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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.01.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188401305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-01
- Tag1884-01-30
- Monat1884-01
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.01.1884
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Erscheint täglich früh «'/, Uhr. Lrtacti»» uud Lrpkßiti»» J»h«»»e«gasse 33. HPrrchßmltt» der Urdarti«»: Vormittag« 10—13 Uhr. Nachmittag« 5 3 Uhr. k« — IM««-»- «a^tu«n ».«.wchi». ich »« ,ch» »«»«»Uä, 2«r ,»r »i« »Schfikalürudr teftlmmtrn 2«, »rate a» >t«gen dt« 2 Uhr Nachmittag», >»» -efttagrn srütz b>» V.S Utzr. 2» he« Filialen Mr Ins.-Annahme: ktt* Kl«»«, Uaiveriität-straße 31. La»t» titsche» Kathariuenstraße IS, ». ««« 2i» '/.» VH, «Ufl«g, ß»,tvv Lh«nnemrn>»»rris virnelj. 4'/, Mt. >nrh vringerlod» 5 Mk„ dar» dir Po» brzogrn ü Mt. Jede -iiizrlne Nummer 30 Ps. Brlrgrzrmptar 10 Pi. Gebäbrr» rür Estradetlage, adnr Postbrfürdrrung 3g Mt. »U Postbetörderong 48 Mt. Inserate Sgeipaltene Petitzeile ro Pf. Gr-Herr Schnitt« laut »»irrem Prrit- vrrzrrchNiß. Tadellorsscher n. Zifferniatz nach HSHrr» Paris. Neklamea unter -ru> Nri»«cki»a,liri.t, dir Lvaltzerie ä<1 Pi. Intern» sind strr- an dir Expestttan zu irnveu. — Rabatt wirb nicht grgrorn. Zadtnng pr»vuu>o>-riuu1u »brr burch Post- aacvnaume. Mittwoch dm 30. Januar 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Nichtamtlicher Thetl. VeLLUUtmichim-. Di« t« Pause de» Jahre« ISO.« mit Leichen tWr«ach» se««r sowie die im Jahr« 1874 mit Leiche» von Kindern «esttztrn Gräber aus dem neuen Johannissriedhofe kommen im gegenwärtigen Lahn zum Verfall. Lrtpjig. de» 7. Januar 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Trönvtin. Harrwitz. Nntzhoh-Anction. Freitag, de« I. Februar v-, sollen von Bormittag« S Uhr an >m Forstreviere Connewitz aus dem Miltelwalv- schlag« in Abth. 34 ««. 127 Sichen» 1 46 Buchen» I 44 Rüstern» l 5 Linden» , Ratzklchtz«, 6 Ahorn» 60 Eichen- und I S AlaSholber» I sowi« 10 Eschen- 1 4 Müttern-und) SchirrhRzee 2 Eicheu- 1 «nter den öffentlich anshängenden Bedingungen und der Üblichen Anzahlung nach dem Meiffaebote verkauft werben. 8»sa««enkaaft auf dem Holzschlage in der Tonne» witzer Linie, oberhalb der Rökelbrücke. Leipzig, a» 18. Januar 1841 D«S RathS Aorst-Depatati»«. Nutzholz-Anction. Rkaataa, den 4. Februar sollen von Vormittag« S Uhr an auf dem diesjährigen Mittelivaldschlage im Fort«- redier« Roseathal an der sogenannten Leuyscher Linie, dicht «» »er WaldstraßrnbrUcke, 32 Eichen» 1 16 Buchen- I 20 Nüstern» I 7 Maiholder» / GkptzklOtz« 2 Linden» I 2 Eschen» 1 Apfelbaum- f und io Stück SchirrhSlzee nnter den öffentlich anshängenven Bedingungen und der üblichen Anzahlung nach dem Meistqctote verkauft werden. Apsammenknnft: an der Waldstraßenbrücke. Leipzig, am 23. Januar 1844. De» Rath» Forst-Depatatioa. Srsncht der vraurrgebilse Oswald Herma«« Gtraaz, am 12. Mai 1851 zn Riesa geboren, welcher zur Fürsorge für seine Familie aiizuhalten ist. Leivzig, den 23. Januar 1844. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) L u v w i g« W o l f. Gesucht wird der am 14. Juli 1840 in Nienwoblde geborene Tischler Johann Heinrich Wilhelm Heuer, welcher zur Fürsorge für seine von »hm verlassenen Kinder »n- zuhalten ist. Leipzig, den 22. Januar 1884. Der Rath -er Stadt Leipzig. (Armen-Amt.) Ludwig-Wolf. Dolge. Srlr-igt Hel sich unsere den Handarbeiter Friedrich Hermunu G«bst >u« Schenefeld betteffende Bekanntmachung vom 26. November d. I. durch Gestellung desselben. Leipzig, a« 24. Januar 1884. Le» Pettzeiamt der Ltedt L, .. . Bretschnetder. Rsdr. Faldix. ü!v Ilei'l'Oii ^ltKlleäer üer LkLllicken »vr!l'!L8vei'elnv uinl 4m 8l. ckunuor älittagw 12 l7br 6n,Ict hier im l'rttlaiuo»«»! üer ms-Iioiviocbev kacnltttt ein» veleglrten » kerntknn» ülier «iahe« rau äsr Koich» - It-^ioruntz an 6»» ftsedairok« tlinioterium tfeatollt« nn<l von äia»»ni an >lon l^m>l>*-)leäi«n»ä-<^nll«viuw nh- gexedeusk'rugl'n, üib äonta, ka Teritearäuunle betrekkoä. c!u «ieoor »«r-ttdvim Kat Slit^Iieü ü«>r »riUiciiea Lerirk^ereiv« 2,tritt. l>>png, ckeu 29. 3anuar 1884. Lr. üvkllübned. Nolz-Auctis«. «us dem Nuundefer Forftrevler in den «bthetlnnge, 12, 18, 41 »,d 42 oiribereitrte 4.00 Hdt. ficht. Stangen von 8—10 om unt. Stärke, Adth. 41/42, 185.00 » » dergl. » 2—7 » » » 212 « » Vrennknüppel, !i: SÜ!!L > 2 » barte StSckr und Tpähne solle« Menta». de« 11. Fedrnar d. I., v»n früh 9 Uhr ,« meiftttNeud gegen sofortige Bezahlung und uater den vor Beginn der Anetten bekannt zu gebenden Vedinrungen verfteigen werden. Merfummlnng aus dem Brandiser Wege, ta Nähr dtr vraadtser Wiese». Sadtnn« in ..Stadt Leivzia" zu NaanLof. K»«l>>. Sarftrentamt Wurzen nnd K-ntgl. Aorftreater- derwnltn«, Nnnntzaf. «« 22. -aanar 1884. Lach«»»». Lenthald. Lin Socialistengkseh in Oesterreich. * Schon seit längerer Zeit ist Dien der Schauplatz einer Reihe ruchlcser Verbrechen, deren Urheber, wie e« die gericht liche Untersuchung thalsächlich erwiesen, dem großen social- bemokralische» Gel«ciind»»ibe angcbören. Man erinnert sich noch to« versuchte» Raubmorde« an dem Schuhmachelmeist'i Merslallinger, ein Verbrechen, welche« von einer Gruppe Wiener Socialkemokraten geplant und au-geführt worden, um, wie die Angeklagten »n Laufe der Untersuchung selbst gestanden, der AgitatlvnScasie neue Geldmittel zuzuführen Tic Berurtbeilung der Verbrecher schien vie scclaiiliischcn Fanatiker, von Venen e« leider in den Wiener Arbeiler- kreisen ivimmelt, keineSiveg« eingeschüchtert zu baben. Mindesten« kam e« halb daraus zwischen großen Arbeiter» bansen, der Polizei und stark»» Mttitairabtbellungen in den Borstaktbettrke» Neubau, Mariahill, sowie i» brr Nachbar schaft de« WestbahnbofeS zn sörnilichen Schlachten. Seither vergnüg kau», eine Woche, in der nickt in den verschiedenen Vorstädte» Wie»« lärmende socialdemokratische Versamm lungen gehalten wurden, die wegen grober A»«schreitnngen von der Polizei aufgelöst werden mußten. M t einem Worte, die social demokrapsche Agitation ist in Wie» tbatsächiich >» fortwäkrendcr Zunahme begriffen und die Behörden haben alle Hände voll zn Ihun, um die immer drohender aus- treleudc Bewegung zu überwachen unv gegen gesetzwidrige Aeußerungcn derselben einzuschrciten. Im Lause der jüngsten Tage sind nun in Wien abermal« zwei neue Verbrechen verübt worden, die aus da« Vorhanden sein einer svrmlichrn socialdemokratischen MVrderbanke schließen lasten. Binnen wenigen Tagen sind »ämIiL der Polizeicommistariri« Hlubcl und der Geheimpolizist Blöcb, die zumal mit bcr Ueberwachung unv A»«sorsch»ng der socialvemokeatische» Umtriebe beanstragt waren, meuckting» crschesten worden. E« ist bereit« zweifellos, daß dieie beivrn Morvlhateu aus soclalvemokeatischc Nacheacte znrückziltühren sinv. Damit ist aber vir Wiener Berdeecher-Ebröiiik der Jüngstzrit leider noch lange nickt erschöpft. Der Mädchen» Mörder Hugo Schenk und die wirklich gräßliche Bluithat in der Eisert'schen Wechselstube in der Vorstadt Maeiabils haben mit Recht die gesammte Bevölkerung der österreichischen Hauptstadt in die größte Aufregung versetz». Wenn nun auch diese beiden letzteren Verbreche» mit der socialdemokratischen Agitation nickt in Verbindung stehe», so werfen sie dennoch im Vereine mit den vorder erwähnten blnlige» Gcwalllbaten eineu überaus dunkien Schatten aus die öffentlichen Sichcr- heilSzustände Wien«. Unter solchen Umständen darf man sich gewiß nicht wundern, wenn man i„> Kreise der österreichischen Regierung aus Miltel sinnt, welche geeignet wären, die ösfenllicho Sicherheit »ach- drüchlichcr al« li«her der ruhige», ehrbaren Bevölkerung der Hauptstadt zu gewährleisten. Da aber die socialdemokratische Bewegung in der öffentlichen Unsicherheit Wie»« »nb seiner Berbrecher-Ehronik jckensall» keine nebensächliche Roste spielt, so wird man e« nur natürlich finden könne», wenn die Re gierung im Laufe der Jüngstzeit de» socialdeinokeatischcn Um trieben ihre Ansmerksamkei! >» erhöhtem Maße zuwendct. Seit pinigr» Tagen ist nun m Mw» im Kreise der Regierung und in der ihr geneigten parlamentarischen Majorität ganz ernsuich von einer »n Rcicbörathe einznbringenden Vor lage im Sinne de« deutschen Socialistengeseke« die Rede. Wie wir bereit« bemerkt baben, wäre ini Hinblicke ans die in Wien überaus dedroblich anstretendc socialbemokratisch« Bewegung und die au« ihren, Schoße bervorgegangencn Ver brechen hegen de» Erlaß eine« solche» Gesetze« im Ällgemeinen wenig einzuwenden. Andererseits ist aber »ickt zu leugnen, daß der Erlaß eine- solchen Ausnahmegesetzes in Oesterreich ganz ander« beurtheilt werden müßte al« in Deutsch land. Bei un» wird ein loyaler, ruhiger Bürger durch da« Socialistengesetz nicht im Mindesten belästigt oder in seinen gesetzlich anerkannten Rechten und Freiheiten ver kürzt. Dem wäre aber in Oesterreich nicht so. Die inneren politischen Einrichtungen Oesterreich? stehen gegen die Deutschland« weit zurück, lieber dem Verein«- und Ver sammlung-recht. der Rede- und Preßfreiheit und nock manchen anderen Dingen, die in einem Verfassung-staate selbstverständ lich sein sollen, hängt in Oesterreich schon in normaler Zeit sortwährcnv da« polizeiliche Damokle«schwert, we-balb man e« den liberalen Wiener Blättern nicht verübeln kann, wenn sie von dem im Zug« befindlichen Ausnahmegesetze Nicht wissen wollen. Namentlich kehrt sich gegen dasselbe dir „Neue Freie Presse". DaS leitende Wiener Blatt giebt denselben Bedenke» Ausdruck, welche wir hier aegeu ein solche- Gesetz für Oesterreich an geführt haben. Nach dem genannte» Blatte würde ein solche« »atüriich nur noch eine größere Machtentwickelung seiten» der Regierung. Verschärfung der polizeilichen Maßregel», »och engere Beschränkung de« Verein«- unv Versammiung«- rcchtc», der Rede- und Preßfreiheit und gänzliche Aus hebung der ohnedie« durch die Speeial - Geiepgnng bi« zur Unkenntlichkeit durchlöcherten allgemeinen Rechte der LtaatObÜrger bedenken. Eine staatSgrundgesetzlicke Schwierig keit stände der Ergreifung solcher außerordentlichen Maß regel» nickt entgegen. Nicht einmal die Gesetzgebung braucht dazu in Bewegung gesetzt zu werden, denn die Machtvoll kommenheit. welche die deutsch« ReichSregirrnng erst durch das Socialistengesetz erlangte, besitzt die österreichisch« Regierung bereit«. Dank der Fürsorge, mit welcher unmittelbar nach Schaffung der Staat-grunbgesetze jede einzelne der gewährten staattbürgerlichen Freiheiten durch «in Sichcrheiltschloß ver wahrt worden ist. Da e« in dem Ermessen der Regierung stebt. zu beur- theilen, ob in den Verbrechen, welche sich ereignet haben, wirk lich socialdemokratische Umtriebe zu erblicken seien, dnrch welche im Sinne de« Gesetze« die persönliche Sicherheit in bedenk- lieber Weis« gefährdet wird, so gebricht e« der österreichischen Regierung nicht an der Möglichkeit, sofort und in aus gedehnten, Maße dir schärfsten Polizei- und Straf»,aßregeln anzuwenden, wa» freilich die Frag« nicht au-schließt. ob da durch der beabsichtigte Zweck, die Herstellung einer bessere» öffentlichen Sicherheit, erreicht werden kann. Jedermann w iß aber an« Ersabrung, daß auch obne Ausnahmezustand eie Macht der Polizei und Behörden gerade in Oesterreich eine säst unbegrenzte ist. E« giebt keinen Verein, den sie nicht unter Berufung auf da« VerrinSgesetz aiiflösen. keine Ver sammlung, die sie nicht verbieten könnten. Durch da? Neckt der Bescklagnabme ist die Pclizei in der Lage, in jedem einzelnen Falle die Preßfreiheit vollständig .'.»sznheben. Der Ueberwackung sicherbcit-gesährlichcr Per- loneii. der Ausweisung verdächtiger Ausländer, der Verhaftung von Leuten, die sich einer strafbare» Handlung schuldig ge nackt habe», sieht nicklS entgegen. Die Wiener Sicherheit- Behörden haben auch von diesen Befugnissen bi-hrr den a»S- gedelmlrsten Gebrauch gemacht, aber dir Ersvlge, die sie damit erzielten, scheinen nicht von der Art zu sei», um in der gleichen Richtung zn einem noch schärferen Vorgebe» zu ermuntern. Die fortwährenden Beschlagnahmen soriatisiücker Zeitschriften vaben nickt« Andere« erzielt, als daß die Verbreitung der llinstnrztbeorie,,. seit sie öffentlich nicht mehr möglich ist, ge heim betrieben wird; dabei stellt sich lhaksäcdlich berau«, daß vie so vertriebenen Flugschriftci, nock hnndertmal wabn- witziger in ihrem Inhalte, noch bundcrlmal gefährlicher be züglich ihrer Wirkung aus die Aolk«»iassen sind. Seil die Vereine und Versammlungen fast jedeSmal aufarlvst worden, bat die socialdciiiokratilche Agitation in Wien den Charakter einer sörnilichen Verschwörung angenommen, aber e» scheint sehr fraglich, ob die Polizei ans Grund de« Ausnahmegesetzes in der Lage fein würde, alle Fäden dieser Verschwörung dloßzulegen und durch Maficnverhastungen die ganze Be- megung zu unterdrücke». Ta«, waS die Wiener Polizei bis her gegen die socialdemokratische Bgitaiion geleistet, berechtigt gerade nickt zu dem Glaube», daß sie nur de- AnSnahinc- grsetze« bedürfe, um der Bewegung völlig Herr zu werden. Wir können un« diesen Au-sührungen der .Neuen Freien Presse- in vielen Punkten nur anschließen; zumal möchten wir aber nochmal« bclonen. daß zum Erlasse eine« Eoc>alistkii- gesctzes in Oesterreich die Tinge dort wesentlich ander« liegen al« in Deutschland. Leipzig, 30. Januar 1884. * Die „Nationalliberale Correspondenz" stellt sich mit ibrem neueste» Artikel über die Unfallversicherung in Gegensatz zu dem, weichen sie gerade vor acht Tagen gebracht hat und wrlcker im Großen und Ganzen erklärte, daß nach den Grundzügen eine Verstänkiqnng nickt allzu schwierig sein würde. Da der wesentlichste Befiandthe,! der Grunkzüge m der Organisation der Versicherung durch Beruslgenvssenschaiten bespbt und mithin doch nur . aus Grund principieiler Billi gung diese» System« eine Vereinbarung möglich sein kann, nimmt c« sehr Wunder, daß die „Nationalliberale Eorre- sponvenz" heute in einem Artikel wieder Stellung gegen riese Organisation nimmt und sich auf den Slandpunct der „Köln. Ztg." stellt. Neulich sagte die „Nationalliberale Correspondenz": So weit bi« jetzt die Grundzüae zum Unfallversicherung-gesetz einer rein sachlichen Prüfung u,»erzogen worden sind, herrscht wohl allgemeine- Elnverstäudiiib darüber, daß. wen» man ich einmal aus den Boden der ÄuSschlicßimg der Prioatversicherunq stellt, die jetzt geplante genossenschaftliche Organisation de» entiprechenden Bor- lchlägcn de« letzten Regierung-entwurs- entschieden vorzuziehen ist. Auch die »eben der BerusSgenosscnschast vorgesehenen Organe sind — Einzrlbcdenken Vorbehalte» — lm Allgemeine» al- zweckmäßig anznerkenncn und heute sagt sie: In die Bcurtheilung de« Organi-mu« von BerufSgenossen- schasten, wie ihn die Gruiidzüae zum Unfallversicherung»- gesey auistelleo, ist durch den bekannten Artikel der „Provinzial- corrctpondenz" ei» verwirrende-, der Sacin selbst kcine-weg- förderliche« Moment hercinactragen worden. Man muß anerkennen, daß der große Apparat dieser Genossenschasten in keinem BerhSiiniß steht zu der höchst beschränkten Ausgabe, welche ihm die „Gruud- zöge' mit der Fürsorge für nur 5 Proc. der Betrieb-unsälle zuweilen, »nd sucht dc-halb «ach einer außerhalb der Hwecke de« in Rede stehende« Besetze« liegenden Rechtfertigung dieser Organisation. Da« ließe sich hören, wenn man areisbare Ziele anzugeben wüßte. Statt dessen glaubt man sich mit ein paar all- gemetuen Sötze» ohne jeden bestimmten Inhalt abfinden zn köunen. Wa« kann man sich nicht Alle« unter dem LoosungS- wort«: ,.rorporaitv« Organisation der Industrie" vorstelleu . . . Demgegenüber wäre e« um so wüuichen-werther gewesen, wenn die Regierung-organe wenigsten« eiuige Aufklärung über die weiteren Zwecke, für welche dle gegenwärtig in Vorschlag gebrachte Organi- satüm geschaffen werden soll, gegeben hätten. Man wird »unäwst an die Alier-versorgung denken. Aber da« Gebiet, aus welche« sich diese würde erstrecken müssen, deckt sich nicht mit dem Gebiete de« Unsallversichrrung-zwange-, L« giebt aroßindustrielle Betriebe. in deuen die Unlallgesahr gleich Rull fit, dir also in den Organi-mu« de« UnfallvrrstcherungSgeletze« gar nicht werden einbrzogen werden, die aber wegen ihrer dauernd schädlichen Folgen für die Gesundheit der Arbeiter eine feste Altcr«vrrsorgung»einr>chiung dringend noih- wendig erscheinen lassen. Man würde also nicht einmal behaupten können, daß der Rahmen der UnfallverslcherungS-Organisation auch nur für diese» Nächstliegenden wetteren Zweck brauchbar sein würde. Kranken, und Altersversicherung sind Angelegenheiten der gesammte» Industrie, währead die Unfallversicherung nur für die mit einer besonderen Gcsahr de« plötzlichen Verunglücken« verbundenen Be- trieb»artea iu Frage kommen kan«. Somit ließe sich für eine korporative Organisation der gesammien Jnduftrir kaum eine ungeeignetere Unterlage finden, al« gerade die Unfallversicherung. Unter diesen Umstünden begreift sich, daß die mystischen Andeutungen von den weiierr» Zwrcken vielfach im Sinne derjenigen »««gelegt worden sind, wrlch« die heutigen locialpolitifchen Strömungen zur Wiederherstellung eine- ständischen Organi-mu- benutzen möchten, eine» Organi-mu«, der da« ro». stitutionelle System mit seinem „allgemeinen SiaatSbürgerthum" er setzen soll. E« braucht nicht rrst aesagt zu werdkn, daß eine der artige Motivirung der Unfallverstcherunglvorlage glcichbedeutrnd mit ihrer Dt-credttiruua bei dem gelammten Liberali-mu« lein würde- Die Frage darf lediglich dahin gestellt werde», ob die i» den „Grundzügen" vorgeschlaaene Organisation »tue uothweudige Forderung de« speriellen Zwecke« der Unfallversicherung sei. Alle- Andere kann einer Verständigung über da« Beietz nur nachthttlig sein. Abgesehen davon, daß die letzten Sätze sehr dunkel sind, dem ganzen Artikel kann man überhaupt Klarheit nicht nach- rstbmen, tritt hier da« genannte Organ so sehr in Widersprnch mit sich selbst, daß e» nothwenbig scheint, daraus aufmerksam zu macken. Wir begreifen nicht, wie man sich durch solche .mystisch« Andeutungen-, von der Herstellung eiue» ständische« Orga«i»mu». abhalten lassen kann, einer Organisation da« Wort zu reden, welche ihre Noilnvendig» keit schon mehr al« einmal documentirt hat. Die berusis- genossenschaftliche Organisation hat ja eben da» für sich, daß sie an und für sich schon eine Art Gesahrenclass« ist und daß sie di« Tragung der Kosten de» Unfall» aus andere Gewerbe nicht abzuwölzen gestaltet. In dem Gewerbe, in weichem die meisten Unfälle Vorkommen, muß auch die größte Last aufgebracht werden und «4 wäre unserer Ansicht nach ganz falsch, wenn die Textilindustrie ». B gezwungen wäre, für die Grubcnprovuction mit auszukommen und ihr einen Dheil der Unfälle abzunehmen. Abgesehen davon, daß »lSdann für jede rinrelne Industrie eine Berechnung ver durch da« Unfallgesi-tz zu tragenden Last, eine Cal- cniatio» drrsclbcn in ihre Preise, so gut wie aiisgeictttoss-n wäre, so würde aut> der Lässigkeit der einzelnen G werbe n Anbringung von Scd»tzi»,ißregri» Tdür unv Ti or geöffnet. Wenn dei'piei-weise ta» C>sc»gießerrigemrrte einen Theil der Koste» der Unfälle aus ankere Gewerbe adwäizen kann, so wird man in jenem Gewerbe sich nicht so sehr deeisern, durch- gängig in allen Fabriken geeignete und neueste Eckutz- maßrrgel» einznsül're», und die gegenseitige Eontroie darüber nicht so scharf sein, als wenn jede« Gen-crdc seine Unfälle von sich bezahlen muß. Wer etwa glaube» möchte, daß wir übertreiben, den möchten wir an die Eingabe der Magde burger Versicherung« - Acliengesellichasl erinnern, >» der dieselbe aus Unterdrückung der üblich gewordenen Hasipflicht» Versickerung ankrng und in ihrer Begründung ganz be sonders aiisührle. daß die Unternehmer von Fabriken. Berg werken :c. durch die Haftpflichtversicherung, aus welche sie vie tiirck taS Hastpflichlgescy ihnen auserlegte Verpflichtung zn Schadenersatz abn. ätzen können, vielfach abgehallen ivcrden. diejenigen Einrichtungen zu treffen, welche zu rhuiilichsier Sickerung der Arbeiter gegen Gefahr für Lebe» und Gesundheit nothwendig sind. Wenn eS daher überhaupt nickt gerechtfertigt wäre, die Unsalltastrn den einzelne» Gewerben ausrubürden, sie ihre Last selbst tragen zu lassen, um so am ehesten zu erfahren, ob sie diese auch tragen können und nicht etwa concurrenzunsähig werde», so müszlen schon die angeführten, au- dem bestehenden Gesetz sich ergebenden Uebclstänve daraus Hinweisen, die Beruftgenossen- schasl al« die einzig richtige Form anzucrkennen. Durch die etwa« complicirte Organisation, welche ja abgeändert werden kann, sich abschrecken zu lassen und vor dem Popanz eines „ständischen Organi«mu«" zurückzuweichen, halten wir für verkebrt. Treten solche Fragen wirklich hervor, dann ist e« Zeit, sie abzuweisen »nd mannhaft für den Liberalismus ein- zustehen. * Der„KnrverPoznanski" veröffentlicht eine Torrespon» denz au» Rom über den Besuch de« Kronprinzen im Datican, an» der wir einen Au-zug mittdeilen, der «i»i>« bisher unbekannte und nickt uninteressante Mittheilunae« fißrr den Cardinal Ledockowrki enthält. Der Eorrespoadeat de» polnischen Blatte» schreibt: „Ich bekaub Mich gerade i» der Vvhnun, unsere» Tarblaal» (Ltdochowski), al« an der Thür derselben da» ganze Gefolge »Nd der Prinz selbst vorbeigiazen. ES daurrte daun geraume Zeit — etwa rm« volle Stund« — dir die Audienz zu End« war; dann machte der Prinz dem Lardinal - StautSsecretair die Visite uud be sichtigte mit demselben die vaticonüchen Muiee». Wir dachte» bann viel an Euch und an Den, den Eure Herzen so sehasüchttg ta Eurer Mitte zu sehen wünschen. Wa« werden diese Augeubltck« eatschetdea „nd mal werden sie Such bringen? Etwa di« Erfüllung Eurer und unler Allrr Wünsche? Doch wozu wollen wir un- vorzeitig ängstlichen Besorgnissen hingebrn, da doch noch vor wenigen Logen (Ui. December, bei der Ansprache an die Krakauer Deputation) der heilige Vater die Hand auf- Herz gelegt uud erklärt hat» daß er un» al- „nwnutiwnno, üüo» wnxiwe habet oaroa." DaS Diner bei unserem Lardinal fand um eiar ganze Sttmb« später statt, weil wir auf den Cardinol-Staat-secretair warteten, bt« er sich entschuldigen ließ, daß er den deutschen Thronfolger nicht verlassen könne. Die Tischgesellschaft bestand an« acht Personen, unter denen sich zwei Marqui», die höchsten Würdenträger de» päpstlich«» Hofe«, befanden. Der Cardinal war völlig unbefangen nnd verrirth keine Erregung, wril er sich sehr brhrrrschea kann. Er sieh» übrigen« gesund au« »nd hat sich nach der letzten größcrraKrankhril bedeutend erholt. In den acht Jahre», in denen ich ihn nicht ge sehen habe, ist er anscheinend nicht gcalirrt, nur da« Haar ist stark gebleicht uud im S 'sicht befindet sich ein Zug, den man früher nicht bemerkte. In jener Zeit zeigte da« Gesicht den Ausdruck eine« starken Willen«, eine- durchdringenden Scharfsinne- »nd einer unbeugsamen Energie: heule ist über dasselbe der Schatten einer stillen Trauer, Sehnsucht und Resignation verbreitet. Wen» «an den Lardinal von der Seite ansieht und «inen Bück über sein ganze« Aeaßere stressen läßt, so sieht und lieft man Alle» au» seinem Besicht, wa« er wLhrend de« Lullnrkampse« in Posen, während seiner zweijährigen Besangenschast und ieiner achtjährigen sehnsuchlsvolle» Trennung von seinen Diöcesanen durchgemachi und gelitten hat. Sr begrüßt auch seine Landrleuie stet« Io herzlich uud mit so väterttcher Hingebung, daß man glaubt, er befind« sich in heiterer Sttmmung; aber in seinem Innern herrscht nur um io größere Traurigkeit. — Di« Glückwünsche, welch« ihm in diesem Jahre zu seinem Geburts tage zugingen, haben aus ihn einen lehr großen Eindruck aemacht Die Zahl der Wünsch» allein berechnete er aus 22.000, wobei noch der Umstand in Betracht kommen muß, daß dir Geistlichen im Namen ganzer Parochien solche Wünsche übermilteli haben. Einig« der letzteren waren so herzlich, daß er sie dem heiligen Batte vor- la«. welcher namentlich von einen, Vciese eine« Handwerker« a„- Posen lies ergriffen wurde; dieier Brief wurde sogar vom .. Oster- valore Romana" in Uebersetzung wiederholt, aU Ansdrnck tief verstandener christlicher Bll,üben.'Wahrheiten." * In der bayerische» Abgeordneten kammer legte am Montag der Kriegs»iinisier zwei Gcs-Ycntwürse vor, be treffend einen außerordentlichen Credit für vie Keie,-kosten 1870/71 nnd für den Neubau einer Kaserne in München sowie für Militairbauten in An.zSburg. Beide Crrvike sinke» Deckung oline Anleben. Bei Erörterung der Petitionen be treff« de« Ossicier-Consiimverein« wird der Antrag de- Ab geordneten Riippert, dieselben der Regierung zur Würdigung z» übergeben, angenommen. Der Krirg-minisier erklärte, baß er bereit» in der Lage sei, über den Gegenstand, welcher nalürlich auch die Aufmerksamkeit de« König« erregt Kälte, rin Gutachten abgebe» z» können, selbige- werbe nicht anders als im früheren Sinne erfolgen und habe er sich übrigens mit dem Minister deS Innern in'S Einvernehmen -«setzt. Der Minister de- Innern, Freiherr von Fcssitzsch, erklärte, daß rechtlich daS Gesetz Über die Erwerbs- »nd DirthschastS- gencssenschaftrn maßarbent sei. daß er und der Krieg-minister die Interessen der Gewerbe und Industrie wie immer be rücksichtigen würden Der Antrag wegen Abänverung deS ArronvirungSgesetzeS wurde zurückgezogen, nachdem die Re gierung für den nächsten Landtag eine allgemeine Revision jugrsostt. * lieber d:e Politik, welche Kroatien gegenüber noch Vertagung deS Landtage« befolgt wird, wird au« Buda pest vom 26. Januar gemeldet: ..Daß Vanu- Graf Khueu-Hederv-rv unmittelbar »ach der Vertagung de» Landtage« iu eine L-->irren, ging, »m die aus mattrlellem G-biete drinqrnd »rstheinrnden Reformen in VrrMbung ,u ziehen, spricht deutlicher ,l« Alle- ander« dafür, daß da« »vpiqe Mundwrrk in der Ageainrr Landstub« nur aus Kostrn der vitalst.-» l Jinerrsse» Kroatien« io in dir Länge gedeihen konnte. Der Bann- Hat hierin I da- politssch« Hebet an der Wurzel erlaßt »nd erblickt nun seine Auignbe darin, da- Land in den Genuß einer bisher ' vSllig vermißten geordneten Verwaltung zu bringen, welche in aller-
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