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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.02.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188402102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-02
- Tag1884-02-10
- Monat1884-02
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.02.1884
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Organ für Politik, Localgeschiihte, Handels- «nd Geschiistsverkehr. Sonntag de» 1V. Februar 1884. —— —— Auflage L8LSV Adonnemnltsnrris viertel,. 4'/, Kid. mcl. Bringertodu - Mt., durch die Don bezozco 6 Ml. Jede -inzelne Nummer 20 Vl- Belegeremvlar 10 Di. Gebühren für Srtrobettaa«» «»ne Poftbeiörderung 39 Ml. Mit Poftbeiörderung 48 Ml. Inserate «gespaltene Petitzeile 20 Pf. GrSherr Schriften lau» uuierem Preis, »erzelchnig. Tabellarischer ».Zifteraia» nach hoher« Tarif Lerlamen unter dem Krdactianokrich die Loaltjcilr 50 Di. Iuientte sind Her« an die Sr»e»itio» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben, tzahiuug j>r»eallw«n»u<i<> ober durch Poft- nawnaame. 78. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Hotzaucliou. VLo«t^, de» LI. Aedrnar solle« »o« vormittag- S Uhr a« im Forstreviere HesseillNche Sitzung drr Sl-dttkr-rdnrltn. Ehrenberger Linie. gegr» die übliche Aazahlang 56Rmtr. Eicken- Mittwoch, a« LS. F-br-ar L88». «be»d« V,. Vhr, t« Saale der I. Bürgerschule. Ta-«»ordnungr l. Bericht de» Oekonomieausschusse» über Conto 88 „Straßen und Wege", Einnahmen und Au-gaben Pos. 1—48 ve» HauShaltplancS auf da» Jahr 1884. U. Bericht de» Finanzausschüsse» über: ». Conto 28 „Berg- werkokuxe". Conto 32 „Schauspielhäuser", «ulschließlich Pos. 8 und 24 der Ausgaben, Conto »7 »FiScalisch« Entschädigung»rente", Conto SS ,Waageg»bührrn, Aich» amt und MÜnzwesen", Conto 40 „Ouartieramt", aus» schließlich Pos. 2 t der Ausgaben, Conto 42 .verschiedene Einnahmen und Au-gaben", Conto 44 „Zinsen", Conto 45 „Stadtanleiben", Conto 48 „direct« Abgaben", Conto „BezirkSvermkgen", Conto „SchulbausondS", Special budget „Aichamt", ausschließlich Pos. 7, l5 und 18 der Ausgaben, Specialbudqrt „Stadtbibliothek", Special» budget „Leihhau» und Sparcaffe", ausschließlich Pos. 10, 17, 18, 21, 22, 23 und 34 drr Au-gaben, und Special» budget „Lagrrhos" be». Conto 43 ausschließlich Special- budget „Lagerhof", Pos. 26 drr Ausgaben de» 1884 er LauShaltplaneS; d. Beschaffung von Schläuchen und sonsiigen Löschvorrichtungen für die beiden Theater. Hl. Bericht de» StistungSauSschusse» über verschieden« Stis tungSrechnungen. Erstatteter Anzeige zuiolgr» hat dir am 3. März 1860 zu Rübenau geborene Henriette Franz da« ihr vom dortigen «emeindevorstonde unterm 11. Ociober 1874 auSgrstellte Dienstbuch vor etwa 4 »ocheu ia hiesiger Stadt verlor«». .... Wir bitten, da« Buch im «usfinduugSsalle au un« abzulieferu. Leipzig, am 7. Februar 1884. ^ ^ . Da« P,lHrtamt »er L»a»t Lelhzi». Brrtschnrider. W. Maimtmlutzmg. Mlnnilnmchimg. 8 8 2S 4 » sowie 2 12 Bre»»schrlt«, Auf Antrag de» Herrn Stadtbezirksarzte» verfüge« wir kiermit, daß die Leiche» aller in hiesiger Stadt a» Dtphtheriti» Verstorbene» innerhalb ,»Slf St««he» nach erfolgtem Tode «ach de» Leichenhalle« de« de» treffenden Friedhofe- zu überführen sind. Ferner machen wir daraus aufmerksam, daß Kleid«»«»- und Wäschestücke vo» Kranke» im hiesigen Kranken» Hause z»r DeSinfeetioa mittel» de» daselbst ausgestellten Schimmel'schen DeSinsectionSapparateS a»gea»««r» werden, und empfehlen die Benutzung dieser Einrichtung, indem wir zugleich folgend« Bedt»G»»g«» hierfür ^ ^t^Die N»«»h«e der zu de»inflcirende« Gegenständ« erfolgt in« Krankenhaus» aus Anmelren bei dem Pförtner in den Stunden vo» Bor«tttaa- LO—L8 Uhr und Nachmittags S—S Uhr. 2) Wer zu deSinficirende Gegenstände einbringrn will, kann hierzu auS den Vorriithen de» Krankenhauses einen Kleiderbeutrl entleihen, in welchen er selbst die Gegen stände zu verschließen, und aus dem er selbst sie nach be endigtem ReinignngSprocesse wieder heran-zunehmen hat. Soweit Kleiderbeutcl der Anstalt nicht benutzt werden, sind zu Vermeidung der UebertragnngSgesahr beim Transporte die inficirten Gcaenstände, ohne daß sle geschüttelt oder abgestäubt werden dürfe«, »n einen durch feuchteten zu einem Bündel zusammeu zu schnü rende» Bettlaken zu packen, und so nach dem Krantcnbause zu bringen. Es ist dann ein spectelleS Verzeichnt- der az» Gegenstände beizufügen, auf Grund dessen von dem die Sachen Buchen- Ahorn- Rüstern» Sllern- Linden» .. . U. von Vormittag- LL Uhr an nachgenannt« Durch- forstungShölzer in der Nähe de» Bahnhof« Varrnck am sogenannten Bauergräbcn gegen sofortige Daarzahlung. al«: KO Stück Eickicn Hebebckume. 280 - Fichten-Stanaea, bi« IS Etm.Unten» Stärke und 9 Meter Läng« und IS starke Stchen-Langhaufeu >md unter den öffentlich auShängeuden Bedingung«« »ach dem Meistoebote verkauft werden. Zusammenkunft um S Uhr auf dem Schlage an der Ehrenbergcr Linie und um 11 Uhr am Bauergraöe«, dicht am Bahnhofe Barncck. Leipzig, am 29. Januar 1884 DeS RathS Aorst-Depntatto». Holj-Anctlon. Mittwoch, den IS. Februar solle» von Bor mittag« 9 Ubr am im Forstreviere Barg«» auf dem Mittelwaldschlage in Ablh. II und 12 in der Näh« de« ForsthauseS, au drr sogen. Ehrenberger Linie ca. 130 starke Abraumbaufen und - 180 - Langbanfeu unter den öffentlich auSbängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung nacb dem Meistgebol verkauft werde«. Zusammenkunft: auf obigem Schlage. Leipzig, am 2V. Januar l884. DeS RathS Forst.Deputation. H-1j-Ailctlo«z Freitag, be» LS. Februar «. sollen von Bor- mittag» 9 llhr an im Forstreviere Connewitz auf dem Mittel- waldschlage in Abth. 34 178 Rmtr. Eicben- i s Rusier'n- und ! Brennscheite 1 - Ellern- 1 unter den öffentlich aushängendcn Bedingungen und drr üblicben Anzahlung nach dein Mciftgebol verkauft werden. Zusammenkunft: Auf dem Schlag« in der Conne- witzer Linie, oberhalb der Rödelbriicke. Leipzig, am 1. Februar 1884. DeS RathS Forst-Deputation. übernehmenden Angestellten deö Krankenhauses ein Empfang-- Lekenntniß ertheilt wird, welche« bet der Abholung der Sachen zurückzugeben ist. Jedenfalls aber, — also auch Im Falle her Be nutzung von Klelderbeutel» der Anstalt, — sin» Bekleidungsstücke von Leder «nd Pelzwerk, sowie Mütze« und Hüte in deutlich erkennbarer Weise »o» den anderen Gegenständen getrennt zu halten. 3) Für die Deöiiisection wird eine der Anzahl und dem Umfange der zu deSinsicirev.dcn Gegenstände entsprechende Gebühr erhoben, welche, wenn der ganze Wagen de« De«- infeciiouSapparate« mit den Gegenständen beschickt wird, fünf Mark beträgt, andernfalls ini Drrhältniß zu dem benutzten Wagenraume, «iemalS aber unter de«Betrag von Stt berechnet wird. Unentgeltliche Desinfektion wird nur dann gewährt, wenn den zuacbrachten Sachen ein kurzer Vermerk de« behandelnden Ärzte« bez. de- betreffenden Armenärzte« bei- gcsügt ist, welcher bekundet, daß die Gegenstände von einer mit einer ansteckenden Krankheit behaftet gewesenen. In Leipzig wohnhaften Person herrühren und Mittellosigkeit vvrliegt. AlS ansteckend« Krankheiten werden angesehen: Pocken. Scharlach. Masern, übertragbare HautauSschläge (Krätze). Rose, DipdtberitiS. Kindbrttfiebcr, Blutvergiftungen (Uv»vmioen), Syphilis. Roy, Flecktyphus. UnlerleibSIypbiiS. MücksallSsicber. Cholera, Ruhr, epidemische Hirn- »nt RückenmarkSentzlindung, Keuchhusten, Milzbrand. Wutbkrankbeit, ansteckende Krank- heitrn der Lungen (Tuberculcse) und der Augen (»zyprische Augenkrankheit, blonoorkü«). Leipzig, den 8. Februar 1884. Der Rath der Stadt 4»r> Trvndlin. vr. Harrwitz. Anmeldung M Anschluß die Stadt-Sernspttcheinrichtuns für Leipzig und Vororte. Anschlüffe au die Stadt-Fernipreckeinrichtung für Leipzig rc. deren Herstrlun« t« laufenden Jadre gewünscht wird, sind spätestens di» zu« 1. März bei drr Ober»Postdirectio» an zumelden. Für Anmeldungen, welch« nach dem 1. MLrz ringehe«, kan« a«s dir AuSsührung in der dicS>Shrigen Bauoeriodc mit Sicherheit nicht gerechnet werde». Die bereit» vorzemerk:en Anmeldungen »erden entiprechende Berücksichtigung finde». Leipzig, dc« 1. Februar 1884. Der «afferttche Vber-Gsftdtrertsr. Walter. Seffentliche Sitzung der Handelskammer Montag, den 11. Februar 1884, «achwtttag» « lltzr tu deren Lttzungssaale, Reuwarkt 1V. 1. Tagesordnung: 1) Registrand«. S) Bericht dc« Herrn Schn vor über die jüngsten Sitzungen der kSnigl. sächsischen lrilenbahnrathe« »nd de« königl. preußischen Bezirk«.Eilenbqhnrathe» zu Erfurt. ö) Bcrichi de« Ausschüsse« sür HandelSgesetzgebungS-Fragea über di« vom kSnigl. Ministerium de» Jnncrn zur Begutachtung vor- gelegten Lrundzüg« für ein UniallversicherungSgesctz. Vekanntmachung. mpstr Der am L. Februar dieses JahreS fällige erste Termin der StaatSgrnudstener ist in GemStzhcit de« Gesetze« vom 9. Sepleinber 1843 in Verbindung mit der durch da« Gesetz dom s. Juli 1878 getroffenen Aende- rung nach zwei Pfennigen »on jeder Steueretahelt zu entrichte». weSbaid die Skeuerpflicktigen hierdurch anfge- fordert werden, ihre Struerbeiträae nebst ber stäbttsche» Genudstener, welche von demselben Tag« ab mit EinS vo« Lausend deS im Kataster eln-estellten GrundwerthS fällig wird, von genanntem Tage ab bis spätestens 14 Tage nach demselben an unsere Stadt-Gteuereinnahme. Stadt« haaS, Obstmarkt Nr. S, parterre recht*, adzu» führen, da nach Ablauf der Frist die gesetzlich« Maßnahmen gegen die Säumigen rintreten müssen. Leipzig» am 30. Januar 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. Tröodli». Koch. Zufolge Verfügung vom 31. Januar d. I. ist heute bei der unter Nr. 12 unsere« Geielltchast« - Register- verzeichneten Handels« gesellichait Th. Letzmanu LE«, zu Prettin Folgende- eingetragen: Die Gesellschaft ist durch Tod de- Gesellschafter« Albert Theodor Lehmann oufgelSst. Der bisherige Gesellschafter Kaufmann Ferdinand Ernst Hicke zu Prettin setzt da« Geschäft unter unveränderter Firma allein sort. Vergl. Rr. 259 de« Firmen-Rrgifter«. Weiter ist zufolge Verfügung vom 31. v. M. in daS Firmru- Regifter unter Nr. 259 die Firma Ttz Letzmann G L«. mit de« Vitz zu Prettin und dem Kaufmann Ferdincmb Ernst Hicke in Prettin al« Inhaber heute eingetragen worden. Tonga», den 1. Februar 1884. llönttzitche« AmtSsertcht. Auctio«. Dienst««, den Itz Februar ». A., »'/, lltzr vaemitta««, sollen in dem Grundstücke Sternwartanstraß« Nr. 12 allhirr dt« zur LoneurSmasi« de« verstorbenen vnchbinbereibesitzerS Guido Weimann gehörig,« »egenftünd«. »l«: 1 größer» vartt« Messtn^christen, 1 Ver- aoldepreff«, 1 Papppreßmaichin«, 1 Abpreßmaschtnr, 1 Pagtair- und Fokitrmaschine, 1 Walzmaschin«, 1 Einsägemoschine, 1 Schaeidr- maschine, 1 Parti» Achat-, LhoinoiS- und Lhagrin - Papier. 15's, Lentner Papp«, 1 Partie Platten, mehrere Bänd« Meyer'S Eon- versattonSlerikon, Schränk», ArdeitStasela. verschiedene« z»« Vach- dtndrreibetrtkbe gehSrtge» HandwerkSzeng. 2 Handwaoen, 1 Kanonen- ose». 1 SaSleltung mit 18 Armen. 1 GaSnhr, 1 »aSfocher »nd Gasbrenner, circa 100 Stück Bock- und Schaffelle sowie 1 Partie Kleidungsstücke rc. an dcn Mcistbietrudrn gegen safortige vnar- zahlnng öffentlich versteigert werde». Lrtv'ig, de» SO. Januar 1884. ikttttzar, Gerichtsvollzieher. Nichtamtlicher Theil. Frankreich und die Audanfrage. Durch die neuesicn Erfolge der Aufständischen im Ostsudan ist di« Snvanfrage auS einer englisch-egyptischen Angelegenheit zu einer Frage geworden, welche auch die Mitlclmecrstaaten, insbesondere Frankreich interessirt. Diese Macht hat denn auch bereit- Anstalten getroffen, sich auf rin etwaige? Ein greifen in die Entwickelung de» Kampfe- am Rolben Meere vorzubereiten. Der Avisodampscr „Infernal" ist nach Suakim geschickt worden und die zum Kreuzen im östlichen Theile de» Miltelmeer« bestimmten Schiffe de- Lcva»traescl»vaderS haben Befebl erhalten, ihre Fahrten bis in da- Rothe Meer auS- zukehnen. Damit ist Frankreich aus dem Punkte angelangt, auf dem e» nack dem Bombardement von Alexandrien stand. Damals leitete Freycinet die au-wärlige Politik Frankreichs und seine allzu große Aengstlichkeit, eine schwere Verantwort lichkeit auf sich zu laden, veranlaßt« ihn, beim Parlament einen Credit von 7 Millionen nachzusuchen, damit die Flotte die Interessen französischer Staatsangehöriger im Suezcanal vertbeivigen könne. Bekanntlich war die Dcputirtenkammer nicht minder abgeneigt, die Verantwortung für etwaige Ver wicklungen zu tragen, und so kam eS denn, daß der Credit verworfen und das Ministerium Frcvcinet zum Rücktritt gezwungen wurde. Einen günstigeren Verlauf für seine Zwecke konnte England nicht wünschen und damals fehlte e- auch Gladstonc nicht an der nötbigcn Entichossenheit, um die Gunst der Verhältnisse aiiSzunutzen. Frankreich wurde von der Regelung der egyptischen Angelegenheiten ausgeschlossen und General Wolseley besetzte nach Besiegung Ärabi'S Kairo. Dann /am da) Ministerium Duclerc und diese« flickte wenigsten» ^den Anlhcil Frankreich- an drr Fmanzcontrole Egyptens zu retten. DaS gelang nur thellwcise, die Doppel- coiitrole war und blieb «»sgehol'en und England näherte sich seine«: Ziel, allmälig da« Protektorat über Egypten aufzu- richten, ohne daß Frankreich im Staude gewesen wäre, dagegen wiiksame Maßregeln zu ergreifen. Jetzt trat aber ein Ereigniß ein. welche« all« biSberigcn Erfolge Englands wieder i» Frage stellte, die Vernichtung der Armee HickS Pascha'- bei El Obeid. England batte jetzt die Probe zn bestehen, ob eS die Eroberungen de« Jahre» 1882, welche ibm eine günstige Fügung der Umstände fast obne eigene- Znthnn in dcn Eckvoß geschüttet batte, auch fcstzilhalten willens und fähig wäre. Der große Moment fand eine schwache und entschlußunfähige Regierung; da« Ministerium Gladstonc vcrkünaete mit verblüffender Offen heit, daß e- den Sudan ausgebe, weil England seine Hilfs quellen nickt sür ein so weilauSsebendeS Unternehmen, wie die Wicdereroberung de« Sudan« aufs Spiel setzen könne, wie noch Lord TerLy in dcn letzten Tagen aus einem Banket der Liberalen a»Sei»a»der gesetzt hat. In Frankreich darüber allgemeines Erstaunen. waS sogleich in Entrüstung überging, als man die Absicht England« erkannte, die leicht gemachten Eroberungen durch unoclheiligte Nationen sicher stellen zu lassen. Da« mag der überkluge Hintergedanke Gladstcne'S ge- wesen sein, als er den heroischen Entschluß faßte, den Sudan dem Mahdi zu überlassen, abgesehen von der Hoffnung, daß der große HcereSbanfen auch ohne dagegen ausqebotene Waffengewalt an der Schwierigkeit der localen Verhältnisse seine Schranke finden würde. Gladstonc hatte aber seine Rechnung ohne Rücksicht aus die moralischen Folgen deS Siege« Mohammed Achmed'- gemacht, er hatte nicht erwogen, daß die bis dahin dem egyptischen resp. englischen Einfluß sich beugenden Arabersiämme mit dem Sieger aemeinschasllichc Sache machen könnten. Aber gerade da- geschah und dehnte den Einfluß Le- Mahdi im Fluge von Sennaar und Kordofan bi- nach Suakim au». Durch die Ereignisse der letzten drei Monate ist der Schwerpunkt der mohammedanischen Macht nach dem Sudan, oder besser gesagt nach Afrika verlegt. DaS Ziel des Mabdi ist die Vereinigung aller Mohammedaner unter seine Herrschaft und darum ist seine Unternehmung dem Sultan so gefährlich. Die dabinsiechende Kraft der Türkcn- herrschaft erhält durch den Mahdi einen neuen Lebensnerv, der überraschende Erfolg s-inir Waffen macht ihm die Araber untertban und zeigt ihnen, waS sie vermögen, wenn sie unter einheitlicher Führung stehen. Die Kraft dieser ritterlichen Nation ist in ganz überwältigender Form zu Tage getreten im Kampfe argen die zusammengewürfelten Horden Baker Pascha'-. Einzelne Araber haben ganze Compagnien in Schrecken gesetzt: die elenden egyptischen Söldner ohne Sold haben sich vor ihnen aus die Knie geworfen und um Gnade gebeten. Dieser kriegerische Erfolg ist ein sehr gefährliche« Beispiel sür die stammverwandten Krieger in Algier. Da» Gedächtnis an di« Tage, al» „och Abdel Kader die Unabhängigkeit Al- gerien« argen die Franzosen vertheidigte, wirb durch die Tbaten ver Araber bei Tokar wieder erweckt- e« geht da« Gefühl der Trauer durch die Bekenner de» mohammedanischen Tlauven« darüber» daß sie ihre Selbstständigkeit eingcbüßt baben und jetzt für gut genug erachtet werden, um gegen Chinesen und Auamiten ihr tapfere« Blut zu verspritzen. Schon beim Bekann»werden der Vernichtung der Armee Hick» Pascha'« ging eine allgemeine Bewegung durch ganz Nordasrika, und wenn sie ohne verderbliche Folgen für die Sicherbeit von Algier. Tun!« und Egypten bleiben sollte, so mußte schleunigst etwa« geschehe«, «m die furchtbar. Nieder- tage der „Unaläubigen" wieder ant zu machen. Da geschah da« Unbegreifliche, daß England ans den Sudan Verzicht leistete. Nur die Ueberzeugung, daß diese Erklärung nicht ernst gemeint sein könne, yielt die Mohammedaner im Zaume, und atS Baker Pascha ansdrach. um Sinkst und Tokar zu entfern, at« Gordon sich nach KoroSk« aus den Weg macht», um dem Vormarsch de« Mahdi Einhalt z» tbun, da übt, di» lange Gewöhnung bei den Araberstämmrn Nordafrika«, so weit sie der europäischen Herrschaft unterworfen sind, ihre Kraft; sie ergaben sich in die traurige Notbwendigkeit. daß di« Uebrrlrgenheit der europäischen Kriegskunst den Rebellen verderben bringen würde. Aber wa« war da«? Die neue SiegeSkunde, welche von Suakim an« sich verbreitet, scheint ja da» Gegentheit zu be weisen. Sollte eS also doch wahr sein, daß die Kraft und der Muth der Araber au-reichen, um gegen die fremden Unterdrücker die Oberhand zu gewinnen? So tönt eS^heute in Algier nnd Tunis, in Tripolis und Marokko vo» Mund zu Mund, und die alten schon längst zu Grabe getragenen Hoffnungen werden wieder ausgesrischt. Man gedenkt der längst entschwundenen Zeit, wo die Mauren noch über Spanien herrschten, wo der Sultan in Konstantinopel die ganze Christenheit in Schrecken setzte, und die Fata Morgan« öffnet sich vor den Blicken der unterdrückten Araber, baß ihre Zeit wieder gekommen sei, daß der Mahdi, der seine schwere Hand auf Ehartun, und Suakim »iedersenkt, auch bald Kairo und Alexandrien wieder unter seine Botmäßigkeit bringen werde. Und dann weiter?.... Die orientatische Phantasie ist leicht erregbar und grenzenlos. WaS dann weiter zu ge schehen hat, bleibt der Tapferkeit und dein Waffenglück der Araber anheimgestrllt, welche von dem von Allah gesandten Propheten geleitet werden. Die Franzose» haben alle Ursache, der weiteren Entwickelung der Dinge in Egypten ihre ge» spannteste Aufmerksamkeit zuzuwenden. * Leipzig, 10. Februar 1884. * In der unter dem Vorsitze de« StaatSmmisterS v»n Bötticher am 7. Februar abgehaltenen Plenarsitzung deS BundcSrathS wurden den zuständigen AuSschvffen zur Borberathung überwiesen die Vorlagen, betreffend die beiden am t2. December 1883 zu Berlin mit Belgien abge» schlossen«» Verträge wegen de« gegenseitigen Schutze« der Rechte an Werken der Literatur u»v Kunst und wcgen de« gegenseitigen Schutze« der gewerblichen Muster und Modelle; die steneranitticke Behandlung eine- Quantum« verunreinigten Salze». Eine Eingabe, betreffend die Stempelpflicktigkeit von Partialobligationen.wurde dem preußischen Herr» Finanzministrr überwiesen, eine andere, auf theilweise Rückerstattung eine« eiser nen Zollcrevitbetrage« gerichtete Eingabe wurde abgelehnt. Einer Eingabe, betreffend nachträgliche Auszahlung einer an« ver« sehen rrnterbtieoene« Steuervergütung skr Zucker, gab die Versammlung Folge. Der Antrag auf Erlheilung ver un» beschränkten Besugniß zur Abfertigung de« mit dem Ansprüche auf Sleuervergütung ausgehenden Zucker« an da« Lauptzoll- amt in Cleve wurde genehmigt. Nachdem die Versammlung e« abgelchnt hatte» dem Beschlüsse de« Reichstage- dom 8. Juni >883, betreffend eine Petition wegen Ersätze« von ans der Weltausstellung in Melbourne erlittenen Verluste», Folg« ,« geben, wnrd« schließlich über die g^chästlichs Vv Handlung vou Eingaben Beschluß gefaßt. * Außer den bereit« erwähnten Vorlagen wird f«it«»S der Marineverwaltung dem drmnäckst zusammeu» tretenden Reichstag auch, wie bereit- früher schon angedeutet, ei»eMarrne-Ordnung zur Beratbung unterbreitet werden, welche sür di« Marine dieselben Bestimmungen treffen soll, welche sür da« Landheer durch die HeereSordnuag getroffen sind. Wie man hört, ist der Entwurf für diese Marine» Ordnung seiten« der Marine-Verwaltung fertig gestellt worden und wird binnen Kurzem dem BundeSrath zur Beralhung vorgelegt werden. Derselbe zerfällt in fünf Ab» schnitte, von denen der erste sich auf die Rekrutirung und Aushebung der Mannschaften, der zweite aus di« active Dienst zeit derselben, der dritte auf die Mannschaften de« Beur laubtenstandes, der vierte aus die Mannschaften der Seewehr und der fünfte auf die Dienstuntauglichkeit und Pensionirung des MannepersonalS bezieht. Der Entwurf hat mehrfache Nmarbeitungen erfahren, bi« er schließlich einer endgittigen Bearbeitung durch den Chef der Admiralität, General- Lieutenant von Eaprivi, unterzogen wurde. Herr von Caprstn war bekanntlich zu jener Zeit, al« er noch DepartemrntSchef im KriegSministerium war, der Verfasser der bekannte» HeereSordnung und später der Landsturmordnung. Dem Entwurf ist eine Denkschrift beigcsügt, in welcher seh» viel statistische« Material zur Begründung der Vorlage enthalten ist. * Man schreibt un« au« Pose«, 7. Februar: „Der polnische Grundbesitz gebt sowohl im preußischen» »in auch russischru und österreichischen Antheil von Jahr zu Jahr immer mehr in preußische resp. deutsch« Hände über. In der Provinz Posen, deren großer Grundbesitz sich noch vor vierzig Jabren ganz überwiegend in potnischen Händen befand, hat derselbe seit jener Zeit so große Einbuße erlitten, daß der deutsche Großgrundbesitz den polnischen heute schon um 1,028,800 Morgen übersteigt. In den letzten drei Jabren l88l. 1882 und 1883 allein bat der deutsche Großarnndb-sitz einen Zu wachs vcn 104,130 Morgen, die sich m polnischen Händen befanden, erdalten. Wenn auch im Jahre 1883 der Zuwach- sür den deutschen Großgrundbesitz nur etwa 4330 Morgen betrug und mitbin in der Verminderung de« polnischen Groß grundbesitzes eine Stagnation eingetreten ist, so kann dies» Stagnation koch nur al» eine augenblickliche und vorüberg-benk« betrachtet werden, weil Ver größte Theil der polnischen Gutsbesitzer sich in einer finanziell so brouillirten Lag« befindet, daß «» sich nicht lange im Besitz seiner Güter wirb behaupten könne«. Fast noch ungünstiger als in der Provinz Posen ist die Lage re« polnischen Grundbesitzes im Königreich Polen. Di» unaushaltfame Colonisatio» Polen« durch Deutsche, di« stetig sortschreitrt, bildet schon seit einigen Jahren eine stebeud« Rubrik in der russische» »nd polnischen TageSpreffe. Weiche Dimensionen diese deutsche Cvlonisation in den letzten Jabren gewonnen hat, beweist die vo» den russischen Behörden amtlich sestgestellte Thatsachr. daß in dcn 8 Jahren von 1873—8t di« Zahl der deutschen Eolonistrn im Königreich Polen um 7l.8 Prorent und drr Grundbesitz derselben um 29 5 Prorent sich vergrößert hat. Wenn vie russische Negierung der mit jeden» Jahr größere Dimensionen annehmenden deutschen Einwanderung nicht Einhalt tbut. wa« wohl schwerlich zu erwarten ist. so ist veraoSzusrtze«, daß der polnische Grundbesitz in Polen, der sich dem deutschen Capital, der deutschen Intelligenz und Emsigkeit gegenüber nicht zu behaupten vermag, empfindlich« Einbuße« er leiden wird." * Die „Elsaß-Lotbringisch« Zeitung" bezeichnet auch di« neuerdings von der „Schlesischen Zeitung" dem Statthalter, Gcneralseldmarschall v. Manteussel, in den Mund gelegte» Aeuserungen, sowie all« sonstigen in dem betreffenden Artikel der erwähnten Zeitung enthaltenen Einzelheiten al« durchwsg unrichtig. ; t V
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