Fraktion der Sache günstiger gegenübersteben sollte. Einer Entscheidung, die von dem guten Willcn der Social« dcmvkratcn und einer Minderheit Le- Cenlrum» oder der deulschsreisinnigen Partei abhängt, wird man nur mit Be sorgnissen entgegensehen können. Wa» die abqelehnte afrikanische Linie betrifft, jo wird ihr« Wiederherstellung ohne Zweifel beantragt werden. Bei der wachsenden Wichtigkeit Afrika» knüpft sich gerade an diese Linie rin besondere« Interesse. „ * Di« ,Norddeutsche Allgemeine Zeitung' i hroibt an leitender Stelle: T'u Opvosition vom 18. December ».I. hat sich neuer- ding« gewaltig ln die Brust geworfen, m» der durch ihr Votum erzeugken Bolk-bewegvng gegenüber Haltung zu gewinnen. Die bei dieser Gelegenheit la Eeene geletzte moralische Entrüstung culminirt Leipzig, 31. Januar 1885. Ultramontane Blätter reden gegenwärtig mit besonderer Gcfliffentlichkeit den Conservativen zu, sich ja nicht von den Nationalliberalen umgarnen zu lassen, sondern ihren Anschluß und Halt beim Centrum zu suchen. Wir warten getrost ab, ob bei der conservativen Partei diese LiebeSwerbungen viel Erfolg haben werden. Die engeren Kreike der „Kreuzzeitung", deren ganze» politische» Denken in der Unterwerfung unter den UlkramontaniSmu« aufgeht, wollen wir von vornherein prei«geben Conservativen von anderer Richtung aber muß e» d»ch mit jedem Tage klarer werden, daß bei allen großen Fragen nationaler Politik ^ . .. ist, daß e« allemal schmählich Reich« da« Cenlrum einfach unbrauchbar versagt, wo e« sich um die wichtigsten Lebensinteressen de» und Staat« handelt, daß eS überall dem Radlcali«mu« zum Sieg bei den Wahlen verhilst, daß eö nur ab >»>v »» ^ paar armselige Reaclian«majre»eln zu haben ö Kirche und Schule immer maßlasere Ansprb der preußische Staat niemal« erfüllen kann. Wer ein paar dürre Rückschritt-Maßregeln etwa aus dem Gebiete t« .... Gewerbrpolitik für wichtiger hält, al» die großen nationalen schaltet dort nach Willkür. Wenn also jetzt England einer Fragen, von denen die Ebre, Macht und Sicherheit de» Sind nach der Impfung Fälle von Erkrankung bezw. TodeS- lirn, welche fälle vora«kommen. ' Ur - der Impfung ^>ur Last zu legen in der Ai-iiherung de« Abg. Windthorst, welcher die Protestbcwegnag al» eine „revolutionaire" gekennzeichnet wissen wollte. Diese Bekauvtung würde, wenn sie vnbestritten bliebe, die Summe der Fiktionen und conventionellcn Ansprüche, welche in den Cod« der parlamentarischen Ordnung ausgenommen worden sind, in der allerbcdenklichstcn Weise erhöhen: denn sie beansprucht nichts weniger, als daß jeder Beschluß de» Parlaments über aller Kritik erhaben bleiben müsse. LS liegt aus der Hand, daß dieser Antrag in »daraeta wie im concreten Falle vollkommen unberechtigt ist, und mau würde die Erhebung desselben slir völlig unbegreiflich halten, neigte man sich parlamenlariicherseitS nicht gar zu leicht zu der Illusion, daß die volle Autorität der gesetzgebenden Gewalt dem Parlamente zusalle. während dasselbe doch nur der eine Factor dieser Gewalt ist und ein Gesetz erst durch Uebereinstimmung der beiden Factoren zu Stande gebracht werden kann. VaS würde man vom BundeSrathe sagen, wenn derselbe jede olißerparlamentarischc Kritik der von ihm b»rathenen und beschlossenen GelctzcSvorlagcn von der Hand weisen wollte? Und Herr Windthorst findet es revolulionalr, wenn sich da« Bolksgewiffcn gegen ein Botlim deö Reichstag- ausspricht, welche- nicht einmal eine ab- schließende Bedeutung hat, sondern erst da» zweite Stadium der GesetzeSberaihung beschritt, also gerade da« Stadium, welche», weil eS der definitiven Entscheidung vorhergeh«, die nochmalige ernstestc und allieitige Erwägung aller in Betracht kommenden Momente zur Pflicht macht. Unbequem und darum unangenehm mag dem Herrn Windthorst sowie der Majorität vom 18. December v. I. die durch das ab- lehnende Votum hervorgerusene Bewegung allerdings gewesen sein; aber hauvlsächlich woül aus einem Grande, zu welchem man sich am wenigsten offen bekennen wird. Durch die Protestbewegung ist nämlich dem Fraclionswcsen und seinen taktischen Künsten ein empfindlicher Stoß versetzt worden, welcher den Spielraum für die freie Hebung derselben in Zukunft möglicher Weise wesentlich zu de> schränken vermögen dürfte. Die Nation hat offenbar kein Herz und kein Verständniß für diese Kunst, welche widerstrebende Elemente zu einem gemeinsamen Acte zusammensühren, welcher wiaderom zu ganz verschiedenen Zwecken auSgenüpt werden soll. Die Nation will, daß die an das Parlament herantretenden Fragen nach den in ihnen selbst liegenden Motiven gewürdigt werden, nicht »ach der Parteiconnivenz oder dem Interesse der Parteileitung. Wenn aber der Wideripruch des Volk-gewissen- dem Votum vom 18. December mit ganz besonder» icharser Accentuirung entgegen trat, so konnte dies om so weniger überraschen, als ja nicht verborgen bleiben konnte, daß die ParteidiSctpIin ihr AeußersteS halte leisten niüssen, um die Parteigenossen an ein Votum zu binden, in welchem die Nation eine Beriündigiing an der nationalen Politik erkennen zu müssen glaubte, da derselben die Mittel zu ihrer Durchführung versagt werden sollte». Vielleicht war e« schon damals nicht Allen, welche zu dem Majoritätsvotnm mitwirkten, voller Ernst mit der definitiven Ablehnung: vielleicht war nur eine Demonstration de- absichtigt, und die Nation hat den Witz derselben nicht verstanden; »der — nicht so verstanden, wie Herr Windtborft. Sie hat sich rund und voll für loyale Förderung der Reichs- Politik auSgksproche»; und dorin sollte eine rrvolntionatre Tendenz zn finde» sei»? * Zufolge Anordnung des preußischen Minister» der Mediciiml-Angelegenheiten müssen die BezirkSregierunge« rc. bei Ueberjenduncz der Generalübersicht der Impfungen und Wieder'lmpfunaen pro 1884 auch folgende da» Impfwesen betreffende Fragen beantworten: Wann wurde da» Impsgeschäsl begonnen, wann beendet? Welcher Art waren die Räumlichkeiten, in welchen die Impfung vorgenommen wurde? Waren dieselben Tbeile einer Privatwohnung oder lagen sie in vssenNicden Bauten oder Anstalten? Haben WltterunaSeiilstüsse bestanden, welche den Gang de» Imps- gesckäsl» störten? Habe» ansteckende Krankheiten (Scharlach. Diphtherie. Masern. Röcheln, Rorhlaus und Keuchhusten) in »sui der Jmpsperiod« geherrscht? Hat ihretwegen die Impfung , , unterbrechen werden müssen? Ist die Verbreitung dieser Sieg bei den Wahlen verhilst, daß eS nur ab und zu für ein Krankbeite» durch die Impfung begünstigt, find namentlich paar armselige Reacli»n«matzre»eln zu haben ist. dafür ab« in bestimmte Falle dabei stattgehatzter Nrbertragung bekannt ge- Kirche und Schule immer maßlosere Ansprüche erhebt, die worden? Waren die Jmpsärzte beamtete oder nicht? Smd seiten« der OrtSpolizeibcbörden die Jmpslisteu ordnungsmäßig geführt worden? Mittelst welcher Okeratirn und unterDenutz»».- welcberInstrumente wurde geimpft? Weber stammle dieLyiupbe ? Kcnnte dieselbe al» rein und unverdächtig betrachtet werden? sind? lind wie viele? Sind namentlich beobachtet worden Fälle von starker Entzündung der Haut in der Umgebung der Impfpusteln, Ausschwellung und Entzündung der benach barten Lymphdrüsen. Entzündung und Eiterung de» Unter- hautrellgewebe», Rothlans, Verschwärung der brandige» Be schaffenheit der Impfpusteln, Blutvergiftung, chronische Haut- auSfchläge, Syphilis? Sind Fälle von Ecrophulosr, Tuber kulose unter den impfpfiichiige» Kindern vorgekommen? Ist de«halb von d« Impfung Abstand zu nehmen? * Osficiösem Vernehmen nach dürste dem preußischen Abgeordnetenhaus,: ein Nach trag«.Etat zugehen. dessen Forderungen in ursächlichem Zusammenhänge mit der Ermordung des Polizeirath« Rümpft steken. Abgesehen von einer Verstärkung de» Frankfurter Polizeiperso nal». welche zwar längst als nolhwendig erkannt, aber mit Rücksicht aus die durch die Finanzlage bedingte Selbst- beschränkung der Staatsverwaltung zurückgestellt war, ist e» die finanzielle Sicherstellung der Hinterbliebenen de« au» Anlaß seiner dem Baterlande geleisteten Dienste ermordeten ver dienstlichen Beamten, welche erstrebt wird, und zwar soll dem Vernehmen nach zu diesem Ende den Hinterbliebenen das volle Gehalt de» gedachten Beamten aus Lebenszeit sort- gezahlt werden, Olme Ziveisel wirb da» Bestreben, wenigsten» von den Angehörigen de» srevelhaft Gemordeten materiell nachtheilige Folgen der Unlhat fern zu ballen, von allen Seiten al« rin berechtigte«, al« eine Ehrenpflicht de» Staates anerkannt werden. . * . * Mit Rücksicht ans die «nzureichenden Mittel, die russische Armee in Kriegszeiten durch Osficierc zu completiren. beabsichtigt da« Krieg-Ministerium, wie die „St. Pet. Wed." melden, den Friedcn-besland der OssicierS chargen in den Infanterieregimenten, und Schützendataillonen um >322 Stellen zu erhöhen. Die Verwirklichung dieser Maßregel, die eine neue Au-gabe von ungefähr 900,000 Rubel bedingen würde, soll übrigen« nur allmälig vor sich gehen. * Stewart'« Feldzng«plau ging dabin,noch seinem Abzug« an« Abu Klea den Brunnen Schcbakat zu vermeide» und nicht eher die Schlacht anzunehmen, als bl« er am Nil befestigte Stellung bezogen. Leider stießen die Engländer « Kilom. vom Nil auf ven Feind, der sich dem Borniarsch aus den Flun entaegensiellte. Stewart ließ nun schleunigst au« Kisten und KameelsStteln eine Zariba Herstellen; die Araber jedoch umringten die Engländer von allen Seiten und schossen so vortrefflich au» ihren Remington - Gewehren, daß der Krieg-rath die Frage in Erwägung zog. ob ein rascher Vorstoß zum Nil oder ein langsame« Vorrudken di« zui» Nil oder dritten« eine Verschanzung an Ort und Stelle bi» zur Ankunst der Verstärkungen aus Wolseley'S Lager vor zuziehen sei. Ersteres wurde beschlossen. Ein Viereck wurde gebildet, welches mit Zurücklassung der Kamecle und de» Gepäcks auözog, bald vorrückle, bald Halt machte und sich zum Schieße» niederduckle, da» Alle- unter einem beständigen feindliche» Feuer Alle Berichterstatter sind darin einig, daß dieser VierrckSzug die größte und gefährlichste Wafsenthal gewesen. Bier Dampfer au» Kbartum brachten endlich 800 Mann und fünf Kanonen zur Aushilfe. Melemmeh hätte nunmehr leicht genommen werden können, aber am folgenden Tage, al» die Dampfer zur Beschießung Shenby» abwesend waren, gelang es 1800 Mahdisten, welche vom Süden herankame», die städtische Besatzung zu verstärken. Mcieiumeli ist also nicht genommen. Die englischen Scharfschützen wollen bestimmt in den Anführern der Besatzung Europäer erkannt baben. Ma» denkt in London an den französischen Berichterstatter Olivier Pain. Die Engländer beabsichtigen zunächst die Verbindung mit Kbartum berzustellen, die Meinung Gordon'S zu hören und in Zukunft die Berüärkungen von Korti und Hanvab abzuwarlen. ehe sie den Marsch nach Khartum unternehmen. * Unter den zahlreichen in Afrika für die Verbreitung dc» Christenthum» wirkenden katholischen Missionären befinden sich, wie der „Kuryer Pozn." wittbeilt, auch fünf Missionäre polnischer Nationalität, welche sämmtlick dem Jesuitenorden angeboren. Der eine dieser polnischen Missio näre. Johann Hiller au« Galizien, hat in letzter Zeit seinen Wobnsitz im Lande der Zulukasfern an der Delagoa-Bai ge nommen. Dort traf er mit einem I)r. ProhowSki au» Preußen zusammen, der in jene Gegend gekommen war, um geeignete AnsiedelungSplähe für polnische Auswanderer aus findig zu machen. Er soll diese Absicht auch bereit» erreicht und einen läng» der Delagoa-Bai gelegenen Landstrich ge sunden haben, der ein gesundes Klima hat, sebr fruchtbar ist und einen großen Reictubum an allen möglichen Mineralien besitzt. 1-r. ProboivSki hat nach genauer Besichtigung der Gegend beschlossen, die polnischen Auswanderer aus den Pro vinzen Polen und Westpreußen nach Vieser Gegend zu lenken, um sie vor dem Schicksal der Entnationalisirung in Amerika zu bewahren. Bereits hat er sich an den Bischof DunajewSli in Krakau mit der Bitte gewandt, ihm zwei Kapuzinermönche al» Gebissen bei der Gründung der neuen polnischen Colonie zur Verfügung zu stellen. Jedenfalls haben die bekannten, gegen das deutsche Reick gerichteten Jntriguen de« polnischen Asnkareisenden Sckulz-Rogozi»«ki zu dem Unternehmen de» 1)r. ProhowSki die Anregung gegeben. * Die unlängst im amerikanischen Senate ein- ebrachte Anti-Dynamit-Bill bestimmt im Einzelnen: „Jede Zerson, welche innerbalb de» Gebiete» der Vereinigten Staaten Explosivstoffe fabricirt. kaust, verkauft oder zusammen- setzt, in der Absicht, von denselben aus irgend einem Punkte der Vereinigte» Staaten oder eine- anderen Landes zur Schädigung oder Zerstörung öffentlichen oder privaten Eigen- tbums, zur Beschädigung einer oder mehrerer Personen in den Vereinigten Staaten oder in einem anderen Lande, zu Mord. Tvvlschlag, mit einem Worie zur Vernichtung von Mcnschen leben in den Vereinigten Staaten oder einem anderen Lande Gebrauch zu machen, ferner jede Person, welche davon Kenntniß hat, baß die Explosivstoffe durch andere Personen zu den bezeichnet«:!, Zwecken gebraucht zu werden bestimmt sind, macht sich eine» Verbrechen- schuldig und wird bestraft. In gleicher Weise wird jede Person, welche die Au-sübruizg der genannten Lerbrecheu begünstigt oder ermuthigt. mit d«»- selben Strafen geabndct wie die Verbrecher selbst." sie
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