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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.02.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188402218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-02
- Tag1884-02-21
- Monat1884-02
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.02.1884
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I». a« gege« etnhalbjähr- liche Aüwdtquna Dte««tag» de» SS. d. Mt«. Bormittag« 11 Uhr aus dem Rathhause, I. Etage Zimmer Nr. 17, an den Metsibtete«dea anderweit vermtethet werden. Ebendasebst auf dem großen Saale liegen die Der» miethuugS» und BersteigerungSbedingungrn nebst Inventarium de« zu vermiethenden Gewölbe« schon vor dem Termin zur Einsichtnahme aus. Leipzig, am 13. Februar 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. i. S vr. Georgi. -töß. I« Anschluß an unsere Bekanntmachung vom SS. Juli 1879 bringen wir hierdurch zur öffentlichen Kenntniß. daß wir den Inhabern der Firma Scheele ckl Mart hier (Lange Straße 46) Erlaubnis zur AuSsührung von Klär- und De«insrction«anlagen nach einem verbesserten, von ihnen dem gemischten Gesundheitsau-lchuß zur Prüfung vorgelegten und von diesem genehmigten Systeme ertheilt habe». Leipzig, am 18. Februar 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Herwig. Die Ersteher der Hölzer im B«rga»er und <ko««e» »ttzer Forstreviere werden hierdurch zur ungesäumten Lbsuhrr ausgesordert. Leipzig, am 19. Februar 1884. De« Rath« Aorsi-Depatatto». Höhere Schule für Nööche«. Die Ausnabmeprüfungen fiudeu Eonnadend, de» 1. Mirz» «argen» 9 vhr statt. Außer Papier und Feder sind die «lchaeliszeuguisse und etwa noch nicht emaeltefette Scheine milzubriagen. Die für die zehnte Llasse aogemeldeten Echülrrinne» bitte tch a» demselben Lage zwischen 4 und b Uhr in der Schule »«^stellen. «brnar 1884. Israelitische Neligionsschsle. Die Lumeldnngen neoer Schüler und Schülerinnen für da« im April beginnend« neu« Schuljahr werden Donnerstag und Freitag, den LI. «nd SS. Keörnar, vormittag von 9—11 Uhr» im Kauzleizimmer der Synagoge entgegengenommen. Spätere Anmeldungen können nicht berücksichtigt werden. Sattzschmttzt Direktor. Auction. Freitag, he« SS. Fehrnar 1884, Nachmittag« 9 Uhr, gelangen im Restaurant »am Lchloßkeller zu Reudnitz bi« zur Lanenr-maffe d«r Huwiacher« Johann Adolf Gnfta» Ech«ock zu Reudnitz gehörigen Waarenvorräthe und GeichästSnteustlien, alt: 163 Stück fertige und 29 Stück unfertige Hüte, 9 Mützen, HntseLer», Band und Schnüre, 7 versch. Regale, 2 Arbeit»- nsch«, 2 Trockenleisten. 1 Trockenofen, 10 Bügeleisen, 20 Stück Hutformmatrizen, 104 Stück hölzerne Hutforme« und versch. keiner«» Handwerkszeug, ferner 1 Nähmaschine, 1 Kleider- und 1 Küchenschrank, 1 Bild, 1 Hängelampe, 2 Kohlenkaften, 1 Eimer, 1 Länser, sowie 2 Herrenhemden und 1 Brockhau»', sche« Lonveriation-lerikon, meistbietend gegen soiortige «aarzahlung «ffentlich zur Versteigerung. Leipzig, den 6. Februar 1884. Singer, Bericht-Vollzieher. Vekanntmachllug. Entrttzsch. Bei der Unterzeichneten Gemeindeverwaltung ist eine Stelle al» Schutzmann zu besetzen. — Einkommen iucl. Bekleidung», gelb 810^l. Bewerber wollen ihre Besuche bi» zum SS. d. hier einrricheu. Eutritzsch, am 18. Februar 1884. Der Semetnderath. Thoma«, Lemeiudevorstand. »est. Nichtamtlicher Theil. Die Russen in Merw. Am 11. Februar meldete der Chef de» transkaspischen Ge biete« dem Kaiser von Rußland, daß die Khane von 4 Turk menrnstämmen und 24 von je 2SSV Kibilken gewählte Be vollmächtigte ihre Unterwerfung unter da« Scepter Rußland« a«gezeigt und diesen Entschluß durch einen feierlichen Eid für sich »nd da» ganze Volk von Merw bekräftigt haben. Die Sache wurde so dargestellt, daß die Turkmenenhäuptlinge selbst auf diesen klugen Gedanken gekommen wären; sie hätten eingesehen, daß sie sich nicht selbst zu regieren vermögen und dal sie nur unter russischer Herrschaft in Ruh« und Frieden existier« können. Auch um Gründe für diesen immerhin auf. fallenden Entschluß sind di« Rüsten nicht verlegen: Durch Unterwerfung der Achalteke-Oase seien die Merw-Turkweuen vollständig ifolirt und vor die Existenzfrage gestellt arwesa«. Und «er bedroht die Existenz diese« Volke»? Die Räuber, welch« Chorassan verwüsten und der Aulbreitung der Civili- fatio» und dem Handel gefährlich sind. Und damit der Handel ungestört seinen Verlauf nehmen könne, wird noch da« Attrekgebiet einverleibt und zugleich demselben die Zu gehörigkeit zu Persien aberkannt. Auf dies« Weise ist di« direkt« Verbindung von ASkabnd nach Mer» in der ein- sachsten Weise hergestellt. Begütigend wird hinzngesügt» daß Rußland Serakh« niemals besetzen «erde. Rußland hat also England in einem Augenblick vor eine vollendete Thatsache gestellt, in welchem es all« Hände voll zu thnn hat, um die feit ^«r Besetzung Egypten« gemachten Fehler theilweise wieder gut zu machen. Di« Schlauheit, mit welcher Rußland dabei zu Werke ging, ist geradezu be- w»nterung«würvig und steht dem Schachzuge würdig zur Seit«, welchen e« im Jahre 1870 führte, al« e« sich vom Parst« Vertrage von 18S6 lossagte und da« Schwarze Reer als ein für Rußland offene« erklärte. Di« Turkmenen Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. »«flage 18,1»» Tvsnnnllentsprki, viertel,- 4'/, Ml. mcl. Briagerlodu ü Ml. dar» dir Pofl bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Bl. Gebühre» ,ür Extradeilaae» ohne Poübesörderung 39 Mk. »U Postbesörderung 48 Mk. Inserate Sgelpaltene Petitzeile SO Pf. «rößere Schnsten laut «»irrem Peri«. verzeichn iß. Tabellarstcher n. Zifferniatz nach h«her» Tarst. Nerlamen »nter de« sirdacti«»»ßrich dt« Svaltzeile SO «f. Iniernte sind Ket« au die ^rpeditiNN z» ieude». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»«vnwer»oäo »der duläh Post» »achaaame. Donnerstag dm 21. Februar 1884. 78. Jahrgang: Khan« sind so sicher zur Unterwerfung unter Rußland ge zwungen worden, wie dies« Macht nicht an den Thoren Indien» stehen bleiben, sondern alsbald auch Herat besetzen wird. Mag sich jetzt Rußland auch al» der beste Freund England- in Asien geberdeu, im Hinterhalt steht der Gedanke fest, England au» seiner beherrschenden Stellung in Süd asien zu verdrängen und selbst die asiatische Weltherrschaft auszunchten. Bon allen Seiten kommen die Russen heran- aerückt, der verderbliche Krei«, wrlcher England bedroht, zieht sich von Jahr zu Jahr fester zusammen. vergleichen wir damit, was die englische Regierung thut, um der drohenden Gefahr bei Zeiten die Spitze zu bieten. In der UnterhauSsttzung vom 18. Februar bemerkte Glab» stone: »ES scheint auS de» Berichten deS englischen Botschafters in St. Petersburg hervorzugehen, daß die Turkmenen in Merw sich Rußland unterworfen habe». Sollte in Folge dessen ein diplomatischer Schristenwechsel entstehen, so würde das Par lament hinreichend informirt werden." AuS dieser Erklärung geht hervor, daß Gladstone durch die von langer Hand her vorbereitete Unterwerfung der Turkmenen unter die russische Herrschaft vollständig überrascht worden ist, daß also sein diplomatischer Borposteudienst ebenso schlecht organisirt ist wie der militairische Kundschasterdienst der englische» Generale. So wie diese regelmäßig in einen Hinterhalt fallen, so ist Gladstone in einen diplomatischen Hinterhalt gefallen, den ihm die Russen gelegt haben. Noch im September 1883 überraschte Gladstone die Welt durch seine abenteuerliche Fahrt nach FredenSborg. Man sprach damals viel über den dermuthlicken Zweck dieser Fahrt, eS war von einem Eegenbündniß gegen da- mittel europäische FriedenSbündniß die Rede, da» damal« angebahnt worden sein sollte. Jetzt wird der Zweck klar: Gladstone sollte in völlige Sicherheit wegen der Absichten Rußland« in Asien tingewiegt werden. eS wurden ihm alle möglichen Ncbelbilder vorgegaukrlt, um seine leicht erregbare Ein bildungskraft zu beschäftigen, und so konnte Rußland um so ungestörter im Trübe» fischen. Wie sehr hat sich di« Lage England« seit anderthalb Jahren zum Nachtheil verändert! Noch im September 1882 der beneidet« Eroberer Egypteu«, bietet e« heute ein Bild de» Mitleid« dar: im Suva» der Gnade de« Mahdi überantwortet, in Asien von Rußland bedroht, in China und Madagaskar von den Franzose» bedrängt. Uud da» Alle« wegen der schwankenden kurz sichtigen Politik eines alternden Staatsmannes, dessen ein ziger Borzug seine allezeit bereite Redesertigkeit ist. Wenn er bisher dem Mißtrauensvotum de« Unterhaus«« eutgma. so hat er da« nur seiner Redegab«, aber nicht der Klugheit seiner Amtsführung zu verdanken. « Wie sehr sticht von der Rathlofigkeit de« englischen Premier minister» die sichere und zicibewußte Leitung der auswärtigen Politik durch den deutsche» Reichskanzler ab! Während Gladstone genug gethan zu haben glaubte, wenn er in Kairo durch sortaesctzle« Räukespiel Frankreich von der Mitregicrung Egypten« fern hielt und der Welt verspiegelte, daß Englaub gar keine AnnexionSaelüste in Egypten verfolge, arbeitete Fürst BiSmarck unablässig daran,' Rußland« Absichten auf der Balkanhalbiusel zu durchkreuzen und ihm klar zu machen, daß gute Beziehungen zu Deutschland und Oesterreich weit mehr im wahren Interesse Rußland» lägen, als die Ent zündung eine» neuen OrientkricgeS im Bunde mit Frankreich und unter englischer Neutralität. Wenn die Bölkcr in Asien und im Sudan aus einander schlagen, da» kümmert Deutsch land und Oesterreich nicht, aber wenn Rußland die stet» be gehrliche Hand nach dem Goldenen Horn auSftreckt, dann wird Oesterreich in Mitleidenschaft gezogen und mittelbar auch wir. Deshalb war e« nöthig, gute Beziehungen mit Serbien und Rumänien anzuknüpfen und auch dem Fürsten Alexander von Bulgarien diplomatischen Schutz angedeiben »l lassen. Rußland wußte, daß jeder seiner Schritte auf der Balkanhalbinsel von FriedrichSruh au- aufmerksam beobachtet würde, und deshalb sandte der Kaiser seinen Minister v. Gier« zum Reich«kanzler. um endlich wieder klare Verhältnisse zu schaffen zwischen Deutschland und Rußland. Die dargrbotene Hand wurde gern ergriffen, aber mit schönen Worten und Höslich- krittphrasen, wie im Jahre 1882, war e« nicht genug gethan, Fürst BiSmarck verlangte Bürgschaften für die Aufrichtigkeit der russischen Absichten. Die erste Bedingung für rin freund nachbarliche« verhältniß mit Rußland war die Lersetzung de« Deutschland treu ergebenen Fürsten Orlow von Pari« nach Berlin, und die zweite Bedingung war die Zurückziehung der an der preußischen und österrnchifchen Grenze angehäusten Truppen. Die Verhandlungen darüber haben sich ein wenig in die Läng« gezogen, denn sie schweben seit einem Jahre; jetzt scheint aber Ernst gemacht zu werden mit der AuS- fuhrung. Dafür spricht die gleichzeitige Anwesenheit de» Kriegsministers Bronsart v. Schellenborfs und deS russischen Militairbevollmächtigten, Fürsten Dolgorucki in FriedrichSruh. Jetzt sind eS England und Frankreich, deren Isolirung in Europa vollendet iit, und beiden Mächten gegenüber steht der festgeiügt« Friedensbund, der stark genug ist, um einer Welt m Waffen Frieden zu gebieten. Durch die Besetzung MerwS und den Botschafterwechsel in Berlin ist die gegenwärtige Sesammtlage der europäischen Politik am prägnantesten gekennzeichnet. ^ Leipzig, 21. Februar 1884. * DleSocialdemokratrn haben e« im Grund« immer anerkannt, daß da« Kranleneasseugesetz im Interesse der Arbeite, liege und eine wohltbätiae Wirkung äußern werde. Dean ihre Abgeordneten im Reichstag trotzdem dagegen gestimmt haben, so geschah e«, weil sie au« den Händen der Regierung und der bürgerlichen Parteien eine Wohlthat nicht anzunehmeu wünschen, denselben den Ruhm nicht gönnen, volksfreundliche Rrsermen'dnrchzusühren und in den Kreisen der Arbeiter di« Ansicht nicht auskommen lasse« wollen, daß auch von dorther etwa« Heilsame« zn erhoffen sei. Die bestehende staatliche und gesellschaftliche Ordnung und da« socialdemokratische Prmcip tolle« al« ganz unvereinbare» ans Tod und Leben sich bekämpfende Gegensätze dargestelll werden, zwischen denen «ine Brücke der Versöhnung herzustelle« von vornherein al« rin ganz aussicht-lose« Unternehmen erscheinen muß. von diesen Erwägungen au« erfolgt« di« Ablehnung, wiederholt ober waren soeialdrmokratische Führ«, ehrlich »nd offenherzig genng. au«zuspreck»en, daß da« Gesetz viel Gute« enthalte und daß sie nur mit schwerem Herzen an« höheren Parteigründen dagegen gestimmt und gewirkt hätten. Run. da da« Gesetz in Kraft getreten ist, nehmen die Socialdemokraten auch keineSweg» mehr eine ab lehnende, gleichgültige und passive Haltung an, sondern sie suchen dasselbe sehr energisch auszunutzen, einmal in ihrem Parteiinteresse, sodann aber auch, wie wir wenigsten» hoffen wolle» und vorläufig nicht bezweifeln dürfen, auch im sach lichen Interesse der Arbeiter. Die socialdemokratischen Führer baden in dem Zwang zum Beitritt zu Krankencassen ein sebr wirksames Mittel erkannt, ihre Parteiorganisationen zu stärken und an<zudehneii. indem sie die ihrem Einfluß zugänglichen Arbeiter in die unter ihrer Leitung stehenden sre>rn cenlrali- sirten HilfScassen hineintreibcn. Zu welchen Ergebnissen der Wettkampf zwischen den freien unk den obrigkeitlichen oder Fabrikkrankencassen führen wird, vermag man noch nicht mit Sicherheit zu überleben. Ohne Zweifel werden aber die unter svcialdemokratischen Einflüsse» siebenden Cassen einen staAkn Aufschwung nehmen, und wir vermögen auch darin weder ein Unglück zu erkennen, noch zuzugeben, daß Jemand dadnrch überrascht worden oder gar in Bestürzung geralben wäre. Daß wirklich die Negierung Feindseligkeiten gegen die freien Cassen plane, ist bisher ein durch Thatsachen nicht unterstützter Argwohn; der dem BunbeSrath vorliegende» Novelle zum Hilf«cassengesetz kann die Bedeutung nicht beige- leat «erben, wenn sie gleich wirksamere Borsorge gegen einen Mißbrauch der Casseneinrichtungen zu politischen Zwecken und gegen Umgehungen der Borschritte» über das BeieinS- nnd Versammlung-recht schaffen will. Bis jetzt ist nicht» geschehen, wa« nicht bei Erlaß de« Srankencassengesetze« mit Sicherheit vorauSzusehen gewesen wäre. Hätte man mit den Zwecken diese- Gesetze- ein Fortbestehen und Gcbeiben der freie» Cass-n nicht für verträglich gehalten, so hätte man schon bei der Verständigung über da» Gesetz den Versuch gemacht, diese Cassen zu beseitigen. Es sebtt durchaus nicht an Handhaben, um Mißbräuchen und Gesetzwidrigkeiten bei der Verwaltung dieser Cassen entgegenzutreten.. Wenn sie aber die Zwecke de» Gesetze» ordnungsmäßig, verständig und loyal zu erreichen sich bestreben, so kann auS der bloßen Thatsache, daß die Leitung in sociaidcmokralischen Händen liqt» «in Bedenken gegen diese Cassen nicht hergeleitet irden. Die Aufgabe einer weisen und humanen Staat«- knnst kann doch nur sein» die mächtig« socialbemokvaüsche Bewegung in der Ardeiterwelt allmälig in die Bahnen rnhiger Reformbestrebungen, sachlicher Arbeit und gesetz- mäßizer Ziele zu lenken, vernünftige« Wirken aus gesetzlichem Boden für praktische Arbeiterinteressen an Stelle emer auf reizenden revolutionairen Agitation zu setzen. Tie Erreichung dies^ Ziel« kann nur befördert werden, wenn sich die Social- demokr<.ten an nüchternen sachlichen Arbeiten, wie der Durch- sssh-nng der Krankenversichernng, thätig betheiligen. " 2 Da» .Mainzer Journal" theilt mit, daß die aroßherzog- sich hessische Regierung von den für d,e Vesetznug de« bischöflichen Stuhle« von Mainz in Vorschlag gebrachten Geistlichen die bestimmte Erklärung forderte, ob dieselben, nachdem bisher jede Mitwirkung zur Herbeiführung einer den neuen Kirchengesctzen entsprechenden Verwaltung beharrlich verweigert worden sei, bereit und entschlossen seien, das bischöflich« Amt in jeder Beziehung in Uebereinstimmung mit den Staatsgesetzen und unter Beobachtung derselben zu führen. Die badische Regierung hatte eine ähnliche Er klärung von den ihr bezeichneten Candidaten für den erz bischöflichen Sitz von Freivurg verlangt, allem von keinem derselben erhalten. * Wie man der „Bossischen Zeitung" au« Braun schweig schreibt, wird für die zweite Hälfte de« März ein außerordentlicher Landtag de» Herzogthum» berufen werden, aus welchem die Eisenbahnfrage zur Entscheidung kommen soll. E« handelt sich zunächst um die Zustimmung der LandeSversammlung zu dem mit Preußen abgeschlossenen Vertrag, bctr. den Uebergang der braunschweigischen Bahnen in den preußischen Besitz. Ferner handelt e« sich dem ver nehmen nach um die Genehmigung gewisser durch die Ab machungen mit Preußen bedingter Modifikationen der Sccun- där-Projecte im Herzogthume, zu deren Ausführung die LandeSversammlung dem Bauconsortium (Erlanger u. Söhne in Frankfurt a. M.) eine Subvention bi« zur Höhe von 1,200,000 bereit« bewilligt hat. * Der LandetauSschuß nahm den Gesetzentwurf, be treffend die Verschmelzung der bisherigen drei Steuerdirectionen in Elsaß-Lothringen in eme mit dem Amtssitze in Straßburg in namentlicher Abstimmung mit 26 gegen 22 Stimmen an. * Daß Deutsch« und Ezeche« in Böhmen und Mähren jetzt mit zweierlei Maß von Seiten der Behörden gemessen werden, geht an« verschiedenen Thatsachen hervor; na mentlich tritt der Unterschied klar zu Tage aus dem Gebiete de» Kirchen- und Schulwesen«. In Pilsen, einer vor vier Jahrzehnten fast noch völlig deutschen Stadt, haben sich ganz allmälig die Czechen zur Majorität erhoben und nach und nach durch die ihnen so geläufigen Künste de« nationalen Terrori-mu« die Mehrheit lm Temeinderathe zu verschaffen gewußt. Die czechische Stadtverwaltung hat große Summen für die Errichtung slavischer Bolttschulen und Mittelschulen gespendet, auch kostspielige neue Schulhäuser gebaut; al« aber die deutschen Bewohner der Prager Vorstadt für ihr« Kinder eine deutsche Schule verlangten, da wurde diese Bitte rundweg abgeschlagen. Der Lande«schulralh in Prag wie« zwar dir Pilsener Gemeinde an. für den Unterricht der deutschen Kinder zum Mindesten durch Vermehrung der Parallelklassen Sorg« zu tragen: allein der UnterrichtSminister. Konrad von Eybe«seld, gab den Czechen Pilsen« recht, und so sind jetzt Hundert« von deutschen Kindern aus czechische Schulen angewiesen. San, ander« zeigen sich aber die Behörden, wenn e« gilt, czechische Privatschulen in rein deutschen Ortschaften zu öffentlichen Gcmeindeschulen zu erheben, wie e« kürzlich in Reichenberg und Nürschau geschehen ist. Obwohl gar kein Bedürfnis dafür vorhanden war» hat man in die,«, beiden Stärken, wie auch in Dux. Brüx, Traut««««. Srulich. Teplitz, Leitmeritz, Prachatitz, Krumau n. s. w czechische Schule» errichtet und mit allen Mitteln die Schüler dafür < worden: durch Befreiung vom Schulgelde, durch tz schenke, durch Ueberredung, durch Heranziehung der Kinder au» der Umgebung. So bald nun diese czechische» Schulen, durch welch« Via Ort« z» zweisprachige» Gemeinden gestempelt werden sollen, einigermaßen gefüllt sind, wird von der slavischen Bevölkerung die Uebernahm« der Privatanstalten durch die Gemeind« verlangt. Di« Stadt Nürschau, in welcher di« Czechen durcklau» zur stnctuirenden Arbeiter- bevklkerung gehören, hat sich nach Kräften gegen die Uebernahm« der czechischen Schule gewehrt; indessen ist sie mit ihrem Recur« von dem LandeSschulrath abgrwiesen worden. Ebenso ging eS der Stadt Reichenberg. Will der czechische Schulderem »n deutschen Sprachgebiete eine czechische Lchule errichten, so wird diesem verlangen der Czechen von Seiten der Behörden jede Unterstützung und Förderung zu Theil; nicist schon nach zwei oder drei Wochen ist di« Ge nehmigung de« ProjecteS e,»gelausen. Al« aber der deutsche Schulverein in der Königinhofer Vorstadt Podhart, die ganz deutsch ist, eine deutsche Schule gründe» wollle, da ballerte eS säst ei» ganze« Jahr, ehe alle Schwierigkeiten, die sich dem Unternehmen entgegenstellten, behoben waren. Daß sich angesichts solcher Thalsachen der Teutschbühmen die tiefste Unzufriedenheit bemächtigt hat. ist nur allzu leicht erklärlich. * Au» Wien wird gemeldet, daß die Zahl der bisher auf Grund der Ausnahmegesetze auS Wien, Korneuburg uud Wiener-Neustadt polizeilich ausgewiesenen Arbeiter 400 bereits übersteige. Dreiviertel derselben sollen deutsche Staatsangehörige, zumal Norddeutsche sein, die nach dem Erlasse des SocialistengesetzeS sich nach Oesterreich gewendet haben, um dort die socialdemokratische Agitation sortzusetzen. Der größte Theil der au» Wien und Umgebung AuSgewiesenen hat sich nach Ungarn begeben, namentlich nach Pest, wo di« dortigen Gocialdemokraten große Vorbereitungen zur Auf nahme ihrer ankommenden Genossen getroffen haben. * Die Nachricht eine- Berliner Blatte« von einem bevor stehenden Besuche de« Zar« Alexander lll. in Wien hat in Wien große« Befremden hervorgerusen. Die Nach richt ist ganz und gar unglaubwürdig, in den best unterrichteten politischen Kreisen ist von einem solchen Besuche nicht da« Geringste bekannt. * Da- neue serbisch« Cabinet hat sich in der aem^detea usammensetzung mit folgender Abänderung eudgilltg gebildet: iuvovic übernimmt Bauten und interimistisch BolkSwirthschaft, der Iustizminister Marinkovic übernimmt interimistisch Unter richt, während der Gesandte in Rom. Kujandzic, zur even tuellen Uebernabme diese« Portefeuille« hierher beruf« ist. Pirotschanac bat dem neuen Eabinet seine Unterstützung zu» gesichert. — Der König hat an den früher« Ministerprüfi- deuten Christic eia Handschreiben gerichtet, in welche« er dem selben für die ihm in gefahrvoller Zeit gelöste« Dienste sein« Dank ausspricht. * Sin Theil der Schweizer Press« beschllftbgl sich neuerding- wieder mit der Gefahr, welch« die AuSschrertnng« der Anarchisten dem Astzlrecht der Schweiz bring« könnten. Die »Schw. Grenrp." widmet diesem Gegastewd einen Artikel unter der Ueoerschrift .Di« Au«artu»ge» der Gocialdemokrati«', welcher mit den Wort« schließt: ,W ist iedensall» höchste Leit, daß sich die Züricher Polizei z» ganz strengen Maßregeln gegen di- sich dort anshalte«« soäal- demokratischen Agitator« deutscher und anderer Nationalist entschließt, wenn sie nicht die Schweiz selbst d« größt« Verlegenheiten auSse-en will, die keinenfall« auöbletbe» werden, wenn die anarchistische Clique nach wie vor in Zürich ihr Unwesen treiben darf." Die .Hamb. Nachr." bemerk« dazu u. A. „Die Schweiz darf so weaia al« ein anderer Staat dulden, daß die Flüchtlinge »der Fremd«, den« sie Gastfreundschaft gewährt, diese dazu mißbrauch«, nnr die Rechtsordnung oder den Fried« anderer Staaten zu ge fährden. vielmehr ist sie völkerrechtlich durchaus verpflichtet, mit ganz besonderer Sorgfalt alle diejenigen Maßregel» zu treffen, welche nöthig sind, um solch« Mißbräuchen zu wehren. Die« wird namentlich daun der Fall sein, wenn die politische Verschwörung gegm da« Ausland Form« au- nimmt, welche sie dem gemein« verbrechen an di« Sette stellen. In keinem Falle könnte sich jedoch die Schweiz auf ibre Verfassung beruf«, um weitere Schritte gegen di« Anarchisten abrulchnen. E« handelt sich hier um Verpflich tungen dem AiiSlande gegenüber; diese dürspn nicht unter Berufung auf die innere Verfassung Umgang« «erd«." * Die .Lossische Zeitung" erhält von Herrn Bi v rastfern« Björnson den nachfolgenden Brief. Derselbe ist dadiach interessant, weil der Absender in der literarisch« Welt «in« geachtete Stellung einnimmt. Seine Auffassung von den gegenwärtig« norwegischen verfassung-streitig- leiten ist aber anfechtbar. Die Bereinigung von Schweden und Norwegen beruht aus international« Verträgen, schon dadurch ist die einseitige Beschlußfassung de« Storthing« in Christi« nia über eine eventuelle Lösung diese« Verhältnisse« rechtlich unwirksam. Die verfassungsmäßige Macht de« Storthing« kann nicht dahin auSgedeyat werden, daß der König gar kein Recht gegen Beschlüsse habe, die sein Recht zu vernichten oder aufzubeben geeignet sind. Der Brief lautet: An die wohllöbliche Redaktion der „Bossischen Zeitung" in Berlin. Hochgeehrter Herr Redactenr! Sie baden schon früher einmal die wüte gehabt, von mir einige Auskläruogen über den norwegischen Bersassung-streit entgegenzunehmcn; — die Umstände veranlass« mich, sie noch einmal zu belästigen. 1) Der gegenwärtige Kamps ist seiner ganzen Entwickelnng nach eigentlich ein Nationalkampf, in welchem die Bnreankratie und dt« Großhändler — zum größten Thcile sremder Hertunst — der Selbst- regierung de» norwegischen Bolle» widerstrebt haben. Er hat im Lause der Zeit in Norwegen viel« Republikaner geschaffen; dieselbe« habe« sich aber weder zu einer Pattei »usammengrtha». noch iß au» den Aeußerungen irgend eine» hervorragenden Mitgliedes der Linken nachgewiesen, daß der Kamps überhaupt repnbltkaatsche Ten denzen verfolgt. 2) Er dreht sich au«schlleßlich um folgend« drei Pnnttr: ». Hat der König in Sachen de» norwegischen Grundgesetze» ein absolute» Veto, obwohl diese» Gesetz mit keiner Silbe eine» salchen Rechte« erwähnt; b. Hot der König ein Bet» in Bewilligung-fachen, »b- wehl die« im Grundgesetz« ebensowenig erwähnt ist «nd o. darf er eine« Beschluß de« Äorlhing« i, zwei Thelle zerlegen» de» «inen souctionireu und de» andern verwetten. 3) Da die »öni,«macht sich nun seit «ehr al« zwanzig Jahre» geweigert Hot. sich den Wahlen zu unterwerfen — bei der letzten hatte ste von 114 Repräsentanten nur etwa 80 für sich — nmrde da« Reichsgericht naihwendia. Durch allerlei Kunstgriffe Hut >»» die Regierung diese, Proceß et, halb«« Jahr lang « dar Gchwab, erhalten, an» wahrscheinlich ha« sie noch nicht bi« Mittel re ich lost. »m ihn auch fernerhin in die Länge z» zieh»» Und da«, obwohl da« Gesetz eine snwwarisch« Behandlung aa-hrstckltch fordert. Via» kan, h eran« ans die Maral der Partei schließ». «j Venn in au»l»ndilcden Zeitungen an» Chriniania ««er Gtnck» Holm geschrieben wird, al« ob der König da« LttheN HG Reich» gerichi« nicht rrspeetirru würde, sobald bi« Verhandln,tzi» «ßt mehr in dir Länge gezogen «erbe» kbnnen, «nß ich »i«s dir« offenbar nicht in Uebereinsttmwwig mit dem H ' sein kann. Denn dieser weiß eben f» gnt wie ich, Rorwearr, am mis alle Fälle arttlstet zu sei». Mich reitet haben. Da« norwegische voll M»rd« sich in de blicke seine» Eide» ledig fühle». Sollt« I tmffMm R>»n- noch einer solchen
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