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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188503245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850324
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850324
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-03
- Tag1885-03-24
- Monat1885-03
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1885
- Autor
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Erfcheimt tlzlkb früh 6'/,Uhr. 8kt«rti«n md LrPktition Johannesqasie 33. S,irchff»»-kn »er Lrtacli»« >,r«ittogs IS—12 Uhr. N^chincttagS 5—6 Uhr. «m,a»«e Ser für St« »Schftf«l,,nSr Hummer Sesttmuiren Inscraie an S»ö,tu«a«tU di« L Udr Rachmittaa», Z«„n- «NS Fefttsgen früh di»'llyr. 3, t,,n Esten für Jus.-Annah«-. klt« Klemm. Untversiiätsstraße 21. 1'oniS Lüsche, Kacharinenstraße 18. p. »nr StS '/.S Uhr. Anzeiger. Organ fär P-litik, Lscalgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. A«flaq- 18,»«« .>do»nemenl4vrns vienelj. H , Mk. incl. Bringerlodn 5 Mt., durch die Post bezogen 6 Ml. Jede einzelne Nummer 20 Ps. BelezezempMr 10 Pf. Gebüdren tür Ertrabeilager. l,, Taq»vl<i»'!>o.,not gesnlzti o»Nc 1 oitbetörd-ruug ltü Mk mit Poslbeiorderung 48 Ml Inserate ügefpaltene Pctitzeüe 20 Pf. Größere schrillen laui un'. Pre 'oerzeuhmß Tabellarischer u. ZisftrnioS nach höhcrm Taris. tterlmnen unler dem 0! edaet ionS strich die4g«svalt. Zeile 50Pi., vorben Familiennochrichlcn die 6gcip.illene Zeile 40 Ps. Jnjerate sinv liels an die firveditisn zu senden. — Rabatt wird nicht gegroen. Zahlung prasnuim'iumio oder durch Pest, oachnahmc. .»? 83. Dienstag den 24. M8rz 1885. Amtlicher Theil. PkkonnlMlulium. Da- von un- mit Zustimmung der Stadtverordneten er richtete OrtSstatut, betreffend die RechlSverhältniffe der Ge- meinde-Nnterbeamten und städtischen Angestellten, ist, nachdem zu der durch tztz. r, 17. IN und 27 desselben bedingten Ab änderung von Punct IV und Va des die Verwaltung der SicherbeitSpolizei in Leipzig betreffenden RescriptS vom SV. März 183 t Seine Majestät der König Genehmigung erlbeill haben, vom Königlichen Ministerium d«S Innern be- siäligl worden. Wir bringen dies mit dem Bemerk«, zur öffentlichen Kennlniß, daß da- Statut und zugleich mit demselben ein von n»S mit Zustimmung der Stadtverordneten festgesetzte« Regulativ, die Tagegelder und Reisekosten der RalhSnntglieder m>d städtischen Beamte» betreffend, vom 25. lausenden bis S. kmffiigen Monats zu Jedermanns Einsichtnahme in unserer Nuiikiatnr aus dem Nathhause au-liegen werden. Leipzig, den 2l. März 1885. Der Skatb der Stadt Leipzig. sär. Georg». Hentscbel. Bekanntmachung.^ Die Herstellung der gepflasterte» Fahrstraßen aus der östlichen und nördlichen Seile des Platzes L de« nördlichen Bebauungsplanes soll an einen Unternehmer in Accord ver dungen werden. ' Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhaus, II. Etage, Fmmer Nr. 14 aus unk können daselbst eingcschcn resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterungen am Platz ü" berschen ebendaselbst und zwar bi« zum 3t. März 1885, Rachmittag- 5 Uhr, einzureichen. Leipzigs am 14. März 1885. DeS RathS der Stadt Leipzig Stra-enba««Depntatto«. Vekanntmachnng. Die Ausführung der Pstaster- und MacadamisirungS- arbriten am Bayerischen Platze soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Ticsbau-Berwaltung, Rathhaus, II. Etage. Zimmer Rr. 14, aus und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung de» Bayerische« PlatzeS" -ersehe» ebendaselbst und zwar bis zum 31. März 1885 Nachmittag« 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 14. März 1885. DeS RathS der Stadt Leipzig StrastenbauDeputation. Vekanntmachvng. Die AuSftibrung der Macadamisirung in der verlängerten Hohen und Sidonien-Straße soll an einen Unternehmer in »ccord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS, II. Etage, Zimmer Nr. 14, au« und können daselbst eingesehen resp. entnommm werden. Bezügliche Offerten find perfiegelt und mit der Aufschrift: „Macadamiflrnng der »erlikngerten Hohen «nd Stdouten-Straße" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 4. April 1885, Nachmittags 5 Uhr einzureichen Leipzig, am 16. März 1885. DeS RathS der Stadt Leipzig Straflenbau-Deputation. Virkstahls - Vekanntmachnng. Gestohlen wurden allhler erstatteter Anzeige zufolge: 1) zwei Pallete mit Vücher», das eine (enthaltend je einen Baud von „Lübke, Grundriß der Kunstgeschichte"; „Kurtz, Abriß der Kirchen«,'schichte"; „Hahn, Leitfaden der preußischen Geschichte"; „DavidiS, Hausfrau" und 2 Bände von „Wildern»»». Frauenleben"), an die Weber'sche Buchhandlung i» Stcngard; das andere an die Ehr. Fr. Bieweg'jche Buchhandlung in Quedlinburg adresnrt (ent haltend: 12 Bände von „August, Logarithmen"); von einem Wagen vor Nr. 2b der Königsstraße, am 11. ds«. Mt«. Vormittags; 2) ein vierrädriger Handmancii, dunkelbraun gestrichen, mit der Firma 3. b'risüel, vorn mii eiserner und hölzerner, hinten inil 2 hölzernen Stemmleiften. aus dem alten Botanischen Garten in der Nähe der Pltißenbrücke, vom 15. bis 16. dss. Mts. Nacht«: 3) eine dunkelblaue gerieste Stosftzsse mit hellgelb gestreiftem Bundsutter und Messingknöpsen, ein dunkler, mit schwarzer Borde eingefaßter Ztosfrock mit dunklem Futter und übersponnenen Knöpfen, ein schwarzer Tuchrock mit schwarzem Futter, 2 Reihen übersponnenen Knöpfen und Billcttäschchen und eine ebensolche Hose mit Hellem, rothgestreistem Bund'uttcr und schwarzen Knöpfen, aus zwei Piöcen in Nr. 7 der Schutstraße, vom 16. bis 17. dss. Mis.; 4) ein dunkelgrüner Winterüberiietzrr, Diagonal, mit klein- rarrirtem graubraunem Futter, dunkelgrünem Sainmeikragen, einer Reibe übersponnenen Knöpsen mit Batterie, im Henkel die Firma: „Bertholds Bazar", — in den Taschen ein Paar zweiknSpfigc graue Glacöyltndschiibk, ei» weißlcin. Taschentuch mit Monogramm hl." und ein Reeepllmch mit dem Namen ..)lavle>-iitlnnn, c»»<1. m«ck." — aus einem Gastlocal in Nr. 46 der Windmühlenstraßc am 17. dsS. Mts.: 5) eine silberne tzyllndrrrNcmoiitoir-Nhr. ziemlich neu. mit Goldrand, ohne Sekunde. geriester Rückseite mit wappenähnlichcm Schildchen, daraus die Buchstaben II. O. graviri und die Nummer 4223, mit kuizer Nlikcltette, vom Rayon des Berliner Bahnhofs, am 18. dis. Mis.: 6) ei» Wiiiternbrr.iehc» vo» l rauncm D!a,zonal mit schwarzem, roth- und gelbgestreiitei» Futter, einer Reihe Hornknöpse und schwarzer Bordeneinsassung, — in den Taschen ein Paar gelbe TlaröhauSschuhe und einige Bliese Nils einem Gastlocal in Rr. S der Gocihcstraßc, am 2l. tis. Mi-.. Nachmittags 1—l! Udr; 7) ei» rparcaffenbuch der b^esi gen städliscken Lparcassc Serie ll, Rk. H8.377 mii 214 Einlage, aus den Name» Friedrich Oscar Riatthes lautend, aus einer Wohnung in Nr. 4 der Burggaffe, innerhalb der letzten zwei Wochen. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Sachen oder den Thäter sind ungesäumt bei unserer Lrimiaal- dlbtheiluiig »nr Anzeige zu bringen. Leipzig, am 23. März 1885. Da» Polizei-Amt »er StaSt Leipzig. Bretschneidrr. Hohlseld Vekanntmschung. Unter heutigem Tage ist die Herrn <karl Georg P«ter Trnst Straek hier crtheilte Concession zur gewerbmäßige» Beförderung von Schiffspaffagreren jeder Arl nach über- eeische» Häfen und Abschließuu^ von Schissseontracten im Anstragc der Niederländisch-Amerikanischen DampsslbifffahrtS- Gesellschast zu Rotterdam auf Ansuchen und nachdem Herr Strack die diesbezügliche Bevollmächtigung nachgewiesen hat, dahin erstreckt worden, auch im Austrage keS obrigkeitlich concessionikten Sckiffs-Expedienteil Herrn Vduard Iehon in Bremen derartige Perträge abzuschließen, wa« hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Leipzig, den 18 März 1885. Der RatH der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Uhlmann. Vekalmtmachllns. Auf Grund de« für die Sladl Leipzig errichteten OrtS- statutS vom l 8.November v.I., durch welches die Bersicherungs- psticktigkeit der hier in Gehalt oder Lolin stehenden Arbeiter aus Diejenigen, welche in anderen TranSporlgewerben, als dem Eisenbabn- und dem BinnendampsschisssalntSbetriebc beschäftigt sind, erstreckt und zugleich angeordnek worden ist, daß die in Atz 4S bis 53 beziehentlich 8 65 des ReichSgeietzeS vom 15.Iuni 1883, betr. die Krankenversicherung der Arbeiter, enlhaltenen Lorschristen aus die Arbeitgeber der Transportgewerbe An wendung erleide», werden, nachdem dieseö Statut von der Königliche» KreiSbauptmannschaft zu Leipzig durch Decret vom 25. vor. Mis. bestätigt und in der für die Stadt Leipzig vorgejchriebenen Weise, vergleiche Nr. 72 der „Leipziger Nack richten" vom 13. dss. MtS., Nr. 76 deS „Leipziger Tage blätter und Anzeigers" vom 17. dss. MtS. und Nr. 32 des „Leipziger Dorsanzeigers" vom 15. dss. Mts., veröffentlicht worden ist, die hier in Leipzig ein Transportgewerbe be treibenden Arbeitgeber aufgesorderk. ihre verfickerungspslichtigen Arbeiter, soweit sie solche nickt bereit« bei der hier für die Arbeiter der Verkehrsgewerde errichteten Ort-kranken- caffe XVII angemeldet oder für dieselben Betrieb«-(Fabrik-) Krankencaffen errichtet haben, bei der gemeinsamen Melde stelle, Weststraße 77, I., Zimmer 3, für die genannte Orts- krankencaffe XVII binnen 14 Tagen und spätesten- am 10. April laufenden Jahre« bei Bermeidung von 20^Geld strafe in der durch Rathsbekanntmackung vom 23. Oktober vorigeil IahreS vorgcschriebenen Weise und unter Benutzung der hierfür bestimmten Anmeldeformulare anzumelden Als TranSportaewerbe sind alle diejenigen Betriebe zu betrachten, welche sich mit dem Transport von Menschen oder Waaren und mit der Verladung von Waaren beziehentlich deren Aufbewahrung in Speichern, Magazinen, Böden. Kellern und Niederlagen befassen, also insbesondere: der Postbetrieb und die Postbalterei, die Betriebe des PersonenfubnverkS ein schließlich der OmnibuS-, Droschken- und Slraßenbabnbclriebc, die Betriebe des Noll- und Fracklsuhrwerks einschließlich der Güterpacker, Gülerladcr, Schosser, Bracker, Wäger, Messer, Schauer uuv Stauer, da« Leichensubrwesen einschließlich der Leichenbestatter, die Betriebe derjenigen, welche erwerbSmäßig ans Gondeln und Käbnen Personen oder Güter transportire», die Dienstmann- und Packträger-, auch Koffcrträgcrmstitute rc. Leipzig, den 23. März 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. (KrankenverfieherunqSaint.) Wcnter. Nichtamtlicher Theil. Die handelspolitische Agitation in Rumänien. * Wir hatten erst kürzlich Gelegenheit, an der Hand von kbatsachen darauf hinzuweisen, daß die handelspolitische Bewegung in Rumänien eine sehr hochgehenve ist und hin sichtlich de« zukünftigen Handelsvertrages mit Oesterreich- Ungarn von keinerlei Zugeständniffcn zu Gunsten de« letzteren etwa« wissen will. Nach den neuesten telegraphischen Mit theilungen aus Bukarest hat dort am 20 d. abermals eine sebr zahlreich besuchte Versammlung stattgefunden, welche sich vor Allem die Aufgabe stellte, den Widerstand gegen die bisherige Handelspolitik Rumänien- ganz nachdrücklich zu organisiren. Diese Dersc»»mlung fällt um so mehr ins Gewichi, als an derselben auch der Ministerpräsident Braliano, niedrere seiner College», Fürst Georg Slurdza, viele Kammer- mitgliedcr und eine große Zahl Vertreter deS rumänischen Handels »nd der Landwirthschaft Theil genommen haben. Zum Vorsitzenden der Versammlung wurde mit langem, stürmischem Beifall kein Geringerer als der Präsident der Kammer ge wählt, der die Verhandlungen mit einer sehr bemerkcns- werthen Rede eröffnete. Dieselbe schloß mit der Bemerkung. eS sei ganz unmöglich und gegen die Würde deS rumänischen Staates, die zabllosen Bcralionen länger zu dulden, welche sich Ungarn den Haiidelsinlereffen RnmänienS gegenüber er laube. Die Rede deS Kammerpräsidenten wurde mit großem Jubel ausgenommen, woraus mehrere Senatoren und Abge ordnete das Wort ergriffen unk an die Regierung die ein dringliche Mahnung ricktclen, sich über die Lage in klarer, unzweideutiger Weise auszusprechen. Der Minister de« auswärtigen Amte«, Campineano, er suchte die oppositionellen Redner, sich noch einige Tage zu gedulden, da die Verhandlungen »och immer im Zuge seien. Dieser Vorschlag des Minister« ries einen wahren Sturm der Entrüstung hervor, ja mehrere Senatoren und Abgeordnete erklärten in heftigen Reden, das Land könne und dürfe nickt länger warten, wenn es von den Rücksichtslosigkeiten Ungarns nickt weiter in hockst empfindlicher Weise geschädigt werde» wolle. Mehrere Redner schlugen sogar vor. man möge sich an die Großmäcblc wenden, um einen Schiedsspruch der selben zwischen Rumänien und Oesterreich-Ungarn berbei- znsühren. Andere befürwortete», sofort nachdrückliche Maß regeln gegen die ungarischen Vergewaltigungen zu ergreifen und ganz besonders Repressalie» gegen den ungarischen Ein suhrhandel anzuorvnen. Alle diese Vorschläge wurden mit großem Beisalle ausgenommen, ja die ganze Haltung der Versaniinliing ließ keinen Angeullick zweiscln, daß die bandelS- politische Agitation bereit- in ein Stadium getreten sei, welches zu nicht unbedenklichen äußeren Verwickelungen sichren könne Nachdem noch mehrere Redner im oppositionellen Sinne gesprochen, erhob sich Fürst Georg Sturdza. »Unsere Ab sichten", sagte er unter Anderem, .sind dem Cabinete in keiner Weise feindlich; allein um die Regierung in der Berlheidigung der Reckte unseres Landes zu unterstützen, müssen wir vor Allem wissen, wie die Dinge sieben, und es ist desbalb nolb- wendig, daß der Nationalvertretung nichts verheimlicht werde. Unter diesen Umständen ist die Lage, in die der Munster des Aeußern geralhc», sehr zu bedauern; sie verletzt die Würde deS Parlaments und der Majorität. Wenn man uns nichts zu sagen hat. wozu hat man unS hierher berufen?" Auch diese nicht unzutreffenden Bemerkungen des Fürsten Sturdza fanden seiten« der Bersamnilung lebhafte Zustimmung, was den anwesenden Ministerpräsidenten Bratiano veranlaßte, seine bisherige Zurückhaltung auszugebcn und zu Gunsten seines harlbedrängten College«, de« Minister« deS Aus wärtigen, einzulrcten. Unter großer Unruhe der Versammlung und verschiedenen Zwischenrufen bestieg der Ministerpräsident Bratiano die Rednerbülme. Nachdem die Ruhe einigermaßen hergestellt war, begann er: „Wenn Sie kein Vertrauen zur Regierung haben, so brauchen Sie eö nur zu sagen. Wenn ich mich nicht zurückziehe, so geschieht eS nicht aus Sehnsucht nach der Macht, die ich nicht empfinde, sondern weil es meine Pstickt ist, in der Stund-' der Gefahr aus meinem Posten auSzu- harren. ES ist wahr, daß die Frage, die aus der Tages ordnung ist, einen sehr ernsten Charakter hat; allein cs ist nicht nothwendig, sie zu übertreiben. Slreiligkeiten ökonomischer Natur sind in unserer Zeit zwischen den Nationen nicht feilen; es ist nicht nothwendig, zu glaube», daß wir die Einzigen sind, die darunter zu leiden haben. Wohl ist eS wahr, baß in dem gegenwärtigen Falle wir die Opfer sind, und daß Ungarn ungerechl gegen uns vorgeht; allein nickt mit Drobungeu. nicht mit hochtrabenden Phrasen werken wir unser Recht erlangen. Es bedarf vor Allem der Thaten und einer Hal tung. die bei aller Energie doch auch ruhig ist. Die Hanvets- Eonvention muß gekündigt werden und den Verhandlungen, die hieraus folgen werten, muß nolhivendig eine Reihe billiger gegenseitiger Concessionen zu Grunde liegen. Es ist unmöglich, daß Oesterreich-Ungarn nicht anerkenne, daß gewisse wesentliche Theile der Convention geändert werden müffen. UeberdieS haben sich selbst in Ungarn Stimmen für die Kündigung der Convention erhoben. Was die Vexalionen betrifft, die unS durch daS Verbot der Viebeinsuhr nach Ungarn auferlegt werden, so ist dies eine Frage dringende» CharakterS^ja eS ist unbestreitbar, daß die Regierung alle notb- weudigrn Maßregeln in dieser Sache ergreife» soll. Zn diesem Momente wird über d eseS Tbcina unterhandelt, und es i» zu hoffen, daß eine Lösung gesunden werden wird. Sollte dies nicht möglich sein, so werden die Kammern rechtzeitig über daS Geschehene unterrichtet werden und e« wird dann die Zeit sei», von Repressalien zu sprechen; aber vor Allem bedarf e- der Mäßigung, um der Gefahr zu entgehen, durch eine unüberlegte Haltung die schwebenden Verhandlungen in Frage zu stellen." Diese Erklärungen des Ministerpräsidenten fanden nur im Kreise der gemäßigten Opposition einige Anerkennung, wäh rend die äußerste Linke mit ihrem Mißtrauen nicht zurück- hiclt und zu einer möglichst schleunigen Lösung der Frage krängte. Nachdem noch in Vieser Richtung mehrere Redner der entschiedenen Opposition gesprochen, wurden die Verhand lungen unter großer Aufregung geschlossen. Es läßt sich also nickt leugnen, daß die öffentliche Slimmung in Rumä nien eine sehr erregte ist, ivaS im Berein mil dem großen Drucke, den dort die Meinung des Landes aus derartige Angelegenheiten ausübt, »och zu manche» ernsteren Ver wickelungen Beranlaffung geben kann. Diese Besorgniß scheint schon aus dem Grunde nicht ganz ausgeschlossen, weil biSber der magyarische Chauvinismus sich durchaus nickt entschließen konnte, den gewiß nicht unbegründeten Beschwerden der Rumänen Rechnung zu tragen. Leipzig, 24. März 1885. * Der Geburtstag Seiner Majestät d«S Kaiser- ist überall im deutschen Reiche und weit über dessen Grenze» hinaus in wahrhaft erhebender Weise einmülhig gefeiert worden. ES liegt uns darüber von nah und fern eine große Anzahl von Depeschen und Correipondenzen vor, die wir in dessen mit Rücksicht aus de» Raum unseres Blattes nur theilweise zum Abdruck bringen könen. * Die Begründung des im preußische» Abgeordneten hause eingebrachten Gesetzentwurfes, betreffend „eine Schadloshaltung des herzoglich schleswig-hol steinischen Hauses" ist schon srüber mikgclhcilt worden. Der Vorlage entnehmen wir noch den Wortlaut deS den Ausgangspunkt derselben bildenden Schreibens, welches der Herzog Ernst Günther in Gemeinschaft mit de», Prinzen Christian von Schlcöwig-Holstcin am 18. Mai >884 an den Kaiser richtete ES ist der folgende: „Bevor Ew. Majestät die Genehmigung zur Verlobung Ihres Enkels, des Prinzen Wilhelm königliche Hohe» mit der Prinzessin Victoria Auguste zu Lchlcswig-Holstei» ertheilten, sprachen Aller- höchstdieselben den Wunsch aus, „es möchte der Vater der Prinzessin, der Herzog Friedrich zu Schleswig-Holstein, mit Rücksicht aus die früheren m den Hcrzogthüniera staitgehabten Ereignisse nunmehr bemüht lein, seine Stellung und die seines Hauses zu der preußischen Krone in solcher Weise zu klären und zu befestigen, daß nach keiner Seite hin eine Trübung irgend welcher Verhältnisse werde statt- finden können." Der Herzog Friedrich war bereit, diesem Wunsche zu ent sprechen und legte in einem jür Seine kaiserliche Hoheit den Kron prinzen bestimmten Schreiben folgende Eiklärung iiicecr: „Würde Schleswig-Holstein, wie vor 16 Jahren, unter fremder Herrschaft stehen und nicht im Lause der Ereigniffe an Preußen und dadurch an Deutschland gekommen sein, so würde nichts mich davon abhaltcn, mit allen erlaubten Mitteln die Losreißung desselben und die Ber einigung desselben mit Deutschland zu erstreben. Das Land gehört ober jetzt völkerrechtlich anerkannt »nd >» fester Verbind»««, als ein Theil Preußens, zum deutschen Reich, »nd die Machlstillnng Seiner Majestät de« ttaiiers und Königs sichert dieie Zusaniineugehürigke t. Was ich darüber hinaus erstrebte, habe ich iininer dem nationalen Gedanken untergeordnet, lli» so weniger wurde ich in Zukunft, wo uns, wie wir hoffen, noch ein iiinigercs Familienband als bisher verknüpse» wird, cs vor meinem Gewissen rcchlicrtigc» könne», das damals nicht Erreichte unter Gefährdung des Wohlec- und der Ruhe Preußens und des deutschen Reiches und in Gegnerschait zu dem selben zu erstreben." Bald nachdem er diese Erklärung abgegebrn und noch bevor er dieselbe an Euere Majestät Allerhöchst-Selbst hatte gelangen lassen, wurde der Herzog aus dem Leben abgerusen, und derselbe ließ somit die Angelegenheit formell unerledigt zurück. Ew. Majestät sprachen indeß vor der Vermählung Sr. königlichen Hoheit des Prinzen Wilhelm im Hinblick aus den Allerhöcbstdenselben bekannt gewordenen 78. Jahrgang. ——————— —» >1M Inhalt der von dem dahingelchlcdenen Herzog Friedrich abgegebenen Erklärung, die Erwartung aus, daß ich, der H.rzog Ernst Günther, nach erreichter Mündigkeit, und ich. der Prinz Christian, als nächster Agnat, die vorstehende Erklärung deS verewigten Herzogs, unseres Herrn Vaters und Bruders, zu der unserige» machen würden. Da der Zeitpunkt meiner, d-S Herzogs Günther, Milndigkril nahe bevorsteht, io erachten wir den Augenblick für gekommen, in welchem wir der Erwartung Ew. Majestät zu entsprechen haben, und wir machen demgemäß die von unserem in Gott ruhende» Vater und Bruder abgegebene Erkbii inig hiermit zu der unierigr», dergestalt, daß Ew. Majestät diese Erklärung als auch von unS abgegeben er achten und annehme» wollen. Wir erkennen damit, und zwar ich, der Herzog Ernst Günther, als Nachfolger meines verewigten Herrn Vaters in alle» seinen Rechten, u»d ich, der Prinz Christian, als zeitiger Vormund des Herzogs Ernst Günther und zugleich als der nächste Agnat >in herzogliche» Hanse, für uns selbst und für unsere Erben die staat-'- »nd völkerrechtliche Zugehörigkeit Schleswig.Holsteins zum vreußi'cheii Staate unter Verzichtleistung aus alle von dem Hause Schle -oi i-Holstciii-Augustenbiirg früher aus die Herzogthümer Schleowi ,-Holst, i» geltend gemachten Rechte zu Gunsten Sr. Majestät des .n iiiers, Königs von Preußen und Allerliüchsidessen Nachfolgern gern uns will g an, indem wir damit der Verwirklichung des nationalen Gebaut»s: der ungethrilten und untrennbare» Zusaminengel örigk.i: der Herzogthümer mit Deutschland, welche unser Haus auch l der Veriolgung seiner eigenen Rechte stets für daS erste und höchste Ziel erachtet hat, am besten zu dienen glauben. Der zur Verwirklichung dieses Gedankens einst dänischer Ber- gewaltigung gegenüber von dcni Herzog Friedrich und srüber schon von dcni herzogliche» Haust geleistete Widerstand, sonst, die Ber- tl eidigniig seiner Rechlsitellu ig in den Herzogtbilmern, Bestrebungen, welche mit der Bereinigung derielben mit Preuße» ihren endgilttgen Alstchluß gesunden baben. sind für das herzogliche HauS die Ursache großer vermögensrechtlichcr Verluste geworden. Es dars daran erinnert werde», daß der Herzog Christian Ausgust von Schleswig- Holstein durch die Zwangslage, in welche er von der dänischen Regierung verictzt war, im Jahre 1852 genölhiqt wurde, de» alten Familien gütern deS herzoglichen Hausee- aus dem Festland Schleswigs und «ms der Insel Alien gegen eine dem wahren Werth dieser Besitzungen nicht entsprechende „Widerlage" zu entsagen, und daß ferner die dabei nothwendig gewordene anderweite Anlegung der als Wider lage erhaltenen Entschädiguiigsgelder im Lause der Zeiten zu noch weiteren Verluste» geführt hat. Aus diesem geschichtlichen Verlause der Dinge glauben wir die Berechtigung entnehme» zu dürfen, Ew Majestät mir der ehrsurchts- volle» Bitte zu nahen: daß die Krone Preußen geueigen möge, mit dem Herzoglichen Haust zur Vergütung seiner, durch die politische» Ereignisse erlittenen Bcrmögensverluste ein ähnliches Abkommen zu treffen, wie Dieselbe ein solches in früheren Fällen mit andere» Fürstenhäusern getroffen hat. * Die Kassuben, tvelche emen potuischen Diolect reden, bersohiic» die Kreise Schlocbau, Könitz, Schwetz. Mariru- werder JintS der Weichsel), Stargard, Bereut. CarlhauS. Neustadt, Danzig-Land in Westpreußcn und die Kreise Btttow und Lanenburg in Hinterpommern. Ihre Gesammlzahl mag ungefähr 260,006—270,000 betragen. Während die Kaffuben in Westpreußen der katholischen Eonsession angehören und ihre Sprache nicht bloS bewahrt haben, sondern dieselbe auch über die deutschen Ortschaften der Nachbarschaft auözubreiten suchen, sind die 3500 Kaffuben in den Kreisen Bütow und Laucnburg im Lause der Zeit fast vollständig aermanisirt worden. Die Germanisirung begann durch Kirche und Scknle schon zu den Zeilen Friedrich'« de« Großen. Wäh rend früher dort von den evangelischen Geistlichen nur polnisch gepredigt wurde, ist allmälig immer mehr die Predigt in deutscher Sprache eingeftihrt worden. Zm Jahre 1832 hörten die polnischen Predigten in der evangelischen Kirche zu Bütow vollständig aus. und während im Jahre t814 im Kreise Bütow die ländliche Bevölkerung noch polnisch sprach, ist gegen wärtig die polnische Sprache kort fast vollständig verschwunden. I» einer Parockne, wo sich dies« Sprache besonders lange erhallen hatte, betrug im Jahre l820 die Anzahl der pol nischen Communiceuitcn 3287, di« der deutschen 1551; im Jabre 1870 war die Zahl der polnischen Eommunicanten auf 125 berabgegangen, die der dcnlschen aus 5256 gestiegen. Wie der „Piclgrzym" mitlbeilt, ist diese Parockie die einzige im Kreise Bütow, deren Pfarrer noch der polnischen Sprache mächtig ist. Einige Male im Jahre reist er nach einer anderen Parockne und predigt auch dort in polnischer Sprache; in allen übrigen Kirchen bat die Predigt in polnischer Sprache vollständig ausgchört. Zu den polnischen Predigten gehen »ur noch ältere Leute, die jüngeren verstehen nicht niebr die polnischen Kirchenlieder zu singen. Bei de» alleren findet man auch »och die polni'cbe Bibel, polnische Gesangbücher »uv dir Predigten Do,nbrvwski's. Gicbl cs in einer Familie Niemand mehr, der diese pvlni'chcn Bücher versteht, so werden dein Letzten, der noch polnisch sprach, dieselben bei der Be erdigung mit i» den Sarg gelegt. Trotz dieses Dahin- schwindens des letzten Nestes der pommcrschcii Kasiubcn ver suchen die Leiter der polnischen Bewegung in Westpreußen immer noch, neues polnisches Leben in die wenige» kassubischen Dörfer des Kreises Bülow zu pflanzen; doch ist der Erfolg dieser Agitation ganz gering und kaum zu spüren. * In der Versammlung deS National Vereins zu KremS wurde aus Antrag Or. Stingl's ein Programm angenommen, dessen erster Punct eine bemerkenswcrlhc Fort bildung Testen enthält, waS seit jeher eine Forderung der deillschnalionalen Partei gewesen war. Es heißt darin: „Die dcnlschiiationalc Wirtbschaslsparlei vertritt allerorts, allerzeit und zu allererst die »alionalcn und wirtbschasUicken Jnlereffc» des deutschen Volkes in Oesterreich mil Entschiedenheit, Festig keit und Zähigkeit in Wort und Tbat. Sie ist besonders in dem Streben einig: zur Sicherung deutschen Volkslbums n»d »alionaler Wohlfahrt die Wiederherstellung einer Gesetz gebung in innere» Angel-genheilen der vormals deutschen Reichs- und Bundesländer im Rcichsrathe zu Wien und die ernstliche J»a»griss»ahme der »attonal-wirtlffcbat'Uichen und socialen Gesetzrcsorni im NcichSrathe zu fordern, wogegen die auswärtigen Angelegenheiten in einem aus Mitgliedern deS ReichsratheS und der Landtage von Galizien. Bukowina und Dalmatien zusammengesetzte» Reichstage in Wien gc,»ci»sa:n entschieden werden. Behufs nationaler wirthschast- licher Vereinigung Oesterreichs mit Deutschland ist eine gcmcinsaine Gesetzgebung in Zoll- und Handelssachen, im Verkehr und Geldwesen dahin anziistrcben: daß diese An gelegenheiten in einem von Mitgliedern LeS deulichen und österreichischen Reichstage» bcschicklen „ReichS-Zolltag in Leipzig" behandelt werden." * AuS Graz wird der „Neuen Freien Presse" berichtet: Bei einer Kneipe der Burschenschaft „Arminia" wurde ein Hoch aus Bismarck ciuSgcbrachl, woraus der anwesende Polizei-Beamte die Versammlung auslkste.
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