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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.04.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188504231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850423
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850423
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-04
- Tag1885-04-23
- Monat1885-04
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.04.1885
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ErsckxtNt ttftlich früh 8'/,Uhr. Kröactisn »nß Lrpk-ition Johaauesgaste 8. -PrechS»airn her Uktscliou: BormitMqö 10—12 Uhr. Nachmittags L—6 Uhr. 84k »«, «X»«», «,<<«««- «»»ttr«, »»ch« i >«»<««> m»l Tageblatt »«r für »t« «ächftfl»-«»« Nummer heftt»»«« I „je rate an Wackenta«« »iS 3 Uhr Nachmitta,«. n » T«m- „» früh »t»'/,» Uhr. 3« tk« FMots« str 3üf.-7innal,«e: Ott« llniverfilSt-strabc 1. Laut« Lisch«, Kathariiiknstr. 33, p. «m »t« '/.» Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. MeO LS,»»» AliannrmrntrPrris viertel,. 4'/, MN. iucl. vrinaerlohu 5 Mk., durch die Post bezog« 6 Mk. I«e emzelne Rümmer 3EPf. Beiegeranplar 10 Ps. Lebübre» für Extrabeilage« (ia Tageblatt-Format analzl) «tz»r Po-bejärdermig 39 M». »it Vofibeförderuug 48 MI. Achernte 6-efpalt«e Petitzeüe SO Pf. Größere Schriften laut «ti. Prei«»erzeich»tß. Tabellarischer u. Ziffrrusatz nach HSHerm Tarif. Lectameu »Mer dem RedactiouSstrich dirsaejpM. Zeile 50 Pf., vor den Familiennachrtchteu die kqespaliene Zeile 40 Pf. Inserate sind lterS a, die Expestttau z» senden. — blabalt wird nicht gegeben. Zahlung praeuoweramäa oder durch Post« Nachnahme. ^ 1IZ. Donnerstag den 23. April 1885. 79. Jahrgang. Amtlicher Theil. Zur Ablagerung von Schutt, Asche, Schlamm und HauS- abfällen jeder Arl wird die Strecke de- allen ElstcrflußbetteS im Roscnthal, links von dem von der Walvstraßenbrücke durch da» Rosenthal nach Gohlis führenden Wege, zur Ablagerung von Schult, Asche und Hansabsällen jed«r Art. drennach mit Ausschluß vo« Schlamm: die sogenannte schwarze Lache un Nonncnholze. recht- von dem Wege, welcher vom Scbleußiger Wege ab durch die Nonne nach der Plagwitzer Straße führt, angewiesen. Diese Ablagerungsplätze haben jedoch lediglich der Stadt Leipzig und deren Bewohnern zur Benutzung zu dienen; da» Ablagern daselbst von Seiten anderer, al» Einwohner hiesiger Stadt und aus anderen Orten ist daher nicht gestattet. Zuwiderhandlungen werden sowohl an denjenigen, welche Schutt. Asche und Hausabsälle und bez. Schlamm an den angewiesenen Platzen unbefugt abgeworfcu, als auch an den» jenigen, welche hierzu Anslrag ertyeilt haben, mit Geldstrafe bi» zu 80 oder mit Haft bis zu 14 Tagen geahndet. Im Uebrigen ist bei gleicher Strafe den Anweisungen der von un« mit der Aussicht Beauftragten bezüglich des An- und Abfahren» und de« Abladens Folge zu leisten. Leipzig, am 17. April 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. G. Wotjnllnss-Vermiettiung. In der 3. Etage des HauSgrundstückS Sellier's Hos "> "" »>d zwei Lfeastrtgen Stube«, einer KüHe, drei Kümmern und sonslige», Zubehör bestehende. Mit Waffer- leituug versehene Wohnung vom I Oktober dteseS Jahre» an geyen einhalbjährliche Kündigung »»cerweit zu vermiethen. Miethgeiuche werden auf dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 17, entgegengenoniinen, auch können ebendaselbst die Ber- »uclhi»igsbkdingungen nebst Inventarium der zu vermiethenden Wohnung eingesehen werden. Leipzig, den 15. April 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Stöß. Vekgimtma-imgl In der Nacht vom 3. zum 4. d. M. ist auf dem Ladeplätze der Packkammer des Postamtes 11. am hiesigen Dresdener Bahnhof rin junger Hund von schwarzer Farbe, mit hellbrauner Brust und braunen Pfötchen (Hündin), zugelaufen. Wir fordern den unbekannten Eigenthümer de- Hunde« hlerdnrch aus, behuss Abbolung desselben sich schleunigst bei unt zu melden. Leipzig, am 18. April 1885. Das P«ltj«ta»1 »rr Ltadt Leipzig. Bretschneider. Rsbr. Faldix. Nicolai-Kyumastllm. Der Schulart«« (Festrede des Herrn vr. Diriug) zur Feier des Aebunstages Sr. Majestät Sr« LäntgS Albert wirb Donnerstag, den 23. April vormittags st Uhr beginnen. Zn geneigter Thcilnahme ladet ün Namen deS Lehrerkollegium» er- gebenst ein Prof, vr. Mayhofi, Rector. Die unterm 13. Februar d. I. erlassene Aufforderung, betreffend Angabe des Aufenthalts de« Fleiichecgi-sellen Johann Sill aus Bergel, SreiS Ohlau, zu ck. SS03/84 ist erledigt. Magdeburg» den 1b. April 1885. Der erste Staatsanwalt. Nichtamtlicher Theil. Dem Könige. Unser Sachsenland begeht heute die siebenundfüufzigste Wiederkehr des Tages, an welchem dem nunmehr in Gott ruhenden Könige Johann ein Sohn geboren wurde, der in der heiligen Taufe den Namen Albert erhielt. Dieser Prinz, unser jetziger König, hat in dem bewegten und arbeitsvollen Leben, welches Er bis zu Seiner Thronbesteigung geführt, voll auf die Hoffnungen erfüllt, welche die Königliche Familie und das Land auf den zukünftigen Herrscher gesetzt hatten. Ein mannhafter, einsichtiger und gerechter Monarch, gleich» wohl den Anforderungen gewachsen, welche die Zeitläufte in Krieg und Frieden an den Fürsten stellen, hat unser geliebter König nunmehr eine Regierungszeit von fast zwölf Jahren, reich an Segen, Ehren und Erfolgen, hinter sich. Aber Seine Person ist unS Sachsen nicht nur an's Herz gewachsen, weil Seine Majestät sich um die Interessen und das Wohl ergehen Seines Lande» in so freudig-selbstloser und auf opfernder Weise kümmert: König Albert ist auch der Stolz de» ganzen deutschen Bolle-, für besten Größe, Freiheit und Selbstständigkeit Er im Donner der Schlacht mit Seinen Tapferen litt und stritt, und uns darum doppelt Werth und theuer. Einer der erprobtesten Paladine unsere« erhabenen Kaiser«, Seines alten Wafsengenossen au« dem Feldzüge gegen Frankreich, steht König Albert treu zum Reiche, dessen Stämme heute, wo Deulschlanv eine Weltstellung wir nie zuvor einnimmt, fest geeint sind, und kaum ein nationaler Festlag. kaum ein ErinncrungStag de- Kaiserhauses vergebt, au de« nicht Sncksen» König Kaiser Wilhelm nahe wäre. Der so deutsch zu fühlen und zu handeln weiß, hat gerecht« Anspruch auf Liebe und Verehrung in den weitesten Kreisen unsere« Volke«. Wer dächte nicht dabei an den be geisterten Empfang, den Seine Majestät i« vorigen Sommer hier i» seiner getreuen Stadt Leipzig auf dem Festplatze be achten Deutschen Buudesschießen» fand! Da» war ei« Jubel unter den Tausenden, die au« Nord und Süd, au» Ost und West de« Vaterlandes, aus Oesterreich, oder sonst her, wo immer Deutsche wohnen, hier versammelt waren, um die edle Schützenkunst in friedlichem Wettstreit ausznllbrn, als der hohe Herr von allen Einzelheiten de» Feste» ein gehend Kenntniß nahm und die feste Hand und den sichern Blick selbst al» Schütze aus dem Schießstande erprobte. Die Erinnerung au diese« unvergeßliche Fest wird auch da» Bild König Albert'» als eine» leutseligen und deutsch empfindrude» Monarchen festhalten, der nimmer fehlt, wenn e« gilt — wie auch damals bei der Niederwald-Feier — den National- gedankcn deutlich zum AuSvruck zu bringen. Die dolle Würdigung der hohen Tugenden und Verdienste unsere» geliebten Königs wird dem Geschichtsschreiber Vor behalten bleiben; un» aber, die wir die Wohlthaten und den Segen Seiner Regierung empfinden, geziemt es heute, für all da» Gute, da» wir von Ihm empfingen und so Gott will noch lange Jahre empfangen werden, da« Bckenntniß innig sten Danke» an den Stufen des Throne» niederzulegen. Jedes treue Sachsenherz bittet heute in dieser festlich« Stunde zum allmächtigen Gotte, daß er Sachse« und fein Königshaus auch ferner in seinem Schutze behalten ruvge. Und so ruf« wir denn au» dankerfülltem Herzen: Hoch lebe und lang' lebe unser geliebter König Albert! Rußland und England. Englands Entschluß, den Frieden um jeden Preis aufrecht zu erhalten, darf al« feststehend betrachtet werden, aber die Form für die Lösung dieser schwierigen Aufgabe ist noch nicht gesunden. Die neueste Depesche Lumsden'S, welche am 21. April in London eintraf, hat lediglich Da- bestätigt, was er zuerst berichtet hat, also, daß die Rüsten die Afghanen angristcn, okne von diesen herauSgesorderl zu sein. Trotzdem hält die „Pall Mall Gazette" an der Hoffnung fest, daß der Friede erhalten bleiben wird. Die englische Negierung stellt sich auf den Standpunct. daß sie über da» Geschehene den Schleier der Vergessenheit breiten, aber wenigsten» Bürg schaften für die Zukunst schaffen will. Aber selbst in diesem bescheidenen Streben wird England von Rußland nicht unter stützt, denn Rußland weigert sich, oie Bcrpsticht.ng. rwzcr gehen, daß cs die neu vereinbarte Grenze unter keinen Um- Uändrn überschreiten werde. An» dieser Weigerung ergiebt sich zweifellos, daß Rußland überhaupt keine Grenzlinie an erkennen, sondern je nach Lage der Umstände seinen Vor marsch nach Indien svrtsetzcn will. Charakteristisch für die Lage ist die Zurückhaltung, welche sich die Regierung im Parlamente auserlegt. Die beliebte Methode, in kritischen Zeitläuften sich auf die Negative zurückzuziehen, wird aus da» Peinlichste sestgchalten. Die Regierung weiß nicht» davon, daß die Afghanen Bala Murghab oder Kuschk ge räumt hätten und daß Komarvff die provisorische Regierung bis zum Paropamisusgebirge ausgedehnt habe, oder daß Rußland eine Regelung zu Gunsten der Freundschaft mit Afghanistan vorbereile. Man ersieht au» diesen Erklärungen nur, daß solche Gerüchte i» Umlauf sind. Nur in einem Punkte hat Lord Fitzmanrice auch etwa» Positive» gesagt und diese» betrifft den Meinungsaustausch zwischen Lord Dufferin und dem Emir von Afghanistan über die Grcnzfraae. dieser sei höchst befriedigend. Da» ist allerdings der Kern der Streitfrage, daß Äbdurrhaman und die englische Regierung in der Grenzangeleqenheit einig sind. Wenn e» der Emir zufrieden ist, daß Pcnschdeh an die Rüsten abgetreten wird, dann können die Engländer diesen bedenklichen Punct wenig sten» äußerlich kälter behandeln, als c» ihnen zu Mulhc ist, dann ist wenigstens Hoffnung vorhanden, daß bei dein über kurz oder lang bevorstehenden EnlschcidungSkamps zwischen Rußland und England der Emir aus Seiten Englands steht. In dieser Beziebunq ist die Verbindung, welche zwischen Eyub Khan und den Rüsten besteht, von Bedeutung; Äbdurrhaman wird dadurch mit der Bcsorgniß erfüllt, daß die Rüsten sich nur scheinbar mit ihm verständigen wellen, um ihn zu ge legener Zeit zu stürzen und durch Eyub Khan zu ersetzen. Abdurrhaiiian legt größeren Werth darauf, daß er im Süden eine feste Stutze vat als im Norden. Er will Herat, Kabul und Kandahar halten und deshalb ist ihm an der Freundschaft England» gelegen. Die Rüsten können ihm nichts nützen, denn diese wollen um jeden Preis bis an den Indischen Occan Vordringen und dazu bedürfen sie Afghanistan- als Operalionsbasis. Die Verständigung mit Rußland kostet Äbdurrhaman seine Souverainetät, er wird dann im besten Falle der Vasall Rußlands, während er den Engländern gegenüber seine Selbstständigkeit behält. Abhängig ist er ja auch von diesen in dem Sinne, in welchem der Schwächere immer dem Rechte des Stärkeren preiSgegebm ist. aber bi« Abhängigkeit von England ist weniger drückend, gerade wegen der »illilairischen Schwäche dieser Macht. Die Erklärung des Lord Fitzmaurice Über das Einver» ständniß zwischen Lord Dufferin und Äbdurrhaman war auch aus dem Grunde sehr wünschenswerth. weil man in England den Ansbruch eines Aufstandes in Afghanistan befürchtet, welcher Äbdurrhaman Thron und Leben ober Freiheit kosten und Eyub Kban wieder an» Ruder bring« würde. Diese Gerüchte scheinen aber grundlos zu sein, denn die Afghanen misten, daß Äbdurrhaman der Fähigere von Beiden ist und baß die russische Herrschaft das Ende der Selbstständigkeit Afghanistans bedeuten würde. Freilich ist der bisherige Zu stand nur durch schwere Opfer aufrecht zu erhalten, aber die Vorbedingung jeden Widerstande« gegen Rußland ist die Ver einigung der afghanischen und «gtiich« Truppen zu diesem Zweck und deshalb würde ein Ausstand in Afghanistan aus russischen Einfluß zurückgesührt werden müssen, aus eigenem Antriebe werden sich die Afghanen schwerlich gegen Äbdurrhaman empören. ^ Lord Churchill hat die Lage in keiner Rede vom >8. April richtig geschildert: Die unter den Eingeborenen Indien» ent standene Bewegung ist durch daS böswillige Vorgehen Ruß. land» mtstand«, und wenn die Verhandlungen mit dieser Macht nicht zu dem Ziele führ«, den feindseligen Plänen derselben ein für alle Mal ein Ziel zu setzen, dann wird die «alische Herrschaft in Indien eia« tödtlichea Schlag er halt« nnv ihre Vernichtung ist nur eine Frage der Zeit. Iber Rußland ist weit davon entfernt, irgend welch« bindende Verpflichtungen zu übernehmen, und darum drängt der Streit zur Entscheidung. Alle Versuche, den Riß nothdürftig zu verkleistern, sind von vornherein vergeblich, die Nachgiebigkeit England- hat den Uebermuth der Rust« nothwendig zur Folge. Entweder England nimmt den ihm zugeworse»« Fehdehandschuh auf und tritt ein in dm Kamps mit Ruß land um die Herrschaft ia Indien oder es leistet kampstos Verzicht aus seine Stellung ia Indien. Eia drittes giebt eS nicht. England ist sich denn auch der Dichtigkeit de< Augenblick» wohl bewußt; nur will di« Regierung um jeden Preis Zeit gewinnen, und au» diesem Grunde die Anstrengung«, den Frieden zu erhalten. Rußland kennt die Ohnmacht England» sehr wohl und macht sich ein besondere« Vergnügen darau«, die Engländer zu verhöhnen. Neulich erklärte die „Moskauer Zeitung", die Besetzung QuettahS durch die Engländer sei ein Willkürakt, heute nennt sie da» Auftreten Lord Dufferin'- in Lahore einen oasuo bsIU und fordert die Räumung von Pott Hamilton. Solche Herausforderungen müßten England darüber belehren, daß der Versuch, Frist zu gewinnen, vergeblich ist. Rußland spricht friedlich und handelt kriegerisch, England spricht kriegerisch und handelt friedlich, da« ist der wesentlich« Unterschied zwischen der Haltung der beiden Mächte. Wenn England statt aller diplomatisch« Verhandlung« uud Par- lamentSdebattcn eine achlunggebietende Macht den Ruff« am Kuschkfluste entgegenstellte, so würde da» eine ganz andere Wirkung erzielen al» alle schriftlichen und mündlichen Proteste, aber mit 500 Mann in Tirpul lasten sich die Streitkräfte Komarofs'S nicht vom Bormarsche nach Herat abbalten. So macht denn auch daS Streben England«, den Frieden ausrecht zu erhalten, nur den allerkläglichsten Eindruck, und e« wäre gar nicht zu verwunde«. wenn die Ruff« an dem Tage, an welchen! der Ausgleich mit England auf dem Papiere zu Stande kommt, Herat besetzt«. Da« Pochen England» aus die Stärke seiner Flotte macht aus Rußland wenig oder gar keinen Eindruck, in Afghanistan können die Engländer nickt mit Kriegsschiffen operiren, und was etwa in der Ostsee auszurichten ist, da« hat der Krimkriea gelebtt. Bomarsund ist zwar noch bei den Ruff« in gutem Andenk«, aber durch ein etwaiges Bombardement von Kronstadt werden sie sich nicht im Vormärsche nach Indien aufhaltm lasten, abgesehen davon, daß die Batterien von Kronstadt manches englische Panzerschiff in Grund bohren dürften. Ganz so leicht dürste eine solche Operation nicht von Statt« geh« wie da» Bombardement von Alexandrien, aus Gegenwehr iiüßte sich Admiral Seymour gefaßt machen. Die Zurück berufung der Garde au» Suakini läßt darauf schließ«, daß die englische Regierung die Möglichkeit eine« kriegerischen Zusammenstoßes mit Rußland noch nicht vollständig au« dem Bereiche der Möglichkeit hinausgewiesen hat; wenn die Ruff« gar zu überniüthig den Machlstanvpunct hernuskchren, könnte sich England doch noch zu einer energisch« Kraslanstrmauug ermannen. — Aber! * Leipzig, 23. April 1885. * Dem einstimmig gefaßt« Beschlüsse der Generalver sammlung vom 22. Februar d. I. gemäß hat da« Präsidium de» Deutschen Colonialvereins im Namen de» ge- sammten Vereins dem Fürsten Reichskanzler zu seinem 70. Geburtstage am 1. April einen Zoll seiner dankbar« Verehrung in folgender Glückwunschadresse entrichtet: Durchlauchtigster FürstI Ueberall im deutschen Lande wird heute der ?V. Geburtstag Ew. Durchlaucht al» ein natiouale« Fest gefeiert — überall in Dank- barkeit und Beredrung de« Begründer» unserer Volkseinheit, des Erweckers unseres Rationalbewußtseins, de« lanqjühngen rühm- nud erfolgreichen Leiters der Reichsregierung gedacht. Der Deutsche Colonialverein fühlt sich vor Allem verpflichtet, au diesem Tage seine ehrerbietigen Glückwüaiche darzubrlngen und Ew. Durchlaucht den tiefgefühlten Dank für die seit Jabren vorbereitete und dann mit Umsicht und Kraft durchgeführte Colonialpolitik aus- zudrücken. So große Schwierigkeiten im vaterlande und außerhalb desselben auch zu überwinden sind — das deutsche Volk wird seinem bewährten Führer folg«, wo eS gilt, das Ansehen der Ration im Anstande zu befestigen, die deutschen Interessen zu schützen, die Absatzgebiete zu erweitern uud zu kichern, neue wirlhschastliche Grundlagen für die «olk-wohlsahrt zu schaffen, für die überschüssigen productiven Kräfte eia erweiterte« Feld nützlicher Thätigkeit auszusochen. Das entschlossen« Eingreifen Deutschlands in die Weltwirthschast ist nicht minder eine Lulturnothwendigkeit. wie eS die Einigung der Deutschen selbst ivar. Die« mit klarem Blick erkannt und mit mächtiger Hand ins Werk gesetzt zu haben, ist ein neues unvergängliches Verdienst Ew. Durchlaucht um unser Volk und wird auf der Ruhmestasel des Lebens Ew. Durchlaucht mit leuchtender Schrift auf immer eingetragen bleib«. Möge die Vorsehung Ew. Durchlaucht noch viele Jahre rüstige Kraft gnädig verleih«. — Möge der treue Diener seines Kaiser« und Herrn, der «eise und kraftvolle Fübrer de« deutsch« Volkes noch lang- zum Seg« de« Vaterlandes die Geschicke de« Deutschen Reiches je, k«. In vollster Ehrerbietung verharren wir Ew. Durchlaucht Deutscher Lolontalvereiu. Nam«S desselben: Da« Präsidium: (gez.) Fürst zu Hohenlohe- Langenburg. vr. Miguel, vr. Hammacher. * Du« l3. verzeichniß der bei dem Reichstag ein- aegangenen Petitionen enthält namentlich eine sehr große Anzahl von Petitionen aus Handwerkerkreisen um Annahme de- von dem Abg. Ackermann eingebrachten Gesetzentwurfs über Abänderung der Gewerbeordnung. * In der gestrigen Sitzung der «it der Borberathung der Kranken, und Unfallversicherung der land» und forstwirthschastlichen Arbeiter betrauten Com mission deS Reichstag« wurde angeregt, die Besorgung der Geschäfte womöglich den Organen der Selbstverwaltung zu überweisen, so daß also für Preußen die Kreise, die Section«, die Provinz« die Genoffenschaft bilden und durch ihre Organe verwalten lasten würden. Die Regierung erkannte, wie verlautet, diese Vorschläge al« unter Umständen ganz zweckmäßig an und alaubte, daß nach dem Wortlaut d^ Ge setzes eine derartige Regelung möglich sei. Dadurch könnte allerdings einer der nicht ganz unberechtigt« Einwände gegen den Entwurf, dir Kostspieligkeit der Verwaltung und die Umständlichkeit de» Bersabrens betreffend, beseitigt werden. Die Rücklegung eine« obligatorisch« Reservesond« wurde von der Commission abgelehnt und blieb e« bei der Bestimmung der Vorlage, daß die Ansammlung eine« Reservesond« zu- zulasten sei. * In Berlin fand am Dienstag vordem Ober-Gee- Amt im Reichskanzler-Amt die Verhandlung geg« den Eapitain Winter. Führer de» dem Norddeutschen Lloyd gehörigen Dampfschiffes „Hohenstaufen" statt. Der .Hohenstaufen" hat bekanntlich bei Gelegenheit einer Ge- schwaderubung Sr. Majestät Scbiss die „E orvette Sophie" am 3. September 1884 gegen V,2 Uhr Mittag» unweit der Jahdemünbung in der Nordsee angeraant und dabei der „Sophie" ein große» Leck beigebracht, so daß die „Sopbie" sich schleunigst in da» Dock nach Wilhelmshaven schleppen lasten mußte. Auch der „Hohenstaufen" erhielt derartige Be schädigungen, daß er seine Reis« — er war mit Pastagier« und Gütern nach Baltimore bestimmt — unterbrechen mußt«, um in daS Dock nach Bremerhaven zurück zugehm. Dem Capitain Winter wirv nun vorgcworsen, er hätte die internationalen-Bestimmungen auf See verletzt, indem er hinter da» UebungSgcschwader hätte herumgeh« müssen und nicht, wie geschehen, durch daS Geschwader hindurch. Da« Geschwader fuhr zur Zeit der Katastrophe in Kiellinie mit 800 Metern Abstand. Winter ist demzufolge unter An klage gestellt worden. Da» See-Amt zu Bremerhaven hatte sich nun am 24. November v. I. mit dieser Angelegenheit beschäftigt und den Winter durch Urtheil vom S. December v. 3. von der Anklage freigesprochen. Der Reichs-Commissar hatte den Autrqg ans Patent-Entziehung gestellt. Gegen dieses Urtheil hat der ReichS-Commiffar die Berufung eingelegt. Anläßlich dessen beschäftigte sich da« Ober-Sec-Amt mit dieser Affaire. Da« Auditorium besteht ausschließlich au« SchiffS-Capitainen. Den Vorsitz des Gerichtshofes führt Staat«-Secretair Lxcellenz von Möller, Ober-Reich-- commistar ist der Navigations-Lehrer vr. Romberg. Nach Vereidigung der fünf Beisitzenden referitt Eontre- Avniiral Freiherr von Schleinitz Uber den Zusammen stoß in eingehender Weise und verliest die vor dem See-Amt zu Bremerhaven gemachten Zeugenaussagen. Ober-Reichs- Commiffar Navigationslehrer vr. Romberg plaidirt ans Patent-Entziehung, während der Bertheidiger des Capitains Winter, welcher persönlich erschien« war, Capitain Ober länder, in längeren Ausführung« um Freisprechung seine« Klienten bittet. — Da- Urtheil lautete dahin, daß der Spruch deS SeealntS zu Bremerhaven z u bestätigen und die Kost« der Ncichscasse aufzuerlegen seien. Entgegen dem Seeamt zu Bremerhaven nimmt das Oberseeamt dre unmittelbare Schult» des Angeklagten an dem Zusammenstoß an. da derselbe ver suchte. das kaiserliche Geschwader zu durchschneid«. Es wäre aus Entziehung deS Patents erkannt worden, wenn der An geklagte nicht oisher tadelsfrei sich geführt hätte. * von Wilhelmshaven ist kürzlich das Vermessung», sahrzeug (früher Kanonenboot I. Ct.) .Drache" i» See ge gangen, um mit d« Bermefsuugsarbeiten in der Nordsee zu beginn« Es soll« m diesem Jahre d«r- wiegend Vermessung« der Elbe bis Hamburg hinaus statt find«. zu welchem Zwecke Hamburg (wie schou «rwähut) eine Beisteuer geben wird. * Wir lesm ia der .Post": .Der Staat-minister vr. Lucius, welcher al» Generalbevollmächtigter Sr. kaiferl. und königl. Hoheit des Kronprinzen fungitt. hat ia diesen Tag«, wie wir der .Schlesischen Zeitung" entnahm«, e«e zweitägige Conserenz in Sybillenort mit dem Grafen Vitzthum, dem Vertreter Sr. Majestät de- Königs v«n Sachsen, gehabt zur Regulirung der Auseinandersetzung der Lehn»- «nd der Allodialherrschaft Oel«. Wie wir jetzt hör«, ist in allen wesentlich« Punct«, die überhaupt bei der Zweifelhaftigkeit mancher Verhältnisse spruchreif sind, eine völlige gütliche Einigung herbeigesührt worden: insdesond«« ist der Plan für den in beiderseitigem Interesse zur Arron- dirung wünschenswerth« Austausch von Grundstücken fest- gestellt und dem definitiven Abschluß nahe geführt worden. Danach gehen wahrscheinlich vier kleinere Allodialgüter in den Besitz Sr. kaiserl. und königl. Hoheit des Kronprinz« über und werdm mit dem Thronlehcn endgiltig vereinigt werden". * In einer Besprechung des preußischen Lehrer- pensionSgefetzeS sagte die .Kreuzzeitung" vor wenigen Tagen: „Die weitestgehenden Differenz« treten bei der Be rathuna der Vorlage zu Tage in Betreff der Frage: Wer die Zahlung der Pension zu übernehmen habe. Zwar darin war man allseits einverstanden, daß fortan die vielfach usuelle Inanspruchnahme deS StellengehaltS — meist bi- zu V, — fort- sallcn soll. ES wird gewiß in Lebrerkreis« mit Freud« be grüßt werden, daß dieser für den Nachfolger hart drückende und für den Emeritus nicht» weniger al« angenehme Modus endlich beseitigt wird." Und nun vergleiche man damit dci, Rauckhaupt'schen Antrag, der wieder dem Amtsnachfolger einen großen Tbeil der PmsionSlast auserleg« will, und t,c Anstrengungen, welche die konservative Partei macht, diese» Antrag durchzubringen. * Der in Posen erscheinende .Orendownik" enthält eine Correspondenz „von der Grenze", nach welcher gegenwärtig in Westpreußen mit der Ausweisung von Unter- thanen aus Russisch-Polen sehr streng vorgegangcn wird. Der Correspondent theilt mit, eS sei von dem Land rathsamte vor einer Woche eine Verfügung gekommen, die er zwar nicht gelesen habe, über deren Inhalt er jedoch vc» Beamten Folgende» gehört habe: ,,l) Zunächst sei dc» Gendarmen und Zollbeamten andesohlen worden, einen Jede», der aus Pol« komme und sich durch eine Legitimation nickt ausweiscn könne, an die Grenze zurückzusuhr«; 2) Personen, wclcke auS Polen hernbergekommen und bier beschäftigt sino, sollen alsbalv auSgcwiesen werden; 3^ Person«, welche sick bier angekanst babcn. sollen sich derartig einrichten, daß, wenn die AusweisiingSversügling kommt, sie ohne Weiteres dieser Versügung Nachkommen können; diese Personen sollen pro tokollarisch vernommen werden." * An den Fürsten Karl vonFugg er-Babenhausen, der soeben die Erbschaft seinrS verstorbenen Bruder- an- getretcn, hat der deutsche Kronprinz folgendes Schreiben gerichtet: .Hochgeborener Fürst! Mit schmerzlichem Be dauern habe ich durch Euer Liebd« freundliche Anzeige von dem Ableb« Ihres BrnderS. des Kürst« Leopold Karl Maria Fugger-Babenbaus« Kenntniß erhalt«. An dem schweren Verluste, welcher Euer Liebd« und der« Haus betroffen bat, nehme ich einen um so wärmeren Antheil, al« ich den Heim- gegangen«, dessen klare» und besonnene» Urtheil über deutsche Fragen zu hör« mir stet« zu besonderer Freude gereichte, näher gekannt und ausrichtigst geschätzt habe. Mit besoudercr Wcrthschätzung verbleib« ,ch Euer Liebd« freundlicher (ge; ) Friedrich Wilhelm. Berlin, den 14. April 1885."
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